FC Eintracht Norderstedt 03
  Norderstedt (49–69)
 
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1949

08.01.1949: Der. Streit um die Roulett-Kugel geht weiter: Nach Cuxhaven, Barmstedt und Garstedt bewirbt sich jetzt auch Reilingen um die Errichtung eines Spielkasinos. Auf alle fälle ? Vater Staat wird gewinnen.

07.02.1949: Am 21. Dezember kam es zur Gründung einer Casino-Betriebs-AG., die in Bramstedt, Garstedt und einigen anderen Städten in Schleswig-Holstein Spielkasinos er- öffnen wollte. Verträge sind zwar noch nicht abgeschlossen worden, jedoch hatte die Casino-Betriebs-AG., als deren "Direktor . und Vorstand" sich Beyers durch Visitenkarten legitimierte, schon mehrere Besichtigungen vorgenommen. Die Casino-Betriebs-AG. wurde auch notariell beglaubigt, und zwar mit einem Betriebskapital von zwei Millionen D-Mark. Davon hatte Beyers für sich und ein durch ihn erfundenes Bankhaus Schröder in Wetzlar eine Million D-Mark gezeichnet, obwohl er selbst über kein Bargeld verfügte.

16.04.1949: In Garstedt bei Hamburg werden von der Gesellschaft Elwerath, Erdölwerke Hannover, Erdölvorkommen vermutet. Auf Grund der bisherigen seismographischen und geologischen Feststellungen soll mit den ersten Bohrungen bereits in den nächsten Tagen begonnen werden.

16.05.1949: Ein Spiralo-Spielkasino soll noch in diesem Monat im "Altonaer Hof" am Ochsenzoll, unmittelbar vor den Toren Hamburgs, eröffnet werden. Diese Tatsache ist von der Gemeindeverwaltung Garstedt, obwohl sie sich über alle Einzelheiten in Stillschwelgen zu hüllen versucht, zugegeben worden.

21.05.1949: In Garstedt regt es sich! Nach dem Bohrturm und dem Spielkasino soll es jetzt eine "Ladenstraße" bekommen. Am Schmuggelstieg nach Ochsenzoll, der eine feste Decke und eine neue Brücke über die Tarpenbek erhalten hat, sollen die Verkaufsbuden verschwinden und durch etwa zehn feste Holzpavillons ersetzt werden. Man spricht von einem kleinen Jungfernstieg. Die Budenbesitzer sind allerdings weniger erfreut.

25.05.1949: Im "Altonaer Hof" am Ochsenzoll macht man lange .Gesichter. Die Eröffnung des Spielkasinos, die für den kommenden Sonnabend vorgesehen war, ist hinausgeschoben. Die technischen Einrichtungen sind noch nicht fertiggestellt, sagt man. Aber die Gründe scheinen andere zu sein, denn die Garstedter Spielbank ist ein Zweigunternehmen des Münchener Leha-Spielkasinos, das geschlossen wurde. Im Januar hatte man in München die Genehmigung für das Spiralo erteilt, weil es sich um ein Geschicklichkeits-, nicht um ein Glücksspiel handelt. Jetzt ist man gegenteiliger Ansicht. Auch das Kasino Timmendorferstrand mußte schließen. Der Croupierlehrgang, in dem der ehemalige Chefcroupier von Zoppot, Schiemann, 36 Croupiers ausbildete, wird heute, wie vorgesehen, abgeschlossen.

02.07.1949: Garstedter Grundeigentümer sehen sich als Öl-Magnaten. Geologen rechnen mit einem Erdöl-Vorkommen am Forst Styhagen in 1500 Meter Tiefe. Die Arbeiten sind auf 500 Meter angelangt. Der Bohrturm wurde im April errichtet.

11.07.1949: Die Garstedter Autobuslinie fährt jetzt nach neuem Fahrplan, der eine wesentliche Verkehrsverbesserung bedeutet. Dreimal täglich fährt der Bus ab Bahnhof Ochsenzoll in Richtung Pinneberg, ebenso oft in umgekehrter Richtung; in Schneisen berührt er die Endstation der Linie 22. Der Bus für den Garstedter Ortsverkehr fährt jetzt über Ochsenzoller Straße bis zum Gasthof Eisele. Wünschenswert wäre eine dichtere Verkehrsfolge.

03.09.1949: Die Gemeinde will den Schmuggel-Stieg zu einer ansehnlichen Geschäftsstraße ausbauen. Die Straße gehört zum Teil zu hamburgischem, zum Teil zu holsteinischem Gebiet. Nach anfänglichen Schwierigkeiten haben sich beide Verwaltungsgebiete damit einverstanden erklärt den Ausbau der Geschäftsstraße zu unterstützen

27.09.1949: Die Erdölbohrung Quickborn 2" ist bei einer Tiefe von 1400 Metern ohne Erfolg eingestellt worden.

01.10.1949: Was für das Stadtinnere der Jungfernstieg, Ist jetzt am Ochsenzoll der Schmuggelstieg. Wo einst als es noch eine dänisch-hamburgische Zollgrenze gab, Bauern und Händler ihre Ochsen über die Tarpenbek schmuggelten, ist eine freundliche, schmucke Ladenstraße entstanden, ein neues Einkaufszentrum für die nördlichen Vororte Hamburgs und die Nachbarorte Garstedt Harksheide und Glashütte. Gestern, am Er- öffnungstag, war Hochbetrieb und die Geschäftsleute zeigten sich mit dem Verkaufserfolg in ihren neuen Läden sehr zufrieden.

18.10.1949: Ein neuer Bohrturm wurde in Garstedt aufgestellt, nachdem die ersten Erdöl-Bohrversuche bei einer Tiefe von 1500 Metern aufgegeben werden mußten.

19.11.1949: 500 Meter hinter dem Bahnhof Ochsenzoll zieht sich die Schleswig - holsteinische Grenze entlang. Hin und her fluten hier täglich Tausende von Menschen. Jenseits der Tarpenbek, die auf eine lange Strecke die Grenzlinie bildet liegt Garstedt. Eines unserer Redaktionsmitglleder unterhielt sich mit Bürgermeister und Gemeindedirektor über Probleme und Pläne dieser Großgemeinde. der kaum zu ertragen ist. Bisher hat Hamburg es abgelehnt, einen Gewerbesteuerausgleich zu zahlen. Immerhin, wir haben berechtigte Hoffnungen, daß man dort noch ein Einsehen hat. Sonst sind die Sorgen hier, ähnlich wie in den meisten anderen schleswigholsteinischen Gemeinden. Die Einwohnerzahl ist rapide gestiegen. 1914 war Garstedt noch ein Bauerndorf mit 2300 Einwohnern. Bis zum Ausbruch des zweiten Weltkrieges war die Zahl bis über 4000 gestiegen, und heute sind es genau 9214 Einwohner. Davon sind 2829 Flüchtlinge aus den Ostgebieten, 1183 ausgebombte Hamburger und 125 Zuwanderer aus den übrigen Westgebieten. 80 bäuerlichen Betrieben stehen jetzt 300 gewerbliche Unternehmen gegenüber. Man möchte zwar noch weitere Gewerbebetriebe heranziehen, im großen und ganzen aber will Garstedt doch freundliche Gartenstadt im Grünen bleiben. Erst in diesen Tagen wurden 3000 junge Bäume, Birken, Linden und Pappeln, an den Straßen angepflanzt. Die Garstedter Luft ist ' gut, sagen die Arzte. Das macht die Höhenlage, denn der Ort liegt auf der -'gleichen Höhe wie die Spitze der Hamburger Michaeliskirche. _ Elendsquartiere haben wir, so sagt der Bürgermeister, in unserer Gemeinde glücklicherweise nicht. Trotzdem liegt natürlich auf dem Wohnungssektor vieles im argen, und der Wohnungsbau ist auch hier das brennendste Problem. Zur Zeit wird im Nordteil der Gemeinde an einer Siedlung mit zunächst 12 Doppelhäusern gebaut weitere dreiundzwanzig Doppelhäuser sind geplant, mit großen Gärten und der Möglichkeit, Kleinvieh zu halten. Im nächsten Frühjahr beginnt eine gemeinnützige Genossenschaft mit dem Bau von achtzig Zweieinhalbzimmerwohnungen. Die zum 1. Oktober eröffnete freundliche Ladenstraße am Schmuggelstieg hat viel Anklang gefunden, und die Geschäftsleute sind zufrieden. Jetzt soll, dem Altonaer Hof gegenüber, ein Rundbau entstehen, der neben einigen Läden ein Kino mit 400 Sitzplätzen enthält Der Plan für ein Spielkasino im Altonaer Hof hat sich zerschlagen, Von einigen Punkten der Ohe - Chaussee <^Z^2i in Garstedt hat man -~~ """ ? eine herrliche Aus- - jf ' <^ * sieht. Frei schweift der Blick über das JXf Moorgelände hinweg bis zu den Türmen Hamburgs, die bei klarem Wetter leicht zu unterscheiden sind. Der Michel, St. Petri, Nikolai und der Rathausturm machen es deutlich: Garstedt liegt in der "Harn burger Hemisphäre". Überall sind Einfluß und Nähe der Hansestadt spürbar. Verwaltungsmäßig allerdings gehört Garstedt zum Kreise Pinneberg, zu Schleswig-Holstein. Das ergibt mancherlei Umständlichkeiten. Bis vor kurzem noch mußten die Garstedter, wenn sie in ihre Kreishauptstadt wollten (etwa zum Amtsgericht oder Gesundheitsamt), mit der Hochbahn von Ochsenzoll nach Hamburg fahren und von dort mit der Eisenbahn weiter. Im vergangenen Sommer erst Wurde "ine private-Auto" bttsHrrre*- -nach '""H"foe#g " "etegeriehtet Das zuständige Finanzamt liegt in Elmshorn, das Versicherungsamt gar in Heide. Daß aber Garstedt trotzdem ein Vorort Hamburgs ist, geht wohl am deutlichsten daraus hervor, daß rund 80 */? der Beschäftigten ihren Broterwerb in Hamburg finden. Ist es da ein Wunder, daß viele Garstedter von einem ?Anschluß" an die große Nachbarstadt träumen? 1946 waren von den Parteien schon einige Anbahnungsversuche unternommen worden, aber in Hamburg legte man wohl keinen allzu großen Wert auf dieses Stiefkind Im Norden der Stadt. Im freundlichen Backsteinbau des Rathauses treffen wir Bürgermeister Lange und Gemeindedirektor Dose. Ja, sagen beide, das ist unsere Hauptsorge: Unsere Garstedter verdienen ihr Geld in Hamburg, aber sie geben es auch dort aus. Jedes größere Stück an Bekleidung oder Gebrauchsgütern wird natürlich in der Stadt gekauft vielfach sogar die Nahrungsmittel. Das bedeutet einen Ausfall an Gewerbesteuer, bedauerlich für die Gemeindekasse. Die Ölbohrungen am Forst Styhagen wurden nicht fündig. Jetzt versucht man es nahe dem Friedrichsgaber Weg, wohin der Bohrturm verlegt wurde. Der Plan für Kanalisation und Wasserleitung bleibt vorläufig in der Schublade, aus finanziellen Gründen. Im Wettbewerb um die Gestaltung eines neuen Friedhofes erhielt der Hamburger Architekt Dr. Kindt den 1. Preis. Die vorhandene Schule reicht bei weitem nicht mehr aus. Der Plan zu einer neuen, achtklassigen Schule, die am Lütjenmoor gebaut werden soll, liegt der Landesregierung In Kiel zur Genehmigung vor. "

1950

04.01.1950: Ein Teil Garstedts Ist von der Gemeindeverwaltung zum Aufbaugebiet erklärt worden. Um den landschaftlichen Reiz des Ohegebletes nicht zu z-rstören, wurde dieser Landstrich von der Maßnahme ausgenommen.

21.01.1950: Der schleswig-holsteinische Sozialminister Damm sprach mit einem. Vertreter des Abendblattes zum erstenmal über die Pläne seiner Landesregierung, im Gebiet am Hamborg Flüchtling" nnd Botenftaabtuger anzusiedeln : und durch Industrie- and Wirtschaftsbetriebe die notwendigen Arbeltsstätten m schaffen, um die Menschen wieder seßhaft zu machen. Der- Anfang soll im Gebiet von Garstedt-Friedrlchsgabe, das verkehrsmäßig von der neuen Ochsenzoller Bahn erschlossen wird, noch in diesem Frühjahr gemacht werden. Das Gebiet gehört zu den Kreisen Pinneberg und Stormarn, hatte vor dem Krieg 11000 und 1946 21 000 Einwohner. Nach dem Plan soll die Zahl der Einwohner durch die Umwandlung in ein Wirtschafts- und Wohngebiet auf 30000 bis 33 000 erhöht werden.

15.02.1950: Schnellbahn und Wohnungsbau In vierzehn Tagen wird auf Garst e d t e r Gebiet mit den Erdarbeiten für die Bahn Meschensee ? Ochsen zoll begonnen, erklärte Bürgermeister Lange gestern auf der Garstedter Gemeindevertretersitzung. Hundert von den 536 männlichen Erwerbslosen der Gemeinde werden dadurch Beschäfti- *ung erhalten. Die neue Bahn soll als Schnellstraßenbahn mit Oberleitung gebaut werden. Man rechnet mit der Inbetriebnahme bereits in Jahresfrist. Durch den Verkauf des Posthauses an die BundesV,'?J. wdrd die Gemeinde Mittel erhalten, den Schulneubau in diesem Frühjahr zu beginnen. Kreis und Landesregierung geben Zuschüsse. Anfang März wird mit dem Bau von Wohnblocks, die zusammen 53 Wohnungen erhalten, in der Nähe des Rathauses begonnen. 200 neue Wohnungen sollen insgesamt noch in diesem Jahr in Garstedt fertig werden. Es liegt ein Gesamtbedarf von 300 Wohnungen vor. Garstedt* Neubürger wollen in Garstedt bleiben. 145 Antragsformulare für die Umsiedlung wurden ausgegeben. Aber nur 15 Familien haben sich zur Umsiedlung gemeldet. Die Assimilation der Flüchtling" kommt auch in der "teigenden Zahl der Ehen zwischen Neubürgern und Alteingesessenen zum Ausdruck.

11.03.1950: Bei einer gemeinsamen Sitzung der Gemeinderäte von Garstedt und Harksheide protestierte Garstedt gegen die Absicht, den Ortsnamen in Ochsenzoll abzuändern. Die Garstedter erklären, daß diese Umbenennung nur Verwirrung schaffen würde. Von wirtschaftlichen oder politischen Vorteilen könne keine Rede sein. Die heutige Bezeichnung Ochsenzoll sei eine Geländebezeichnung, die sich auf Harksheide, Garstedt und Langenhorn erstreckte.

05.04.1950: Das Gesundheitsamt des Kreises Pinneberg hat sämtliche Barackenlager seines Gebiets überprüft. Im Ergebnis dieser Untersuchung werden fast alle Baracken, mit Ausnahme der festen Holzbauten in Garstedt, nach ärztlichen Gesichtspunkten als abbruchreif bezeichnet.

19.04.1950: Bürgermeister Lange wurde auf der gestrigen Gemeinderatssitzung in Garstedt, Krs. Pluneberg, wieder zum Bürgermeister gewählt und übernimmt gleichzeitig, als für die Verwaltung iVerantwortlicher, auch die Geschäfte des in den Wartestand tretenden Gemeindedirektors Dose. Zum Bürgervorsteher wurde der Fjüchtlingivertreter Manthei gewählt.

19.05.1950: Eine große Freibadeanstalt in der Tarpenbek- Niederung soll für die 25 000 Einwohner der Gemeinden Garstedt, Glashütte, Harksheide und Friedrichsgabe geschaffen werden.

09.06.1950: Die Bohrversuche nach Erdöl bei Garstedt sind jetzt bis in eine Tiefe von 1800 Metern getrieben worden. Die Bohrer sind dort auf eine außerordentlich harte Kreideschicht gestoßen und mehrfach abgebrochen.

10.06.1950: Für die Deutung des Ortsnamens Garstedt gibt es zwei Versionen. 1. stedt - Stätte, Gar - Teil des Vornamens Gero. Vermutlich war dieser Gero einer der vielen kleinen holsteinischen Ritter und Begründer des Ortes Garstedt. ? 2. Die Ritter sollen angeblich aus Garstedt ihre Ger-Stangen geholt haben. Die erste Version ist wahrscheinlich die richtige. Die Gründung des Ortes fällt ln das 11. bis 12. Jahrhundert.

03.12.1950: Ein langer Weg wird kürzer Über eine direkte Autobus-Linie von G a r s t e d t nach Hamburg berichtete gestern abend der Garstedter Bürgermeister Lange auf der Gemeinderatssitzung. Die Linie soll vom Ortskern Garstedt über die Ochsenzoller Straße, Langenhorn und Alsterkrugchaussee führen. Ein Privatunternehmen hat einen Antrag auf die Konzession gestellt.

1951

01.03.1951: Als ein "Steckenpferd" des schleswigholsteinischen Landkreises Pinneberg wird augenblicklich der Plan einer "inneren Umsiedlung" von Heimatvertriebenen aus ganz Schleswig-Holstein in den Raum der "Drei-Kreis-Ecke" Pinneberg-Segeberg-Stormam mit den an Hamburg grenzenden Gemeinden Garstedt, Friedxichsgabe und Harksheide diskutiert. Unter der Bezeichnung "Dr. -Kather-Plan" sollen 40 000 Heimatvertriebene in einer Art "Flüchtlingsstadt" unmittelbar vor den Toren Hamburgs angesiedelt werden. Die im Bau befindliche Schnellbahn Ochsenzoll? Ulzburg soll dieses neue Siedlungsgebiet erschließen. Die Kreise Stormarn und Segeberg haben sich in einer Stellungnahme gegen dasProjekt ausgesprochen, da sie durch diese "innere Umsiedlung" die Übersiedlung von Heimatvertriebenen aus Schleswig-Holstein in andere westdeutsche Bundesländer gefährdet sehen. Der Stormarner Landrat, Siegel, bezeichnet den Plan als bedenklich, da nach seiner Meinung mit dieser "Flüchtlingsstadt" ein neues Notstandsgebiet entstehen würde. Das Ausnützen von Arbeitsplätzen in Hamburg wird bezweifelt, da die Hansestadt bisher zu dem Projekt nicht gehört wurde. Die drei Landkreise gründeten eine Arbeitsgemeinschaft. Heute nimmt eine Außenstelle des Schleswig - holsteinischen Landesplanungsamtes, die Arbeit in Harksheide auf.

21.04.1951: Wandervorschlag: Im Norden unse rer Stadt liegen weite Wiesen-, Moorund Waldgebiete. Sie sind zum Teil noch einsam, herb und ursprünglich. Hier kann es passieren, daß ein Rudel Rehe plötzlich den vom hohen Knick eingefaßten Weg überquert. Feldhuhn und Fuchs kann der Wanderer beobachten. ? Wer aus äer U-Bahn Ochsenzoll herauskommt, fällt geradezu über ein schwarz-gelbes Schild, das nach Garstedt weist Wer ihm folgt, kommt über die Tarpenbek und die Miniatur-Ladenstraße Schmuggelstieg direkt auf das Lokal "Altonaer Hof" zu. Jetzt linkshalten, und 150 Meter weiter, wo sich die Straße gabelt, den rechten Zweig nehmen. Wir brauchen nur der Straße nachzugehen, am Garstedter Rathaus vorbei, bis zum "Weißen Roß". Wer es eilig hat oder nicht "so gut zu Fuß" ist, der kann bis an diese Ecke mit dem Mullikas-Autobus fahren. Unmittelbar am Gasthaus biegen wir rechts hinein, in die Schulstraße und gehen dann dem Wegweiser nach, auf dem "Hasloh Feldweg" steht Wir sind im alten Kern des Dorfes Garstedt. An einem zerfallenen Luftschutzbunker teilt sich der Weg. Wir halten uns-links. In wenigen Minuten hat lieh das Bild gänzlich geändert Jetzt sind wir "vollends draußen", zwischen hohen Knicks in einer typisch holsteinischen Koppel* Landschaft am Horizont von Wäldern begrenzt, von hübschen Eichengruppen auf den Wiesen unterbrochen. Neben dem ungepflasterten, stark ausgefahrenen Feldweg läuft ein schmaler, fester Fuß- und Fahrradweg. Nach etwa zehn Minuten Marsch liegt links das Gut Marienlust. Noch 500 Meter weiter und wir gehen den Feldweg links hinein, dann, nach 50 Meter, bei einem etwas ramponierten Drehkreuz, rechts einbiegen, auf den schmalen Pfad, der zwischen Wiesen und Feldern läuft. Der freie Blick ist herrlich und voller Romantik. Vor uns liegt Mischwald, in den unser Pfad einmündet. Wenn unser Wäldchen sich lichtet, haben wir rechts ein mooriges Stück Heideland. Unser Pfad wird breiter, rechts kommt ein Weg nach Hasloh her. Fast einen Kilometer wandern wir nun unter Eichen. Dann haben wir bereits das erste Bönningstedter Gehöft zu fassen. Wir gehen links hinunter und in einem großen Bogen durch den Ort zum Bahnhot der Kaltenkirchener Bahn.

12.05.1951: Das hatte der Landarbeiter bestimmt nicht erwartet, als er sich im Ohemoor bei Garstedt die Pfeife ausklopfte: Das Moor geriet in Brand. Die Garstedter Feuerwehr mußte löschen. 2000 Quadratmeter Moor fielen den Flammen zum Opfer,

12.11.1951: Die Garstedter Jungen und Mädel können sich freuen, denn mit ihrer neuen Mittelschule, für die am Sonhabend das Richtfest gefeiert wurde, erhalten sie endlich auch eine vorbildliche Turnhalle.

1952

13.09.1952: Wandervorschlag: Auch wenn die Felder schon abgeerntet sind, ist. dieser Weg zwischen Knick. Busch und Laubwald reizvoll. Schnell bringt uns die Hochbahn nach Ochsenzoll, und nach ein paar Minuten haben wir die Stadtgrenze hinter uns. Wir stoßen auf die Segeberger Chaussee, biegen links ein in Richtung Garstedt. Nach 10 Minuten Chausseewanderung nehmen wir den zweiten Weg, der rechts ins Garstedter Feld führt, biegen nach weiteren 10 Minuten wieder links "Bb und kommen über die Mühlenau an den Forst Styhagen. Falls uns gerade einer der zumeist gesperrten Wege freigegeben sein sollte, können wir quer durch den Wald gehen. Sonst umwandern wir ihn in einem gemächlichen Umweg nach. Haslohfeld. Wir gehen jetzt fast im Kreise und finden bald nach Garstedt und von da zwischen anmutigen, neuen Siedlungshäusern In einer guten halben Stunde wieder nach Ochsenzoll zurück.

01.10.1952: Schon jahrelang wird an der 12 km langen Strecke für die Schnellbahn Ochsenzoll ? Beckershof (über Garstedt/ Harksheide) gebaut Die Gleisarbeiten sollen in dieser Woche beendet werden. Jetzt fehlen lediglich noch 50 m Strecke auf Hamburger Gebiet Weil es mit dem Grundbesitzer zu keiner Einigung kam, hat das Bezirksamt Nord ein Enteignungsverfahren eingeleitet. Der Betrieb kann frühestens im März 1953 aufgenommen werden, denn die Kieler Werke können die Triebwagen nicht früher liefern.

04.10.1952: Hamburgs Schleswig - holsteinische Randgemeinde Garstedt weiht heute ihre schöne neue Volksschule am Lütjenmoor ein. 15 Monate ist daran gebaut worden. Die Schule ist äußerst modern und zweckmäßig eingerichtet, enthalt zwölf Klassenräume, Werkraum, Physiksaal, Lehrküche mit Gasund Elektroherden und je eine Duschanlage für Jungen und Mädchen. Alle Räume sind an die zentrale Schulfunkanlage angeschlossen. Über die vorbildliche Turnhalle freuen sich nicht nur die Schulkinder, sondern auch die Garstedter Turner, die damit endlich eine brauchbare Ubungsstätte bekommen.

29.10.1952: Rund 350 000 DM stehen dem Kreis Pinneberg für die Erschließungsarbeiten in den Hamburger Randgebieten Garstedt und Friedrichsgabe zur Verfügung. Die Landesregierung Schleswig-Holstein und das Landesarbeitsamt haben diese Gelder bereitgestellt. Sie sind als erste Zahlung für die wirtschaftliche Erschließung dieser Bezirke gedacht. Im Rahmen der "innergebietlichen Umsiedlung" sollen dort, wie die Kreisver. waltung Pinneberg erklärt, in den nach, sten zwei Jahren etwa 800 Wohnungen gebaut werden. Im gleichen Zeitraum sollen acht bis zehn neue Betriebe angesiedelt werden, um zusätzliche Arbeitsplätze zu scharfen.

1953

16.04.1953: Die Organisation einer Massenveranstaltung, wie sie Hamburg im kommenden August beim Deutschen Turnfest erlebt, erfordert an der Spitze einen Mann mit klarem Kopf und einem für die Turnersache schlagenden Herz. Das baben die deutschen Turner wohl bedacht, als sie Carl Ohl, den Vorsitzenden des Hamburger Turnverbandes, zum Orga* nisator dieses "Festes der Hunderttausend" berief en. Seit einem Jahre schon leitet er von seinem Büro in der Kaiser- Wilhelm-Straße aus die turnerische Generalstabsarbeit. Wenn am 4. August die Turner den Schlüssel der Hansestadt aus den Händen des Bürgermeisters empfangen, dann erst ist Ohls Arbeit beendet. Carl Ohls Leben bewegte sich die ersten Jahrzehnte um Hamburg herum. Am 28. Dezember 1886 wurde er in Barsbüttel geboren. "3000 Meter hatte ich vom Elternhaus bis zur Hamburger Grenze zu laufen." Als 16jähriger begann der angehende Lehrer, der 1913 an der Universität Kiel seinen Turn- und Sportlehrer "baute", mit dem Fußballspiel. Noch vor dem ersten Weltkrieg, aus dem er dreimal verwundet heimkehrte, gründete Ohl 1913 in Garstedt einen Turnverein. Seitdem ist er ein treuer Jünger Jahns. Es gibt kaum ein Amt in einem Turnverein und später in der Verbandsarbeit, das Ohl nicht bekleidete. Er diente sich durch alle durch; und selbst heute noch hält er es nicht für zu gering, im Niendorfer Turn- und Sportverein, den er gleichfalls 1919 gegründet und 30 Jahre geleitet hat, das Amt des Kassierers zu führen. Seine große Sorge aber ist, daß seine Niendorfer Turner noch immer keine Turnhalle besitzen! Ehe der pensionierte Schulleiter morgens sein Heim in Lokstedt verläßt, weilt er gern im Garten. Ohl ist ein leidenschaftlicher Blumenfreund. Im Sommer füllen sie sein Haus mit ihrer Blütenpracht.

07.08.1953: Kaninchengroß war ein Tier, das Landarbeiter an der Tarpenbek bei Garstedt fingen. Man tippte zuerst auf Bisamratte. Fachleute aber sagten: Ein Nutria, das wahrscheinlich aus einer Pelztierfarm entwichen ist. Einem der Jäger biß dos erboste Tier in die Hand.

29.08.1953: Garstedts Jungen sind tiefbetrübt. Sie dürfen ihre Drachen nicht mehr südlich der Ohe-Chaussee steigenlassen. Der Flugverkehr werde gefährdet, meint die Gemeindeverwaltung. Wie wir vom Amt für Verkehr erfahren, wird eine "Drachenverordnung" vorbereitet, die um Fuhlsbüttel einen erweiterten Sperrkreis entlang der Einflugschneise festlegt.

1954

19.01.1954: Das Alster-Nebenflüßcheii Tarpenbek soll nicht länger von Abwässern verschmutzt werden. Wie Ortsamtsleiter Schade mitteilte, beabsiditigt der Kreis Pinneberg, die Gemeinde Garstedt an das Hamburger Sielnetz anzusdiließen. gb.

30.01.1954: Weil in Garstedts Gemeindekasse kein Geld ist, wurde die seit 40 Jahren bestehende Pflegestation auf Ratsbeschluß aufgelöst. Der Gemeindeschwester wurde gekündigt. Eine Handvoll Bürger war damit nicht einverstanden, griff zur Selbsthilfe und gründete den "Gemeindepflegeverein", der nun aus Mitgliederbeitragen und Spenden die Pflegestation aufrechterhält. Schwester Helene, seit 1946 Gemeindeschwester in Garstedt, kann also weiter durch die Gemeinde radeln und den Kranken helfen.

04.03.1954: Der Flugplatz soll in Richtung Niendorf bis zur Robert-Blum-Straße verlängert werden. Außerdem wird erwogen, eine zweite Start- und Landebahn südwestlich vom Garstedter Weg bis zur Paul-ßorge-Straße heranzulegen. Muß man den Lärm der Düsenflugzeuge in die Großstadt hineintragen? Warum legt man nicht die Hauptflugzeugplätze irgendwo in der Einsamkeit, nahe der Autobahn an, oder baut ehemalige Feldflugplätze aus? Der jetzige Flugplatz sollte im Rahmen einer größeren Planung nur noch örtliche Bedeutung haben, zum Beispiel für Hubschrauber zwecks Beförderung der Fluggäste in die Großstadt. Es hat immer geheißen, Niendorf solle Gartenstadt werden. Jetzt will man

02.04.1954: Schon seit Monaten häufen sich die Klagen der Bewohner von Langenhorn, Garstedt, Harksheide und Glashütte, weil jugendliche Rowdys die Gegend am Ochsenzoll, zwischen Bahnhof und Segeberger Chaussee, unsicher machen. Daß sie mit ihren Fahrrädern den Eingang zum Kino und den Fußweg oft gänzlich blockieren, wird noch als harmlos angesehen. Belästigt fühlen sich die Passanten durch die unflätigen Redensarten, die ihnen nachgerufen werden. Ganz harmlos ist es schon nicht mehr, wenn ihnen die Hüte vom Kopf geschlagen werden. Schlägereien, von den jugendlichen Rowdys angezettelt, sind immer wieder vorgekommen. Im Januar mußte ein Fünfzehnjähriger, der überfallen worden war, als er mit seiner Schwester aus dem Kino kam, verletzt ins Krankenhaus gebracht werden. Das Ochsenzoller Kino liegt wenige Meter von der Landesgrenze auf schleswig-holsteinischem Gebiet. Wir haben dort eine "Dreiländerecke", wo die Kreise Stormarn, Pinneberg und das Land Hamburg aneinander grenzen. Darin liegen gewisse Schwierigkeiten für die polizeilichen Maßnahmen. Die Hamburger Polizei mit ihren Peterwagen kann nur über die Grenze hinweg eingreifen, wenn sie gerufen wird, wenn unmittelbare Gefahr besteht. Für das Gelände am Kino ist die Harksheider Polizei zuständig. Sie besteht aus drei Beamten, und die haben ein (in der Hauptsache ländliches) Gebiet zu betreuen, das sich stundenweit nach Norden und Nordosten erstreckt. Außerdem sind sie nicht sehr beweglich. Ihre "schnellen" Fahrzeuge sind Fahrräder. Gut wäre es sicherlich, wenn sich die Zuständigen aus den Kreisen Stormarn, Pinneberg und vielleicht auch Segeberg zusammensetzten und sich über eine Neuorganisation der Polizei am Grenzpunkt Ochsenzoll Gedanken machen würden. Rund 20 000 Menschen wohnen in diesem Gebiet im Norden Hamburgs, und es hat seinen ländlichen Charakter längst verloren. Ein Radiostreifenwagen würde hier bei den Einwohnern das Gefühl der Sicherheit erhöhen, nicht nur im Hinblick auf die Rowdys vom Ochsenzoll, r.

05.07.1954: Die vorläufige Dienstenthebung des hauptamtlichen Bürgermeisters von Garstedt, Lange, hat der Gemeinderat am Wochenende in einer Mitternachtssitzung beschlossen. Gleichzeitig hat der Gemeinderat beim Innenminister des Landes Schleswig-Holstein die Einleitung eines Dienststrafverfahrens mit dem Ziel der Entfernung Langes aus dem Amt beantragt. Der Gemeinderat wirft dem Bürgermeister vor, daß er in der vergangenen Zeit seine Befugnisse wiederholt überschritten und die Selbstverwaltungsrechte des Gemeinderatea mißachtet habe. So soll Lange in einer Gemeinderatssitzung erklärt haben: "Meine Herren, das können Sie ruhig beschließen. Ich handele doch anders." Ferner wird Lange vorgeworfen, daß er während seiner Krankheit Verfügungen seines Stellvertreters im Amt einfach rückgängig gemacht habe. Dadurch sei in der Gemeinde Rechtsunsicherheit entstanden. Zuständig für derartige Beschwerden des Gemeinderates ist eigentlich die kommunale Aufsichtsbehörde, nämlich der Kreis Pinneberg. Da Lange jedoch gleichzeitig stellvertretender Landrat ist, hat der Gemeinderat die Kreisverwaltung in diesem Fall als befangen abgelehnt und direkt den Innenminister angerufen. Bürgermeister Lange, der noch krank ist, hat dem Hamburger Abendblatt zu den Vorwürfen erklärt: Von der Mitternachtssitzung des Gemeinderates habe er erst am Tage danach durch das Protokoll erfahren. Es sei nicht richtig, in seiner Abwesenheit Beschuldigungen gegen ihn zu erheben, gegen die er sich nicht direkt verteidigen könne. Zu den Beschuldigungen selbst sagt Lange, sie entbehren jeder Grundlage

24.07.1954: Falls der Landrat des Kreises Pinneberg den Bürgermeister Lange nicht sofort beurlaubt, will der Garstedter Gemeinderat Anfang nächster Woche geschlossen zurücktreten. Gegen Bürger-, meister Lange hat der Gememderat in der vergangenen Woche ein Dienststrafverfahren eingeleitet. Auch seine eigene Fraktion (SPD) hat sich gegen ihn ausgesprochen. Die BHE-Fraktion will außerdem einen Strafantrag wegen Untreue im Amt stellen. Der zur Zeit erkrankte Bürgermeister erklärte, daß alle gegen ihn erhobenen Vorwürfe "haltlos seien.

27.07.1954: Der Bürgermeister der fast 10 000 Einwohner zählenden Gemeinde Garstedt an der nördlichen Grenze Hamburgs, Friedrich Lange, ist vom Pinneberger Landrat Schinkel vorläufig von seinen Dienstgeschäften entbunden worden. Der Gemeinderat hatte, wie berichtet, die Beurlaubung einstimmig gefordert. Dem Bürgermeister wird vorgeworfen, eigenmächtig gehandelt und den Gemeinderat in seinen Rechten beschnitten zu haben. Der Gemeinderat fordert von der Kreisverwaltung als kommunaler Aufsichtsbehörde eine Untersuchung und ein Dienststrafverfahren gegen Lange.

14.10.1954: Der Schleswig - holsteinische Innenminister hat der Gemeinde Garstedt mitgeteilt, daß gegen den seit Juli beurlaubten Bürgermeister Friedrich Lange ein Dienststrafverfahren eröffnet wird. Der Garstedter Gemeinderat hatte im Juli geschlossen mit Rücktritt gedroht, falls Lange nicht beurlaubt werde. Ihm wird vorgeworfen, mehrfach Beschlüsse der Gemeindevertretung mißachtet und den Gemeinderat in seinen Rechten beschnitten zu haben.

03.11.1954: Der Leserbrief "Der Winter naht" in Nr. 252 spricht ein dringendes Anliegen vieler Fahrgäste der Alster-Nordbahn aus. Hinzuzufügen ist, daß nicht nur die Station Meeschensee ohne Wartehalle ist, sondern auch die Station Garstedt- Richtweg, so daß auch hier die Fahrgäste ohne jeden Schutz wie auf freiem Felde in Sturm und Regen die Wartezeit verbringen müssen. Eingaben sind schon vor einem Jahr an die Alster-Nordbahn und an den zuständigen Kreisausschuß in Pinneberg gemacht worden; ohne Erfolg. W. Keesenberg, Garstedt

11.11.1954: Rund 2000 DM hat der Kassierer der Gemeindewerke in Garstedt, Richard L. in den vergangenen Monaten unterschlagen. Das wurde auf einer Sitzung der Garstedter Gemeindevertretung bekanntgegeben. Ein Strafverfahren ist eingeleitet. Schon 1952 soll der Kassierer 300 DM veruntreut haben, die er in Raten zurückzahlte. "Es ist ganz klar, daß Bürgermeister Lange die Unterschlagung vertuscht hat," sagte Gemeindevertreter Mikat (BHE). Wie berichtet, läuft gegen Bürgermeister Lange seit längerer Zeit ein Dienststrafverfahren

1955

06.01.1955: Strenge Bräuche in Garstedt: Die Gemeindewerke haben beschlossen.Hausanschlüsse für Gas und Strom nur noch anzulegen, wenn die Arbeiten sofort bar bezahlt werden. Ratenzahlung wird nur in Notfällen genehmigt.

11.01.1955: Das in einem Hamburger Vergniigungsbetrieb untersagte "Royal-Ballspiel" soll für die hoffnungslos verschuldete Gemeinde Garstedt rettender Strohhalm werden. Die "Royal-Spielbetriehe G.m.b.H." will das Spiel im Altonaer Hof, 25 Meter von der Landesgrenze entfernt, wieder beginnen. Die Aussicht auf zusätzlich 60 000 DM Steuern jährlich hat die Garstedter Gemeindeväter ermuntert. Das rouletteähnliche "Royal-Ballspiel" wird von den Unternehmern als Geschicklichkeitsspiel und von den verbietenden Behörden als Glücksspiel bezeichnet. In Hamburg besteht eine schon zur Tradition gewordene Abneigung gegen derartige Spiele. Die 9150 Einwohnergemeinde Garstedt dagegen hat 800 000 DM Darlehensschulden. Kein Wunder, daß die Gemeindeväter freudig Zugriffen. Aber das Innenministerium in Kiel hat auf eine höfliche Anfrage der Gemeinde ein Fernschreiben an die Garstedter Polizei gesandt: "Vorhaben sofort unterbinden!" So geht es nicht, sagen die Garstedter. Zumindesten muß das Ministerium einen ordentlichen Verwaltungsbescheid geben, gegen den wir dann Einspruch erheben können. Wenn das Ministerium sich nicht weiter äußert, dann soll am 16. Januar im Altonaer Hof das Spiel beginnen. gb.

17.01.1955: Gestern sollte im "Altonaer Hof" am Ochsenzoll ? 25 Meter von der Landesgrenze entfernt ? das in Hamburg untersagte "Royal-Ballspiel" eröffnet werden. Kurz vorher erschien jedoch Polizei aus Pinneberg und verhinderte die Eröffnung des Spiels. Der schleswig-holsteinische Innenminister ist nämlich der Ansicht, daß es sich um ein Glücksspiel handelt. Die an den Steuereinnahmen interessierte Gemeinde Garstedt dagegen bezeichnet das "Royal-Ballspiel" als Geschicklichkeitsspiel und stützt sich auf ein Gutachten der Physikalischen Bundesanstalt. Die Spielbankleitung will jetzt beim Verwaltungsgericht eine Aussetzung der polizeilichen Verfügung beantragen.

26.02.1955: Schleswig-Holstein will "Trabantenstädte" entwickeln ? im Kraftfeld Hamburgs, aber auch im Strahlungsbereich der eigenen Wirtschaftszentren Kiel, Lübeck, Neumünster . . . Die Idee kommt aus dem Sozialministerium: Man will den Flüchtlingen, die endgültig im Lande bleiben, bessere Erwerbspositionen schaffen. Von unserem Redaktionsmitglied Georg Zimmermann Kiel, 26. Februar Ob hier ein Acker, da ein Waldstück neuen Wohnblocks oder Industrieanlagen weichen soll, gilt oft als eine technische oder wirtschaftliche Frage, als eine Sache der Zweckmäßigkeit oder des Nutzens und ist doch ? niemand soll sich täuschen ? eine Frage, die den Menschen trifft: Seinen eng gewordenen Lebensraum, sein Verhältnis zum Boden, der ihn trägt und nährt, zur Landschaft, die ihn formt und bildet ? vor allem aber geht es hier um Verantwortung für gegenwärtiges und künftiges Menschenschicksal. Es besteht Anlaß, daran zu erinnern. * Schleswig-Holstein, das "Land wider Willen", hatte vor dem Kriege 1,6 Millionen Einwohner. Heute leben dort ? keineswegs in entsprechend erweiterten Unterkünften ? 2,7 Millionen. In jeder Regierungserklärung wird der Vergleich strapaziert. Wer aber das Land durchstreift, mit dem Auto, mit der Eisenbahn, das weite Marschengrün entlang der Elbe bis zu den Kögen, das bewegte Hügelland im Ostseewind von Ratzeburg bis an die Förden, der wird die ministeriellen Sorgenfalten schwer verstehen. Was sind hier 2,7 Millionen Menschen? Fehlt es an Initiative, an Organisation, an wirtschaftlichen Möglichkeiten? Oder nur an Geld? Die ?innere Umsiedlung' Initiative entwickelt Sozialminister Asbach: Zehn Jahre nach dem Kriege ? sagt er ? müssen die letzten Flüchtlingsprobleme zu lösen sein! Die große Umsiedlungsaktion des Bundes, die das Land entlasten soll, wird Schleswig- Holstein einige hunderttausend Menschen ? ja, man muß schon sagen ? "kosten". Denn es sind nicht die Schlechtesten, die sich jetzt aufraffen! Gegen Ende des Jahres wird man wissen, wie groß der Rest ist, der endgültig im Lande bleibt. Minister Asbach meint: 765 000! Für sie plant er die "Innere Umsiedlung", die Tausende aus der Verlorenheit weltabgeschiedener Barackenlager lösen und in günstigere Ausgangsstellungen führen soll. * Aber unter diesen 765 000 sind auch die Alten, die Kranken, die Frauen ? Sozialfälle, bei denen fast jeder "Konsumort" gleichwertig ist, weil hier wie dort für den Unterhalt gesorgt werden muß. Unter den 765 000 sind auch alle, die sich längst im Lande umgesehen und ihre Chancen genutzt haben: Mancherlei neue Industrien sind ja schon entstanden und zwar mit Hilfe der Flüchtlinge! Hat man gewußt, daß sich im Agrarland Schleswig-Holstein eine ansehnliche Tabakindustrie entwickelt hat: vier Zigarettenfabriken, sieben Tabakfabriken, sechs Kautabakbetriebe und sechzig Zigarrenmacherstuben? Von den 3206 Industriebetrieben zwischen Nord- und Ostsee sind 636 im Besitz von Flüchtlingen! Und jede dritte Arbeitskraft in der Industrie ist ein Heimatvertriebener.' Man hat sich offenbar schon zusammengelebt. Arbeitslose gibt es kaum. Die Zahl ist seit Februar 1950 von einer Viertelmillion auf 75 000 gesunken ? im Verhältnis also weit stärker als in Hamburg. Die innere Umsiedlung soll diese Zahl noch weiter senken. Hamburg wieder attraktiv Innere Umsiedlung, bessere Ausgangspositionen, Trabantenstädte . . . dabei denkt man in Kiel ganz offenbar zuerst an den Hamburger Raum. Hamburg ist wieder attraktiv! &(WB-."ch|gW"ri. Stadt und Hafen ?hier obeh'invtofett \finkef nach dem Kriege gegenüber der" westlichen Industriegebieten und Nordseehäfen zunächst und zeitweilig ins Hintertreffen zu geraten. Aber das hat sich ge- ändert, sobald die hamburgischen Kaufleute und Reeder wieder auf den Weltmärkten erschienen. Hamburg ist wieder Kristallisationskern. Wie vor 25 Jahren. Damals hat sich der unvergeßliche Professor Dr. Fritz Schumacher, einer der geistvollsten europäischen Städtebauer, Sorgen um die wachsende Stadt und ihre damals noch engen politischen Grenzen gemacht. Damals entstand ? von ihm selbst allerdings bald wieder verworfen ? die Idee der "Trabantenstadt". Schumacher wußte, daß man Menschen nicht in beliebiger Entfernung von ihren Arbeitsstätten ansiedeln kann. Ihm war es mehr darum zu tun, sie ? gegen alle Schwierigkeiten ? näher heranzuführen, etwa die Werftarbeiter südlich der Elbe anzusiedeln. Nun ist es fast ein Kuriosum, daß die Idee von der anderen Seite und mit anderen Vorzeichen wiederbelebt wird. Und zwar mit entschiedenen Akzenten. Nicht, "Schlafstädte" für Hamburger Arbeitskräfte, die in der Millionenstadt keine Wohnung gefunden haben, sind das Ziel, sondern eigenständige Wohngebiete, selbständige Wirtschaftskörper mit eigenem Handwerk, eigener Industrie werden hier geplant. Ihre Trabanteneigenschait ist nicht als Abhängigkeit gedacht, sondern als Nutznießung! Profitieren sollen sie von der nahen Großstadt, von den Beziehungen zur hamburgischen Wirtschaft, zum Großhandel, zur Industrie und dem Weltverkehr zu Lande, zu Wasser und in der Luft. Davon verspricht man sich Auftrieb ? sicherlich mit Recht. Das ist dann endgültig! Sie rechtzeitig zu erkennen, sie zu lenken und in der Hand zu behalten, kann nicht nur eine verwaltungstechnische Frage sein. Es ist eine Frage, die Millionen angeht, in Hamburg wie in .Hq^st.eüv.,Denn; ,ih" -Labensraum wird hier jVera^derkllnd^Bestsdtet. Und was da Gewicht der^förtSs ? en<"ffltigt Schumacher sah es, 1926 aus der Hamburger Perspektive; tals er sagte: "Wenn man auf Hamburgs Kraft vertraut, hat Hamburgs Umgebung ein noch größeres Interesse an einer vernunftgemäßen Regelung dieser Fragen, als Hamburg selbst ? denn alles Ungeordnete wird diese Umgebung zuerst treffen!" Uns scheint, heute sollte sich Hamburg für diese Entwicklung interessieren, und zwar sofort, denn "alles Ungeordnete" wird auch Hamburg treffen. Oder ist es gleichgültig, wenn die Grüngürtel um Hamburg eines Tages verschwunden sind und "Trabantenstädte" mit der Millionenstadt zusammenwachsen? Die Forderung, die sich hier für die Politiker ergibt, kann nur heißen: Landesplaner an einen Tisch und sinnvolle Raumordnung! Das Beispiel Ahrensburg "Schlafstädte belasten uns nur!" sagt man in Kiel und verweist auf das Beispiel Ahrensburg, wo Hamburger Arbeitskräfte in Massen wohnen und den Kommunaletat mit Ausgaben für Polizei, Schule, Straßenbau und Versorgungseinrichtungen belasten, ohne in gleichem Maße zu den Kosten beizutragen: "Jährlich 200 Mark müßten wir für jeden dieser Einlogierer haben. Aber nur 35 Mark bekommen wir im Wege des zwischenstaatlichen Lohnsteuerausgleichs!" Ihre Konsumkraft ist offenbar nur ein schwacher Trost. Die Tatsache, daß Ahrensburg heute infolge der starken Bautätigkeit 117 km Straßen unterhalten muß, von denen aber nur 30 km befestigt sind, macht das Problem deutlich. Zwar drängt das Sozialministerium, aber in Hamburg hat man ? wie übrigens auch in Kiel ? den Eindruck, daß es mit den "Trabantenstädten" noch gute Weile habe. Zunächst fehlt es an Geld. Das Land ist aber bemüht, für die innere Umsiedlung der Heimatvertriebenen die gleichen Bundeszuschüsse zu bekommen, die bei der zwischenstaatlichen Umsiedlung gezahlt werden. Und die Ansiedlung neuer Industrien macht ? wenn auch langsam ? unverkennbare Fortschritte, zum Beispiel in Glinde und im Kreise Pinneberg. Wedel entwickelt sich in raschem Tempo. Hinter dem Norderstedtprojekt ? dem Plan, das unmittelbar an den nördlichen Hamburger Stadtrand bei Ochsenzoll grenzende holsteinische Landgebiet energisch zu einer Trabantenstadt zu entwickeln ? stehen bereits dreizehn interessierte Gemeinden von Garstedt bis Quickborn undlllzburg. Schließlich laufen solche Projekte nicht mit einem Gongschlag an, sondern es handelt sich um Entwicklungen. Die Entwicklung aber ist bereits im Gange.

28.04.1955: Seit der Ochsenzoller Sonntagsmarkt eingestellt worden ist, versucht man in Garstedt auch feiertags Ware einzukaufen. Die Wirtschaftsvereinigung Garstedt weist nachdrücklich auf die Strafbarkeit des Sonntagsverkaufs für Kunden und Händler hin

20.06.1955: Zum Unglück in Garstedt Ganz Ochsenzoll hat den Kopf geschüttelt, als vor zwei Jahren die Alster-Nordbahn Wirklichkeit wurde. Obwohl die ?anschlußbereif-liegenden Schienen der U-Bahn Ochsenzoll eine Untertunnelung der Langenhorner Chaussee und Ohechaussee geradezu selbstverständlich erscheinen ließen, haben die Erbauer es vollbracht, daß nun Jahrzehntelang Tausende von Menschen Ihre Fahrt unterbrechen, neue Karten lösen, über die sehr belebte Langenhorner Chaussee hasten, sich und die übrigen Verkehrsteilnehmer gefährden, und daß weitere Unglücksfälle die Chronik bereichern.

25.06.1955: Frau G. H. aus H.: "Vielleicht haben Sie schon von dem Terror der Halbstarken in Ochsenzoll, Harksheide und Garstedt gehört. Mein Mann (55) und ich waren neulich im Kino. Als wir hinausgingen ? mein Mann kann wegen einer Beinprothese nur langsam vorankommen ? , bekam er einen so heftigen Stoß von einem Burschen, daß er vornüber hinstürzte. Gott sei Dank verletzte er sich nicht. Der Bengel, etwa 18 Jahre alt, wurde sofort von einer Horde Gleichgesinnter umringt, die johlten und gröhlten. Kein Mann kümmerte sich um diesen Rohheitsakt. Alle hatten Angst, denn die .Schläger von Ochsenzoll' sind berüchtigt. Sie zögern nicht, sie schlagen drauflos. Gibt es keinen Schutz für uns, kein Recht? Was nutzt die Planung eines Bürgerschutzes, wenn die Bürger Angst haben?" . Meine Antwort: Die Zustande in Ochsenzoll sind stadtbekannt. Die Konzentration pöbelhafter und schlagfreudiger Halbwüchsiger hat Formen angenommen, daß man schon von einem "Gang" sprechen kann, dem Zusammenschluß einer Bande. Es ist so empörend, immer wieder zu lesen, wie diese Burschen meist ältere Menschen grundlos anfallen und sie zusammenschlagen, daß hier endlich einmal die Polizei Vollmacht haben sollte, diesem üblen Spuk ein Ende zu bereiten. Die Gerichte sollten den Paragraphen 125 des StGB (Landfriedensbruch), der bis zu 10 (!) Jahren Zuchthaus vorsieht, zur Anwendung bringen. Ich bin nicht für organisierten Bürgerschutz. Ich bin für die Anwendung der Gesetze. Und es scheint mir völlig gleichgültig zu sein, ob Ochsenzoll noch in Hamburg, Harksheide schon in Schleswig-Holstein liegt. Hier sollten die Behörden wie Pech und Schwefel zusammenhalten, um den Terror dieser jugendlichen Gangster zu brechen.

30.06.1955: Als verantwortlicher Entwurfsbearbeiter und Bauleiter der Alsternordbahn darf ich zu dem Leserbrief in Nr. 140 feststellen: Das entsetzliche Unglück von Garstedt an der Kreuzung Ohechaussee hat mit dem Tunnelbau am Bahnhof Ochsenzoll gar nichts zu tun. Die Kreuzung Ohechaussee ist im Gegensatz zu den Straßenkreuzungen Langenhorner Chaussee und Ochsenzoller Straße ln Garstedt von Anfang an schienengleich projektiert worden und wird auch in den nächsten Jahren schienengleich bleiben müssen. Die Alsternordbahn hat Verkehrszahlen erzielt, die selbst die kühnsten Träume übertreffen. Damit wird und muß das Problem des Tunnels früher oder später akut werden. Es ist nicht daran gedacht, nur mit einem Fußgängertunnel die Langenhorner Chaussee zu unterführen, sondern die Alsternordbahn soll eines Tages ohne Umsteigeverkehr auf dem heutigen Gleis der Güterbahn bis Ohlsdorf an die U- und S-Bahn herangeführt werden. Die Bevölkerung der Trabantenstadt Norderstedt aber hofft mit Recht, daß sie eines Tages nur mit einem Umsteigen ln Ohlsdorf in etwa 45 Minuten die City erreicht und damit Norderstedt eine Wohnform gefunden hat, die der erfüllbare Wunschtraum von vielen Menschen sein wird.

08.07.1955: Zu den schweren Vorwürfen, die im vergangenen Jahr in öffentlicher Gemeinderatssitzung gegen den früheren Garstedter Bürgermeister Friedrich Lange erhoben wurden, erklärte Bürgervorsteher Remstedt in der Sitzung der Gemeindevertreter, die Staatsanwaltschaft habe mitgeteilt, daß zur Einleitung eines Strafverfahrens gegen den Beschuldigten kein Anlaß gegeben sei. der Bürgermeister der fast 10 000 Einwohner zählenden Gemeinde Garstedt an der nördlichen Grenze Hamburgs Ende Juli 1954 vorläufig von seinen Dienstgeschäften entbunden worden. Der Gemeinderat hatte die Beurlaubung gefordert, weil er sidi durch das "eigenmächtige" Handeln des Bürgermeisters in seinen Rechten beschnitten glaubte. Dazu kam nodi der Vorwurf der Begünstigung im Fall einer Unterschlagung und der Untreue, Beschuldigungen, die dann zur Strafanzeige bei der Staatsanwaltschaft durch den Gemeinderat führten. Der Hauptausschuß will in seiner nächsten Sitzung beraten, ob gegen die Entscheidung der Staatsanwaltschaft Rechtsmittel eingelegt werden sollen. Wie damals ausführlich berichtet, war

31.08.1955: Über unzulängliche Straßenbeleuchtung rund um den Ochsenzoll ist viel geklagt worden. Die Gemeindeverwaltungen Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe und Glashütte wollen jetzt gemeinsam eine moderne Neonröhren-Beleuchtung anschaffen. Kosten: mindestens 50 000 DM. ?

1956

29.02.1956: Bald keine Baracken mehr in den Randgemeinden Schenefeld, Garstedt und Friedrichsgabe! Noch in diesem Jabr sollen die Notunterkünfte für Flüchtlinge und Ausgebombte abgerissen werden. Die Bewohner kommen großenteils in Neubauwohnungen. Auch Elmshorn soll völlig barackenfrei werden.

06.04.1956: ".Landesplaner an einen Tisch!" ? Die Forderung, entstanden aus bohrender Sorge um die regellos wuchernde, landschaftzerstörende bauliche Entwicklung im Hamburger Ausstrahlungsbereich, ist nicht ungehört verhallt: Seit einem halben Jahr bemühen sich die Regierungen von Hamburg und Schleswig -Holstein Dem im Oktober gebildeten "Gemeinkamen Landesplanungsrat" beider Länder, der gestern im Hamburger Rathaus unter dem Vorsitz von Bürgermeister Dr. Sieveking seine zweite Konferenz abhielt, ist von seiner "Abteilung II", den Fachbeamten, ein ganzes Bündel grundsätzlicher Forderungen vorgelegt worden. Und alle wurden zum Beschluß erhoben! Man ist sich einig! Diese Kartenskizze zeigt den Verlauf der sechs Aufbauachsen s ammengestellt, der nicht weniger als 88 Punkte enthält. Es geht da um Siedlungsfragen, um die Sanierung verdorbener Gebiete und nicht zuletzt um den Landschaftsschutz. Hier öffnet sich ein weites Arbeitsfeld mit erfreulichen Ausblicken. Breiten Raum haben in den Besprechungen auch die Verkehrsprobleme eingenommen. Man denkt an Querverbindungen von der Westküste zum Barsbütteler Knoten, an den Anschluß der Alsternordbahn und der Altona-Kaltenkirchener Bahn an das Hamburger Verkehrsnetz, An Eibfähren, an den Ausbau des Flughafens und die Anlage eines Motorsportflugplatzes bei Rissen. Manches ist Zukunftsmusik. Aber beruhigend ist das Bewußtsein, daß die Entwicklung richtig gesehen und unter Kontrolle genommen wird. * Bürgermeister Dr. Sieveking, der in diesem Jahre den Vorsitz führt ? im nächsten Jahre wird es Ministerpräsident v. Hassel sein ? schloß seine Übersicht gestern mit interessanten Bemerkungen über die Grenzen der Entwicklung Hamburgs. Dar Raum für neue Industrien, sagte er, wird knapp, vor allem in den Gebieten künftiger Hafenerweiterung. Auch Wohngebiete für die Arbeiter neuer Industrien stehen nicht mehr unbegrenzt zur Verfügung! ? Kurz: ?Hamburg ist an weiterem Wachstum nicht sonderlich interessiert. Wir Im Vordergrund steht das Problem der "Trabantenstädte". Schleswig-Holsteins Sozialminister Asbach, seit Jahren um die Einordnung seiner 750 000 Vertriebenen (bei einer Grundbevölkerung von 1,6 Millionen!) bemüht, gilt als Initiator der Idee, schleswig-holsteinische Städte und Gemeinden im Kraftfeld Hamburgs auszubauen. Der "Gemeinsame Landes-Planungsrat" hat diese ? zum Teil bereits aktivierten ? Pläne gestern systematisch Eusammengefaßt. Sechs "Aufbau-Achsen", von der Peripherie der Hansestadt in den Raum Schleswig-Holstein ausstrahlend, werden nun deutlich. An ihren Endpunkten soll entstehen, was man nicht immer ganz zutreffend als "Trabantenstädte" bezeichnet hat. Unsere Skizze zeigt den Verlauf dieser Achsen: 1. Pinneberg ? Uetersen ? Elmshorn 2. Garstedt-(Norderstedt) ? Kaltenkirchen 3. Ahrensburg ? Bargteheide, Oldesloe 4. Steinbek ? Glinde ? Schönningstedt 5. Bergedorf ? Billetal ? Schwarzenbek 6. Bergedort ? Reinbek ? Geesthacht Freunde und Verteidiger der heimatlichen Landschaft werden sich freuen zu hören, daß der Landesplanungsrat beschlossen hat: "Die zwischen den Aufbauachsen liegenden Räume mit noch nicht oder wenig verformten landwirtschaftlichen und landschaftlichen Strukturen sollen in ihrem Zustand erhalten bleiben!" um eine straffere Raumordnung. Das heißt: Sachsenwald, Bredenbeker Teich, das obere Alstertal und das Gebiet der Alsterquelle, das Billetal, das Eibufer bei Wedel und Geesthacht, der Raum um Großensee und Lütjensee, dazu einige Bauernlandschaften und weitere Erholungsgebiete sollen ihre Struktur behalten. Man wird hier ? hoffentlich ernsthaft ? um den "Schutz der Landschaft" besorgt und bemüht sein! * Bemerkenswert ist die Haltung des Landesplanungsrates gegenüber dem Projekt "Norderstedt". Im nördlichen Randgebiet der Hansestadt hatten sehr aktive, an der wirtschaftlichen Förderung der schleswig-holsteinischen Randgemeinden interessierte Kräfte geradezu eine "Bewegung" entfesselt, dreizehn Gemeinden zu einer Großgemeinde zusammenzufassen. Der Landesplanungsrat empfiehlt aus besserer Überschau eine andere Lösung. Er unterscheidet drei Besiedlungsabschnitte. 1. Garstedt ? Harksheide? Glashütte, 2. einen Mittelabschnitt mit Falkenberg, Heidberg und Friedrichsgabe, 3. den Nordabschnitt mit Henstedt und Quickborner Heide. Die Fachleute meinen: Den ersten Abschnitt sollte man nur ordnen und verbessern, nicht aber ausbauen. Auch im Nordabschnitt müsse das Ansetzen von Industrie zunächst unterbleiben. Entwickeln ? durch Industriesiedlung, Wohnbau und neue Verkehrswege ? solle man nur den Mittelabschnitt. Henstedt behält seinen ländlichen Charakter. Ulzburg wird nicht forciert entwickelt. Aber Kaltenkirchen wird echte Trabantenstadt! Offene Planungsfragen gibt es in Fülle. Die Fachleute haben einen Katalog zu-liilr' 11 " 1 ' 11 ' 1 (?? -At * llllllllllllillll halten das nicht für gesund. Und allmählich müssen wir auch zu einer gewissen Beruhigung des Entwicklungstempos kommen!"

05.05.1956: Bürgermeister Friedrich Lange wird voraussichtlich am 15. Juni seinen Dienst im Bürgermeisteramt Garstedt wiederaufnehmen. Wie berichtet, hatte sich der Bürgermeister Entgleisungen gegenüber dem Rat suchendenPublikum zuschulden kommen lassen. Die Strafkammer des Landgerichts Schleswig verurteilte den Bürgermeister im Dienststrafverfahren zu einer Geldstrafe in Form einer zehnprozentigen Gehaltskürzung für die Dauer von drei Jähren. In zahlreichen Anklagepunkten hatte sich die Unschuld Langes herausgestellt. Sein Verteidiger, Rechtsanwalt Dr. Stahmer, Kiel, hatte sogar Freispruch beantragt

09.06.1956: Der Pinneberger Landrat Schinkel wird am Montag den Garstedter Bürgermeister Friedrich Lange wieder in sein Amt einführen. Das von der Dienststrafkammer Schleswig am 27. April gefällte Urteil gegen den Bürgermeister wurde rechtskräftig. Lange war, wie berichtet, nach heftigen Auseinandersetzungen mit seiner Gemeindevertretung vom Landrat beurlaubt worden. Die Dienststrafkammer ordnete eine Kürzung des Bürgermeistergehalts um 10 Prozent auf drei Jahre an

09.08.1956: Ein Rehbock wurde von seinen Qualen erlöst. Schon seit Tagen beobachteten die Garstedter das Tier: Hilflos schlich es durch das Gelände, wie um die Nähe der Menschen zu suchen. Nun fing man den am ganzen Körper zerschundenen Bock und brachte ihn zum Jagdaufseher. Die Untersuchung hatte ein erschütterndes Ergebnis: Das Tier ist seit einem Jahr völlig blind, ein Auge durchstochen, das andere starkrank. Man gab dem Tier sofort den Gnadenschuß.

09.11.1956: Totale Finsternis herrschte gestern abend anderthalb Stunden lang in Garstedt. Über 10 000 Einwohner hatten keinen Strom. Schuld war eine Panne an der Freileitung

1957

02.05.1957: Wieder Streit in der Gemeinde Garstedt: Diesmal geht es um das neue Auto für die Wegebaukolonne. Dieses Thema ?oll am Montag auf einer Sondersitzung des Gemeinderates zur Sprache kommen. Die Gemeindevertretung hatte beschlossen, einen Magiruswagen zu kaufen. Später entschied sich der Bauausschuß für einen Mercedes. Diesen Wagen kaufte Bürgermeister Friedrich Lange, und deswegen revoltiert man jetzt gegen ihn. Vor einem Jahr war Lange in einem Disziplinarverfahren mit zehnprozentiger Gehaltskürzung belegt worden, weil er eigenmächtig" Entscheidungen getroffen hatte

06.07.1957: Garstedt hatte gestern einen großen Tag. Seine "Palette", eine moderne Filmbühne mit 600 bequemen Plätzen und Cinemascope-Einrichtung, hatte mit dem Film "Der König und ich" festliche Premiere. Die Bau- und Hausherren, Hinrich Plambeck Söhne, nahmen zahllose Glückwünsche entgegen

12.08.1957: In Garstedt wurde der 10 000. Einwohner registriert: Die Kriegerwitwe Marta Lorke, die aus Wellingsbüttel zuzog und im Rathaus von Bürgermeister Lange mit einem Präsentkorb überrascht wurde. *

20.08.1957: Der Ansturm auf den eigenen Telephonapparat hält an. Leider lassen sich in einzelnen FäUen Wartezeiten .bis zu einem halben Jahr nicht vermeiden. Mit über 186000 Fernsprechhauptanschlüssen ist Hamburg heute die "telephönreichste" Stadt des Bundesgebiets. 1939 hatte Hamburg nur 115600 Anschlüsse. In einigen Stadtteilen macht das Verlegen neuer Anschlüsse zur Zeit noch Schwierigkeiten. Die erforderlichen Kabel fehlen teilweise in Hamm, Wandsbek, Rahlstedt Borgfelde, Winterhude und Wilhelmsburg. In änderen Gegenden, besonders in Poppenbüttel, Garstedt und Sasel, mangelt es an Anschlußeinheiten in den 'Wählerämtern. Die Post rechnet jedoch mit einem baldigen Nachlassen der Schwierigkeiten.

01.11.1957: Keine Ruhe in Garstedt. Der Bürgervorsteher, Waldemar Remstedt, und die drei Gemeinderatsmitglieder Paul Fischer, Willi Schäfer und Karl Dlssing sind aus der SPD ausgetreten. Sie haben sich der CDU-Fraktion angeschlossen. Damit hat die SPD nur noch fünf, die CDU Jedoch neun Stimmen. Drei Gemeinderäte gehören der FDP, zwei weitere dem BHE an. Ursache für den Frontwechsel der vier Sozialdemokraten ist, wie Remstedt mitteilte, der alte Streit zwischen Bürgermeister Friedrich Lange (SPD) und dem Gemeinderat über die Rechte dieses Kommunalparlaments. Der Anlaß: Das Schiedsgericht der SPD sei immer noch nicht zusammengetreten. CDU, FDP und BHE verfügten jetzt über die Zweidrittelmehrheit und könnten mit dieser Mehrheit einen neuen Bürgermeister wählen

28.11.1957: Der Bürgermeister von Garstedt (Krs. Pinneberg), Friedrich Lange (SPD), soll Vorzeitig in den Ruhestand versetzt werden. Diesen Beschluß faßte der Rat der Gemeinde gestern mit 14 Stimmen der CDU, FDP und der BHE gegen füiif Stimmen der SPD. Anlaß zu diesem Beschluß sind die Folgen des alten Streits um die Abgrenzung der Rechte des Bürgermeisters und des Ortsparlamentes. Kürzlich hatten, wie berichtet vier Garstedter SPD-Abgeordnete ihre Partei verlassen und sich der CDU als Hospitanten angeschlossen. Nach der schleswig-holsteinischen Gemeindeordnung muß die Abstimmung über die vorzeitige Pensionierung nach vier Wochen. wiederholt werden, bevor sie rechtskräftig wird

18.12.1957: "Wir wehren uns energisch dagegen, daß über unseren Kopf hinweg eine Düsenpiste bis ins Ohemoor gebaut wird!" Das saatc gestern der Stellvertretende Bürgervorsteher von Garstedt, Helmut Mikat, vor dem Gemeinderat dieses hamburgischen Nachbarortes. Der Gemeinderat protestierte gegen die geplante Erweiterung des Flughafens Fuhlsbüttel über die Landesgrenze hinaus auf Garstedter Gebiet. Die SPD- Fraktion war aus Protest gegen die Wiederwahl des von der SPD zur CDU übergetretenen Bürgervorstehers Waldemar Remstedt der Sitzung ferngeblieben.

1958

24.01.1958: Neue Uberaschungen in Garstedt. Bürgervorsteher Waldemar Remstedt. der kürzlich aus der SPD ausgetreten war und seitdem bei der CDU hospitiert, ist plötzlich zurückgetreten. Heute abend sollte auf einer außerordentlichen Ratssitzung über einen Mißtrauensantrag gegen ihn abgestimmt werden, den die SPD wegen seines Übertritts eingereicht hatte. Auf der Tagesordnung der Ratssitzung steht außerdem die Abberufung des hauptamtlichen Bürgermeisters Friedrich Lange (SPD). Mit ihrer Zweidrittel- Mehrheit kann die Opposition seine Versetzung in den Ruhestand beschlie- ßen. Wie berichtet, war es zwischen Lange und dem Rat mehrfach zu Kompetenzstreitigkeiten gekommen.

25.01.1958: Garstedts Bürgermeister Friedrich Lange (SPD) bleibt im Amt. Zwei Stimmen fehlten seinen Gegnern gestern auf der außerordentlichen Gemeinderatssitzung, um ihn mit der erforderlichen Zweidrittelmehrheit stürzen zu können. Die beiden Vertreter des BHE hatten überraschend zusammen mit der SPD gegen CDU und FDP gestimmt. Zwischen Lange und dem Gemeinderat war es in den letzten Jahren wiederholt zu Kompetenzstreitigkeiten gekommen.

24.06.1958: Der Bürgermeister von Garstedt, Friedrich Lange (SPD), ist gestern plötzlich gestorben. Im w,*^ Alter von 55 Jahren ** '' erlag er in seinem Dienstzimmer einem Herzinfarkt. Friedrich Lange war von 1946 bis 1950 zunächst ehrenamtlicher und dann hauptamtlicherBürgermeister. Er stand in den letzten Jahren wiederholt im Herzinfarkt im Amt: Mittelpunkt von ""*"* L """ e Debatten über kommunalpolitische Grundsatzfragen.

25.06.1958: Protest gegen den Plan, eine Startbahn für Düsenflugzeuge vom Fuhlsbütteler Flugplatz bis ins Ohemoor zu legen, haben gestern die Gemeindevertreter von Garstedt erhoben. Der Protest wird dem schleswig-holsteinischen Innenministerium zugeleitet. Das Gemeindeparlament von Garstedt begründet seinen Protest damit, daß das Naturschutzgebiet des Ohemoores nicht dem Verkehr geopfert werden dürfe. Außerdem befürchten die Gemeindevertreter eine zu starke Geräuschbelästigung für die Bevölkerung ihres Ortes.

08.10.1958: Der Gemeinderat von Garstedt hat gestern den 52jährigen Oberamtmann Friedrich Schultz aus Rendsburg zum neuen Bürgermeister gewählt Schultz, der die Wahl telephonisch sofort annahm, tritt am 1. Dezember die Nachfolge von Bürgermeister Friedrich Lange an, der am 23. Juni gestorben ist.

07.11.1958: Garstedt erhält zunächst keinen neuen Bürgermeister. Der Anfang Oktober auf diesen Posten gewählte Rendsburger Stadtoberamtmann Schulz hat jetzt überraschend 'aus gesundheitlichen Gründen verzichtet. Er sollte Nachfolger des im Juli gestorbenen Bürgermeisters Lange werden.

03.12.1958: Der Gemeinderat von Garstedt (Kreis Pinneberg) hat den 41 Jahre alten Kreisoberinspektor Horst Embacher aus Elmshorn zum neuen Bürgermeister gewählt. Embacher wird Nachfolger des im Juni dieses Jahres gestorbenen Bürgermeisters Friedrich Lange.

09.12.1958: In Garstedt, das sich immer mehr zu wirtschaftlicher Eigenständigkeit entwickelt, ist jetzt die Dresdner Bank vertreten. Sie eröffnet dort heute ihre neue Zweigstelle an der Ohechaussee 17.

09.12.1958: Auch das geht aus dem neuen Aufbauplan hervor: Der Bau der dritten Startbahn (Richtung: Schneisen ? Ochsenzoll) ist zu den Akten gelegt. Denn genau in der Einflugschneise ist westlich der Langenhorner Chaussee ein 250 Meter breiter Streifen als Wohngebiet und das daran anschließende Gelände als Gewerbegebiet ausgewiesen. Allerdings läßt der Aufbauplan den Ausbau der jetzigen Schönwetterstartbahn in Richtung Garstedt zu.

24.12.1958: Gegen den Stopp einer weiteren Industrialisierung unmittelbar am Hamburger Stadtrand ? das hatte der Landesplanungsrat Hamburg/Schleswig-Holstein vorgeschlagen ? sprach sich der neugewählte Bürgermeister von Garstedt, Horst Embacher, aus. Garstedt sei Wohngemeinde für viele Hamburger, so sagte er. Die Gemeinde müsse deshalb viele Lasten tragen. Das erforderliche Geld könne nur durch die Steuerleistungen einer kräftigen Industrie und des Gewerbes hereingebracht werden.

1959

21.01.1959: Fünf Hochhäuser mit jeweils zehn Stockwerken entstehen noch in diesem Jahr an der Hamburger Stadtgrenze in Garstedt. Der Rat der Gemeinde hat gestern das Gelände für den Bau freigegeben. Insgesamt sollen 654 Wohnungen in der neuen Garstedter Siedlung gebaut werden.

21.02.1959: Das Problem einer sinnvollen Raumplanung rings um Hamburg wird immer dringender. Die Alarmrufe in den Nachbarkreisen der Hansestadt mehren sich. "Leider kommt das, was der Gemeinsame Landesplanungsrat Hamburg/Schleswig-Holstein auf dem Papier erarbeitet hat, in der Praxis kaum voran." Das sagte gestern der Geschäftsführer der Neuen Heimat Kiel, SPD-Landtagsabgeordneter Walter Damm auf einer Presse konferenz in Pinneberg. Das ist eine der Stimmen, die in den letzten Wochen davor warnten, die überregionale Raumplanung zu verpassen. Es geht darum, eine regellos wuchernde Bauentwicklung in den Grenzräumen zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein zu verhindern. Noch konkreter gesagt: Es geht darum, jetzt schon mutig zuzufassen und sich nicht von einer unkontrollierten ' Bebauungspraxis Überrollen zu lassen. Die Theorie ist ? sauber vorgezeich net ? schon seit längerem klar. Vor drei Jahren bereits hat der gemeinsame Landesplanungsrat sechs Aufbau-Achsen festgelegt, vom Hamburger Stadtrand in schleswig-holsteinisches Gebiet ausstrahlend. 1. Pinneberg-Ütersen-Elmshorn, 2. Garstedt-Kaltenkirchen, 3. Ahrensburg-Bargteheide-Öldesloe, 4. Steinbek-Glihde-Schönningstedt, 5. Bergedorf-Billetal-SchWarzenbek, 6. Bergedorf -Reinbek-Geesthacht. An ihnen sollen sogenannte Trabantenstädte entstehen. Es ist auch längst geklärt, daß diese Trabantenstädte keine reinen "Schlafstädte" werden dürfen, sondern eine eigene Wirtschaftskraft brauchen, damit sie mit eigenem Steueraufkommen ihre kommunalen Probleme (Schulen, Straßen, Krankenhäuser, Versorgung usw.) bewältigen können. Auf dem Papier ist das alles sehr genau festgelegt. Aber wie sieht die praktische Verwirklichung aus? Sie stößt, wenn man genauer hinhört, auf einander fast widersprechende Kräfte: Hamburg braucht Raum. In einigen Jahren, das weiß man, wird man nicht alle Menschen, die die Industrie benötigt auf Hamburger Gebiet unterbringen können. Also wird man nach draußen gehen müssen, t In Trabantenstädte, die verkehrsgünstig zum Hamburger Zentrum geordnet sind. Eben jene Trabantenstädte aber brauchen selbst Industrie, um lebensfähig zu sein. Damm sagte gestern: "Pendler belasten die kommunalen Finanzen. Wir bekommen zwar pro Pendler im Jahr einen Ausgleichsbetrag von 70 Mark (für ausgefallene Steuern, die die Pendler ja in Hamburg am Arbeitsort bezahlen), aber eigentlich wären 250 Mark notwendig." Und weiter: "Vor allem aber brauchen wir mehr Industrie. Pinneberg zum Beispiel bietet reiche Möglichkeiten für neue Betriebe." Und Hamburg wiederum ? das ist verständlich ? möchte sich keinem steuerkräftigem Betrieb verschließen oder gar in der Hansestadt ansässige Firmen abwandern sehen. Hier liegt schon ein gut Teil der Problematik, die in den kommenden Jahren, wenn sich nicht eine Einigung der Interessen finden läßt, zu Eifersüchteleien zwischen Hamburg und seinen Nachbarkreisen führen könnte. Das zweite und noch dringlichere ist die Geldfrage. 791 Milionen Mark, haben die vier Kreise Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg in einer Denkschrift errechnet, wird eine sinnvolle Raumordnung in diesen Gebieten kosten. Wer soll das bezahlen? Schleswig- Holstein? Hamburg? Der Bund? Auch darüber wird man sich nun sehr offen unterhalten müssen. Kaum anzunehmen, daß Hamburg sein Portemonnaie in dieser Frage fest geschlossen halten kann. Trabantenstädte, Pendler, Ausgleichsbeträge, Industrieansiedlung, Verkehrserschließung, das sind die Probleme. Man wird sie jetzt sehr rasch anpacken müssen. Die Zeit drängt, denn die bauliche Entwicklung im Raum um Hamburg bahnt sich stürmisch an. Es geht darum, eine Unordnung, einen Siedlungsbrei, zu verhindern. Das würde praktisch beide Länder treffen. Und noch eins: Man sollte diese Probleme möglichst ohne Länderegoismus zu klären versuchen. Ohne Streit darum, wer die größeren Lasten und Vorteile hat. Dehn all diese Fragen, darf man bitte nicht übersehen, treffen letztlich den Menschen, seinen Lebensraum, der' nun neugeordnet werden soll und seine brennende Sorge, wie er wohnen und seinen Lebensunterhalt verdienen soll.

15.04.1959: Gegen die Pläne, den Fuhlsbütteler Flughafen in Richtung Norden zu erweitern, hat die Gemeindevertretung von Garstedt gestern abend einmütig und energisch protestiert. Abgeordnete aller Fraktionen wandten sich mit scharfen Worten dagegen, die geplanten neuen Rollbahnen zu Zweidrittel auf Garstedter Gebiet zu bauen. Abgesehen von der Lärmbelästigung für die Bevölkerung ist die Flughafenerweiterung nach Ansicht der Garstedter Abgeordneteten auch rechtlich nicht zulässig. Die in Aussicht genommenen Trassen sind in dem rechtskräftigen Aufbauplan als Industriegebiet ausgewiesen. Zudem beschwerte die Gemeindevertretung sich, weil der Hamburger Senat über die Köpfe der Garstedter hinweg mit der Kieler Regierung Verhandlungen über den Flughafenausbau aufgenommen hat

16.04.1959: Der Hamburger Flughafen in Fuhlsbüttel soll zu einem Düsenflugplatz ausgebaut werden. Das bedeutet den Verzicht auf die Anlage eines Ersatzflughafens bei Kaltenkirchen. Dieser Plan ist von der Hamburger Baubehörde jetzt dem schleswig-holsteinischen .Verkehrsministerium in Kiel zur Stellungnahme übersandt worden Die Sonderkommission des Hamburger Senats für Flughafenfragen hat zwar ihre Arbeit noch nicht abgeschlossen und will an diesem Wochenende die moder nen Flugplatzanlagen von London, Pa ris und Brüssel besichtigen. Dennoch ist die Entscheidung für Fuhlsbüttel innerhalb der Behörden praktisch schon gefallen. Die Pläne sollen in Kürze Senat und Bürgerschaft vorgelegt werden. So soll der Flughafen in Fuhlsbüttel nach den Entwürfen der Baubehörde in Zukunft aussehen: e Die jetzige Hauptstart- und Landebahn I, die in Richtung Südwest/Nordost zwischen Niendorf und Fuhlsbüttel liegt, soll mit ihrer Länge von 2260 Metern unverändert bleiben. e Die Startbahn II ("Schönwetterbahn"), die in Richtung Südost/Nordwest verläuft, will man von jetzt 1466 m auf 3700 m in Richtung Nordwesten bis ins Ohemoor verlängern, e Eine Parallelbahn zur Bahn I ist in fernerer Zukunft zwischen Schneisen und Ohemoor geplant. Die Verlängerung der Bahn II auf 3700 Meter bedeutet, daß Fuhlsbüttel von modernsten Düsenflugzeugen angeflogen werden kann. So braucht die "Boeing 707", die von der Lufthansa bestellt ist, lediglich eine Startstrecke von 2950 und eine Landestrecke von 2000 Metern. Für die "Douglas DC-8", die von der SAS eingesetzt werden soll, benötigt man sogar nur eine Startstrecke von 2600 Metern und eine Landestrecke von 2040 Metern. Einen Nachteil hat die Verlängerung der Bahn II: Sie liegt nicht in der Hauptwindrichtung. Doch diesen Nachteil will man in Kauf nehmen, denn die Düsenmaschinen werden nur bei sehrstarkem Wind behindert. ? Die günstige Lösung wäre der sofortige Bau der Parallelbahn. Doch dazu hat man sich vor allem aus finanziellen Gründen noch nicht entschließen können. Zum Beispiel müßten mit erheblichem Kostenaufwand die Krankenhäuser Heidberg und Ochsenzoll verlegt werden, die unmittelbar in der Einflugschneise dieser Bahn liegen. Das schleswig-holsteinische Verkehrsministerium hat die Pläne der Baubehörde bereits der Gemeinde Garstedt, auf deren Gebret ein Drittel der verlängerten Bahn II liegen würde, zur Stellungnahme übersandt. Der Gemeinderat von Garstedt hat, wie bereits berichtet gegen den Ausbau von Fuhlsbüttel protestiert.

13.05.1959: Unseren Kindern droht Gefahr. In diesem Jahr muß in großen Teilen der Bundesrepublik, auch in Hamburg, mit einer neuen Kinderlähmungswelle gerechnet werden. Können wir uns mit einiger Sicherheit davor schützen? Das Hamburger Abendblatt sprach mit namhaften'- Ärzten und Forschern und legte ihnen zehn Fragen vor. Hier sind die Antworten. Sie sollen den Eltern eine Entscheidung erleichtern, die sie in diesen Tagen, spätesten^ bis Ende Mai, treffen müssen: Impfen lassen oder nicht? 1. Warum ist für 1959 eine Epidemie zu befürchten? Dafür gibt es vier Gründe: 6) Die Krankheit verläuft in Wellen. Etwa alle fünf bis sieben Jahre wird eine Landschaft stärker überspült. Hamburg hatte die letzten größeren Epidemien 1947 und 1952. #)Ehe eine Großstadt befallen wird, gibt es gewöhnlich im Vorjahr "Kleinepidemien" in den Randgebieten. Harksheide und Garstedt wurden im vorigen Jahr betroffen. #lm Winter und Frühling gibt es in Normaljahren keine Kinderlähmungsfälle. In" diesem Jahr wurde aber schon am 12. Januar ein 25jähriger Monteur vom Flughafen Fuhlsbüttel gelähmt. Einzelne Erkrankungen sind in den letzten Wochen in den nördlichen Stadtteilen aufgetreten. Wenn die ersten Krankheitsfälle früh im Jahr beginnen, muß im Sommer mit mehr Infektionen gerechnet werden. 9) Manche Forscher behaupten, daß eine Epidemie durch lange und heiße Sommer begünstigt würde. Der Frühling ist in diesem Jahr mit warmen Temperaturen zeitig gekommen, und nach Angabe der Meteorologen besteht Aussicht auf einen langen und warmen Sommer.

11.06.1959: Der Ausbau des Fuhlsbüttler Flughafens für den Düsenverkehr scheint vorläufig blockiert zu sein. Die schleswig-holsteinische Landesregierung in Kiel hat gestern den Aufbauplan für Garstedt genehmigt. Danach sollen im Erweiterungsgebiet des Flughafens Industriebetriebe errichtet werden. Die Hamburger Baubehörde plant, wie berichtet, die "Schönwetterbahn" des Flughafens für den Düsenverkehr in Richtung Nordost bis auf Garstedter Gebiet zu verlängern.. Gegen diese Absicht hat die Gemeinde bereits protestiert Nun erklärte Bücgertneister Einbackes; ;,Wenn Hamburg seinen Flugfaafeirjetzt noch bis auf unser Gebiet erweitern will, kann das nur mit einer Änderung des Auf bauplanes geschehen

13.06.1959: Kommt es jetzt zu einer Einigung Aber den Ausbau des Fuhlsbütteler Flughafens? Der Gemeinsame Landesplanungsrat Hamburg/Schleswig-Holstein wird sich am Montag mit der Zukunft des Hamburger Flugplatzes befassen. Die Hamburger Baubehörde will, wie berichtet, die "Schönwetterbahn" in Fuhlsbüttel für den Düsenverkehr verlängern. Die schleswig-holsteinische Landesregierung dagegen schlägt vor, den ehemaligen Militärflugplatz bei Kaltenkirchen auszubauen. Die Gemeinde Garstedt, auf deren Gebiet die verlängerte "Schönwetterbahn" enden würde, hat sich ebenfalls für das Projekt Kaltenkirchen ausgesprochen und für das von Hamburg in Aussicht genommene Gelände bereits andere Pläne ausgearbeitet

15.06.1959: "Ausschließlich aus finanziellen Grün den und wegen der Lärmbelästigung für die Bevölkerung sind wir gegen den Ausbau Fuhlsbüttels zum Düsennugplats." Mit diesen Worten begründete der Bürgermeister von Garstedt, Horst Embacher, am Wochenende die ablehnende Haltung "e"", 8 " 4 ' gegenüber dem ?Projekt Fuhlsbüttel . Garstedt will in dem Flughafenerweiterungsgebiet des Ohemoors Industrie ansiedeln. Mit dem daraus entstehenden Steueraufkommen sollen Schulen, Kindergärten, Straße und Versorgungseinrichtungen finanziert werden.

16.06.1959: Die schleswig-holsteinische Gemeinde Garstedt am Hamburger Stadtrand nimmt in ihrem Aufbauplan doch Rücksicht auf eine eventuelle Erweiterung des Flughafens Fuhlsbüttel. Das wurde gestern auf der Sitzung des Gemeinsamen Landesplanungsrates Hamburg und Schleswig-Holstein in Kiel ausdrücklich festgestellt. Wie berichtet, wird in Hamburg der Plan erwogen, die jetzige Schönwetter- Bahn in Richtung Ohemoor auf schleswig-holsteinisches Gebiet zu verlängern. Eine endgültige Entscheidung darüber hat der Hamburger Senat jedoch noch nicht getroffen. Nach der gestrigen sehr langen Aussprache im Landesplanungsrat soll die Flughafenfrage nun von den zuständigenFachbehördenHamburgs und Schleswig-Holsteins weiter behandelt werden. In Hamburg und Kiel wurde heute morgen übereinstimmend betont, daß die Sitzung des Landesplanungsrates, auf der auch der Hamburger Aufbauplan noch einmal mit den Vertretern Schleswig-Holsteins erörtert wurde, harmonisch verlaufen sei und gute Ergebnisse erzielt habe

09.09.1959: Anfang Oktober wird die amerikanische Luftfahrtgesellschaft PAA ~zum erstenmal einen Düsenklipper nach Hamburg schicken. In Fuhlsbüttel soll Landung und Start erprobt werden. Wie berichtet, will die PAA vom 25. Oktober an dreimal wöchentlich mit der Boeing 707" Hamburg anfliegen. ' Ein hartes "Nein" hat jetzt die kleine Gemeinde Garstedt nördlich der Stadtgrenze Hamburgs Flughafenplänen entgegengesetzt. Auf einer Sitzung des Hauptausschusses der Gemeindevertretung wurde gestern beschlossen, die Erweiterungsabsichten für die Startbahn II zu blockieren. Sie soll, wie berichtet, auf 3620 Meter erweitert werden. Sie wird damit etwa 1400 Meter nach Schleswig-Holstein hineinragen. Die Kieler Landesregierung sagt dazu: Man wird weiter verhandeln müssen.

11.09.1959: Die Gemeinde Garstedt ist auch weiterhin gegen den geplanten Ausbau der Startbahn II des Hamburger Flughafens für den Düsenverkehr. Das hat der Garstedter Bürgermeister ? Embacher den Mitgliedern des Hamburger Senats und der Bürgerschaft in einem Brief mitgeteilt Beim vorgesehenen Ausbau der Startbahn II ? die Bürgerschaft muß dem allerdings noch zustimmen ? würde die Bahn 1400 Meter in schleswig-holsteinisches (Garstedter) Gebiet hineinragen. Dem will sich Garstedt mit allen Rechtsmitteln widersetzen. "Der Lärm und die damit verbundenen Gesundheitsschäden können der Bevölkerung nicht zugemutet werden", heißt es in dem Brief des Garstedter Bürgermeisters. In Hamburg und Kiel wird 'dagegen die Ansicht vertreten, daß man durch Verhandlungen die Erfordernisse einer übergeordneten Planung erreichen werde.

12.09.1959: Verliert Hamburg den Anschluß an das internationale Luftliniennetz? "Fuhlsbüttel muß so rasch wie möglich für den Düsenverkehr ausgebaut werden." Zu dieser Auffassung kommt die Handelskammer. Mit allem Nachdruck setzt sie sich dafür ein, die Verlängerung der Startbahn I bis zum Frühsommer des nächsten Jahres abzuschließen. Am Mittwoch wird sich die Bürgerschaft mit diesem wichtigen Problem befassen. Die Schicksalsentscheidung über Hamburgs trockenen Hafen brennt in der Tat auf den Nägeln. Die Fluggesellschaften stellen sich auf DUsenverkehr um. Schneller als erwartet. Dazu braucht man längere Startbahnen. Hamburg hat sie noch nicht. Wird man sich rasch genug entschließen, sie zu bauen? Dies sind die Argumente der Handelskammer, die sich übrigens schon einmal, im März 1957, für den Ausbau des Fuhlsbütteler Flughafens ausgesprochen hat: - Der Düsenbetrieb zwingt die Luf tververkehrsgesellschaften zur Konzentration auf Flughäfen, deren Ausstattung auch den hohen technischen Anf orderungen des Düsenverkehrs gerecht wird. ? Schon heute haben für die Hansestadt maßgebliche Gesellschaften wissen lassen, daß sie zum Frühjahr oder Sommer nächsten Jahres 'Hamburg nicht mehr anfliegen können, wenn nicht bis dahin die Startbahnen für Düsenflugzeuge verlängert sind. - Wenn das nicht geschieht, muß Hamburg mit der Zurückziehung bedeutender Verkehrsangebote rechnen. Dann werden traditionelle Dienste im Nordatlantik- und Ostasien-Verkehr für die Hansestadt verlorengehen. Wie kann die Hansestadt unter diesen Umständen ihre Position in der Spitzengruppe der internationalen Verkehrsplätze halten? "Nur in dem Maße", beantwortet die Handelskammer diese Frage, "wie Hamburg im Wettbewerb zu den wenigen, vom internationalen DUsenverkehr benutzbaren Plätzen auch seinen Flughafen in Fuhlsbüttel mit größter Beschleunigung ausbaut. Diese Arbeiten sind unerläßlich und unaufschiebbar." Zumindest die Verlängerung der Startbahn I (von 2260 auf 3250 Meter) müsse im Frühjahr 1960 abgeschlossen sein. Im übrigen plädiert die Handelskammer in ihrer Stellungnahme dafür, auch den Ausbau der Startbahn II (von 1466 auf 3260 Meter) für den Düsenverkehr bald in Angriff zu nehmen. Und wie ist es ? für die ferne Zukunft ? mit der Anlage eines zweiten Großflughafens im Einflußbereich der hamburgischen Außen- und Verkehrswirtschaft? "Derartige Pläne dürfen nicht mit dem jetzt notwendigen Ausbau von Fuhlsbüttel gekoppelt werden", sagt die Handelskammer dazu. Sie hat zwar selbst seit längerem Überlegungen über einen möglichen zweiten Flughafen angestellt. Aber: "Dazu sind Untersuchungen notwendig, die sich auf Jahre erstrecken werden. Jetzt geht es zunächst um den Ausbau von Fuhlsbüttel. Das ist eine Existenzfrage für Hamburg als in^ ternationaler Verkehrsplatz." Kaum anzunehmen, daß die Bürgerschaft der umfangreichen Senatsvorlage über die Verlängerung der beiden jetzigen Startbahnen auf ihrer Sitzung am kommenden Mittwoch schon abschlie- ßend zustimmt. Man wird sie wahrscheinlich in einen Sonderausschuß geben. Zur weiteren Beratung. Aber, so hoffen die Befürworter der Eile, vielleicht ist die Bürgerschaft doch bereit, wenigstens schon der Verlängerung der Startbahn I zuzustimmen. Sie ist kaum umstritten. Dann könnte man sofort mit den Bauarbeiten beginnen. Und noch ein Punkt zur Flughafenfrage. Bürgermeister Engelhard erklärte gestern zum Protest der Garstedter: "Den Ausbau der Startbahn II, soweit sie Garstedter Gebiet betrifft, möchte der Senat im Wege von Verhandlungen und nicht durch rechtliche Auseinandersetzungen entscheiden." Menschlich verständlich, daß die Garstedter ebenso gut wie die Anwohner des Flughafens, vom Düsenlärm verschont sein möchten. Aber man wird die "Garstedter Querschüsse" auch ein wenig unter dem Gesichtspunkt der bevorstehenden Wahlen in Schleswig-Holstein (am 25. Oktober) sehen müssen. Vielleicht sind hinterher die Verhandlungen ruhiger. Beides aber? die plötzlich notwendige Eile, die Schwierigkelten mit Garstedt ? macht doch dies deutlich: Man hat in der Flughafenfrage zu lange gezögert. Man hätte sich früher entscheiden sollen. Dann wäre man ? zumindest bei dem jetzt harten "Entweder-Oder" der Fluggesellschaften ? schon einen Schritt weiter.

01.10.1959: gen durchaus sagen: Bestellt man eure Kartoffeln ruhig weiter, wir bauen drumherum." Einstimmig wurde der neue Aufbauplan dann zur detaillierten Beratung in einen 21köpfigen Sonderausschuß gegeben. Und dann schließlich das große Thema Flughafen. Es konzentrierte sich im wesentlichen auf zwei Punkte: reicht die Kapazität, wenn man Startbahn I und II ausbaut, für alle Zukunft aus, für alle mögliche Steigerung des Flugverkehrs, von dem man noch nicht genau weiß, wie er sich entwickeln wird? Und: ist die Lärmfrage, der Schutz der Anwohner, wirklich ausreichend geklärt? Bürgermeister Engelhard (FDP) ging in seiner Einleitungsrede gleich darauf ein: ?Der Senat hält es selbstverständlich für seine Pflicht, dafür zu sorgen, daß für die Bevölkerung keine unzumutbaren Belästigungen -durch den Luftverkehr entstehen. Aber wir brauchen einen Düsenflughafen, damit Hamburg nicht den Anschluß verpaßt, damit der Flughafen nicht zur lokalen Bedeutung herabsinkt, damit eine gute Ergänzung zum nassen Hafen geschaffen wird." Und zur Frage, ob der Ausbau von Fuhlsbüttel auch für die Zukunft ausreicht: "Es besteht nach der Auffassung des Senats keine Sorge, daß die Kapazität vorzeitig erschöpft sein wird. Aber einen zweiten Flughafen können wir nicht anlegen. Das geht über die finanzielle Kraft Hamburgs- hinaus. Das würde über 500 Millionen Mark kosten. Damit könnte beinahe schon der ganze für Hamburg so wichtige Nord-Süd-Kanal gebaut werden." Dr. Witten (CDU): "Wir sind für den sofortigen Ausbau der Startbahn I, wir werden auch der Verlängerung der Startbahn II zustimmen, aber wir fürchten, daß dies allein für die künftige Entwicklung des Flughafens nicht ausreichen wird. Man sollte also konsequenterweise auch jetzt schon, zur Reserve, Gelände für eine Startbahn III freihalten. Oder aber unseren Vorschlag prüfen, eventuell einen zweiten Flughafen in der Heide anzulegen." "Im übrigen darf man", fuhr Dr. Witten fort, "die Lärmfrage nicht auf die leichte Schulter nehmen. Zigtausende von Menschen sind davon betroffen." Die weitere Kritik der CDU: die Flughafenvorlage kommt zu spät, man hat nicht rechtzeitig genug mit der Gemeinde Garstedt verhandelt, in deren Gebiet die Startbahn II hineinragen wird. John Leyding (SPD): "Keiner weiß natürlich genau, wie es 1970 aussehen wird, aber die Lärmfrage sollten wir mit allem Nachdruck behandeln, die Startzeiten vernünftig legen, sie kontrollleren und überflüssige Schulflüge vermeiden." Bürgermeister Brauer (SPD): "Warum wir nicht mit Garstedt verhandelt ha-: ben? Im Landesplanungsrat Hamburg- Schleswig-Holstein ist verabredet worden, daß Verhandlungen von Landesregierung zu Landesregierung geführt werden. In dem Augenblick, wo wir direkt mit den Gemeinden (Garstedt) verhandeln würden, hätten wir den stärksten Konflikt mit der Landesregierung in Kiel." (Der Bürgermeister von Garstedt saß übrigens während der Debatte im Zuhörerraum.) Und ein sehr nachdrückliches Wort des Bürgermeisters zur Lärmfrage: "Wenn die Lärmbelästigung für die Bevölkerung unerträglich werden sollte, dann müssen wir auf Düsenmaschinen, die diese Grenzen überschreiten, eben verzichten. Die Bevölkerung darf gesundheitlich nicht in Mitleidenschaft gen zogen werden." Mit diesen beiden großen Themen war die Bürgerschaft anscheinend erschöpft Als Präsident Schönfelder um 22 Uhr bescheiden anfragte, ob man wenigstens noch zwei Ausschußberichte abfertigen wolle, sagten die Abgeordneten nein. Der Rest der Tagesordnung ? darunter auch die vorgesehene Erklärung zum Fall Steputat ? wird also erst auf der Sitzung am 14. Oktober behandelt werden

06.10.1959: "Es ist erschütternd zu sehen, wie sich zu beiden Seiten des Hamburger Stadtrandes der Siedlungsbrei entwickelt hat." Mit diesen Worten kommentierte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident von Hassel das Ergebnis seines Hubschrauber-Fluges über die Grenzgebiete zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein. "Allerdings", fügte von Hassel hinzu, "sind auch bei einer Reihe von schleswig-holsteinischen Gemeinden in diesem Raum erfreuliche Ansätze der Kernbildung zu sehen. Das scheint mir ein Beweis, daß sich die Empfehlungen des gemeinsamen Landesplanungsrates Hamburg/Schleswig-Holstein gut auswirken." An dieser "Luftaufklärung*" haben, wie bereits gemeldet, neben Beamten der Kieler Landesregierung auch die Landräte der Nachbarkreise Hamburgs und Konteradmiral Rogge teilgenommen. Hassel plädierte dabei für den Ausbau der Bundesstraße 5 (zwischen Elmshorn und Pinneberg) und den Bau der Umgehungsstraße Pinneberg ? Reilingen. Und noch ein Kommentar zum Thema Landesplanung. Der SDP-Oppositionsführer im Kieler Landtag, Kaeber, sagte gestern in Harksheide zur Flughafen-Entscheidung der Hamburger Bürgerschaft: "Nun ist es fünf Minuten vor zwölf, daß sich die schleswig-holsteinische Landesregierung rührt." Nach Ansicht Kaebers sollte Kiel unverzüglich eine klare Stellungnahme beziehen, ob es die Interessen Garstedts unterstützen wolle. Wie berichtet, lehnt die Gemeinde Garstedt am Hamburger Stadtrand die Verlängerung der Startbahn II auf ihr Gebiet ab. thi.

08.10.1959: Die Diskussion Aber das Thema "DUsenflughafen Hamburg" reißt nicht nur nicht ab, sie hat an Leidenschaft nnd Scharfe noch zugenommen. Zu den bereits bekannten Gründen und Gegehgründen sind neue gekommen, positive und negative. Wir veröffentlichen deshalb noch einmal eine Auswahl der uns zugegangenen Leserbriefe. Hamburg kein DUsenflughafen Jede Deutsche Mark, die Hamburg noch in Fuhlsbüttel investiert, ist zum Fenster hinausgeworfen, besonders, nachdem der Senat die Startzeiten in Fuhlsbüttel beschranken will und Garstedt sich ? genau so verständlich wie die Mitbürger in Fuhlsbüttel ? gegen noch mehr Krach ans Fuhlsbüttel wehrt. Nachdem der Senat sich geweigert hat, über das Luftkreuz Nord beim Horster Dreieck mit Bremen und Hannover zu, verhandeln, steht für mich fest: Hamburg wird in fünf Jahren kein Düsenflughafen mehr sein. Düsseldorf, Köln und Frankfurt ziehen schon heute den größten Teil -des Flugverkehrs zwischen den Kontinenten an sich. Und wo Verkehr ist, kommt weiterer Verkehr hin. Hamburg allein reicht einfach nicht ans, um die Millionen zu rechtfertigen, die ein DUsenflughafen die internationalen Fluggesellschaften für Transsporti und Ladeeinrichtungen kostet, ohne die man in drei Jahren die kommenden großen Düsenmaschinen nicht mehr abfertigen kann. Unsere Stadt hat nun einmal nicht das wirtschaftliche Hinterland wie das Ruhrgebiet und Frankfurt. Wenn Hamburg, Bremen und Hannover sich nicht zusammentun, dann ade Lufthafen Hamburg. Ein Hubschrauberlandeplatz reicht aus, um uns nach Kopenhagen oder Köln zu transportieren. Ergebenst Gerd Bucerius, Hamburg 1 t Fortschritt nicht kostenlos Sehr verehrte Redaktion! Der Nord-Süd-Kanal wäre längst im Bau, wenn Hamburg bereit gewesen wäre, von vornherein die Hälfte der Kosten (das sind 250 Millionen DM auf zehn Jahre verteilt) ' zu übernehmen. Es will aber überhaupt keinen Pfennig dafür zahlen.obwohl behaupttet worden ist, daß der Kanal eine "Lebensfrage" für Hamburg sei. Alle diejenigen, die heute laut rufen, daß wir einen Düsenflughafen ? entweder in Fuhlsbüttel oder bei Kaltenkirchen oder irgendwo südlich der Elbe ? haben müssen, sollten sich der Konsequenz bewußt sein, daß Hamburg dafür allein etwa 250 bis 300 Mill. DM in viel kürzerer Zeit aufbringen muß. Wer nicht zahlen will, hat kein" Recht, mitzureden. Hochachtungsvoll H. Selent, Hamburg 13 Halbe Maßnahmen An das Hamburger Abendblatt! Schon vor zwei Jahren war erkennbar, daß im Jahre 1959 auch in Hamburg der Düsenflugverkehr aufgenommen werden müßte. Statt dessen Rat die im April 1958 gebildete Senatskommission ein Jahr und vier Monate gebraucht, um zu einem Ergebnis zu kommen. Wertvolle Zeit für die Verlängerung der Startbahnen ist versäumt worden, so daß vorerst wenigstens Hamburg nicht ztam Start- oder Landehafeh für den direkten Interkontinentalflugverkehr mit Düsenmaschinen werden kann. Wie man es nun gleichzeitig ablehnen kann, sich die Möglichkeit zum Bau einer dritten Start- und Landebahn (Parallelbahn) in Fuhlsbüttel- Garstedt offenzuhalten und aber eben so das Projekt eines gemeinsamen Zentralflughafens. Nord in dem jetzt noch freien und idealen Gebiet von Heidenau ernsthaft zu prüfen, ist mir unverständlich. Ich fürchte,, daB die stürmische Entwicklung des Flugverkehrs mit Düsenmaschinen und mit einem riesigen Touristenstrom von den USA nach Europa, über den ich in der letzten Bürgerschaftssitzung einige Zahlen brachte, schon in wenigen Jahren die Kurzsichtigkeit derartig halber Maßnahmen erweisen wird.

09.10.1959: "Was soll nun aus dem Flughafen werden?" Diese Frage wird seit heute mit schwerer Sorge um die Zukunft des "Trockenen Hafens" der Hansestadt in den Hamburger Behörden und derFlughafenverWaltung erörtert. Denn vor dem Gemeinsamen Landesplanungsrat Hamburg/Schleswig- Holstein konnten sich gestern in Kiel die Regierungschefs beider Länder nicht über den Ausbau von Fuhlsbüttel einigen Die Vertreter der Hansestadt waren voller Hoffnungren nach Kiel gefahren, aber Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Kai-Uwe von Hassel kam ihren Wünschen um keinen Schritt entgegen. Vergeblich plädierte Bürgermeister Max Brauer für die Verlängerung der jetzigen Schön- Wetterbahn (Bahn II) nach Nordwesten bis in das holsteinische Garstedt hinein. Ministerpräsident von Hassel vertrat nach wie vor den Plan, einen neuen Düsenflugplatz bei Kaltenkirchen anzule gen und dafür auf den Ausbau von Fuhlsbüttel zu verzichten. Von Bedeutung waren dabei auch die Proteste der Garstedter, die das für den Fuhlsbütteler Flughafen benötigte Gelände in ihrem Aufbauplan als "Untersuchungsgebiet für Industrieanlagen" ausgewiesen haben. Die Verhandlungen über das Flughal'enproblem zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein wurden gestern allerdings nicht endgültig abgebrochen. Der Landesplanungsrat beauftragte die Fachministerien und Fachbehörden beider Länder,-die Gespräche fortzusetzen. Ob sie mehr Erfolg als die Regierungschefs haben werden, ist völlig offen. Hamburg bleibt zunächst nichts weiter, übrig, als die von der Bürgerschaft bereits beschlossene Verlängerung der Haupt-Start- und Landebahn (Bahn I) auszuführen. Für diese Maßnahme ist die Zustimmung Schleswig-Holsteins nicht erforderlich, well dafür ausschließlich Hamburger Gebiet benötigt wird.

26.10.1959: Gemeindewahl Garstedt: CDU 8, SPD 11, BHE 1, FDP 2, Unabhängiger Schleswig-Holstein-Block 1.

07.11.1959: Wenn die Startbahn II des Flughafens auf Garstedter Gebiet verlängert wird, muß dann ein 400 Meter langer Straßen tannel für rund sieben MUlionen Mark gebaut werden, um den Querverkehr zwischen Fuhlsbüttel'Langenhorn auf der einen und Niendorf auf der anderen Seite des Flughafens aufrechtzuerhalten? Diese Frage wird jetzt in der Baubehörde und in den Ortsämtern Fuhlsbüttel und Lokstedt heftig diskutiert Das Flughafengelände, erst recht nach der geplanten Erweiterung, legt notgedrungen einen massiven Sperriegel über die jetzigen und die geplanten Querverbindungen zwischen den Wohngebieten östlich und westlich des Flughafens. Schon durch die kleine Ausweitung am Kopfstück der Startbahn I (nach Nordosten) wird jetzt der Erdkampsweg in zwei Stücke zerschnitten. Aber viel eingreifender noch: Mit der Verlängerung der Startbahn II nach Garstedt wird auch der geplante äußere Ring durchschnitten. Im neuen Aufbauplan ist er als Halbrund von Blankenese über Lurup, Eidelstedt, Schneisen, Langenhorn, Hummelsbüttel und Poppenbüttel nach Bergedorf vorgesehen. Doch am westlichen Teil des Krohnstiegs geht das zukünftige Flugfeld über ihn hinweg. Bleibt also nur die Möglichkeit, entweder den Straßenverkehr auf den langen Umweg über Ochsenzoll und ganz außen herum über die Ohe-Chaussee zu verweisen, oder aber tatsächlich einen Tunnel unter dem Flugfeld her zu bauen. Ein solcher Straßentunnel aber müßte ? entsprechend der Flugfeldbreite ? 400 Meter lang sein. Daher die hohen Kosten von sieben Millionen Mark. Kann man das verantworten? In einem Augenblick, da es in der verkehrs- überfüllten Innenstadt ? obwohl dringend notwendig ? noch keinen einzigen Straßentunnel gibt und auch noch nicht abzusehen ist, wann für schon vorliegende Pläne (z. B. Straßentunnel am Klosterwall, Straßentunnel am Reincke- Platz) die Gelder bereitgestellt werden können? Das ist zweifelhaft. Auf der anderen Seite weist man in den Ortsämtern Fuhlsbüttel und Lokstedt darauf hin, daß der Querverkehr nicht einfach abgeschnitten werden darf. Man rechnet auch damit, daß er in Zukunft ? bei der enormen Bautätigkeit in diesen Gebieten, bei der vorgesehenen Einstreuung neuer Industrieund Gewerbeflächen ? erheblich höher als heute sein wird. Was dann? Diese Frage muß jetzt allerdings geklärt werden. Ehe über den zweiten Teil des Flughafenausbaues (Verlängerung Startbahn II) endgültig entschieden wird

19.12.1959: Rascher Fortschritt beim Ausbau der Startbahn I ln Fuhlsbüttel. Bereits bis zum März des nächsten Jahres soll sie auf 2480 Meter und bis zum August auf rund 3000 Meter verlängert werden. Das kündigte Bürgermeister Engelhard an. Wie berichtet, muß die Startbahn I für den Düsenverkehr auf insgesamt 8250 Meter gebracht werden. , Über die Verlängerung der Startbahn II, die zu einem beträchtlichen Teil in schleswig-holsteinisches Gebiet (Garstedt) hineinragen wird, will man nun Anfang Januar mit Schleswig-Holstein weiterverhandeln. Übrigens hat Hamburgs trockener Hafen in diesem Jahr einen nicht unerheblichen Aufschwung genommen. Der Personenverkehr (720 000 Fluggäste) ist um acht Prozent und der Fracht- und Postverkehr (9 Millionen Kilogramm) sogar um 15 Prozent gegenüber 1958 gestiegen. Auch sonst konnte Bürgermeister Engelhard ? Rückblick und Ausblick der Hamburger Wirtschaft und des Verkehrs ? mit einigen interessanten Rekordzahlen aufwarten. Hamburg hat pro Kopf der Bevölkerung den höchsten Anteil am Volkseinkommen in der Bundesrepublik erwirtschaftet Die Zuwachsrate der Industrieumsätze ist mit 14 Prozent in der Hansestadt genau doppelt so hoch wie im übrigen Bundesgebiet Aber dafür ist Hamburg anscheinend auch ein teures Pflaster: Die Lebenshaltungskosten stiegen in diesem Jahr um zwei Punkte, im Bundesgebiet dagegen nur um einen Punkt. Trotzdem haben die Hamburger 1959 noch fleißig gespart: Rund 30 Mark pro Kopf mehr als die übrige Bundesbevölkerung. Das sind ? bei Licht und Schatten besehen ? gewiß Zahlen eines Wohlstandes. Dennoch darf man sich abzeichnende Gefahren für die wirtschaftliche Entwicklung der Hansestadt nicht übersehen. Bürgermeister Engelhard unterstrich sie mit Nachdruck: Die Randlage Hamburgs, der mögliche Wirtschaftskrieg zwischen den beiden gro- ßen Blöcken der Europäischen Wirtschaftsgemeinschaft (EWG) und der Kleinen Freihandelszone, der Hamburgs Außenhandel zu benachteiligen droht. (Siehe auch Seite 20.) thl

1960

16.01.1960: "Die SPD-Landtagsfraktion hat sich nach anfänglicher Zurückhaltung voll der Ansicht des Garstedter Gemeinderats angeschlossen, daß der Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel nicht auf Garstedter Gebiet verlängert werden darf". Das teilte gestern der Bürgervorsteher von Garstedt, Franz Schreck (SPD), als Ergebnis seiner Besprechungen in Kiel mit. Wie berichtet, ist die Verlängerung der Startbahn II für den Düsen verkehr nur möglich, wenn dafür auch Garstedter Gelände in Anspruch genommen wird. Die schleswig-holsteinische SPD-Landtagsfraktion, fügte Schreck hinzu, hat die Meinung geäußert, daß sich Hamburg unmittelbar mit Garstedt auseinandersetzen müsse.

26.01.1960: In den nördlichen Stadtteilen können jetzt endlich viele Hamburger, die. seit langem einen Telephonanschluß beantragt haben, ihren Fernsprechapparat bekommen. Die Bundespost nahm gestern ihre neue Wahlvermittlungsstelle 53 in Langenhorn mit 2400 Anschlußeinheiten in Betrieb. Damit wird vor allem die Vermittlungstelle 59 in Fuhlsbüttel entlastet. Auch einige Anschlüsse der Stellen 578 (Garstedt) und 69 (Barmbek) werden auf Langenhorn umgeschaltet. Die neuen Rufnummern sind schon im Fernsprechbuch 1959/60 in eckigen Klammern vermerkt.

27.02.1960: Hamburg Ist Jetzt doch bereit, unter Umständen dem Land Schleswig-Holstein und seiner Gemeinde Garstedt in der Flughafenfrage Konzessionen su machen i Diese überraschende Nachricht bestätigte der Chef des Tiefbauamtes, Erster Baudirektor Professor Otto Sill, dem Hamburger Abendblatt. FUr den DUsenverkehr will der Senat, wie berichtet, in Fuhlsbüttel beide Startbahnen verlängern. Die Bahn I nach Südwesten in Richtung Niendorf, die Bahn II nach Nordwesten in Richtung Garstedt. Um die Bahn I, für die nur Hamburger Gebiet gebraucht wird, gibt es keine Meinungsverschiedenheiten mehr. Für die Bahn II aber benötigt man in Garstedt schleswig-holsteinisches Gelände, das die Gemeinde jedoch bislang nicht hergeben will. "Hamburg ist gezwungen, Fuhlsbüttel auszubauen, wenn sein .Trockener Hafen' wettbewerbsfähig bleiben soll", erklärte Prof. Sill. "Wenn die Garstedter nicht nachgeben, bleibt uns nichts anderes übrig, als unsere Pläne zu ändern. Die neuen Entwürfe werden schon vorbereitet." Der einsige Ausweg ist, die Startbahn II zu "verschwenken". Das heißt: Die Betonpiste wird am Schnittpunkt mit der Bahn I um einige Grad nach Westen gedreht. Dann würde die Einflugschneise nicht mehr Aber dem Ortskern von Garstedt liegen, sondern Aber dem unbebauten Gelände des Ohemoors zwischen Garstedt und Sohnelsen/Bönningstedt. "Dieses neue Projekt", meinte Prof. Sill, "ist natürlich eine harte Nuß für Hamburg." Bei dem alten Plan für die Bahn II hätte man "nur" die Verlängerung ? 43 Millionen Mark ? zu bezahlen brauchen. Bei der "Verschwenkung" dagegen müßte sie in ganzer Länge, also auch auf dem Flughafen, neu gebaut werden. Prof. Sill: "Da kommt; man leicht auf zehn Millionen Mark Mehrkosten, wenn nicht sogar auf noch höhere Summen!" Auf jeden Fall will Hamburg angesichts dieser Mehrkosten versuchen, Garstedt doch noch für seine alten Pläne zu gewinnen. Aber die Experten haben kaum noch Hoffnung. Deshalb wird die neue Planung Jetzt energisch vorangetrieben

27.02.1960: Die Hamburger Baubehörde arbeitet zur Zelt neue Pläne für den Ausbau des Fuhlsbütteler Flughafens aus. Dies teilte der Leiter des Tief bauamtes, Erster Baudirektor Professor Otto Sill, dem Hamburger Abendblatt mit. Falls Schleswig-Holstein nicht bereit ist, in Garstedt Gelände für die Verlängerung der Startbahn II herzugeben, soll die Startbahn nach Westen verlegt werden. Die Kosten für die Verlängerung dieser Startbahn würden sich dadurch um mindestens zehn Millionen Mark auf rund 53 Millionen Mark erhöhen

01.03.1960: Hamburg verhandelt weiter mit Schleswig-Holstein um den Ausbau des Fuhlsbütteler Flughafens. Das nächste Gespräch findet Ende dieses Monats mit dem Kieler Innenminister Dr. Lemke statt: "Auf dieser Sitzung werden auch der Bürgermeister von Garstedt, Horst Embacher, und die Sprecher der Fraktion des Gemeinderats ihre Standpunkte darlegen können", teilte gestern Bürgermeister Engelhard mit. Wie berichtet, sträubt sich Garstedt dagegen, Gelände für die von Hamburg vorgesehene Verlängerung der Startbahn II im Ohemoor herzugeben.

04.03.1960: Die Hamburger CDU will untersuchen, ob es nicht doch besser ist, einen Düsenflughafen in Kaltenkirchen statt in Fuhlsbüttel zu bauen. Das kündigte der CDU-Landesvorsitzende Erik Blumenfeid gestern abend auf der Tagung des Landesausschusses der CDU an. Blumenfeld bezeichnete den geplanten Ausbau Fuhlsbüttels zum Düsenverkehr als "halbe Lösung". Offensichtlich könne das für die Verlängerung der Startbahn II benötigte Gelände von Garstedt nicht beschafft werden. Eine Neuplanung dagegen würde erhebliche Mehrkosten erfordern. Weiterhin warf Blumenfeld dem Senat vor. im Wohnungsbau und in der Lösung der Verkehrsprobleme versagt zu haben. ? Der Landesausschuß der CDU hat Blumenfeld für weitere zwei Jahre zum Landesvorsitzenden gewählt.

18.05.1960: Diese Nachricht ist für viele Baulustige in Hamburg sehr wichtig: Im Einzugsbereich des Flughafens muß ein großer Teil aller Neubauten künftig nicht nur von den Bezirksämtern, sondern auch vom Amt für Verkehr genehmigt werden. Dies schreibt das neue Luftverkehrsgesetz vom 10. Januar 1959 vor. Das Amt für Verkehr hat auf Grund dieses Gesetzes jetzt für Hamburg sechs verschiedene Sicherheitszonen festgelegt. Drei gelten für die engere Umgebung des Flughafens, drei für die vier Einflugschneisen. Alle Zonen werden nach dem sogenannten Flughafen-Bezugspunkt .' uf der Hauptstart- und Landebahn I berechnet. Dies sind die drei Zonen für die engere Umgebung des Flughafens: Zone 1: Im Umkreis von 1,5 Kilometern muß jeder Bau, auch die kleinste Sctoeberlaube, vom Amt für Verkehr genehmigt werden. Zone 2: Im Umkreis zwischen 1,5 und 4 Kilometern sind alle Bauten ab 15 Meter über den Flughafen-Bezugspunkt genehmigungspflichtig.. Zone 3: Im Umkreis von 4 bis 6 Kilometern steigt die Höhe der genehmigungspflichtigen Bauten von 45 auf 100 Meter über den Flughafen-Bezugspunkt. Dazu kommen diese Sicherheitsflächen für die vier Einflugschneisen: I. Auf einem 1000 Meter langen und 700 Meter breiten Gelände vor den Start- und Landebahnen ist jeder Bau genehmigungspflichtig. II. Von dieser 1000-Meter-Grenze bis zu 10 Kilometern vom Flughafen-Bezugspunkt steigt die Höhe der vom Amt für Verkehr nicht zu genehmigenden Bauten von 0'auf 100 Meter über den Bezugspunkt. III. Zwischen 10 und 15 Kilometern bleibt die Höhe auf 100 Meter. Diese Sicherheitsflächen für die Einflugschneisen erstrecken sich bei '? der Hauptstart- und Landebahn I bis nach Bah/enf eld, Lurup und Groß-PJöttbek aiifftM 1 . affin, bis "oppenbütiittf'ÄiKi- "@8ä$^$aä*. L Ä sahl " M "?^SS lt auf der^Mdere" Sem Für aleltMftstaf t- "lÄ^Bdebä""'- II gehe"" sie *uf der einen Seite bis nach Garstedt, auf der anderen bis Sechslingspforte und Marienthaler Straße. . "Die Festlegung der Sicherheitszonen bedeutet nicht etwa, daß grundsätzlich nicht über die angegebenen Höhen hinausgebaut, werden darf", erklärte das Amt für Verkehr dem Hamburger Abendblatt, W%nn es die Sicherheit des Luftverkehrs und der Bevölkerung zuläßt, werden wir Sondergenehmigungen erteilen." Stehende Bauten sollen keineswegs abgebrochen werden. 1.

02.06.1960: Überraschende Maßnahmen am Nordostrand des Fuhlsbüttler Flughafens: Düsenmaschinen haben Vorfahrt! Der gesamte Straßenverkehr auf dem Eidkampsweg soll in wenigen Tagen unterbrochen werden, wenn auf der Hauptstartbahn Düsenflugzeuge starten. Der gewaltige Druck der Abgase aus den Düsenmotoren würde Menschen und Fahrzeuge auf dem Erdkampsweg gefährden. Große Drehschranken und rote Stopplichter sind als Sperren aufgebaut worden. Der Ausbau der Startbahn I der vor sechs Monaten begann, ist jetzt abgeschlossen worden. Sie ist um 200 m in Richtung zum Erdkampsweg verlängert worden. Die Düsenmaschinen, die lange Startbahnen' benötigen, werden nur 150 Meter vom Gitter entfernt mit Vollgas an den Start rollen. Zum Schutz der Verkehrsteilnehmer begnügt man sich nicht nur mit einer Sperrung der Straße. Eine einbetonierte ..Abweiswand" wurde errichtet. Der Rückstoß der Turbinen soll von dieser Wand, die wie eine Skisprungschanze aussieht und etwa zwei Meter hoch ist, nach oben abgelenkt werden. Damit, so glaubt das Tiefbauamt, sind alle notwendigen Sicherheitsmaßnahmen geschaffen. ..Die Sperrung der Straße dauert jeweils nur wenige Minuten", versichert das Verkehrsamt. Die Flughafenverwaltung räumt ein: "Um zehn Minuten kann sich ein Start verzögern." Kraftfahrer, die mit ihren Wagen vor dieser Sperre halten, werden sich gedulden müssen. Zum Wenden reicht der Piatz nicht. Im Bezirksausschuß Nord und im Ortsausschuß Fuhlsbüttel gab es um den Erdkampsweg bereits viele Debatten. Ein Teil dieser Straße soll wegen der Startbahnverlängerung ganz aufgehoben werden. Die Forderung der Ausschüsse: "Die Startbahn muß untertunnelt werden. Eine Umgehungsstraße kann diese wichtige Querverbindung zwischen Fuhlsbüttel und Niendorf nicht ersetzen." Ärger wegen der Verlängerung dieser Startbahn, die im Endausbau eine Länge von 3260 Meter haben soll, gibt es auch im Südwesten des Flugplatzes. Bis zur Kollaustraße in Niendorf werden die Landeeinrichtungen (Leuchtbaken) vorgezogen. Enteignungen von Grundstücken drohen. Für die geplante Verlängerung der Startbahn II in Richtung Garstedt liegt die Zustimmung aus Schleswig-Holstein noch nicht vor. ga.

07.06.1960: "Die schleswig-holsteinischen Gebiete am Hamburger Stadtrand werden von der Kieler Regierung benachteiligt." Diese Ansieht äußerte der Landtags abgeordnete Erich Hagenah (SPD) gestern in Pinneberg. Als Beispiel nannte Hagenah die Gemeinde Garstedt. Dieser Ort habe zwar durch die "Stadtflucht der Hamburger" große Lasten zu tragen, er werde jedoch nicht nach den Richtlinien des Gemeinsamen Landungsplanungsrats Hamburg/Schleswig-Holstein befördert.

29.06.1960: Gegen die geplante Aufhebung des Aber 100 Jahre alten Amtsgerichts in Bargteheide protestierten die Gemeindeväter. Sie wollen beim Justizminister In Kiel schärfsten Einspruch einlegen. Er ist der Auffassung, daß Bargteheide die allgemeine Aufwärtsentwicklung in den Hamburger Randgemeinden nicht mitgemacht habe. Das Justizministerium plant in Garstedt den Neubau. eines Amtsgerichtsgebäudes. Diesem Bezirk soll der größte Teil des bisherigen Bargteheider Amtsgerichtsbezirks zugeschlagen werden. Der Rest wird dann künftig zum Bezirk Ahrensburg gehören.

05.07.1960: Bürgermeister Brauer und Schleswig- Holsteins Ministerpräsident von Hassel werden nach der Rückkehr von ihren Sommerreisen im August auf einer "Kleinen Gipfelkonferenz" über den Ausbau des Fuhlsbütteler Flughafens sprechen. Das- Ergebnis der Besprechung soll dann dem Hamburger Senat und der Kieler Regierung vorgelegt werden. Dies wurde gestern auf einer Flughafenkonferenz in Kiel vereinbart. Hamburg möchte, wie berichtet, für den Düsenverkehr die Startbahn II über die Lande6grenze hinaus bis auf schleswig-holsteinisches Gebiet bei Garstedt verlängern. Die Gemeinde Garstedt jedoch ist gegen diesen Plan, weil sie in unmittelbarer Nachbarschaft des vorgesehenen Geländes Industrie ansiedeln will. Das Land Schleswig-Holstein tritt für einen Düseniiughafen bei Kaltenkirchen ein. Diese Standpunkte wurden gestern auf der Flughafenkonferenz in Kiel vorgetragen. Bürgermeister Engelhard trug die Argumente des Senats für den Ausbau von Fuhlsbüttel vor. Der Garstedter Bürgermeister Embacher die Gegenargumente seiner Gemeinde. Die Kieler Minister Böhrnsen (Wirtschaft und Verkehr) und Dr. Lemke (Inneres) äußerten ebenfalls Bedenken gegen die Verlängerung der Startbahn II und plädierten für das Projekt Kaltenkirchen. Der Segeberger Landrat Dorenburg ersuchte um eine schnelle Entscheidung. Kaltenkirchen möchte nämlich ? falls Fuhlsbüttel ausgebaut wird ? Wohnungen auf dem Gelände bauen, das jetzt noch für einen eventuellen Flughafen reserviert ist. Eine Einigung war gestern auf der Ebene der Fachminister nicht möglich. "Wir hoffen, daß wir nach dem Treffen zwischen Bürgermeister Brauer und Ministerpräsident von Hassel mit unseren Fuhlsbütteler Plänen weiterkommen", meinte Senatssyndikus Dr. Blecke von der Hamburger Wirtschaftsbehörde heute vormittag in einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt

23.07.1960: Zwei mißglückte Landungen schwerer Passagierflugzeuge an einem Tag ? das ist für alle Verantwortlichen ein deutlicher Alarm: Der Flughafen Fuhlsbüttel muß so rasch wie möglich ausgebaut werden! Nur der Ausbau Fuhlsbüttels auf den internationalen Standard bietet die unerläßliche Sicherheit, wie sie von einem Großflughafen verlangt wird. Das hatte sich, wie bereit" berichtet, am Freitag innerhalb von zwei Stunden in Fuhlsbüttel ereignet: Ein" Düsenmaschine der Air France vom Typ "Boeing 707" hatte nm 0.S5 Uhr mitten In einem heftigen Gewitter auf der Startbahn I aufgesetzt. In diesem Augenblick versagte nach Darstellung der Air France die Bremswirkung des linken tuBeren Strahlentriebwerks. Die über 80 Tonnen schwere Maschin" rollte auf der regennassen Betonpiste bis zum Ende der jetzt 2440 Meter langen Bahn bei Lokstedt, wo das Steuerbord- Zwillingsrad tief in die aufgeweicht" Grasnarbe einsank. Beim Ausrollen zertrümmerte ein Düsenaggregat drei Lampen der Flugplatzbeleuchtung. Di" Boeing stellte sich so weit auf die Seite, daß das äußere rechte Triebwerk nur noch eine Handbreit über dem Boden schwebte. Keiner der 80 Passagiere, darunter Botschafter Dr. Haas aus Tokio, wurde verletzt. Gegen 13.20 Uhr war es schließlich gelungen, die Boeing auf die Betonbahn zurückzuziehen und zur Lufthansawerft zu schleppen. Noch am Nachmittag wurden die mächtigen Triebwerke und die Bremsen der riesigen Zwillingsräder überprüft. Die Flughafenleitung vertrat die Ansicht, daB sich dieses Mißgeschick wahrscheinlich nicht ereignet hätte; wenn die Startbahnverlängerung um 450 Meter ? sie ist cur Zeit im Bau ? bereits fertiggestellt wäre. Um 11.51 Uhr kam es dann zur zweiten Fehllandung, diesmal auf der Startbahn II. Da die Startbahn I durch die Boeing blockiert war, wurde eine viermotorige Propellermaschine vom Typ "DC 7c" der SAS, mit 40 Passagieren aus Kopenhagen- kommend, ausnahmsweise auf die nur 1450 Meter lange Piste umdirigiert, die normalerweise für derart große Maschinen zu kurz ist. So kam es, daß die "DC 7c" ebenfalls prompt zu weit rollte und gleichfalls auf die Grasnarbe geriet. Die SAS-Maschine blieb jedoch glücklicherweise unbeschädigt und konnte Ihren Flug nach Johannisburg (Südafrika) fortsetzen. Zu diesen beiden Vorfällen erklärte Regierungsdirektor Dr. Gerhard Schattschneider von der Behörde für Wirtschaft und Verkehr dem Hamburger Abendblatt: "Diese Zwischenfälle können sich auf jedem Flughafen der Welt ereignen. Immer können landende Maschinen von der Rollbahn abkommen, ob sie nun 3000 oder 5000 Meter lang ist." "Aber die beiden Fehllandungen", so betonte Dr. Schattschneider, "zeigen doch, wie dringlich der Ausbau Fuhlsbüttels ist. Man kann aber unmöglich diese Vorfälle mit dem von Schleswig- Holstein bevorzugten Projekt Kaltenkirchen in Zusammenhang bringen und nun fordern, jetzt dem Ausbau Kaltenkirchens den Vorrang zu geben. Kein Hamburger Anwohner wurde gefährdet. Die Flugplatzeinrichtungen selbst waren in Ordnung. Im übrigen ist der Ausbau der Betonpisten eher für die Starts als für die Landungen wichtig." Wie steht es nun um den Ausbau Fuhlsbüttels? Die Bürgerschaft hat bisher nur' der Verlängerung der Startbahn I von ursprünglich 2260 auf 3250 Meter zustimmen können. Diese Länge, die internationalen Anforderungen genügt, wird im August 1961 erreicht sein. Der Ausbau der Startbahn II über das Ohemoor hinaus auf 3700 Meter ist bisher jedoch an dem zähen Widerstand der Gemeinde Garstedt gescheitert. Bürgermeister Brauer und der schleswigholsteinische Ministerpräsident von Hassel wollen diese dringende. Streitfrage im kommenden Monat auf einer "Gipfelkonferenz" anpacken und nach einer für alle Beteiligten vertretbaren Lösung suchen. Diese Lösung aber muß schnell gefunden werden. Die beiden Zwischenfälle von gestern sind ? wenn sie auch glimpflich ausgingen ? eine nicht zu überhörende Mahnung!

09.08.1960: Im Ohemoor am Nordrand der Stadt, zwischen" Hamburg-Niendorf und Garstedt, ist ein Findlingstein gesetzt worden, In dem eingemeißelt zu lesen steht: "Rotary in Dankbarkeit ? die Ohemoorsiedler". Die "Enthüllung" geschah in aller Stille ? aber der Stein steht als Symbol für eine gute Geschichte, in der von Unverzagtheit, Pioniergeist und uneigennütziger Hilfe für den Nächsten die Rede ist. In den Stadtplänen von Hamburg ist das neunzig Hektar große Ohemoor noch mit den kathograpklschen Zeichen versehen, die dieses Gebiet als nasses, mooriges Brachland ausweisen. Wer heute dem Ohemoor einen Besuch abstattet, findet mitten in der Stadt eine Oase landwirtschaftlicher Kultur: reifes Korn steht goldgelb auf dem Halm, auf satten Wiesen grasen Rinder, üppig grünt das Kraut der Hackfruchtfelder. Inmitten dieser Wiesen und Felder liegen verstreut zwölf kleine Gehöfte ? hier haben die zwölf Ohemoorsiedler, vertriebene Bauern aus den östlichen deutchsen Gebieten, wieder ein Zuhause gefunden. In den mageren Jahren nach dem Kriege waren sie als Flüchtlinge in Hamburg hängen geblieben. Die Behörden de> Sfedt faßten den Plifriär'dleVe Bauern ohne Land, im Ohemoor Siedlerstell'en zu schaffen. Bis dahin hatten viele Hamburger in diesem "Gebiet Torf gewonnen. Die Behörden gedachten mit der Besiedlung diesen wilden Abbau zu beenden und zugleich für die Flüchtlinge ein gutes Werk zu tun. 1947 begann man damit, das Ohemoor zu kultivieren, es zu entwässern und ihm eine fruchtbare Krume zu geben. Das Unternehmen war mit billiger Reichsmark kalkuliert. Als im Juni 1948 die Währungsreform kam, war man noch mitten drin in dieser Arbeit, und das Projekt erforderte viereinhalb Millionen neue, harto D-Mark, um es wie vorgesehen zu Ende zu führen. Darüber gab es eine hitzige Diskussion zwischen den Parteien im Rathaus ? man sprach von einem verfehlten Experiment und von Fahrlässigkeit, man schlug vor, das Gebiet lieber billiger zu einem Park aufzuforsten. Die Mittel für die dann doch weitergeführte Kultivierun| wurden nur nach heißen Redeschlachten freigegeben. P4e Siedler legten mit Hand an" Sie wurden wieder zu Pionieren, undgrifj, fen zum SÄt^'^tfl^^Mf^twflSse" rungsgräben, um das Land, ihr Land, zu fruchtbarem Boden zu machen. Sie erfüllten das Gebot der "Eigenleistung" beim Bau ihrer mit Krediten gestützten Häuser, sie hoben die Gruben aus, karrten das Material mit heran, sie schliefen in den kleinen Baubuden. Dabei würde ihnen "von einer Seite Hilfe zuteil, die "von Amts wegen" damit dies war- 1^: schlagen, sie gaben sich alle Mühen, außerhalb der Routine und der festgelegten Organisation zu heilen und Mittel einzusetzen. Was Initiative und Phantasie alles vermögen: als die HAPAG von Dr. Weising drauf angesprochen wurde, stellte sie für die Ohemoorsiedlung sofort die Eintrittsgelder aus der Besichtigung des Amerika-Schiffs "Italia" zur Verfügung. Für diese vielseitige Hilfe haben die Siedler nun den Stein gesetzt. Sie wollten erst eine der schmalen asphaltierten Straßan nach ihrem Helfer benennen ? ("Gottlob dürfen Straßen nach Lebenden nicht benannt werden" sagt Dr. Weising). Vqn den neunzig Hektar Moorland sind nun sechzig kultiviert ? vierzig Procent sind Grünland, auf dem sechzig Rinder weiden, Je dreißig Prozent tragen Korn- nnd Hackfrucht, der Boden gibt 26 Dopnelzentnef Korn pro Hektar her, das ist ein gesunder Durchschnitt. ISO Schweine grunzen in den zwölf Siedlerställen. Und allen. steht der gemeinsame Maschinenpark zur Verfügung.

13.08.1960: Finanzielle Zuschüsse für die Planung der Ost- West-Achse und für den Ankauf von Gelände für Wohnungsbau und Industrie in Elmshorn hat der Förderungsausschuß der Länder Hamburg und Schleswig- Holstein für die Hamburger Randgebiete dem Kreis Pinneberg bewilligt. Diese Mitteilung machte Kreisoberbaurat Richter in Pinneberg. Die Stadt Pinneberg soll außerdem nach Angaben des Kreisoberbaurates Mittel für den Bau der Biologischen Stufe ihres Klärwerkes erhalten und die Stadt Wedel für den Kauf eines Grundstückes für das geplante Gymnasium. Die Gemeinde Garstedt soll Geld für ein Gutachten über Verkehrsverhältnisse bekommen. Über die Höhe der Summen ist noch nichts bekannt.

29.09.1960: Welfenweg und Marsenweg sind die Wohnstraßen benannt worden, die vom Garstedter Weg in Höhe des Münchhausenweges abzweigen.

19.10.1960: Ein neuer Vorschlag für' einen zentralen Düsenflughafen in Norddeutschland: Der Bremer Verkehrssenator Dr. Georg Borttscheller hat gestern angeregt, im Gebiet zwischen Bremerhaven und Bremervörde einen Zentralflughafen für Überschall-Großflugzeuge zu errichten. Grund: Die Einflugschneise würde weit in die Nordsee hineinreichen. In einer Entgegnung auf die CDU- Kritik zur Flughafenpolitik des Senats stellte Bürgermeister Engelhard fest, daß der Senat einen Zentralflughafen für den "Luftverkehr von übermorgen" unterstützt. Der Ausbau Fuhlsbüttels für den Düsenverkehr "von heute und morgen" werde dadurch jedoch nicht berührt. Schleswig-Holsteins Ministerpräsident trat gleichfalls für eine "großzügige und dauerhafte Lösung der Flughafenfrage" ein. "Hamburg darf aber beim Ausbau Fuhlsbüttels nicht über die Interessen Garstedts hinweggehen."

26.10.1960: "Man sollte die Startbahn I auf dem Flughafen Fuhlsbüttel zu Ende bauen und sich im übrigen ernsthaft und schnell nach einem neuen Großflughafen für den norddeutschen Raum und für die spätestens 1970 zu erwartenden Überschallflugzeuge umsehen." Das erklärte gestern der stellvertretende CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Witten zu dem Antrag, der heute in der Bürgerschaft behandelt wird. Der vorgesehene Ausbau der Startbahn II, so sagte Dr. Witten, muß endgültig als gescheitert angesehen werden. Nach der ablehnenden Haltung des Garstedter Bürgermeisters (ein Teil der Startbahn II würde ins Garstedter Gebiet hineinragen) und der Regierung Kiel gibt es keine Erweiterungsmöglichkeit mehr für Fuhlsbüttel. Außerdem seien bei dem ständig ansteigenden Düsenverkehr das Lärmund Sicherheitsproblem bei einem so stadtnahen Flughafen nicht mehr zu meistern. Wo würde ein neuer Flughafen am günstigsten liegen? Dr. Witten plädierte noch einmal für den Vorschlag, einen Großflughafen bei Heidenau im Landkreis Harburg zu bauen: "Dort wäre ein genügend großes Einzugsgebiet, dort könnten zehn bis fünfr zehn Kilometer lange Startbahnen gebaut werden, wie sie für Überschallflugzeuge erforderlich sind, von dort aus würden die Maschinen nicht mehr die Hansestadt überfliegen müssen." FDP-Fraktionsvorsitzender Müller- Link sagte anschließend: "Wir werden den CDU-Antrag mit einer rein formellen Abänderung annehmen. Damit soll aber noch keine Entscheidung für Heidenau oder Kaltenkirchen gefällt werden." Fuhlsbüttel werde auch neben einem neuen Großflughafen stets seine Bedeutung behalten, für den innerdeutschen Verkehr und vor allem für den Frachtverkehr. thi.

03.11.1960: Die "Kleine Gipfelkonferenz" über die Flughafenfrage zwischen Bürgermeister Brauer und dem Kieler Ministerpräsidenten von Hassel fällt aus. Diese wichtige Mitteilung machte .Bürgermeister (FDP) ausgerechnet auf einer lokalen Versammlung seiner Partei in Neumünster. Als Grund gab Engelhard an, von Hassel habe ein direktes Gespräch mit Brauer abgelehnt. Hamburg hatte sich, wie berichtet, von der Zusammenkunft viel erhofft. Brauer wollte sich persönlich dafür einsetzen, daß von Hassel auf die Gemeinde Garstedt einwirkt, an deren Widerstand der Ausbau der Fuhlsbütteler Start- und Landebahn II für Düsenverkehr bisher scheiterte.

09.11.1960: Ein wesentliches Zugeständnis an Hamburg in der Frage des Ausbaues des Flugplatzes Fuhlsbüttel machte gestern vor dem Kieler Landtag der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Kai-Uwe von Hassel. . Der Kieler Regierungschef erklärte auf die Frage der sozialdemokratischen Opposition, ob durch die Flugplatz-Diskussion das Verhältnis der Küstenländer untereinander in Frage gestellt sei: ?Wenn die von mir vorgeschlagene neutrale Sachverständigenkommission feststellt, der Ausbau Fuhlsbüttel über die Hamburger Landesgrenze hinaus nach Schleswig-Holstein sei richtig, dann wird sich die schleswig-holsteinische Landesregierung nicht länger der Einbeziehung Garstedts widersetzen." Der Vorschlag von Hassels, eine neutrale Expertenkommission einzusetzen, der weder Hamburger noch Schleswig-Holsteiner Vertreter angehören sollen, ist in Hamburg auf Ablehnung gestoßen. Statt dessen hat Bürgermeister Brauer erh rfeües Gespräch zwischen 1 ' den Regierungschefs angeregt. Dazu sagte gestern von Hassel, er wisse nicht, was dabei herauskQnnnen solle, nachdem sich bei "den bisherigen Verhandlungen die Fronten so verhärtet hätten. Hassel hofft, daß der Hamburger Senat der Bildung einer neutralen Sachverständigenkommssion zustimmen werde.

11.11.1960: Hamburg verzichtet auf den Bau einer zweiten Lärmschutzhalle auf dem Flughafen Fuhlsbüttel. Diese überraschende Mitteilung machte Bausenator Buch gestern bei dem Richtfest für die erste Lärmschutzhalle, die mit einem Kostenaufwand von 9,4 Millionen DM bis Ende nächsten Jahres fertiggestellt sein soll. In der Lärmschutzhalle sollen, wie berichtet, die Motoren der Kolbenmaschinen warmlaufen. Dies geschieht zur Zeit noch in den frühen Morgenstunden unter freiem Himmel. Das heißt: die Flughafenanwohner werden jeden Tag durch den ohrenbetäubenden Krach aus dem Schlaf gerissen. "Falls die Halle sich bewährt", sagte Senator Buch, "wollten wir Ursprunglieh eine zweite bauen. Daran ist jedoch nicht mehr zu denken. Die Umstellung des Luftverkehrs von Kolben- auf Düsenantrieb geht so schnell vor sich, daß wir eine zweite Halle nicht brauchen. Düsenmaschinen brauchen nämlich nicht warmzulaufen." Ist unter diesem Gesichtspunkt die erste Halle überflüssig? Dazu Senator Buch: "Keineswegs! In der Halle können dann die Düsenaggregate gewartet und repariert werden oder probelaufen. Das allerdings macht soviel Lärm, wie das Warmlaufen der Kolbenmotoren." Die Startbahn II wird, fuhr Buch fort, unabhängig von der Haltung Garstedts zunächst auf jeden Fall bis zur Landesgrenze auf 2250 Meter verlängert. Garstedt weigert sich bekanntlich, die für die volle Länge erforderlichen und auf seinem Gelände liegenden restlichen 1400 Meter herzugeben. "Wir haben die Hoffnung auf eine Einigung mit Garstedt immer noch nicht aufgegeben", erklärte der Bausenator optimistisch

30.11.1960: Die beiden Amtsgerichte in Reinfeld und Bargteheide (Krs. Stormarn) sollen nicht aufgelöst werden. Das hat der schleswig-hoIsteinischeJustizministei-Dr. Leverenz -gestern nach einer Besprechung mit den beiden Bürgermeistern mitgeteilt. Mit dieser Entscheidung ist die künftige Entwicklung der beiden Hamburger Randgemeinden berücksichtigt worden. An der Kreisgrenze Pinneberg/ Stormarn in Gars-tedt soll ein neues Amtsgericht geschaffen s werden. Bad Oldesloe erhält voraussichtlich im nächsten Jahr einen Neubau für das Amtsgericht.

05.12.1960: Der Ausbau dieser Bahn wäre nicht das Beste, was man sich wünschen kann. Freilich, es gehörte großer Mut dazu, die Möglichkeiten vorauszusehen, die Maschinen mit 140 Sitzplätzen und doppelter Fluggeschwindigkeit mit sich brachten. Man hat sich auch anderswo ganz gehörig geirrt. Noch später als 1957 hat man geglaubt, jeder europäische Staat werde mit einem (wenn überhaupt) Düsenflughafen auskom- men, während man heute weiß, daß man sehr bald nur noch Düsenflughäfen und etwas später auch noch Uberschallflughäfen brauchen wird. Immerhin hat aber Kopenhagen den Ausbau in den heutigen Maßen schon 1957 praktisch begonnen und Amsterdam schon 1956 die ersten Ausbaupläne entworfen. Am 25.8.1959 beschloß der Hamburger Senat den Ausbau von Fuhlsbüttel. Die Burgerschaft stimmte zu. Es bleibt also nur "to make the best of it", das Beste daraus zu machen, wie die Engländer zu sagen pflegen, wenn einem nichts anderes übrigbleibt. Was ist das "Beste", das sich In Fuhlsbüttel verwirklichen läßt? Sprechen wir zunächst von den Start- und Landebahnen, dem A und O eines Düsenflughafens. Der Flughafen Fuhlsbüttel hat eine Fläche von 380 Hektar. Frankfurt stehen 1100 ha zur' Verfügung, Kopenhagen 1200, London-Airport 1300 und Paris- Orly sogar 1800. Fuhlsbüttel ist in ein enges Korsett gepreßt, das es nicht sprengen kann. Das Korsett besteht aus Wohngebieten (siehe Karte). Offnen läßt es sich nur nach einer Seite, in das zu Schleswig-Holstein gehörende Ohemoor. Bei der Ausbau-Planung ging man also davon aus, eine große zusätzliche Fläche im Ohemoor zu erwerben, um auf ihr später eine Startbahn in der günstigen Südwest-Nordost Richtung zu bauen, die bis zu 3800 m verlängert werden könnte. Gegen diesen Plan erhob sich ein Sturm der Entrüstung bei den Einwohnern von Schneisen, Ochsenzoll und Langenhorn, die unter den Einflugschneisen dieser Startbahn III gewohnt hätten. Als schwerwiegendstes Argument gegen diesen Plan erwies sich aber die Tatsache, daß man die Krankenhäuser Langenhorn und Heidberg hatte verlegen müssen. Man verzichtete auf die Startbahn III im Ohemoor. Die Länge einer Startbahn für Düsenflugzeuge setzt sich zusammen aus der international vorgeschriebenen Grundlänge und den Zuschlägen für die Höhe des Flughafens und der Temperaturen. Die Grundlänge beträgt 3250 Meter. Mit der Höhe hat Hamburg keine Sorgen, da es mit 11 m über NN fast in Meereshöhe liegt. Man braucht also nur Zuschläge für extrem hohe Temperaturen im Hochsommer. 3620 Meter würden in Hamburg alle Anforderungen befriedigen. Um auf diese Länge zu kommen, beschloß man die Südost-Nordwest-Startbahn II, die jetzt 1466 m lang ist, in Richtung Garstedt auszubauen. Und zwar nur in Richtung Garstedt, denn in entgegengesetzter Richtung müßte man dichtbewohnte Stadtteile wie Alsterdorf und Barmbek überfliegen. Start und Landung gegen den Wind 1. Wenn man die Starts und Landungen nach und von Südosten ganz verbietet, ist die Bahn nur zu 57 Prozent der Gesamtzeit zu benutzen. Start und Landung müssen nämlich gegen den Wind erfolgen, und Düsenflugzeuge dürfen dabei keinem Seitenwind von mehr als 20 Knoten (37 km/st) ausgesetzt werden. 2. Ausgerechnet Nordwest ist die windärmste Richtung in Hamburg (nur 2,9 Prozent). 3. Eine Veränderung der Bahnrichtung war schon deshalb nicht möglich, weil das Abfertigungsgebäude im Wege steht. 4. Die Verlängerung führt Ins Ohemoor. Das bedeutet erhöhte Kosten für genügend stabile Bahnen. (Auch die vorhandenen Startbahnen müssen verstärkt werden, um das Gewicht der großen Düsenflugzeuge tragen zu können.) Wer keine Wahl hat, kann nicht wählerisch sein. Die Verlängerung nach Nordwesten war die "optimale Lösung". Doch das war eine Rechnung ohne den Wirt. Der Wirt, das Land Schleswig-Holstein bzw. die Gemeinderäte von Garstedt, sagten: "Nein!" Dieses Nein hat sich inzwischen zu einer Art "Rütlischwur" ausgewachsen, von dem keiner der Garstedter zurück kann, ohne sein Gesicht zu verlieren. Bürgermeister Embacher sagte mir freilich, es handele sich nur um sachliche Erwägungen. Er sagte: "Wenn ein neutrales Sachverständigengutachten vorliegt, etwa in dem Sinne, daß Hamburg unbedingt auf diese Bahn angewiesen ist, und daß Hamburg auch keine Ausweichmöglichkeiten hat, dann werden wir uns auch nicht sträuben." Und Ministerpräsident von Hassel sagte kurz darauf, erst dann werde er mit Bürgermeister Brauer verhandeln. Die Bahn II kann also vorläufig nur bis zur Landesgrenze ausgebaut werden, womit nicht viel gewonnen ist. Mit aller Macht baut man also die Bahn I in Richtung Lokstedt-Niendorf aus. Diese Bahn wird im Endresultat 3250 Meter lang sein. Dann wird sie alle Düsenflugzeuge abfertigen können, die nicht voll beladen sind. Die bereits zweimal in der Woche in Hamburg startende Boeing 707 der "Air France" über die Polroute nach Alaska- -Die Kapazität Hamburg-Fuhlsbüttels nach Ausbau der Bahn I wird ausreichen, um einen noch dichteren Flugverkehr als den heutigen zu bewältigen. Nur auf interkontinentale Direktflüge wird Hamburg ohne die Bahn II verzichten müssen, da keine Fluggesellschaft sich auf eine so große Fahrplan- Unsicherheit in den Sommermonaten einlassen würde." Doch das war nur eine Seite des Problems. Es gibt noch viele andere. Zum Beispiel den Schutz der Bevölkerung vor Lärmbelästigung. Eine Frage, die den Hamburgern am nächsten liegt. Darüber in der nächsten Folge am Mittwoch. Tokio, kann hier ebenfalls von Oktober bis März fast regelmäßig starten und landen, zwischen April und Oktober aber ist der Fahrplan in Frage gestellt, denn bei 20 °C. braucht man bereits eine um 180 Meter längere Piste. Obgleich man beträchtlich zurückstecken müßte, hält man im Rathaus und im Direktorenzimmer des Flughafens 1.) die Entscheidung für Fuhlsbüttel immer noch für richtig und ist 2.) voller Optimismus. Man sagt hier wie dort:

07.12.1960: Wenn die Gemeinde Garstedt und Schleswig-Holstein sich weiterhin weigern, Land für die Verlängerung der Startbahn II zur Verfügung zu stellen, wird es nicht möglich sein, Fuhlsbüttel so auszubauen, wie der Senat es 1959 plante. Dennoch reicht die Kapazität Fuhlsbüttels aus. In Zukunft einen noch viel dichteren Luftverkehr aufzunehmen als heute. Mit dieser Feststellung endete die letzte Folge dieser Artikelserie. Seit ihrem Erscheinen muß die Redaktion laufend auf die gleiche Leseranfrage antworten: "Noch dichterer Verkehr? Bedeutet das noch mehr Lärm?" Die Garstedter blieben bei ihrem ..Nein" Es ist für die Betroffenen auch kaum ein Trost, daß das Lärmproblem noch nirgends in der Welt zufriedenstellend gelöst ist. Unterschlagen wir doch eines nicht: die Planung des Senats von 1959 ging davon aus, daß ein großer, wenn nicht der größte Teil der Düsenstarts in Richtung Ohemoor erfolgen sollte. Das hätte die Garstedter nicht so sehr betroffen, denn die Einflugschneise hätte nicht über den Ort geführt, sondern westlich daran vorbei. Aber die Garstedter haben nein gesagt, und dabei ist es bisher geblieben, und das heißt, daß der jetzige ? und der zukünftige ? Verkehr hauptsächlich über Lokstedt und Niendorf gehen wird (bzw. Hummelsbüttel, Poppenbüttel in der Gegenrichtung). Man kann Senat und Bürgerschaft gewIB nicht verwerfen, daB sie sich nicht den Kopf zerbrochen hätten, was getan werden kann. Und eine Menge wurde schon getan. - Reklameflüge wurden zeitlich stark begrenzt. - Ein großer Teil der Schulflüge der Lufthansa wurde nach Hannover und Bremen verlegt. - Man ließ Wissenschaftler sich die Köpfe zerbrechen, wie das größte Übel beseitigt werden könnte, der nächtliche Lärm van der Luftwerft her, wo Auch weiterhin wird z. B. die Boeing der Panamerican dreimal in der Woche um 0.30 Uhr landen und um 0.50 Uhr wieder starten, vorausgesetzt, daß sie nicht sogar Verspätung hat. 1957 hieß es in der "Mitteilung des Senats an die Bürgerschaft": "Sollte den Herstellerwerken (der Flugzeuge) bei dem Bemühen, das Düsengeräusch wirksam einzudämmen, wider Erwarten kein Erfolg beschieden sein, so dürfte es in Hamburg mit Rücksicht auf die Bevölkerung nicht zu verantworten sein, daß Düsenflugzeuge die bestehende Hauptstart- und Landebahn laufend benutzen. In diesem Fall wird eine besondere Start- und Landebahn für Düsenflugzeuge gebaut werden müssen." Es tut mir leid, so "kalte" Sachen wieder herauskramen zu müssen, aber sie lassen sich heute noch schwarz auf weiß nachlesen. Von Schalldämpfern ist noch nichts zu hören, Garstedt bleibt bei seinem Nein, was bleibt also zu tun? Düsenstarts und Landungen in Hamburg verbieten? Das wäre ein Schildbürgerstreich. Das wäre selbstmörderisch für die Weltstadt Hamburg. , Am einfachsten wäre es natürlich, Schleswig-Holstein den Krieg zu erklären und das Ohemoor zu erobern, aber das ist auch nicht mehr ganz zeitgemäß. Scherz beiseite. Hoffen wir mit Senat und Bürgerschaft, daß man mit Garstedt bzw. der Landesregierung von Schleswig-Holstein noch zu einer Einigung kommen wird. Oder sollte man doch an den N"äubau eines Flughafens bei Kaltenkirchen oder in der Heide denken müssen? Der Streit ging jahrelang um diese Frage. Hamburg entschied sich für Fuhlsbüttel 1. wegen seiner .Stadtnähe, 2. wegen der hier bereits investierten Kosten. Doch darüber in der nächsten Folge mehr. Ist der Umbau vor 1962 nicht fertig? Sprechen wir zunächst von etwas anderem. Vom Ausbau des Abfertigungsgebäudes. . Beinahe muß ich es wegen Befangenheit ablehnen, darüber zu schreiben, denn zu oft habe ich mich selbst ärgern müssen, zu oft habe ich mich für Hamburg geschämt, wenn ich Jawohl, natürlich bedeutet das noch mehr Lärm! Doch ehe Sie, verehrter Leser, die Zeitung nun verärgert fortwerfen, lesen Sie bitte zu Ende, was über dieses Thema zu sagen ist. Den Menschen, die in Niendorf und Lokstedt nachts aus dem Schlaf fahren, wenn eine Boeing mit Donnergetöse über ihr Dach braust, kann man nicht sagen, die ganze Lämdiskttsston *"f fiberspitzt bis zur Hysterie. Sie wurden einem mit Recht antworten: "Und wenn wir wirklich hysterisch geworden sind, dann bleibt doch nur zu fragen, wer unseren Nervenarzt bezahlt!" ob vier oder fünf Uhr früh die Ivlotoren der Morgenmaschinen warmlaufen. ? Man erwog einen "grünen Wall", eine hohe schallschluckende Hecke also, man erwog einen 22 Meter hohen Zaun, man sprach von Doppelfenstern auf Staatskosten und schließlich schritt man zur Tat. und begann mit dem Bau einer Lärmschutzhalle. Es ist die allererste auf der ganzen Welt. Und sie kostet 9,7 Millionen DM. Um es vorwegzusagen: das ist soviel wie der ganze Umbau des Abfertigungsgebäudes kosten wird. Aber wenn es, ob dieser Einmaligkeit, in einer Zeitung heißt: "Bald kann Fuhlsbüttel ruhig schlafen!", muß ich den Kollegen doch bitten, seine Begeisterung zu zügeln, denn 1. wird die Lärmschutzhalle nicht "bald" fertig, sondern erst Ende 1M1 2. bietet sie nur einem Flugzeug Platz. S. beseitigt sie nur eine, wenn auch die lästigste Lärmquelle. ausländische Gäste abholte oder begleitete. Ich wußte auch nur sehr wenig zu antworten, wenn jemand sagte: "Das ist ja ein Skandal." An den Pappwänden der Hallen und mehr als provisorischen Warteräume hängen weiße Zettelchen. Auf ihnen steht zu lesen, daß der verehrte Fluggast Verständnis haben möge für die Unbequemlichkeiten, die man ihm zumutet, es geschehe alles nur in seinem Interesse. 1958 las der verehrte Fluggast die Zettel schmunzelnd und verständnisvoll, 1959 achselzuckend, 1960 ärgerlich und, es hilft nichts, er wird sie auch noch 1961 und sogar 1962 lesen müssen. Natürlich ist es nicht ganz einfach, am "lebenden Haus" zu bauen, das heißt, gleichzeitig zu bauen und den Betrieb weitergehen zu lassen. Kopenhagen und Amsterdam haben es da viel einfacher, sie bauten einfach "nebenan" neu. In Fuhlsbüttel gibt es kein "nebenan", das Korsett sitzt eng. Aber vier Jahre Bauzeit sind trotzdem eine Zumutung, vier Jahre, in denen dem Fluggast zugemutet wird, was ihm nirgends sonst während eines Umbaus zugemutet wurde. Und hinterher? Wird dann ein Phönix aus der Asche erstehen; ein Prachtbau hinter den Pappwänden hervorkommen? Kaum. Was man den Bauzeichnungen entnehmen kann, ist ein Flughafengebäude, groß genug für den absehbaren Verkehr, aber ohne große Erweiterungsmöglichkeiten, ein Abfertigungsgebäude wie es auf den gro- ßen Flugplätzen der Welt schon selbstverständlich war, ehe die allgemeine Um- und Neubauwelle einsetzte. Hamburg wird kein "Terminal" in der Stadt haben, wie etwa Paris, Brüssel oder Kopenhagen. Die Stadt ist so nah, daß sich das nicht rentiert. Am ZOB wird eine zentrale Abfahrtstelle geschaffen, und der Schnellbus 31 wird bis zum Flughafen fahren. Man wird neue Parkplätze und Raum für Hotels und Läden in der Nähe des Empfangsgebäudes schaffen. Später soll auch die Osttangente des Stadtautobahnnetzes an Fuhlsbüttel ?vorbeMühr".. - * Es steckt eine Menge Geld in Fuhlsbüttel. Vor 1959 bezifferte man den Wiederbeschaffungswert mit 200 Millionen DM. "Wiederbeschaffungswert" heißt die Summe, die man' benötigen würde, um Grund und Boden, vorhandene Startbahnen, Gebäude, Beleuchtungsanlagen, Einzäunungen usw., an anderer Stelle wieder zu errichten. 50 Millionen davon sind für die nach dem Kriege entstandene Lufthansa- Werft eingesetzt. Ein Wert von 300 Millionen Der Ausbau der Startbahn I kostet 29 Millionen DM. Der Teilausbau der Startbahn II auf hamburgischem Gebiet 29 Millionen. Der Gesamtausbau der Startbahn II (in Richtung Garstedt) würde 43 Millionen kosten. Dazu kämen noch Kosten für Straßenuntertunnelungen, Ersatzwohnraum u. ä. Die Lärmschutzhalle kostet 9,7 Millionen. Die Erweiterung des Abfertigungsgebäudes rund 10 Millionen. Es kommen noch ein paar weitere Posten dazu. Wenn die Ausbauarbeiten fertiggestellt sind, wird Hamburg-Fuhlsbüttel einen Wiederbeschaffungswert von 300 Millionen DM haben. Bürgermeister Engelhard sagt: Hamburg-Fuhlsbüttel reicht für die nächsten 15 Jahre! Ministerialdirektor Sureth vom Verkehrs- und Wirtschaftsministerium Schleswig-Holstein sagt: "Höchstens für sieben Jahre!"

08.12.1960: "Wenn sich in der Flughafenfrage eine neue Lage ergibt, werden wir selbstverständlich unsere ablehnende Haltung Hamburg gegenüber überprüfen!" Dies erklärte ein Sprecher der schleswigholsteinischen Landesregierung heute dem Hamburger Abendblatt zu der heftigen Kritik, die Bürgermeister Brauer gestern vor der Bürgerschaft an den Kieler Ministerpräsidenten von Hassel geübt hatte. Der Ausbau von Fuhlsbüttel scheitert, wie berichtet, zur Zeit noch daran, daß die schleswig-holsteinische Gemeinde Garstedt einen dazu benötigten Geländestreifen nicht hergibt und in ihrer Haltung von der Kieler Regierung unterstützt wird. Brauer hatte von Hassel deshalb im Sommer um eine "Kleine Gipfelkonferenz" gebeten, die von Hassel nach seiner Rückkehr aus Afrika jedoch absagte. Brauer nannte die Absage gestern ungewöhnlich enttäuschend und erstmalig im Verkehr zwischen Ministerpräsidenten der Länder. Auch kritisierte er, daß von Hassel monatelang überhaupt nicht geantwortet habe. Der Kieler Regierungssprecher erklärte demgegenüber heute, von Hassel habe nach seiner Rückkehr am 6. und 7. Oktober auf der Ministerpräsidentenkonferenz in Stuttgart mit Brauer über das Flughafendilemma gesprochen. Dabei habe er um Verständnis dafür geworben, daß eine Flughafenkonferenz so lange sinnlos sei, bis sich die Experten der Länder über die Zweckmäßigkeit des Ausbaus von Fuhlsbüttel geeinigt hätten. Gleichzeitig habe von Hassel angeregt, über das Bundesverkehrsministerium drei neutrale Sachverständige, die weder aus Hamburg noch aus Schleswig-Holstein stammen dürften, mit der Ausarbeitung eines Gutachtens zu beauftragen. Dieses Gespräch hat von Hassel am 17. Oktober schriftlich bestätigt. ?Nachdem Hamburg Fuhlsbüttel weiterhin für ausbaufähig und ausbauwürdig hält und sofort für die Überbrückung von etwa 15 Jahren ausbaut, bis dann ein neuer, größerer Flughafen geschaffen werden soll, ist Schleswig-Holstein schon heute für eine große Anlage, der Fuhlsbüttel jedoch nicht gerecht werden kann, und schlägt deshalb als geeignetes Projekt Kaltenkirchen vor", schrieb er an Brauer. Bei diesen unüberbrückbaren Ansichten könne ein Gespräch zur Zeit zu keinem Ergebnis führen. Erfolgversprechender sei, die vorgeschlagene Sachverständigenkommission einzusetzen. Die Kieler Regierung weist daraufhin, daß dieser Brief von Hassels bis heute noch nicht beantwortet sei. Im übrigen werde von Hassel niemals ein persönliches Gespräch mit Brauer ablehnen, auch nicht über den Flughafen, sobald sich eine neue Lage ergeben sollte. Von Hassel hält sich gegenwärtig zur Kur in Oberstdorf auf

23.12.1960: "Ich werde schon im Januar bei meinem Antrittsbesuefa in Kiel mit dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten von Hassel über die Probleme des Flughafens Fuhlsbüttel sprechen!" Dies erklärte Hamburgs neuer Erster Bürgermeister Dr. Paul Nevermann heute vormittag dem Hamburger Abendblatt. Bürgermeister Nevermann hofft, daß er sich schon bei diesem ersten Gespräch mit von Hassel über die Zusammensetzung einer Flughafenkommission und über die weitere Zusammenarbeit in der Flughafenfrage einigen kann. Bürgermeister Engelhard hat sich gestern in seiner Eigenschaft als Verkehrssenator für die Bildung einer gemeinsamen Kommission der vier norddeutschen Küstenländer Hamburg, Bremen, Schleswig - Holstein und Niedersachsen eingesetzt. Von Hassel dagegen hatte die Bildung einer neutralen Kommission durch da* Bundesverkehrsministerium vorgeschlagen. In Hamburg hat die Bürgerschaft beschlossen, die Startbahn II von Fuhlsbüttel über die Landesgrenze hinaus um 1100 Meter bis in das schleswig-holsteinische Garstedt zu verlängern. Garstedt ist Jedoch dagegen und wird dabei von der Kieler Regierung unterstützt, die statt Fuhlsbüttel Kaltenkirchen ausgebaut sehen will. Bürgermeister Engelhard hat nun gestern erklärt, Hamburg sei bereit, die Startbahn II zu verlagern. Dann würden nur noch 700 Meter Garstedter Gelände benötigt. Die restlichen 400 Meter könne man auf der anderen Seite der Startbahn in Hamburg bauen. Garstedt ist Jedoch, wie heute vormittag von der Gemeindeverwaltung erklärt wurde, nicht bereit, auch nur einen einzigen Meter Land für den Flughafen herzugeben. Im übrigen sei Hamburg mit seinem Vorschlag noch gar nicht an die Gemeinde herangetreten.

31.12.1960: 1999 (diesmal kein Druckfehler!) war ein erfolgreiches Jahr für die Hansestadt! Darüber waren sich alle Abgeordneten der Bürgerschaft einig, als sie gestern zur letzten Sitzung des Jahres zusammenkamen. Nur die Funk- Verbindungsgeräte auf den Plätzen der abwesenden Abgeordneten summten, als der greise Bürgermeister Dr. Paul Nevermann vom Senatstisch aus die erfreuliche Bilanz erläuterte. Er tat es in kurzen, klaren Sätzen, eine Leistung, die bei dem hohen Alter des Bürgermeisters erstaunlich ist. "Meine Damen und Herren", sagte der Bürgermeister, ?wir haben erreichen können, daß die Gemeinde Garstedt uns das Grundstück des Kolonial warenh&ndlers Sötebier für die Verlängerung der Startbahn II in Fuhlsbüttel stellte. Damit können die neuesten Maschinen des Typs Boeing 909 landen und starten, mit der kleinen Einschränkung, daß die Passagiere erst In Frankfurt zusteigen dürfen, beziehungsweise schon dort aussteigen müssen. Im nächsten Jahr, so hoffen wir, wird der Abgeordnete Engelhard uns euch noch die Parzelle des Schlachtermeisters Langdörfer erhandeln. Dann können jeweils zahn Passagiere, allerdings nur Kinder bis zu zehn Jahren, mit der Boeing starten und landen." Beifall der Regierungspartei (CSPD- Chrisüich-Sozialdemokratische Partei Deutschlands) und Opposition (FDFD- Frele Demokratische Fortschrittspartei Deutschlands) gab es, al" der Bürgermeister sagte: "Wir wissen dem Abgeordneten Engelhard Dank dafür, daß er es sich zur Lebensaufgabe gemacht hat, den Gar- ?tedtern jedes Jahr ein paar Quadratmeter abzuhandeln. Und ich kann Ihnen heute schon mitteilen, daß er am Neujahrstage die vom Fuhlsbütteler Bürgerverein gestiftete Medaille ,Für Verdienste um das Luftkreus des Nordens' erhalten wird."

1961

28.01.1961: Der Ausbau des Flughafens Fuhlsbüttel bleibt weiterhin blockiert. Die Gemeinde Garstedt hat sich in einem Schreiben an das Kieler Innenministerium erneut geweigert, Land für die von Hamburg erwünschte Verlängerung der Startbahn II herzugeben. Falls Garstedt den Hamburger Wünschen folgen würde, müßten ? wie Bürgermeister Embacher mitteilte ? nicht nur zahlreiche Bauernhäuser und ein Fabrikschornstein, sondern auch der Kirchturm abgerissen werden. Die Gemeinde plane jedoch wegen der ständigen Zunahme ihrer Einwohnerzahl, das Gotteshaus zu vergrößern und dabei aus architektonischen Gründen auch den Turm zu erhöhen.

15.02.1961: Die Pinneberger Kriminalpolizei hat vier Jugendliche zwischen 14 und 16 Jahren aus Garstedt vorübergehend festgenommen, denen 20 Straftaten nachgewiesen worden sind. Zwei von Ihnen, der 16jährige Karl-Heinz M. und der 15jährige Otto M., wurden dem Pinneberger Jugendrichter überstellt. Die, "Rocker-Gang", wie sich die Bande nannte, war aus einem 30 Mitglieder zählenden Rock'n-Roll-Klub hervorgegangen. Das Register ihrer Straftaten reicht vom Moped- und Fahrraddiebstahl bis zum Einbruch. Ein 24 jähriger Arbeiter aus Hamburg war der Hehler. Auch er ist festgenommen worden. Wie berichtet, waren erst vor wenigen Wochen in Quickborn und in Garstedt die Rädelsführer von zwei Jugendbanden' dingfest gemacht worden.

27.02.1961: Dr. Nevermann fährt zu Ministerpräsident v. Hassel Hamburgs Erster Bürgermeister Dr. Paul Nevermann (SPD) macht am Mittwoch seinen Antrittsbesuch in Kiel. Das wichtigste Thema bei seinem Gespräch mit dem schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Kai-Uwe von Hassel (CDU) ist der endgültige Ausbau des Hamburger Flughafens Fuhlsbüttel. Die gutnachbarlichen Beziehungen zwischen Hamburg und Kiel leiden schon fast ein halbes Jahrzehnt unter dem Problem Fuhlsbüttel. Auf den ersten Blick scheinen die Gegensätze un- überbrückbar. Aber es gibt Anhaltspunkte, daß doch- noch eine Einigung möglich ist. Worum geht es bei dem Streit um Fuhlsbüttel? - Hamburg will die jetzige Startbahn II von 1466 auf 3700 Meter verlängern, damit auch vollgetankte Düsenflugzeuge zu jeder Zeit in Fuhlsbüttel starten können. Dazu braucht die Hansestadt einen 1100 Meter langen Geländestreifen der holsteinischen Gemeinde Garstedt. - Garstedt ist grundsätzlich nicht bereit, Land herzugeben. Nach seinem Aufbauplan soll neben dem von Hamburg gewünschten Gelände Industrie angesiedelt werden, die durch die verlängerte Startbahn Baubeschränkungen auf sich nehmen müßte. Außerdem müßten der Kirchturm von Garstedt und ein Fabrikschornstein verkürzt sowie zahlreiche Bauernhäuser abgerissen werden. ? Kiel kann oder will Garstedt nicht zwingen, seinen Aufbauplan zu ändern. Außerdem will die Holsteiner Landesregierung, möglichst ? zusammen mit Hamburg, einen Düsenflugplatz bei Kaltenkirchen anlegen. Kiel meint, Fuhlsbüttel könne höchstens noch in den nächsten fünf Jahren alle Ansprüche erfüllen, während Hamburg seinem Flugplatz auch im Düsenzeitalter noch 15 Jahre gibt. Auch im Hamburger Rathaus besteht kein Zweifel mehr, daß Fuhlsbüttel für den interkontinentalen Verkehr der Zukunft nicht ausreicht. Deshalb wurde auch bereits mit den Nachbarländern Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Bremen eine gemeinsame Kommission gebildet, die Vorschläge für T -einenneuen Großflughafen /ausar^beijten , soji" Aber bis dieser Flughafen steht, dar- : über sind sich in Hamburg die Regierungsparteien SPD und FDP mit der CDU-Opposition einig, muß Fuhlsbüttel weiter ausgebaut werden, damit die Hansestadt in der Zwischenzeit nicht den Anschluß an den internationalen Luftverkehr verliert. Das wäre tödlich für die wirtschaftliche Entwicklung Hamburgs. Ebenso einig sind sich offiziell in Kiel die dort von der CDU geführte Landesregierung und die in der Opposition stehende SPD. SPD-Fraktionsführer Käber erklärte mit Nachdruck: "In Sachen Fuhlsbüttel gibt es keine Meinungsverschiedenheit mit von Hassel. Wir setzen Hamburgs Wünschen ein unverrückbares ,Nein* entgegen!" Auch in Garstedt gibt es keine Partei, die Hamburg ohne weiteres entgegenkommen will. Die Lage wurde in den letzten Monaten immer gespannter. Hamburgs früherer Bürgermeister Dr. Brauer schlug von Hassel eine "Kleine Gipfelkonferenz" über Fuhlsbüttel vor. Der Kieler Regierungschef machte den Gegenvorschlag, eine neutrale Kommission zu bilden. Dies wiederum lehnte Hamburg mit dem Bemerken ab, am Ausbau Fuhlsbüttels sei nichts mehr zu ändern. In jüngster Zeit haben schließlich alle Seiten ein wenig zurückgesteckt. Von Hassel sagte vor dem Kieler Landtag, falls sich der Ausbau Fuhlsbüttels aus objektiven Gründen als richtig erweise, werde seine Regierung ihre Haltung ändern. Die Garstedter Gemeindeverwaltung schloß sich an: "Bei einer solchen neuen Lage werden wir nicht stur sein!" Und Hamburg erklärte sich bereit, die umstrittene Startbahn auf seinem Gebiet um 400 Meter vorzuverlegen, so daß von Garstedt nur noch 700 Meter gebraucht würden. Während Hamburg jetzt die Startbahn im Eiltempo erst einmal bis zur Landesgrenze ausbaut, scheint sich eine gewisse Entspannung mit Garstedt anzubahnen. Beamte der Hamburger Baubehörde haben bei Verhandlungen über Straßenbau, Kanalisation u. ä. auch über Fuhlsbüttel gesprochen. Bisher haben die Garstedter zwar weder ja noch nein gesagt, aber in Hamburg ist man optimistisch. In dieser Situation fährt Dr. Nevermann übermorgen nach Kiel. Die seit dem letzten Sommer abgebrochenen Verhandlungen über den Flugplatz kommen also auch auf höchster Ebene wieder in Fluß. Im Hamburger Rathaus hofft man sehr auf ein Entgegenkommen Kiels, zumal die Zusammenarbeit bei der Lösung anderer Probleme (Trabantenstädte z. B.) nichts zu wünschen übrigläßt. Dr. Nevermann konnte bereits bei seinen Antrittsbesuchen in den anderen Nachbarländern unerwartete Erfolge verbuchen. Mit Niedersachsen einigte er sich über den Vorhafen an der Elbmündung., Und sogar der hansis,c$ren SchwÄfcfartjidt an der! Weser rang "... die "SÄft*'.- Wünsche* 'für dieses"^*tVlekt allTääS ohne 2rwelfel eine'*lff>nkurrenz für die bremischen Häfen "ein wird. '"' Die Hamburger wünschen ihrem Bürgermeister, daß es ihm gelingt, Jetzt auch in Kiel in der Flughafenfrage das Eis zum Schmelzen zu bringen. !

28.02.1961: Im Laufe weniger Monate ist dies die fünfte Jugendbande, der die Polizei im Kreis Pinneberg das Handwerk legte. Nach der Totenkopf-Bande mit dem Zentrum um Garstedt, der Quickborner KO-Bande, die zweimal aufgerollt wurde, und der "Rocker-Gang" im Raum Friedrichsgabe, flog jetzt die Bande in Elmshorn auf.

28.02.1961: In Garstedt ist man empört: Am Rande des vor einem halben Jahr unter Landschaftsschutz gestellten Parks "Tarpenkate" hat ein Anlieger ohne Genehmigung der Naturschutzbehörde zahlreiche Bäume gefällt. Erst gestern nachmittag stellte der Anligger bei der Kreisverwaltung Pinneberg einen Antrag, die Bäume fällen zu dürfen. Die Kreisverwaltung will dem Anlieger jetzt auferlegen, am Rande der Tarpenbek wieder einen Schutzstreifen aufzuforsten.

02.03.1961: Schleswig-Holstein wird dem endgültigen Ausbau des Fuhlsbütteler Flughafens zustimmen, wenn Hamburg sich mit Garstedt einigt. Dies ist das wichtigste Ergebnis zweier Besprechungen, die Hamburgs Bürgermeister Dr. Paul Nevermann (SPD) gestern bei seinem Antrittsbesuch in Kiel mit Ministerpräsident Kai-Uwe von Hassel (CDU) und dem dortigen Oppositionsführer, Wilhelm Käber (SPD), geführt hat. "Die Kieler Regierung", erklärte von Hassel, "sieht die Notwendigkeit ein, Fuhlsbüttel so auszubauen, daß es die Verkehrsbedürfnisse der Gegenwart und der nächsten Zukunft befriedigen kann." Zuvor hatte Dr. Nevermann dem Kieler Regierungschef eindringlich dargelegt, wie lebensnotwendig der Ausbau Fuhlsbüttels für die Hansestadt sei. ? "Hamburg wird jetzt", teilte Dr. Nevermann nach seiner Rückkehr dem Hamburger Abendblatt mit, "der holsteinischen Gemeinde Garstedt, von der die Hansestadt bisher vergeblich einen 1100 Meter langen Geländestreifen für die Verlängerung der Startbahn II erbeten hatte, neue Vorschläge unterbreiten." Die Vorschläge sehen im einzelnen so aus: - Hamburg verlagert die Startbahn II auf seinem Gebiet um 300 Meter und verzichtet auf 300 Meter Garstedter Gebiet. - Die Niendorfer Straße, eine wichtige Querverbindung für Garstedt, wird in einem Tunnel unter der Startbahn durchgeführt. - Hamburg stellt Garstedt Grundstücke für die Ansiedlung von Industrie und Gewerbe zur Verfügung, die auf Garstedter Gebiet liegen, aber der Hansestadt gehören. - Hamburg hilft Garstedt bei Aufschließungsmaßnahmen wie Straßenbau, Kanalisation und Leitungsverlegungen. Alle drei Gesprächspartner erklärten sich gestern in Kiel damit einverstanden, eine neutrale Kommission zu bilden, die das leidige Flughafenproblem noch einmal prüfen soll. L Das Verhandlungsergebnis von Kiel ist außerordentlich ermutigend. Dazu haben sicherlich zwei Dinge beigetragen: Die Initiative von Dr. Nevermann und auch die Aufgeschlossenheit von Hassels. Man weiß, wie sehr die nachbarlichen Beziehungen der beiden Länder jahrelang unter dem Mangel an Kompromißfreudigkeit bei dem bisherigen Hamburger Gesprächspartner gelitten hat. Der neue Bürgermeister hat es nun schon bei seinem ersten Höflichkeitsbesuch geschafft, das Eis zu schmelzen. Das heikle Flughafenproblem scheint sich nun doch einer praktischen Lösung zu nähern. In einer Zeit, in der man in europäischen Bäumen denkt (der Schweizer Flughafen Genf z. B. bekam für eine Startbahnerweiterung ohne weiteres französisches Gelände) mußte es jedenfalls seltsam anmuten, daß zwischen Hamburg und seinem unmittelbaren Nachbarn in einer für den ganzen norddeutschen Raum so wichtigen Frage bislang keine Einigung erzielt werden konnte. thi.

03.03.1961: Bürgermeister Dr. 'Paul Nevermann ist bereit, nach Garstedt zu fahren, um den leidigen Streit über den endgültigen Ausbau des Fuhlsbüttler Flughafens aus der Welt zu schaffen. Dazu hat der Bürgermeister sich gestern entschlossen, nachdem er schon am Vortage den Kieler Ministerpräsidenten v. Hassel für die Fuhlsbüttler Pläne gewinnen konnte. "Ich werde mich bei den Verhandlungen ganz nach den Wünschen der Garstedter richten", sagte Dr. Nevermann. Er stehe jederzeit zu einem direkten Gespräch mit dem Garstedter Bürgermeister Embacher zur Verfügung, der allerdings noch bis Mitte dieses Monats in Urlaub sei. Außerdem würde er auch mit dem Gemeindevorstand und den einzelnen Fraktionen sprechen. Schließlich habe er keine Einwände, vor dem Gemeindeparlament für die Hamburger Pläne zu werben und in einer öffentlichen Sitzung mit den Abgeordneten freimütig zu diskutieren. AU Angebot nimmt Dr. Nevermann, wie Berichtet, die mit, der Gemeinde Hamburger Land zur Verfügung zu stellen, ihr beim Straßenbau und anderen Aufschlifßung&maßnahmen zu helfen, die für Garstedt wichtige Niendorfer Straße in einem Tunnel unter der neuen Startbahn II hindurchiuführen und letztlich für diese Startbahn weniger Garstedter Land als ursprünglich vorgesehen zu beanspruchen. 1.

09.03.1961: Die Hochbahn will endlich eine Querverbindung zwischen Niendorf und Langenhorn schaffen. Die geplante Autobuslinie soll vom Niendorfer Marktplatz über den Garstedter Weg, dann nördlich am Flughafen vorbei und über den zur Zeit noch z. T. im Ausbau befindlichen Krohnstieg führen. Dies teilte der Senat gestern zu der Kritik der SPD an den schlechten Verkehrsverbindungen im Niendorfer Raum mit. Allerdings kann die neue Autobuslinie, die zum Normaltarif fahren wird, erst Ende dieses Jahres eingerichtet werden- Bis dahin läuft auch noch ein Vertrag mit einer Privatfirma, die zur Zeit eine Autobuslinie auf dem Garstedter Weg betreibt. Zusätzlich ist noch für dieses Jahr eine Schnellbuslinie zwischen Niendorf und der Innenstadt geplant.

15.03.1961: Hamburg muß sein Angebot an Garstedt erhöhen, wenn es von der holsteinischen Gemeinde Land für den endgültigen Ausbau des Flughafens Fuhlsbüttel bekommen will. Das ergibt sich aus der gestrigen Gemeinderatssitzung in Garstedt. Was man in Hamburg befürchtete, geschah nicht: Die Gemeinderäte haben die Tür für weitere Verhandlungen nicht zugeschlagen. Das Parlament lehnte sogar einen Antrag der CDU ab, Bürgermeister Horst Embacher (SPD) bei künftigen Gesprächen zwei "Aufpasser" mitzugeben. Mit ihrem Antrag wollte die CDU, wie sie sagte, künftig "Geheimverhandlungen" verhindern, wie sie in der Vergangenheit einmal vorgekommen sein sollen. Dazu erklärte Bürgermeister Embacher: ?Durch Vermittlung eines Bauunternehmers habe ich mich im November inoffiziell mit dem Hamburger Verkehrssenator, Bürgermeister Edgar Engelhard (FDP), in einem Lokal getroffen. Bei diesem .Biertischgespräch' ging es", sagte Embacher, "einmal um die Finanzierung von Sozialwohnungen in Garstedt mit Hamburger Geld, zum anderen natürlich um den Flughafen. Auf die konkrete Frage aber, wie viele Millionen wir als Ausgleich in der Flughafenfrage bekommen würden, hat Engelhard ausweichend an Finanzsenator Dr. Weichmann (SPD) verwiesen." Wie man in Garstedt über Hamburgs bisheriges Angebot denkt, erlänterte freimütig Margaretha Lillelund (FDP): ?Diese Projekte (Untertunnelung der Niendorfer Straße, Hilfe beim Straßenbau, Bau einer Oberschule, Freigabe Hamburger Geländes in Garstedt für Industrie-Ansiedlungen) liegen sämtlich nur Im Interesse Hamburgs, nicht aber G*3rstt?dts^** Die Niendorfer Straße, sagte Frau Lillelund, müsse selbstverständlich untertunnelt werden, sonst könne die Startbahn überhaupt nicht gebaut werden. Wenn Garstedt eine Oberschule bekäme, wäre Hamburg froh, daß seine eigenen Schulen entlastet würden. Und das Land für das GewerbegebietfHiüsse die Hansestadt ohnehin freigeben, sonst bleibe sie darauf sitzen. Hart ging Frau Lillelund mit ihrem Parteifreund Engelhard ins Geschirr: ?Vor vier Monaten schon hat die Garstedter FDP ihn um ein Gespräch gebeten. Engelhard hat es bis heute nicht ffir nötig befunden, überhaupt zu antworten. Bürgermeister Dr. Nevermann (SPD), der seinen Besuch in Garstedt angekündigt hat, ist uns herzlich willkommen", erklärte Frau Lillelund abschließend.

18.03.1961: Sehr geehrte Herren! Wie ich Ihrer Ausgabe vom 15. März 1961 entnehme, soll auf einer Gemeinderatssitzung in Garstedt geäußert worden sein, die Garstedter FDP habe mich vor vier Monaten um ein Gespräch gebeten, und ich hätte nicht geantwortet. Das veranlaßte Sie zu der Unterzeile Ihrer Überschrift "Kritik an Engelhard". Ich habe dazu folgendes zu sagen: Weder bei mir noch bei dem Amt für .Verkehr, noch bei der Flughafenverwaltung liegt ein Brief vor, mit dem ich von der Garstedter FDP um ein Gespräch über Flughafenfragen gebeten worden bin. Auch ist meinen Mitarbeitern nichts von einer etwa mündlich geäußerten Bitte dieser Art bekannt. Würde eine solche Bitte an mich herangetragen worden sein, hätte ich ihr gern schnell entsprochen. Hochachtungsvoll Bürgermeister Edgar Engelhard, Hamburg

23.03.1961: "Ich betrachte die Gemeinde Garstedt und die Hansestadt Hamburg als völlig gleichwertige Verhandlungspartner." Das erklärte Bürgermeister Dr. Nevermann zu dem Bemühen Hamburgs, mit der schleswig-holsteinischen Gemeinde eine Einigung für die Verlängerung der Startbahn II auf Garstedter Gebiet zu erzielen. Dr. Nevermann: "In dieser Frage darf, keine Rolle spielen, daß die eine Gemeinde -(Garstedt) klein und die andere (Einheitsgemeinde Bundesland Hamburg) groß ist. Beide sind gleichberechtigte Vertreter der kommunalen Selbstverwaltung." Bürgermeister Dr. Nevermann hofft, noch im Laufe des Monats April zur Aussprache über die Flughafenfrage nach Garstedt fahren zu können. "In welcher Form diese Aussprache stattfinden soll, ob in einer öffentlichen Gemeinderatssitzung oder in einem anderen Gremium, das überlasse ich ganz Garstedt."

25.03.1961: Auch auf dem Flughafen geht es schneller als erwartet voran. Sieben Millionen Mark benötigt das Tiefbauamt jetzt noch für die Verlängerung der Startbahn II in Richtung Garstedt bis zur hamburgischen Landesgrenze und den Abschluß der Umbauten am Abfertigungsgebäude

01.06.1961: Eigener Bericht Kr. Hamburg, 1. Juni Hamburg macht Ernst mit der erhöhten Luftsicherheit zum Schute der Bevölkerung. Wie daa Hamburger Abendblatt/ gestern als erste Zeitung berichten konnte, hat die Bundesanstalt für Flugsicherung ihrer Außenstelle auf dem Finghafen Fuhlsbllttel Anweisungen gegeben, die Hamburg anfliegenden Flugzeuge um den Stadtkern herumzuleiten. Es soll also ein "Kreisverkehr für Flugzeuge" um Hamburg eingeführt werden. Erst aus diesem Kreis heraus sollen die Landebahnen angeflogen werden. Man will damit vor allen Dingen verhindern, daß die Flugzeuge vor der Landung enge Kurven über dichtbesiedeltes Gebiet fliegen. Bei der Lage des Flughafens Fuhlsbüttel läßt sich allerdings ein Überfliegen von Wohngebteten nicht ganz vermeiden. In der Behörde für Verkehr hofft man allerdings, durch das neue Anflugvertahren zu erreichen, daB die dichtbesiedelten Wohngebiete wie Altona. Eppendorf, Winterhude, Hörn und Barmbek kaum noch überflogen werden. Um das neue Anflugverfahren noch weiter zu verbessern, sind Gespräche mit dem Bundesverkehrsministerium und der Bundesanstalt für Flugsicherung über die Einrichtung zusätzlicher Navigationshilfen für die Flugzeuge im Gange. - Man wili auch versuchen, den An- ? a und Abflug von und nach Südosten, ? ! bei Benutzung der Startbahn II, die ? " von Südost nach Nordwest vertäu", J ? soweit wie möglich einzuschränken. J ? Hierbei müßte dichtbesiedeltes Stadt- ? S gebiet überflogen werden. Auf dem ? " Verordnungswege soll jetzt in Zusam- { J menarbeit mit dem Bundesverkehrs- J ? ministerium erreicht werden, daB i S diese Lande- und Startrichtung mög- ? J liehst wenig benutzt wird. i Die Hauptan- und -abflugrichtung ist für Hamburg-Fuhlsbüttel der Südwesten auf der Startbahn I. Nach Ausbau und Verlängerung der Startbahn II werden die schweren Düsenmaschinen auch nach Nordwesten Hamburg verlassen und damit kaum noch Wohngebiete berühren. Im Hamburger Rathaus hofft man, recht bald mit Garstedt eine Einigung über den Ausbau der 2. Startbahn herbeizuführen. Die Außenstelle Hamburg der Bundesanstalt für Flugsicherung soll nun In den nächsten Wochen Erfahrungen über das neue Anflugverfahren sammeln und dann an die Zentrale in Frankfurt darüber berichten.

02.06.1961: Hamburg, 2. Juni Das Jahr 1960 hat den Bausparkassen in der Bundesrepublik ein gutes Ergebnis gebracht. Erschwerend für das NeugeschSft wirkten sich dabei freilich die hohen Grundstückspreise aus, ganz abgesehen von dem weiteren Ansteigen der Baukosten. Diese Feststellung trifft die Öffentliche Bausparkasse Hamburg in ihrem soeben vorgelegten Geschäftsbericht für i960 und fügt hinzu, daß dennoch nach übereinstimmenden Feststellungen der Eigenheimgedanke als treibende Kraft der Bausparbewegung in allen Bevölkerungskretaen st&ndig an Bedeutung gewinnt. Die öffentliche Bausparkasse Hamburg ist, wie sie in ihrem ©Geschäftsbericht sagt, mit der Geschäftsentwicklung des Jahres 1960 besonders zufrieden. Neuabschlüsse, Geldeingang und Kapitalauszahlungen übertrafen die Ergebnisse der Vorjahre. Im Vordergrund der Entwicklung bei der Hamburger Kasse steht die Tatsache, daß 1960 das bisher betragsmäßtg höchste Abschlußergebnis seit Bestehen der Bausparkasse erbracht hat. Der Zugang von 10 257 Verträgen mit 191,9 Mill. DM Vertragssumme bedeutet gegenüber 1959 eine Zunahme um 20,3 ?/? in der Vertragssumme, während die Zahl der Verträge um 6,4''. zurückging. Die durchschnltlliche Vertragssumme ist somit weiter gestiegen. Im Zuge der günstigen Geschäftsentwicklung hat sich die Bilanzsumme von 122,4 auf 161,2 Mill. DM erhöht. a Wie in einer Pressebesprechung In Ver- J blndung mit dem Geschäftsbericht für ? 1960 seitens der Geschäftsleltung gesagt ? wurde, ist die Entwicklung auch im Jahr S 1961 konstant und somit günstig gewesen, ! so daß auf Grund der Ergebnisse der ? ersten fünf Monate dieses Jahres wleder- ? um mit sehr günstigen Ergebnissen und S nicht zuletzt wieder mit einem hohen 2 Neuzugang zu rechnen ist. Zum Jahresende i960 belief sich der Gesamtvertragsbestand auf 61 466 Verträge mit einer Vertragssumme von 887,6 Mill. DM. Hierbei ist zu erwähnen, daß sich der Geschäftsbereich der öffenüichen Bausparkasse Hamburg nur auf das Gebiet der Stadt Hamburg erstreckt. Der Vertragsbestand per 31. 12. 1960 gliedert sich in zugeteilte Verträge mit 286,5 Mill. DM und in nicht zugeteilte Verträge mit 601.1 Mill. DM Vertragssumme. ? Der Geldeingang erhöhte sich auf 89,5 Mill. DM (i. V. 74,8 Mill. DM) und enthält Sparbeiträge von 74,1 Mill. DM und Tilgungsbeiträge auf Baudarlehen von 15,5 Mill. DM. Die Auszahlungen von Bauspardarlehen betrugen 25,1 Mill. DM. An Zwischenkrediten wurden 25 Mill. DM ausgezahlt. Eine starke Ausweitung hat laut Bericht das Bürgschaftsgeschäft erfahren, was darauf zurückzuführen ist, daß die Kasse anstelle des bei anderen Bausparkassen üblichen Geschäfts mit Soforthypotheken Bürgschaften für Ib-Hypotheken übernimmt. Die von der Kasse übernommenen Bürgschaften für solche Hypotheken betrugen zum 31. 12. 1960 21.8 Mill. DM gegenüber 14,1 Mill. DM am 31. 12. 59. Zugeteilt wurden im vergangenen Jahr insgesamt 4879 Verträge mit einer Ver- Eigener Bericht tragssumme von 75,4 Mill. DM. Die Wartezeiten hätten sich auch 1960 in günstigen Grenzen gehalten, was in der Pressekonferenz dahingehend kommentiert wurde, daß unter normalen Bedingungen Im Durchschnitt Wartezelten von 2Vi bis 3 Jahren anzusetzen seien. Seit der Währungsreform wurden bis Ende 1960 25 495 Verträge mit einer Vertragssumme von 378,8 Mill. DM zugeteilt. Im gleichen Zeitraum wurden 660" Eigenheime und 1305 Geschoßbauten mit insgesamt 19 363 Wohnungen mitfinanziert. Die Ertragslage bezeichnet die Kasse für 1960 als zufriedenstellend. Nach Deckung der Betriebsausgaben, nach Vornahme von Abschreibungen, Wertberichtigungen und Rückstellungen sowie nach Zuführung von 100 000 DM zur gesetzlichen Rücklage wird ein Reingewinn von 400 000 DM ausgewiesen. Es wurde vorgeschlagen, hieraus eine Verzinsung des Kapitals von 1 Mill. DM zum satzungsgemäß zugelassenen Höchstsatz von !?/? vorzunehmen und 350 000 DM den freien Rücklagen zuzuführen. In der Pressekonferenz wurde ergänzend mitgeteilt, daB das Kapital der Kasse in diesem Jahr um 2 auf 3 Mill. DM erhöht wird, wobei die Hamburgische Landesbank 1 MIU. DM und die beiden Hamburger Sparkassen Je 500 ooo DM übernehmen. Im Zuge des eigenen Baulandbeschaffungs- und Hausbauprogramms wurden laut Bericht die 1950 genannten ersten Vorhaben in Quickborn, Pinneberg und Garstedt (61 Eigenheime) Inzwischen fertiggestellt und von ihren Erwerbern bezogen, i960 konnte mit dem Bau neuer Objekte begonnen werden, wobei es sich um 18 Reihenhäuser in Poppenbüttel, 14 Reihenhäuser in Klein-Flottbek, 12 Bungalows in Langenhorn und 16 Eigentumswohnungen in Garstedt handelt. Diese etwa Mitte 1961 bezugsfertigen Eigenheime und Eigentumswohnungen seien schon jetzt liberwiegend verkauft. Weitere Vorhaben liegen in Bramfeld (Reihenhäuser), Groß- Flottbek (Bungalows), Lurup (Eigentumswohnungen), Poppenbüttel (Reihen- und Einzelhäuser), Rahlstedt (Eigentumswohnungen), Volksdorf (Bungalows und Reihenhäuser), Garstedt (Reihenhäuser), Quickborn (Bungalows) und Schenefeld (Reihen- und Doppelhäuser). Planungen und Anbahnungen erstreckten sich zur Zeit ferner auf Baugelände für Eigenheime und Eigentumswohnungen an einer größeren Anzahl von gut gelegenen Flächen in und außerhalb Hamburgs.

05.06.1961: Für den gesamten Bereich der geplanten Osttangente der Stadtautobahn von Langenhorn über Barmbek bis Billbrook will der Senat jetzt eine sogenannte Veränderungssperre verhängen. Das heißt, daß auf den Grundstücken in dem Planungsgebiet keine wesentlichen baulichen Veränderungen mehr vorgenommen werden dürfen. Der Senat- hat vor, nach dem Bundesbaugesetz diese Sperre vom 1. Juli 1961 zunächst auf zwei Jahre festzusetzen. Während der Sperrzeit will das Tiefbauamt die Pläne für die genaue Lage der kreuzungsfreien Stadtautobahn ausarbeiten. Die Osttangente der Stadtautobahn führt westlich Garstedt von der Bundesstraße 4/5 über die Linie Zeppelinstraße ? Sengelmannstraße ? Saarlandstraße ? Barmbeker Stichkanal ? Osterbekkanal ? S-Bahn bis Bahnhof Hasselbrook ? westlich der Hammer Straße bis zum Autobahnknoten Hom und von dort weiter bis zur Andreas- Meyer-Straße mit Anschluß an die Autobahnumgehung Georgswerder ? Barsbüttel. Der für die Stadtautobahn zunächst vorgesehene Geländestreifen ist 50 bis 120 Meter breit.

23.06.1961: "Mit noch mehr Vorschriften, Schildern und raffinierten Kontrollen kommen wir nicht mehr weiter. Der Stadtverkehr muß in die zweite Ebene." Diese Forderung erhob Prof. Dr. W. Zerna, Brückenkonstrukteur aus Hannover, vor tausend Hamburger Architekten und Ingenieuren. "Hochstraßen sind die Straßen unserer Zeit. Morgen damit zu beginnen, ist vielleicht schon zu spät." Schwergewicht bekamen diese Worte, als ein Film über die amerikanischen Stadtautobahnen vor den Hamburger Fachleuten abrollte. Der anschließende Vergleich mit Lichtbildern von Hamburger Bauten, die man hier gern als cweite Ebene bezeichnet, wirkte dagegen geradem kläglich. Immerhin liegt die Großplanung für die künftigen Stadtautobahnen Hamburgs vor. Die Modelle zeigt die Ausstellung "plan 60", die z. Z. an der Wexstraße gezeigt wird. Die Frage ist nur, wann diese Straßen fertig sein werden. Daß Hochstraßen keine Zukunftsmusik sein müssen, zeigten die Bilder aus anderen deutschen Städten. "Es ist aber die Frage", sagte Prof. Zerna dazu, "ob man diesen Vorbildern folgen soll? Warum derart massiv bauen? Warum nicht leichter auf Kosten der Festigkeit? Die Lastzüge spielen gegenüber den Personenwagen im Stadtverkehr ohnehin eine geringe Rolle. Warum nicht Hochstraßen nur für Pkw? Sie wären nicht teurer als die ebenerdigen Straßen von gestern." Interessant sind die Vorteile beim Bau. Keine Sperrungen, da nur die Pfeiler am Boden errichtet werden müssen, höheres Bautempo durch vorgefertigte Teile. '"Vielleicht sollte man dabei gleich die erste Etage verlassen und noch höher gehen," schlug Prof. Zerna vor. Er entwickelte einen Plan, den er selbst als nicht ernsthaft bezeichnete, der aber trotzdem des Nachdenkens wert wäre. Seine Idee: Stadtautobahn in 150 Meter Höhe. Über den Kirchtürmen der Stadt. Mit Parkplatzen in der Höhe und Fahrstühlen in den Pfellern. Ein Innenstadtring, ein Ring um die Vororte, sieben Verbindungsstraßen. Die Frage ist nur: Wie sieht Hamburg dann aus. "Man sollte keine übertriebenen ästhetischen Bedenken haben", meinte der Professor. "Einst wetterte man gegen die Eisenbahnen, heute sind sie schon Romantik." Auch Oberbaudirektor Prof. Hebebrand meinte: "Hochstraßen sind attraktive technische Gebilde." Aber für Hamburg sei die U-Bahn als zweite Ebene wichtiger als die Straße. Prof. Sill wies auf den Platzbedarf für Knotenpunkte und Zufahrten hin. "Das ist der schwierigste Punkt." Prof. Sill: "Als Verkehrsteilnehmer müssen wir uns deshalb noch gedulden. Eine schnelle Beendigung der Verkehrsnot ist nicht zu erwarten.'" i"^>. Hamburger Verkehrsmusik der Zukunft. Dieses Modellphoto aut der interessanten Ausstellung dar Baubehörde .plan <0" Im neuen Verwaltungsgebäude an der WexstraBe zeigt, wie t Ich die Planer die Lötung des Verkohrsproblemt danken. Hier Im Modell ein Stück der geplanten Stadtautobahn: der Abschnitt zwischen Marienthaler StraOe und Friedrichsberg beiderseits der S-Bahn In Wandsbek. Es Ist ein Teil der sogenannten Osttangente der Stadtautobahn, die von der Autobahnumgehung Georgswerder (im Süden) über Horner Ring, Wandsbek, Barmbek, Fuhlsbüttel bis nach Garstedt reichen wird. Das Modellphoto ist von Süden nach Norden aufgenommen. Hoch auf Stelzen stehend überquert die Stadtautobahn (zwei Spuren in jeder Fahrtrichtung) die Eisenbahn Hamburg-Lübeck. Dann teilen sich die beiden Richtungsbahnen, führen über die Pappelallee und beiderseits der tief liegenden S- Bahn entlang über die Wandsbeker Chaussee und weiter über den Eilbeker Weg. Dort, wo die Pappelallee auf die Hammer Straße und dje^ä&jwjllee auftrifft, ist eine große Verkehrsdrehtcheibe vorgesehen mit Autobahnabfahrt von Süden und Auffahrt nach Norden. Die Autobahnabfahrt von Norden mündet kurz vor der Wandsbeker Chaussee ein, die Auffahrt nach Süden führt von der Pappelallee hoch. Ein kOhnes Bauwerk, eine grundlegende Veränderung des alten StraBenblldes. Aber wann wird man es verwirklichen?

29.06.1961: Die Garstedter Knochenmühle beginnt wieder zu stinken. "Wie in Eidelstedt!" schimpfen die Langenhorner, wenn die Garstedter Düfte bei Westwind über die Landesgrenze ziehen. Auf der letzten Sitzung des Fuhlsbütteler Ortsausschusses machte der SPD- Abgeordnete Arthur Schröder auf das Wiederaufbrechen der alten Gestanksquelle außerhalb Hamburgs aufmerksam. Bereits vor einiger Zeit hatte man auf Grund von Klagen aus der Bevölkerung eine "Schnüffelkommission" eingesetzt. Seitdem hatte die Knochenmühle nicht wieder gesündigt. Im Ortsausschuß wird vermutet, daß die Knochenmühle jetzt einen Betriebsvorgang geändert hat, so daß neue Geruchsquellen entstanden sind. Es soll zunächst abgewartet werden, ob sich die Geruchsbelästigung wiederholt.

08.08.1961: Eine erhebliche finanzielle Entschädigung ist die Voraussetzung für die Einigung zwischen Garstedt und Hamburg in der Flughafenfrage. Dies erklärte gestern der holsteinische Bundestagsabgeordnete Otto Eisenmann (FDP) in Pinneberg. Hamburg benötigt, wie berichtet, für den Ausbau des Flughafens Fuhlsbüttel Garstedter Gelände. Eine Einigung ist bisher nicht zustandegekommen. In Kürze will Bürgermeister Dr. Nevermann mit Garstedt verhandeln, nachdem er sich bereits mit dem Kieler Ministerpräsidenten v. Hassel grundsätzlich über die Flughafenfrage einigen konnte.

22.08.1961: Hamburg hat jetzt doch noch eine Chance, sich mit Garstedt über den endgültigen Ausbau des Flughafens Fuhlsbüttel zu einigen. Das erfuhr das Hamburger Abendblatt heute vormittag in der holsteinischen Nachbargemeinde. Heute abend will Bürgermeister Nevermann mit dem Garstedter Gemeinderat auf einer nichtöffentlichen Sitzung das Thema diskutieren. Nevermann wird die Notwendigkeit des Flughafenausbaues erläutern, die Garstedter Gemeindeväter wollen ihre bisherige Weigerung begründen. Für Garstedt ergibt sich, wie heute früh in der Gemeinde verlautete, jetzt eine völlig neue Lage, nachdem Hamburg sich entschlossen hat, die strittige Startbahn II auf jeden Fall bis zur Landesgrenze zu verlängern. Man überlegt, ob unter diesem Gesichtspunkt nicht auch Gelände für den vollständigen Ausbau hergegeben werden soll. Wenn die Startbahn nämlich an der Landesgrenze endet, ist die Lärmbelästigung für die Garstedter viel größer, als wenn sie vollständig ausgebaut wird und damit fast an Garstedt vorbeiführt. Der Lärm ist naturgemäß geringer, wenn die Maschinen erst hinter Garstedt ihre Schleifen drehen. Für die offensichtlich ? so oder so ? unvermeidbare Belästigung erwarten die Garstedter einen angemessenen Ausgleich. Sie denken u. a. an Hilfen beim Straßenbau, Anschluß an die Ochsenzoller U-Bahn, an ein Gymnasium und eine Badeanstalt ? Projekte, die Hamburgs Etat nicht allzusehr belasten würden. Eine Entscheidung fällt auf der heutigen Sitzung, an der auch Bürgermeister Engelhard teilnimmt, noch nicht. Die Fraktionen wollen in Ruhe beraten und später zu einer Sondersitzung zusammentreten. 1.

23.08.1961: Der Meinungsstreit zwischen Hamburg und Garstedt um den endgültigen Ausbau des Flughafens Fuhlsbüttel wird voraussichtlich noch vor der Bürgerschaftswahl (12. November) beigelegt. Das ist das erfreuliche Ergebnis der gestrigen Aussprache zwischen Bürgermeister Nevermann und dem Gemeinderat der holsteinischen Nachbargemeinde Die Verwaltungsexperten aus Hamburg und Garstedt werden schon in Kürze einen gemeinsamen Vertrag ausarbeiten. Darin sollen Hamburgs Geländewünsche für die Verlängerung der Startbahn und der Ausgleich, den die Hansestadt den Garstedtern für die unvermeidlichen Lärmbelästigungen bieten will, festgelegt werden. Hamburg steht nach Nevermanns Worten, wie das Hamburger Abendblatt nach der Sitzung erfuhr, vor allem dem Garstedter Wunsch positiv gegenüber, die Ochsenzoller U-Bahn zu verlängern. Die Hansestadt will Garstedt auch beim Straßenbau helfen und unter Umständen den Bau eines Gymnasiums und einer. Badeanstalt bezahlen. Die zusätzlichen Kosten, die Hamburg für diese Ausgleichsleistungen entstehen, sind noch nicht errechnet. Sie werden jedoch ? allein schon durch den U-Bahn-Bau ? mehrere Millionen DM betragen. Das letzte Wort über den "Flughafen- Vertrag" haben der Gemeinderat in' Garstedt und die Bürgerschaft in Hamburg

11.09.1961: Ein Amtsgericht soll die Gemeinde Garstedt erhalten. Der künftige Amtsgerichtsbezirk wird außer Garstedt auch die Gemeinden Friedrichsgabe und Hasloh umfassen. Gegenwärtig beherbergt Garstedt nur eine Zweigstelle des Amtsgerichtes Pinneberg.

22.09.1961: Der Vertrag zwischen Hamburg und Garstedt über den Ausbau dee Fuhlsbüttler Flughafens steht kurz vor dem Abschluß. Dies teilte Bürgermeister Dr. Paul Nevermann gestern mit. Nevermann war es, wie berichtet, gelungen, Garstedt doch noch für die Hamburger Flughafenpläne zu gewinnen. Als Ausgleich für die in Garstedt unvermeidlichen Lärmbelästigungen hat er zugesichert, die Ochsenaoller U-Bahn bis nach Garstedt zu verlängern.

27.09.1961: Das Tempo im Straßenbau soll jetzt endlich gesteigert werden. Gestern hat der Senat bei der Bürgerschaft zusätzlich 2,4 Millionen Mark für 1961 und 1962 beantragt. Sie sind als Honorare für freie Architekten und Ingenieure bestimmt, die für die Hansestadt Einzelpläne großer Straßenbauprojekte ausarbeiten sollen. Die Schwierigkeiten im Straßenbau sind in letzter Zeit keine Geldfrage mehr. Dank des großen Steueraufkommens konnten die Beträge für Straßenund U-Bahnbau von 1957 bis 1961 von 94 auf 305 Millionen Mark jährlich erhöht werden. Selbst mit mehr Geld aber hätte das Tiefbauamt nicht noch mehr leisten können, weil es einfach an Technikern für die sogenannte Detailplanung fehlt. Jetzt hat der Senat die Konsequenzen gezogen. Die Naehforderung von 2,4 Millionen Mark ist das Dreifache des bisherigen Ansatzes von 800 000 Mark (1961 und 1962) für Planentwürfe im Straßenbau. Zusammen mit Verpflichtungsermächtigungen über weitere 2,7 Millionen Mark kann das Tiefbauamt in den nächsten beiden Jahren insgesamt 5,9 Millionen Mark für Entwürfe freischaffender Architekten und Ingenieure ausgeben. Die Liste der Aufträge, die das Tiefbauamt vergeben will, enthält nicht nur die für den künftigen Verkehr wichtigen Stadtautobahnen, sondern auch den kreuzungsfreien Ausbau des Wallringes, die Errichtung von Parkhochhäusern und Tiefgaragen, den Neubau der sechsspurigen Autobahn Hamburg ? Horster Dreieck und die Verlängerung der neuen Hauptstart- und Landebahn in Fuhlsbüttel bis nach Garstedt

03.10.1961: Die Startbahn I auf dem Fuhlsbütteler Flughafen wird voraussichtlich in zwei Wochen in ihrer ganzen Länge von insgesamt 3250 Metern freigegeben. Am kommenden Freitag feiert Bausenator Buch mit den Bauarbeitern "Richtfest". Der Flughafen braucht diese Startbahnlänge dringend, damit endlich auch vollgetankte Düsenmaschinen ohne jede Gefahr in Fuhlsbüttel starten können. Zur Zeit stehen nur 2930 Meter zur Verfügung. Nur die Air France läßt ihre Düsenflugzeuge vollgetankt von Hamburg zum Direktflug über die Polroute nach Ostasien starten. Die anderen Gesellschaften füllen die Tanks ihrer Maschinen bei Zwischenlandungen in Frankfurt, London oder Kopenhagen auf. Die Startbahnverlängerung kostet rund 30 Millionen Mark. Weitere fünf Millionen Mark mußten für Ersatzwohnungen ausgegeben werden. 50 Eigenheime und 283 Wohnungen wurden wegen der Startbahnverlängerung in Niendorf und Langenhorn geräumt. Sobald Hamburg sich mit Garstedt geeinigt hat, wird auch die Startbahn II in Richtung Ohemoor auf insgesamt 3620 Meter verlängert. Fuhlsbüttel braucht auch diese Bahn, damit der Flugverkehr durch schlechtes Wetter nicht beeinträchtigt wird. Die Bauzeit wird mehrere Jahre betragen. Die reinen Baukosten werden auf ebenfalls 30 MHHonen Mark geschätzt. Dazu kommen die Entschädigungen für Garstedt 1.

17.10.1961: Das heute noch lästige Umsteigen von der U-Bahn-Station Ochsenzoll zur Alster-Nord-Bahn oder in die Omnibusse soll in absehbarer Zeit aufhören. Bereits im nächsten Jahr, so versicherte Hamburgs Erster Tiefbaudirektor Prof. Sill, wird mit dem Bau eines modernen Gemeinschaftsbahnhofs für Hochbahn und Alster-Nord-Bahn begonnen werden. Es ist geplant, die Hochbahngleise unter der Langenhorner Chaussee zu verlängern und gleichzeitig einen Fußgängertunnel zu bauen. Dann brauchen die Fahrgäste ? vor allem die vielen tausend Pendler zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein ? nicht mehr die stark befahrene Langenhorner Chaussee zu überqueren. Außerdem sehen die Pläne vor, westlich der Langenhorner Chaussee Kehrgleise für die Hochbahn zu bauen. Sie sollen so angelegt werden, daß sie später für eine Verlängerung der Ochsenzoller Hochbahn-Linie bis Garstedt dienen können. Die Gemeinde Garstedt hat, wie berichtet, als Gegenleistung für den von Hamburg gewünschten Ausbau der Startbahn II von Fuhlsbüttel nach Garstedt die Verlängerung der Hochbahn- Linie bis in ihr Gemeindezentrum gefordert. Hamburg hat das bereits zugesagt. Der Umbau des Bahnhofs Ochsenzoll wird etwa sechs Millionen Mark kosten. Das Land Schleswig-Holstein hat sich jetzt bereit erklärt, den Bau mit einem Darlehen von 450 000 Mark zu unterstützen, thi.

21.10.1961: Auch vollgetankte Düsenmaschinen können In wenigen Tagen ohne jede Gefahr in Fuhlsbüttel starten. Am Freitag wird die Startbahn I (Niendorf-Langenhorn) in ihrer ganzen Länge von 3250 m in Betrieb genommen. Für den Ausbau der Startbahn II in Richtung Garstedt auf 3620 m hat Hamburg jetzt den Vertragsentwurf der holsteinischen Nachbargemeinde übergeben. Darin sichert Hamburg als Ausgleich u.a. die Verlängerung der U-Bahn über Ochsenzoll hinaus bis Garstedt zu.

25.10.1961: Die öffentliche Bausparkasse Hamburg stellt in den nächsten beiden Jahren für ihre Sparer , insgesamt 548 Bungalows, Reihenhäuser und Eigentumswohnungen fertig. Dies wurde gestern auf einer Rundfahrt des Verwaltungsrates der Bausparkassen bekannt. 138 Bungalows und Reihenhäuser sind bereits an der Haldesdorfer Straße (Bramfeld), am Querkamp (Quickborn), an der Lornsenstraße (Schenefeld), am Liethfeld (Wedel) und am Birkenhof (Garstedt) im Bau. Dazu kommen in Kürze weitere 410 Objekte am Fahrenort (Lurup), an der Notkestraße (Flottbek), am Saseler Mühlenweg, am Lerchenberg und am Rogen weg (Volksdorf), am Steenmoor (Wandsbek), an der Mühlenstraße (Wentorf), am Roosensweg in Othmarschen und an der Frohmestraße (Schneisen).

27.10.1961: Heute mittag hat der Hamburger Bürgermeister Engelhard auf dem Flughafen Fuhlsbüttel die verlängerte Startbahn I (Niendorf? Langenhorn) offiziell dem Verkehr übergeben. Die Verlängerung von 2259 auf 3250 Meter war notwendig, damit auch vollgetankte Düsenmaschinen ohne jede Gefahr in Fuhlsbüttel starten können. Die Kosten betrugen 14 Mill. DM, die Bauzeit zwei Jahre. Als nächstes ist die Verlängerung der Startbahn II in Richtung Garstedt auf insgesamt 3600 Meter vorgesehen. Hamburg hat den Vertragsentwurf darüber bereits nach Garstedt geschickt Die holsteinische Gemeinde wird in Kürze Ergänzungsvorschläge nach Hamburg sen-_ den

06.11.1961: Das Adressieren eines Briefes wird künftig schwieriger: Die Bundespost will alle Briefschreiber ermuntern, vor den Ortsnamen des Empfängers die zuständige Postleitzahl zu schreiben. Sozusagen als Gegenleistung verspricht die Post, daß unter diesen Umständen die Beförderung des Briefes erheblich beschleunigt werden kann. Postleitzahlen hat es schon vor Jahrzehnten in Deutschland gegeben. Aber sie bewährten sich nicht recht, denn sie wurden kaum benutzt. Die neue Tabelle der Postleitzahlen sieht deshalb ganz anders aus ? und ist hundertmal so lang! Das "Amtsblatt des Bundesministers für das Post- und Fernmeldewesen Nr. 126" gibt Aufschluß über das ? wie es heißt ? "verfeinerte" System der Postleitzahlen. Auf knapp 100 Seiten sind rund 25 000 Orte des Bundesgebiets mit ihren Postleitzahlen aufgeführt. Da von niemandem zu erwarten ist, daß er alle Zahlen auswendig lernt, gibt die Post das gewichtige Amtsblatt an Interessenten ab: entweder auf Bestellung bei allen Postämtern gegen Zahlung von IS Pfennig Nachliefergebühr oder auf schriftliche Anforderung beim Verlagspostamt Köln 1. Im Januar nächsten Jahres will die Post ihre Postleitzahlen-Liste noch einmal als handliches Taschenbuch herausgeben. Es wird dann kostenlos allen Haushaltungen nnd allen Firmen zugeschickt. Das neue System ist auf der "Dezimal-Klassiflkation" aufgebaut. Acht Großstädte haben eine einstellige Leitzahl, zum Beispiel hat Hamburg die "2". Die größeren Städte in ihrer Umgebung bekommen eine zweistellige Leitzahl, deren erste Ziffer die der dazugehörigen Großstadt ist beispielsweise Hamburg- Harburg ?21". Die kleineren Städte erhalten eine dreistellige Leitzahl, von der die ersten zwei Ziffern zur nächstgelegenen grö- ßeren Stadt gehören. Die Landgemeinden bekommen vierstellige Zahlen, von denen die ersten drei Ziffern die nächste Stadt verraten. FOr die Hamburger ergibt sich aus diesem postalischen Zahlenspiel, daß sie innerhalb ihres Stadtgebietes ? wie unsere Karte veranschaulicht ? sowohl ein-, zwei-, drei- als auch vierstellige Postleitzahlen haben. Wichtig ist ferner, daß die Ziffer "2" über die Hamburger Staatsgrenze hinausreicht. Harksheide, Tangstedt, Glashütte, Garstedt, Wilstedt, Schenefeld, Wedel, Stapelfeld, Barsbüttel und Oststeinbek gehören ebenfalls zu ?2", allerdings mit dem Zusatz "Bezirk Hamburg". Zunächst bittet die Post, die neuen Leitzahlen neben der Absenderbezeichnung auf Karten, Briefen, Päckchen und Paketen anzugeben. Man glaubt, daß sie sich dann schneller einprägen. Auch beim Adressieren sollen sie angegeben werden. Später ? der Zeitpunkt ist noch nicht bekannt ?r will die Post ihre Leitzahlen zur Pflicht machen. Die Bundespost verspricht sich von der "Aktion Leitzahlen" eine weitere Rationalisierung ihres Betriebs im Zusammenhang mit dem Personalmangel. Ferner sollen die Postleitzahlen später einmal elektronisch gelesen werden. Versuche mit geeigneten Geräten sind bereits im Gange. hn

11.11.1961: Ein Fall von einmalig grausamer Tierquälerei fand jetzt seine Sühne. Mit acht Monaten Gefängnis ohne Bewährungsfrist bestrafte das Pinneberger Schöffengericht den 25 Jahre alten Bauarbeiter Karl- Heinz Klintworth aus Garstedt. Der Arbeiter hatte, wie berichtet, seinen SchSferhund "Freya" wochenlang an einer nur 1,20 Meter langen Kette gehalten. Ein zu enges Stachelhalsband verursachte schwere Verletzungen. Die Sache kam ganz zufällig ans Tageslicht: Eine Frau hatte am 6. September in einem Holzschuppen einen wimmernden Hund gefunden. Schnell konnte die Polizei ermitteln, daß der Besitzer des Tieres Karl-Heinz Klintworth war; er wohnte direkt in der Nachbarschaft. Das kranke Tier wurde dem Hamburger Tierschutzverein übergeben, wo Veterinäre feststellten, daß die Stacheln des völlig verrosteten Würgehalsbands sich tief in das Fleisch eingebohrt und eiternde Wunden verursacht hatten. Vor Gericht erklärte der Präsident des Deutschen Tierschutzbundes, Kertscher, dazu: "Ich habe eine solch grauenhafte Tierquälerei noch nie gesehen!" Klintworth hatte zu seiner Verteidigung nur wenig zu sagen. Er meinte, daß er den Hund im Garten seines Hauses habe anketten müssen, da er als Kraftfahrer fast immer unterwegs gewesen sei. Deshalb habe er sich auch kaum um das Tier kümmern können. Die Beweisaufnahme ergab, daß das Tier offensichtlich wochen- und monatelang nicht von der Kette und dem Stachelhalsband befreit worden war. Der Angeklagte habe, so hieß es in der Urteilsbegründung, eine brutale und rohe Gesinnung gezeigt. Ein solches Verhalten verlange eine empfindliche Strafe. Eine Bewährungsfrist angesichts dieser gemeinen Tat würde von niemandem verstanden werden. "Freya" befindet sich zur Zeit noch im Hamburger Tierheim in der Süderstraße. Die Wunden sind ausgeheilt. Bereits jetzt liegen dem Tierschutzverein mehrere Angebote von Bewerbern vor. die dem etwa achtjährigen Tier eine liebevolle Pflege angedeihen lassen wollen.

13.12.1961: Die nördlich"! Nachbargemeinden in Holstein sollen zu einem eigenen Amtsgerichtsbezirk zusammengefaßt werden. Über diesen Vorschlag wird der Kieler Landtag am 18. Dezember beraten. Der neue Amtsgerichtsbezirk soll die Gemeinden Friedrichsgabe, Garstedt, Hasloh, Glashütte, Harksheide, Tangstedt und Wilstedt umfassen und zu dem Landgerichtsbezirk Itzehoe gehören. Sitz des Amtsgerichts wird voraussichtlich Garstedt.

21.12.1961: Das von der Notgemeinschaft der Flughafenanlieger genannte Ziel, die Startbahn II ausbauen zu lassen ? was ohnehin erfolgt ? bringt zwar dem Niendorfer Gebiet von Startbahn I Entlastung, verlagert aber den Startlärm nach Alsterdorf und Garstedt! Das läßt den Anschein erwecken, als ob man nur das Niendorfer Gebiet entlasten und ein Abwälzverfahren betreiben will. Das darf nicht sein und wäre auch nur halbe Arbeit Es ist glatter Unsinn, wenn Hamburger Persönlichkelten davon sprachen, Hamburg müsse unmittelbaren Anschluß an das internationale Düsenverkehrsnetz haben! Wenn dem so wäre, stände Hamburgs Wirtschaft auf sehr schwachen Füßen. Auch von Kaltenkirchen her läßt sich Schnellanschluß schaffen, ohne, daß der Düsenverkehr die Stadt belästigen muß!

30.12.1961: In aller Heimlichkeit hat der Unter- "ausschuß eines Sonderausschusses der Bürgerschaft ein überraschendes Projekt entwickelt: Verdienten Mitbürgern soll schon zu Lebzeiten ein Denkmal gesetzt werden, als kleiner Vorschuß auf die Unsterblichkeit. Das Hamburger Abendblatt ist als erste Zeitung der Welt in der Lage, die preisgekrönten Entwürfe zur ersten Fünfergruppe der geplanten ?Galerie" zu veröffentlichen. Gesundheitssenator Schmedemann erscheint als "Blaulichtsprinter" zur Erinnerung an die denkwürdige Peterwagenfahrt (mit Blaulicht und Martinshorn) zum gloriosen Fußballspiel HSV gegen FC Barcelona im Volksparkstadion. Bürgermeister Engelhard wird als "Flutlichtspender" in Stein gehauen, weil er als Sportsenator schließlich und endlich gegen die Flutlichtanlage in Bahrenfeld nichts mehr einzuwenden hatte. Kultursenator Biermann-Ratjen kommt abstrakt. Er ist als Feind der Kunst-Banausen bekannt und begeistert sich immer wieder für Plastiken, unter denen man sich alles oder nichts vorstellen kann. Der "Rattenfänger von Garstedt" spielt in sinniger Weise darauf an, daß es dem Bürgermeister Dr. Nevermann gelungen ist, die Garstedter Nachbarn aus ihrer Widerspenstigkeit herauszulocken und ihnen (gegen prächtige Geschemke) die verlängerte Startbahn in Fuhlsbüttel Stück für Stück abzuluchsen. Schließlich Frau Dr. Emilie Kiep-Altenloh, Exsenatorin für Ernährung und Landwirtschaft. Sie wird vom Künstler in Gestalt der "Flora" als Patentante der Gartenbau-Ausstellung 1963 den Nachkommen präsentiert.

1962

06.01.1962: Die Verlängerung der Startbahn II des Fuhlsbütteler Flughafens auf Garstedter Gebiet steht am Dienstag im Mittelpunkt einer Sitzung des Parlaments der holsteiner Nachbargemeinde. Wie berichtet, bietet Hamburg u. a. die Verlängerung der Langenhorner U-Bahn bis Garstedt, Bau eines Gymnasiums und Hilfe beim Straßenbau an. Am Freitag wird der Kieler Ministerpräsident von Hassel seinem Hamburger Kollegen Dr. Nevermann das Gelände bei Kaltenkirchen zeigen, das als Ergänzung von Fuhlsbüttel zu einem gemeinsamen Großflughafen für Hamburg und Schleswig-Holstein ausgebaut werden soll. Kaltenkirchen soll dazu an das geplante Hamburger Stadtautobahn-Netz angeschlossen werden.

08.01.1962: Hamburg ist bereit, Garstedts Projekte von insgesamt 35 Millionen Mark zu finanzieren. Als Ausgleich dafür erwartet die Hansestadt,' daß die holsteinische Gemeinde der Verlängerung der Startbahn II des Flughafens Fuhlsbüttel auf Garstedter Gebiet zustimmt. Eine entsprechende Vereinbarung zwischen Hamburg und Garstedt steht, wie berichtet, auf der Tagesordnung einer Sitzung der Gemeindevertreter von Garstedt, die morgen um 19.30 Uhr im "Garstedter Hof" beginnt. Sprecher aller Parteien haben bereits angekündigt, daß sie die Vereinbarung billigen werden. Dies sind die Hauptpunkte der Vereinbarung: 0) Mit einem Kostenaufwand von insgesamt 15 Millionen Mark wird die Langenhorner U-Bahn um 1,5 Kilometer bis in das neue Garstedter Ortszentrum an der Ochsenzoller Straße, gegenüber der Volksschule Lütjenmoor, verlängert. Der Bau beginnt noch in diesem Jahr. - Die Verbindung zwischen Niendorf und Garstedt (Garstedter Weg/Niendorfer Straße) wird mit einer Breite von 15 Metern völlig neu gebaut und bis in das Gewerbegebiet Kohfurt in Nord- Garstedt verlängert. Dabei sind ein 800 Meter langer Tunnel unter der Startbahn II und ein Anschluß an den neuen Krohnstieg, dem geplanten Außenstraßenring, vorgesehen. Kostenpunkt: 19 Millionen Mark, Baubeginn noch in diesem Jahr. Eine weitere Million will Hamburg den Garstedtern für den Bau eines Gymnasiums, einer öffentlichen Bücherhalle und eines Kindergartens zuschießen. Die Verlängerung der Startbahn II von 1466 auf 3620 Meter, für die Hamburg den Ausgleich von insgesamt 35 Millionen Mark zahlt, kostet 40 Millionen Mark und soll bis 1964 fertig sein

10.01.1962: Die Hamburger Bürgerschaft wird schon im Februar den endgültigen Ausbau des Fuhlsbütteler Flughafens (Verlängerung der Startbahn II bis nach Garstedt) beschließen. Dies teilte der Leiter des Amtes für Verkehr, Dr. Schattsehneider, heute mittag dem Hamburger Abendblatt mit. Die Garstedter Gemeindevertretung hat gestern der Hergabe eines 700 Meter langen Geländestreifens für die Startbahn zugestimmt. Als "Ausgleich" handelte Garstedt sich Projekte im Werte von über 35 Millionen Mark ein, darunter Anschluß an die Langenhorner U-Bahn, Straßenbauvorhaben, Schulund andere Bauten. (Siehe auch Seite 7)

10.01.1962: Die Startbahn II des . Fuhlsbütteler Flughafens kann jetzt endlich auf die volle Länge von 3620 Metern gebracht werden. Nach über fünfjähriger hartnäckiger Weigerung stimmte die Garstedter Gemeindevertretung gestern mit 19 gegen 3 Stimmen einer Vereinbarung mit Hamburg über den Ausbau zu. Die Holsteiner Gemeinde gibt nunmehr einen 700 Meter langen Gelände- Streifen für die Startbahnverlängerung her. Projekte im Gesamtwert von über 35 Millionen Mark finanziert Hamburg als "Ausgleich" für Garstedt. Die Gemeinde bekommt wie berichtet Anschluß an die Langenhorner U- Bahn, eine moderne Straßenverbindung nach Niendorf, Finanzhilfen für den Bau eines Gymnasiums, einer Volksschule, einer Öffentlichen Bücherhalle und eines Kindergartens und schließlich sogar noch Anschluß an die Hamburger Wasserversorgung und an das Sielnetz der Hansestadt. Und dazu: die Flügzeuge werde^ du^ ein bespndeAp Funkfeuer an Q8^t^..vprbei^äätet.':' r !'' ! 'V;.' :a; V -i'- Vor dem Gemeihdepärlament käm'gestern noch einmal die Opposition gegen die Startbahnverlängerung zum Ausdruck: - Dr. Werner Knuth (CDU): ?Die Garstedter haben uns nur gewählt, well Wir versprochen haben, die Startbahnverlängerung abzulehnen!'' : - Kurt Hecker (SPD): "Wenn wir klagen, können wir die Startbahnverlängerung um mindestens drei Jahre verzögern und dann hat Hamburg bestimmt kein Interesse mehr daran! Im übrigen ist Hamburgs Angebot doch nur ein Trinkgeld. Wenn wir schon ja sagen, dann müssen wir die Hamburger richtig an der Kehle packen." - Hermann Cikursch (SPD): "Bausenator Buch hat zur Beruhigung der Hamburger erklärt, wenn die Startbahn verlängert sei, wäre die Hansestadt den Lärm los. Das heißt doch, daß wir ihn dann haben." Mit Erfolg appellierte Bürgervorsteher Franz Schreck (SPD) an den Gemeinderat, der Vereinbarung zuzustimmen. "Weil Hamburg", sagte er, "die Startbahn ohnehin bis zur Landesgrenze ausbaut, können wir gar nichts anderes tun. Hamburgs Ausgleichsangebot ist doch wohl akzeptabel." Der Chef des Hamburger Amtes für Verkehr, Dr. Gerhard Schattschneider, versicherte, der Senat sei "ehrlich und festen Willens" entschlossen, die Vereinbarung in allen Punkten zu erfüllen.

27.03.1962: Dem endgültigen Ausbau des Fuhlsbütteler Flughafens liegt jetzt kein Stein mehr im Weg. Der Haushaltsausschuß der Bürgerschaft hat die Vereinbarung mit Garstedt gebilligt. An der Zustimmung der Bürgerschaft selbst besteht kein Zweifel. Hamburg kann jetzt die Startbahn II auf die volle Länge von 3620 Metern bis auf Garstedter Gebiet ausbauen. Als Ausgleich erklärt die Hansestadt sich bereit, für Garstedt Projekte im Werte von mindestens 35 Millionen Mark zu finanzieren.

29.03.1962: Die Hamburger brauchen keine "Flut-Steuer" zu zahlen. Die Beseitigung der Katastrophenschäden wird durch Streichungen im ursprünglich vorgesehenen Haushaltplan finanziert. Darüber waren sich gestern in der Bürgerschaft Senat und alle Fraktionen einig. "Uns ist wieder einmal die Aufgabe ?Es steht außer jedem Zweifel", ergestellt, nicht zu verzagen, sondern mut- klärte Dr. Wilhelm Witten als Sprecher voll ans Werk su gehen", erklärte Finanz- der CDU-Opposition, "daß nach der grosenator Dr. Herbert Weichmann su der ' ßen Flut eine Neuorientierung der Fi- Naohforderung des Senats von 100 Mil- nanzen nötwendig Ist Darüber sind wir lionen Mark für das laufende Rech- mit dem Senat grundsätzlich einer Meinungsjahr. ?Wir haben im letzten Jahr- nung. Wir stimmen auch mit ihm darin zehnt beachtliche Beweise unserer überein, daß es keine Steuererhöhung Schaffenskraft erbracht Wir sollten uns wegen der Katastrophe geben darf. auch jetzt den neuen geschichtlichen Aber statt der Einzelstreichungen, die Aufgaben gewachsen zeigen." der Senat vorgesehen hat, schlagen wir "Wir sind dankbar", fuhr der Finanz- eine globale Kürzung der Investitionen Senator fort, "daß Spenden in so hohem von insgesamt "47 Millionen Mark um Ausmaß spontan die Anteilnahme des zehn Prozent vor." gesamten deutschen Volkes und vieler '. "Meine Fraktion begrüßt, daß die Menschen auch in fremden Ländern be- Opposition keine entscheidenden Einwiesen haben. Diese menscWicbe Hillc- wS^fireWebt", sagte Dr. Alfred Franbereitschaf t in einer Zeit, in der zuweilen kenfeld (FDP). An die Adresse der Bünder Drang nach persönlichen Vorteilen desregierung richtete er den Vorschlag, die Tatsache einer Schicksalsgemein- rur Beseitigung der Sturmflutschaden schaft zu verschleiern droht, hat uns Hamburgs Anteil von zur Zeit 300 Milallen in dunkler Stunde Helle und Er- Honen im Jahr am Finanzausgleich zwimutigung gebracht" sehen. Bund, Landern nnd Gemeinden "Ich möchte davon absehen", sagte Dr.. herabzusetzen. Weichmann mit Nachdruck, "irgendwel- . . . . che Steuererhöhungen auch nur in Er- "Das Haus ist sich einig, die finanwägung zu ziehen. Das hieße nämlich, zielle Bedrängnis in gemeinsamer Ander Katastrophenlast eine zweite öko- strengung zu beseitigen," erklärte Gernomische Last für unsere Wirtschaft hard Brandes (SPD). "Meine Fraktion hinzufügen, die unserer ohnehin durch wird die Begierungsvorlage bei den die Katastrophe geschwächten Wirt- Beratungen im Haushaltsausschuß nicht schaft nicht zugemutet werden kann, unbedingt unangetastet lassen. Wir Keine Steuererhöhung also, nicht heute werden uns bemühen, das Beste aus der und auch nicht morgen!" mißlichen Lage zu machen." Zwei zähflüssige Debatten gab es um die Kosten für die Verlegung des Deichtormarkts nach Hammerbrook und um das Thema "Ausbau des Flughafens Fuhlsbüttel". Beide Vorhaben wurden jedoch gebilligt. "Wir erheben schärfsten Protest, daß der Senat uns erst unmittelbar vor der Einweihung des neuen Marktes in diesem Sommer mitgeteilt hat, da" die Kosten statt nur 57 gleich 91 Millionen Mark betragen", erklärte Gerhard Orgaß (CDU), "das Parlament hätte viel früher darüber unterrichtet werden müssen." "Ich bitte das Parlament um Entschuldiung," sagte freimütig Bausenator Rudolf Buch (SPD), "ich muß Sie um menschliches Verständnis dafür bitten, daß die Mitteilung so spät erfolgt. Meine Mitarbeiter im Tiefbauamt, die den heuen Markt bauen, sind ? wie Sie alle wissen ? restlos überarbeitet!" "Der weitere Ausbau des Flughafens Fuhlsbüttel, die Verlängerung der Startbahn II nach Garstedt ist jetzt überflüssig geworden", meinte Hans-Joachim Prahl (CDU), "bis der Ersatzflughafen Kaltenkirchen gebaut ist, reicht die schon ausgebaute Startbahn I (Langenhorn? Gr.-Borstel) völlig aus." "Die Bürgerschaft war sich immer einig", konterte Wilhelm Eckström (SPD), "daß Kaltenkirchen kein Ersatz, sondefn eine Ergänzung für Fuhlsbüttel sein wird. Der Ausbau von Fuhlsbüttel kann also nicht gestoppt werden." Einstimmig billigte die Bürgerschaft den Vorschlag des Sonderausschusses Hochwasserkatastrophe an den Senat, eine Stiftung für die Versorgung der Hinterbliebenen der Flutopfer zu schaffen. Nächste Sitzung der Bürgerschaft am 11. Aprü

14.06.1962: Eine Veränderungssperre zur Sicherung der Planung für das Gebiet Tarpenbekstrafie, Glojenbarg, Bekwisch, Ohechaussee und Rugenbarg wurde auf einer Sitzung der Garstedter Gemeindeverwaltung beschlossen. Für dieses Gebiet wird ein neuer Bebauungsplan ausgearbeitet werden. Die Veränderungssperre bewirkt, daß hier keine Baugenehmigungen mehr erteilt werden, die in der Art ihrer Ausführung der Gesamtplanung widersprechen.

26.09.1962: Im Garstedter Industriegebiet entsteht zur Zeit ein ungewöhnlicher Neubau Über einer flachen, langgestreckten Werkshalle erhebt sich ein Aufbau mit S-förmig gewölbtem Dach. Die Klippan-GmbH baut hier ein Werk zur Herstellung von Sicherheitsgurten, und die Architektur soll an ein Gurtband mit Schloß erinnern.

10.10.1962: Die Klippan-Werke in Hamburg- Garstedt wollen die Produktion von Sicherheitsgurten nach der Inbetriebnahme eines neuen Werkes ab Frühjahr 1963 von 3000 auf über 10 000 täglich steigern. Die Investitionen hierfür belaufen sich auf rund 2,5 Millionen DM.

06.12.1962: Ein neues großes Erholungszentrum entsteht nördlich von "Ochsenzoll". Zwischen der Ulzburger Straße und der Schleswig-Holstein-Straße bautWtie Gemeinde Harksheide den Erholungspark Tarpenbek Nord. Jetzt wurde im ersten Bauabschnitt ein Schwimmbad gerichtet. Auf einer Länge von etwa einem Kilometer erstreckt sich zwischen Ulzburger Straße und Schleswig-Holstein- Straße ein mehrere hundert Meter breites, unbebautes Gelände, durch das die Tarpenbek fließt. Auf Beschluß des Gemeinderates wird an der Tarpenbek ein langer, künstlicher Teich angelegt. Gärtner werden in den kommenden Jahren das Gebiet in eine Parklandschaft mit Wegen und Kinderspielplätzen umgestalten. Mittelpunkt des Parkes wird im Norden das neue Schwimmbad sein, das im Mai nächsten Jahres eingeweiht werden soll. Hier entstehen neben einem Schwimmer- und Nichtschwimmerbecken auch ein Lehrschwimmbecken für die Harksheider Schulen. In einem weiteren Bauabschnitt ist am Schwimmbad ein Kinderplanschbecken vorgesehen. Die Gemeinde Harksheide, die am Rande Hamburgs liegt und in knapp vier Jahren ihre Einwohnerzahl von 6000 auf 12 000 erhöht hat, hofft, mit dem neuen Vorhaben auch einen Anziehungspunkt für Garstedt, Glashütte und Langenhorn zu schaffen.

11.12.1962: In Garstedt eröffnete die Commergbank heute an der Ohechaussee eine neue Zweigstelle. *

17.12.1962: 17.12.1962: EINBRUCH IN FRIEDRICHSGABE / BEUTE: 19300 MARK 0 Knapp 25 Stunden brauchte die Pinneberger Kriminalpolizei, um zwei Einbrecher zu fassen, die in der Nacht zum Sonnabend ln Friedsrichsgabe 19 300 Mark erbeutet hatten. Der 22 Jahre alte Peter Wygralak ans Harksheide und der 28jährige Johann Rohmert aus Hamburg wurden gestern gegen 2.45 Uhr in Eckernförde festgenommen. Ihren Wagen, dessen Kennzeichen nach der Tat erkannt worden war, hatten die Einbrecher in der Nähe einer Gaststätte in der Etkernförder Innenstadt abgestellt. Zwei Stunden lang warteten Kriminalbeamte und Schutz- Polizisten auf die Täter. Als sie das Lokal verließen, wurden sie umringt und verhaftet. Beide waren völlig überrascht. Sie hatten sich sicher geglaubt. Widerstandslos ließen sie sich abführen. Im Wagen der beiden Einbrecher fand die Polizei die gesamte Beute, das Schweißgerät, mit dem der Tresor in den Norderstedter Brotwerken in Friedrichsgabe geöffnet worden war, und ein zerlegbares Kleinkalibergewehr. Mit diesem Gewehr schoß einer der Einbrecher auf den 51 Jahre alten Backmeister Alfred Hübner, als dieser sich ihnen in den Weg gestellt hatte. Glücklicherweise traf keine der Kugeln. Im Wagen fand die Polizei auch Belastungsmaterial, das auf weitere Straftaten hinweist. Die Ermittlungen darüber sind noch nicht abgeschlossen. Peter Wygralak und Johann Rohmert müssen den Einbruch in die Brotwerke seit langem geplant haben. In den ersten drei Monaten dieses Jahres war Wygralak als Verkaufsfahrer der Firma tätig. Daher kannte er sich in der Fabrik genau aus. Gegen 1.10 Uhr in der Nacht zum Sonnabend hatte der 58 Jahre alte Teigmacher Hermann Bodendiek die beiden Einbrecher in den Büroräumen der Brotwerke überrascht. Sie riefen sofort: "Hände hoch" und sperrten den Teigmacher dann in einen engen Schrank. Dabei erkannte Bodendiek seinen früheren Arbeitskollegen Wygralak wieder. Kaltblütig machten die Täter sich dann wieder an die "Arbeit". Als ihnen der Sauerstoff für das Schweißgerät ausging, holten sie sich eine Ersatzflasche aus der Betriebsschlosserei. Mit dem Schweißgerat gingen sie dem Tresor allerdings so unvorsichtig zu Leibe, daß das Papiergeld durch die Flamme versengt wurde. Nicht ein Schein der 19 300 Mark war unversehrt. Damit war die Beute für die Einbrecher ohnebin wertlos. wo.

17.12.1962: Im Wagen der beiden Einbrecher fand die Polizei die gesamte Beute, das Schweißgerät, mit dem der Tresor in den Norderstedter Brotwerken in Friedrichsgabe geöffnet worden war, und ein zerlegbares Kleinkalibergewehr. Mit diesem Gewehr schoß einer der Einbrecher auf den 51 Jahre alten Backmeister Alfred Hübner, als dieser sich ihnen in den Weg gestellt hatte. Glücklicherweise traf keine der Kugeln. Im Wagen fand die Polizei auch Belastungsmaterial, das auf weitere Straftaten hinweist. Die Ermittlungen darüber sind noch nicht abgeschlossen.

24.12.1962: In eine entscheidende Phase treten jetzt die Arbeiten zur Verlängerung der Startbahn II auf dem Flughafen Fuhlsbüttel. In wenigen Wochen wird eine neue Straße nördlich des Flughafens Langenhorn und Niendorf miteinander verbinden. Sie soll den Krohnstieg an den Garstedter Weg anschließen. Nach Fertigstellung dieser Querverbindung wird der allen Hamburgern bekannte Stra- ßenzug Gepidenweg ? Erdkampsweg für immer geschlossen und der Gepidenweg einplaniert.

28.12.1962: Heute wird auf dem Fuhlsbütteler Flughafen ein Teil der neugebauten Startbahn II in Betrieb genommen. Damit steht der Flugleitung eine Reservebahn von zunächst 1843 Meter Länge zur Verfügung. Die Startbahn II wird insgesamt auf 3620 Meter ausgebaut. Das dauert jedoch noch bis 1964. Das heute fertiggestellte Teilstück führt nach Südosten in Richtung Alsterdorf. Die Verlängerung nach Nordwesten in Richtung Garstedt ist nicht so schnell möglich, weil vorher u. a. ein Straßentunnel für die Querverbindung Langenhorn-Niendorf gebaut werden muß

1963

08.01.1963: Das erste Gymnasium am nördlichen Hamburger Stadtrand soll in Garstedt stehen. Um diese Oberschule hatte sich auch Harksheide bemüht. Schon Ostern sollen in der Garstedter Mittelschule zwei Sexten und eine Quinta eingerichtet werden, die aber vorerst noch zum Pinneberger Gymnasium gehören werden. *

10.01.1963: In diesem Jahr werden die Vorbereitungen zum Ausbau des Garstedter Weges abgeschlossen. 1964 soll mit der Verbreiterung des etwa drei Kilometer langen Weges ? einer Hauptverbindung zwischen Niendorf und Garstedt ? begonnen werden. Die Gesamtbreite der Straße wird 27 Meter betragen, einen Teil der Fläche muß die Stadt noch erwerben. In der Vereinbarung zwischen Garstedt und Hamburg ist ein vierspuriger Ausbau der Straße festgelegt. Abgeordnete der Bezirksversammlung halten deshalb Überlegungen des Tiefbauamtes, diese wichtige Verbindungsstraße zunächst nur zweispurig auszubauen, für kurzsichtig. Die Einsparung der Mittel stehe in keinem Verhältnis zu der Verkehrsbehinderung beim endgültigen Ausbau.

24.01.1963: Heute abend wird sich die Bezirksversammlung Eimsbüttel mit den schweren Bedenken der Öffentlichkeit gegen den geplanten Straßenausbau zwischen Garstadt und Hamburg beschäftigen. Nach der Vereinbarung mit Garstedt soll die Verbindung zwischen Niendorf und Garstedt mit dem geplanten Straßentunnel unter der Startbahn II. des Flugplatzes nur zweispurig ausgebaut werden. "Der sehr starke Verkehr zwischen beiden Orten zwingt uns ohnehin in kürzester Zeit, diese Straße vierspurig auszubauen", erklärte Helene Meibohm, Fraktionsvorsitzende der SPD, dem Hamburger Abendblatt. Ihre Fraktion teile nicht die Auffassung der Planer, daß ein zweispuriger Straßenturtnel dem Verkehr für mindestens zehn Jahre gewachsen sei. ?Wir sind deshalb dafür, Tunnel und Straße sofort vierspurig auszubauen." Als Sprecher der CDU- Fraktion verwies der Abgeordnete Wilhelm Bürsing darauf, daß beim Grunderwerb für den Straßenausbau von 27 Meter Breite ausgegangen werde, nach seiner Ansicht also genügend Platz für vier Spuren vorhanden sei. Als Schildbürgerstreich werte die CDU den Plan, den Straßentunnel zweispurig auszubauen, während die nördliche Ringstraße "Krohnstieg" die zusätzlich in den Tunnel "eingefädelt" wird, vierspurig geplant ist. Für einen Kompromiß, nämlich den Ausbau auf drei Fahrbahnen, setzte sich Dr. Bruno Hess, Vorsitzender der FDP- Fraktion, ein, mit dem Tunnelbau soll schon in diesem Jahr begonnen werden.

25.01.1963: Das Tiefbauamt wird unverzüglich prüfen, ob die Straße zwischen Niendorf und Garstedt mit dem Tunnel unter der neuen Startbahn II des Flughafens vierspurig ausgebaut werden kann. Das versicherte Oberbaurat Hans-Peter Siem vor der Bezirksversammlung in Eimsbüttel. Die Bezirksversammlung kritisierte, wie angekündigt, daß Straße und Tunnel nur zweispurig ausgebaut werden sollen. Das Bezirksparlament forderte einstimmig vier Fahrbahnen. Die Mehrkosten dafür würden zehn Millionen Mark betragen

04.02.1963: Der Tunnel für die Straße Niendorf ? Garstedt unter der neuen Startbahn II des Flughafens muß so angelegt werden, daß ein späterer Ausbau auf vier Fahrspuren möglich ist. Dies hält der VfTk"hrsbeir"t des ADAC für erforder- In der Vereinbarung- zwischen' Hamburg und Garstedt ist, wie berichtet, nur ein zweispuriger Tunnel vorgesehen. Erst nach Abschluß der Vereinbarung haben der Ortsausschuß Lokstedt und die Bezirksversammlung Eimsbüttel einen vierspurigen Ausbau gefordert. . ;

01.03.1963: Mit mißfälligem Stirnrunzeln nahm es der alte Herr zur Kenntnis, daß sich der für 14 Uhr angemeldete Besucher um sechs Minuten verspätet hatte. Pünktlichkeit war seit jeher eine der hervorstechenden Eigenschaften von Hinrich Plambeck. Eine im Baugeschäft besonders geschätzte Eigenschaft. Hinrich Plambeck, dem man die 87 " Jahre nicht ansieht, ist weit über Garstedt hinaus bekannt und geachtet als Bauunternehmer, auf den man sich verlassen kann. "Plambeck- Arbeit ist j handwerksgerechte Arbeit", sagt der Senior mit leisem Stolz. Der knorrige alte Herr macht nicht viel Worte. Und wenn er dann solch einen Satz sagt, dann hat das Gewicht. i Er war bereits wohlbestallter Bau- Ingenieur bei der Königl. Preußischen Eisenbahn-Direktion gewesen, hatte Schlips und Kragen und saubere Kittel getragen, als er 1903 wieder in die wei- ßen Maurerhosen stieg und diel Kelle in die Hand nahm. Heute ist es! 60 Jahre her, seit er sich als Bauunternehmer in Garstedt selbständig machte. Aber das ist nicht das einzige Jubiläum, jdas heute in der Ochsenzoller Straße 28 'begangen werden kann. Denn vor 50 Jaiiren kam zu der Bauausführungs-Firma ein Baustoff- und Holzhandel dazu. Und außerdem ist es genau 35 Jahre her, daß Hinrich Plambeck die Zimrrterei und Tischlerei von Heinrich Sommer in Garstedt übernahm. { Und auch dies ist ein Jubiläum: Der Vater des jetzigen Seniorche: :s, Jochen Friedrich Plambeck, kam am 1. März 1863, also vor genau 100 Jahren, aus einer kleinen Dorfschmiede di :s Kreises Segeberg nach Garstedt. Gm nd genug für Hinrich Plambeck, heu! e einmal Rückschau zu halten auf seir umfangreiches Lebenswerk. Das W erk eines Handwerkers mit Mut und unternehmerischer Initiative

04.03.1963: Für zahlreiche Gewerbetreibende und Vohnungsuchende in Hamburg liegt die lukunft in Garstedt. Jahr für Jahr zielen rund tausend Hamburger nach dort. He Gemeinde plant jetzt das größte Einaufszentrum, das außerhalb Hamburgs legt: Am Ende des künftigen U-Bahn- Sahnhofs Garstedt entstehen Ladenstralen für siebzigtausend Kunden. Über dieses umfassendste Vorhaben iner Randgemeinde Hamburgs sprach das Hamburger Abendblatt mit Bürgermeister Horst Embacher. "Unsere Planungen sind abgeschlossen", sagt der Bürgermeister. 1963/64 geht es los. Vorgesehen sind in diesem Zentrum : e 11 zwölfgeschossige Hochhäuser und mehrere Wohnblocks mit rund 1.400 Wohnungen. - Parkplätze für 1.500 Kraftfahrzeuge ? öffentliche Gebäude, wie Amtsgericht, Schule, Omnibusbahnhof - Ein Geschäftszentrum, das die nähere und weitere Umgebung versorgen soll. "Diese großzügigen Planungen, für die es schon viele Interessenten gibt, wurden notwendig, weil Garstedt sehr schnell wächst", sagte der Bürgermeister. Die Gemeinde zählt heute 14.800 Einwohner. 1939 waren es 4.800. Von 1957 bis 1960 wurden 1.200 Wohnungen gebaut. Seitdem entstehen jährlich im Durchschnitt 900 Wohnungen. Das ist sehr viel für diese kleine Gemeinde. Deshalb ist die Mithilfe Hamburgs, das an diesem raschen Wachstum stark beteiligt ist, gern gesehen. Für die Erweiterung der Startbahn II des Flughafens Fuhlsbüttel auf Garstedter Gebiet hat Hamburg der Gemeinde die Verlängerung der U-Bahn von Ochsenzoll bis nach Garstedt sowie die Unterstützung bei öffentlichen Bauten und beim Straßenbau zugesagt. "Wir haben bisher alle Fragen in guter Zusammenarbeit mit Hamburg lösen können", sagte der Bürgermeister. "Auch die großen Vorhaben der nächsten Jahre hoffen wir im besten Einvernehmen mit Hamburg fertigzustellen." ' Garstedt rechnet aber nich^uOÄpt der Hilfe aus Hamburg. Die'tftmeTnHe hilft auch sich selbst. Zwar arbeiten von 5600 Berufstätige heute noch 3600, also mehr als die Hälfte, in Hamburg. Aber seit Kriegsende hat die Landgemeinde 46 Gewerbebetriebe mit 3.000 Arbeitsplätzen in der Gemeinde angesiedelt, und vorläufig ist kein Ende der Neuanmeldung von Betrieben abzusehen, mor.

21.03.1963: Ein kommunales Alters- und Pflegeheim wollen die Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe und Hasloh gemeinsam am Friedrichsgaber Weg errichten. Das Heim soll etwa 70 alten und hilfsbedürftigen Menschen in Zweibettzimmern Platz bieten. Der fünfgeschossige Bau, für den die Grundsteinlegung in Kürze erfolgen soll, wird mit einem Kostenaufwand von 1,6 Millionen Mark errichtet.

30.03.1963: Wer des Nachts in Garstedt weilt und dann mit der Alsternordbahn nach Ochsenzoll zurückfahren will, muß gehörig aufpassen. Die Station "Garstedt-Richtweg" ist überhaupt nicht ausgeschildert. Haben der Zufall oder ein Ortskundiger einen glücklich auf den sandigen Bahnsteig gebracht, so vermißt man das Richtungsschild und steigt zunächst einmal in den ersten besten Zug ein. Hat man Glück, so ist es der nach Ochsenzoll. Hat man Pech, so landet man in Kaltenkirchen. Ausgerufen wird der Zug nicht. So wird die Fahrt zu einem Abenteuer, und man vermißt eigentlich nur noch den Überfall durch Indianer.

04.04.1963: Dort tief unten fließt die Tarpenbek. Zwischen Langenhorn und Niendorf, unweit der Stadtgrenze. Hier hat sie auf einer Strecke von rund 500 Metern eine tiefe "Verbeugung" vor dem modernen Verkehr gemacht. An dieser Stelle wird die verlängerte Startbahn II in Richtung Garstedt gebaut. Das kleine Flußchen muß es sich gefallen lassen, von der modernen Technik verdrängt und in unterirdische Rohre gepreßt zu werden.

04.04.1963: Gutnachbar' he Beziehungen wollen der Bezirk Eimsbüttel und der Kreis Pinneberg pflegen. Dies vereinbarten der Landrat des Kreises Pinneberg Dr. Sachse und Bezirksamtsleiter Dr. Harald Sieg bei einem ersten Informationsgespräch im Verwaltungshochhaus am Grindel. Gemeinsam interessierende Fragen der Randgebiete wurden dabei erörtert. Garstedt, Bönningstedt, Ellerbek, Egenbüttel, Reilingen und Halstenbek sind die Gemeinden, die mit dem Bezirk Eimsbüttel eine 14 Kilometer lange Verwaltungsgrenze gemeinsam haben. Um "Grenzfragen" ging es deshalb bei diesem ersten Informationsgespräch, an dem neben den Verwaltungschefs dieser Gemeinden die Ortsamtsleiter von Stellingen und Lokstedt teilnahmen, weil diese Fragen vor allem die Außengebiete berühren. Bürgermeister Quast aus Ellerbek bat den Hamburger Nachbarn, die Straße Moordamm, die von der Pinneberger Chaussee abzweigt, auf Hamburger Gebiet bis zur Holsteiner Chaussee weiterzubauen. Viele Bewohner einer neuen Siedlung, die in der Nähe des Moordamms entstanden ist. brauchen, so sagte der Bürgermeister, eine direkte Verbindung zur Holsteiner Chaussee. Außerdem hätten die Ellerbeker den Wunsch, daß der Omnibus 32, der zur Zeit am Graf-Otto-Weg endet, in Richtung Ellerbek verlängert würde. Das Bezirksamt Eimsbüttel, so erwiderte Dr. Sieg, unterstütze diese Wünsche der Gemeinde und werde sie in den Fach ausschüssen mit den Abgeordneten be raten. Der baldige Ausbau des Garstedter Wegs war das Hauptanliegen von Bürgermeister Embacher aus Garstedt, der ebenso den raschen Ausbau des Tunnels unter der Startbahn zwei wünscht, damit die Verbindung Garstedt Niendorf Innenstadt sobald wie möglich den modernen Verkehrsansprüchen angepaßt wird. Über eine Verschmutzung des Krupundersees klagten die Reilinger Stadtväter. Schuld daran soll das Oberflächenwasser sein, das aus dem Eidelstedter Raum in den Krupundersee fließt. Auch hier sagte das Bezirksamt Eimsbüttel eine sorgfältige Überprüfung der Klage zu. Ferner möchten die Reilinger, daß der Wiemelsdorfer Moorgraben ? ein Grenzgraben zwischen Schneisen und Reilingen ? ausgebaut werden soll. "Wir halten solche Kontaktgespräche mit unserem Nachbarkreis für sehr nützlich", sagte Dr. -Sieg, der im Sommer dem Kreis Pinneberg einen Gegenbesuch abstatten will, um dann mit dem Pinneberger Landrat Eimsbütteler Wünsche an Pinneberg zu erörtern. Vorher wird der Bezirksamtsleiter aber einer offiziellen Einladung der wichtigsten Randgemeinde im Norden Hamburgs Folge leisten: Bürgermeister Embacher hat die Repräsentanten des Bezirks Eimsbüttel nach Garstedt eingeladen.- mor.

18.04.1963: Dörfliche Hauptstraße oder wichtigster Verbindungsweg zwischen Stadtrand und Innenstadt? Diese Frage muß für den 3,6 Kilometer langen Garstedter Weg, der Hauptverkehrsader Niendorfs, bald entschieden werden. Das Tiefbauamt einerseits und die örtlichen Behörden sowie die Abgeordneten andererseits sind entgegengesetzter Auffassung. Die Frage, ob der Garstedter Weg, der vom Niendqrfer Marktplatz'Tibarg her die Verbindung zur Gemeinde Garstedt schafft, ausgebaut wird, ist in der Vereinbarung mit Garstedt festgelegt. Die dort genannten zwei Spuren hält aber die Bezirksversammlung Eimsbüttel angesichts des sehr starken Durchgangsverkehrs für viel zu schmal. Sie \ setzte sich vor Monaten für einen vierspurigen Ausbau ein mit der Begründung, daß ja ohnehin 27 Meter Breite für den Ausbau der Straße vorgesehen sei. Das Tiefbauamt beharrte jedoch in einem Schreiben an die örtlichen Behörden auf zwei Fahrspuren und will nunmehr nur 16 Meter Breite für den Stra- ßenausbau in Anspruch nehmen. Der Ortsausschuß Lokstedt nahm von dieser Auffassung, die er für kurzsichtig und unzureichend hält, mit Empörung Kenntnis. Um zu verhindern, daß ein nachträglich notwendig werdender Ausbau des Garstedter Weges unnötige Mehrkosten verursacht, wird sich wahrscheinlich schon sehr bald das Bezirksparlament mit der Meinung des Hamburger Tiefbauamts auseinandersetzen.

21.05.1963: Zusammenarbeit in überörtlichen Planungsfragen mit seinen kleineren Nachbargemeinden Glashütte und Friedrichsgabe sowie ml" Harksheide bereu. Dies bekräftigten Garstedts Gemeindevertreter auf ihrer jüngsten Sitcung. Seit Monaten sind ? ursprünglich auf Initiative Garstedts ? Besprechungen zwischen den Gemeinden Glashütte (3 000 Einwohner), Friedrichsgabe (4 900) und Harksheide (12 500) im Gange. Es geht um die Frage, ob sich die vier Gemeinden zu einem zentral geleiteten Planungsverband zusammenschließen sollen. Das wurde aber bedeuten, daß die Gemeinden ihre eigene Bauplanung aufgeben müßten. Dazu erklärt der Bürgermeister Horst Embacher von der Großgemeinde Garstedt: "Natürlich soll man bei überörtlichen Planungen wie beispielsweise für ein Krankenhaus oder eine Berufsschule eng zusammenarbeiten. Aber in allen übrigen Fragen auf Gemeindeebene muß das Recht der Bürger in der Gemeinde gewahrt bleiben." Garstedt ist mit über 15 200 Einwohnern die größte der vier Gemeinden und wächst durch Zuzug pro Jahr um 1000 Einwohner.

21.05.1963: Muß in der Ochsenzoller Straße in Garstedt erst etwas passieren, bevor sich die Polizei entschließt, die Radfahrer von der Straße zu nehmen? Dies fragen die Einwohner. Seit der Sperrung der Ohechaussee vor sechs Wochen wegen Verbreiterung dieser Straße läuft der gesamte Durchgangsverkehr von Segeberg und Ulzburg Richtung Pinneberg und Hamburg über die Ochsenzoller Straße. In den Hauptverkehrszeiten reißt der Strom der Lastwagen und Personenwagen durch die Ochsenzoller Straße nicht ab.

24.05.1963: Ein ausgedehnter Flächenbrand erfaßte gestern in Holm-Moor zwischen Garstedt und Quickborn etwa 15 Hektar des torfigen Geländes. Sechs freiwillige Feuerwehren waren eingesetzt. Vermutlich haben spielende Kinder das Feuer verursacht.

12.06.1963: Die Bundesstraße 432 ? bekannt als Schnellstraße, die Hamburg mit der Ostsee verbindet ? wird in diesem und im nächsten Jahr auf Teilstrecken in Garstedt und in Schneisen verbreitert und ausgebaut. Die Teilstrecke in Garstedt ? die Ohechaussee ? soll bereits im August an Sonnabenden und Sonntagen für den Autoverkehr freigegeben werden.

12.06.1963: Ein neues Gewerbezentrum entsteht am Nordrande Hamburgs in Garstedt. Auf einer Fläche von rund 50 ha ostwärts der Niendorfer Straße sollen etwa 40 Gewerbebetriebe mit 2000 Beschäftigten angesiedelt werden. Im Rohbau steht bereits der Betrieb eines Hamburger Ansichtspostkarten- Verlages, der dort mit 300 Mitarbeitern im nächsten Jahre einziehen will. Sechs weitere Gewerbeunternehmen aus Bremen und Süddeutschland wollen in diesem Jahr mit dem Bau von Betrieben beginnen.

13.06.1963: Für das neue Garstedter Industriezentrum zwischen Niendorfer Straße und Nettelkrögen vor den Toren der Hansestadt fiel in dieser Woche der Startschuß. Ein großer Hamburger Ansichtspostkartenverlag feierte Richtfest. In dem neuen Betriebsgebäude findet das Unternehmen mit 300 Mitarbeitern Platz. Die seit Monaten fertige Aufschlie- Dieses Richtfest an der zehn Meter breiten "Aufschließungsstraße" hat besondere Bedeutung. Damit wird ein weiteres, großes Vorhaben der vor 15 Jahren gegründeten Wirtschafts und Aufbau GmbH des Kreises Pinneberg sichtbar. Ursprünglich hatte dieses Unternehmen sich die Aufgabe gestellt, aus dem Hamburger Trümmerschutt neue Baustoffe für die Gemeinden des Kreises Pinneberg zu gewinnen. Seit 1950 wurden jedoch von der Gesellschaft viele Industrie- und Gewerbebetriebe ? nicht zuletzt aus Hamburg ? im Kreisgebiet angesiedelt. Das baureife Gelände stellte die Gesellschaft zur Verfügung, nachdem es vorher aufgekauft worden war. Bekannt geworden sind zuletzt die Projekte Egenbüttel und Friedrichsgabe, die inzwischen abgeschlossen wurden. Die öffentliche Hand ? vornehmlich der Landkreis Pinneberg ? stellt der Gesellschaft die notwendigen Mittel treuhänderisch zur Verfügung. Das Aktivvermögen der G. m. b. H- beträgt nach eigenen Angaben zur Zeit etwa 2,5 Millionen Mark. Jetzt ist das etwa 50 Hektar große Garstedter Aufbaugebiet an der Reihe. ßungsstraße ? sie würde jeder Stadtautobahn als Zubringer Ehre machen ? durchzieht das heute noch in weitem Umkreis unbebaute Gelände. Hat der Hamburger Verlag jetzt den Anfang gemacht, so steht daneben auch schon der Rohbau einer weiteren Fabrikhalle. Sie gehört einem weltweiten Unternehmen der Metallindustrie, das dort einen Zweigbetrieb eröffnen wird. "Es sind keineswegs nur Hamburger Betriebe, die sich hier in diesem Aufbaugebiet ansiedeln wollen", erläutert Hugo Chili, kaufmännischer Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft und stellvertretender Landrat des Kreises Pinneberg, die augenblickliche Situation. "Zur Zeit laufen Verhandlungen noch mit sechs Unternehmen aus Bremen und Süddeutschland. Diese Betriebe möchten noch. in diesem Jahr mit dem Bau von Fabriken in Garstedt beginnen." Insgesamt werden in Garstedt vor den Toren der Hansestadt 40 Betriebe mit rund 2000 Beschäftigten angesiedelt werden. Hugo Chili ist optimistisch: "Unsere bisherigen Projekte haben wir immer in drei bis fünf Jahren abschließen können."

13.06.1963: Die Bundesstraße 432, die Hamburg über Bad Segeberg mit der Lübecker Bucht verbindet, wird in diesem und im nächsten Jahr zwischen Garstedt und Hamburg ausgebaut. Verbreitert wird diese bekannte "Bäderstraße" an der Ohechaussee in Garstedt und an der Oldesloer Straße in Schneisen. Eineinhalb Kilometer lang ist das jetzt gesperrte Teilstück der Ohechaussee, das zwischen der Ochsenzoller Straße und Schwarzem Weg in Garstedt auf acht Meter Fahrbahnbreite gebracht wird. Nordwestlich der Chaussee werden ein Plattenweg für Fußgänger und ein Radfahrweg angelegt. Auf der gegenüberliegenden Seite der Straße ist die Bebauung noch nicht abgeschlossen, so daß dort erst später Fuß- und Radwege hergerichtet werden können. Die Ohechaussee erhält außerdem im Abstand von 30 Metern moderne Peitschenmasten. Die alten elektrischen Lampen, die bisher in der Mitte der Fahrbahn aufgehängt waren, verschwinden. Während der Bauarbeiten wird der Verkehr von Hamburg in Richtung Bad Segeberg und Kiel über die Niendorfer Straße und Ochsenzoller Straße durch das enge Garstedter Ortszentrum geleitet. Schilder mit Geschwindigkeitsbegrenzungen auf 40 Kilometer wurden aufgestellt, um zu verhindern, daß die Häuser durch den sehr starken Durchgangsverkehr in den engen Straßen zu sehr erschüttert werden. Die Ohechaussee soll so bald wie möglich vorzeitig wieder für den Verkehr freigegeben werden. Sie soll spätestens im August wenigstens an den Wochenenden den Fahrzeugverkehr von und zur Ostsee provisorisch wiederaufnehmen. Ende 1964 soll die Ohechaussee von Garstedt bis zur Hamburger Landesgrenze fertig ausgebaut sein. Auf der Hamburger Seite wird die Bundesstraße 432 ? sie heißt hier Oldesloer Straße ? zunächst von der Landesgrenze 1,2 Kilometer stadteinwärts bis zum Gut Wendlohe auf sieben Meter verbreitert. Die alten Bäume zu beiden Seiten sollen erhalten bleiben. Auf einer Straßenseite wird ein neuer Fußweg angelegt. Später soll die Oldesloer Straße weiter stadteinwärts bis Büttskamp verbreitert werden. Über einen neuralgischen Punkt zerbrechen sich zur Zeit die Planer in Hamburg und Schleswig-Holstein noch den Kopf: Die Kreuzung Ohechaussce'Ulzburger Straße ist so schmal, daß für den abbiegenden Verkehr schwere Stauungen unvermeidlich sind.

04.07.1963: Schon in der ersten Woche kamen mehr als 20 000 Besucher. Ein beachtliches Ergebnis, das beweist, welches Bedürfnis für das eben eröffnete große Sommerbad der Gemeinde Harksheide an der Wiesenstraße, unweit dcr'Ulzburger Straße, bestand. Die im Norden Hamburgs liegende Gemeinde hat rund 12 600 Einwohner. Am Schwimmbadbesuch gemessen, müßte jeder Ortsansässige mindestens einmal in die kühlen Fluten des neuen Bades getaucht sein. Nun, offenbar haben auch zahlreiche Besucher aus der Hansestadt die Liegewiesen des neuen Bades bevölkert. Harksheide geht es wie den Nachbarorten Garstedt, Friedrichsgabe und Glashütte. Von Jahr zu Jahr wachsen diese kleinen Gemeinden durch den unablässigen Zuzug von Hamburgern, die hier bauen oder in neue Mietwohnungen einziehen. Eindrucksvoll sind die Zahlen für das kleine Harksheide, das 1939 etwa 2500 Einwohner zählte. Bei Kriegsende waren es etwa 5000. Noch in diesem Jahr hofft die Gemeindeverwaltung Harksheide den 13 000. Bürger begrüßen zu können. Mit dem ständigen Zuzug stieg auch die Zahl derer, die als echte Wasserratten gern ein Schwimmbad aufsuchen. Aber damit war es bisher im Raum Norderstedt, nördlich von Ochsenzoll, sehr schlecht bestellt. Wer zwischen Friedrichsgabe und Garstedt in die kühlen Fluten tauchen wollte, mußte bisher zum Sommerbad Langenhorn. Diesen weiten Weg mußten auch Kinder machen, deren Eltern wünschten, daß sie schwimmen lernten. Auf den obligatorischen Schwimmunterricht hat man in Harksheide bisher unter diesen Umständen verzichten müssen. Mit der Einweihung des neuen Schwimmbades ist diese ..wasserlose" Zeil in Harksheidc zu Ende. Den Bade- 1 listigen steht ein großes Schwimmerbecken mit acht Bahnen zur Verfügung, flic auch Wettkämpfe ermöglichen. Ein besonderer Anziehungspunkt ist der Sprungturm mit dem Drei- und Fünf- Meter-Brett sowie die Ein-Meter- Sprungbretter. Besondere Bedeutung kommt dem Nichtschwimmerbecken zu, dessen einer Teil nach den Vorschriften eines Lehrschwimmbeckens für Schulen eingerichtet ist. Damit will die Gemeindeverwaltung Harksheide die Voraussetzungen für den Schwimmunterricht an den Schulen schaffen. Schulklassen aus Harksheide und dem benachbarten Friedrichsgabe können im Sommerbad täglich bis 14 Uhr Schwimmunterricht nehmen. Der Gemeinderat hat beschlossen, daß Schulklassen dafür keinen Eintritt zu zahlen brauchen. Allerdings fehlen dafür noch ausgebildete Schwimmlehrer. Dem Hamburger Besucher fallen besonders die weitläufigen Liegewiesen auf, die sich auf einer Fläche von fast fünf Hektar erstrecken. So verlaufen sich die zahlreichen Besucher in der großen Anlage. Am letzten Sonntag waren es 4000 Besucher. Für sie reichen allerdings die Umkleideräume keineswegs. Zu den 45 Wechselkabinen sollen deshalb im zweiten Bauabschnitt weitere 55 Wechselkabinen kommen. In einem zweiten Bauabschnitt soll dieses Paradestück der Gemeinde weiter vervollständigt werden. Die Harksheider Mütter werden es begrüßen, daß dabei ein großes Planschbecken für Kleinkinder geplant ist. mor

04.07.1963: Gegen die zunehmende Verseuchung der Gewässer im Nordwesten Hamburgs durch das Schmutzwasser werden jetzt .energische Maßnahmen eingeleitet. In zwei Jahren wird mit dem Bau eines Schmutzwassersiels von 25 Kilometer Länge, zwisthen AI veslohe und Hellingen begonnen. In den Gemeinden in der Nähe Hamburgs, wie zum Beispiel Ulzburg, Friedrichsgabe, Quickborn, Harksheide, Garstedt, Bönningstedt, ja selbst in Pinneberg, Uetersen und Elmshorn verschmutzten in den vergangenen Jahren mehr und mehr die Bäche und Flüsse. In den Teichen und Gewässern mancher dieser Gemeinden begann das Fischesterben. Die zunehmende Besiedlung und die wachsende Bautätigkeit beschleunigten diese Entwicklung. Randnahe Gemeinden wie zum Beispiel Garstedt pumpen seit Jahren eine vereinbarte Menge ihres ... Scni-ftutzwässers in die; Hamburger Rohre: Aber die Möglichkeiten der Abnahme und das umständliche Pumpverfahren über weite Strecken sind zeitraubend und begrenzt. Das neue Schmutzwassersiel wird ein etwa drei Meter breites unterirdisches Rohr sein, das bei Hetlingen in eine moderne Kläranlage münden wird. Das große Bauvorhaben, das 1965 begonnen wird, soll das Schmutzwasserproblem auf lange Sicht lösen.

04.07.1963: Das ist die Situation: Der Straßenzug Ohechaussee ? Segeberger Chaussee, die große Bundesstraße, die zur Ostsee führt, verengt sich an dieser Kreuzung zu einem Schlauch mit nur je einer Fahrspur Es besteht keine Möglichkeit für die aus Segeberg kommenden Fahrzeuge, sich nach rechts einzuordnen, um in Richtung Ulzburg abzufahren. Die Kreuzung Segebcrger Chaussee ? Ohechaussee ? Ulzburger Straße ist dem heutigen Verkehr nicht mehr gewachsen. Tag für Tag bilden sich in den Hauptverkehrszeiten hier lange Fahrzeugschlangen. Garstedts Bürgermeister Horst Embacher forderte daher in einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt: "Diese Kreuzung muß so schnell wie möglich mit Fahrspuren zum Abbiegen ausgebaut werden!" Völlig zum Erliegen kommt der Verkehr, wenn in der Fahrzeugschlange ein Fahrzeug auf das andere auffährt. Dann heißt es für die Garstedter Polizisten rasch handeln und das beschädigte Fahrzeug aus dem Verkehr ziehen, damit das Chaos nicht noch größer wird. Aber nicht nur an Werktagen und im Berufsverkehr erweist sich, daß diese Kreuzung Abbiegerspuren braucht. An Sonn- und Feiertagen ist es besonders schlimm, Da stauen sich auf dem Stra- ßenzug Ohechaussee/Segeberger Chaussee ? bekannt als Bundesstraße 432 ? die Kraftfahrzeuge, die aus den Ostseebädern kommen. Ebenso ist es von der Ohechaussee aus nicht möglich, sich links einzuordnen, um in die Ulzburger Straße einzubiegen. Jeden Tag wiederholt sich die gleiche Verkehrsmisere: Abbieger und Geradeausfahrer stauen sich auf einer Fahrspur. Die aus Richtung Segeberger Chaussee kommenden Fahrzeuge lösen dabei ungewollt die nächste Verkehrsstauung aus: 150 Meter hinter dieser Kreuzung verläuft die Einmündung der Langenhorner Chaussee in die Segeberger Chaussee. 80 Prozent aller Fahrzeuge, die aus der Langenhorner Chaussee kommen, biegen nach links in die Segcberger Chaussee ab. Fließt der Verkehr hier über die Kreuzung Ulzburger Straße nicht flüssig ab, so ist in wenigen Minuten der Verkehrspolizist an der Kreuzung Langehorner Chaussee/Segeberger Chaussee hoffnungslos eingekeilt. "Wenn sich nur die Straßenbauämter in Itzehoe und Lübeck einig wären", seufzt Bürgermeister Horst Embacher. Für die Ohechaussee bis zur Kreuzung ist Itzehoe zuständig. Sie wird zur Zeit ausgebaut. Nur die letzten 100 Meter bis zur Kreuzung fehlen noch. Diese auszubauen hat aber nur Sinn, wenn auch die Segeberger Chaussee, die von der anderen Seite auf die Kreuzung zukommt, eine Abbiegspur erhält. Dafür ist Lübeck zuständig. Dort hat man aber mit dem Ausbau keine Eile. Man wartet auf ein umfassendes Verkehrsgutachten, das Professor Wehner aus Berlin für den gemeinsamen Landesplanungsrat von Schleswig-Holstein und Hamburg ausarbeitet. "Bis dieser Plan ausgearbeitet und am Ende verwirklicht ist, können zehn bis zwanzig Jahre vergehen",- meinten Gemeindeverwaltung Garstedt und die zuständigen Polizeidienststellen. Aber bis dahin dürfte der Verkehr an diesen beiden Kreuzungen längst zum Erliegen gekommen sein. GERHARD MORIZ

04.07.1963: Die Betonmischmaschinen werden auch in diesem Jahr in Garstedt keine Minute stillstehen. Etwa 800 Wohnungen sind in dieser Großgemeinde gegenwärtig im Bau. Sie werden den Zuzug von weiteren 2500 Bürgern ermöglichen. Einer der Schwerpunkte ist das Gebiet Schülerstraße/Scharpenmoor. Hier bauten die Gesellschaft Interbau aus Bremen und eine Reihe von Garstedter und Hamburger Baufirmen insgesamt 350 Wohnungen. Sie werden in zwei- und viergeschossigen Häusern entlang der modernen Auf Schließungsstraße Theodor-Storm-Weg errichtet. Zu dem Bauvorhaben gehören drei achtgeschossige Hochhäuser sowie zwei Tiefgaragen mit zusammen 120 Stellplätzen. An der Ohechaussee werden etwa 240 Wohnungen errichtet. Die Baugesellschaft Geffah, eine vom Bund geförderte Gesellschaft für Eigenheimbau, errichtet zwischen den Straßen Rugenbarg und Aspelohe im ersten Bauabschnitt 100 Wohnungen. Für 27 Reihenhäuser hat bereits das Richtfest stattgefunden. Der Bau von weiteren Reihenhäusern und einem Hochhaus ist an dieser Stelle geplant. Erleichtert wird die Bautätigkeit dadurch, daß hier alle Aufschließungsstraßen fertig sind. Am Aurikelstieg, in der Nachbarschaft der neuen Schule, errichtet die Baufirma Plambek 72 Reihenhäuser. Weitere 40 Reihenhäuser werden von anderen Unternehmen errichtet:' Die Gemeinnützige Siedlungsgenossenschaft der Evangelischen Kirche baut in der Nachbarschaft der Schule rund 130 Wohnungen in diesem Jahr. Die Pläne für einen Ortseingang, der dem Garstedt von morgen gerecht wird, nehmen inzwischen immer mehr Gestalt an. Wenn es nach den Garstedter Planern geht, wird der Hamburger Besucher, der von der Ohechaussee herauf Garstedt zufährt, an der Kreuzung Schwarzer Weg/Aspelohe'Ohechaussee von zwei unverwechselbaren Neubauten begrüßt. Auf der rechten Seite dieser Kreuzung soll ein etwa 30 Meter hohes Punkthochhaus errichtet werden, während die evangelische Kirche Garstedts auf der linken Seite dieser Kreuzung ? hinter den Sandweg zurückgerückt ? eventuell eine neue Kirche für Südgarstedt errichten will. Der etwa 45 Meter hohe Kirchturm, würde zusammen mit dem Hochhaus als Symbol Garstedts weithin zu sehen sein.

04.07.1963: Für den Neubau der Garstedter Oherschule am Lütjenmoor wird im nächsten Jahr der Grundstein gelegt. Mitglieder des Garstedter Gemeinderates besichtigten dieser Tage Schulneubauten in Niendorf, Pinneberg und anderen Nachbargemeinden, um Anregungen für das geplante Gymnasium zu erhalten. Es soll einmal 500 Schüler aufnehmen. Der jährliche Zuzug von etwa tausend Bürgern hat auch die Zahl der Schulkinder in der Gemeinde von Jahr zu Jahr ansteigen lassen. Heute gibt es in Garstedt 1100 Volksschüler und 450 Mittelschüler. Die wachsende Zahl von Oberschülern hat dazu geführt, daß die Schulkinder aus Friedrichsgabe, Harksheide und Garstedt sehr umständliche und lange Schulwege nach Hamburg in Kauf nehmen mußten. "Das ist auf die Dauer im Interesse der Kinder nicht vertretbar", sagte Bürgermeister Embacher. Die neue Schule soll 18 Stammklassen, eine Aula, eine Turnhalle und die nötigen Fachräume erhalten. Sie wird Schüler aus Garstedt und den Nachbargemeinden aufnehmen. "Sinn unserer Besichtigung in Niendorf und Pinneberg war es, das Gute aus diesen Neubauten zu verwerten", sagte Bürgermeister Embacher, der die Abgeordneten begleitet hatte. "Unsere neue Schule soll modern und praktisch, aber auch zweckmäßig und nicht zu aufwendig sein." Der Grundstock für das neue Gymnasium ist schon längst da. In der Schule am Aurikelstieg gastieren bereits zwei Sexten mit je 45 und eine Quinta mit 35 Schulkindern.

04.07.1963: Abgerissen wurde das aus dem Jahre 1870 stammende Volksschulgebäudc an der Niendorfer Straße in Garstedt. An seiner Stelle entsteht ein dreigeschossiger Neubau.

23.07.1963: Voraussichtlich Im Herbst wird die Rewel.cbonsmitel-Groflhandel eGmbH, Hamburg, ihren Lager- und Hüroneubau in Garstedt mit rund 2470 qm Gesamtfläche in Betrieb nehmen. Der Neubau Ist auf Zuwachs angelegt, nämlich auf 23 Mill. DM Jahresumsatz, während er 1962 bei 29,5 '/? Steigerung erst 9,5 Mill. DM betragen hatte. Dies wurde gestern in einem Gespräch mit Pressevertretern von der Hamburger Kcwe-Genossenscliaft mitgeteilt. Die rund 250 Hamburger Rewe-Mitgliedsgesehfiftc haben 1962 einen U m 6'a t z von rd. 53 Mill. DM erzielt. Ihre Einkäufe bei der Rcwe-Genossenschaft machten nur rund 20"/" der Gesamteinkäufe aus, was auf die Struktur der Mitglieder als Milchgeschäfte zurückzuführen sein dürfte. Künftig sollen auch andere Lebensmitteleinzelhändler der Rewe- Hamburg beitreten können. Im Bundesgebiet erreicht die E i n k a u I skonzentration derRewe-Einzelhändler, wie gesagt wurde, rund 75 ".'o. Die gut 13 500 Mitglieder erzielten bei einer Steigerungsrate

09.08.1963: Auch heute sind noch mehrere tausend Fernsprechanschlüsse außer Betrieb ? eine Folge des tropischen Gewitterschauers vom Mittwochnachmittag. Unmittelbar nach dem Wolken brach waren zunächst weit über 6000 Telefonbesitzer nicht mehr "ansprechbar". Die Entstörungstrupps der Post arbeiten mit Hochdruck an den fiberfluteten Kabelschächten. Die Schwerpunkte der Störungen liegen in Altona, Eimsbüttel, Lokstedt, Garstedt und Langenhorn. In Altona sind auch heute noch rund 700 Telefone mit den Anfangsziffern "38" und "39" nicht erreichbar. Im Fernverkehr gab es ebenfalls unangenehme Überraschungen, weil mehrere Kabeladern zwischen Vermittlungsstellen und dem Fernamt überflutet wurden. Die Post bittet ihre Telefonkunden um Geduld.

22.08.1963: Mit der Verlängerung der U-Bahnlinie von Ochsensoll nach Garstedt wird im nächsten Jahr begonnen. Die Strecke wird im Einschnitt parallel zur Alsternordbahn angelegt. Dies wurde jetzt im Garstedter Rathaus nach Erörterungen mit den Hamburger Fachbehörden bekannt. Rund um den künftigen Bahnhof Garstedt, der unterirdisch angelegt werden soll, wird sich später ein Geschäftszentrum mit 1 500 Parkplätzen gruppieren. Die Umbauarbeiten am Bahnhof Ochsenzoll sind bereits im Gange.

29.08.1963: Insgesamt 12,5 Millionen Personen hat die Alster-Nord-Bahn seit dem Sommer 1953 befördert. Sie legte in dieser Zeit insgesamt 3,1 Millionen Kilometer zurück. Gestern wurde in Garstedt das zehnjährige Bestehen dieser Bahnverbindung zwischen Ulzburg und Ochsenzoll gefeiert. "Es waren zehn magere Jahre", sagte der Landrat des Kreises Pinneberg, Dr. Sachse.

05.09.1963: Das Ansiedeln neuer Industrie- und Gewerbeunternehmen in den südlichen Teilen des Landes Schleswig-Holstein, hauptsächlich in den Kreisen Pinneberg und Stormarn, macht in den letzten Jahren rasche Fortschritte. Etwa 50 Betriebe haben sich in diesen beiden Kreisen, nahe der Großstadt Hamburg, in den vergangenen fünf Jahren niedergelassen. unter anderem die Gemeinden Harks- Wie Ministerialdirigent Dr. Walter Grohmann vom Ministerium für Wirtschaft und Verkehr in Kiel dem Hamburger Abendblatt erklärte, hält diese für Schleswig-Holstein erfreuliche Entwicklung weiter an. In Übereinstimmung mit den Beschlüssen des gemeinsamen Landesplanungsrates, in dem Hamburg und Schleswig-Holstein ihre Wünsche abstimmen, sei festgelegt, daß diese Ansiedlung von Betrieben im beiderseitigen Interesse sei. Für Schleswig-Holstein, so fügte Dr. Grohmann hinzu, gelte es dabei vor allem, Arbeitsplätze für die Bevölkerung zu schaffen, die durch den großen Strom der Umsiedler und Flüchtlinge in der Vergangenheit stark angewachsen ist. Ein plastisches Beispiel ist der Bereich des Arbeitsamtes Garstedt, zu dem heide, Friedrichsgabe, Glashütte, Quickborn, Bönningstedt, Hasloh und Wilstedt gehören. 17 000 Menschen wohnten in diesem Bereich 1939, heute sind es 52 000. Allerdings muß berücksichtigt werden, daß sich in den vergangenen Jahren immer mehr Hamburger in diesen Randgebieten ansiedelten. Wie der Leiter des Arbeitsamtes Garstedt, Kurt Bürger, in diesem Zusammenhang mitteilte, sind vor allem in Garstedt, Harksheido, Friedrichsgabe, Quickborn und Glashütte durch die Ausweisung neuer Industriegebiete besondere Bemühungen im Gange, zusätzliche Arbeitsplätze zu schaffen. Zur Zeit muß die Hälfte der 25 000 Arbeitnehmer dieses Bereichs immer noch "pendeln", das heißt, sie wohnen in den Randgebieten, arbeiten aber in Hamburg. Viele dieser Pendler, so vermutete das Arbeitsamt Garstedt, würde in den Heimatgemeinden arbeiten, wenn es geeignete Arbeitsstätten gäbe. Ein Anfang ist in der kleinen Gemeinde Glashütte gemacht. Hierher verlagerten sich in den vergangenen fünf Jahren sieben Hamburger Betriebe, die in der Großstadt keine Erweiterungsmöglichkeiten mehr hatten oder wegen anderer Projekte der Stadtplanung räumen mußten. Die Landesregierung in Kiel will sich bemühen, die Facharbeiter, die heute noch umständliche Busfahrten zu den verlagerten Betrieben machen müssen, durch den Bau von Facharbeiterwohnungen in den Randgemeinden seßhaft zu machen. "Diese Entwicklung, am Rande der Ballungszentren neue Industrien anzusiedeln, macht rasche Fortschritte", sagte Dr. Grohmann. "Wir werden unsere Bemühungen fortsetzen." Die Zahlen sprechen für sich. Vor fünf Jahren gab es in den Kreisen Pinneberg und Stormarn rund um Hamburg etwa 40 Betriebe mit jeweils über zehn Beschäftigten. Heute sind es 90 Betriebe. mo

05.09.1963: Griechen liegen an der Spitze der 450 Gastarbeiter, die in Garstedt. Friedrichsgabe, Harksheide und Quickborn beschäftigt sind. Ihnen folgen Spanier und Italiener.

09.10.1963: Für die Verlängerung der Hamburger Hochbahn von Ochsenzoll bis Garstedt ist jetzt eine wichtige Entscheidung gefallen: die neue Endstation Garstedt wird unterirdisch liegen. Ursprünglich war aus Gründen der Kostenersparnis eine Weiterführung der Strecke als "offene Einschnittbahn" vorgesehen. Da die Gemeinde Garstedt rund um den neuen U-Bahnhof ein großes Wohnund Einkaufszentrum mit 1800 Parkplätzen errichten will, hatte sie um einen Tunnel für das letzte Stück der Strecke gebeten. Diesem Wunsch hat Hamburg jetzt entsprochen.

10.10.1963: Gute Erfahrungen hat die Gemeinde Garstedt mit der Anschaffung von Berliner Straßenschildern gemacht. Die schwarze Schrift auf weißem Grund ist auch für vorüberfahrende Autofahrer gut zu erkennen. Außerdem haben die Straßenschilder auch eine Angabe über die Hausnummern. Die Beschilderung der Garstedter Straßen soll in den nächsten beiden Jahren zum Abschluß gebracht werden.

15.11.1963: Vier zehngeschossige Hochhäuser sollen im ersten Bauabschnitt des neuen Garstedter Zentrums errichtet werden. Das Gemeindeparlament von Garstedt verabschiedete jetzt den Bebauungsplan. Zu dem Zentrum, das nördlich der Ochsenzoller Straße rund um die künftige U-Bahn-Endstation Garstedt entsteht, gehören ein Warenhaus und Ladenstraßen, ein Amtsgerichts- und Bankgebäude, sowie zunächst 600 Stellplätze für Personenwagen. Das Garstedter Zentrum wird gleichzeitig mit der Verlängerung der U-Bahn von Ochsenzoll nach Garstedt gebaut Am U- Bahnhof Ochsenzoll sind die Arbeiten bereits im Gang.

28.11.1963: Garstedt blüht, wächst und gedeiht ? das ist das Fazit eines Rechenschaftsberichts, den Bürgermeister Horst Embacher auf einer außerordentlichen Sitzung des Gemeindeparlaments gab. Die Gemeinde, die am Ende dieses Jahres 15 600 Einwohner zählen wird, blickt in eine Zukunft, die vom Aufbau neuer Wohnungen, neuer Schulen und neuer Industrie gekennzeichnet ist. Angesichts des gleichmäßigen, aber raschen Wachstums d e r Gemeinde, ist der Bau neuer Schulen Problem Nummer eins. Garstedt hatte in diesem Jahr einen Zugang von 1000 Personen, einen Geburtenüberschuß von 176 und eine Zahl von 1675 Schülern. 1964 wird mit dem Bau eines Garstedter Gymnasiums begonnen. Umfangreiche Aufwendungen muß die Gemeinde machen, um bis spätestens Ostern 1964 mit dem Bau eines neuen Klärwerks beginnen zu können, da die Abwässer nicht mehr von Hamburg abgenommen werden können. Über 1,3 Millionen Mark gab die Gemeinde zum Ausbau von sieben Stra- ßen aus. Hinzu kommt noch der Ausbau der Ohechaussee. Für 1964 ist der Ausbau der Kreuzung Ohechaussee/Tannenhofstraße'Rugenbarg und der Ausbau Ohechaussee 'Niendorfer Straße vorgesehen. . Besömfei's 'erfreut ist Garstedt, ''wie Bürgermeister Embacher betonte, Aber seine rasch wachsende Industrie. Heute gibt es bereits 39 Industrie-, 107 Handwerks- und 186 Handelsbetriebe. 1964 werden weitere neun Industrieunternehmen sich im südlichen Garstedter Industriegebiet ansiedeln. "Wir erwarten, daß weitere Hamburger Betriebe aus Hamburg heraus verlagert werden", sagte Bürgermeister Embacher. Wichtig für die Gemeinde ist in diesem Zusammenhang, daß sich die Zahl der Garstedter, die in Hamburg arbeiten, jetzt etwa konstant auf 3600 Beschäftigte hält, während die Zahl derjenigen, die aus Hamburg kommen, um in Garstedt zu arbeiten, von 400 auf 700 angestiegen ist. Diese Entwicklung wird sich in den kommenden Jahren verstärken.

28.11.1963: Schon wieder flackert das elektrische Licht! Wie oft haben sich die Garstedter Hausfrauen in den Vergangenen Monaten darüber geärgert. Noch schlimmer war es, wenn der Strom ganz ausfiel, zum Beispiel beim Köchen auf dem neuen Elektroherd. Ab 1. Dezember "oll alles besser werden. Vom kommenden Sonntag an erhält Garstedt mehr elektrische Energie durch eine Mette 28000- Kilovolt-Leltung. 1936 trat der jetzige Leiter der Gemeindewerke Garstedt, Könrad Steiniger, seine Tätigkeit in Garstedt an. In 27 Jahren ist der Stromverbrauch wie eine Lawine angewachsen. 1936 wurden 206 000 Kilowattstünden in der Gemeinde verbraucht. In diesem Jahr wareh 6s bisher über 15 Millionen. Reichten vor 27 Jähren drei Trafostationen aus, um den Strom umzuspannen und zu verteilen, sind es heute 40. 1080 Haushaltungen waren 1936 an das Stromnetz angeschlossen, heute sind es über 6000 Abnehmer. Geradezu sprunghaft stieg der Stromverbrauch in den letzten fünf Jahren an. Jahr für Jahr wächst die Gemeinde um tausend Neubürger. Jährlich siedeln sich drei bis vier Industriebetriebe mit modernen Maschinen Uhd Geräten im Garstedter Raum an. Seit 1958 steigt der Stromverbrauch jährlich um etwa 25 Prozeht. Dafür reicht die 1940 erbaute 10 000-Kilovolt-Leitung nicht aus. Die Folge war, daß die Gemeinde Garstedt in den letzten Jahren mehrfach vom schleswig-hblstelnischen Stromnetz abgeschaltet wurde. Nach langwierigen Verhandlungen mit der "Soileswag" wurde jetzt eine 25 000-Kilovolt-Leitung von Friedrichsgabe nach Garstedt gelegt. Die Gemeinde hofft, daß diese wichtige Leitung am 1. Dezember geschaltet werden kann. "Wenn der Stromverbrauch Weiter nur Um ein Viertel jährlich ansteigt, müßten wir mit der neuen Leitung etwa 15 Jähre reichen", meint Konrad Steiniger. Bald werden die Garstedter Glühbirnen nicht mehr flackern, und es wird keine Abschaltungen mehr geben. Wenn nicht, so schränkt Kohrad Steiniger ein, die schweren Bagger bei Neubauvorhaben die Stromkabel zerstören und bei Unwetter umfällende Bäume die Freileitungen einreißen. Dann sitzt Garstedt nämlich automatisch im Dunkeln, mor.

14.12.1963: Mit Kerzenlicht mußten sich gestern nachmittag und am Abend die Einwohner von Pinneberg und Garstedt begnügen. Durch eine Störung lm E-Werk war die Stromversorgung zusammengebrochen.

19.12.1963: Von der rund 2500 Hektar großen Fläche der Gemeinde Garstedt werden noch etwa 1500 Hektar landwirtschaftlich genutzt.'.' Das sagt Bauer Robert Pöpplau, der zu den ältesten im Ort ansässigen Bauernfamilien gehört und viele Jahre hindurch Sprecher der Garstedter Bauern war. Trotz des raschen Anwachsens der städtischen Bevölkerung dominiert also doch noch die Landwirtschaft. Bauer Robert Pöpplau ist heute 64 Jahre alt. Schon seine Vorfahren bewirtschafteten den Hof, der weit über 100 Jahre Sitz der Familie ist. Und der erfahrene Landwirt, der zwar audi einen Traktor über die Felder lenkt, deshalb jedoch seinen Pferdestall nicht verwaisen ließ, berichtet: ..Da sind noch rund 70 Bauernfamilien, die Timms und Hatjes, die Lüdemanns und Härders, deren Höfe im Schnitt zwischen 20 und 40 Hektar haben." Pöpplau erinnert sich noch an die ersten Nachkriegsjahre, wo es rund 100 Selbstversorgerfamilien in Garstedt gab. Viele haben dann ihr Land verkauft oder verpachtet, einige sind auch verzogen. Die, 70 Bausrnfamilien aber beltieHe" Acker-tind Weide. : .. y Ja...:- ,'j ;.?: §, ',. * i Doch es ist nicht zu leugnen, die immer mehr an die Gehöfte heran. Von neuen Wohnsiedlungen schieben sich Pöpplaus Hof am Buschweg aus kann man schon zu den schmucken Reihenhäusern am Aurikelstieg hinübersehen. Das schafft auch Probleme. Da kommen mehr und mehr die Klagen über Flurschäden. Im Herbst gehen Kinder und Erwachsene durch die reifenden Felder. Bauschutt und Müll werden achtlos auf die Feldwege geworfen. Bauer Pöpplaus Kinder und Enkel wachsen bereits mit der neuen Garstedt Generation auf. Und es kommt der Tag. an dem die Enkel die neue Mittelschule am Aurikelstieg besuchen eine moderne Schule auf dem Grund und Boden, den noch der Großvater beackerte, mo

1964

09.01.1964: Die Landräte der vier holsteinischen Nachbarkreise der Hansestadt (Pinneberg, Stormarn, Segeberg und Lauenburg) haben gestern Alarm geschlagen: Der Hamburger Senat und die Landesregierung in Kiel müssen jetzt endlich energische Maßnahmen ergreifen, um eine vernünftige Entwicklung der Randgebiete nicht nur zu planen, sondern auch zu ermöglichen. Nach ihrer Ansicht ist es höchste Zeit, Die Industrie der vor Raumnot aus den Nähten platzenden Wirtschaft Hamburgs zieht in immer stärkerem Maß nach Schleswig-Holstein. Der gemeinsame Landesplanungsrat Hamburg- Schleswig-Holstein versucht, den Zusammenpral! so verschiedener Lebensformen wie Industrie der Großstadt und Siedlung auf dem Lande zu lenken. Von dem "großen Magneten Hamburg" aus sollen in Zukunft fünf Aufbauachsen nach Schleswig-Holstein hin einwachsen. An den Endpunkten Elms hörn, Kaltenkirchen, Bad Oldesloe. Schwarzenbek und Geesthacht sollen als Zentren mit eigener Ausstrahlung Trabantenstädte entstehen. Bei den Landräten der vier in einer Arbeitsgemeinschaft zusammengeschlossenen holsteinischen Rsndkreise halten sich Zuversicht und Skepsis noch die Waage; denn die ersten Maßnahmen nehmen sich angesichts der stürmischen Entwicklung bescheiden aus. Im Gebiet zwischen Hamburg und den fünf Trabantenstädten wohnten 1939 193 000 Einwohner, 1963 aber schon 425 000, und 1970 werden es voraussichtlich 545 000 Einwohner sein. Selbst die Erhöhung des Förderungsfonds von vier auf acht Millionen Mark jährlich wird kaum ausreichen, den Gemeinden im Randgebiet um Hamburg mehr als Finanzierungshilfen zu geben. Wie die notwendigen Verkehrs-, Schulund Wohnbauten, Kliniken, Altersheime und andere Sozialeinrichtungen finanziert werden sollen, ist noch völlig offen. Landrat Haarmann (Storman): "Die Grundlage für die Entwicklung der Trabantenstädte ist gelegt. Jetzt müssen sich aber Hamburg und Kiel schnell entscheiden, ob auf dieser Grundlage rasch aufgebaut werden soll. Es ist nicht fünf Minuten, sondern eine Minute vor zwölf." Die geplanten Trabantenstädte können ihre Funktion nur übernehmen, wenn die Bahnstrecken bis zu den Endpunkten der Aufbauachsen elektrifiziert sind. Im Augenblick sieht es so aus: ? Auf der Strecke nach Elmshorn ist die Elektrifizierung vorläufig nur bis Pinneberg geplant; - In Richtung Kaltenkirchen wird die U-Bahn nur bis Garstedt ausgebaut; ? Die elektrische S-Bahn nach Oldesloe endet in Hasselbrook ; - In Richtung Schwarzenbeck und Geesthacht fährt die elektrische Bahn nur bis Bergedorf, bis Geesthacht ist lediglieh die Trasse gesichert. Vor allem erforderlich ist, daß die schienengleichen Bahnübergänge auf allen fünf Strecken endlich beseitigt werden. Gewiß soll der geplante interkontinentale Düsenfiugplatz ein Kristallisationspunkt für die Trabantenstadt Kaltenkirchen werden. Die rund tausend speziellen Arbeitsplätze auf diesem Flugplatz allein dürften aber kaum ein Wirtschaftszentrum garantieren. Jedem Besucher des Hamburger Vorlandes wird schnell klar: Die Regierungen der Hansestadt und Schleswig-Holsteins müssen bald mehr unternehmen, um zu verhindern, daß die Raumentwicklung um Hamburg in einen Wirrwarr einmündet und das Gesicht der Landschaft völlig entstellt wird. Falls sich Hamburg und Kiel aber nicht entschließen sollten, mehr zu tun, dann besteht nach Meiung der vier Landräte die Gefahr, daß sich die neuen Schwerpunkte nicht an den vernünftig geplanten Endpunkten der Aufbauachsen, sondern an den jetzigen Endstationen der Schnellbahnen entwickeln

23.01.1964: Die Beteiligung Schleswig-Holsteins am Bau einer Schnellbahn zwischen Hamburg und dem geplanten Flughafen bei Kaltenkirchen wird davon abhängig gemacht, wie die gesamten Verkehrsverhältnisse im Hamburger Grenzgebiet geregelt werden. Das erklärte gestern der Kieler Finanzminister Qualen in Pinneberg. Der Zeitpunkt für Verhandlungen über eine Beteiligung zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein ist nach Qualens Ansicht im Augenblick "sehr günstig". Die geplante Verlängerung der U-Bahn bis Garstedt wäre ein erster Abschnitt für eine mögliche Schnellbahnverbindung in Richtung Kaltenkirchen.

23.01.1964: Wer nach Garstedt zieht, muß ab 1. Februar mehr Geld ausgeben. Das Gemeindeparlament hat beschlossen, die Ansiedlungskosten pro Wohnung vom nächsten Monat an von 1000 auf 2000 Mark zu erhöhen. Mit diesem Betrag baut die Gemeinde Schulen, Kindertagesstätten und andere öffentliche Einrichtungen für die Neuzuziehenden. Die tatsächlichen Kosten, die die Gemeinde aufwendet, betragen pro Neubauwohnung 5000 Mark.

28.01.1964: Die Rewe Lebensmittel-Großhandel eGmbH Hamburg hat ihren Umsatz 1883 um etwa 7 Ms 8 ?/" auf 10,2 MU1. DM erhöht, nachdem die Zuwachsrate im vorangegangenen Jahr noch 29,5 ?/? betragen hatte. Die Zahl der Mitgliedsgeschäfte, die Mitte 1983 noch mit rund 258 angegeben wurde, Ist auf etwa 220 bis 230 zurückgegangen. 26 Mitglieder sind, überwiegend wegen Geschäftsaufgabe, aus der Genossenschaft ausgeschieden, wie Geschäftsführer Schlomann gestern vor der Presse in Hamburg mitteilte. Der Zugang betrug etwa 10 Mitglieder. In Garstedt hat die Rewe Hamburg gestern ihr neues Lager- und Verwaltungsgebäude offiziell eingeweiht. Die Gesamtnutzfläche des neuen Gebäudes beträgt 2470 qm, darunter 56 qm Tiefkühlraum. Das Hauptproblem der Rationalisierung im Großhandel sieht die Rewe in der Notwendigkeit, die Personalkosten zu senken, die etwa 60 "/o der Gesamtkosten ausmachen, während 40 "/? auf Sachkosten entfallen. Im Zuge der Rationalisierung wird in dem neuen Lager ein elektrisch betriebener Sammelhubwagen mit elektronischer und Uberschallsteuerung eingesetzt, der beim Zusammenstellen der Aufträge erhebliche Arbeitseinsparungen ermöglichen soll. Die Auftragskonzentration bei den der Rewe Hamburg angeschlossenen Einzelhandelsgeschäften liegt bei etwa 20 ?/". Da es sich Jedoch fast ausschließlich um Milchhändler handelt, und da die Rewe Hamburg Milch und Butter nicht liefert, dürfte die Auftragskonzentration' bei dem übrigen Sortiment 55 bis 60 V" betragen. Der Umsatz der 92 Rewe- und Demika- Genossenschaften ist nach ersten Ergebnissen 1963 gegenüber dem Vorjahr auf über 1,2 (1,115) Mrd. DM gestiegen. Der Umsatz der angeschlossenen Einzelhändler hat sich von 2,9 auf über 3 Mrd. DM erhöht.

30.01.1964: Wohin mit dem Müll? Diese Frage bereitet in Garstedt einige Sorgen. 1961 wurde der alte Müllplatz an der Straße In de Tarpen geschlossen und ein neuer Müllplatz am Tangstedter Moorweg angelegt. Die Gemeinde hoffte, daß er für Jahrzehnte reichen wird. Heute zeigt sich: in spätestens zwei Jahren ist auch dieser Platz mit Müll gefüllt. Für das rasche Anwachsen des Mülls gibt es in Garstedt zwei Gründe: ? das Entstehen neuer Wohnsiedlungen, ? das schnelle Anwachsen des Industriegebietes. Hinzu kommt, daß der Müllplatz am Tangstedter Moorweg nicht nur von der Garstedter Müllabfuhr und den Garstedter Betrieben benutzt wird. In wachsendem Maße haben in den vergangenen Monaten Gewerbebetriebe aus Hamburg, Tangstedt, Harksheide und Glashütte ihren Müll hier "schwarz" abgeladen. Damit ist allerdings jetzt Schluß. Der Müllplatz ist bewacht und nur montags, mittwochs und freitags von 8.30 Uhr bis 16 Uhr für Garstedter Betriebe geöffnet. Angesichts der wachsenden Wohnsiedlungen überlegt man im Gemeindeamt, ob es nicht zweckmäßig ist, vor allem bei Hochhäusern an Ort und Stelle Müllverbrennungsanlagen anzulegen.

04.02.1964: Garstedt wird zum Zentrum des Reitsports vor den Toren Hamburgs. Die neue Reithalle wurde so gebaut, daß dort auch Turniere durchgeführt werden können. Der Ochsenzoller Reit- und Fahrverein als Hausherr will diese Entwicklung besonders dokumentieren: Er wird sich künftig "Garstedt-Ochsenzoller Reit- und Fahrverein" nennen. Im 16. Jahr seines Bestehens erhält damit dieser Verein, dem Hamburger und Garstedter Freunde des Reitsports angehören, neuen Auftrieb. Die geräumige Halle hat eine Reitbahn von 20 mal 40 Meter, so daß alle Hallenturniere vorschriftsmäßig durchgeführt werden können. An den beiden Längsseiten können sich insgesamt 425 Zuschauer versammeln. Die Stallungen bieten Platz für 36 Pferde. Sie sind bereits zur Hälfte bezogen. Der Verein verdankt diese großzügigen Einrichtungen vor allem der Unterstützung der Gemeinde Garstedt, des Kreises Pinneberg und der Kieler Landesregierung, während sich die zuständigen Behörden von Hamburg außerstande sahen, dem Verein mit einem finanziellen Zuschuß für die neue Halle unter die Arme zu greifen. Trotzdem will der Verein nach wie vor neben seiner Mitgliedschaft beim Landessportverband Schleswig-Holstein die Zugehörigkeit zum Landessportverband Hamburg aufrechterhalten. Allerdings soll mit der Namensänderung des Vereins in "Garstedt-Ochsenzoller Reit- und Fahrverein" auch äußerlich der Dank der Mitglieder an die Gemeinde zum Ausdruck kommen. Die 142 Vereinsmitglieder haben von Garstedt aus die Möglichkeit, rund 45 Kilometer Reitwege in der Garstedter Feldmark, im Gehege Styhagen und im Moorgehege zu benutzen. Diese Wege hat der Garstedter Gemeinderat entsprechend ausgewiesen. Sie sollen nach und nach beschildert werden. In der Halle und im Gelände trainieren die Garstedter schon jetzt für den ersten Höhepunkt ihrer Saison, das Reiterfest am 7. Mai, an dem rund 100 Reiter, auch aus den benachbarten Vereinen, teilnehmen werden. mor.

18.02.1964: In tiefes Schweigen hüllt sich da- 1 gegen das Hamburger Tiefbauamt über den Weiterbau der U-Bahn von Ochsenzoll nach Garstedt. Zwar vermessen in diesen Tagen Ingenieure die 1,6 Kilometer lange künftige Strecke. Sie läuft parallel zur jetzigen Alstemordbahn. Aber vorläufig sind noch nicht einmal die Grundstücke angekauft, über die das U- Bahn-Gleis einmal gelegt werden soll. Dazu werden außerordentlich komplizierte Verhandlungen über Kreis und Landesgrenzen hinweg notwendig sein. Aber noch Ist Oberfngenieur Georg Mandel recht optimistisch, denn heute Ist erst der 29. Tag des Jahres, für den die Freie und Hansestadt Hamburg vertraglich den Beginn des U-Bahn-Neubaus der Gemeinde Garstedt zugesichert hat. mor.

20.02.1964: Hamburg muß mit Garstedt, Harksheide und Glashütte gemeinsam das nordwestliche Siedlungsgebiet aufbauen. Diese immer wieder von Kom munalpolitikern erhobene Forderung wird gegenwärtig von den CDU Fraktionen der Randgemeinden eingehend geprüft. -Wir haben mit unseren Fraktionskollegen in Garstedt, Harksheide, Glashütte sowie in Stormarn und Pinneberg engen Arbeitskontakt aufgenommen' berichtet Paul Kuhn, Bezirksabgeord neter in Hamburg-Nord dem Hambur ger Abendblatt. "Hamburg wächst seit Jahren über seine Grenzen hinaus. Deshalb müssen unverzüglich Fragen des Nahverkehrs und der Aufbau eines modernen Stra- ßennetzes im Nordwesten Hamburgs gemeinsam erörtert werden", sagt Paul Kuhn. Bei den bisherigen Gesprächen hätten sich vor allem zwei Dinge ergeben, an denen Hamburg und die angrenzenden Gemeinden gemeinsam interessiert seien: - Für den Bau einer Stadtautobahn im Zuge der Tarpenbek mit Anschluß an die Schleswig-Holstein-Straße müssen unverzüglich die Voraussetzungen geschaffen werden. - Der Bau eines Hamburger Außenringes im Zuge des Krohnstleg-Flughafentunnels müsse ebenfalls begonnen werden. Vor acht Jahren hat der gemeinsame Landesplanungsrat zum letzten Male eine Denkschrift herausgegeben über das ? wie es hieß ? dünn besiedelte Gebiet am Rande Hamburgs. "Jeder weiß, daß das rasche Anwachsen der Gemeinden Garstedt, Harksheide und Glashütte längst die Thesen dieser Denkschrift überholt hat", meint Paul Kuhn. "Daa weiß jeder, aber man muß daraus auch die Schlußfolgerungen ziehen."

09.04.1964: Um den Ausbau der Startbahn II des Flughafens in Richtung Garstedt sicherzustellen, will der Hamburger Staat einen großen Grundstückstausch vornehmen. Das rund 110 000 Quadratmeter große Anwesen eines Privatunternehmers im Bereich def zukünftigen Startbahn soll gegen ein etwa gleich großes Grundstück in der Nachbarschaft, das der Hansestadt gehört, getauscht werden. Dem Privatunternehmer müssen au- ßerdem noch rund 650 000 Mark für eine Betriebsverlagerung gezahlt werden. In einer Mitteilung des Senats heißt es, daß auch in einem Enteignungsverfahren kaum bessere Bedingungen zu erzielen wären. Im Gegenteil würden mit Sicherheit erhebliche Verzögerungen des Startbahnbaus entstehen.

09.05.1964: Das kleine wurzelechte Schwarzenbek hinterm Sachsenwald, ebenfalls durchpulst von regem Landverkehr, hat schon drei Großbetriebe angesiedelt. Aber man sieht sie kaum. So geschickt ist das gemacht. Der gewachsene Ortskern behauptet sich, obwohl die neuen, weiträumigen Arbeitersiedlungen gleich hinter dem Markt ansetzen. Es wohnt sich gut in Schwarzenbek. Und doch haben die Frauen der umgesiedelten Hamburger Arbeiter zunächst gemeutert, weil ihnen die stille Landluft nicht bekam. Sie drängten ihre Männer, zu kündigen. An so menschliche Schwierigkeiten hatte bis dahin niemand gedacht. Fast wie ein Überdruckventil wiMtt dagegen die letzte Achse Billstedt ? Bergedorf ? Geesthacht mit ihrer breiten Ausfallstraße, den nenen Wohnschwerpunkten (Billstedt hat schon über 100 000 Einwohner!) und der interessanten Kopfstation an der Oberelbe mit Stauwerk und Atomreaktor: Geesthacht ist heute mit 22 000 Einwohnern die größte Stadt des Kreises Lauenburg. Von Wedel bis Geesthacht, entlang dem großen Nordbogen um Hamburg, ist das Land mit Baustellen durchsetzt, voll Unruhe, in einem Strukturwandel begriffen, der das W,ort von den "schicksalhaften Ents cheidungen"rechtfertigt. Denn ? es führt kein Weg zurück! An keiner anderen Stelle aber wird dies so dramatisch sichtbar wie im Vorgelände von Ochsenzoll, wo sich mit Garstedt und Harksheide Städte entwickeln, die heute schon 15 000, in fünf Jahren 20 000 und eines Tages 50 000 Einwohner haben werden. In Garstedt entsteht beim neuen Hochbahnhof ein Ortskern mit vier zehnstöckigen Hochhäusern, die durch Hochstraßen verbunden werden ? ein Einkaufszentrum ffir 75 000 Menschen der Umgebung! Der ganze Bereich von Glashütte bis Friedrichsgabe ist offenbar auch für die Wirtschaft äußerst attraktiv, denn es gibt hier gute Straßen, gute Bahnverbindungen, Platz für Werkswohnungen und außerdem gute Schulen. Weiter westlich, an der Achse Pinneberg ? Elmshorn, scheint es dagegen schwierig zu werden. Pinneberg gab schon das große Notzeichen' ? wegen Uberfüllung! In Garstedt aber ist noch Platz. Und Hamburg hilft. Die Hansestadt erschließt hier als Eigentümerin 30 ha Industriegelände. Sie liefert Gas und Wasser. Und sie zahlt! Für die Flughafenerweiterung, für die neue Hochbahnlinie und für den Förder-Fonds der Randkreise. Hier fließt die Stadt nicht einfach über. Sie greift bewußt und kräftig helfend zu. Aber es ist auch kein Geheimnis, daß die Gemeinsame Landesplanung in diesem Räume mit besonderer Vehemenz von der Hamburger Druckwelle und dem lokalen Eigenwillen überrollt worden ist. Hier wird das Elend aller Planung sichtbar, das sich für den Kieler Wirtschaftsminister Böhrnsen in der lapidaren Feststellung summiert: "Den Standort seines Betriebes bestimmt der Unternehmer!" Derselbe Minister ist aber ebenso von der Notwendigkeit vernünftiger Planung überzeugt: "Damit hier nicht jedes Dorf sein Hochhaus und sein Industrieviertel baut!" Die Planer fürchten die "Zersiedelung". Ursache ist aber keineswegs nur lokales Gewinn- oder Geltungsbestreben, sondern oftmals der fast tragische Konflikt zwischen Plan und harter Wirklichkeit. Eine ideale Landesplanung müßte das Problem "Schlafstadt" lösen können. Mit Geld! Aber sie hat keins. Und die Zersiedelung nimmt ihren Lauf. Das Wachstum der großen Städte ist eine Tatsache. Man muß sie nicht nur hinnehmen, sondern bejahen ? auch wenn man nicht mit allem einverstanden ist. Die Menschheit könnte ohne die großen Metropolen nicht mehr existieren. Zu fragen ist nur, ob es sich um ein notwendiges und natürliches Wachstum handelt oder um ein Zugeständnis an den Wachstums-Fetischismus unserer Tage. Hamburg braucht Industrie. Sogar mehr Industrie, doch sicherlich nicht um jeden Preis! Der Traum vom Großwirtschaftsraurn der zehn Millionen ist nicht unumstritten. Es kann nicht Endziel vernünftiger Planung sein, das heimatliche Land zwischen Oldesloe und Buchholz, Schwarzenbek und Buxtehude mit Schroten zu bestücken. Nicht das Wachstum schafft Unbehagen, sondern die Unordnung planlosen Wachstums. Die Gemeinsame Landesplanung wird gegenwärtig neu organisiert und durch Politiker verstärkt. Vielleicht gewinnt sie damit endlich, was sie längst gebraucht hätte: wirksame Rechtsgrundlagen und exekutive Kraft! Aber auch Klarheit Über das Ziel! Klarheit über die Frage, ob es sich bei der Stadtentwicklung nur noch um das technische Funktionieren des Stadtmechanismus handeln soll oder um den kulturellen Auftrag des Städtebaus. Um das Bekenntnis also zur Stadt als geistiger Lebensform. Hamburgs Lebenskraft entstammt seiner historischen "Urbanität". Man darf sie nicht "zersiedelt" lassen, wenn Hamburg im Rennen bleiben soll.

09.05.1964: Von Hamburgs Umland soll die Rede sein. Von dem, was draußen geschieht. Am Rande der Millionenstadt, die da ins grüne Land ausgreift, die kleine Orte überwältigt, Natur und Menschen sehr verändernd. - Der rasche Wandel in der City ? oft bis zur völligen Verfremdung einst vertrauter Bilder ? verdient jede Aufmerksamkeit, ? Dieser Wandel darf aber nicht ablenken von der Entwicklung draußen. - Auch am Rande fallen schicksalhafte Entscheidungen. Man soll sie nicht nur "am Rande" zur Kenntnis nehmen. Auf den ersten Blick ist alles einfach. Die Städte wachsen. Und selbstverständlich wachsen sie ins Umland. Dafi sie auch nach Innen wachsen könnten, wird seit kurzem erst erwogen, ist Ansatz eines Richtungsstreites, der tiefer reicht ? Ausdruck einer spürbaren Unsicherheit. Was gestern galt, wird heute verworfen. Von manchmal harten Kritikern, die alles in Frage stellen: vor allem die sozialbetonte Lehre von der Auflockerung der Großstadt! Sie fordern Wohnhochhäuser im Kerngebiet. Und sie pflanzen provozierende Punkt Klötze in die Waldrandsiedlungen! "Wer im Grünen wohnen will, mag in Trabantenstädte ziehen!" Aber auch die Idee der Trabantenstadt wird schon in Frage gestellt, weil nach Erfahrungen in anderen Ländern "am Ende doch alles ineinanderfließt". Hamburg wächst zur Zeit nur um 8000 Menschen jährlich. Es wird sein Planziel ? 2,1 Millionen bis 1970 ? nicht erreichen. Das kleine Garstedt aber ? an Hamburgs Nordrand ? wächst indessen bei einem Jahreszugang von 800 Neubürgern relativ zehnmal so schnell! Hier wird das Problem schon deutlich. Aber gerade hier ist es nicht neu. Gerade in Garstedt begann die Entwicklung schon 1920 ? nach dem Bau der Hochbahnlinie Ochsenzoll. Was überhaupt ist neu? Der Drang ins Freie. "Aus der Straße quetschender Enge" war schon zu Goethes Zeiten alt. Um 1600 gab es "Lustgärten" vor der Stadt, um 1700 Landsitze, um 1800 die Eibchaussee, um 1900 füllten sich die Vororte. Immer mehr arrivierte Bürger zogen in. die "Villenviertel". Und in den goldenen zwanziger Jahren spottete Kurt Tucholsky: "Ja, das möcht'ste! Eine Villa im Grünen. Mit großer Terrasse. Vorn Ostsee, hinten Friedrichstraße. Mit schöner Aussicht. Ländlich-mondän. Vom Badezimmer ist die Zugspitze zu seh'n. Aber abends zum Kino hast du's nicht weit . . ." Neu ist der Massendrang ins Freie bis in die Bezirke des heutigen Camping-Betriebes. Die wirklichen Probleme sind allerdings ganz anderer Art. Sie entstammen dem Krieg, der Zerstörung von 300 000 Wohnungen und den Schwierigkeiten des Wohnungsbaues in den alten Stadtbezirken ? infolge der Bodenpreise. So hat ? obwohl es im Stadtgebiet noch Landreserven für Wohnungen und Betriebe gibt, (2600 ha unerschlossenes Industriegebiet!) ? der sehr bald einsetzende Überdruck die Grenzen gesprengt. Nun rollt der Wagen. Und draußen spürt man seine Wucht. Oberkreisdirektoren und Bürgermeister drängen auf schnelleres Handeln: "Es ist fünf Minuten vor zwölf!" Sie fühlen sich überfordert. Sie brauchen Hilfe ? auch finanzieller Art. Zwar haben die Länder vor Jahren schon Planungsgemeinschaften und Förderfonds gebildet. Aber es ging alles zu langsam. Jetzt schalten sich die Parlamente ein. Man will die Planung aktivieren. Indessen ist doch mancherlei geschehen. Im südlichen Umland wird Hamburgs Ausstrahlung wohl hier und da als fremdes Element empfunden, das wildwüchsig Land und Leute überwuchert. Aber es gibt einen Plan. Drei Aufbauachsen sind beschlossen. Nach Winsen, Buchholz, Buxtehude. Die drei Städte, verschieden an Charakter und Gestalt, sollen aufgerüstet werden mit Zubringerbetrieben für Hamburgs Industrie. Dabei geht Buxtehude den anderen einen Schritt voraus. Erste Aktivität in diesem Raum zeigt sich in dem großen Kanalisationsprojekt, das 34 Gemeinden an ein Sielnetz anschließt. Es wird bei Meckelfeld in einem Klärwerk enden und die vom Schmutz bedrohten Heideflüsse retten. Das kennzeichnet den Stil der niedersächsischen Landesplaner in diesem Grenzraum. Ihnen ist es offenbar zuerst um den Natur- und Landschaftsschutz zu tun. So haben sie auch gleich die schönsten Stellen der Nordheide als "autofreie Zonen" ausgespart und halten schützend ihre Hand über letzte Reservate der Löns-Landscha^. Sie lenken den Verkehr in feste, schnelle Bahnen. Die B 73 wird völlig neu trassiert. Und die B 3 auf kurzem Bogen vor Buxtehude neu angelegt. Die Hamburger Westtangente, wenn sie die Elbe überquert hat, soll beim Horster Dreieck in die Autobahn eingefädelt werden. Die Bundesbahn wird ihren großen Verschiebebahnhof bei Meckelfeld durch eine neue Güterstrecke mit Hamburg verbinden. Aus dem Harburger Raum aber quillt die Stadt indessen weiter ins Land, überspringt die Pläne mit kleinen Werkssiedlungen hier und schmucken Bungalow-Gruppen da, wo sich gestern noch in irgendeinem Waldwinkel bei Klecken oder Ramelsloh die Füchse "gute Nacht" gesagt haben. rrr 'f'tt- Weitaus dynamischer und anspruchsvoller greift die Stadt nach Norden. Elmshorn und Kaltenkirchen, Bad Oldesloe, Geesthacht und Schwarzenbek sind Endpunkte von Aufbauachsen. Aber die Stadt folgt auf dem Eibufer. Nach Wedel. Und sie wächst in die Achsen-Zwischenräume. Neu-Schönningstedt ist ein besonders interessantes Beispiel. Wie auch Reinbek sich jetzt schnell entwickelt ? mit eleganter Besiedlung und gutgestalteten Betrieben. Zwischen Glinde ? Schönningstedt und Reinbek ist außerdem auf 42 ha eine hochmoderne Industriesiedlung aus dem Grünland aufgeschossen. Fast über Nacht! Dafi Elmshorn Trabantenstadt werden soll, braucht man ihm gewiß nicht erst zu sagen. Es ist seit langem auf dem Weg und ist auch wirtschaftlich längst fundiert. Kaltenkirchen, alt und gemütlich, hat einstweilen nur seine Neubürger aus dem Osten angesiedelt, schön in hellen Blocks und musterhaft auf weiten Nutzflächen. Im übrigen aber wartet es. Auf den Flughafen "Holstenfeld" mit der langen Startbahn, die das lebendige Land aber tief durchschneiden wird. Eine Schnellstraße soll entschädigen. Wirksamer könnte eine Schnellbahnverbindung mit Hamburg sein. In den Landkreisen am Nordrand ist dies ein Hauptanliegen: Erleichtert den Verkehr! Elektrifiziert die Bundesbahn! Baut die Straßen aus! Und gebt uns schnelle Omnibusse! ? Das klingt wie ein Notschrei. Vor allem aus Stormarn. Hier ist Bad Oldesloe, die "geborene" Trabantenstadt. Zwar fangen Ahrensburg und Bargteheide schon mancherlei Hamburger Ausstrahlung ab. Sie siedeln Betriebe an und halten Pendler fest. Aber Oldesloe ist typischer "Mittelpunkt": Kreisstadt, Einkaufsstadt und Schnittpunkt interessanten Landverkehrs.

12.05.1964: Hamburgs Randgemeinden wollen mehr Geld. Vor allem fühlen sich die Ortschaften benachteiligt, die unmittel-, bar am Stadtrand von Hamburg liegen. Sie wollen, wie die Bürgermeister aus 19 Städten und Gemeinden auf einer Beratung in Garstedt betonten, künftig mehr Mittel aus dem Förderungsfonds. Dieser Fonds, in den Hamburg bedeutende Summen einzahlt, wird .bisher hauptsächlich für Pinneberg, Elmshorn, Kaltenkirchen, Bad Oldesloe und Geesthacht verwandt, für die "Endpunkte" der sogenannten Auf bauachsen. Auf Initiative des Garstedter Bürgermeisters Horst Embacher besprachen die Bürgermeister aus Ahrensburg, Aumühle, Bargteheide, Egenbüttel, Friedrichsgabe, Glashütte, Halstenbek, Harksheide, Pinneberg, Reilingen, Schenefeld, Wedel, Wohltorf, Barsbüttel, Glinde, Reinbek, Wentorf, Großhansdorf und Schönningstedt im Garstedter Rathaus die Lage. Sie vertraten fast einmütig die Auffassung, daß mit der bisherigen deutlichen Benachteiligung der unmittelbaren Randgemeinden Hamburgs Schluß gemacht werden müsse. In der Aussprache gingen die Bürgermeister davon aus, daß unmittelbar am Rande Hamburgs in den Gemeinden eine viel stärkere wirtschaftliche Entwicklung eingesetzt hat, als in den von den Planern bevorzugten großstadtfernen "Endpunkten". Bisher wurden durch den Förderungsfonds diese Städte bedacht, während die großstadtnahen Gemeinden leer ausgingen. In der Besprechung wurde zum Ausdruck gebracht, daß im Gegensatz zur Planung Industrie und Wohnsiedlungen im unmittelbaren Randgebiet von Hamburg stärker wachsen, weil sie offenbar attraktiver sind als die sogenannten "Endpunkte der Aufbauachsen". Eine au" sechs Mitgliedern bestehende Kommission wurde gebildet, welche die Voraussetzungen für die Bildung einer Interessengemeinschaft schaffen soll. Mit diesem Gremium wollen die Kommunen dann gegenüber dem gemeinsamen Landesplanungsrat von Hamburg und Schleswig-Holstein ihre Interessen vertreten.

14.05.1964: Einen kleinen Schönheitsfehler hat die Mittelschule am Aurikelstieg in Garstedt: Bei warmem Wetter ist es In den Klassenräumen an der Ost- und an der Sudseite unerträglich heiß. Der Grund: Die Fenster dieses modernen Schulbaus lassen sich nur wenig öffnen. Viele Eltern haben deshalb gefordert, daß an den "Sonnenseiten" des Schulgebäudes Sonnenschutzblenden angebracht werden, wie sie auch ursprünglich vom Architekten vorgesehen waren. Die Gemeinde muß jetzt nachträglich die Mittel bewilligen, damit diese Blenden angebracht werden können.

14.05.1964: Im Meldeamt von Garstedt sind jetzt rund 16 200 Einwohner registriert.

26.05.1964: Eine stolze Bilani wird die Volkshochschule Garstedt auf ihrer alljährlichen Vorstandstagung am 6. Juni ziehen können. Die Zahl der Teilnehmer an den Kurten ist auf rund 1400 gestiegen. Ein Teil der alteingesessenen Garstedter Bevölkerung steht allerdings immer noch abseits. Es war ein langer und schwerer Weg für die Volkshochschule Garstedt in den letzten acht Jahren. Mit einem Deutsch- Englisch- und Bastelkursus fing man 195$ '.aoiJ wie jaeschäftsfüharer; Kurt Hiepkq dem, .Hpmhuxger. Abendblatt berichtete, 'Er" Waif einer 'der" Initiatoren und hatte von 1953 bis 1956 im Ortskulturring gewirkt Dieser Kulturring stellte seine Arbeit mit Beginn der Volkshochschule leider ein. In den vergangenen acht Jahren ist nicht zuletzt durch den ständigen Zuzug von Hamburgern die Zähl der- Kurse auf 65 und die Zahl der Teilnehmer ,auf 1400 gestiegen. Neben Sprachkursen und kommunalpolitischen Arbeitsgemeinschaften, neben Hausmusik .und Garstedter Laienorchester sind vor allem die .praktischen Kurse wie Nähen und Schneidern und das Einrichten einer Wohnung gefragt. Aber auch das Schwimmen und die Gymnastikabende haben ihre Anhänger. Der Gemeinderat in Garstedt unterstützt die Arbeit der Volkshochschule sehr, die heute für ihre Arbeit jährlich 28 000 DM zur Verfügung hat. Vor acht Jahreh waren es etwa 3000 DM*. Die Vielzahl der Aufgaben ist für den ehrenamtlich tätigen Geschäftsführer Kurt Hiepko nicht leicht. Dennoch will er sich bei der kommenden, Tagung für eine weitere: Belejbyng der: Volkshochschule einsetzen. "Vor allem für unsere alten Einwohner müssen wir plattdeutsche Abende veranstalten."

28.05.1964: In Garstedt sollen demnächst mehrere Polizei-Notrufsäulen aufgestellt werden. Ein entsprechender Antrag der örtlichen Polizeibehörde liegt Jetzt Im Kieler Innenministerium vor.

04.06.1964: Können Garstedts Schulkinder zum Schwimmunterricht künftig das Sommerbad Harksheide umsonst benutzen? Die Gemeindeverwaltung Garstedt hat jetzt der Gemeinde Harksheide einen entsprechenden Vorschlag gemacht. Wenn die Garstedter Schulkinder zwischen Mai und Oktober im Sommerbad gratis schwimmen lernen dürfen, können die Harksheider Schulkinder vom Oktober bis zum Frühjahr das große Garstedter Lehrschwimmbecken am Aurikelstieg in Anspruch nehmen.

04.06.1964: Die rund 1500 Schulkinder in Garstedt werden im nächsten Jahr in zwei Schulbezirke Nord und Süd aufgeteilt. Bei eventuell notwendig werdenden Umschulungen innerhalb der Volksschulen im Ort sollen die Wünsche der Eltern nach Möglichkeit berücksichtigt werden, heißt es in einem Gemeinderatsbeschluß. In der Volksschule Niendorfer Straße sind zur Zeit 14 Klassen, in der Volksschule Lütjenmoor 18 Klassen und drei Sonderschulklassen untergebracht.

08.07.1964: Für weitere zwölf Jahre heißt Garstedts Bürgermeister Horst Embacher. In der Gemeindevertretersitzung im "Garstedter Hof" sprachen sich gestern Mitglieder aller drei Fraktionen dafür aus, Bürgermeister Embacher in seinem Amt zu bestätigen. Er leitet schon seil sechs Jahren die Geschicke der aufstre-" benden Gemeinde am Nordrande Hamburgs.

09.07.1964: Bedenken und Anregungen zu zwei Bebauungsplänen können von den Garstedtern noch bis Ende des Monats vorgetragen werden. Beide Pläne liegen in Zimmer 15 des Garstedter Rathauses aus. Es handelt sich um den Entwurf des Planes 10/111 im Industriegebiet In de Tarpen/Nettelkrögen und den Bebauungsplan-Entwurf 27, der das Gebiet an der Ochsenzoller und Danziger Straße umfaßt. Ferner kann gegen den geplanten Bau von acht Reihen- und fünf Atriumhäusern am Kahlenkamp/Niendorfer Straße Einspruch erhoben werden, wenn die Nutzung der Nachbargrundstücke durch dieses Vorhaben gefährdet wird.

09.07.1964: In Garstedt und großen Teilen von Harksheide ist endlich der richtige Druck in den Wasserleitungen. Durch den großzügigen Ausbau des Wasserwerkes Langenhorn konnte die Wasserversorgung in diesen Gemeinden wesentlich verbessert werden. Das kühle Naß fließt aus Hamburgs tiefstem Trinkwasserbrunnen, der mit zwei anderen Tiefbrunnen von Hummelsbüttel her das Werk speist, das seine Kapazität verdreifacht hat. Durch den Ausbau der Wasseraufbereitungsanlagen und vor allem durch die vergrößerte Speicherkapazität ist die Wasserversorgung in diesem bevorzugten Siedlungsgebiet auf lange Zeit sichergestellt. Wenn erst in etwa sieben Monaten das neue Wasserwerk Walddörfer arbeitet, wird Wellingsbüttel zur Dreiwasserecke von Hamburg. Von Osten kommt Wasser aus den Walddörfern, von Süden her von Rothenburgsort und von Westen her das Wasser von der Werksgruppe Langenhorn, Schneisen und Stellingen. Wenn man den schmucken Backsteinbau in Langenhorn betritt, ahnt man nicht, daß hier täglich 15 000 Kubikmeter Wasser in das Netz gepumpt werden. Klinische Sauberkeit herrscht in allen Räumen. Das Wasser fließi zuerst in die Verdüsungsanlage. Durch feine Düsen wird das Wasser zerstäubt und dabei mit Sauerstoff angereichert, wobei Eisen und Mangan ausgeflockt werden. Im neuen Filterhaus wurden zu den zwei alten vier neue Filter dazugebaut. Drei neue große Kreiselpumpen mit Stundenleistungen von 300, 600 und 900 Kubikmetern sorgen dafür, daß im Netz immer der richtige Druck erhalten bleibt. Das Werk läuft automatisch. Ein Betriebsleiter ist für die ganze Werksgruppe verantwortlich und ein Betriebsmeister speziell für das Langenhorner Werk. Durch regelmäßige Kontrollen sorgen die Wasserwerke dafür, daß der Grundwasserspiegel nicht zu tief absinkt.

09.07.1964: Von 10 000 auf 16 300 ist die Einwohnerzahl von Garstedt seit 1958 gestiegen. Das Gewerbesteueraufkommen wuchs im gleichen Zeitraum von 450 000 auf 1,7 Millionen Mark. Diese Zahlen, welche die bisherige Amtszeit des Garstedter Bürgermeisters Horst Embacher umfassen, beweisen, welchen Aufschwung die Gemeinde unter seiner Leitung genommen hat. Auch die Gemeindevertretung zeigte sich von diesen Zahlen beeindruckt und wählte den 47 Jahre alten Horst Embaeher, dessen Amtszeit Ende des Jahres abgelaufen wäre, für weitere zwölf Jahre zum Bürgermeister. Ursprünglich war für diese Sitzung eine umfangreiche Tagesordnung vorgesehen. Auf Antrag der FDP beschränkte man sich aber auf die Bürgermeisterwahl. Die zurückgestellten Tagesordnungspunkte werden am Dienstag, 14. Juli, um 19 Uhr auf einer neuen Sitzung im Rathaus behandelt. Vor der Wahl war dem Bürgermeister von den Vertretern aller Fraktionen Anerkennung für sein bisheriges Wirken ausgesprochen worden. Allerdings wurde auch einiges am Arbeitsstil des Bürgermeisters bemängelt. Der SPD- Fraktionschef Erich Krüger forderte, die "Innere Führung" innerhalb der Verwaltung in Zukunft etwas straffer zu ordnen. Auch der Kontakt zum Bürger müsse verstärkt werden. Die FDP-Fraktionsvorsitzende Margarite Lillelund meinte, aus den Mitgliedern der Gemeindeverwaltung müsse ein besseres Team werden. Die gleiche Ansicht vertrat die CDU-Fraktion durch ihren Vorsitzenden Willy Schäfer. Allerdings war dies die einzige und durchaus wohlmeinende Kritik der Gemeindevertretung an ihrem Bürgermeister. Von weit stärkerem Gewicht war die Achtung, die der bisherigen Arbeit Embachers von den Fraktionen entgegengebracht wurde. In einem Fünf-Punkte-Programm ordnete der wiedergewählte Bürgermeister die , Aufgaben der Gemeinde nach ihrer Dringlichkeit. An erster Stelle steht der Schulbau. Embacher hält neben dem Neubau des Gymnasiums die Errichtung einer Sonder- und einer weiteren Volksschule für notwendig. Bei den Verkehrsangelegenheiten ist der Ausbau der U-Bahn am dringlichsten. Die Versorgungsanlagen sollen durch den Bau des geplanten Klärwerkes im Herbst verbessert werden. Auf sozialem und kulturellem Gebiet hält Embacher eine neue Kindertagesstätte, ein Jugendheim und ? als kühnes Zukunftsprojekt ? den Bau eines Hallenschwimmbades für notwendig. Schließlich will sich der Bürgermeister um die Ansledlung weiterer Gewerbebetriebe in der Gemeinde bemühen. Wörtlich sagte er: "In der Hamburger Industrie gibt es noch genügend Interessenten, die ihre Betriebe nach Garstedt verlagern wollen. Wir sollten diese einmalige Chance nützen!" J.V.

11.08.1964: Wir wird die Gegend rund um den U-Bahnhof Ochsenzoll in den nächsten Jahren aussehen ? Diese Frage ist deshalb so interessant, weil mit dem Neubau des U-Bahnhofs Ochsenzoll und der geplanten Erweiterung nach Garstedt auch eine Neugestaltung zu beiden Seiten der Langenhorner Chaussee im Gespräch ist. Das Hamburger Abendblatt sprach mit dem bekannten Architekten Dipl.- Ing. Gerd Pempelfort, der hierzu bereits erste Ideen entwickelt hat. Hier die Ausgangssituation aller Überlegungen: ? Dem U-Bahnhof gegenüber befindet sich ein Bushalteplatz. Zu den Zeiten des Berufsverkehrs stehen hier 20, 30 und 40 Busse hintereinander. Das führt zu unhaltbaren Verkehrssituationen. ? Zu beiden Seiten der Langenhorner Chaussee und in den Nebenstraßen rund um den Bahnhof Ochsenzoll werden jeden Morgen Hunderte von Autos aus den Kreisen Oldesloe und Pinneberg abgestellt, deren Besitzer mit der U-Bahn weiterfahren. Gehwege und Seitenstra- ßen sind restlos verstopft. - Am Schmuggelstieg gibt es eine Reihe von behelfsmäßigen Ladengeschäften. Die anderen Geschäfte liegen rund um den U-Bahnhof Ochsenzoll. Die Ideen des Hamburger Architekten, die schon in den nächsten Monaten Gestalt annehmen und in den parlamentarischen Ausschüssen im einzelnen beraten werden, gehen deshalb von folgenden Grundplanungen aus: Die Bushaltestelle muß an dieser Stelle zu einem ordentlichen ZOB mit besonderer Aufschließungsstraße vergrößert werden. Nördlich davon soll ein Park- and-ride-Platz für mindestens 400 Autos entstehen. Da der Hauptstrom der U-Bahn-Fahrgäste in Zukunft unter der Langenhorner Chaussee den Fußgängertunnel auf der westlichen Seite (ZOB und Parkplatz) benutzen wird, soll hier eine Ladengruppe errichtet werden. Alle Entwürfe gehen aber davon aus, daß keine Häuser abgerissen und keine wertvollen Bäume gefällt werden sollen. Noch gibt es zwei große Unbekannte. 1. läuft der Verkehr vom Norden Hamburgs über die weitentfernte Stadtautobahn (was der Bund will), im Zuge der Tarpenbek um Langenhorn herum (was die Abgeordneten von Hamburg-Nord wollen) oder durch die Langenhorner Chaussee (was die Hamburger Planung als billigste Möglichkeit ins Auge faßt)? Und zweitens, wenn Ochsenzoll nicht mehr Endstation ist, schafft das neue Zentrum an der Endstation Garstedt nicht ganz neue Verkehrsströme vor allem bei den Fußgängern und Radfahrern? In den kommenden Monaten wird noch viel Aber das Gebiet um Ochsenzoll diskutiert werden müssen.

28.08.1964: Bald wird es keine langwierigen Umleitungen zwischen den Stadtteilen Niendorf und Langenhom mehr geben. Heute nachmittag ist Richtfest für den Straßentunnel unter der verlängerten Startbahn II des Flughafens. Der Straßentunnel, mit 420 Metern Hamburgs längster Tunnel, führt vom Krohnstieg zum Garstedter Weg. Die Gesamtkosten der Startbahnunterführung betragen rund 17 Millionen Mark. Ab Frühjahr nächsten Jahres soll die unterirdische Straßenverbindung in Betrieb genommen werden.

01.10.1964: Die Berufsschulen des Kreises Pinneberg sind zu klein. Das ist die Quintessenz von Mitteilungen, die Dr. Manfred Peters, der Leiter des Kreiskulturamtes hl 'Pinneberg, zu der Situation der beruflichen Ausbildung im Kreis Pinnefcerg gemacht hat. Besonders ungünstig ist die Lage in Elmshorn an der Langelohe. Zwar gibt

01.10.1964: Die Alsternordbahn, die zwischen Ochsenzoll und TJlzburg verkehrt, wird vom Kreis Pinneberg an das Land Schleswig-Holstein verkauft. Diesen Beschluß faßte gestern der Kreistag, weil die Bahnlinie in den letzten Jahren mehr und mehr ein Zuschußbetrieb geworden ist. Durch den Verkauf werden auch die Verhandlungen zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg vereinfacht, die das Ziel haben, die Züge der Hamburger Hochbahn über Ochsenzoll hinaus auf der Strecke der Alsternordbahn bis Garstedt verkehren zu lassen.

20.10.1964: Das Garstedter Rathaus an der Ochsenzoller Straße bekommt im nächsten Jahr einen zweigeschossigen Erweiterungsbau. In das Erdgeschoß werden voraussichtlich das Ordnungsamt und das Einwohnermeldeamt ziehen, während in dem Obergeschoß die Gemeindevertreter einen etwas größeren Sitzungssaal erhalten sollen. Bei dieser Erweiterung handelt es sich aber nur, wie betont wurde, um ein Provisorium. Nach wie vor besteht der Plan, im künftigen Ortszentrum an der U- Bahn-Endstation Garstedt ein neues Rathaus zu errichten und den jetzigen Bau für andere öffentliche Zwecke zu benutzen.

20.10.1964: Im Bereich der Anflugsektoren dies Hamburger Flughafens Richtung Langenhom, Alsterdorf, Stellingen und Garstedt ist das Steigenlassen von Drachen verboten. Dies teilt die Behörde für Wirtschaft und Verkehr mit. Auch in den übrigen Teilen der Stadt dürfen Drachen nur mit einem höchstens 100 Meter langen Seil gehalten werden.

22.10.1964: Montags und mittwochs bleibt das Garstedter Rathaus künftig für den Publikumsverkehr geschlossen. Dieser drastischen Einschränkung der öffentlichen Sprechstunden hat das Gemeindeparlament zugestimmt. Die Verwaltung hatte gebeten, wegen der wachsenden Aufgaben der Mitarbeiter den Publikumsverkehr auf gewisse Tage zusammenzufassen. Das Rathaus ist damit ? wie auch bei anderen Randgemeinden ? künftig nur noch dienstags, donnerstags und freitags von 8 bis 12 Uhr für die Öffentlichkeit geöffnet. Ein Antrag der FDP-Fraktion, außer dem Donnerstagnachmittag noch einen weiteren Nachmittag gerade für die berufstätige Bevölkerung im Rathaus zu schaffen, wurde von dem 25köpfigen Gemeindeparlament bei neun Stimmenthaltungen abgelehnt. Vom Rathaus wird mitgeteilt, daß diese Regelung nicht für Geburten und Todesfälle im Standesamt und für Besucher in dringenden Einzelfällen gilt

22.10.1964: Für das neue Garstedter Gymnasium, das am Birken weg errichtet werden soll, findet am 28. Oktober um 15 Uhr die feierliche Grundsteinlegung statt. Das Gymnasium, für das bereits drei Klassen der Unterschule in der Mittelschule am Aurikelstieg provisorisch untergebracht sind, entsteht im Norden des künftigen Garstedter Ortszentrums. Es soll die Oberschüler aus Garstedt, Harksheide. Quickborn, Friedrichsgabe, Glashütte, Hasloh, Bönningstedt, Wilstedt, Tangstedt und Wulksfelde aufnehmen

27.10.1964: Das sind die neuen Häuser, die an der Ohechaussee/Ecke Aspelohe entstehen. Hier draußen, sozusagen vor den Toren Garstedts, errichtet die Baugesellschaft "GEFFAH", Gesellschaft für Familieneigenheime, zum ersten Male im Norden Hamburgs in mehreren Bauabschnitten 152 Eigenheime und in einem weiteren Bauabschnitt 80 Mietwohnungen. Das moderne Bauvorhaben, dem weitere Siedlungen anderer Gesellschaften in Garstedt folgen, umfaßt Dreibis Sieben-Zimmer-Häuser, die ab 75 000 Mark käuflich zu erwerben sind. 67 Häuser sind bezugsfertig.

03.11.1964: Rund 60 Millionen Mark wird eine mehrere Kilometer lange zentrale Schmutzwasserleitung kosten, die vom Kreis Segeberg aus durch den Kreis Pinneberg bis zu dem künftigen Großklärwerk bei Hetlingen an der Elbe verläuft. Die Leitung ist notwendig, weil die Kläranlagen in den nördlichen Randgemeinden Hamburgs nicht mehr ausreichen. Die Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Hasloh, Ulzburg, Hennstedt, Ellerau, Alveslohe und Quickborn sind auch durch den Zuzug von Hamburgern in den letzten Jahren so gewachsen, daß die Bäche und Flüsse nicht mehr in der Lage sind, die Abwässer aufzunehmen. Wegen der bedeutenden Kosten für dieses Hauptsiel werden sich die Gemeinden, die angeschlossen werden, zu einem Zweckverband zusammentun. Der Bau dieser großen Abwässerleitung macht den Bau gemeindeeigener Kläranlagen überflüssig.

17.11.1964: 50 Schulklassen sollen künftig pro Jahr im Kreis Pinneberg gebaut werden. Das sind doppelt soviel Klassen als bisher. Der Pinneberger Kreistag faßte diesen Beschluß und wird den Gemeinden die Hälfte der Zinslast für die Darlehen abnehmen, die für den Schulneubau aufgenommen werden müssen. Bisher wurden im Kreis Pinneberg Schulen mit Klassen und Nebenräumen im Werte von etwa 3,8 Millionen DM gebaut. Nach früheren statistischen Erhebungen endet das laufende Schulbauprogramm 1968. Voraussetzung dafür ist: die Bevölkerungszahl darf sich nicht erhöhen. Jahr für Jahr ziehen aber in die Randgemeinden des Kreises Pinneberg aus Hamburg Tausende von Familien. Zahlenmäßig sind 12 Prozent der Zuzüge Schulkinder. So reichen die Schulneubauten gerade aus, um die Kinder der zugezogenen Familien in den Schulen unterzubringen. Wenn das Schulbauprogramm nicht beschleunigt werden Würde, droht nach Ansicht des Kreistages Pinneberg der Schichtunterricht an den Schulen zwischen Garstedt und Pinneberg. Unter ähnlichen Bedingungen will der Kreistag im nächsten Jahr auch Zuschüsse für Turnhallen, Lehrschwimmbecken und Sportplätze geben.

24.11.1964: Über 500 Gemeindemitglieder gaben dem verstorbenen Pastor der Garstedter Christusgemeinde, Johannes Klebon, das letzte Geleit. Der 54jährige Seelsorger war in der vergangenen Woche überraschend einem Herzschlag erlegen, als er während einer Sturmnacht den 35 Meter hohen Kirchturm seines Gotteshauses überprüfen wollte.

26.11.1964: Als Ergebnis der jüngsten Verkehrszählungen weist die Kreuzung Langenhorner Chaussee/Segeberger Chaussee /Schleswig-Holstein-Straße die größte Verkehrsdichte aller Ausfallstraßen am Stadtrand aus. Nadi Ansicht von Abgeordneten aus dem Garstedter und Harksheider Ortsparlament kann die Errichtung einer Ampelanlage an dieser Kreuzung nidit mehr aufgeschoben werden.

1965

04.01.1965: Qie Siedlungsneubauten und Hochhäu- "*ser der Großstadt rücken nicht nur den Bauern auf die Höfe, sondern vertreiben auch die Jäger aus ihren Revieren. Die traditionelle jährliche Jagd in Harksheide fand gestern ?angesichts" neuer Wohnblocks statt (Bild links). Und die Grünröcke fragten sich bang, wie lange sie hier überhaupt noch jagen können; das Jagdrevier Harksheide wird von Tag zu Tag kleiner. Dem gemütlichen Pferdegespann, das gestern die Strecke einbrachte, sagten die Jäger wohl endgültig ade, denn im nächsten Jahr dürfte kaum noch ein Bauer in Harksheide mit Pferden arbeiten. Und woher dann ein Gespann nehmen? Um 8.30 Uhr am Morgen hatte Claus Lüdemann aus Garstedt die Jagd angeblasen (rechtes Bild). Im Laufe des Tages mußten 67 Hasen, Fasanen und Karnickel ihr Leben lassen. Mittags gab's einen deftigen Schlag Erbsensuppe. Ein reizvolles Bild bot abends das Verblasen der Strecke im Fackelschein. Bemerkenswert, daß die Jäger in den Knicks und Moorkuhlen noch rund 300 Rebhühner beobachteten. Diese Tiere pflegen der vordringenden Stadt zuerst zu weichen

07.01.1965: Eine bedeutende Erweiterung des Telefonnetzes plant die Hamburger Post in den nächsten Jahren in Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe und Glashütte. Bereits in diesem Sommer werden neue sogenannte bewegliche Vermittlungsstellen in Garstedt, Falkenberg und Glashütte mit jeweils 1000 Anschlußmöglichkeiten aufgebaut. 1930 wurde im Garstedter Raum eine erste Vermittlungsstelle mit 150 Teilnehmern aufgebaut. 30 Jahre später gab es für die Garstedter und Harksheider bereits zwei Vermittlungsstellen mit zusammen 2300 Telefonanschlüssen. Heute bestehen für diesen Raum nördlich Hamburgs 9200 Telefonmöglichkeiten, die jedoch in Kürze vergeben sein werden. Die Oberpostdirektion Hamburg plant deshalb im Garstedter Ortszentrum, in Falkenberg und in Glashütte den Aufbau neuer Telefonvermittlungen mit insgesamt 40 000 Anschlüssen. Mit den Hochbauvorhaben dazu wird zum Beispiel beim neuen Garstedter Ortszentrum, in dem einmal 6000 Menschen wohnen werden, schon sehr bald begonnen. Die Post hofft mit dem endgültigen Ausbau des Netzes in diesem Raum 1968 fertig zu sein. Dann wird es neben den bisherigen Telefonnummern mit den Anfangsziffern 527 und 522 die Ziffern 526 (neues Ortszentrum Garstedt), 525 (Falkenberg) und 524 (Glashütte) geben.

07.01.1965: Erhöht werden sollen die einmaligen Anschlußgebühren für Strom und Wasser in Garstedt, die zur Zeit 643 Mark betragen. In Pinneberg betragen die Gebühren bereits 1146 Mark. Fünf Hochhäuser mit über 150 Wohnungen werden an der Gleiwitzer Kehre in Garstedt errichtet. Von der Schleswig-Holstein-Straße bis zum Stonsdorfer Weg ist jetzt im Zuge des Langenharmer Weges die Schmutzwasserkanalisation angelegt worden.

07.01.1965: In Garstedt will man in diesem Jahr mit dem Bau einer eigenen Gemeindebücherei im neuen Ortszentrum am Birkenweg beginnen. Zur Zeit umfaßt der Bücherbestand der Gemeinde 6800 Bände, von denen 625 in diesem Jahr als zerlesen aussortiert und weggeworfen werden mußten. Der geplante Neubau gestattet eine Erweiterung des Buchbestandes auf das Dreifache. Zur Zeit wird die Gemeindebibliothek von etwa 900 Bücherfreunden' aufgesucht.

12.01.1965: daß durch den starken Neuzuzug vor allem für solche Gemeinden wie Garstedt, Friedrichsgabe und Harksheide das Abwassersystem ausgebaut werden müsse. Das 2,5 Kilometer lange Schmutzwassersiel vom alten Dorf Garstedt zum Klärwerk und ein drei Kilometer langer Abzweig zur Versorgung von Friedrichsgabe und Hasloh sei deshalb ein Projekt, das unter allen Umständen in Angriff genommen werden muß. Die Arbeitsgemeinschaft zur Förde rung der Randgemeinden Hamburgs will in diesem Jahr ihre Bemühungen verstärken, um mehr Geld für die unmittelbar vor der Landesgrenze liegenden Gemeinden zu erhalten. Zu den wichtigsten Projekten, die bisher von der Kieler Landesregierung nicht unterstützt wurden, gehört ein 2,5 Kilometer langes Schmutzwassersiel für die Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe und Hasloh. Die Forderung der 20 Randgemeinden: die acht Millionen aus dem Förderungsfonds sollten vor allem jenen Hamburger Randgemeinden zugute kommen, die den meisten Zuwachs haben. Garstedts Bürgermeister Horst Embacher sagt dazu: "Wenn in Elmshorn jährlich 30 Personen, in Garstedt 1200 und in Harksheide etwa 1300 Neubürger aus Hamburg zuziehen, 4ann dürfen die Mittel nicht so verteilt ' werden, daß etwa die Gemeinde Elmshorn die meisten Mittel aus dem Förderungsfonds bekommt." An Hand dieses Beispiels, so meint Bürgermeister Embacher, sei zu ersehen,

12.01.1965: Öffentlich liegt zur Zeit im Garstedter Rathaus an der Ochsenzoller Straße der Bebauungsplan 22 aus, der das Gebiet Ohechaussee/Rugenbarg umfaßt, Der Grundstein für das neue Amtsgericht in Garstedt im künftigen Ortszentrum an der Ochsenzoller Straße soll in diesem Sommer gelegt werden.

14.01.1965: "Mit niedrigen Post- und Bahntarifen sowie mit besonders günstigen Grundstücken müssen wir für Industrie und Menschen einen finanziellen Anreiz bieten, sich an den Achsenendpunkten Elmshorn, Kaltenkirchen undlllzburg anzusiedeln." Das antwortete Pinnebergs Landrat Dr. Sachse auf die Frage nach den Chancen der Aufbauachsen in diesem Jahr. Bisher ist es noch so, daß die Hamburger lieber in Garstedt, Pinneberg oder Schenefeld Wohnhäuser bauen oder neue Industrien gründen. Den notwendigen Anreiz bieten hier die Nähe Hamburgs, die günstigen Verkehrsverbindungen und zum Teil der Anschluß an Hamburgs Telefonnetz. Dr. Sachse sieht diese Gefahr für den Achsenplan, der eine zu dichte Ballung am Rande Hamburgs verhindern will. Seine Überzeugung: "Die bis herige Entwicklung muß gestoppt wer den, da sonst ein unkontrollierbarer Siedlungsbrei nahe der Hamburger Landesgrenze droht." Außerdem fordert der Landrat Ringstraßen zwischen den Achsenendpunkten, um Querverbindungen für die hier entstehenden Industrien zu schaffen. Für die Randgemeinden Hamburgs ? Dr. Sachse ist Vorsitzender der Arbeitsgemeinschaft der Randkreise ? hält der Landrat folgendes Rezept bereit: Auch diese Gemeinden müssen natürlich gefördert werden. Nicht nur die Achsenendpunkte haben dieses Recht. Am Rande Hamburgs kommt es aber jetzt darauf an, das Erreichte zu festigen, das heißt zunächst die Folgelasten aus der gewaltigen Expansion, wie Straßen-, Schul- und Kanalisationsbau, zu erledigen. Nach Meinung Dr. Sachses hat auch Kiel die Absicht, die Ausdehnung dieser Gemeinden zu dämpfen, nicht aber deren blühende wirtschaftliche Arbeit unnatürlich zu bremsen. Beim Ausbau der Verkehrswege, die lebensnotwendig für die Achsenendpunkte sind, ist der Pinneberger Landrat optimistisch. Er ist ganz sicher, daß in diesem Jahr nun wirklich die U-Bahn von Ochsenzoll nach Garstedt weitergeführt wird. Der Baubeginn hängt nach seiner Meinung nur noch von der Regelung einiger Grundstücksfragen zwischen Kiel und Hamburg ab. Gegen die Elektrifizierung der S-Bahn nach Elmshorn hat der Landrat starke Einwände, falls die bisherige Planung durchgeführt wird. Wenn, wie vorgesehen, zunächst nur bis Pinneberg elektrifiziert wird, dann entsteht nach Meinung Dr. Sachses in Pinneberg gerade jene Siedlungsballung, die im Interesse der Achsenplanung unbedingt zu vermeiden ist.

19.01.1965: In wenigen Tagen wird man im Rathaus von Garstedt den 17 000. Einwohner der Gemeinde begrüßen können. Voraussichtlich handelt es sich um einen Jener 600 Hamburger Neubürger, welche die rund 200 Neubauwohnungen beziehen, die in diesen Tagen fertig werden. Im Bau befinden sich zur Zeit 555 Wohnungen, geplant werden weitere/3500.

21.01.1965: Für die Sauberkeit der Gemeinde Garstedt ist jetzt auch amtlich gesorgt. Die Gemeindevertreter haben eine Satzung über die Straßenreinigung und außerdem eine neue Verordnung über die öffentliche Reinlichkeit gebilligt. So ist beispielsweise das Waschen von Autos am Straßenrand nur mit ausdrücklicher Sondergenehmigung gestattet. Auch mit baulichen Fragen befaßten sich die Kommunalpolitiker. Sie stimmten dem geänderten Entwurf des Garstedter Flächennutzungsplanes einschließlich der Nutzungsziffern zu. Ein zur Abstimmung vorgelegter Nutzungsplan der Nachbargemeinde Harksheide wurde nicht gebilligt, da er auch Garstedter Gebiet umfaßt und damit in die Planungshoheit dieser Gemeinde eingreift.

21.01.1965: Als neue Straßen werden in Garstedt in diesem Jahr der Dahlienstieg, Hirtenstieg und der Ottmuther Weg ausgebaut

21.01.1965: In diesem Frühjahr wird der 400 Meter lange Autotunnel unter der Startbahn II eingeweiht. Die Bauzeit betrug zwei Jahre, die Kosten über 17 Millionen Mark. Hat die Hamburger Baubehörde die vergangenen zwei Jahre genutzt, um die Zugangswege zum Tunnel für den Verkehr auszubauen? Davon kann leider keine Rede sein Im Namen der SPD-Fraktion forderte Abgeordneter Walter Brunhöver vor dem Bezirksparlament Nord Sofortmaßnahmen, um den Krohnstieg als Zufahrtsstraße verkehrssicher zu machen. Die untenstehende Zeichnung zeigt die Situation: Der Krohnstieg, der seiner Bedeutung entsprechend vierspurig ausgebaut sein müßte, ist - vor der Kreuzung Langenhorner Chaussee dreispurig, was schon jetzt zu Stauungen führt, - wenige hundert Meter weiter nur noch zweispurig mit einseitigem Fußweg, - auf seinem letzten Teil vor dem Tunnel zweispurig ohne jeden Fußweg. Der Abgeordnete Brunhöver forderte angesichts des zu erwartenden Querverkehrs, wenigstens sofort die Kreuzung auszubauen und zum Schutz der Fußgänger Gehwege anzulegen. Und auf der westlichen Seite der Startbahn II? Im Bereich des Bezirks Eimsbüttel wurde von der Baubehörde ebenfalls nichts zur Aufnahme des Verkehrs vorbereitet. Der Garstedter Weg ist ohne Gehwege, die Straße nur zweispurig und in schlechtem Zustand, so daß bereits langsam fahrende Autobusse oder Lastzüge den Verkehr zum Erliegen bringen. Die geplante Weiterführung der Querverbindung zur Oldesloer Straße ist im Gespräch. Die Straßentrasse ist vierspurig ausgewiesen, der Ausbau zweispurig geplant. Angesichts dieser Situation erinnerte der Abgeordnete Brunhöver vor dem Bezirksparlament Nord daran, daß die Bezirke Eimsbüttel und Nord in dieser Frage gemeinsam beraten müssen und nach Eröffnung des Tunnels gemeinsam Verkehrszählungen veranlassen werden

26.01.1965: "Durch den Flugplatzvertrag haben wir für unsere Bevölkerung Belästigungen in Kauf genommen, um Hamburg zu helfen. Wir glauben, jetzt ein Anrecht auf einen Ausgleich zu haben. Diesen Ausgleich sehen wir darin, daß nun endlich die U-Bahn nach Garstedt gebaut wird." Mit diesen Worten hat Bürgermeister Horst Embacher noch einmal zu dem dringenden Wunsch der Garstedter Stellung genommen, verkehrsmäßig besser an Hamburg angeschlossen zu werden. Die U-Bahn ist nicht nur wegen der besseren Verbindung nach Hamburg interessant. Sie bedeutet auch einen allgemeinen Aufschwung für die stattliche Hamburger Randgemeinde, da am Endpunkt der Linie am Birkenweg ein neues Ortszentrum entstehen soll. Der Bürgermeister ist der Meinung, daß mit diesem "Geschenk" an Garstedt auch der "Achsentheorie" gedient wäre, die ohne ein leistungsfähiges Schienen- und Straßennetz eben nur Theorie bleiben muß. Das Argument Embachers: "Der Weg einer möglichen U-Bahn nach Ulzburg führt nun einmal über Garstedt." In Garstedt ist der Eindruck entstanden, daß die Grundstücksverhandlungen zum Bau der U-Bahn nicht mit der nötigen Aktivität geführt werden. Außerdem ging bei den langwierigen Verhandlungen zum Verkauf der Alster- Nord-Bahn vom Kreis Pinneberg an das Land Schleswig-Holstein wertvolle Zeit verloren.

26.01.1965: "Man kann auch Industriebetriebe ansiedeln, ohne die Ruhe der Bevölkerung in den Wohnbezirken allzusehr zu beeinträchtigen." Mit dieser Einstellung hat Garstedts Gemeindevertretung kürzlich den Wunsch einer Hamburger Betonfabrik abgelehnt, im Gewerbegebiet an der Aspelohe einen Betrieb zu errichten. Vor der Gemeindevertretersitzung war das Projekt ausführlich im Hauptausschuß behandelt worden. Auf Widerstand stieß dort besonders ein 18 Meter hoher Zementmischturm, den die Fabrik aufstellen wollte. Außerdem fürchtet man den starken Lastwagenverkehr, den diese Industrieansledlung mit sich gebracht hätte. Obwohl das fragliche Gebiet in Privatbesitz ist, ist kaum damit zu rechnen, daß die Fabrik und der Besitzer des Grundstücks versuchen werden, ihren Plan gegen den Wunsch der Gemeinde zu verwirklichen. Im Interesse der nahen Wohnbezirke müßte dann die Gewerbeaufsicht eingeschaltet werden. Im übrigen wird die Gemeinde versuchen, dem Besitzer des Grundstücks im Industriegelände einen anderen Interessenten zu verschaffen, der sich dort mit einem weniger störenden Betrieb ansiedeln kann.

02.02.1965: "Todesstrafe ? ja oder nein". Über dieses Thema spricht Senatspräsident Fritz Valentin am morgigen Mittwoch um 20 Uhr im Garstedter Gemeindehaus, Kirchenstraße 12. Für die Volkshochschule Garstedt, die Kurse für weit über 1000 Teilnehmer durchführt, stellt der Gemeindeetat in diesem Jahr 28 000 Mark zur Verfügung.

03.02.1965: Eine große Düsenmaschine vom Typ "Boeing 727" ist jetzt mit einer Schnellzuglokomotive im Rumpf zum erstenmal über die ganze Länge der neuen Startbahn II in Richtung Garstedt gestartet. Diese technische Bravourleistung ist nur an einer Stelle in Hamburg möglich: auf der riesigen Modellanlage des Hamburger Flughafens, mitten auf dem Gelände des Flughafens Fuhlsbüttel. Jahr für Jahr lassen sich Tausende von Besuchern nur allzugern von der kleinen Wunderwelt der Technik einfangen. Mit der (allerdings vorzeitigen) Inbetriebnahme der Startbahn II ist der Modellflughafen, der im Maßstab 1:500 errichtet wurde, wieder auf den neuesten Stand gebracht. Seit 1956 bestaunen Schulklassen, Besuchergruppen und Reisende aus aller Welt diesen Miniatur- üugplatz, der durch einige technische Kniffe in vollem Betrieb gezeigt werden kann. Eine Kuriosität: Dieser "Flugplatz" ist schon auf Reisen gegangen. In Casablanca und Kairo drängten sich viele um die Anlage, bei deren Anblick man die Illusion hat, man befinde sich etwa 400 Meter über dem Flughafen in der Luft. "Guten Tag, meine Damen und Herren," sagt der Vorführer in seiner Beobachtungskanzel. "Es ist Abend in Fuhlsbüttel. Sie erleben Start und Landung bei Nacht." Mit leisem Rauschen schlie- ßen sich automatisch alle Vorhänge des großen Saals, ein Sternenhimmel aus Glühbirnen an der Decke wird angeknipst. Und dann ein vielstimmiges "Ah": Wie von Geisterhand angezündet, leuchten die weißen, blauen, gelben und roten Lämpchen entlang den Startbahnen auf, drehen sich die Funkfeuer und der Radarschirm, werden winzige Stra- ßenlaternen ihr Licht auf die Umgebung und geht das Licht ir den Maschinen an. Langsam rollen große Viermotorige zum Start, auf dem Leitwerk flackert das rote Drehlicht, ;"ann zieht die Maschine auf der Startbahn los und verschwindet, wie von magischen Kräften gehoben, in den Lüften. Die Illusion ist vollkommen. Dabei ist die Methode der Bastler ebenso einfach wie genial: Die Antriebsaggregate von Schnellzuglokomotiven, aus Modelleisenbahnen ausgebaut, ziehen die großen Vögel auf Gleisen zur Startbahn, und auf einem Damm aus Plastikstoff steigt das Gleis dann in die Höhe. Aber sonst ist alles wie auf einem richtigen Flugplatz. Ständig muß die Beleuchtung überprüft werden, regelmäßig werden alte Maschinen ausrangiert und durch neue Typen ersetzt. Und wie im großen Flughafen beantworten die Vorführer hier unermüdlich immer wieder die gleichen Fragen: Was ein Flugzeug kostet, ob Stewardessen heiraten dürfen und was ein Pilot verdient. Aber eins ist wieder ganz anders als in der Wirklichkeit: Es gibt keinen Motoren- und Düsenlärm, die Elektromotoren laufen fast lautlos. Und man kennt kein schlechtes Wetter. Über Klein Fuhlsbüttel ist der Himmel immer klar

08.02.1965: Die verkehrsreiche Kreuzung am Ochsenzoll in Harksheide soll eine Ampel erhalten. Außerdem hat die Polizei eine besondere Fahrspur für die aus Richtung Garstedt kommenden Rechtsabbieger in die Langenhorner Chaussee vorgeschlagen, um die Kreuzung zu entlasten.

09.02.1965: Die Christusgemeinde in Garstedt hat rund 3000 Mark gesammelt, wovon der Bau einer evangelischen Kapelle im indischen Hochland finanziert werden soll. Der innerhalb weniger Wochen aus freiwilligen Spenden aufgebrachte Betrag wurde jetzt der schleswig-holsteinischen Missionsgesellschaft in Breklnm übergeben. Mit dieser Stiftung will die Garstedter Gemeinde, wie Pastor Martin Faehling betonte, ihren Dank für die im Oktober vergangenen Jahres geweihte Christuskirche in Garstedt zum Ausdruck bringen. Die Kapelle in Indien, die dort von indischen Christen selbst erbaut wird, soll ebenfalls den Namen Christuskirche tragen.

09.02.1965: Um die Verlängerung der Hamburger U-Bahn von Ochsenzoll nach Garstedt ist es stül geworden. Der ursprünglich für Frühjahr 1904 festgelegte Baubeginn wird auch in diesem Jahr nicht nachgeholt werden. Seit Monaten ist man dabei, im Kieler Verkehrsministerium sich einen Überblick über "haushaltsrechtliche und finanztechnische Probleme" zu verschaffen. Das ist der Grund, warum die Hamburger U-Bahn-Bauer in absehbarer Zeit noch nicht anfangen können. 1962, als Hamburg im Zusammenhang mit der Erweiterung des Flughafens in Richtung Garstedt die Verlängerung der U-Bahn zusagte, schien alles klar: Genau im künftigen Ortszentrum an der Ochsenzoller Straße sollte die U-Bahn enden, hier sollte man auf die Alster-Nord-Bahn umsteigen. Aber die schleswig-holsteinische Landesregierung zeigte sich von dem Elan ihrer aufstrebenden Randgemeinde nahe Hamburg nicht besonders beeindruckt. Monatelang wurde verhandelt, ob und zu welchen Bedingungen die Alster-Nord-Bahn vom Kreis Pinneberg an Kiel verkauft werden könne. Monatelang prüfte man die Frage, wie man von der tiefliegenden U-Bahn-Endstation auf die zu ebener Erde liegenden Alster-Nord-Bahn umsteigen könne. Jahr um Jahr verging, bis man in Kiel herausfand, daß es am besten sei, wenn die Dieselwagen der ANB unten auf der U-Bahn-Endstation enden. Allerdings erfordert das besondere Entlüftungsanlagen, und zur Zelt prüft man deshalb im Verkehrsministerium, wie hoch die entstehenden Kosten sind und wer sie tragen soll.- Die sehr zeitaufwendigen und mühseligen Prüfungen in Kiel haben bisher erst ein Ergebnis gehabt: Mindestens 2000 Familien, meist aus Hamburg, werden noch ein paar Jahre langer auf eine neue Wohnung warten müssen. Mit dem Bau des neuen Ortszentrums kann nämlich nicht eher begonnen werden, bis Klarheit über die Lage der U-Bahn- Endstation herrscht. G.M.

17.02.1965: Hamburg, 17. Februar Nur bei schönem Wetter können Flugzeuge vom 1. April bis Ende Oktober den Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel anfliegen. In dieser Zeit ist ausschließlich die Startbahn II (Alsterdorf? Garstedt) in vollem Betrieb. Diese eben verlängerte Betonpiste hat aber kein Instrumentenlandesystem für Schlechtwetterflüge ? kurz I.L.S. genannt. Ein Ausweichen auf die Startbahn I (Niendorf-Fuhlsbüttel), die diese technischen Ausrüstungen hat, ist nicht möglich: Sie wird innerhalb dieser sechs Monate in mehreren Bauabschnitten generalüberholt. Erst im Oktober werden beide Start- und Landebahnen wieder voll benutzbar sein. Eigener Bericnt Dazu sagte Oberregierungsrat Dr. Helmut Reemts vom Amt für Verkehr: "Es ist ein ins einzelne gehender Bauplan aufgestellt, der sicherstellt, daß nach sechs Monaten dje Startbahn I wieder voll benutzt werden kann. Im übrigen besagen jahrelange Erfahrungen der Meteorologen, daß dies die sogenannte Schönwetterzeit für Hamburg ist. in der die Flugzeuge auch ohne dieses Instrumentensystem landen können." Da sich die Bauarbeiten bis in den Spätherbst hineinziehen, muß zumindest im September und Oktober mit Schlechtwetter und damit mit Behinderungen im Flugverkehr gerechnet werden. Was geschieht, wenn bei dieser Großbaustelle die Bautermine nicht exakt eingehalten werden können und sich die Reparatur der Startbahn I über den Oktober hinaus hinzieht, ist nicht abzusehen.

24.02.1965: Die neue Startbahn II des Flughafens Fuhlsbüttel, die in Richtung Norden bis in die Garstedter Feldmark hineinführt, wird in ihrer ganzen Länge von 3620 Metern ab 25. März zu benutzen sein. Dies teilte die Flughafenverwaltung heute vormittag dem Hamburger Abendblatt mit. Am 1. April beginnen dann, wie berichtet, die Reparaturen an der Startbahn I (Groß-Borstel-Fuhlsbüttel). Die Arbeiten sollen so forciert werden, daß diese Bahn ab 1. August wieder für den Mittelstreckenverkehr und ab 1. Oktober dann auch für den gesamten Flugverkehr zur Verfügung steht. Für diese Arbeiten hat der Senat gestern bei der Bürgerschaft die Freigabe von 9,4 Millionen Mark beantragt.

11.03.1965: "Wir hoffen, daß endlich in diesem Jahr mit dem Bau der U-Bahn-Verlängerung von Öchsenzoll nach Garstedt- Birkenweg begonnen wird." Diese optimistische Prognose hat Bürgermeister Horst Embacher vor dem Garstedter Gemeinderat gegeben. Der Grund für diese hoffnungsfrohen Worte: Das Kieler Ministerium für Wirtschaft und Verkehr hat dem Bürgermeister nach reiflicher Prüfung aller Möglichkeiten mitgeteilt, daß es sich für die sogenannte kleine Lösung entschieden hat. Das bedeutet: Vom Bahnhof Ochsenzoll bis zur Ochsenzoller Straße verläuft die Linie in einem Einschnitt, von dort aus in einem Tunnel. Wer dann am Birkenweg in die Alsternordbahn umsteigen will, wird auf Rolltreppen bequem an die Erdoberfläche gelangen. Diese Lösung war übrigens von der Gemeinde schon längst vorgeschlagen und ist auch in einem Bebauungsplan festgelegt. Während der äußerst langwierigen Gespräche über die Fortsetzung der U-Bahn-Linie waren unter anderem auch die Vorschläge diskutiert worden, ganz auf einen Tunnel zu verzichten oder auch die Alsternordbahn beim Birkenweg in einen Tunnel niveaugleich mit der U-Bahn zu legen.

11.03.1965: Eine heftige Debatte quer durch die Parteien hat es auf der Garstedter Gemeinderatsitzung über den Anschluß der Gemeinde an den Zweckverband Hauptsammler West gegeben. Dieser Hauptsammler soll einen Großteil der Abwässer Im Kreis Pinneberg aufnehmen und über ein leistungsfähiges Klärwerk der Elbe zuführen. Die Gemeindevertretung billigte den Beitritt zu dem Zweckverband nur unter der Bedingung, daß der Anteil der Gemeinde an einer Umlage für unvorhergesehene finanzielle Belastungen 2000 Mark nicht wesentlich übersteigt. Die Kommunalaufsicht des Kreises Pinneberg wurde aufgefordert, diese Zusicherung schriftlich zu geben.

17.03.1965: Diese Sportart kennt Deutsche, Europa- und Weltmeister. Bei den Olympischen Spielen 1968 in Mexico City wird sie erstmals ins Programm aufgenommen sein. Einen Weltrekordler allerdings kennt sie nicht. Worum es sich handelt? Cm Skeet, ein legitimes Kind aus der großen Familie der Schießsportarten. Huh! oder Höh! oder Heh! brüllen die Schützön. Sekunden später flitzt eine flache Tonscheibe aus einem etwa fünf Meter hohen Turm. Ein Knall! Die Scheibe zerplatzt in viele kleine Stücke. Dieses Bild bietet sich bei den Skeet-Schützen, die ihren in Deutschland noch relativ jungen Sport aus den USA importiert haben. Sie trainieren vor den Toren Hamburgs in Garstedt. Den Ursprung des Wortes Skeet kann niemand so recht deuten. Manche meinen, es stamme vom schwedischen skyte (schießen) ab. Haymo G. Rethwisch (26) jedenfalls, Hamburgs bisher erfolgreichstem "Skeeter", ist das egal. Er hat es zu einem dritten Platz bei den Europameisterschaften 1964 gebracht und gehört bereits zum Stamm der vier Mann umfassenden deutschen Skeet-Nationalmannschaft. Auf den ersten Blick, meint er, könnte man diesen Sport mit dem guten alten Tontaubenschießen verwechseln. Aber da gäbe es doch erhebliche Unterschiede. Während beim Tontaubenschießen die Scheibe aus einem Bunker geschleudert wird, auf dem der Schütze mit in die Schulter eingezogenem Gewehr postiert ist und "nur noch" abzudrücken braucht, muß der Skeeter die per Zuruf aus dem Turm geschleuderte "Taube" treffen und während eines Durchgangs seine Position mehrmals verändern. Zusätzlich ist ihm vorgeschrieben, das Jagdgewehr in der Hüfte abzustützen. Erst wenn die Scheibe sichtbar wird, darf er es blitzartig in die Schulter einziehen und muß mit einem Schuß die Tontaube treffen. Dadurch, so meinen die Skeeter, wird das Tontaubenschießen interessanter und dem echten Jagdschießen ähnlicher gemacht. Gefeuert wird mit Schrot, aus Gewehren, die bis zu 3000 Mark kosten. Spezialisten wie Rethwisch lassen sie sich nach Maß arbeiten, um so ein Maximum an Treffsicherheit zu erreichen. Bei internationale" Meisterschaften wird von einem Schützen auf. 200 Tauben (bisher 150) geschossen. Da diese Zahl bereits mehrfach erreicht worden ist, gibt es keinen zu überbietenden Weltrekord. Statt dessen werden die Wettkampfbedingungen verschärft. Die schwierigste Übung: Der Schütze muß zwei über Kreuz fliegende Tauben mit zwei Schüssen treffen; von vier verschiedenen Positionen aus. Dazu gehört Nervenkraft und Kondition. Aber Meisterschütze Rethwisch, der in den nächsten Wochen mit der Nationalmannschaft zu einem Schießen nach Moskau fährt, hat auch schon die negative Seite seines Hobbys kennengelernt: Auf dem linken Ohr büßte er etwa 20 Prozent der Hörfähigkeit ein.

18.03.1965: Endlich hat die Garstedter Gemeindevertretung sich über den Bebauungsplan 17 geeignet, der schon mehrfach in geänderten Fassungen bearbeitet worden war. Man ist jetzt bei der ursprünglichen Planung geblieben. Danach wird zwischen der Tannenhof- und der Ochsenzoller Straße ein mehrgeschossiges Gebäude errichtet, das teilsweise auf Stützen stehen soll. Die ursprünglich vorgesehene Tankstelle wird nicht gebaut.

18.03.1965: Eine gute Nachricht für die Mitglieder des Bundes der Schwerhörigen in Hamburg: Es ist jetzt die Voraussetzung für den Bau eines Erholungs- und Freizeitzentrums am Friedrichsgaber Weg in Garstedt gegeben. Schon seit langem hat der Schwerhörigen-Bund auf seinem rund 600 Quadratmeter großen Gelände, das von der Moorbek durchflössen wird, eine kleine, hölzerne Behausung, die bisher oft als Ziel von Wochenendausflügen diente. Jetzt soll dort ein geräumiger Bungalow entstehen, nachdem vom Garstedter Gemeinderat eine Sondergenehmigung für dieses Gebäude außerhalb des Baugebietes erteilt wurde. Sobald der Bungalow steht, werden sich die Schwerhörigen auch für längere Zeit auf ihrem Gelände erholen können. Es werden Zimmer für sechs Personen gebaut, die dort auch ihren Urlaub verbringen können. Außerdem ist ein Aufenthaltsraum mit einer großen Fensterfront vorgesehen. Er ist geeignet für eine längere Rast bei Ausflügen oder für gesellige Veranstaltungen. Eine Kantine wird die Besucher mit Erfrischungen versorgen. Selbstverständlich ist auch an die Kinder und Jugendlichen gedacht. Ein Kinderspielplatz und ein Zeltplatz existieren bereits. Später soll ein großer Teil der Wiese für Spiel und Sport planiert werden. Einige Sorge macht dem Schwerhörigen-Bund noch die Finanzierung der Erholungsstätte. Die Baukosten werden auf 35 000 Mark geschätzt. 8000 Mark Eigenmittel sind vorhanden. Für den restlichen Anteil erhofft sich der Schwerhörigen-Bund eine Beihilfe oder ein Darlehen der Sozialbehörde.

18.03.1965: Aa7" o ist bei einem Haus ?* vorn und hinten?Kann man es einem Menschen, der friedlich beim Kaffeetrinken auf seinem Balkon sitzt, zumuten, daß ihm dieser durch den Staub aus dem Teppich des ein Stockwerk höher wohnenden Mieters angereichert wird? Derart diffizile Fragen schwirrten kürzlich durch den Raum, als mit der Verordnung Garstedts über öffentliche Ordnung und Reinlichkeit vom Garstedter Gemeinderat auch über die Frage des Teppichklopfens be* funden werden sollte. Bald entwickelte sich eine ausgedehnte Debatte über Bürgerrecht und Bürgerpflicht. Im ersten Absatz der Teppichverordnung heißt es, daß weder Matratzen, Fußdecken noch ähnliche Gegenstände straßenwärts auszuklopfen sind. Soweit, so gut. Der Absatz zwei präzisiert dann die Zeiten, zu denen man klopfen darf, und engt außerdem die dafür erlaubten örtlichkeiten ein. Nur Fenster, Balkone und Terrassen und sogar Dächer, welche nach der Verordnung für die Klopferei zugelassen werden. Hier entspann sich dann auch der Streit durch alle Fraktionen um die gefährdete Kaffeepause auf dem Balkon und die quälende Ungewißheit, was denn bei modernen Reihensiedlungen als Vorderfront und Rückseite eines Hauses anzusprechen sei. Als schließlich der Worte mehr als genug gewechselt waren, entschlossen sich die Gemeindevertreter schließlich, schlicht das Ausklopfen zur Straße hin zu untersagen und sich nicht auf detaillierte Bestimmungen einzulassen ? vermutlich in der berechtigten Hoffnung, daß jede Hausfrau auch weiterhin dort klopft, wo es ihr am günstigsten erscheint, vo.

23.03.1965: Nur 14 Tage nach Eröffnung des mit einem Aufwand von 12 Millionen Mark erbauten Flughafentunnels ist die erste große Panne eingetreten: der kostspielige Fußgängertunnel mündet am Garstedter Weg ins Nichts. Das Ortsamt Lokstedt hat keine Mittel mehr, um wenigstens einen notdürftigen Weg für die Passanten herzurichten. In der Bezirksversammlung Eimsbüt tel wandten sich alle drei Fraktionen einmütig an die Baubehörde und forderten sie auf, wenigstens für Betonbegrenzungspfähle an der Straßenkante Mittel bereitzustellen. Damit ist der Garstedter Weg innerhalb weniger Wochen bereits zum dritten Male Gegenstand der Kritik der Abgeordneten : - der vierspurige Ausbau auf dein kleinen Teilstück zwischen Niendorfer Marktplatz und der Straße An der Lohe kann frühestens wegen Grunderwerbsschwierigkeiten 1966/67 begonnen werden, - für den Ausbau des "Reststücks" in einer Länge von vier Kilometern ist bisher noch gar kein Termin bekannt. Das bedeutet, daß der Garstedter Weg ? eine Hauptverbindungsstraße zwischen der Stadt und dem Garstedter Industriegebiet sowie Langenhorn ? noch auf Jahre hinaus in seinem gegenwärtigen verkehrsunsicheren Zustand mit Schlaglöchern und Querrinnen verbleiben muß. Tiefbauexperten verweisen darauf, daß insbesondere der Ausbau vor dem Flughafen tunnel auf außerordentliche Schwierigkeiten stößt, da es keinerlei Umleitungsstraßen in diesem Bereich gibt. Au" diesem Grunde hatten der Ortsausschuß und das Bezirksparlament bereits vor fünf Jahren ? als der Ausbau des Flughafentunnels beschlossen ? und vor drei Jahren ? als im Vertrag mit Garstedt der Ausbau des Garstedter Wegs zugesichert wurde ? auf diese Probleme hingewiesen

25.03.1965: Hamburg, 25. März Heute mittag haben Bürgermeister Edgar Engelhard und Bausenator Rudolf Buch die neue 3620 Meter lange Startbahn II des Hamburger Flughafens Fuhlsbüttel dem Verkehr übergeben. Der Ausbau von Fuhlsbüttel ist damit im wesentlichen abgeschlossen. Als nächsten Schritt beginnt Hamburg jetzt mit dem Bau des Großflughafens bei Kaltenkirchen. Fuhlsbüttel zählt seit heute zu den zehn europäischen Flughäfen, die eine Startbahn von mehr als 3600 Metern besitzen. Das neu geschaffene Startbahnsystem erlaubt die unbeschränkte und von Wettereinflüssen nahezu unabhängige Benutzung des Flughafens durclf sämtliche zur Zeit gebräuchlichen Flugzeuge. Mit seinen technischen Einrichtungen und den vorbildlichen Abfertigungsgebäuden hat Fuhlsbüttel den Weltstandard erreicht. Die stürmische Entwicklung von Fuhlsbüttel gleicht einem Spiegelbild des raschen Aufschwungs, den der Luftverkehr innerhalb weniger Jahrzehnte genommen hat. Als einer der ersten des europäischen Kontinents wurde der Flughafen Fuhlsbüttel 1911 gegründet. 1919 "wurde als eine der ersten Fluglinien der regelmäßige Verkehr zwischen Hamburg und Berlin aufgenommen. Die erste Betonbahn wurde nach dem letzten Krieg durch die britische Militärregierung gebaut. Hamburg übernahm den Flughafen 1950 wieder in eigener Regie. Die Startbahn I hatte damals eine Länge von 1180 Metern, die Startbahn II von 1466 Metern. Um dieses Kernstück herum entstand in den folgenden Jahren das sich heute präsentierende Startbahnsystem. Die Startbahn I wurde auf 3250 Meter, die Startbahn II auf 3620 Meter verlängert. Z Eine besondere Rolle bei dem Ausbau V spielte die Umstellung vom Propellery auf den Düsenverkehr. Fuhlsbüttel wurde y schon sehr frühzeitig von ausländischen y Fluggesellschaften als Absprunghafen für A den Langstreckenverkehr mit Düseny maschlnen benutzt. Der Ausbau der Startbahn I war wegen der umliegenden Wohngebiete nur begrenzt möglich. Günstiger lagen die Voraussetzungen füf die Startbahn II. Mit Zustimmung des Nachbarlandes Schleswig-Holstein und der Gemeinde Garstedt ragt diese Startbahn heute bis in das Gebiet der holsteinischen Gemeinde hinein. Als Gegenleistung erklärte sich Hamburg bereit, die U-Bahn über Ochsenzoll bis nach Garstedt zu verlängern. Außerdem mußte unter der neuen Startbahn II ein 835 Meter langer Straßentunnel gebaut werden, der die Verbindung zwischen Niendorf und Garstedt aufrechterhält. Die Startbahn I kostete 26,1 Mill. DM und blieb damit um 2,5 Mill. DM hinter dem Voranschlag zurück. Gegenüber der ursprünglichen Kalkulation sparte man bei der Startbahn II, die 53,2 Mill. DM kostete, sogar 5,4 Mill. DM ein. An restlichen Arbeiten ist in Fuhlsbüttel für die kommenden Sommermonate die Grundüberholung der Startbahn I geplant. Außerdem beginnt in Kürze der Bau der Fracht- und Posthalle sowie des neuen Radarturms. Der Flughafen, der im. letzten Jahr 1,5 Millionen Fluggäste und 17 500 t Luftfracht und Luftpost registrierte, verfügt heute noch über Kapazitätsreserven. Bei der schnellen Entwicklung des Luftverkehrs ist jedoch zu erwarten, daß diese Reserven zu Beginn der 70er Jahre erschöpft sein werden. Zu diesem Zeitpunkt soll der neue Großflughafen Kaltenkirchen Zur Verfügung stehen. Er liegt 35 km von der Stadtmitte und 24 km von Fuhlsbüttel entfernt. Durch die in Bau befindliche Autobahn Hamburg- Flensburg sowie die Ost- und Westtangenten der Stadtautobahn werden beide Flughäfen günstig miteinander verbunden sein. 'A Die Kosten für Kaltenkirchen werden V auf 350 bis 400 Mill. DM geschätzt. Sobald y die ersten Überschallflugzeuge im Luft- K verkehr eingesetzt werden, wird Ham' g bürg ihnen bei Kaltenkirchen geeignete y Start- und Landemöglichkeiten bieten.

06.04.1965: Die neue Saison der Wurftaubenschützen Hamburgs beginnt am 9. April auf dem Schießplatz in Garstedt, einer der drei Hochburgen Deutschlands im Wurftaubenschießen. Es handelt sich um die zweite Ausscheidung zur Europa- Meisterschaft im sogenannten "Skeet", das über 150 Tauben ausgeschrieben ist

06.04.1965: Mit Hausnummern werden künftig alle bebauten Grundstücke in Garstedt versehen. Die Ziffern werden durch die Gemeinde festgelegt, die die erforderlichen Schilder, blau mit weißer Schrift, beschafft und anbringen läßt Die Kosten müssen die Grundstückseigentümer tragen.

06.04.1965: Wird es noch in diesem Jahre eine neue Propstei Niendorf geben? Sie würde von Langenfelde bis nach Quickborn, von Eidelstedt bis nach Garstedt 35 Pfarrstellen mit rund 130 000 Gemeindemitgliedern umfassen: Über diese wichtige Frage hat die Landessynode und die Kirchenleitung von Schleswig- Holstein zu befinden. Über 350 000 evangelische Christen gehören zur derzeitigen Propstei Blankenese-Pinneberg. Neben Blankenese, Lurup, Flottbek und Pinneberg rechnen u. a. die Pfarrstellen folgender Gemeinden dazu: Langenfelde, Stellingen, Lokstedt, Niendorf, Schneisen; Garstedt, Harksheide und Friedrichsgabe. Ein solch großes Gebiet ist nur schwer zxt durchdringen und geistlich schwierig zu leiten. Empfohlen wurde deshalb eine Teilung in die Propsteien Blankenese, Pinneberg und Niendorf. Diese von den ßJTOPdBiettt gewünschte Dreiteilung, herücksichtigt, daß gerade im Nordwesten Hamburgs beiderseits der Landesgrenzen die Bevölkerung um Zehntausende von Einwohnern gewachsen, ist. Die organisatorische Aufteilung ist ctajhaübiaach Ansicht der Pruste! Pinneberg ein Gebot der Stunde. Diese Propstei ist von 200 000 Christen im Jahre 1960 auf 350 000 Gemeindemitglieder in diesem Jahr weitergewachsen und wird 1970 die halbe Million erreicht haben.

08.04.1965: Die Volksschule an der Niendorfer Straße in Garstedt wird erweitert. Geplant sind eine moderne Turnhalle, die mit dem kürzlich fertig gewordenen Neubauteil durch einen überdachten Gang verbunden ist. In einem weiteren Bauabschnitt soll die Schule einen Gymnastikraum erhalten.

08.04.1965: Gesucht werden: Sechs Anwärter für die deutsche Nationalmannschaft, ein internationaler Hamburger Skeet-Meister und eirl Träger des Großen Preises von Hamburg. Auf ihrem Schießstand in Garstedt jagen die Schützen wieder Tontauben. Zahlreiche Ausländer sind dabei. (Beginn Sbd. 7.45 Uhr, Stg. 7.45 Uhr.)

13.04.1965: Die Hamburger Skeet-Schlitzen kamen diesmal nicht so recht zum Zuge. Bei der Jagd auf Tontauben in Garstedt konnten sie sieh nicht erfolgreich durchsetzen. Sieger im "Großen Preis von Hamburg" (150 Schuß) und der IV. Internationalen Meisterschaft (100 Schuß) wurde der Deutsche Meister Konrad Wirnhier (Pfarrkirchen) mit 144 und 96 Treffern. Der Schwede Standar konnte mit 141 und 95 Treffern den Platz belegen. Auf Platz fünf (136) und sechs (90) kam der Hamburger Freiherr von Langen. Nationalmannschaftsmitglied Haymo Retwisch (Hamburg) mußte sich mit dem zehnten Rang begnügen. In der Mannschaftswertung lag Schweden (381) vor Hamburg (351) und Pfarrkirchen. (345)

22.04.1965: Gutcnbcrgring wird eine neue Straße im Garstedter Industriegebiet am Ncttelkrögen heißen. An der Straße liegen Papier- und Druckereifirmen.

22.04.1965: Um den Namen für den Flughafentunnel unter der Startbahn 2 Ist Jetzt ein Streit zwischen Hamburg und Garstedt entbrannt. Das Fuhlsbüttler Ortsparlament hatte in Übereinstimmung mit den Hamburger Behörden beschlossen, ihn Krohnstieg-Tunnel zu nennen, weil er in der Verlängerung der gleichnamigen Straße liegt. Garstedts Bürgermeister, Horst Embacher, will jetzt den Namen Ohemoor- Tunnel vorschlagen. Das Moor sei für Hamburg und Schleswig-Holstein ein Begriff. Außerdem erinnert der Bürgermeister daran, daß etwa 100 Meter des verlängerten Krohnstieges auf Garstedter Gebiet liegen. Hier habe Garstedt das Recht, einen Namen "auszusuchen".

29.04.1965: Die Garstedter und Niendorfer haben wieder Ärger mit der Startbahn II des Flughafens Fuhlsbüttel: Im Garstedter Gemeinderat ist kürzlich die Frage gestellt worden, wie man verhindern könne, daB die Flugzeuge bereits kurz nach dem Abheben in einer Kurve über Garstedt und dem nördlichen Niendorf eindrehen und mit ihrem Lärm die Siedlungen überschütten. Wie Bürgermeister Embacher dazu berichtete, werden die Piloten zwar angehalten, nach dem Start zunächst noch eine gewisse Strecke geradeaus zu fliegen und erst über freiem Gelände auf ihren eigentlichen Kurs einzudrehen, doch geschehe dies in vielen Fällen nicht. Embacher sagte weiter, die Flughafe^ileitüng habe ihm erklärt, die Piloten seien "in ihren Entscheidungen völlig unabhängig und könnten nicht gezwur^en weifen, nach dem k Start m.rnechst efne-gpwisse Strecke geradeaus zu fliegen"; Man 'könne höchstens über die Luftverkehrsgesellschaften "erzieherisch" auf die Piloten einwirken. Zu dieser für den Gemeinderat natürlich nicht sehr befriedigenden Erklärung sagte Gemeindevertreter Krüger, Hamburg habe seinerzeit beim Bau der Startbahn II entsprechende Zusagen gegeben. Immerhin wird jetzt erwogen, in einiger Entfernung vom Ende der Startbahn ein Peilfeuer anzulegen, das nach dem Abheben angesteuert werden müßte.

29.04.1965: Wann darf in Garstedt auf Tontauben geschossen werden? Ist es nicht möglich, den Lärm stärker als bisher einzudämmen? Um diese Fragen geht es wieder einmal in der Gemeinde, nachdem vor kurzem auf dem Tontaubenschießstand des Hanseatischen Jagd- und Sportschießklubs besonders heftig geballert worden war. Am 9. und 10. April wurden dort die besten Tontaubenschützen der Bundesrepublik ermittelt, die Deutschland bei den Europameisterschaften in Lissabon vertreten sollen. Im Ordnungsamt der Gemeinde heißt es zu diesen Beschwerden: "Wir haben nichts gegen die Schützen, aber der Klub sollte endlich etwas tun, damit der Lärm geringer wird." Heymo Rethwisch vom Vorstand des Schießklubs meint dazu allerdings: "Es besteht kaum eine Möglichkeit, den Lärm stärker einzudämmen. Wo geschossen wird, knallt es nun einmal." Er glaubt jedoch, daß man im Klub durchaus zu Verhandlungen bereit wäre, wenn die Gemeinde Garstedt ein besseres Gelände anbieten könnte und außerdem eine Entschädigung für die bisherigen Investitionen leisten' würde. Ganz besonders über die Erlaubnis, an Sonntagen zu schießen, sind die Meinungen geteilt Die Schützen beanspruchen das Recht, an vier Sonntagen im Jahr nach eigener Wahl schießen zu dürfen. Die Gemeinde dagegen will ein generelles Schießverbot für Sonntage erreichen und sich das Recht für Ausnahmegenehmigungen vorbehalten. In dieser Frage wird zur Zeit vor dem Verwaltungsgericht in Schleswig verhandelt. J. V.

25.05.1965: Garstedt hat eine eigene Polizeiabteilung erhalten! Die Leitung der Garstedter Polizeiabteilung befindet sich an der Ochsenzoller Straße 71 im Hause der Revierwache. Ihr sind die Polizeiposten in Garstedt, Friedrichsgabe, Quickborn, Hasloh und Bönningstedt unterstellt. Die bisherige Polizeiabteilung in Quickborn ist aufgelöst worden.

03.06.1965: Einigung zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein: Im September wird mit dem Bau der U-Bahn-Linie von Ochsenzoll nach Garstedt begonnen. Sie war 1962 Garstedt als Ausgleich für die Erweiterung des Flughafens auf Garstedter Gebiet zugesichert worden. Verhandlungen über Eigentumsverhältnisse verzögerten bisher den Baubeginn. Der U-Bahnhof Garstedt liegt mitten im unbebauten Weideland, das nach dem Aufbauplan künftig das Zentrum der Gemeinde wird. Hier entsteht zur Zeit ein Gymnasium. Im Herbst wird der Grundstein für ein Amtsgericht und eine Bücherhalle gelegt. Der Baubeginn für ein großes Einkaufszentrum mit Kaufhaus an dieser Stelle steht ebenfalls bevor.

29.06.1965: Die Alsternordbahn von Garstedt nach Ochsenzoll wird an Hamburg verkauft. Dieser Vertrag ist vom Pinneberger Kreistag gebilligt worden. Der übrige Teil der Strecke wird von der Alsternordbahn GmbH betrieben, an der das Land mit 76 Prozent beteiligt ist. 24 Prozent soll Hamburg übernehmen.

01.07.1965: Die Haushalte der beiden größten Gemeinden im Norden Hamburgs ? Garstedt und Harksheide ? haben in diesem Jahr erstmalig die Grenze von sechs Millionen überschritten. In Garstedt wurde der Haushalt auf 6,05 Millionen Mark, in Harksheide auf 6,14 Millionen Mark festgesetzt.

01.07.1965: Hauptbrandmeister Wierecky aus Garstedt wurde als stellvertretender Kreiswehrführer der Feuerwehr vom Pinneberger Kreistag bestätigt.

06.07.1965: "Als ich vor einigen Jahren den Pfarrbezirk Heidberg im Norden Garstedts übernahm, glaubte ich, in eine Wildnis zu kommen. Jetzt hat sich dieses Gebiet so entwickelt, daß wir eine neue Kirche bauen können." Mit diesen Worten kennzeichnet Pastor Helmut Schie das Wachstum seines Gemeindebezirkes. Am Heidberg werden neben dem Pastorat jetzt Kirche und Jugendheim ge baut. ; ? Der Neubau C^HK^^^H ist mittlerweile jf^^L^ "^^B auch dringend -^Hk^' ''^B notwendig geworden. Jetzt SRHHKvPJfl zählt die Paul- V^^^V Gerhard-Gemeindemitglie- p/^HH^^^^H der. In einigen K^I|HP^^HB Jahren, so meint m Pastor Schie, ---" '^ mK können es rund 10 000 sein, da im Norden Garstedts ständig neue Wohnblocks aus dem Boden wachsen. Bisher stehen für die Gemein Pastor Helmut Schie : Bald 10 MO Gläubige W? dearbeit am Heidberg nur ein bescheidener Kirchensaal und ein Konfirmandenraum zur Verfügung. An eine intensive Jugendarbeit ist kaum noch zu denken. Daher begrüßt es der Pastor, daß die jungen Leute in seiner Gemeinde vielleicht schon in diesem Winter das Jugendheim mit Bastei- und Gemeinschaftsräumen beziehen können. Die Kirche, von dem Ulzburger Architekten Erhard Peters entworfen, soll Mitte nächsten Jahres fertig sein. Sie wird aus roten Klinkersteinen gebaut. An den Seiten des Kirchenschiffs entstehen verglaste Gänge. Der 30 Meter hohe Glockenturm ist freistehend und bekommt einen kleinen Balkon für Posaunenbläser. Einen besonderen Wunsch hat Pastor Schie noch: Am liebsten hätte er den Bau eines kirchlichen Zentrums mit einem Sportplatz begonnen. Aber dazu fehlt der Platz. Der 40jährige Pastor war in jungen Jahren begeisterter Fußballspieler in der Jugendmannschaft des Berliner Vereins Tennis Borussia.

13.07.1965: Der Beschluß über den Flächennutzungsplan steht heute abend um 19 Uhr im Mittelpunkt der Garstedter Gemeindevertretersitzuing im Rathaussaal. Es werden dabei noch Anregungen und Bedenken zu diesem Plan behandelt. Außerdem werden die Vorsitzenden des Finanzausschusses sowie der Schulpflegeschaft über ihre Arbeit berichten.

20.07.1965: Nur 28 Männer und 20 Frauen, die zur Zeit arbeitslos sind, haben sich im Juni bei der Außenstelle Garstedt des Arbeitsamtes Elmshorn gemeldet. Damit ist in diesem Bereich die niedrigste Arbeitslosemzahl seit langem erreicht. Im Mad waren es noch 42 Männer und 32 Frauen.

22.07.1965: Die Garstedter Gemeindewerke haben am Haßloher Weg, Ecke Spann, eine neue Transformatorenstation in Betrieb genommen. Die Energie aus einer 10 000- Volt- Leitung wird durch den Transformator in 380 Volt umgewandelt. Diese neue Station ist notwendig geworden, weil durch zunehmende Mechanisierung und Elektrifizierung der "4"crwirtschaftlichen Betriebe dtts En£r- "giipnetz überlastet war. . . , . , ...

12.08.1965: "Schluß mit dem Nebeneinander der Planung der Kreise Pinneberg, Stormarn und des Bezirkes Nord." Diese Forderung erhebt die Kreistagsabgeordnete Margarita Lillelund, Vorsitzende der FDP-Fraktion in Garstedt. Sie will, daß bei den örtlichen Planungen künftig mit den unmittelbaren Nachbarn enger zusammengearbeitet wird. Heute ist es so, daß die Parlamente in Eppendorf, Fuhlsbüttel, Garstedt und Harksheide nicht wissen, was in den betreffenden Nachbargemeinden in der nächsten Zeit geplant ist. Zwar gibt es eine Zusammenarbeit zwischen Schleswig-Holstein und Hamburg, zwar praktiziert Eimsbüttels Bezirksamtsleiter Dr. Harald Sieg einen engen Arbeitskontakt mit dem Landrat des Kreises Pinneberg, Dr. Sachse. Dennoch: Von örtlichen Detailplanungen erfährt die Nachbargemeinde immer erst, wenn das Vorhaben verwirklicht ist. Die Folge ist, daß man Landes- und Kreisgrenzen im Norden Hamburgs meist an unterschiedlicher Bebauung, verwilderten Flächen und ganz unterschiedlich gepflasterten Straßen und Wegen erkennt. "Für eine Zusammenarbeit mit den Nachbargemeinden", meint Margarita Lillelund, "braucht man keine neuen Ausschüsse und Kommissionen." Aber es müsse gewährleistet sein, daß man bei Beratungen über die Zukunft der Gemeinde genau weiß, was die Nachbargemeinde im Grenzgebiet durchführt und vorhat. mor.

24.08.1965: Die hamburgnahen Randgemeinden müssen mehr als bisher unterstfitzt werden! Das ist das Fazit einer Arbeitsbesprechung, an der Kommunalpolitiker der FDP aus den Hamburger Bezirken Altona und Eimsbüttel und aus den Nachbargemeinden Wedel, Schenefeld, Pinneberg und Garstedt teilnahmen. Regierungsrat Hugo Chili, Kreisvorsitzender seiner Partei in Pinneberg, ergänzte: "Das Wachsen der Wirtschaft und der Bevölkerung ist wichtiger, als die Verwirklichung von irgendwelchen Plänen." Und das ist der kommunalpolitische Hintergrund: In den letzten zehn Jahren sind am Rande von Hamburg Gemeinden wie Wedel, Pinneberg und Garstedt rasch gewachsen. Hier haben sich in zunehmendem Maße Hamburger Wirtschaftsbetriebe angesiedelt. Der Wohnungsbau stieg sprunghaft. Die Einwohnerzahl der Gemeinden vervielfachte sich. Die Konzeption des Landes Schleswig- Holstein ist jedoch ganz anders: Nicht die hamburgnahen Gemeinden sollen gefördert werden, sondern jene Orte, die an sogenannten Endpunkten der Ausfallstraßen von Hamburg liegen, wie etwa Elmshorn oder Ulzburg. Um diesen Widerspruch zwischen Plan und Wirklichkeit zu überbrücken, soll eine parlamentarische Arbeitsgruppe gebildet werden, der FDP-Abgeordnete aus den Kreisen Pinneberg, Stormarn, Segeberg und aus dem Kreis Herzogtum Lauenburg angehören. Diese Arbeitsgruppe soll sich besonders der Probleme dieser Randgemeinden annehmen. Dr. Hugo Chili: Die Gelder aus dem gemeinsamen Förderungsfonds, in den Hamburg und Kiel einzahlen, müssen wirklich nur den förderungswürdigen Gemeinden zukommen. Eine andere Schwierigkeit: Direkte Gespräche zwischen Abgeordneten von Nachbargemeinden über Landes- und Kreisgrenzen hinweg sind nicht gern gesehen. Das sollte nicht so sein. Hamburger Ortsamtsleiter sollten nicht kritisiert werden, wenn sie mit Bürgermeistern aus dem Kreise Pinneberg "Grenzgespräche" führen, meinten die FDP-Abgeordneten

26.08.1965: Auf dem Flughafen Fuhlsbüttel wird Jetzt das modernste Löschsystem eingebaut, das es zur Zeit gibt. Dies teilte Flughafen-Direktor Dr. Uwe Christiansen gestern dem Hamburger Abendblatt bei einer Rundfahrt der Baubehörde mit Parallel zu den beiden großen Startund Landebahnen I und II werden große Wasserleitungsrohre gezogen, die im Abstand von 300 Metern Hydranten erhalten. Von diesen Hydranten aus können Schaumlöschfahrzeuge in einem Notfall das Wasser entnehmen. Bisher existierten solche Wasserentnahmestellen nur am Rand des Flugplatzes. Mit der Generalüberholung der Startbahn I und dem Neuausbau der Startbahn II sind die Bauvorhaben auf dem Flughafen im wesentlichen abgeschlossen. Nur die Luftwerft der Deutschen Lufthansa beabsichtigt noch eine Erweiterung ihrer Werkstätten. Die am meisten benutzte Start- und Landebahn wird nach den Worten von Dr. Christiansen die wiederhergestellte Bahn I zwischen Niendorf und Langenhorn sein. Sie verfügt über ein Instrumentenlandesystem (ILS) für die aus Richtung Langenhorn einfliegenden Maschinen. Falls der Flughafen ein zweites Instrumentenlandesystem erhält, würde es auf der gleichen Betonpiste für die aus Richtung Niendorf landenden Flugzeuge installiert werden. Die nach Garstedt hin verlängerte Piste II ist eine Nebenbahn, auf der im wesentlichen nur Starts durchgeführt werden sollen. Ein Instrumenten-Landesystem soll hier vorläufig nicht installiert werden. Damit trägt die Betonpiste Niendorf ? Langenhorn auf Grund der in Hamburg vorherrschenden Westwinde nach wie vor die volle Last des Flugbetriebes. Die Hoffnungen derer, die glaubten, daß der Ausbau der Startbahn nach Garstedt einen fühlbaren Rückgang des Flugbetriebes über Niendorf und Langenhorn mit sich bringen würde, haben sich nicht erfüllt

31.08.1965: Das hat es noch nicht gegeben: In Garstedt wird am Birkenweg zur Zeit ein modernes Gymnasium gebaut. Wenn es zu Ostern nächsten Jahres bezogen wird, ist es bereits zu klein. Nur sofortige Erweiterungspläne oder der Neubau einer zweiten Oberschule im benachbarten Harksheide, können aus diesem Dilemma helfen. Der erste Bauabschnitt des neuen Gymnasiums umfaßt 12 Klassenräume, die dazu gehörenden Fachräume sowie den Verwaltungsteil. Die Planungen für diese Schule sind mehr als drei Jahre alt. Schon damals forderten die Garstedter Gemeindeväter einen großzügigen Schulneubau. Denn außer aus Garstedt, Harksheide und Friedrichsgabe kommen auch von weiteren Gemeinden, wie Glashütte, Schüler für dieses Gymnasium in Betracht. In den letzten zwei Jahren begann in der Mittelschule am Aurikelstieg in Garstedt der Aufbau der Klassen für die zukünftige Oberschule. Im Herbst dieses Jahres gibt es nun bereits viermal eine Sexta, dreimal eine Quinta, zweimal eine Quarta und einmal eine Untertertia. Das sind zehn Klassen mit 356 Schülern. Im nächsten Jahr wird die Untertertia zur Obertertia und geteilt in einen mathematischen und eine sprachlichen Zweig. Das sind dann elf Klassen. Bisher rechnet man mit mindestens vier Anfängerklassen zu etwa 25 Schülern. Das sind 15 Klassen, der Schulneubau hat nur 12 Klassenräume, vom ersten Tag an müssen also drei Fachräume für Physik, Chemie und Biologie für den Normalunterricht mitbenutzt werden. Aus der Sicht der Landesregierung in Kiel ist diese Situation nicht alarmierend. Sie hat verfügt, daß auch noch Schüler aus Quickborn das neue Garstedter Gymnasium mit besuchen sollen. Unmittelbar an den ersten Bauabschnitt mit 12 Klassenräumen schließt sich ein zweiter mit sechs Klassenräumen an. Sollte man ihn gleich auf 12 Klassenräume erweitern? Dafür müßten zusätzliche Mittel vom Land freigegeben werden. Oder die Gemeinde Harksheide müßte unverzüglich mit dem Bau der geplanten zweiten Oberschule beginnen. Die Zeit drängt, und es gibt schon Anfragen von Eltern von Ochsenzoll und Langenhorn, die ihre Kinder nicht mehr in den überfüllten Fuhlsbütteler Gymnasien unterbringen können, mor.

31.08.1965: Wer in Niendorf, Langenhorn, Lokstedt oder Stellingen wohnt, hat sich in der letzten Woche wieder an verstärkten Düsenlärm gewöhnen mllssen. Wie bereits kurz berichtet, dient die reparierte Startbahn I (Niendorf ? Langenhorn) als Hauptbahn für Starts und Landungen. Die neue Startbahn II (Borstel ? Garstedt) ist nur als Nebenbahn für die sogenannten Schen-Wetter-Starts bei Ostwind vorgesehen.

02.09.1965: Muß eine stadtbekannte Ladenstraße im Norden Hamburgs, der Schmuggelstieg in Ochsenzoll, dem Straßenverkehr geopfert werden? Baubehörde und Landesplanung haben plötzlich ein bemerkenswertes Vorhaben gestrichen: auf ein Geschäftszentrum am Ochsenzoll wird ganz verzichtet, übrigbleiben soll lediglich eine Ladengruppe. Zentren liegt das Gebiet um den Bahnhof Ochsenzoll. Die Landesplanung will untersuchen, ob unimittelbar am U- Bahnhof Ochsenzoll eine moderne Wohnsiedlung gebaut werden kann. Weitere Überlegungen, die die Stadtplanung des Bezirksamts Hamburg Nord demnächst prüfen wird, sind: - Vergrößerung des vorhandenen Busbahnhofs und - Anlage eines Park-and-Ride-Platzes für etwa 500 Autos aus den nördlichen und nordöstlichen Vororten. Obwohl über die einzelnen Überlegungen im Stunde noch nicht" gesagt werden kann, steht bereite fest, daB bei der Schaffung einer neuen Ladengruppe die beliebte Einkaufsstraße Schmuggelstieg verschwinden muß. Durch ihn wird eine moderne Autoverkehrsstraße nach Norden verlaufen. Da im nächsten Jahr die U-Bahn vom Bahnhof Ochsenzoll bis nach Garstedt hineinfahren wird, soll jetzt in den parlamentarischen Ausschüssen die Neugestaltung rund um den Ochsenzoll durchgesprochen werden. Die Baubehörde ist der Meinung, daß zwei große Einkaufszentren im Norden Hamburgs genügen: - An der U-Bahn-Endstation Garstedt wird sich bereits ab 1966/67 ein solches Zentrum für den Bereich Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe und Ulzburg entwickeln. - Am U-Bahnhof Langenhorn Mitte ist durch das Geschäftszentrum am Krohnstieg und an der Tangstedter Landstraße, durch den Wochen/markt und durch die Planung eines Kaufhauses ein zweites Einkaufszentrum entstanden.

20.09.1965: Wahlergebnis Garstedt: CDU 4043 (1961: 2796), SPD 4034 (3231), FDP 1213 (1253), AUD 6 (? ), DFU 156 (126), NPD 141 (? ).

24.09.1965: Rund elf Prozent aller in Hamburg Beschäftigten wohnen nicht in Hamburg. Sie kommen jeden Morgen aus den schleswig-holsteinischen oder niedersächsischen Randgebieten zur Arbeit in die Hansestadt und fahren nachmittags wieder über die Grenze des Stadtstaates zurück. Die Behörden bezeichnen diesen "halben" Hamburger als Pendler. Ihre Zahl wächst ständig. Der Großraum Hamburg als wirtschaftliches Ballungsgebiet hat heute etwa drei Millionen Bewohner, davon im Bundesland Hamburg nur wenig mehr als 1,3 Millionen. Die Zahl der in Hamburg Beschäftigten gibt die Statistik mit 954 000 an. Von den insgesamt 106 000 Pendlern wohnen allein 78 000 in den schleswig-holsteinischen Randgebieten. Im einzelnen verteilen sich diese Pendler zur Hauptsache: ? Gemeinde Ahrensburg 5100 ? Gemeinde Wedel 4400 ? Gemeinde Garstedt 3800 ? Gemeinde Pinneberg 3700 ? Gemeinde Elmshorn 2800 ? Gemeinde Harksheide 2800 ? Gemeinde Geesthacht 2700 - Gemeinde Schenefeld 2500 ? Gemeinde Reinbek 2300 In Garstedt. Reinbek, Ahrensburg, Buchholz und Wedel ist demnach etwa jeder zweite Berufstätige in Hamburg beschäftigt. Wesentlich geringere Zahlen meldet das niedersächsische Randgebiet: Gemeine Buxtehude 1600. Gemeinde Buchholz 1400, Gemeinde Meckelfeld 1200. Lüneburg-Stadt 1200. Gemeinde Wulmstorf 1100, Gemeinde Winsen 1000. Die Statistiker sind davon überzeugt, daß die Pendler-Ströme in den nächsten Jahren erheblich wachsen werden. Wesentliche Voraussetzungen dafür sind die Fertigstellung der neuen Geesthachter Eibbrücke, die Einrichtung einer Autofähre über die Unterelbe und die angekündigte Elektrifizierung der Bundesbahn in Richtung Stade. Andererseits suchen sich auch immer mehr Hamburger einen Arbeitsplatz außerhalb der Stadtgrenzen. So sind heute 3900 Personen in Schleswig-Holstein und 3300 in Niedersachsen beschäftigt. Die Randgebiete profitieren demnach erheblich von Hamburg. Dafür nur eine Zahl: 40 Prozent aller Industriebetriebe mit mehr als 100 Mitarbeitern, die in Schleswig-Holstein nach dem Kriege neu entstanden, liegen in den Hamburg-Randkreisen Pinneberg, Stormarn, Herzogtum Lauenburg und Segeberg

28.09.1965: Bis zum späten Abend dröhnte gestern der Lärm der Flugzeugmotoren über die dichtbebauten Stadtteile Eilbek, Uhlenhorst, Barmbek und Ohlsdorf hinweg. Die Maschinen konnten nur auf der neuen Startbahn II (Fuhlsbüttel ? Garstedt) starten und landen. Die Startbahn I (Niendorf ? Langenhorn) bleibt bis zum Monatsende vollständig gesperrt, weil noch restliche Reparaturarbeiten ausgeführt werden müssen. Wie die Flughafenverwaltung versichert, wird die in den letzten Monaten ausgebesserte Startbahn I jedoch termingemäß am 30. September in vollem Umfang in Betrieb genommen. Der größte Teil des Verkehrs wird dann wieder über diese Startbahn abgewickelt.

01.10.1965: Zehntausende von Hamburger Familien in den dichtbebauten Stadtteilen zwischen der Innenstadt und dem Flughafen haben jetzt wieder mehr Buhe. Pünktlich zum 30. September wurde gestern die General- überholung der Startbahn I (Niendorf-Langenhorn) abgeschlossen. Ab heute kann wieder über beide Startbahnen (die Startbahn II liegt zwischen Fuhlsbüttel und Garstedt) gelandet und gestartet werden. Dabei wird die Flughafenverwaltung ? soweit es irgend geht ? An- und Ausflüge Ober die enger bebauten Stadtgebiete vermeiden. In der Hauptsache werden Garstedter, Niendorfer und Langenhorner den Flugverkehr über sich ergehen lassen müssen. Bei Nebel werden in erster Linie die Menschen In Langenhorn den Motorenlärm zu hören bekommen. Die Erneuerung der alten Startbahn I, die nach dem Kriege von der damaligen britischen Besatzungsmacht angelegt wurde, kostete 9,4 Millionen Mark. Diese Bauarbeiten sind für die Flughafenverwaltung heute schon Vergangenheit. Als nächstes Projekt wird jetzt der neue Radarturm vollendet. Er soll schon gegen Ende des Jahres in Betrieb genommen werden. Aber auch dann werden die Bauarbeiter den Flughafen noch nicht verlassen. Sobald die Bürgerschaft die Mittel freigegeben hat, wird der Bau der neuen Frachthalle in Angriff genommen. Wie die Zahl der Fluggäste steigt nämlich auch das Frachtaufkommen in Fuhlsbüttel in immer schnellerem Tempo. 1.

07.10.1965: Ein Parkplatz wird nach Beschluß des Kleingartenausschusses der Gemeindevertretung für den Garstedter Kleingartenverein Am Spann eingerichtet werden.

07.10.1965: Rund 500 Wohnungen sind zur Zeit in Garstedt im Bau. Eines der größten Bauvorhaben werden die drei achtgeschossigen Hochhäuser mit 92 Wohnungen von der Stiftung Adlershorst im Bereich der Ochsenzoller Straße/Danziger. Straße sein. Die zum großen Teil frei finanzierten Wohnungen liegen zwar in* der Nachbarschaft der künftigen U-Bahn-Linie nach Garstedt, die aber in diesem Teil als Einschnittbahn unterhalb der Erdgleiche fahren wird. Außerdem ist eine dichte Abpflanzung vorgesehen. Zur Zeit gibt es in Garstedt sieben Hochhäuser, vier weitere sind geplant. Fast bezugsfertig ist das neue Sportler- und Jugendheim auf dem Falkenberg in Harksheide, das mehrere Gruppen-, Aufenthalts- und Versammlungsräume umfaßt.

13.10.1965: In Billstedt und in Garstedt steht dem Bau neuer Ortszentren nun nichts mehr im Wege. Ortsausschuß bzw. Gemeindeparlament haben gestern abend die Bebauungspläne gebilligt. Zwischen Möllner Landstraße, Steinfurther Allee und Umgehungsautobahn in Billstedt wird ein ganz neuer Stadtteil für rund 4000 Menschen entstehen. Er soll durch die Verlängerung der U- Bahn verkehrstechnisch erschlossen werden. ? In Garstedt wird rund um die U-Bahn-Station Birkenweg ein Mittelpunkt der Gemeinde für rund 5000 Menschen mit Einkaufszentrum, Verwaltung und Gymnasium errichtet. Die Verlängerung der U-Bahn von Ochsenzoll bis Birkenweg ist bereits beschlossene Sache.

14.10.1965: Das ist ein bedeutender Schritt der Großgemeinde Garstedt vom Dorf zur Stadt: Mit diesem Bebauungsplan Nr. 13 verabschiedeten die Ratsherren die Planung für das neue Ortszentrum. Ihr Ziel ist klar und wird schon in wenigen Jahren erreicht sein: Bund um die U-Bahn-Station Garstedt sollen ein modernes Einkaufszentrum, der neue Verwaltunesmittelpunkt und eine Hochhaussiedlung, einen Ortskern bilden. Die Voraussetzung für die Errichtung der Bauten, die auf dem Modell zu sehen sind und die in das Geviert zwischen Ochsenzoller Straße, LUtjenmoor und Garstedter Feldweg eingebettet liegen, ist der unverzügliche Bau der V- Bahn von Ochsenzoll nach Garstedt. Er sollte eigentlich in diesem Herbst beginnen. Sie unterquert als offene Einschnittbahn ? zunächst eingleisig ? die Ochsenzoller Straße und verschwindet dann in einem Tunnel, der am Birkenweg in den unterirdischen U-Bahnhof Garstedt einmündet. Von hier geht man ein paar Stufen hinauf, um mit der Alsternordbahn nach Norden weiterzufahren. Kaufhous-Konzern baut Unmittelbar neben der U-Bahn-Linie aber wird sich ein Einkaufszentrum befinden, das auf die Garstedter, aber auch auf die Nachbargemeinden eine große Anziehungskraft ausüben solL Deutlich erkennt man auf dem Modellfoto das große moderne Kaufhaus, das ein bekannter Konzern einrichten will und auf dessen Dach 500 Kraftfahrzeuge abgestellt werden können. Die Parkplatzfrage ist überhaupt großzügig gelöst: insgesamt 2000 Abstellflächen für Autos sind ausgewiesen. An das Kaufhaus schließen sich nach Norden vier 12geschossige Hochhäuser an, in denen über 200 Familien wohnen werden. Sie sind durch zweigeschossige Ladentrakte, Büros und Geschäfte miteinander verbunden. Im Anschluß daran ist ? etwa auf der Höhe des heutigen Birkenwegs ? ein Wochenmarkt vorgesehen. Da hinter dem Kaufhaus und den vier Hochhäusern und auch neben der U- Bahn-Trasse reichlich Parkplätze vorgesehen sind, glauben die Planer, daß die Hauptstraße zwischen Kaufhaus und Gymnasium ausschließlich für Fußgänger sein sollte. Die Passanten dieser Straße finden gegenüber der modernen Ladenstraße direkt nebeneinander alle jene Baulichkeiten, die ein modernes, Gemeinwesen ausmachen. Es sind von Süden nach Norden die katholische Kirche, das Rathaus, das Amtsgericht, ein Gebäude für öffentliche Zwecke, vielleicht für die Polizei, ein Schwimmbad mit Schwimmhalle, die öffentliche Bücherei und die Volkshochschule. Wobei Bürgermeister Horst Embacher Wert auf die Feststellung legt, daß der Verwaltungsbau für das Rathaus möglicherweise der letzte aller Neubauten sein soll. Zwei neue Kirchen Getrennt durch einen breiten Grünzug erkennt man dahinter zur Straße Lütjenmoor gelegen die Volksschule mit der geplanten Erweiterung, eine neue evangelische Kirche und ein etwa 20geschossiges Hochhaus, das den langen Schornstein des Heizwerkes aufnehmen wird, der dieses Ortszentrum mit Wärme und Warmwasser versorgen wird. Daneben sollen nach den Vorstellungen der Planer weitere, etwa siebengeschossige Häuser für insgesamt 1500 Familien entstehen. Das alles sind keine vagen Zukunftspläne, sondern Vorstellungen, die Zug um Zug verwirklicht werden: e Vorhanden sind bereits die ersten neuen Wahnbauten an der Garstedter Feldstraße in der Nähe der Alsternordbahn, e im Bau ist das neue Gymnasium am 'Birkenweg und e die neue öffentliche Bücherhalle. ? Der erste Spatenstich für das Gebäude des Amtsgerichts wird in Kürze s£6ttcLU* Wenn alles gutgeht, ist das neue Ortszentrum bis 1970 fertig. Dann wird die n Gemeinde nach vorsichtigen Schätzungen etwa 25 000 Einwohner zählen. Denn eines ist sicher: die starke Anziehungskraft der Hamburger Randgemeinde auf baulustige Privatleute und Ge- Jeder dritte Vertriebener Garstedt ist heute etne Großgemeinde mit bald 18 000 Einwohnern, über 1000 Personen, zumeist aus Hamburg, ziehen Jahr für Jahr zu. Jeden zweiten Tag wird im Garstedter Standesamt eine Ehe geschlossen. Jeder dritte Bürger dieser Gemeinde Ist Flüchtling oder Vertriebener. Von 50 Garstedter Babys wird nur eins In der Gemeinde geboren. 49 kommen In Hamburger Krankenhäusern zur Welt Und so wuchs Garstedt: 1901 = 1 269 Einwohner 1920 = 1 800 Einwohner 1940 = 4 750 Einwohner ,1950 = 9 2<2 Einwohner 1940 = 12 855 Einwohner 1955 = 17 551 Einwohn. (Stand Okt] Werbeunternehmen wird nicht nachlassen, sondern eher zunehmen. Wer nach Garstedt ziehen will, wird sich weder nach Plänen noch nach den theoretischen Wünschen der Regionalplanung richten. GERHARD MORIZ

14.10.1965: Die Gemeinde Garstedt bekommt eine Schwester. Dieses freudige Ereignis ist vom Gemeinderat gebilligt worden. Mit der französischen Stadt Maromme, nahe Rouen in der Nonnandie, wurde eine Städtepartnerschaft vereinbart. Diese Verschwisterung ist das Ergebnis langer Bemühungen Garstedts. Zunächst versuchte Bürgermeister Horst Embacher über den Rat der Gemeinden Europas mit einer Stadt in Norwegen ins Gespräch zu kommen. Daraus wurde aber nichts. Über die deutsche Botschaft in Paris wurde dann der Kontakt zu Maromme hergestellt Diese Stadt suchte gerade einen westdeutschen Partner. Beide Bürgermeister wurden sich in einem herzlichen Briefwechsel schnell einig: Maromme und Garstedt sind "für einander geeignet". In einem Brief, in dem Bürgermeister Paul Vauquelin seine Stadt schildert, steht zu lesen, daß Maromme mit seinen 10 000 Einwohnern ähnliche Probleme wie Garstedt hat. Auch Maromme liegt dicht bei einer Großstadt, es hat eine recht starke Industrie, und die Einwohnerzahl nimmt schnell zu. Bürgermeister Vauquelin weist aber darauf hin, daß seine Stadt trotz der Industrie genügend Grün- und Erholungsgebiete besitzt, um zum Beispiel Garstedter Schulkindern bei Marommer Familien einen angenehmen Ferienaufenthalt zu ermöglichen. Auch das Meer ist nur etwa 3 Kilometer entfernt. Neben dem Schüleraustausch schlägt der französische Bürgermeister gegenseitige Besuche von Kommunalpolitikern und Sportgruppen vor. Die Garstedter sind mit diesen Plänen einverstanden und wollen zunächst die Gastgeber sein. Im nächsten Frühjahr kommt eine Delegation von Kommunalpolitikern aus Maromme nach Garstedt

30.10.1965: Der Flughafen Tuhlsbüttel dehnt sich weiter aus. Drei neue Sicherheitszonen werden an den Endpunkten der Start- und Landebahnen in Langenhorn, Borstel und Niendorf geschaffen und für unbewohnbar erklärt. Die Folge: eine Behelfsheimsiedlung ist zu räumen, und Teile der Straßen "Weg beim Jäger" sowie "Erdkampsweg" werden aufgehoben und in den Flughafenbereich einbezogen. Die Bewohner der unmittelbar angrenzenden Ortsteile werden durch diese Maßnahme direkt betroffen. In den vergangenen Jahren wurde das Flughafengelände mehrfach erweitert. Die Startbahn II wuchs in Richtung Garstedt. Auf Niendorfer Seite verlängerte man die Startbahn I bei der Generalüberholung. Die Luftwerft plant Neubauten auf Borstcler Gebiet. In der Langenhorner Einflugschneise mußte ein Kiefernwäldchen gekappt werden. Die Behörden haben mehrfach erklart, daß nun keine weiteren "Ansprüche" des Flughafens mehr vorliegen. So stellt sich die Frage, weshalb diese neuen drei Sicherheitszonen geschaffen werden müssen. Es handelt sich im einzelnen um: unbewohnt .. keine . -?*\ Neubauten jt zugelassen Kleingarten- Kolonie - Langenhorn. Vor dem Kopf der Startbahn I, die unmittelbar am Erdkampsweg endet, wird eine mehrere hundert Meter tiefe Zone geschaffen. Die letzten Häuser der Siedlung Wetterwarte sind in Kürze zu räumen. 1966 wird der Erdkampsweg in diesem Teil aufgehoben. In einer dahinter liegenden erweiterten Zone, die bis zur Langenhorner Chaussee reicht, ist es verboten, Neubauten zu errichten. - Borstel. Die Flugsicherheitsbehorde hat hier den Wunsch angemeldet, vor Kopf der Startbahn II die Straße Weg beim Jäger zwischen dem Eingang der Luftwerft und der Zeppelinstraße auf Mi einer Länge von 320 Metern in den Flughafen als Sicherheitszone mit einzubeziehen. Ein dahinter liegendes, etwa 120 Meter tiefes Gebiet soll geräumt werden. - Niendorf. Hier wurde vor Kopf der Startbahn I die Sicherheitszone um etwa 200 Meter erweitert. Eine Kleingartensiedlung mit Behelfsheimen mußte bereits räumen, die verbleibende Restfläche hat man in einen Kleingartenpark umgewandelt. Zu diesen einschneidenden Maßnahmen erklärte Oberregierungsrat Dr. Helmut Reemts vom Amt für Verkehr dem Hamburger Abendblatt: "Die neuen Sicherheitszonen in Borstel und Langenhorn wurden durch das kürzlich errichtete Instrumenten-Landesystem (ILS) notwendig. Diese neuen Instrumentensysteme garantieren ein Maximum an Sicherheit bei Blind- und Nachtlandungen. Sie sind jedoch so hochempfindlich, daß in einem Umkreis von mehreren hundert Metern keinerlei Gebäude stehen dürfen, um bei den Gerätemessungen auch nicht die geringsten Abweichungen hervorzurufen." Das Amt für Verkehr und die Flugsicherheitsbehörde halten darüber hinaus direkten Kontakt mit der Landesregierung Schleswig-Holstein, um eine eventuelle Bebauung des Moorgeländes vor der Garstedter Startbahn zu verhindern. Der Hamburger Bevölkerung rund um den Flughafen bleibt angesichts dieser notwendigen Sicherheitsmaßnahmen nur die Hoffnung, daß dies wirklich die letzten Erweiterungen auf Kosten der Wohngebiete sind. mor

30.11.1965: Tante Malchen aus Lokstedt weiß jetzt gründlich Bescheid in Sachen "Lärm, Flugzeuge, Fuhlsbüttel." Tantchen sagt: "Das Dezibelinstrumentarium ermöglicht Abstrahlcharakteristiken, die einfach toll sind." Ja, so spricht Tantchen. Sie verdankt ihr Wissen einem vorzüglichen Fachvortrag der Flughafenverwaltung vor Abgeordneten und Bürgern in Lokstedt. T 1 antchen hat sich "*? vieles im Kopfe gemerkt. ?Der Lärm, den ein mit Motorenkraft angetriebenes Luftfahrzeug erzeugt, darf nicht stärker sein als seine ordnungsgemäße Bedienung erfordert." Das sagte der Herr Vortragende, und das beruhigt denn ja auch, oder? Und weiter: "Wir tun allerhand gegen Lärm, wir messen ihn hier seit langem. Hamburg hat sogar als erste Stadt damit angefangen. Und diese Meßergebnisse werden von allen Interessierten gern gelesen!" Also das war's, was Tantchen in der Vergangenheit unklar war. Und sie erfuhr dazu bemerkenswerte Einzelheiten: "Die physikalisch-technische Bundesanstalt für Flugsicherung wertet diese Messungen zu Abstrahlcharakteristiken aus, mit denen die Normpegel errechnet werden." Tantchen meinte: "Das is mich eins", und hörte gespannt weiter zu. Insgeheim bewunderte sie die Abgeordneten, die diesem technisch exzellenten Vortrag mühelos folgten. Sogar die Kinder einer anwesenden Schulklasse hörten auf, Papierkugeln zu werfen. Während der Vortragende die hochinteressanten Merkmale der PNDB- Messung erläuterte, sagte jemand im Saale halblaut: "Donnerwetter!" Der Ortsamtsleiter bat ? etwas irritiert ? um Ruhe. Immerhin, wer es noch nicht weiß: Die Flugzeuge weichen nur unwesentlich von den bundesanstaltlichen Normpegeln ab. Und der Flugzeuggigant, mit 110 Dinphon ? lärmmäßig gesehen ? eingeplant, weicht nur ein bis zwei Phon davon ab. Und weiter: Nur jedes 25. Flugzeug ist lauter als gestattet. Noch vieles Bemerkenswerte erfuhr Tantchen. Über AKO- und AKH- Meßsysteme, über Dezibelmessungen und Gleitwinkelbefeuerungen und anderes mehr. Die Überraschung kam am Schluß: die Startbahn Niendorf -Borstel werde im nächsten Jahr weniger benutzt als die Garstedter Piste. Wie gut, daß der Zuhörer aus Garstedt gerade an dieser Stelle eingedöst war. Er wachte erst wieder von dem Schlußbeifall der Zuhörer auf. Der allerdings von dem lauten Brummen eines vorüberfliegenden Flugzeugs übertönt wurde und das Haus leicht erzittern ließ

07.12.1965: Mit Zahlen kann man vieles beweisen und einiges begründen. Man kann Zahlen zum Gegenstand tiefgreifender Reden machen und mit ihnen verblüffen. Nur ? man muß sich auf die Zahlen verlassen können. Das dachten auch die Abgeordneten des Pinneberger Kreistages, als sie im Vorbericht zum Etat des nächsten Jahres genaue Angaben über das Wachstum des Kreises Pinneberg fanden. Schön übersichtlich ist in diesem Bericht aufgeführt, wie sich in den vergangenen zehn Jahren die Bevölkerungszahlen in Städten und Gemeinden des Kreises entwickelt haben. So etwas freut den Beschauer. Er erfährt da zum Beispiel, daß die Bevölkerung auf der Insel Helgoland, die ja auch zum Kreis Pinneberg gehört, von 1955 bis 1965 um 772,6 Prozent zugenommen hat. Das leuchtet ein, denn vor zehn Jahren war das Eiland noch ein Trümmerfeld. Nur 350 Menschen lebten damals dort, heute sind es über 3000. Damit kann natürlich keine Gemeinde im Kreis konkurrieren, aber am Rande Hamburgs hat sich auch einiges getan. Die Garstedter freuen sich darüber, daß ihre Gemeinde um 92,3 Prozent gewachsen ist, in Pinneberg waren es 31,3 und in Quickborn 38,4 Prozent. Herbes Leid aber taten die Rechner des Kreises den Gemeinden Halstenbek und Reilingen an. Sie billigten ihnen nur eine Zuwachsrate von 7,2 beziehungsweise 6,6 Prozent zu. Das muß die Einwohner dieser Gemeinden hart treffen, hatten doch auch sie wacker am Aufbau ihrer Orte gearbeitet. Ihnen kann Trost werden, wenn sie die Zuwachsrate einmal selbst ausrechnen und sich nicht auf den Kreis verlassen. Vergleicht man nämlich die absoluten Zahlen, so ist Halstenbek um gut zwölf Prozent gewachsen, Reilingen sogar um fast 20 Prozent. Wie recht hatte der CDU-Kreistagsabgeordnete Gottfried Wolff, als er empfahl, die Kreisverwaltung mit einem Elektronenrechner auszustatten. vo

07.12.1965: Einen deutlichen Eindruck vom Wachstum Garstedt" hat Ministerialdirigent Kujath, der Leiter der Kieler Kommunalaufsicht, bekommen. Zusammen mit dem Pinneberger Landrat Dr. Udo Sachse, Bürgervorsteher Franz Schreck und Bürgermeister Horst Embacher war der Gast aus Kiel in mehreren Betrieben der Gemeinde, sah sich in den Wohngebieten um und besuchte die Baustelle für das Gymnasium am Birkenweg. In einem anschließenden Gespräch mit dem Hauptausschuß der Gemeindevertretung hat der Ministerialdirigent nach den Worten Embachers starkes Interesse und Verständnis für die Aufgaben der Gemeinde gezeigt und die schnelle Entwicklung Garstedts begrüßt.

16.12.1965: "Wir sind gerne bereit, für eine kreuzungsfreie Linienführung der Alster-Nord-Bahn zu sorgen, wenn das Land das Geld dazu gibt". So hat die Garstedter Gemeindeverwaltung auf Bedenken des Hamburger Amtes für Verkehr zum Bebauungsplan Nr. 13 reagiert, der das zukünftige Ortszentrum der Gemeinde Garstedt umfaßt. Bekanntlich sieht dieser Plan vor, daß die Alster-Nord-Bahn im Bereich des Ortszentrums eine Straße mit der Bezeichnung "Nordspange" niveaugleich kreuzt. Bei früheren Besprechungen waren auch im Garstedter Gemeinderat bedenken gegen 'diese 1 Planung -vorge- ? 'bracht worden. Bs-äwörte jedoch mehr "Geld kosten"a"vörfügbar"fet,-idie-'Alster-Nord-Bahn unter der Straße hindurchzuführen. Also bleibt es zunächst bei der bisherigen Planung. Auch mit den Schulsorgen Garstedts befaßte sich der Gemeinderat bei seiner letzten Sitzung. Um möglichst schnell zu der dringend benötigten dritten Volksschule im Norden der Gemeinde zu kommen, haben sich die Mitglieder des Bau- und Verkehrsausschusses an einem Projekt in der Gemeinde Empelde nahe Hannover orientiert. Dort wurde im Montagebau eine 12klassige Schule in nur zehn Monaten errichtet. Da die Garstedter Schule bis zum Herbst 1967 stehen soll, wäre ein Montagebau nach dem Muster von Empelde auch für Garstedt geeignet. Die Verwaltung wird sich jetzt zunächst mit derb Firma in Verbindung setze*,Tdie aftoh"d1e'5chule bei Harmu-r? ver baute. Es soll geprüft werden, in wieweit die dortigen Erfahrungen auch für Garstedt nützlich sein können.

16.12.1965: Die CDU-Fraktion im Garstedter Gemeindeparlament hat einen neuen Sprecher. Von der gesamten Fraktion ist Hans-Joachim Zimmermann in dieses Amt gewählt worden. Willy Schäfer hatte diese Position aus gesundheitlichen Gründen zur Verfügung gestellt. Nicht abgerissen werden sollen die Schrebergärten an der Sportallee, wo die Landesplanung ein neues Paketpostamt Nord vorsah. Das Postamt soll an anderer Stelle errichtet werden.

21.12.1965: Neuer Leiter des Garstedter Arbeitsamtes wurde der 51jährige Verwaltungsinspektor Georg Brandis. Er löst Kurt Bürger ab, der kürzlich in den Ruhestand getreten ist. Georg Brandis ist gebürtiger FJensburger und war 20 Jahre lang Leiter an der Arbeit samtsnebenstelle in Bad Bramstedt.

21.12.1965: "Um dem Geiste des heutigen Europas zu folgen, steuern wir auf eine Einheit zu. Um dies zu bekunden, haben die Städte von Garstedt und Maromme in gemeinsamer Übereinstimmung beschlossen, feierlich ihre Verschwisterung zu erklären." Das ist der Kernsatz eines Abkommens, das jetzt von der Stadtverwaltung Marommes gebilligt worden ist. Paul Vauquelin. der Bürgermeister der kleinen französischen Stadt nahe Rouen, hat in einem äußerst herzlichen Brief dem Garstedter Bürgermeister Horst Embacher mitgeteilt, wie die Verschwisterung aus französischer Sicht im einzelnen praktiziert werden soll. Er schlägt vor, schon jetzt den Austausch von Schülern und jungen Menschen vorzubereiten. Etwa 50 junge Garstedter sollen zunächst von Marommer Familien eingeladen werden. Die Kinder dieser Familien sollen dann später bei ihren neugewonnenen Garstedter Freunden zu Gast sein. Aber nicht nur Schüler, sondern auch Jugendliche aus allen Berufen sollen sich gegenseitig kennenlernen. Schließlich ist auch an einen festen Kontakt der kommunalpolitischen Vertretungen und Verwaltungen beider Gemeinden gedacht. Zunächst einmal wird voraussichtlich in der ersten Maihälfte eine Delegation des Garstedter Gemeinderates nach Maromme fahren, um dort das Abkommen über die Verschwisterung zu unterzeichnen. Anschließend reisen dann Marommes Kommunalpolitiker zu einem ersten Gegenbesuch nach Garstedt. Wie herzlich übrigens der Gedanke der Verschwisterung in Maromme ausgelegt wird, erlebte kürzlich ein Garstedter Gemeindevertreter auf einer privaten Reise durch Frankreich. In Maromme wollte er nur einmal kurz "guten Tag" sagen. Aber erst zwei Tage später konnte er seine Fahrt fortsetzen, so sehr war er französischer Gastfreundschaft "zum Opfer gefallen".

23.12.1965: Ungewöhnlich starkes Interesse haben Garstedter Bürger an einem Bebauungsplan gezeigt, der jetzt von der Gemeindevertretung als Satzung beschlossen worden ist. Es handelt sich um das Gebiet zwischen Engentwiete, Friedrichsgaber Weg und Friedrich- Ebert-Straße, das im Frühjahr mit 40 Reihenhäusern und zwei siebengeschossigen Häusern bebaut werden soll. Ungefähr 100 Wohneinheiten werden dort entstehen. So war zum Beispiel die Befürchtung ausgesprochen worden, daß durch die neuen Wohnungen das Abwassernetz überlastet werden könnte und Keller vollaufen würden. Diese Befürchtung ANZEIGEHAMBURGERIMMOBILIEN.DE Schicke Dachterrassenwohnung im beliebten Volksdorf Diese Wohnung mit ca. 85 m² verfügt u.a. über einen hellen Wohnbereich, eine hochwertige Einbauküche und zwei Bäder mit Tageslicht. mehr wurde ausgeräumt: Die Wohnungen dürfen erst dann bezogen sein, wenn das Garstedter Klärwerk voll funktionsfähig ist. Ferner war unter anderem bemängelt worden, durch die neue Wohnsiedlung werde der Verkehr in der Düsterntwiete schlagartig ansteigen. Hier wird von Seiten der Verwaltung darauf verwiesen, daß das reichliche Angebot an Parkplätzen westlich der Siedlung den zu erwartenden Verkehr von der Düsterntwiete abziehen werde. Obwohl solche Anregungen und Bedenken aus der Öffentlichkeit kommen, machen sie den Planern natürlich mehr Arbeit. Im Gemeinderat wurde dieses öffentliche Interesse jedoch allgemein begrüßt.

23.12.1965: Es soll heller werden auf der Ulzburger Straße, die zwischen den Gemeinden Garstedt und Harksheide verläuft. , Fachleute der beiden Gemeinden haben sich in einer gemeinsamen Sitzung darauf geeinigt, daß die dort vorgesehenen Lampen in einem Abstand von 80 Metern aufgestellt werden sollen. Es ist vorgesehen, die Peitschenleuchten Anfang nächsten Jahres zu installieren.

23.12.1965: Weitgehend gesichert ist Jetzt die Finanzierung der neuen Garstedter Gemeindebücherei, die im geplanten Ortszentrum am Birkenweg entsteht. Bisher ist die Bücherei mit ihren 20000 Bänden nur provisorisch in der Volksschule Lütjenmoor untergebracht. Von den Gesamtkosten in Höhe von rund 420 000'Mark übernimmt das Land 150 000, die in drei Jahresraten gezahlt werden. Weitere 150 000 kommen durch den Flughafen-Vertrag von Hamburg. 48 000 Mark zahlt der Kreis, und der Rest ist von der Gemeinde aufzubringen. Im Herbst nächsten Jahres soll der Neubau fertig sein.

23.12.1965: Auch Garstedt stellt sich au4 die. Esdrr gas-Zukunft- ein. 'In einer MHt"fWfjif des Werkausschusses heißt es,*es !sef > äas' mit "zu" rechnen, "daß' sich" die Gemeindewerke in einigen Jahren auf diesen neuen Energieträger umstellen müssen. In einem Informationsgespräch mit den Hamburger Gaswerken soll festgestellt werden, welche finanziellen und technischen Anforderungen durch diese Um Stellung auf die Gemeinde zukommen.

24.12.1965: Der Ort des Schauspiels ist die Ulzburger Straße nördlich von Hamburg, wichtige Verbindungsstraße zwischen Ochsenzoll, Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe und Ulzburg. Das Thema heißt "Frostaufbrüche". Es steht hier symbolisch für viele hundert andere Straßen. Fast den ganzen Sommer war die Ulzburger Straße wegen Bauarbeiten aufgerissen. Man konnte sie nur über zeitraubende Umleitungen passieren. Es wurden Rohre verlegt. Was sein muß, muß sein. Dann endlich gegen Herbst wurde die Straßendecke befestigt und asphaltiert. Aufatmen! Fast hätte man zügig fahren können, aber dann kam der Novemberfrost mit Schnee. Gebot der Stunde: wieder langsam fahren, damit der Wagen nicht ins Schleudern gerät. Dann taute es, und beinahe wäre ""'Mtn* - zügiges Fahren möglich gewesen. aber Irrtum: Die Straße hatte sich über Nacht in eine Holperstrecke verwandelt! Die Behörden schalteten. Nach wenigen Tagen hatten sie riesige Warnschilder aufgestellt: "Frostaufbrüche, Höchstgeschwindigkeit 30 km'st". Konsequenzen für die Autofahrer: Neue Umwege. Sonst sind Schäden an Stoßdämpfern, Reifen und anderen Fahrzeugteilen unvermeidlich. Konsequenz der Behörden: Sie schicken Arbeitswagen, die die Löcher mit Asphalt und Schotter notdürftig ausfüllen. Bis zum nächsten Frost ... \t

29.12.1965: Die größten "Dörfer" Schleswig-Holsteins liegen in Hamburgs Nachbarschaft. Es sind Garstedt mit 18 000 Einwohnern und Harksheide" das bereits über 15 000 Bewohner hat. Beide Gemeinden haben noch nicht den Status einer Stadt Die Einwohnerzahl von Harksheide hat sich nach dem Kriege mehr als verfünffacht

30.12.1965: 53 Prozent aller Ahrensburger, 54 Prozent aller Reinbeker, 58 Prozent aller Garstedter, 50 Prozent aller Buchholzer, 44 Prozent aller Wedeler, 38 Prozent aller Pinneberger und 37 Prozent aller arbeitenden Winsener fahren nach Hamburg. Die Zahlen der Pendler wachsen dabei noch ständig.

1966

13.01.1966: Das ist das Ende von 15 Kleingärten hinter dem Licentiatenweg in Groß Borstel: Bagger, Kräne und Großräumgeräte geben den Auftakt zu einem neuen Großprojekt der Deutschen Lufthansa auf ihrer modernen Luftwerft. Hier soll mit einer 10 000 Quadratmeter großen Halle eine neue Düsenwerkstatt entstehen, die 1968 in Betrieb genommen wird. Es ist ein Projekt von mehr als 12 Millionen Mark. Damit steht das Jahr 1966 im Zeichen bedeutender Erweiterungen der Luftwerft entlang des Flughafengeländes in Richtung Südwesten. Der Bau der neuen Halle erfordert wegen des überhöhten Geländes einen' Bodenaushub von rund 150 000 Kubikmeter. Da es sich überwiegend um Moorboden handelt, stand die Neubauleitung des Flughafens vor dem Problem, wo diese Erdmassen hintränsportiert werden sollten. Jetzt ist die Entscheidung gefallen. Ein Teil der Erdmassen wird nach Südwesten hin einen über 100 Meter breiten Streifen bedecken. Es handelt sich um ein Gelände, auf dem in den vergangenen Jahren noch Kleingärten und Behelfsheime gestanden haben, die jedoch inzwischen geräumt sind. Nachdem die Erdmassen dort aufgebracht sind, wird der Flughafenzaun entsprechend 100 Meter weiter südlich beziehungsweise südwestlich versetzt. Die gesamte Fläche ist übrigens als "Interessengebiet Flughafenerweiterung " in den Plänen ausgewiesen und reicht bis an die Borsteler Chaussee heran. Fast die Hälfte der Sandmassen kommt aber auf die Grasstreifen zu beiden Seiten der verlängerten Startbahn II in Richtung Garstedt. In diesem Gebiet des Garstedter Moors und des Ohemoors hat es zu beiden Seiten der Betonpiste wegen des moorigen Untergrundes Versacküngen gegeben, die sich durch die starken Regenfälle und das hohe Grundwasser in ausgedehnte Teiche verwandelt haben, auf denen sich zahlreiches Wassergeflügel niedergelassen hat. Die Luftfahrt ist aber aus Sicherheitsgründen an so einem nichtgewollten "Vogelschutzgebiet" direkt neben den startenden und landenden Maschinen nicht interessiert.

13.01.1966: In Harksheide und Garstedt vergeht kaum eine Sitzung dea Gemeinderates, auf der nicht über den miserablen Zustand der Ulzburger Straße geklagt wird. Jammer überkommt täglich die Autofahrer, die sich aus den nördlichen Randgebieten Hamburgs morgens und abends über diese Hindernisstrecke quälen müssen. Die Stra- ßenränder sind durch das Verlegen eines Regenwassersiels stark beschädigt worden, und in regelmäßigen Abständen hemmt eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 km/st des Fahrers Eile. Im April vergangenen Jahres hatte das Hamburger Abendblatt nach Gesprächen mit der örtlichen Polizei und dem Straßenbauamt Itzehoe frohen Mutes berichtet, die Unbill durch den dringend notwendigen Ausbau der Straße sei von recht kurzer Dauer. Schon zum Winter sei eine provisorische Straßendecke fertig, und im Frühjahr 1966 sei die Straße dann vollends ausgebaut. Jetzt ist es Winter und so gut wie nichts hat sich getan. Die Fahrbahn ist nur noch etwas schlechter geworden. Was sagt das Straßenbauamt in Itzehoe nun? Ganz einfach: Im März soll wirklich mit Volldampf gebaut werden, und zum Herbst will man wenigstens die Ünterdecke der Fahrbahn fertig haben.

13.01.1966: Zwölf Werklinien der Hochbahn gibt es bereits zwischen der Hamburger Innenstadt und den Industriegebieten in Garstedt, Harksheide und Glashütte. Die HHA-Busse verkehren nur zum Betriebsbeginn und Arbeitsschluß und werden von werkeigenen Kraftfahrern gesteuert, die von der HHA ausgebildet wurden.

13.01.1966: Zum Mitglied des Aufsichtsrates der Schleswig-Holstei nischen Landgesellschaft ist der Garstedter Landtagsabgeordnete Hermann Meyn ernannt worden. Die Landgesellschaft arbeitet an der Verbesserung der Agrarstruktur und befaßt sich auch mit Grundstücksangelegenheiten für den Flugplatz Hamburg-Kaltenkirchen. Gegenwärtig bearbeitet die Gesellschaft über 41 Verfahren der beschleunigten Zusammenlegung mit rund 25 000 Hektar. Ferner wurden 900 Betriebe der verschiedensten Art ausgesiedelt.

18.01.1966: Über einen recht sparsam kalkulierten Haushaltsplan für 1966 werden heute abend um 19 Uhr die Garstedter Gemeindevertreter zu befinden haben: Rund 5,7 Millionen Mark im ordentlichen und fast 2,7 Millionen Mark im außerordentlichen Etat. Mit diesen Summen liegt der Etat rund eine halbe Million höher als der des Vorjahres. Mittlerweile ist allerdings der Haushalt von 1965 durch zwei Nachträge auf über sechs Millionen geklettert. Voraussichtlich werden mit der Finanzplamfag für dieses Jahr n|cht alle jfünsAei erfüpf '^to$jty#>' denr ? sonst hafte ddr Haushalt üra fast zwei Millionen Mark aufgestockt werden müssen. -Verschiedene Anforderungen der einzelnen Fachausschüsse mußten gestrichen werden. An Darlehen zur Deckung des außerordentlichen Haushaltes sind in diesem Jahr 724 000 Mark festgesetzt. Mit 400 000 Mark bekommt davon der Kanalisationsbau den Löwenanteil. 300 000 Mark sind für den zweiten Bauabschnitt des Gymnasiums vorgesehen und 24 000 Mark für den kommunal geförderten Wohnungsbau. Vo.

20.01.1966: Ohne überströmende Begeisterung, aber voll Einsicht in die Notwendigkeit "um Maßhalten haben Garstedts Gemeindevertreter den Etat für dieses Jahr verabschiedet. Wie berichtet, umfaßt er im ordentlichen Teil 5 739 250 und im außerordentlichen Etat 2 685 790 Mark. 1,8 Millionen hatten aus den Anforderungen der einzelnen Ausschüsse herausgestrichen werden müssen, um die Gemeindefinanzen auszubalancieren . Kritisiert wurde von den Sprechern der Parteien, daß die Gemeinde in ihrer Arbeit stark durch die Zahlungsschwierigkeiten des Landes beeinträchtigt werde. Garstedt müsse mit Eigenmitteln Landeszuschüsse vorfinanzieren. SPD-Sprecher Erich Krüger bemängelte vor allem, daß Garstedt in seiner schwierigen Lage als Hamburger Zuzugsgebiet nicht entsprechend durch Bund und Land gefördert werde. Dennoch sei in beachtlichem Maße für den Schulbau gesorgt worden. Auch CDU- Fraktionschef Joachim Zimmermann hob die Leistungen der Gemeinde auf dem Gebiet des Schulbaus hervor, für den fast eine Million aufgebracht wird. Die Streichungen hält Zimmermann für vertretbar und notwendig. Im Gegensatz dazu bezeichnete Margaritha Lillelund für die FDP den Etat als beinahe ungesund, da wesentliche Aufgaben nicht berücksichtigt worden seien. Bürgermeister Horst Embacher betonte, viele der gestrichenen Forderungen seien irreal gewesen. Es habe beispielsweise wenig Sinn, für die Erweiterung des Sportlerheimes schlicht 130 000 Mark zu fordern, ohne sich über die Finanzierung im klaren zu sein.

20.01.1966: Die Bürger Garstedts werden jetzt weniger durch den Flugzeuglärm vom Flughafen Fuhlsbüttel gestört. Seit einiger Zeit arbeitet ein Peilfeuer in der Garstedter Feldmark, das alle Piloten ansteuern müssen, deren Maschinen auf Nord- oder Ostkurs gehen. Dadurch wird ein vorzeitiges Eindrehen über Garstedter Gebiet und damit überflüssige Lärmbelästigung vermieden.

25.01.1966: Reichen die vorhandenen Rückhaltebecken in den Hamburger Außengebieten aus, um auch bei starken Regenfällen die Wassermassen aufzunehmen? Die Hamburger Wasserwirtschaftsbehörden haben eine Untersuchung im Nordwesten Hamburgs durchgeführt. Ergebnis: Im Ortsteil Schneisen und Niendorf sollen noch in diesem Jahr weitere Staubecken angelegt werden. Eine Erweiterung der vorhandenen Anlagen an der Tarpenbek ist spätestens für 1967 geplant, weil dort, unmittelbar hinter dem Zufluß des Bornbachs, die Lage besonders kritisch ist. Dieses Rückhaltebecken befindet sich unmittelbar vor dem Eingang des Flughafentunnels. Bei der Verbreiterung des Krohnstiegs den muß. Sobald diese Untersuchungen abgeschlossen sind, wird in diesem Jahr, spätestens 1967, mit den Arbeiten begonnen. und dem Neubau der Niendorfer Straße nach Garstedt wurde etwa ein Fünftel dieses Beckens zugeschüttet. Während das Wasser aus dem Bornbach durch mehrere Rückhaltebecken gestaut wird, fließt das Regenwasser im Bereich der Tarpenbek direkt in dieses Becken. Sie führt besonders viel Wasser, da das rasche Anwachsen des Garstedter Industriegebiets am Nettelkrögen und das Entstehen zahlreicher Neubauviertel im östlichen Garstedt zur Folge hat, daß der Regen' nicht mehr versickern kaiin, sondern direkt in die Tarpenbek fließt. Dadurch besteht theoretisch die Gefahr, daß das einzige Becken im Oberlauf der Tarpenbek überfließt und in den Krohnstiegtunnel hineinläuft. Das Bezirksamt Nord hat jetzt eine Spezialflrma beauftragt festzustellen, in welchem Umfang das Becken am Krohnstieg nach Norden erweitert wer- Der Fuhlsbüttler Ortsausschuß nahm diesen Bericht zur Kenntnis. Er beschloß jedoch einmütig, spätestens im Herbst dieses Jahres anzufragen, ob mit diesen dringend notwendigen Arbeiten begonnen worden ist. mor.

25.01.1966: T"kas schlechte Wetter ist schuld dar?*-'an, daß an dieser vielbefahrenen Kreuzung der Langenhorner und Segeberger Chaussee mit der Schleswig-Holstein-Straße der Verkehr noch immer nicht durch Ampelzeichen geregelt wird. Das jedenfalls ist die Auskunft der Polizeiinspektion des Kreises Stormarn in Bad Oldesloe, denn ? so heißt es ? die Ampeln sind erst dann sinnvoll, wenn auf der Straßenecke auch die entsprechenden Hinweispfeile angebracht werden. Das aber ist erst möglich, wenn die Straßen wieder trocken sind. Also blinkt es weiter in freundlichem Gelb, und das nun schon seit einem Monat. Die Hamburger Bezirksverkehrswacht Nord hat sich im nachbarlichen Interesse bereits mit der tatenlosen Ampel befaßt und dabei festgestellt: Die Situation ist jetzt noch verwindender als vorher ohne das gelbe Blinklicht. Auffahrunfälle häufen sich. Die Bürgermeister der Gemeinden Garstedt und Harksheide interessieren sich ebenfalls sehr für diesen Fall. Garstedts Verwaltungschef Horst Embaclier weist darauf hin. daß auch die Ampeln auf Garstedter Gebiet mit der neuen Anlage in eine grüne Welle einbezogen werden müssen. Der Harksheider Bürgermeister Carl Lange hält die Ampel, selbst wenn sie einmal richtig arbeiten sollte, nur für ein Provisorium. Er meint: ?Was wir brauchen, ist eine Brücke, die über die Segeberger Chaussee in Nordsüdrichtung hinwegführt. - ' vo.

25.01.1966: Es ist geschafft! Garstedt hat jetzt endlich eine "Verordnung über die öffentliche Ordnung in der Gemeinde". 80 heißt nämlich das Werk von Verfügungen, Erlaubnissen und Verboten, mit dem sich Garstedts Gemeindevertreter seit März in unregelmäßigen Abständen befassen müssen. Auch in der letzten Sitzung des Gemeinderats erregten sich die Gemüter noch einmal an Rasenmähern und dem Recht der Bürger, ihre Autos am Bürgerstein waschen zu dürfen. Letzteres erlaubt die Verordnung, wenn dadurch niemand belästigt wird. Über dieses Hürde kam der Gemeinderat auch noch mühelos. Als es allerdings um die Rasenmäher ging, wurde die Auseinandersetzung intensiver. Laut Verordnung dürfen nämlich diese Geräte zur Pflege des Vorgartens nur an Werktagen von 8 bis 13 und von 15 bis 19 Uhr in Betrieb sein. Diese Einschränkung wollte ein Teil der Gemeindevertreter für Elektro-Rasenmäher nicht gelten lassen, denn ? so meinten sie ? die strombetriebenen Geräte verursachen keinen störenden Lärm. Gleiches Recht für alle ? so hieß es dagegen auf der anderen Seite. Bürgermeister Embacher: "Nun laßt uns das Ding endlich beschließen, sonst machen wir uns langsam lächerlich." Und so wurde die Verordnung schließlich gebilligt.

25.01.1966: 751 Gastarbeiter sind nach den neuesten Erhebungen des Arbeitsamtes Garstedt in Friedrichsgabe, Garstedt und Hasloh beschäftigt. Die Spitze halten die Spanier mit 297 Arbeitskräften, allein 170 Spanierinnen arbeiten in der Schokoladenindustrie. Es folgen Arbeiter aus Griechenland, Italien, der Türkei und Portugal.' Hinzu kommen noch 186 ausländische Arbeitnehmer aus Ländern, mit denen keine festen Verträge bestehen. Sie arbeiten allerdings größtenteils in Hamburg und haben nur ihren Wohnsitz in den nördlichen Randgemeinden.

27.01.1966: Ein Kinderspielplatz wird an der Liegnitzer Straße in Garstedt, angelegt. Keine Kosten entstehen der Gemeinde Garstedt durch die Kreuzung der geplanten U-Bahn mit der Ochsenzoller Straße und dem Hempberg. Ihren Kostenanteil übernimmt Hamburg. Zu einem Patenschaftstreffen mit der französischen Stadt Maromme bei Rouen werden am 1. Mai Garstedter Gemeindevertreter fahren. Sie werden von Sportlern begleitet, die dort an Wettkämpfen teilnehmen werden. Abgelehnt hat die Garstedter Gemeindevertretung einen Antrag des Garstedt-Ochsenzoller Reit- und Fahrvereins, in dem vorgeschlagen wurde, daß die Gemeinde die Kosten zum Bau von Zuschauertribünen und die Pachtgebühren für Reitwege übernimmt.

08.02.1966: Eine wesentliche Erleichterung in den Spitzenzeiten des Verkehrs bringt diese Ampelanlage, die seit einigen Tagen an der Gabelung Ochsenzoller Straße und Ohechaussee in Garstedt die Autoströme lenkt. Bisher war es besonders am Morgen und in den späten Nachmittagsstunden ein höchst schwieriges Unternehmen, sich aus der Ochsenzoller Straße in den Verkehrsfluß der Hauptstraße einzufädeln. Auch im Mühlengang stauten sich stets die Fahrzeuge. Demnächst sollen noch zwei gelb blinkende Ampeln installiert werden, um die Fußgänger vor allzu temperamentvollen Abbiegern zu schützen.

10.02.1966: C chon immer waren die Hamburger auf Garstedt angewiesen. Brauchten sie erst in jüngster Vergangenheit Garstedter Land zur Erweiterung des Flughafens, so schätzten sie auch schon vor 600 Jahren Garstedts Weidegründe für Hamburger Jungvieh. Das jedenfalls geht aus den Forschungen hervor, die Volksschulrektor Detlev Ehlers seit 1958 im Auftrage der Gemeinde für eine Chronik betreibt. Abgesehen von der seinerzeit reichlich entrichteten Pacht hatte der Wunsch der Hamburger nach Garstedter Weidenutzung noch eine andere, bedeutsame Nebenwirkung. Durch Hamburger Vieh nämlich ist die Gemeinde 1370 erstmals urkundlich erwähnt. Der Anlaß war nicht sehr erfreulich. Hamburger Ratsherren war damals Vieh abhanden gekommen. Also machten sich zwei Fahnder mit Namen Huser und Berger auf den Weg nach Norden, um nach den Tieren zu fahnden. Nach vollendetem Werk rechneten sie bei der Kämmerei Reisespesen ab und gaben als Ziel des Unternehmens eben jenes Garstedt an, das damit ins Licht der Öffentlichkeit rückte. Für Garstedt wird die Erwähnung auf dem Spesenzettel in naher Zukunft sehr wichtig sein. 1970, so erwartet man, wird die Gemeinde zur Stadt erklärt. Das wäre 600 Jahre nachdem die Gemeinde auf einem amtlichen Papier Hamburgs auftauchte. Wenn man auch weiß, daß Garstedt schon vor 600 Jahren ein lohnendes Ziel war, so ist der Ort doch viel älter. Schon in der Steinzeit wohnten in jenem Gebiet Menschen, denn es gab fließendes Wasser und Ton zum Formen von Gefäßen. Dichte Eichenwälder boten zudem Baumaterial und Schutz. Ihren Namen übrigens hat die Gemeinde vermutlich einem Bauern Garo zu verdanken, der dort etwa 1500 vor Christus seinen Hof hatte. T\ ies und einiges mehr hat Rektor -"-' Ehlers bisher herausgefunden. Bis 1970 will er mit seiner Chronik ein umfassendes Bild von Gartedts Entwicklung geschaffen haben. Er hofft, daß ihm die Garstedter mit nützlichen Hinweisen dabei helfen.

10.02.1966: Über eine kommunale Neuordnung der Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Glashütte und Harksheide soll ein Gutachten ausgearbeitet werden. Eine entsprechende Absicht des Innenministers hat die Kieler Landesregierung gebilligt. An der Ausarbeitung des Gutachtens sollen Professoren der Kieler Universität beteiligt werden. Das ist der Grund für die Neuordnung: Die Einwohnerzahl dieser vier Randgemeinden Hamburgs hat sich in den letzten zehn Jahren mehr als verdoppelt und steht jetzt bei 43 342. Der Kieler Innenminister ist der Meinung, daß bei den vier Gemeinden wegen dieser außerordentlich raschen Entwicklung mindestens die Gemeindegrenzen, wenn nicht sogar die Kreisgrenzen, ge- ändert werden müssen. Die geplante Umgestaltung soll in Übereinstimmung mit den Grundsätzen der gemeinsamen Landesplanung Hamburg/Schleswig- Holstein erfolgen. Die betroffenen Gemeinden werden an der Umgestaltung beteiligt.

10.02.1966: "Mehr Arbeit als bisher wird uns das Jahr 1966 bringen." Mit diesen Worten hat Bürgermeister Horst Embacher die Situation Garstedts in den künftigen Monaten charakterisiert. Als Hauptaufgaben nannte Embacher den Schulbau, das geplante Ortszentrum, die im Frühsommer zu erwartende Verlängerung der U-Bahn von Ochsenzoll bis Garstedt Mitte und den Bau der Kläranlage. Besonderes Gewicht legte der Bürgermeister bei seinem Überblick auf die Schaffung neuen Schulraums. In diesem Jahr bekommt die Volksschule Nien dorfer Straße Turn halle und Gymna stikraum. Der zweite Bauabschnitt des Gymnasiums am Birkenweg wird errichtet, und im Norden der Gemeinde soll mit dem Bau einer dritten Volksschule begonnen werden. Horst Embacher betonte, daß der Schulbau Vorrang gegenüber Straßen und Kanalisationsbau und auch der Einrichtung sozialer und kultureller Dinge haben müsse. Derartige Pläne, so meinte Embacher, müßten noch einige Zeit zurückgestellt werden, um die Gemeinde nicht in allzu tiefe Verschuldung zu stürzen. In diesem Zusammenhang sind die Garstedter Schülerzahlen von Interesse. Insgesamt 2190 Kinder und Jugendliche besuchten Ende vergangenen Jahres die beiden Volksschulen, die Mittelschule, die Sonderschule, die Nebenstelle der Kreisberufsschule und das Gymnasium. Zu Ostern wird an den Volksschulen mit 450 neuen Kindern gerechnet. Am Gymnasium werden es 150 bis 200 neue Schüler sein. Trotz dieses Zuwachses, so meint der Bürgermeister, könne von Schulraumnot oder Schichtunterricht in nächster Zeit nicht die Rede sein. Auch die Gemeindefinanzen beurteilt Horst Embacher optimistisch. Mit einem Blick auf die Zukunft meinte er: ?Bei gleichbleibender Wirtschaftslage kann die Gemeinde ertragreichere Jahre erwarten. Die jetzigen Vorausleistungen für den Schulbau und der bewußte Verzicht auf Maßnahmen auf anderen Gebieten sind im Hinblick auf das künftige Wohl unserer Gemeinde gerechtfertigt.

15.02.1966: Heute abend wird in Garstedt die letzte Entscheidung über das Ortszentrum im Gebiet des Birkenweges fallen. Die Gemeindevertreter müssen sich noch mit einigen Anregungen und Bedenken aus der Öffentlichkeit befassen und werden dann den Bebauungsplan 13 voraussichtlich als Satiung verabschieden. Aus Garstedt sind Einwendungen gegen den Plan im wesentlichen von Anwohnern des Langen Kampes erhoben worden. Sie sind nicht damit einverstanden, daß in ihrer Nähe Hochhäuser errichtet werden sollen. Auch die Schulprobleme der Gemeinde stehen auf dem Programm. Es soll beschlossen werden, im Norden dej Gemeinde nahe dem Buchenweg im jetzt noch unersehlossenen Gelände die dritte Volksschule der Gemeinde zu errichten. Mit dieser Entscheidung will man gleichzeitig einen Wettbewerb für Architekten aus Garstedt und der weiteren Umgebung ausschreiben. Möglicherweise wird die neue Schule aus einer Stahlkonstruktion errichtet, die sich auch schon an anderer Stelle bewährt hat. Ein derartiger Bau ist bereits von mehreren Gemeindevertretern in Empelde bei Hannover begutachtet worden. Der Vorteil dieser Bauweise: Der Gemeinde würde ein fester Preis und eine genau begrenzte Bauzeit garantiert. Es handelt sich hierbei aber nicht um eine genormte Schule, sondern die Stahlkonstruktion könnte jedem Architektenentwurf angepaßt werden.

17.02.1966: Eine Stunde lang mußten sich Garstedts Gemeindevertreter mit der Beseitigung der ständig wachsenden Müllflut beschäftigen. Zur Debatte stand der Beitritt zu einem Zweckverband des Kreises Pinneberg, der die Abfälle in einer zentrale Verbrennungsanlage aufnehmen will. Besonders von der CDU-Fraktion wurde dabei bemängelt, daß die Kostenfrage, einige Dinge der Organisation und etliche Punkte der Satzung noch nicht genügend geklärt seien. Außerdem wurde vom Bauausschuß vorgeschlagen, man solle sich den Weg offenhalten, gemeinsam mit Harksheide und Langenhorn den Müll zu beseitigen. Schließlich einigte sich der Gemeinderat und billigte den Beitritt zum Pinneberger Zweckverband. Allerdings enthielt sich die CDU der Stimme. In dem Beschluß ist ausdrücklich vermerkt, daß damit die Satzung des Zweckverbandes nicht anerkannt worden ist. In den Fragen des Ortszentrums und des Schulbaus allerdings war sich der Gemeinderat einig. Der Bebauungsplan für das Zentrum am Birkenweg wurde einstimmig gebilligt. Gemeinsam befürworteten auch alle Gemeindevertreter den Bau einer dritten Volksschule im Norden der Gemeinde und den damit verbundenen Architektenwettbewerb. Schließlich billigten sie auch den Vorschlag, die neue Oberschule am Birkenweg Kopernikus-Gymnasium zu nennen.

19.02.1966: Einige Aufregung herrscht nördlich Hamburg. Kreisgrenzen sollen verschoben, Gemeinden "zerschnitten" und zu neuen Ortschaften zusammengefügt werden. Betroffen von dem Plan sind die Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe im Kreis Pinneberg, Harkse heide und Glashütte im Kreis Stormarn. Grundlage der Neuordnung soll ein Gutachten sein, das der Braunschweiger Städteplaner Professor Jensen im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Hamburger Randkreise erstellte. In seinen wesentlichen Punkten stimmt dieser Plan mit den Empfehlungen des Landesplanungsrates Hamburg- Schleswig- Holstein überein. Und so will das Gutachten das Gebiet neu ordnen: Im Norden soll ein Zentrum aus den Gemeinden Friedrichsgabe und dem Norden Harksheides entstehen. Die zweite Großgemeinde ist aus dem Südteil Harksheides und Glashütte geplant. , Garstedt soll im wesentlichen seine jetzige Form behalten. Damit sollen Lebens- und Wirtschaftsräume geschaffen werden, die heute schon eng verzahnt sind, aber durch die Gemeindegrenzen und die entlang der Ulzburger Straße verlaufende Kreisgrenze voneinander getrennt werden. Das neu gegliederte Gebiet könnte entsprechend dem Gutachten auf 74 000 Einwohner anwachsen. Jetzt wohnen dort 43 000 Menschen. Pinnebergs Landrat Dr. Sachse hat sich gestern für die Verwirklichung dieses Plans ausgesprochen. Anderer Ansicht ist der Stormarner Landrat Dr. Haarmann. Er wehrt sich gegen eine Änderung der Kreisgrenzen, da er Gebietsverluste befürchtet. Möglicherweise würde bei einer Neuregelung der industriereiche Norden Harksheides an den Kreis Pinneberg fallen. vo.

24.02.1966: Keine Angst vor einer möglichen Neugliederung des sogenannten Norderstedter Raumes hat Garstedts Bürgermeister Horst Embacher. Sein Kommentar zu dem Gutachten des Städteplaners Professor Jensen: Dieser Plan deckt sich genau mit den Zielen Garstedts, das nicht zugunsten eines Achsenendpunktes verkümmern möchte. Wie berichtet, war das Gutachten im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Hamburger Randkreise erstellt worden. Damit sollen die vier Gemeinden Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe und Glashütte zu konzentrierten Siedlungsgebieten zusammengefaßt werden. Ein nördliches Zentrum würde aus Friedrichsgabe und Harksheide Nord entstehen. Garstedt würde einen Teil seines Gebietes an das neue Nordzentrum abgeben. Dazu Bürgermeister Horst Embacher: ?Es ist ganz selbstverständlich, daß sich bei einer Neuordnung dieses Raumes Gemeinde- und Kreisgrenzen etwas verschieben werden. Dadurch sollte der Plan nicht gestoppt werden." Übrigens plant Garstedt gerade jetzt in diesem Nordgebiet eine Volksschule. Embacher ist aber der Meinung, daß man ohne Bedauern diesen Neubau dann an das Nordzentrum abgeben könne, da man nicht für Gemeinden, sondern für Menschen plane. Entsprechend dem Gutachten bekäme Garstedt ja auch einen stattlichen Ausgleich, denn ein Teil des jetzigen Harksheide östlich der Ulzburger Straße würde samt Schwimmbad von Harksheide an Garstedt übergehen. Mit seinen Vorstellungen geht der Bürgermeister sogar noch weiter als das Gutachten. Er meint, man müsse Garstedt mit Glashütte und dem südlichen Rest von Harksheide zu einer Gemeinde zusammenziehen. Dieses Gesamtgebiet würde dann wohl an den Kreis Pinneberg fallen. Schon häufiger ist befürchtet worden, eine derartige neue Großgemeinde werde schnell von Hamburg geschluckt. Horst Embacher teilt diese Sorge nicht. Er meint, Hamburg könne gar nicht daran interessiert sein, sich bis ins Unendliche auszudehnen. vo

24.02.1966: Hermann Meyn, schleswig-holsteinischer Landtagsabgeordneter aus Garstedt, ist in den agrarpolitischen Ausschuß des SPD-Parteivorstandes nach Bonn berufen worden.

14.03.1966: Wahlergebnisse: In den schleswig-holsteinischen Gemeinden, die am Hamburger Stadtrand noch zum weiteren Wirtschaftsraum der Hansestadt zu rechnen sind, konnte die SPD nur in Garstedt die absolute Mehrheit neu gewinnen, während die CDU jetzt in Quickborn, Kaltenkirchen, Bargteheide und in Ratzeburg mehr als die Hälfte der Gemeinderatssitze einnimmt. Garstedt: CDU 2904, 10 (9) Sitze; SPD 3769, 14 (11); FDP 829, 3(3).

15.03.1966: as politische Übergewicht, das die *? Sozialdemokraten im Stadtstaat Hamburg besitzen, hört genau an der Staatsgrenze zu Schleswig-Holstein auf. Lediglich in vier der direkt an Hamburg angrenzenden Gemeinden konnte sich die SPD halten oder sogar ihre Position verbessern. Eine Analyse der einzelnen Wahlausgänge zeigt, wie wenig Ergebnisse bei Kommunalwahlen mit der großen Politik zu tun haben. So beruht der Erfolg der SPD i% den direkt nebeneinanderliegenden Gemeinden Friedrichsgabe und Garstedt ganz einfach auf der Tatsache, daß die Bevölkerung mit der Arbeit der SPD-Fraktionen in den Gemeinderäten offensichtlich zufrieden war. Tn Wedel behielt die SPD ihre abso- ?Mute Mehrheit wahrscheinlich nur dank der Tatsache, daß es in den Reihen der CDU schon seit Jahren gärt. Es kam hier zu einer offenen Auseinandersetzung zwischen der CDU-Fraktion in der Stadtvertretung und dem Ortsverband der Partei. Dieser zerstrittenen Union stand eine geschlossene SPD gegenüber, die im Wahlkampf auf ihre Erfolge in der Kommunalpolitik hinweisen konnte.

17.03.1966: Bis zum Frühsommer soll ein Gutachten fertig sein, das von einer Kommission im Auftrag des Kieler Innenministeriums zur Neuordnung der vier Gemeinden Garstedt, Harksheide, Fried richsgabe und Glashütte erstellt wird. Der Anstoß zu der Arbeit der Kieler Kommission ist die Arbeit des Städteplaners Professor Jensen. Wie berichtet, hatte Professor Jensen im Auftrag der Arbeitsgemeinschaft der Hamburger Randkreise das Gebiet der vier Gemeinden untersucht und dabei vorgeschlagen, neue Siedlungszentren zu bilden. Dabei müßten auch Kreis- und Gemeindegrenzen verändert werden. Zu der Arbeit der Kieler Kommission hat jetzt ein Sprecher des Innenministeriums mitgeteilt, man rechne damit, daß die Einwohnerzahl in den vier Gemeinden schnell von jetzt rund 40 000 auf 70 000 anwachsen werde. Daher sei eine kommunale Neugliederung dringend notwendig. Bekanntlich sind die Bürgermeister der vier Gemeinden geteilter Meinung über das Jensen-Gutachten. Garstedt hat kaum Bedenken. Besonders Harksheide und Glashütte sind aber nicht mit der vorgeschlagenen Veränderung der Gemeindegrenzen einverstanden.

26.04.1966: Mit einer Festveranstaltung wird am Sonnabend, 30. April, die Verschwisterung zwischen der Gemeinde Garstedt und der französischen Stadt Maromme nahe Rouen beginnen. Wie berichtet, reist aus Garstedt eine große Delegation von Kommunalpolitikern, Mitgliedern der Sportvereine und Schülergruppen nach Frankreich, um dort an einem festlichen Wochenende teilzunehmen. Der Sonntag beginnt mit einem gro- ßen Fahnenhissen auf der Place Jean Jaures. An den Masten werden die Fahnen von Europa, Frankreich, Maromme, Deutschland und Garstedt flattern. Um 11 Uhr findet die eigentliche Verschwisterungszeremonie statt mit Ansprachen der beiden Bürgermeister.

26.04.1966: Im Garstedter Industrieviertel an der Stettiner Straße ist mit dem Bau von Fuß- und Radwegen begonnen worden. Der Bebauungsplan Nr. 23, der das Gebiet Kirchemstraße/Friedrichsgaber Weg/Hogerufelde in Garstedt umfaßt, liegt öffentlich im Garstedter Rathaus aus.

05.05.1966: Heute vormittag um 11 Uhr hat die Vertriebsfirma Carl Kruse ihr neues Betriebsgebäude auf dem Grundstück Gutenbergring 9 in Garstedt offiziell eingeweiht. Das Gebäude liegt in dem neuen Garstedter Industriegebiet in nächster Nachbarschaft zum Flughafen Hamburg- Fuhlsbüttel. In wenigen Jahren schon wird es auch auf dem Landweg über den geplanten Stadtautobahnring äußerst günstig zu erreichen sein. Der Neubau konnte nach den Plänen des Hamburger Architekten Manfred Friedrich in überraschend kurzer Zeit fertiggestellt werden. Nur sechs Monate vergingen vom Aushub des Bodens bis zur Fertigstellung. Das schnelle Tempo wurde entscheidend beeinflußt durch die Tatsache, daß der Bauherr die Stahlbetonhalle mit einer Grundfläche von 2000 Quadratmetern aus Fertigteilen errichten ließ. Auch kam dem Bau die harmonische Zusammenarbeit zwischen. dem Architekten und den Baufirmen zugute. Der Dienst am Kunden war das oberste Gesetz bei der Planung. Die Firma Carl Kruse liefert nicht nur graphische Maschinen aller Art. Sie bietet ihren Kunden darüber hinaus einen vorbildlichen Kundendienst, und zwar in zweierlei Hinsicht: In der hochmodern eingerichteten Werkstatt werden auch die kompliziertesten Reparaturen ausgeführt, und in der Druckschule wird das Personal der Kunden mit der Bedienung der Maschinen vertraut gemacht. Eine Ausstellungsabteilung zeigt die neuesten Modelle des Lieferprogramms, z. B. Zweifarbenmaschinen Offset und Buchdruck, Formvorbereitungsanlagen, Falzautomaten. Sämtliche. Maschinen sind jederzeit vorführbereit.

23.05.1966: Hat man beim Bau der Startbahn II in Richtung Garstedt möglicherweise Baufehler gemacht, die den Wasserhaushalt der Natur durcheinander gebracht haben? Die Klagen über den erhöhten Grundwasserstand in Niendorf reißen seit dem vergegangenen Jahr nicht ab. Im Jugendpark Langenhorn arbeiten wasser anstieg. Zu beiden Seiten der Tag und Nacht zwei Wasserpumpen, um Startbahn und am Jugendpark Langendie Keller nicht vollaufen zu lassen. hörn bildeten sich Wasserflächen, die Jetzt haben sich Anwohner am Erd- kleinen Teichen gleichen und auf denen kampsweg über nasse Keller beschwert. Wassergeflügel heimisch wurde, das die Der Ortsausschuß Fuhlsbüttel wird sich Flugzeuge behindern kann. am Mittwochabend mit dieser Situation Jetzt sind neue Klagen aus dem Ge _ befassen. b iet zwischen Erdkampsweg und Wran- Beim Bau der Verlängerung der Start- ge i koppel gekommen. Auch hier fließt bahn II waren besondere Bodenschwie- dag Re g e nwasser nicht mehr ab. Viele rigkeiten zu überwinden. Die neue Be- Anwo hner meinen, daß durch die Verletonpiste mußte durch große Moorflachen und Verronrung der Tarpenbek unzwischen Ohemoor und Garstedter Weg ter der neuen startbahn das Re genwasgelegt werden. Wie ein aufgeschütteter ser nicht mehr abfließen kann . Damm teilt die Startbahn das Moorgebiet in zwei Hälften. Um den Krohn- Die SPD-Fraktion des Ortsausschusstieg-Tunnel bauen zu können, mußte ses Fuhlsbüttel hat jetzt in einer Anfraseiner Zeit das Grundwasser mehrere ?e an die Verwaltung die Untersuchung Meter abgesenkt werden. dieser Zustände verlangt und Maßnah- Seit dem Herbst vergangenen Jahres men zu einer vernünftigen. Kanalisiezeigte es sich, daß in den Wohngebieten rung der Gebiete am Flughafen geforrund um die Moorflächen das Grund- dert. mor.

10.06.1966: Erhöht hat die Gemeinde Garstedt die Erschließungskosten im Industriegebiet Vettelkrögen. Statt 3,50 Mark sind jetzt künftig 5 Mark zu zahlen, so daB die Gesamtkosten pro Quadratmeter etwa bei 30 Mark liegen. - Diese Regelung gilt nur für Betriebe, die erst jetzt wegen einer Ansiedlung mit der Gemeinde verhandeln. Bürgermeister Horst Embacher betonte dazu, daß Garstedt mit dieser Preisgestaltung noch wesentlich unter den in Hamburg üblichen Preisen liegt.

04.07.1966: Fünf Titel an einem Wochenende zu gewinnen, das gelingt zur Zeit nur einem Hamburger: dem 27jährigen Skeet-Schützen Heymo Rethwisch. Bei der 5. Internationalen Hamburger Meisterschaft auf dem Schießstand in Garstedt war er der erfolgreichste Teilnehmer. Der Hanseatische Jagd- und Sportschießclub als Ausrichter hatte sich mit dieser Veranstaltung Mühe gegeben. Neben der Renovierung der Anlage hatte man den Weltmeister dieser Schießdisziplin, Konrad Wirnhier aus Pfarrkirchen, eingeladen. Die Anlage bewährte sich. Wirnhier allerdings war nicht erschienen. Auch die versierten Schweden fehlten. Übrig blieben 30 Teilnehmer, davon sechs Ausländer aus Holland und Dänemark. Sie machten Jagd auf die flache Tonscheibe, die, ähnlich wie beim Tontaubenschießen, mit Schrot zerschossen wird. Der Unterschied zum Tontaubenschießen besteht jedoch darin, daß der Schütze seinen Standort mehrmals ver- ändern muß, er sich also ständig neu auf die aus zwei Türmen flitzenden "Tauben" einzustellen hat. Rethwisch, er gehört der vierköpfigen deutschen Nationalmannschaft an, wurde Kreis- und Verbandsmeister mit 24 bzw. 49 Tauben. Zweiter der Hamburger Schröter (23 u. 45). Die "Internationale" gewann Rethwisch mit 99 von 100 Tauben. Zweiter wurde der Holländer Dahoht-Mees (95). Zum "Großen Preis" benötigte Rethwisch 195 Treffer. Auch hier der Holländer Mees mit 186 Zweiter. Die Mannschaftswertung, Rethwischs fünfter Titel, gewann der Hanseatische Jagd- und Sportschießclub mit 269 von 300 Ringen vor Harsefeld (260).

06.07.1966: Garstedts erster Ehrenbürger soll Bürgervorsteher Franz Schreck werden. Das hat gestern abend der Rat der Hamburger Randgemeinde gegen die Stimmen der CDU beschlossen. Die Christ-" liehen Demokraten argumentierten, man körnte Franz Schreck nicht mit dieser Ehrung bedenken, solange er noch in seinem Amt sei. Der Bürgervorsteher, der seit 1959 das Garstedter Gemeindeparlament leitet und seit 1919 Mitglied der SPD ist, soll mit der neuen Würde an seinem 74. Geburtstag am 13. August ausgezeichnet werden. Einen weiteren Ehrenbürger bekommt Garstedt wenig später. Am 11. September wird Paul Vauquelin, Bürgermeister der französischen Schwesterstadt Maromme bei Rouen, mit dieser Würdigung geehrt,

08.07.1966: Eine Polizeirufsäule wurde heute in Garstedt an der Ecke Ohechaussee/ Ochsenzoller Straße (vor Haus 215) aufgestellt. Die Polizei bittet die Eltern ihre Kinder zu belehren, daß ein Mißbrauch der Rufsäule strafbar ist.

14.07.1966: Auch Garstedt versucht dem Personalmartgel bei der Polizei mit Automaten abzuhelfen. Um dem Bürger mehr Sicherheit zu bieten und die Polizei für jeden schnell erreichbar zu machen, ist jetzt an der Ohechaussee/Ecke Ochsenzoller Straße eine Notrufsäule aufgestellt worden.

09.08.1966: Tausende in Niendorf und Lokstedt fühlen sich wieder stark durch den Flugzeuglärm belästigt, während die Garstedter sich himmlischer Ruhe im Luftraum erfreuen. Der Grund für die Klagen der einen und das Aufatmen der anderen sind umfangreiche Bauarbeiten am Ende der ein Jahr alten Startbahn II, die in Richtung Garstedt verläuft. 1400 Meter der Piste müssen bis zum 1. September gesperrt bleiben. Das bedeutet, daß alle schweren Düsenmaschinen nur die Startbahn I in Richtung Niendorf für Start und Landung zur Verfügung haben. Bei für die Startbahn II ungünstigem Wind kann auch das für den Flugverkehr verbleibende Reststück dieser Bahn nicht benutzt werden, so daß die Piste I den gesamten Flugver kehr "schlucken" muß. Ein Teil der Startbahn II mußte gesperrt werden, weil der Boden neben der Piste bis zu 1,50 Meter tief abgesackt ist. Hunderttausende von Kubikmetern Erdreich müssen nun wieder aufgefüllt werden, damit die Startbahn nicht wie auf einem Damm verläuft und die Sicherheit der Maschinen gefährdet ist, sollten sie einmal von der Piste abkommen. "Der Senkungsvorgang war eingeplant", erklärte gestern der Leiter der Abteilung Bau und Technik auf dem Flughafen, Erich Niester, dem Hamburger Abendblatt. Daß sich aber der Boden schon innerhalb eines Jahres so schnell senken würde, habe niemand voraussehen können. Schuld daran ist das extrem feuchte Wetter. Schuld daran ist auch ein aus Sparsamkeitsgründen mit der Müllabfuhr getroffenes Abkommen, das es gestattet hat, beim Bau Müll zum Auffüllen des Geländes neben der Bahn zu verwenden. Der Müll ist natürlich besonders schnell zusammengesackt. Jetzt haben sich in Vertiefungen links und rechts der Piste kleine Seen gebildert. Immer wieder bleiben die Planierraupen im Schlamm stecken. "Normalerweise hätten wir den Boden in zwei bis drei Wochen wieder aufgefüllt", erklärt Erich Niester. "Das schlechte Wetter hat uns einen Strich durch die Rechnung gemacht." Das Wasser behindert nicht nur die Bauarbeiten. Es zieht auch Schwärme von Möwen und Kiebitzen an, die mit allen Mitteln bekämpft werden müssen, damit sie die Flugzeuge nicht gefährden. Der stellvertretende Leiter der Verkehrsabteilung auf dem Flughafen, Alfred Fries, hat es schon mit Böllerschüssen und dem über Lautsprecher abgespielten Jagdschrei von Raubvögeln versucht. Nach ein paar Tagen jedoch hatten die Kiebitze den Trick spitz und bleiben ruhig sitzen. URSULA WEINER

12.09.1966: Was in der großen Politik auf mancherlei Schwierigkeiten stößt, ist gestern in der Hamburger Randgemeinde Garstedt mit Herzlichkeit praktiziert worden: die deutsch-französische Freundschaft. Dreihundert Franzosen aus der kleinen Stadt Maromme bei Rouen in der Normandie sind auch noch heute als Gäste in Garstedt. Mit Bruderküssen, Ansprachen und gemeinsamen Festen wurde vollendet, was Anfang Mai bei einem Besuch der Garstedter in Maromme begonnen hatte ? die Verschwisterung beider Gemeinden. Neben den offiziellen Proklamationen wird diese Vereinigung lebendig durch gegenseitige Besuche von Schülern, Sportverbänden und Kommunalpolitikern. Auch derff französische Generalkonsul Jeudy aus Hamburg war dabei, als Bürgermeister Paul Vauquelin die Ehrenbürgerwürde Garstedts verliehen wurde. Und Garstedts Verwaltungschef Horst Embacher charakterisierte die Wünsche beider Nationen, als er sagte: "Das Vereinigte Europa darf nicht an den nationalen Eierpreisen scheitern." vo

14.09.1966: Die Kommunalaufsicht des Kreises Stormarn will nach wie vor an dem angeregten Zusammenschluß der beiden Hamburger Randgemeinden Glashütte und Harksheide zu einer Großgemeinde oder gar Stadt mit etwa 25 000 Bewohnern festhalten. Das wurde jetzt dem Kieler Innenministerium vorgeschlagen. Wie Landrat Dr. Hamann gestern in Bad Oldesloe betonte, sei dies der wichtige erste Schritt für eine kommunale Neuordnung im sogenannten Raum Ochsenzoll nördlich von Hamburg, zu dem die Gemeinden Friedrichsgabe und Garstedt im Kreis Pinneberg und Harksheide und Glashütte im Kreis Stormarn gehören. Der Gemeinderat von Glashütte habe seinen ursprünglichen Beschluß für den Zusammenschluß mit Harksheide nun mit Stimmenmehrheit wieder aufgehoben und wolle erneut die Erhebung zu einem Eigenamt beantragen, die schon zweimal von der Kommunalaufsicht abgelehnt worden sei. Dr. Hamann schlug die Bildung eines gemeinsamen Planungsverbandes für diese vier Hamburger Randgemeinden unter Beteiligung der Kreise Pinneberg und Stormarn vor, um die kommunale Neuordnung voranzutreiben. Die in einem Gutachten von Professor Jensen (Braunschweig) vorgeschlagene Zusammenfassung dieser vier Hamburger Randgemeinden in drei neue Siedlungskomplexe mit Selbstverwaltungskörperschaften lehnte Dr. Hamann erneut ab. Eine Änderung der Kreisgrenzen zwischen Pinneberg und Stormarn habe sekundäre Bedeutung. Zunächst müsse der Zusammenschluß von Harksheide und Glashütte zu einer Großgemeinde vorangetrieben werden.

27.09.1966: Eigener Bericht bk. Pinneberg, 27. September "Das Auge des Finanzministers ruht wegen der hier anfallenden hohen Steuereinnahmen wohlwollend auf dem Hamburger Randgebiet." Mit diesem rhetorischen Kompliment stellte sich Schleswig-Holsteins Finanzminister Hans-Hellmuth Qualen gestern einem Kreis von Wirtschaftlern und Kommunalpolitikern in Pinneberg. Er war zuvor mit einer DO 27 entlang der Hamburger Graue von Garstedt bis Wedel und surflck geflogen. Qualen wollte sich auf Einladung des FDP-Kreisverbandes Pinneberg über Wirtschafts- und Verkehrsprobleme am Stadtrand unterrichten. Er konferierte mit Garstedts Bürgermeister Embacher, beschwichtigte in Pinneberg Bürgermeister Kaths Klage über die noch immer fragliche Hochstraße über die Bahn und ließ sich in Wedel über die wirtschaftliche Situation der Baumschulen unterrichten. Die Finanzlage Schleswig-Holsteins ist nach Qualens Worten immer noch sehr angespannt, obwohl sich das Land in der Vergangenheit maßvoll verhalten habe. Die zwangsläufigen Ausgaben erreichten fast die Höhe der Einnahmen. Deshalb müßten die in diesem Jahre zum erstenmal vom Bund gezahlten Ergänzungszuschüsse auch in den nächsten Jahren gewährt werden. Auf Anfrage bestätigte der Finanzminister eine Hiobsbotschaft für die Kommunen im Lande: Erst 1972 kann das Land dnie Schulbaudarlehen abdecken, die von den Gemeinden vor allem im Hamburger Randgebiet zur Vorfinanzierung dringend notwendiger Bauten aufgenommen wurden. Ursprünglich waren diese Mittel für 1969 zugesagt worden. Der Kreis Pinneberg kann durch dieses Hinausschieben in eine schwierige Finanzsituation kommen. Er hat nämlich seinen Gemeinden die Zinslast für diese Darlehen abgenommen und muß sie nun drei weitere Jahre tragen.

10.12.1966: "Auch in unserem Haushalt macht sich ein gewisser konjunktureller Stillstand bemerkbar. Aber angesichts der erheblichen Steuermittel, die auch 1967 für die gesamte Bautätigkeit zur Verfügung gestellt werden sollen, ist in Hamburg für Pessimismus kein Platz!" Dies erklärte Bausenator Caesar Meister am Freitag auf der Richtfeier für 1774 Wohnungen und Gewerbebetriebe der Unternehmensgruppe "Neue Heimat" beim Elbe-Einkaufszentrum in Osdorf. Der Senator kündigte für das nächste Jahr auf dem Bausektor eine "gewisse Schrumpfung" an, die jedoch keineswegs zu erheblichen Einschränkungen, wohl aber zu einer Verlagerung der Akzente führen würde. Besonders im Stra- ßenbau werde der Rückzug stärker sein, während der Wohnungsbau "nahezu im gleichen bekannten schnellen Tempo" weitergehen würde. "In Hamburg herrscht nach wie vor große Wohnungsnot", erklärte der Vorstandsvorsitzende der Unternehmensgruppe, Albert Vietor. Von den 765 000 Haushalten leben nach seinen Angaben immer noch 108 000 (14 Prozent) in Untermiete. Von diesen 74 000 Einpersonenund 34 000 Mehrpersonen-Haushalten suchten 36 000 eine eigene Wohnung. Insgesamt gäbe es in der Hansestadt immer noch 46 000 Wohnungsuchende. Vietor: "Wenn Hamburg zum Weißen Kreis erklärt würde, wären 235 000 der 640 000 vorhandenen Wohnungen dem spiel des freien Marktes ausgesetzt. Ihre Bewohner hätten keinen zureichenden Schutz vor Kündigung und Knappheitsmiete, wenn die Bundesregierung ihre Gesetze nicht ändert." Ein wirksamer Kündigungsschutz für alle ist nach Vietors Worten ebenso erforderlich wie Mietenkontrollen, solange das Angebot an Wohnungen hinter der Nachfrage herhinke. Die "Neue Heimat Nord" (NHN) ? unter diesem Namen sind jetzt die Tochtergesellschaften der Unternehmensgruppe in Norddeutschland zusammengefaßt ? hat in Hamburg und Schleswig-Holstein bisher 10 091 Eigenheime gebaut. Wie der Geschäftsführer der NHN, Wolfgang Vornbrock, am Freitag bei der Vorlage des Geschäftsberichtes für 1965 sagte, ist diese Zahl von keinem anderen Wohnungsunternehmen in Deutschland erreicht worden. Er übte Kritik an der vom gemeinsamen Landesplanungsrat Hamburg/ Schleswig-Holstein erarbeiteten "Achsen-Theorie", als deren Ergebnis in der Vergangenheit an den Endpunkten wie in Bad Oldesloe riesige Grundstücke aufgekauft worden seien, die jetzt mangels Bedarfs brachliegen. Vornbrock: "Die Frage sollte heute nicht lauten, wie Hamburg mit Garstedt klarkommt, sondern wie die Hansestadt sich gemeinsam mit Schleswig-Holstein, Niedersachsen und Dänemark gegen- über den großen industriellen Räumen des Ruhrgebietes und der Beneluxländer behaupten kann!" Sein Vorstandskollege Georg Bamberg sagte, der Engpaß im Straßenbau bei neuen Siedlungen existiere nicht mehr. Er sei im Gegenteil in eine "Auftrags- Notlage" umgeschlagen. Im Hochbau habe seine Gesellschaft durch den Montagebau bei 20stöckigen Hochhäusern die reinen Kosten um 20 Prozent senken können. Mit einer Anspielung auf das "Aisterzentrum" in St. Georg, für das die "Neue Heimat" 63geschossige Hochhäuser vorgeschlagen hatte, meinte Bamberg: "Die Wirtschaftlichkeit beginnt erst bei mehr als 20 Stockwerken!" 1.

1967

16.01.1967: Garstedt, 16. Januar Hamburg und Schleswig-Holstein müssen enger zusammenarbeiten. Zwischen der Hansestadt und dem Land zwischen Nord- und Ostsee darf es keinen durch Geheimniskrämerei und Wettbewerbsverzerrungen gekennzeichneten Konkurrenzkampf um die Ansiedlung von Gewerbebetrieben geben. Hamburg und sein Umland müssen als ein Ganzes gesehen werden. Nur so können die an die Hansestadt grenzenden Gebiete Anschluß an die wirtschaftliche Entwicklung halten. In dieser Ansicht sind sich Sozialdemokraten in Hamburg und Kiel einig. Das wurde am Wochenende während einer Regional-Planungskonferenz der SPD unmittelbar vor den Toren der Hansestadt, in Garstedt, deutlich. Die Parteiorganisation der Kreise Segeberg, Stormarn, Pinneberg und Herzogtum Lauenburg hatten als Referenten vor rund 300 Tagungsteilnehmern den Hamburger Wirtschaftssenator Kern und den Kieler Professor Jochimsen geladen, der bei einer Regierungsbeteiligung der SPD nach den kommenden Landtagswahlen in Schleswig-Holstein Aussichten auf einen wichtigen Kabinettsposten zu haben scheint. Wer einen Disput dieser beiden "Konkurrenten" erwartete, wurde enttäuscht. Nicht so derjenige, der sich über die wirtschaftliche Entwicklung im nördlichen Raum der Bundesrepublik und den Stand der Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein aus sozialdemokratischer Sicht unterrichten wollte. Die Ausgangslage kennzeichnete Professor Jochimsen mit nicht allzu rosigen Zahlen: Im laufenden Jahrzehnt liegt Schleswig-Holstein innerhalb der Bundesrepublik - im Bevölkerungswachstum an vierter und ? - im Wachstum des Brutto-Sozialproduktes und der Produktivität an sechster Stelle. Sofern sich in der wirtschaftspolitischen Konzeption nichts ändere, sei abzusehen, daß das Land in diesem Punkt im Laufe der nächsten Zeit sogar auf den neunten Platz zurückfalle. Schleswig-Holstein stehe in dieser zu erwartenden rückläufigen Tendenz aber nicht allein da. Unter den gegebenen Voraussetzungen müßten alle norddeutschen Länder mit einer ähnlichen Entwicklung rechnen. Jochimsen skizzierte die Lage nüchtern weiter: - Im Pro-Kopf-Einkommen liegt Schleswig-Holstein in der Bundesrepublik vor Rheinland-Pfalz an zweitletzter Stelle. ? In dem Land zwischen Nord- und Ostsee gibt es für keinen Industriezweig auffallend gute Standortvorteile, die es angeraten sein lassen, sich ausgerechnet hier niederzulassen. Einziger Aktivposten Schleswig-Holsteins in der Raumordnungspolitik sei heute das Hamburger Umland. Aber hier seien die Dinge ständig im Fluß. Insofern müsse auch die vor zehn Jahren aufgestellte Achsen-Endpunkt- Theorie, die eine Stärkung der Gebiete um Elmshorn, Kaltenkirchen, Oldesloe, Schwarzenbek und Geesthacht vorsieht, ernsthaft überprüft werden. iNach Jochimsens Ansicht muß man die Vermutung haben, als sei das wesentliche Ziel der elf Jahre gemeinsamer Landesplanungsarbeit gewesen, zu Hamburg so wenig Kontakt wie möglich zu haben. Es sei grotesk, daß hohe Kieler Beamte heute noch den Eindruck vermitteln könnten, als sei es das Beste, wenn um & Hamburg herum ein Sperrgürtel ge? legt würde, damit die -beiden Bun- Sj desländer nur nicht miteinander in | \ Berührung kämen. Diese Einstellung Sj müsse überwunden werden. Senator f ! Kern stellte hierzu fest: ?Wir warten JJ auf diejenigen, die die von uns ge- £j wünschte Zusammenarbeit akzeptie- Wie sieht diese Zusammenarbeit aus sozialdemokratischer Sicht gesehen aus? ? Jochimsen: . Die Reserven an Arbeitskräften und freien Flächen in den Randgebieten müssen voll in die Großraumplanung Hamburg ? Schleswig-Holstein eingebracht werden. - Kern: Es ist eine Selbstverständlichkeit, daß Hamburg ständig Unternehmen abgeben muß. Aber Hamburg und Schleswig-Holstein sollten in diesem Punkt voreinander keine Geheimniskrämerei treiben. Sie sollten sich gegenseitig rechtzeitig über solche Vorgänge informieren und auch ihre großen wirtschaftspolitischen Ziele offen miteinander diskutieren." Die Gründe dder Verlagerung von Betrieben müßten im Interesse der Unternehmen optimal sein. Sie dürften sich nicht in vorübergehenden Kostenvorteilen erschöpfen. Sonst sei weder dem einzelnen Betrieb noch einem Land damit gedient. Der Senator meinte aber auch: ?Die Randkreise dürfen niemals das Abfallbecken der Großstadt sein. Sie und Hamburg sitzen in einem Boot. Im einzelnen hielten sowohl der Kieler Professor als auch der Hamburger Senator folgende Schritte für erforderlich, um die Wirtschaft im Hamburger Umland zu beleben. 1. Eine bessere verkehrliche Erschlie- ßung. Zu diesem Zweck müssen zwei Ringverbindungen um Hamburg herum geschaffen werden; eine, die die Achsenendpunkte miteinander verbindet und eine zweite, die zwischen diesen Achsenpunkten und Hamburg einen Ring um die Hansestadt schließt. Notwendig sei die Elektrifizierung der Nahverbindungen. 2. Ein besseres Verkehrssystem im Hamburger Umland muß dann die Industrie nach sich ziehen, die sich in sogenannten Randballungszonen ansiedeln könnte. 3. Schaffung einer zentralen Aufbaugesellschaft für alle Randgebiete. 4. Ausreichende Errichtung von Wohnungen und Bildungsstätten. 5. Ausbau der Freizeit- und Erholungsgebiete in der Nähe Hamburgs, um für das Umland diese Erwerbsquelle noch besser zu erschließen.

31.01.1967: Der Hamburger GroShändler der Internationalen Freiwilligen Handelskette CENTRA, Ernst Koopmann, und die REWE Lebensmittel-Großhandel eGmbH mit Sitz in Hamburg-Garstedt schließen sich am 1. Februar unter der Firma REWE Lebensmittel-Großhandel eGmbH zusammen. Die Hamburger REWE-Genossenschaft zählt ISO Lebensmitteleinzelhändler zu ihren Mitgliedern. Der CENTRA-Großhändler Ernst Koopmann belieferte rund 140 der CENTRA-Kette angeschlossene Lebensmitteleinzelhändler. Wie die 140 CENTRA-Einzelhändler sich verhalten werden, ist bis zur Stunde ungeklärt. Der Einzelhandels-Vertrauensrat der CENTRA-Groß-Hamburg ist zu dem Entschluß gekommen, die CENTRA-Arbeit in Hamburg fortzusetzen, und die Einzelhändler, soweit sie bei der CENTRA bleiben, von der benachbarten CENTRA-Zentrale Heinrich Brodersen, Bad Bramstedt, zu beliefern. Andererseits können die CENTRA-Einzelhändler, wie verlautet, Mitglieder der REWE werden oder sich anderen Organisationen anschließen oder auch ungebunden sein. Die REWE Hamburg und die Firma Ernst Koopmann begründen das Zusammengehen mit wirtschaftlichen Überlegungen. Der Zusammenschluß werde die Leistungsfähigkeit auf der Groß- und Einzelhandelsstufe beträchtlich erhöhen. Die Hamburger REWE dürfte nach dem Zusammenschluß im Jahr 1967 einen Großhandelsumsatz von etwa 30 Mill. DM erreichen. Neben spürbarer Kostensenkung werde erhöhte Wettbewerbsfähigkeit erreicht. Das Geschäft soll von dem REWE-Betrieb mit übernommen werden. Die Anlagen der Firma Ernst Koopmann sollen vermietet oder verpachtet werden. Die deutsche CENTRA teilt zu diesen Vorgängen mit, daß der AR der Handelskette einstimmig beschlossen habe, die von der Firma Ernst Koopmann gehaltenen Stammeinlagen an der CENTRA-Lebensmlttel- GmbH, Köln, einzuziehen. Zugleich wurde der Hamburger Firma die CENTRA-Lizenz für das Gebiet Grofi-Hamburg entzogen.

03.02.1967: Die freiwillige Handelskette CENTRA Lebensmittel GmbH, Köln, und die REWE Letfensmittel-Großhandel eGmbH, Hamburg-Garstedt, gehen entgegen anderslautenden Vermutungen nach dem Anschluß des ehemaligen CENTRA-GroBhändlers Ernst Koopmann, Hamburg, an die REWE-Organisation in Hamburg nicht zusammen. Wie der Geschäftsführer der CENTRA, Dr. Karl-Heinz Severing, gestern In einer Pressekonferenz in Hamburg erklärte, hat die CENTRA gegen REWE eine einstweilige Verfügung beim Landgericht Hamburg erwirkt. Darin wird der REWE-Hamburg und der bisherigen CENTRA-Großhandlurag Ernst Koopmann, Hamburg, verboten, in Werbeanzeigen, Prospekten und sonstigen Mitteilungen die Bezeichnung CENTRA firmenund kennzeichnungsmäßlg zu benutzen sowie in Werbeanzeigen und sonstigen Mitteilungen zu behaupten, daß "die CENTRA-Großhandlung" und die REWE in Hamburg zusammengehen. Der Streitwert beträgt 100 000 DM. Die Kosten des Verfahrens haben die Antragsgegnerinnen zu tragen. Wie Severing weiter erklärte, haben die hanseatischen CENTRA-Einzelhandelskaufleute unverändert die Möglichkeit, Mitglieder der CENTRA-Organisation zu bleiben. Die Belieferung und Betreuung der CENTRA- Einzelhandelsgeschäfte in Hamburg erfolgt nach Severings Mitteilung seit dem 27. Januar über die CENTRA-Zentrale Heinrich Brodersen, Bad Bramstedt. Der Aufsichtsrat der CENTRA habe der Firma Koopmann mit einstimmigem Beschluß die CENTRA-Llzenz mit Wirkung vom 27. Januar entzogen und den Gesellschaftsanteil von 23 000 DM auf Grund des Gesellschaftsvertrages eingezogen, well Koopmann entgegen den Satzungsbestimmungen Ware und Betriebseinrichtung an den Wettbewerber REWE verkauft hatte, sagte Severing. Offenbar wollte Koopmann neben seinen vier eigenen Einzelhandels-Filialen auch die 81 übrigen CENTRA-Einzelhändler mit zu REWE hinüberziehen. Zum gegenwärtigen Zeitpunkt sei noch nicht zu übersehen, wie viele CENTRA-Händler sich der REWE- Organisation angeschlossen haben, sagte Severing. Die CENTRA, der in sieben europäischen Ländern 16 000 Geschäfte angeschlossen sind, erzielte 1966 in Deutschland mit 40 zentralen Großhandlungen und 5500 Einzelhandelsgeschäften einen Einzelhandelsumsatz zwischen 0,8 und 1 Mrd. DM.

06.02.1967: Jeder Hamburger wird in einigen Wochen einen Blick in die Sternenwelt werfen können. Der Verein Hamburger Sternfreunde lädt zu Beobachtungen im Hamburger Stadtpark ein. Amateur- Astronomen werden ihre Geräte zur Verfügung stellen und Erläuterungen geben. Damit sollen neue Mitglieder geworben werden. Das Ziel ist der Bau einer Volkssternwarte. "Das Interesse an der Astronomie hat durch die Raumfahrt einen gewaltigen Anstieg zu verzeichnen", erklärt der Vorsitzende des Vereins, Hans Hag*e. "Besonders die Jugend möchte Einzelheiten wissen, die zum Verständnis der Raumfahrtnavigation erforderlich sind. Diese Bildungsaufgabe wäre nur mit einer Volkssternwarte zu erfüllen." Seit zwei Jahren verhandelt Hagge mit der Stadt über den Bau einer Beobachtungsstelle im Hamburger Stadtpark. Der Wasserturm scheidet aus, weil der Umbau der großen Kuppel zu kostspielig wäre. Jetzt soll untersucht werden, ob der Wasserturm in Stellingen geeignet wäre. In der vorigen Woche haben allerdings schon in Garstedt erfolgversprechende Gespräche stattgefunden. In Zusammenarbeit mit der Gemeinde und dem Kopernikus- Gymnasium könnte auf dem Dach der neuen Schule eine Beobachtungsstation eingerichtet werden. Eine entsprechende Dachöffnung ist beim Bau der Schule bereits geschaffen worden. In Garstedt wären bessere Möglichkeiten zum Beobachten der Sterne als in Hans Hagge . ster neii- Hamburg, weil in abende im Park der Stadt die allgemeine Helligkeit von den Straßenlampen und der Lichtreklame sehr störend wirken kann. Diese Tatsache ist auch der Grund dafür, daß Vorsitzender Hans Hagge mit Garstedts Bürgermeister Horst Embaeher gleich die Frage prüfte, ob in Garstedt nicht ein günstig gelegenes Grundstück vorhanden wäre, auf dem das kleine Observatorium des Vereins errichtet werden könnte. Der Bürgermeister hat bereits ein geeignetes Grundstück angeboten. Morgen wird der Vorsitzende der Hamburger Sternfreunde aber zunächst mit Hamburgs Kultursenator Gerhard F. Kramer sprechen. Dabei soll geklärt werden, ob der Verein mit einer Unterstützung der Stadt aus Lottomitteln rechnen könnte. Bundeswissenschaftsminister Gerhard Stoltenberg hat in einem Schreiben an den Verein darauf hingewiesen, daß private Vereinigungen dieser Art Bildungsaufgaben erfüllen könnten, die von der Schule allein nicht zu bewältigen wären.

22.02.1967: Mit dem Bau der City-S-Bahn-Linie soll nun doch noch in diesem Jahr begonnen werden. Daneben ist vorgesehen, die Mittel für den U-Bahn-Bau und für einige Straßenbauvorhaben beträchtlich aufzustocken. Das ist das Kernstück des zweiten Ergänzungshaushaltes, den der Senat gestern zur Korrektur des noch nicht verabschiedeten Etats 1967 vorgelegt hat. Allerdings, hinter dieser freudigen Kunde steht noch ein Fragezeichen. Diese Pläne setzen nämlich voraus, daß Hamburg vom Bund, wie sich Finanzsenator Brandes ausgerechnet hat, tatsächlich 66 Millionen aus dem Mehraufkommen der Mineralölsteuer erhält. Diese Zuwendungen aus der Bundeskasse sind aber noch umstritten. Senator Brandes: "Ich verrate kein Geheimnis, wenn ich feststelle, daß hier in den nächsten Tagen noch ein großes Tauziehen zwischen den Ländern und dem Bund einerseits und zwischen den Ländern untereinander bevorsteht." Die Vorlage dieses Ergänzungshaushaltes war trotz dieser Unsicherheitsfaktoren notwendig, um der Bürgerschaft für ihre Haushaltsberatungen Anfang April rechtzeitig Material zukommen zu lassen. Auch werden so die 50 Millionen Mark Defizit abgedeckt, die sich durch geringere Steuereinnahmen und höhere Abgaben an den Bund bei der- Einkommen- und Körperschaftssteuer ergeben. Hier die wichtigsten Einzelheiten aus dem Ergänzungshaushalt: - Für die City-S-Bahn-Linie sind 10 Millionen Mark vorgesehen. - Der U-Bahn-Bau soll zusätzlich 17 Millionen Mark erhalten. Das Geld ist bestimmt für die Verlängerung der Ochsenzoll-Linie nach Garstedt sowie die Linie Billstedt ? Stellingen. - Der Straßenbau bekommt zusätzlich elf Millionen, vorgesehen vor allem für den Ausbau des Jahnringes, des Berner Heerweges und des Garstedter Weges. Außerdem steht im Ergänzungshaushalt noch eine Million Mark für eine einfache Begrünung in den Neubaugebieten Lohbrügge-Nord, Groß Lohe-Süd und Neuwiedental. Brandes: "Kein , Grün-Luxus'. Wir müssen verschlammte Wege begehbar machen." thi.

24.04.1967: Wahlergebnisse Garstedt: CDU 3656 (41,1), SPD 4132 (46,4), FDP 622 (7,0), DFU 88 (1,0), NPD 393 (4 4).

03.05.1967: Mit Hilfe der Bundesmittel wird in den nächsten Monaten auch die Verlängerung der Langenhorner U-Bahn über Ochsenzoll hinaus bis nach Garstedt in Angriff genommen. Dazu sind für dieses Jahr je drei Millionen Mark aus Bonn und Hamburg vorgesehen.

09.05.1967: Garstedts Gemeindeväter sorgen sieb um die Schulkinder. Zu Hunderten werden sie am 15. Mai zum Sommerbad nach Harksheide strömen, das mit einer Warmwasseranlage ausgestattet wurde. Alle Fußgänger und Radfahrer müssen die Ulzburger Straße überqueren. Weit und breit gibt es aber keinen gesicherten Überweg. Das soll anders werden. Polizeibeamten und Bediensteten im Garstedter Ordnungsamt sträubten sich oft die Haare. Kinder rannten dicht vor den Autos über die Ulzburger Straße, und zwar an der Einmündung Kurzer Kamp. "Wir dürfen nicht so lange warten, bis erst etwas passiert." So ein Vertreter des Ordnungsamtes. Die Gemeinde Garstedt hat deshalb einen Vorstoß bei der Kreisordnungsbehörde in Pinneberg unternommen. Dabei geht es um folgendes: Garstedt will an der Einmündung Kurzer Kamp/Ulzburger Straße einen Zebrastreifen anlegen und eine Druckknopf-Ampel installieren lassen. Der finanzielle Aufwand lohnt sich auf jeden Fall.

10.05.1967: Die ersten sechs Millionen Mark wurden gestern vom Senat für die Verlängerung der U-Bahn-Linie von Ochsenzoll nach Garstedt freigegeben. Das gesamte Projekt wird 17 Millionen Mark kosten. Bereits am 1. August soll mit den Bauarbeiten begonnen werden. stelle Garstedt und ein anschließender 120 Meter langer Streckenabschnitt sind als Tunnelbauwerk vorgesehen, weil in Die rasche Verwirklichung dieses Plans ist möglich geworden, weil Hamburg, wie berichtet, aus Bonn zusätzliche Mittel aus der Mineralölsteuer erhalten wird. Im kommenden Jahr werden acht Millionen und im Jahr 1969 noch einmal drei Millionen Mark für dieses Bauvorhaben bereitgestellt werden müssen. Die Gesamtlänge der neuen U-Bahn- Strecke, die Garstedt "näher nach Hamburg bringt", beträgt 1237 Meter. Nur 127 Meter davon liegen auf hamburgischem und 1110 Meter auf schleswigholsteinischem Gebiet. Der weitaus größte Teil der Strecke wird als offener Einschnitt gebaut. Lediglich die Haltediesem Bereich das neue Orts- und Einkaufszentrum Garstedt entstehen soll. Bei zügiger Baudurchführung rechnet man damit, in zwei Jahren fertig zu sein. Zunächst werden jetzt die Gleise der Alster-Nord-Bahn abgebaut und ein Omnibusersatzverkehr eingerichtet. Dafür muß eine provisorische Omnibus- Haltestelle geschaffen werden. Die Bauarbeiten für die unterirdische U-Bahn-Station Garstedt, die Einschnittstrecke sowie drei Kreuzungsbauwerke und den Tarpenbek-Durchlaß sollen gleichzeitig begonnen werden. thi.

26.06.1967: Stellingens Einwohner im Bereich des WördematiOtweferranrtn zurzeit "ine Uhtersr*rif"e"amBihtet^ H*rtto

29.06.1967: In Garstedt sprachen gestern Kommunalpolitiker Aber die Zukunft der Gemeinden Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe und Glashütte. Der "Arbeitskreis Norderstedt" diskutierte über das Thema "Sinnvolle Raumordnung um den Ochsenzoll". Der Arbeitskreis will konkrete Unterlagen über einen möglichen Zusammenschluß aller vier Gemeinden zu einer Verwaltungseinheit erarbeiten. Zum Jahresende soll eine Denkschrift vorliegen.

14.07.1967: Garstedts Straßen sollen besser werden. Das beschlossen einstimmig die Gemeindevertreter in ihrer letzten Sitzung. Es handelt sich dabei vorwiegend um Straßen in den Siedlungsgebieten. Ausgebaut werden: Langer Kamp und Auriklstieg, eine Teilstrecke des Wiesenweges, die Straßen Nelkenstieg und Spargelkoppel.

29.07.1967: Am heutigen Sonnabendabend fährt zum letztenmal ein Zug der Alsternordbahn zwischen Garstedt und Ochsenzoll. Ab Sonntag früh verkehren auf diesem Abschnitt nur noch Omnibusse. Grund der Veränderung: Am Montag beginnen die Arbeiten für den U-Bahn-Bau. Die Ersatzbusse bieten Anschluß an jeden Zug der Alsternordbahn aus Ulzburg. Die Haltestellen: Garstedt/Birkenweg, Ochsenzoller Straße neben der Alsternordbahn-Haltestelle Garstedt und U-Bahnhof Ochsenzoll. Die Fahrpreise bleiben unverändert. Eine Neuregelung des Fahrplans ließ sich jedoch nicht vermeiden. Fahrplanblätter mit den ab 30. Juli geltenden Abfahrtzeiten sind beim Personal der Alsternordbahn zu haben. Für den Busverkehr wurde die Garstedter Feldstraße verbreitert; außerdem ist an der Haltestelle Birkenweg eine Buskehre angelegt worden. Die Gesamtlänge der neuen U-Bahn- Strecke beträgt 1237 Meter, davon liegen 127 Meter auf hamburgischem, der Rest liegt auf sehleswig-holste:ni.-':heiTi Gebiet. Die freie Strecke wird als offener Einschnitt gebaut. Die Endstation Garstedt sowie ein anschließender IL'0 Meter langer Streckenabschnitt liegen dagegen in einem Tunnel, da in diesem Bereich das neue Orts- und Einkaufszentrum entstehen soll. hn

02.08.1967: Die Bauarbeiten für die neue TJ-Bahnstrecke Ochsenzoll ? Garstedt haben gestern begonnen. In einer Bauzeit von zwei bis zweieinhalb Jahren soll, wie berichtet, der rund 1200 Meter lange Streckenabschnitt bis zum zukünftigen Einkaufszentrum in Garstedt fertiggestellt werden. Der größte Teil der Strecke (955 Meter) wird in einem offenen Einschnitt angelegt, der Rest als Tunnel gebaut. Die Straßen Hemberg, Ohechaussee und Ochsenzoller Straße sollen kreuzungsfrei durch Tunnelstücke unterfahren werden. *

28.08.1967: Flughafen, Bahn II, in Richtung Garstedt. Sie gewann rasch an Höhe, kurvte dann aber entgegen der Order des Kontrollturms nach rechts in Richtung Langenhorn, statt nach links. Die Maschine beschrieb eine volle Rechtskurve über dem Ohemoor, der Straße Rugenbarg, geriet plötzlich ins Trudeln und stürzte aus einer von Experten geschätzten Höhe von etwa 200 Meter fast senkrecht ab. Zwei Minuten nach dem Start markierte eine starke Rauchsäule dem Flugsicherheitspersonal die Absturzstelle. Aus den verschiedenen Versionen über die mögliche Ursache, die zum Absturz der Maschine führte, kristallisierte sich heute vormittag eines klar heraus: Der rechte Motor muß defekt gewesen sein. Mehrere Zeugenaussagen sprechen dafür: Nach Angaben von Frau Heim, der Witwe des Piloten, hatte ihr Mann kurz vor dem Unglücksflug Bedenken geäußert: Der neue Motor der Maschine habe nicht einwandfrei gearbeitet. Als man die Trümmer untersuchte, fand man die Luftschraube des rechten Motors in Segelstellung. - "Mir ist aufgefallen, daß das Motorengeräusch der startenden .Beechcraft' während des Starts und auch später ungewöhnlich laut klang!" So die Aussage von Alfred Fries von der Verkehrsleitung des Flughafens. Tatsächlich war in die Maschine am Montag ein neuer Motor eingebaut worden. Am Dienstag und Mittwoch fanden Erprobungsflüge statt. Offensichtlich war dabei kein Fehler entdeckt worden, denn am Mittwoch hatte die Maschine einen Flug nach München und zurück absolviert. Der 27jährige Pilot Robert Heim galt als ausgezeichneter Flieger. Er war bei der Bundeswehr an Propeller- und Düsenmaschinen (auch am Starfighter) ausgebildet worden. Seine Kameraden: "Heim war ein As. Er konnte ungewöhnlich schnell reagieren." Am 16. 3. dieses Jahres hatte er bei der Hans- Otto-Fischer-KG Seine Stelle als Privat- Pilot angetreten. Zuvor hatte er in Leverkusen Propellermaschinen vom Typ "Piper" und "Cessna" geflogen. Auf der "Beechcraft" absolvierte er 250 Flugstunden

11.10.1967: Der Privatinitiative einiger Männer und Frauen ist es zu danken, daß es jetzt auch in Garstedt und Quickborn eine Ortsvereinigung der "Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind" gibt. Erster Vorsitzender ist der Garstedter Pastor Theodor Lescow. Er kündigte an: "Ende Oktober beginnen wir mit einer -Mitglieder-Werbeaktion." Der noch jungen Ortsvereinigung sind jetzt bereits 20 geistig behinderte Kinder im Ochsenzoller Raum bekannt, die unbedingt betreut werden müssen. Pastor Lescow: ?Wenn erst der persönliche Kontakt zu den anderen Eltern hergestellt ist, können weitere Kinder betreut werden." Garstedts Gemeindehaus an der Christuskirche kann vorerst als provisorische Sonderschule dienen. Der Kirchenvorstand hat seine Zustimmung bereits erteilt. Dazu Pastor Theodor Lescow: "Unser Ziel ist es, eine eigene Sonderschule für die geistig behinderten Kinder im Ochsenzoller Raum zu erhalten. Der Standort muß nicht unbedingt Garstedt sein." Da für den Übergang Behelfsräume zur Verfügung stehen, wird die Ortsvereinigung Garstedt-Quickborn Anfang nächsten Jahres mit der Arbeit beginnen

17.10.1967: Der Mensch lernt nie aus, so lange er lebt, der Abgeordnete auch nicht. Wie steht es mit dem Sielbau im Hamburger Norden? wollten die Abgeordneten der Bezirksversammlung Nord wissen. Baudirektor Ulrich Wienbeck informierte das Parlament umfassend: Es gibt Schwierigkeiten bei der Entwässerung, der Baustopp ist eine Tatsache, aber es werden Zwischenlösungen angestrebt, die wenigstens gestatten, im am meisten betroffenen Langenhorn jährlich 500 Wohnungen zu bauen. Baudirektor Wienbeck gab den Abgeordneten einen historisch interessanten, tiefen Einblick in die Geschichte der kanalisierten Unterwelt von Hamburg. Im verdunkelten Sitzungssaal erläuterte er an Hand von farbigen Dias die große Tat des englischen Sielbaumeisters Lindlay, der 1843 den Grundstein für das Hamburger Kanalisationsnetz legte. Rund 60 Jahre später war ein Entwässerungssystem aufgebaut worden, das seiner Zeit weit voraus war. Doch das Groß-Hamburg-Gesetz brachte kurz vor Ausbruch des zweiten Weltkrieges eine Verdoppelung des Hamburgei' Stadtstaates, der das bisherige Sielnetz, nicht gewachsen war. So begann nach 1945 der weitere Ausbau der Kanalisa-, tion, der 1954 die Grenzen der Kapazität erreicht hatte. Dann wurde es wieder hell im Sitzungssaal, aber die Sielgeschichte wurde düsterer. Denn Mitte der fünfziger Jahre begann eine gewaltige Neubautätigkeit in den Außengebieten, die Zahl der Bevölkerung stieg, der Wasserverbrauch verdoppelte sich. Und weit über 1000 Kilometer Siele wurden zur Aufschlie- ßung der Neubaugebiete verlegt. Manches wurde zur Verbesserung und Erneuerung der Klärwerke getan. Trotzdem wurde etwa vor einem Jahr der Zeitpunkt erreicht, wo sich herausstellte, daß die großen Stammsiele keine weiteren Abwassermengen mehr fassen. "Wir tun, was wir können", sagte Baudirektor Wienbeck. Zur Entlastung der Oberalster wird am Maienweg ein neues Stammsiel gelegt, der Sammler Ost bringt eine weitere Entlastung, und am Ostfalenweg in Niendorf wird ein neues Pumpwerk Abwässer aus Langenhorn über Niendorf nach Groß Borstel drücken. Unbefriedigend bleibe die Tatsache, daß auch aus Harksheide, Glashütte und Garstedt die Abwässer durch die Siele Langenhorns fließen. "Wenn wir das nicht tun", sagte der Baudirektor, "würden die Abwässer dieser wachsenden Gemeinden in irgendeiner Form in unsere Hamburger Vorfluter und die Alster gelangen." So müssen die Langenhorner auf der Stelle treten, während'in Garstedt und Harksheide frisch weitergebaut werden kann. Die Hamburger Kanalisation ist also ein vielschichtiges Problem, schien es den Abgeordneten. Dunkel blieb ihnen nach der glänzenden Information von Baudirektor Wienbeck, warum man nicht schon vor zehn Jahren von den Fachleuten des Sielbaus etwas von den Röhren gehört habe, durch die man heute sozusagen guckt. Also fragte der Senior der Bezirksversammlung, Bezirksabgeordneter Alfred Brockhagen: "Warum hat man uns nicht schon früher über diese Misere informiert?" Meinte Baudirektor Wienbeck: "Die politischen Vertretungen müssen sich auch' um die Dinge kümmern, die man nicht sieht." Was zu deutsch wohl heißt: Steigende Wohnbauziffern sieht jedermann, fehlenden Sielbau niemand. Der Mensch und der Abgeordnete lernen wohl nie aus. Und der Fachmann?

28.10.1967: Aus den beiden Gemeinden Harksheide und Glashütte soll ? wie berichtet ? eine Stadt mit über 22 000 Einwohnern werden. Nachdem die Gemeindevertretungen entsprechende Beschlüsse gefaßt hatten, stimmte am Freitag der Stormarnen Kreistag ebenfalls zu. Die Sprecher der CDU, SPD und FDP betonten übereinstimaid, daß die kommunalen Grenzen im Raiu/ne Friedrichsgabe'Garstedt/Glashütte/Harksheide unbedingt neu geordnet werden müßten. Es sollen daraus zwei finanzstarke und leistungsfähige Städte an der Nordgrenze Hamburgs entstehen.

31.10.1967: Voraussichtlich im nächsten Jahr beginnt der Architekten-Wettbewerb für Garstedts neue Kirche Im Ortszentrum zwischen Birkenweg und Garstedter Feldstraße. Fest steht schon jetzt: Dieses Gottes haus wird nicht wie eine Kirche aus sehen und auch keinen Glockenturm erhalten. Es ist überhaupt fraglich, ob jemals zum Gottesdienst Glocken läuten werden. Pastor Theodor Lescow denkt an eine "Kirche von morgen", an eine Stätte der geistigen und geistlichen Begegnungen. Er sagt: Mit neuen Ideen: "Wir benötigen Pastor Lescow heute einen neuen Typ von Kirche, den ich als Kommunikationskirche bezeichnen möchte. Wie müßte sie aussehen? Es ist nicht ein romantischer Zug zurück zum Urchristlichen, wenn ich mit gro- ßer Entschiedenheit für den Zentralbau plädiere, in dessen Mitte der Altar zu stehen hat, so, wie es bis zum Beginn des 4. Jahrhunderts wohl weithin üblich gewesen ist." Und weiter: "Ein solcher Raum, in sakraler Hinsicht betont schlicht und sachlich gehalten, würde von selbst zu einem Mehrzweckraum werden, in dem auch Gemeindeversammlungen abgehalten werden könnten, die nicht ausschließlich gottesdienstlichen Charakter hätten. Es würde uns jene Universalität des kirchlichen Raumes zurückgewinnen helfen, der früher einmal selbstverständlich war: alles, was in der Kirche passierte, spielte sich auch in der Kirche ab." Diese neuen Ideen sind richtungsweisend. Auch für den Kirchenvorstand, der Garstedter Christuskirche, der sich bereiterklärte, zusammen mit dem jungen Pastor Lescow neue Wege zu gehen. Wenn diese Garstedter "Kirche von morgen" wirklich Kommunikationszentrum sein soll, so müßten ? nach den Vorstellungen des Pastors ? auch dazugehören: ein Cafe, in dem manches Gespräch in kleinem Kreise weitergeführt werden könnte, eine Buchhandlung und schließlich ein geräumiges Foyer, in dem nach dem Gottesdienst noch so mancher Disput geführt werden kann. Ein interessantes Projekt, besonders für die junge Generation, die heutzutage vielfach nach jenen Stätten der geistigen Begegnung suchen muß.

19.12.1967: Schluß mit Großsiedlungen des sozialen Wohnungsbaus! In ihnen wachse die Kriminalität oft stärker als in anderen Stadtteilen. Die Siedlungen müßten "gemischt" werden; neben Sozialwohnungen sollte es Wohnungen für Jungverheiratete, Rentner, Obdachlose und andere Personengruppen geben. Das fordert Geschäftsführer Wolfgang Vormbrock von der Neuen Heimat Nord "Das Wohnklima", so Vormbrock, "ist besser, wenn in einer Siedlung Sozialwohnungen neben frei finanzierten, Miet- neben Eigentumswohnungen und Eigenheimen liegen." Bedenken werden von der Neuen Heimat gegen die in Hamburg geplanten und zum Teil bereits gebauten Übergangswohnungen für Bewohner des Soziallagers angemeldet. Die Pläne gehen davon aus. daß billige "Schlichtwohnungen" in größeren Blökken am Rande von Wohnsiedlungn errichtet werden. Zwei Drittel der Lagerbewohner seien ohne eigenes Verschulden in diese Lage geraten, stellt die Neue Heimat fest. Für diese Familien sei es diskriminierend, wenn man sie in ..Gettos von Schlichtwohnungen" unterbringe. Man solle sie gleich in richtige Wohnungen einweisen. Die Neue Heimat habe schlechte Erfahrungen mit Übergangswohnungen am Rande normaler Wohnsiedlungen gemacht. Nahegelegene Einzelhäuser seien nur schwer zu verkaufen gewesen. Aus dem Geschäftsbericht der Neuen Heimat Nord für das Jahr 1966 geht hervor, daß diese Gruppe in Hamburg und Schleswig-Holstein weit an der Spitze im Wohnungsbau liegt. Sie baute 1966 rund 5400 und in diesem Jahr etwa 4250 Wohnungen. Die Gesellschaft verfügt in Hamburg und Schleswig-Holstein über einen Baulandbestand von rund 700 Hektar, auf dem schätzungsweise 60 000 Wohnungen errichtet werden können. Die Schwerpunkte des Wohnungsbaus im Hamburger Raum werden in den nächsten Jahren für die Neue Heimat in Hummelsbüttel, Osdorf, Rahlstedt. Kirchsteinbek, Garstedt, Reinbek. Wedel und Pinneberg liegen. Die Neue Heimat Nord glaubt, daß der Wohnungsbau noch viele Jahre auf vollen Touren laufen muß. Neueste Erhebungen hätten ergeben, daß allein im Hamburger Raum 200 000 Interessenten eine Wohnung suchen oder tauschen möchten. 25 800 Familien leben im Hamburger Umland und möchten in die Stadt ziehen. ga

23.12.1967: Ein kräftiger Schrei aus dem Heidbergkrankenhaus war für das Meldeamt der aufstrebenden Großgemeinde Garstedt das Signal für den 20 000. Einwohner. Er stammte von Silke-Berit Müller. Da die Gemeindeverwaltung direkt mit dem Kreißsaal verbunden war, konnte sie ihren prominenten Mitbürger gleichzeitig mit dem Vater, Elektroingenieur Helmut Müller, begrü- ßen.

1968

05.01.1968: Neuartige Methoden werden jetzt beim Hamburger U-Bahn-Bau angewandt. Um an gefährdeten Stellen plötzliche Bodensenkungen zu vermeiden, wird das Erdreich vor Beginn der Arbeit chemisch verfestigt. Gegenwärtig geschieht das an zwei Stellen des U-Bahn-Netzes. Seit Mai 1967 gähnt auf dem Steindamm, schräg gegenüber des Hunsa- Theaters, ein riesiges, etwa quadratisches Loch. Nachdem das Trommelfeuer der Rammen verstummt war, wurde so viel Erde aus der Öffnung geholt, daß den Passanten schwindelig wurde, wenn sie in die Tiefe blickten. Unten mündet der Schacht genau zwischen zwei neuen U-Bahn-Tunneln, die zur Station "Hauptbahnhof Nord" führen. Mit Querstollen wurden diese Tunnel angebohrt. Das ganze Verfahren dient der Sicherheit des U-Bahn-Verkehrs. Ein Notausstieg, der in etwa vier Monaten fertig sein wird, soll es hier den Fahrgästen bei unvorhergesehenen Zwischenfällen ermöglichen, mühelos den Steindamm zu erreichen. Ein Gitterrost wird den Schacht nach oben abschließen. Er läßt sich nur von unten öffnen ? oder von oben mit Spezialschlüsseln der Polizei. Um einen Einsturz des Schachts zu verhindern, wurde das Erdreich ringsum chemisch steinhart gemacht. Durch dünne Rohre, sogenannte "Lanzen", schickte man eine Spezialflüssigkcit in die Erde, die sich im Boden verteilte und mit den Silikaten des Erdreichs verband. Der Boden wurde hart wie Beton. Das gleiche Verfahren wurde an der U- Bahn-Verlängerung von Ochsenzoll nach Garstedt angewendet. Dort ist auf diese Weise das Fundament eines Hauses unmittelbar neben dem Streckeneinschnitt gesichert worden. Ein kostspieliges Verfahren, das auch unter der Reesendammbrücke die künftige Baugrube der City-S-Bahn sichern soll. Dort geht es darum, den Alstergrund so fest zu machen, daß kein Tropfen Wasser in die sehr tief Hegende Baustelle eindringen kann. Die Techniker planen, zunächst beiderseits der Brücke kleine Schächte durch das Wasser in den Grund zu graben und dann die kleinen Rohre für die Flüssigkeit horizontal in den Boden zu treiben. Das Ganze ist ein unerhört komplizierter Vorgang. Man hätte auch die Möglichkeit gehabt, statt chemischer Verfestigung das Erdreich zu vereisen. Diese Methode ist kürzlich in Hamburg ebenfalls praktiziert worden: in Wilhelmsburg beim Bau eines Siels, das tief im Grundwasser liegt. hn

16.01.1968: Alle vier Bürgermeister der Hamburger Randgemeinden von Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe und Glashütte lehnen einen Zusammenschluß ihrer Gemeinden zum gegenwärtigen Zeitpunkt ab. Diese überraschende Nachricht gab gestern abend der Bürgermeister von Harksheide, Carl Lange, in der Gemeindevertretersitzung bekannt. Seiner Ansicht nach werde auch Schleswig-Holsteins Innenminister nicht darauf drängen, schon jetzt die vier Gemeinden zu vereinen. Diesen Eindruck hat Bürgermeister Lange bei einer Besprechung mit Vertretern der Landesregierung in Kiel gewonnen.

18.01.1968: Garstedt mit 20000 Einwohnern nimmt das Attribut "Gemeinde Europas" ernst. Zum erstenmal werden voraussichtlich im Mai dieses Jahres Garstedter Realschüler nach Südengland fahren. Was den Eltern nicht vergönnt war, wird für die Kinder Wirklichkeit: Sie dürfen am englischen Unterricht in Ringmer, einer Zentralschule in der Grafschaft Sussex, teilnehmen. Fest steht schon, daß die 9. Klasse der Garstedter Realschule die Reise über den Kanal antreten wird. Begleitet werden die Mädchen und Jungen von zwei Lehrkräften, die während des Unterrichts hospitieren. Realschulrektor Friedrich Cordes ist es zu danken, daß Garstedts Kinder nach England geschickt werden können. Sie werden sich neben dem Unterricht auch an Schulwanderungen beteiligen und nach London reisen. Friedrich Cordes vor der Garstedter Gemeindevertretung: "Wir wählten deshalb die 9. Klasse aus, um die Erfahrungen und Erlebnisse noch im zehnten Schuljahr auswerten zu können." Bevor der Trip nach Großbritannien beginnt, kommen 30 Schüler aus Südengland zu Ostern nach Garstedt. Diese Gemeinden gehören zum Kreis Pinneberg, der seit Jahren die Patenschaft für 1 die südenglische Grafschaft Sussex übernommen hat. Vom Kreiskulturamt Pinneberg kam auch das Angebot einer England-Reise. gp

23.01.1968: Eine vierte Volksschule wird im künftigen Ortszentrum von Garstedt gebaut. Das beschlossen einstimmig die Gemeindevertreter. Sie soll so angelegt werden, daß bei Bedarf eine Hauptschule eingerichtet werden kann. Dieser neue Schultyp nimmt nur Klassen vom fünften bis zum neunten Schuljahr auf. Nach den vorläufigen Vorstellungen sollen zunächst acht Klassen und der Verwaltungsteil im ersten Bauabschnitt geschaffen werden. Die zweite Etappe sieht sechs Klassenräume und die dazugehörenden Sonderräume vor. Noch ist in Garstedt eine Hauptschule nicht erforderlich. Denn 74 Prozent aller Volksschüler besuchen weiterführende Schulen. Der Bundesdurchschnitt liegt nur bei 40 Prozent.

13.02.1968: "Ich werde versuchen, noch in diesem Jahr eine Neuordnung der vier Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte nördlich des Ochsenzolls herbeizuführen!" Kurz vor Mitternacht erklärte dies der Kieler Innenminister Dr. Hartwig Schlegelberger in Harksheide. Der Minister hatte sich erheblich verspätet, weil protestierende Studenten ihn in Kiel an der Weiterfahrt gehindert hatten. Dr.Schlegelberger nahm die Ansicht der örtlichen CDU Kommunalpolitiker zur Kenntnis, daß. alle vier Gemeinden zusanunen^aschlos-; sen werdlh sollten. '

15.02.1968: Ein Zusammenschluß der vier Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte zu einer Großstadt könnte die Entwicklung dieses Wirtschaftsraumes entscheidend hemmen, sagte gestern Bürgermeister Carl Lange (Harksheide) vor dem örtlichen Jugendring. Lange: "Die Konkurrenz der Gemeinden untereinander hat sich in den vergangenen Jahren vorteilhaft auf die Entwicklung ausgewirkt!"

27.02.1968: Garstedts Gemeindevertreter forderten gestern die Bildung einer Planungsgemeinschaft, die den Zusammenschluß von Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte vorbereiten soll. Den Zusammenschluß der vier Gemeinden zu einer Großstadt halten die Garstedter für die beste Lösung, wenn auch noch nicht zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Als ersten Schritt schlagen sie vor, das Gebiet zwischen Schmuggelstieg und Einmündung der Langenhorner in die Segeberger Chaussee, das jetzt noch zu Harksheide gehört, nach Garstedt einzugemeinden.

29.02.1968: Die vier Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte sollen zu einer neuen Großstadt zusammengeschlossen werden, empfahl gestern auch der Pinneberger Kreistag. Die Empfehlung erfolgte mit den Stimmen der CDU und der FDP. Aus Protest gegen eine entsprechende Vorlage hatte die SPD-Fraktion vorder Abstimmung den Saal verlassen.

11.03.1968: Der Zusammenschluß der Gemeinden Glashütte und Harksheide zu einer Stadt von etwa 25 000 Einwohnern würde zu einer sinnvollen Neuordnung im Grenzraum der Kreise Pinneberg/Stormarn führen. Zu dieser Feststellung kommt der Kreis Stormarn in einer 60 Seiten langen Denkschrift. Eine solche "kleine Lösung" sei günstiger als der seit längerem diskutierte Zusammenschluß der vier Gemeinden Friedrichsgabe, Garstedt, Harksheide und Glashütte.

26.03.1968: Bemüht sich Hamburg genügend um die Ansiedlung neuer Industrieund Gewerbebetriebe? Haben Hamburger Unternehmen ausreichende Entwicklungsmöglichkeiten? Wie ist die Abwanderung von Betrieben zu stoppen? Das sind wichtige Fragen, mit denen sich gestern Regierungs direkter Detlev Sander von der Wirtschaftsbehörde vor dem Zentral ausschuß Hamburgischer Bürgervereine beschäftigte. In der Diskussion kritischen Beiträgen. fehlte es nicht an Ein Makler: "Unser Kunde wollte in Hamburg einen neuen Betrieb aufbauen. Nach 69 Verhandlungen hatte er die Nase voll. Er ging nach Garstedt, führte drei Gespräche und konnte bauen. Wie soll da die Ansiedlung in Hamburg funktionieren?" Detlev Sander, der Leiter des Wirtschaftsberatungsdienstes für Ansiedlungsangelegenheiten, hatte auch zu klagen: ..In unserem komplizierten Stadtstaat sind mindestens 50 Dienststellen zu hören, bevor wir einem Betrieb alle Auskünfte über ein Bauvorhaben geben können. Aber wir wollen den Unternehmern diesen Papierkrieg abnehmen. Dafür ist unsere Dienststelle eingerichtet." Voraussetzung für diese Unterstützung ist. daß von dem Betrieb ein Fragebogen ausgefüllt wird. In manchen Fällen haben das die Unternehmer aber abgelehnt, weil Geschäfts-Interna auch Behörden gegenüber nicht gern preisgegeben werden. Es fehlt jedoch noch immer eine Stelle, die mit allen Kompetenzen ausgestattet ist, um zügig und verbindlich mit Unternehmen verhandeln zu können. Das jedenfalls war die Meinung vieler Delegierter des Zentralausschusses der Bürgervereine. Regierungsdirektor Sander konnte andererseits darauf verweisen, daß die Wirtschaftsbehörde in den letzten zwei Jahren Fortschritte in der Arbeitsvereinfachung gemacht habe. Der Senat habe auf die Industrieausweitung in Hamburg besonderen Wert gelegt. Heute stünden drei Millionen Quadratmeter aufgeschlossener Industriefläche zur Verfügung. Die Nachfrage sei jedoch geringer, als zu Beginn des Ausbauprogramms erwartet. Im In- und Ausland wirbt die Wirtschaftsbehörde mit Anzeigen und Prospekten für den Industrieplatz Hamburg. Sander: ..Es war für eine Behörde nicht einfach, sich an diesen neuen Gedanken zu gewöhnen. Senator Kern hat Werbeagenturen eingeschaltet." In der Werbung konkurriert Hamburg aber mit seinen Nachbarländern und dem Rhein-Ruhr-Gebiet. Detlev Sander möchte erreichen, daß die Werbemaßnahmen wenigstens mit Schleswig-Holstein und Niedersachsen abgestimmt werden. ga.

06.04.1968: Wie können die Landebedingungen auf dem Flugplatz Fuhlsbüttel bei Schlechtwetter verbessert werden? Dieses Problem wird zur Zeit auf Anregung der Bundesanstalt für Flugsicherheit von den Hamburger Fachbehörden untersucht. Ziel ist es, eine zweite Landebahn in Hamburg- Fuhlsbüttel mit einem Instrumentenlandesystem auszustatten. Für Landungen wird in der Hauptsache die Startbahn I (Niendorf ? Langenhorn) benutzt. Für die aus Richtung Langenhorn in Richtung Niendorf landenden Flugzeuge gibt es bereits ein Instrumentenlandesystem (ILS), das Schlechtwetterlandungen ermöglicht. Der Vorschlag der Bundesanstalt geht dahin, angesichts des steigenden Flugverkehrs eine zweite Bahn, und zwar entweder die Anflugbahn aus Richtung Niendorf oder aus Richtung Garstedt mit einem ILS-System zu versehen. Für die Einrichtung eines solchen Systems in der Anflugrichtung von Niendorf sprechen einige Gründe. Die West- Ost-Richtung entspricht der Hamburger Wetterlage. Aus Richtung Niendorf landende Flugzeuge können direkt und ohne Verzug auf das Flughafenempfangsgebäude zurollen, ein Vorteil, der von den Piloten der großen Luftverkehrsgesellschaften immer wieder sehr geschätzt wird. Dagegen spricht die Tatsache, daß der Gleitwinkelsender eine von jeder Bebauung freizuhaltende Fläche von 620 Meter mal 300 Meter haben muß. Das bedeutet, daß zwischen der Robert-Blum-Straße und dem Engernweg etwa 30 Anwohner umgesiedelt werden müßten. Für die Einrichtung des ILS-Systems aus der Anflugrichtung Garstedt spricht die Tatsache, daß es hier keine Bebauung gibt, die beseitigt werden müßte. Dagegen wird argumentiert, daß die verlängerte Startbahn II in Richtung Garstedt ausschließlich für Starts in Frage komme. Starts und Schlechtwetterlandungen auf einer Bahn verbieten sich aber aus Sicherheitsgründen. Beim Amt für Verkehr wägt man zur Zeit das Für und Wider miteinander ab. Zwar ist man der Meinung, daß das Angebot des Bundes, der auch die Kosten dafür übernimmt, sorgfältig zu prüfen ist. Andererseits wird in den Jahren mit dem Neubau des Flughafens in Kaltenkirchen begonnen, der auf jeden Fall mit ILS ausgestattet wird. Trotzdem ist der Verkehrswert des Flughafens Hamburg^Fuhlsbüttel natürlich größer, wenn es statt wie jetzt eine, künftig zwei Pisten mit ILS-System gibt. Beim Amt für Verkehr verkennt man aber auch keineswegs ? so wurde gegenüber dem Hamburger Abendblatt betont ? die großen Schwierigkeiten, die sich auf der Niendorfer Seite ergeben, wenn man, wie es die Bundesanstalt nachdrücklich anregt, hier den Gleitwinkelsender installiert.

29.04.1968: Vorübergehend mehr Ruhe werden die Bewohner von Niendorf und Langenhorn haben. Vom 2. Mal bis 30. September wird die Startbahn I des Flughafens teilweise gesperrt, weil die Anflugbefeuerung für den Allwetterflugbetrieh ausgebaut wird. Während dieser Zeit steht auf der Startbahn I nur ein Teilstück von 1850 Metern zur Verfügung. Starts und Landungen erfolgen deshalb weitgehend auf Bahn II. Während dieser Zeit müssen die Einwohner von Alsterdorf und Garstedt mit größerem Lärm als bisher rechnen.

07.05.1968: Gegen einen Zusammenschluß der vier Hamburger Randgemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte haben sich die SPD-Kreistagsfraktionen Pinneberg, Stormarn, Segeberg und Herzogtum Lauenburg in einer gemeinsamen Arbeitstagung in Garstedt ausgesprochen. Die SPD-Fraktionen lehnen im Augenblick den Zusammenschluß der Gemeinden deshalb ab, um nicht späteren Entwicklungen vorzugreifen. Statt dessen empfehlen sie, "die vier Gemeinden und die Kreise Pinneberg und Stormarn zu einem Planungsverband zusammenzuschließen und die von Harksheide und Glashütte mit Billigung des Stormarner Kreistags beschlossene Vereinigung dieser beiden Gemeinden als einen Beitrag zur Neuordnung des Raumes Ochsenzoll anzusehen".

10.05.1968: Wirtschaftssenator Helmuth Kern hat sich gegen den Ausbau des Instrumenten-Landesystems für den Flughafen Fuhlsbüttel in Richtung Niendorf ausgesprochen. Für diese technische Verbesserung sollte nach Meinung des Senators die Startbahn in Richtung Garstedt benutzt werden, weil so weniger Menschen vom Fluglärm gestört würden

10.05.1968: Zwischen Bonn und Hamburg ist es wegen des weiteren Ausbaues des Flughafens Hamburg-Fuhlsbüttel zu einer Kontroverse gekommen. Auf der hauptsächlich benutzten Start- und Landebahn I, die bereits auf der Langenhorner Seite ein Instrumentenlande-System (ILS) für Schlechtwetter besitzt, soll nach dem Vorschlag der Bundesanstalt für Flugsicherheit auf der Niendorfer Seite ein zweites derartiges System eingebaut werden. Wirtschaftssenator Helmuth Keren hat aber gegen eine noch stärkere Auslastung der Startbahn I im Interesse der Bewohner der angrenzenden Stadtteile schwerste Bedenken. Senator Kern schlägt vor, das zweite ILS-System auf der verlängerten Startbahn II Richtung Ohemoor-Garstedt zu installieren. Über einen entsprechenden Briefwechsel zwischen Senator Kern und dem Bundesverkehrsminister Leber berichtete Regierungsamtmann Werner Spaeth von der Behörde für Wirtschaft und Verkehr gestern abend vor der Bczirksversammlung Hamburg Nord. Er teilte mit, daß der Bund auf der Niendorfer Seile unter Abriß von etwa 30 Wohnhäusern einen zweiten Gleitwinkelsender installieren möchte. Zu dieser Auffassung seien die Bundesbehörden weitgehend ohne Hamburger Beteiligung gekommen. Das Hamburger Abendblatt hatte über dieses Thema bereits am 6. April berichtet. In den Ortsparlamenten von Lokstedt und Fuhlsbüttel war es daraufhin zu erregten Debatten darüber gekommen, wie man die Bevölkerung vor weiterer Lärmbelästigung schützen könne. "Der Herr Senator hat daraufhin in einem Schreiben an das Bundesverkehrsministerium nachdrücklich zum Ausdruck gebracht, daß er das Problem des Lärmschutzes im Interesse der Bevölkerung für sehr wichtig halte und der Auffassung sei, das zweite Instrumentensystem solle auf der Bahn II Richtung Ohemoor installiert werden, anderenfalls könne Hamburg keinen 24- Stundenbetrieb auf dem Flughafen garantieren." Das sagte Werner Spaeth. Die darauf eingegangene Antwort vom Verkehrsministerium sei jedoch enttäuschend. Die Bundesbehörden bestehen nach wie vor auf den Einbau auf der Niendorfer Seite, da auf der Startbahn nach Garstedt Maschinen nicht gleichzeitig starten und landen können, Regierungsamtmann Spaeth fügte hinzu: "Die von Herrn Senator Kern vorgetragenen Probleme des Lärmschutzes der Bevölkerung wurden in dem Schreiben des Bundesverkehrsministeriums nicht berücksichtigt." Zuvor hatten die drei Fraktionen der Bezirksversammlung Hamburg Nord einstimmig eine Entschließung angenommen, in der sie den Einbau des zweiten ILS-Gerätes für die Startbahn II in Richtung Garstedt forderten. Au- ßerdem verlangten sie, daß der Nachtflugverkehr stärker als bisher über die Garstedter Bahn abgewickelt weiden sollte. Sprecher der SPD. CDU und FDP kritisierten, daß die Flugzeuge unerträglich laut und tief über die Stadtteile Langenhörn, Niendorf und Barmbek hinwegfliegen und dabei nicht einmal Rücksicht auf das Krankenhaus Barmbek nehmen. Otto Muxfeldt (SPD): ..Wir verlangen strikte Weisungen an die für die Flugsicherung Verantwortlichen, daß die Düsenmaschinen künftig nur über jene Bahnen starten und landen, an denen keine Bebauung ist." Paul Kuhn (CDU): ?Der Gedanke ist unerträglich, daß über dichtbebaute Stadtteile beim Schlechtwetterflugbe- trieb künftig Maschinen zwischen 6n und 30 Meter Sichthöhe landen können." Mayer-Reinach (FDP): ..Bei der stärkeren Benutzung der Startbahn II muß gesichert sein, daß sich der Flugbetrieb nur über das Ohemoor, nicht aber wie letzt über den dichtbesiedelten Stadtgebieten abwickelt." Senator Kern selbst nahm nicht an der Sitzung der Bezirksversammlung Hamburg Nord teil. Er war zur gleichen Zeit auf einer SPD-Versammlung in der Grellkamp-Schule in Langenhorn. Das Thema der Versammlung lautete: Lärmbelästigung durch den Flughafen.

31.05.1968: Auch die Bürgerschaft wird sich jetzt mit dem Flugzeuglärm befassen. In einer kleinen Anfrage will der FDP-Abgeordnete Waldemar Christiansen vom Senat wissen, ob er sich für eine verstärkte Benutzung der Startbahn II einsetzen will. Während die in Richtung Ohemoor und Garstedt führende Startbahn II nur wenig besiedelte Gebiete berührt, verursacht der Verkehr auf der Startbahn I außerordentliche Lärmbelästigungen für die Anwohner der Stadtteile Niendorf und Langenhorn. Der FDP-Abgeordnete bezieht sich in seiner kleinen Anfrage auf einen Beschluß der Bezirksversammlung Eimsbüttel, wonach die Behörden aufgefordert wurden, auf eine stärkere Benutzung der Startbahn II hinzuwirken.

02.07.1968: Ein großes "Planspiel der Seelen" hat in Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte begonnen. Es geht um rund 50000 Bürger in den Kreisen Pinneberg und Stormarn. Die Grenzen liegen derart dicht zusammen, daß eie nur noch politische Bedeutung haben. Wie es sich jedoch am vorteilhaftesten lebt, soll demnächst ein Planungsverband beweisen, dem alle vier Gemeinden beitreten müßten. Nach dem Bundesbaugesetz darf das Gremium eines Planungsverbandes beschließen, welcher Flächennutzungsplan für alle Gemeinden aufgestellt wird oder welche Bauprojekte wo in Angriff genommen werden. Nach Friedrichsgabe (Kreis Pinneberg) beschloß jetzt auch Harksheides Gemeindevertretung, einem gemeinsamen Planungsverband beizutreten. Allerdings mit dem Vorbehalt, daß er "keine Ersatzlösung, sondern ein Beitrag für die kommunale Neuordnung der vier Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Glashütte und Harksheide" sein solle. Auf dieser Passage bestanden CDU- und FDP-Fraktionen, Die Nachbargemeinde Glashütte befürwortet ebenfalls einen Planungsverband. Nur Garstedt hat sich noch nicht entschieden. Allerdings: Am Freitag, 5. Juli, soll im Rathaus im Beisein von Landrat Dr. Sache Stellung zur kommunalen Neuordnung genommen. werden. Am harten Nein von Garstedt scheiterte übrigens vor fünf Jahren der erste Anlauf zur Gründung eines Planungsverbandes. Kommt abermals ein abschlägiger Bescheid, so soll versucht werden, eine Gesamtiplanung zwischen Friedrichsgabe (Kreis Pinneberg) und den Stormarner Gemeinden Harksheide und Glashütte auf die Beine .zu stellen. Die Gemeinde Garstedt wäre dann der "Buhmann vom Ochsenzoll". gp.

06.07.1968: Die U-Bahn-Verlängerung über 1JJ! 1 Ochsenzoll hinaus klappt genau nach Plan. Noch im Juli hat der neue Endbahnhof Garstedt Richtfest; ab Mai 1969 ist er in Betrieb. Eine Erweiterung der Linie nach Norden wird zur Zeit erwogen

06.07.1968: Wird Garstedt politisch isoliert? In alier Stille haben Harksheide, Glashütte und Friedrichsgabe einen Arbeitskreis gebildet, der die Voraussetzungen zur Gründung eines Planungsverbandes für nur diese drei Gemeinden schaffen soll. Ziel ist die Aufstellung eines gemeinsamen Flächennuteunigsplanes für Harksheide, Glashütte und Friedrichsgabe. Garstedt dagegen strebt weiterhin den Zusammenschluß sämtlicher vier Gemeinden an.

25.07.1968: Fahnen der Hansestadt Hamburg wehten gestern im Nachbarland Schleswig-Holstein. Zimmerleute in zünftiger Tracht zogen über Garstedts künftiger U-Bahn-Station die bändergeschmückte Richtkrone auf. Im Herbst nächsten Jahres soll auf der 1238 Meter langen Trasse die erste Bahn von Ochsenzoll in die Nachbargemeinde rollen. Dort leben über 20 000 Menschen. Viele verdienen ihr Brot in Hamburg. Dazu Bausenator Cäsar Meister: "Hamburg und die Randgemeinden müssen eine Verkehrspolitik betreiben, als ob es keine Grenzen gäbe." Und zum Thema Finanzen: "Gerade den Garstedtern möchte ich sagen, daß uns die rund 16 Millionen Mark nicht leid tun, die die Einrichtung dieser neuen U- Bahn-Strecke kostet. Wir lassen uns auch nicht davon beeindrucken, daß uns vorgerechnet wird, mit jeder neuen Schnellbahnstrecke würden die Gesamtkosten für den Verkehrsverbund höher." Voreilige Hoffnungen auf Weiterbau der U-Bahn nach Kaltenkirchen zerstörte Ministerialrat Rudolf Thaiß vom Ministerium für Wirtschaft und Verkehr in Kiel. Selbst wenn die erste Betriebsstufe des Düsenflughafens Kaltenkirchen 1975 fertiggestellt ist, würden zunächst nur Schnellbusse die Fluggäste zur nächsten U-Bahn-Station bringen. Bis dahin sollen einheitliche Fahrscheine für alle Verkehrsmittel gültig sein. G. P.

13.09.1968: Die Zusammenfassung der schleswigholsteinischen Gemeinden Friedrichsgabe, Garstedt, Glashütte und Harksheide zu einer Stadt war Gegenstand einer Beratung von CDU-Politikern, die heute in Harksheide zusammentraten. An der Beratung, die mit einer Rundfahrt in die vier Gemeinden verbunden war, nahmen der Arbeitskreis "Innere Verwaltung" der Landtagsfraktion und die CDU-Fraktionen der Gemeindevertretung teil.

27.09.1968: Die Lärmbelästigung in der Umgebung des Flughafens soll möglichst stark verringert werden. Das erklärte der Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium, Holger Börner, auf Fragen der Hamburger SPD-Bundestagsabgeordneten Dr. Hans Apel und Dr. Rolf Meinecke. Die Abgeordneten hatten die Fragen gestellt, weil entschieden werden muß, für welche Landebahn die zweite Instrumentenlandeanlage gebaut werden soll. Diese technische Einrichtung ermöglicht auch bei schlechtem Wetter das Landen. Es ist noch nicht entschieden, ob dafür der Anflug über Niendorf oder über Garstedt gewählt wird.

09.10.1968: Die Landesregierung Schleswig-Holstein ist nicht bereit, den Stadtgründungs- Vertrag zwischen Harksheide und Glashütte zu genehmigen. Diese wichtige Entscheidung nahm gestern der Kreistag von Stormarn in Bad Oldesloe zur Kenntnis. Aufsehen erregte der einstimmige Beschluß,' "für eine horizontale kommunale Gliederung des Raumes Friedrichsgabe, Garstedt, Glashütte und Harksheide einzutreten". Auf diese Weise soll versucht werden, den vom Innenministerium bereits vorbereiteten großen Zusammenschluß aller Gemeinden in letzter Minute zu verhindern.

12.10.1968: Mit aller Entschiedenheit protestieren CDU- und FDP-Fraktionen der Hamburger Randgemeinden Harksheide und Glashütte gegen den kürzlich gefaßten Beschluß des Kreistages Stormarn. Er siebt, wie berichtet, die Querteilung der vier Gemeinden nördlich des Ochsen zolls vor. Diesen aufsehenerregenden Schritt quittierte jetzt der Kreistag in Ratzeburg mit Beifall und Kritik. Bestürzung löste er bei den CDU- und FDP-Fraktionen in Harksheide und Glashütte aus. In einer Entschließung erklären sie unter anderem: ?Der Beschluß kann nicht die Billigung der hiesigen CDU- und FDP-Gemeindevertreter finden. Diese halten vielmehr an dem zusammen mit den CDU- und FDP-Gemeindevertretern in Garstedt und Friedrichsgabe erarbeiteten Konzept eines Gesamtzusammenschlusses der vier Gemeinden unbeirrbar fest." Es wird ferner darauf verwiesen, daß auch die Bevölkerung laut Umfragen für die "große Lösung" sei. Eine Querteilung hatte die Gemeindevertretung Harksheide übrigens am 22. Januar einstimmig abgelehnt. Bürgermeister Carl Lange und SPD-Gemeindevertreter Wolfgang Henning stimmten als Kreistagsabgeordnete in Bad Oldesloe plötzlich für eine Teilung, ebenso Glashüttes Bürgermeister Hans Bombeck. Wörtlich heißt es im Protestschreiben: "Dieses mit der Gemeindevertretung Harksheide nicht abgestimmte Verhalten ist völlig unverständlich." gp

16.10.1968: Noch in diesem Jahr soll aus den vier Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe (Krs. Pinneberg) sowie Harksheide und Glashütte (Krs. Stormarn) die Stadt Norderstedt gebildet werden. Das teilte gestern ein Sprecher des Kieler Innenministeriums mit. Die neue Stadt soll dem Landkreis Segeberg angegliedert werden.

16.10.1968: Warum plant man Einkaufszentren nicht sinnvoll über einen Stadtteil verteilt? Zu dicht nebeneinander liegende Ladenviertel konkurrieren sich gegenseitig tot. Über diese Probleme des Einzelhandels diskutierte der Gewerbebund Langenhorn und Umgebung mit Hamburgs Wirtschaftssenator Helmuth Kern. Hauptgrund der Kritik der Langenhorner Geschäftsleute: Unmittelbar hinter der Landesgrenze auf schleswig-holsteinischem Gebiet schießen neue Einkaufszentren wie Pilze aus der Erde. "Wir haben in Langenhorn im wesentlichen vier Einkaufsgebiete, die der Bevölkerung zur Verfügung stehen", resümierte der Vorsitzende des Gewerbebundes, Karl-Heinz Beutler. Sie liegen: rund um den U-Bahnhof Ochsenzoll ? an der Tangstedter Landstraße/ Tweeltenbek - amTimmerloch - und in Langenhorn Mitte/Krohnstieg. Einige hundert Meter nördlich des Ladenzentrums Tweeltenbek hat die Gemeinde Glashütte direkt an der Landesgrenze ein neues, modernes Ladenviertel errichtet. Hamburg erfuhr davon, als es eröffnet worden war. Am Schmuggelstieg wurde auf Garstedter Seite, nur einen Steinwurf weit vom Einkaufszentrum Langenhorner Chaussee/Ochsenzoll, ein leistungsfähiges Einzelhandelszentrum errichtet. Mit der Verlängerung der U-Bahn vom Bahnhof Ochsenzoll nach Garstedt-Birkenweg wird die Gemeinde Garstedt an diesem neuen U-Bahn-Endpunkt eine moderne Einkaufsstadt errichten. "Warum gibt es zwischen den hamburgnahen Randgemeinden und unserer Stadt keine Abstimmung darüber, wo und in welchem Umfang neue, moderne Einkaufsviertel entstehen", fragt Karl- Heinz Beutler im Namen des Gewerbebundes Langenhorn. Einkaufszentren, die nur wenige hundert Meter voneinander entfernt sind, hält der Gewerbebund für alle beteiligten Geschäftsleute für existenzgefährdend. Sein Vorschlag: die Landesgrenze zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein darf keine un- überwindliche Barriere sein. Abstimmungen zwischen benachbarten Ländern und Gemeinden sind dringend notwendig. Dazu sagte Hamburgs Wirtschaftssenator, Helmuth Kern, dem Hamburger Abendblatt: "Hamburgs Nachbargemeinden wie zum Beispiel Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte sind in ihren Entscheidungen frei und von Hamburg unabhängig. Der gemeinsame Landesplanungsrat beschäftigt sich nur mit großen überregionalen gemeinsamen Fragen. Allerdings haben wir von Hamburg aus immer wieder gefordert, daß es gut wäre, eine Abstimmung auch in Einzelfragen mit den Nachbargemeinden in Schleswig-Holstein herbeizuführen. Aber dazu müßte man den gemeinsamen Landesplanungsrat in seiner Struktur verändern und ihm neue Aufgaben geben. Das geht nur durch Erweiterung um spezielle Unterausschüsse."

19.10.1968: Der von Kiel angekündigte Zusammenschluß aller vier Gemeinden nördlich des Ochsenzolls, cur GroSgemeinde "Norderstedt", hat Beifall und Kritik ausgelöst. "Als großen Wurf, in sozialer, wirtschaftlicher und raumplanerischer Sicht" bezeichnet die Arbeitsgemeinschaft der Kommunalpolitikker der CDU aus Garstedt; Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte das Konzept des Innenministers. Wie berichtet, sollen danach je zwei Gemeinden aus den Kreisen Pinneberg und Stormarn gelöst und dem Kreis Segeberg angeschlossen werden. Damit bleibt die Zonenrandförderung für Härksheide und Glashütte weiterhin erhalten. Es gibt jedoch zahlreiche Kritiker, die auf die unzumutbar weiten Wege für die Bevölkerung vom Ochsenzoll zur geplanten Kreisverwaltung in Bad Segeberg verweisen.

23.10.1968: In den vier Gemeinden nördlich des Ochsenzolls wird gegenwärtig über die vom Innenminister geplante Stadt diskutiert. Seinen Vorstellungen nach sollte sie dem Kreis Segeberg zugeordnet werden. Das hat jetzt die SPD-Fraktion von Garstedt auf den Plan gerufen. Sie plädiert für eine "moderne kommunale Neuordnung", übersetzt : für eine kreisfreie Stadt. In einer eilig einberufenen Sitzung wurde eine Erklärung ausgearbeitet. Darin heißt es unter anderem: "Die Bildung einer kreisfreien Stadt bietet sich aus der geographischen Randlage zu den drei Kreisen und Hamburg geradezu an. Eine Zuordnung zum Kreis Segeberg würde die Interessen der Bevölkerung der Gemeinde Garstedt zuwiderlaufen. Die Frage, welchem Kreis die neue Stadt zugeordnet werden soll, wird im Gegensatz zur Arbeitsgemeinschaft der Kommunalpolitiker der CDU in den vier Gemeinden nicht als zweitrangig unterstrichen, sondern im Gegenteil für sehr ausschlaggebend und einschneidend gehalten." Sollte der Innenminister nicht die Bildung einer kreisfreien Stadt für ratsam halten, so empfiehlt Garstedts SPD-Fraktion, die zu bildende Stadt dem Kreis Pinneberg "als sinnvolle Ubergangslösung" anzugliedern. Danach würde es für den Bürger nur Vorteile geben, meint die SPD-Fraktion. Außerdem hält sie den Namen "Norderstedt" für die im Süden (von Kiel) liegende Großgemeinde für unzweckmäßig. Wörtlich: "Für die zukünftige Stadt können auch andere Bezeichnungen, die über Jahrhunderte bestehen, übernommen werden." Darüber sollten jedoch die Betroffenen selbst entscheiden. Ausdrücklich verweist die SPD-Fraktion von Garstedt in der Erklärung darauf, daß sie die von Professor Jensen empfohlene Neuordnung nach wie vor positiv bewertet und unterstützt

30.10.1968: Aus den Gemeinden Friedrichsgabe, Garstedt, Glashütte und Harksheide nördlich von Hamburg soll eine Stadt "Norderstedt" werden. Das sieht das "Erste Gesetz einer Neuordnung von Gemeinde ? und Kreisgrenzen" vor, dessen Entwurf die schleswig-holsteinische Landesregierung gestern gebilligt hat. Der Plan soll vom Landtag am 25. November in erster Lesung beraten werden und am 1. Juli nächsten Jahres in Kraft treten

05.11.1968: Die Garstedter Freiwillige Feuerwehr hat jetzt eine neue Telefonnummer bekommen. Sie ist leicht zu merken, sollte jedoch sicherheitshalber ins Notizbuch eingetragen werden: 5231111. Unter dieser Nummer meldet sich die Feuerwache. Sollte sie einmal nicht zu erreichen sein, so wird man nach dem fünften Rufzeichen mit der Polizeiabteilung Garstedt verbunden. Eine weitere Möglichkeit, die Feuerwehr zu alarmieren, sind Polizeirufsäulen. Vier an der Zahl sollen an verkehrsreichen Punkten in Garstedt aufgestellt werden. Eine Rufsäule gibt es bereits an der Ecke Ohechaussee und Ochsenzoller Straße.

05.11.1968: Wie jeder gute Tip schnell Erfolg bringen kann, vermag der erhobene Zeigefinger auch bei Erwachsenen Wunder zu wirken. Dieses kleine Wunder soll heute in Bönningstedt Wirklichkeit werden: Die Akteure im Hauptschul-Drama wollen sich an einen Tisch setzen und einen vorläufigen Zweckverband gründen. Dabei dürfen sie wohl nach vielen Monaten zum erstenmal mit Applaus rechnen. Diese "Regieleistung" kann die Freie Wählergemeinschaft Bönningstedt für sich verbuchen. Denn das beifallwürdige Vorhaben ist das Ergebnis eines Ausspracheabends über das Thema "Hauptschule", zu dem die Freie Wählergemeinschaft Bönningstedt CDU- und FDP-Gemeindevertreter aus den amtsangehörigen Gemeinden Hasloh, Egenbüttel und Ellerbek eingeladen hatte. Wie mehrfach berichtet, soll auf Geheiß des Kieler Kultusministerium für alle vier Gemeinden eine Hauptschule mit Standort Bönningstedt errichtet werden. Drei Gemeinden fühlen sich übertölpelt und sagten zu ihrem Schutze zunächst "nein", weil nach ihrer Meinung entscheidende Fragen (Kostenbeteiligung, Fachlehrer-Zusicherung, Verkehrsprobleme) vom Kieler Ministerium nicht beantwortet wurden. Aus verständlichen Gründen hat bisher nur Bönningstedt eine Ja-Stimme abgegeben. Eingedenk dieser Situation und der Tatsache, daß die Hauptschule mit noch größerer Bestimmtheit kommt als der nächste Winter, hatte die Wählergemeinschaft drei Sachkenner um ihre Meinung gebeten: die Mitglieder des Landtags Margarete Weiß (FDP) und Günter Friedrichs (CDU) sowie den Vorsitzenden des Ortslehrervereins Pinneberg-Ost, Rektor Wilhelm Bretfeld (Garstedt). Soviel ist bisher klar: Alle sehen den bildungsmäßigen Vorteil durch die Hauptschule ein. Aber der Standort . . . Deshalb riet MdL Friedrichs seinen Gastgebern: "Es sollte nicht Dorf gegen Dorf argumentieren. Je schneller sie sich einigen, je schneller werden die Probleme gelöst." Den Schlüssel dazu überreichte die Abgeordnete Weiß mit der Empfehlung, doch zunächst einen vorläufigen Schulz weck verband zu gründen, der eine für alle vier Gemeinden akzeptable Lösung des Hauptschulproblems erarbeiten könnte. Eile sei geboten, denn am 11. November werde das Schulprogramm des Kreises Pinneberg dem Kultusminister vorgetragen und in den Generalschulbauplan eingefügt. Weitere Schlaglichter des Ausspracheabends: Rektor Bretfeld aus Garstedt legte klar, daß eine Hauptschule nur mehrzügig sinnvoll sei. Zu dieser Zeit erreichte Garstedt (über 20 000 Einwohner) lediglich eine "r^-Zügigkeit." Der Amtsbereich Bönningstedt zählt 10 000 Köpfe. Bretfelds Diskussions-Vorschlag am Rande: Die Hasloher Hauptschüler gehen nach Quickborn, Egenbüttel orientiert sich nach Krupunder, Ellerbek nach Reilingen und Bönningstedt nach Garstedt. Der heimische Rektor Hans Lipp plädierte für "unsere" Hauptschule. Er möchte die Gelegenheit ("Modellfall") beim Schöpfe fassen und sofort beginnen. Die Frage, was aus einem modernen Schulhaus (siehe Ellerbek mit vorbildlichen Fachräumen!) werden solle, beantwortete die Landtagsabgeordnete Weiß (FDP): Es könnte z. B. für die Erwachsenenbildung oder als Heim für die Lehrerfortbildung dienen. Auch ihre Auskunft, daß ein Schulbus für das Amt Bönningstedt pro Jahr bis zu 70 000 Mark Kosten erfordert, dürfte interessant sein. RALF-DIETER POCH

07.11.1968: Mit Hilfe einer Anordnung des Verwaltungsgerichtes in Schleswig soll die erste Lesung des Gesetzentwurfes über die Bildung der neuen Stadt Norderstedt (aus den Gemeinden Friedrichsgabe, Harksheide, Garstedt und Glashütte) am 25. November im Kieler Landtag verhindert werden. Das beschloß gestern einstimmig der Kreistag in Pinneberg. Landrat Dr. Udo Sachse erklärte, der Kieler Gesetzentwurf sei auf illegale Weise zustande gekommen, da die beteiligten Kreise und Gemeinden vorher nicht angehört worden sind.

08.11.1968: Einige Zuhörer waren gestern abend vergeblich zur Gemeindevertretersitzung in Friedrichsgabe gekommen. Das vieldiskutierte Thema "Neuordnung im Räume Norderstedt" wurde überraschend von der Tagesordnung abgesetzt. Bürgervorsteher Hermann Klingenberg nannte den Grund: Zunächst will die Gemeinde den Kieler Gesetzesentwurf für eine Stadtgründung abwarten. Erst dann soll endgültig Stellung bezogen werden. Zum anderen ist vorgesehen, sich mit den SPD- Fraktionen der Nachbargemeinden zusammenzusetzen, um nochmals über die neu entstandene Situation zu beraten. Wie berichtet, möchte Schleswig-Holsteins Innenminister alle vier Gemeinden nördlich des Ochsenzolls zu einer Stadt Norderstedt vereinigen, die dann dem Kreis Segeberg angehört. Diese gegenwärtig vielumstrittene Kreiszugehörigkeit hat wenig Befürworter in den Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte gefunden.

12.11.1968: DAS GEPLANTE WUNDER SOLL IN DER NADIT ZUM 1. JULI NÄCHSTEN JAHRES IN DEN HAMBURGER RANDGEMEINDEN GARSTEDT, HARICSHELDE, FRIEDRICHSGABE UND GLASHÜTTE GESCHEHEN. 50662 BÜRGER WERDEN AM 30. JUNI ALS "DORFBEWOHNER" SCHLAFEN GEHEN UND ALS STÄDTER AUFWACHEN. SO WILL ES DAS "ERSTE GESETZ EINER NEUORDNUNG VON GEMEINDE- UND KREISGRENZEN" DES INNENMINISTERIUMS SCHLESWIG-HOLSTEIN. IN ERSTER LESUNG SOLL AM 25. NOVEMBER IM KIELER LANDTAG DARÜBER BERATEN WERDEN, OB ES EINE STADT NORDERSTEDT VOR HAMBURGS TOREN GEBEN WIRD ODER NICHT. SCHON HEUTE STEHT FEST:VIER GEMEINDEN SOLLEN EINE STADT WERDEN 0 Von unserem Redaktionsmitglied Georg Pakschies Hamburg, 12. November Nach dem Zweiten Weltkrieg gab es hinter dem Ochsenzoll nur winzige Dörfer. Flüchtlinge, ausgebombte Hamburger fanden in schnell zusammengezimmerten Holzbaracken oder Einfach- Häuschen auf pechschwarzem Moorboden eine neue Heimat. Wer nach Hamburg wollte und "da draußen" wohnte, mußte zum Beispiel von Harksheide sieben Kilometer zu Fuß zur U-Bahn-Station Ochsenzoll gehen. Pionierzeit, Hungerszeit. . In diesen Nachkriegsjahren schreckte ein Mann Hamburger Stadtplaner und Kieler Landesbeamte hoch: Bauingenieur Heinrich Lönnies aus Harksheide. In schlechtgeheizten Sälen hielt er improvisierte Reden über "Norderstedt ? Idee und Wirklichkeit einer Stadtlandschaft". Ein Mann mit dröhnender Stimme, vital, leidenschaftlich für seine Sache kämpfend. Er forderte schlicht ein zusammenhängendes, einheitliches Gebilde vor den Toren Hamburgs. Hanseatische Stadtplaner wollten damals nördlich des Ochsenzolls einen "grünen Auslauf für die Hamburger" erhalten, waren gegen eine große Siedlung, also gegen Norderstedt. Und die Minister in Kiel? Auch sie zweifelten daran, daß aus der dünnbesiedelten Heide- und Moorlandschaft etwas Rechtes werden könnte. Norderstedt? War das nicht die Stadt auf dem Mond? Der "Löwe von Norderstedt" Von Hamburg und Kiel verlassen, prophezeite Heinrich Lönnies, einem Missionar gleich, dem Gebiet nördlich des Ochsenzolls eine glanzvolle Zukunft. Sie sollte sich bewahrheiten. Heute erinnert sich der "Löwe von Norderstedt", wie er respektvoll von Freunden und Gegnern genannt wird: ,Mit dem Bau der Alsternordbahn wurde am 16. Oktober 1948 ? dem Geburtstag meiner Frau ? begonnen. Der erste Spatenstich war feierlich. Vier Monate nach der Währungsreform ein Drei- Millionen-Projekt. Hut ab vor dem Kreis Pinneberg!" Es war aber die Idee Heinrich Lönnies', die langsam Gestalt annahm. Dann ging es Schlag auf Schlag: - Im Mai 1953 rollte der erste "Norderstedt-Expreß" über die Schienen von Ulzburg nach Hamburg. - Im September 1953 wurde die "Förderungsgesellschaft Norderstedt e. V." gegründet. Sie sollte den Acker der Gleichgültigkeit pflügen und einen Siedlungsverband von Ochsenzoll bis Kaltenkirchen schaffen. Hoffnung, Triumph, so schien es. Dazu Heinrich Lönnies: "Fast alle Gemeinden traten korporativ bei. Aber ein eisiger Nordwind aus Kiel blies der guten Sache ins Gesicht. Die Gesellschaft mußte ihre Tätigkeit nach zwei Jahren einstellen." Jetzt aber beginnt man die Gedanken von damals zu verwirklichen. Lönnies fährt fort: ?Wir werden zu überlegen haben, ob wir die Förderungsgesellschaft jetzt aus Bürgern der vier Gemeinden neu beleben.' Immerhin können heute zahlreiche Kommunalpolitiker aus den vier Gemeinden für sich buchen, unermüdlich für einen Vierer-Zusammenschluß getrommelt zu haben. So auch die Arbeitsgemeinschaft Norderstedt. Kiels Innenminister sagte endlich ja. Seinen Vorstellungen nach soll die Stadt dem Kreis Segeberg zugeordnet werden. Dagegen wollte der Kreis Stormarn nur aus Harksheide und Glashütte eine Stadt bilden, der Kreis Pinneberg dagegen alle vier Gemeinden vereint wissen ? aber unter seinen Fittichen. Nun blies der Nordwind aus Kiel gleich zwei Kreisen ins Gesicht. Pinneberger Kreistagsabgeordnete legen sich nun energisch ins Zeug. Sie wollen sogar mit Hilfe einer Anordnung des Verwaltungsgerichts Schleswig die erste Lesung des Stadtgründungs-Gesetzes in Kiel torpedieren. Aber örtliche Umfragen in der Bevölkerung von Garstedt und Harksheide ergaben ein überzeugendes Votum für eine Stadt Die Meinungen über die Kreiszugehörigkeit gehen allerdings weit auseinander. Beispiele mögen es beweisen. Rentner Johannes Martini aus Harksheide erklärte dem Hamburger Abendblatt: "Mir wäre eine Vereinigung von Harksheide und Glashütte (Kreis Stormarn) sympathischer gewesen. Doch wie jetzt alles gekommen ist, kann ich eine Zuschlagung aller Gemeinden zum Kreis Segeberg nur begrüßen." Tankstellen-Pächter Peter Wischer aus Glashütte: "Eine eigene Stadt, ja, aber sie sollte am besten Hamburg zugeordnet werden." Gastwirt Paul Franck aus Friedrichsgäbe: "Daß wir nun mit den drei Gemeinden zusammen sollen, will mir nicht so recht in den Kopf. Friedrichsgabe kann wegen der Industrie gut allein leben. 1956 gab es nur 2000 Einwohner, heute schon über 6000." Wie dem auch sei: Raumplaner plädieren in Gutachten für eine Stadtgründung vor den Toren Hamburgs. Und wie sieht man in der Hansestadt die Entwicklung? Dazu der Vorsitzende des Förderungsausschusses des Gemeinsamen Landesplanungsrates Hamburg/ Schleswig-Holstein, Staatsrat Dr. Hans Fahning: "Die Stadtgründung bedeutet für Hamburg quantitativ keinen Unterschied. Wir begrüßen im Grundsatz, daß man eine Gruppierung der Gemeinden vornimmt. Hamburg nimmt aber keinerlei Einfluß auf die Kreiszugehörigkeit und möchte nicht als Schiedsrichter auftreten." Der Staatsrat fügte noch dazu, daß seiner Ansicht nach durch eine Stadtgründung dicht vor Hamburg die Wirtschaftsregion der Hansestadt vnd Schleswig-Holsteins gestärkt werde. Im Industriegebiet Garstedt-Nettelkrögen stehen bereits Hamburger und schleswig-holsteinische Unternehmen einträchtig nebeneinander. Von diesem Industriegebiet soll ? vielleicht in zehn Jahren ? die Osttangente, parallel zur überlasteten Langenhorner Chaussee, in die Hamburger Innenstadt führen. Bis zum Mai nächsten Jahres ? das ist erfreulicher ? wird die U-Bahn von Hamburg-Ochsenzoll bis Garstedt- Birkenweg rollen. Für die Bevölkerung ein großes Plus. Für Kinder gibt es in Harksheide und Garstedt je ein Gymnasium, Real-, Volks- und Sonderschulen, in Glashütte und Friedrichsgäbe großzügig ausgebaute Volksschulen. Ferner entsteht in Garstedt ein großes Ortszentrum mit Fußgänger- Foren, Super- Kaufhäuser und kleinen Läden. Fürwahr: Das Gebiet vor Hamburg erhält ein respektables Gesicht. So kann Heinrich Lönnies mit Recht sagen: "Dieser Raum hat seine eigene Dynamik bewiesen. Allen Widerständen zum Trotz, ja gegen den erbitterten Widerstand Hamburgs wuchsen die Dinge heran. Aus. 10 000 Einwohnern 1950 wurden über 50 000 im Jahre 1968!" Glückwunsch zur Entscheidung Sein Lob gilt jetzt der Landesregierung in Kiel. Wörtlich: "Sie ist zu beglückwünschen zu ihrer Entscheidung, den Raum der Achse Kaltenkirchen? Ochsenzoll in die Verwaltung eines Kreises (Segeberg) zu legen." Dieser Entschluß mußte nach Ansicht von Heinrich Lönnies gefaßt werden. Es geht vornehmlich um Verkehrsfragen im Raum zwischen den Flughäfen "Fuhlsbüttel als Empfangshalle" und ?Hamburg-Kaltenkirchen als Bahnsteig. Diese Dinge müsse man in den Griff bekommen, um wenigstens in den Grundlinien den Notwendigkeiten bis zum Jahre 2000 zu entsprechen. Hamburg hat sich zwei mögliche Trassen für die spätere Weiterführung einer Schienenbahn nach Kaltenkirchen vorbehalten : O die Strecke von Eidelstedt über Quickborn und Ulzburg (Altona-Kaltenkirchener Eisenbahngesellschaft) oder O die U-Bahn über Garstedt hinaus nach Friedrichsgabe, Harksheide, Ulzburg und Kaltenkirchen. Heinrich Lönnies weiß auch hier schon eine Lösung. Er sagt: "Ich empfehle allen Experten, in der Vorgeschichte der Alsternordbahn nachzulesen. Unsere Vorväter brachten die Ochsen Jütlands nicht auf den Spuren der jetzigen Altona-Kaltenkirchener Eiseribahngesell- ächaft umständlich nach Eidelstedt, sondern auf dem kürzeren Weg zum Ochsenzoll. Denn mit Ochsen macht man keine Umwege!"

15.11.1968: Der Kreis Stormarn wird den Schulbau künftig nicht mehr so stark fördern können wie bisher, wenn die Gemeinden Harksheide und Glashütte durch die Bildung Norderstedts an den Kreis Segeberg abgetreten werden müssen. Das erklärte Landrat Dr. Haarmann gestern vor dem Kreislehrerverein Stormarn. Der Kreisvorsitzende der Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft, Rektor Helmut Landt, betonte, daß zuwenig* Lehrer vorhanden seien. Den Versprechungen der Politiker, die kulturelle Arbeit im Lande habe jetzt Vorrang, müßten endlich Taten folgen

15.11.1968: Die Landesregierung Schleswig-Holsteins hält ihre Entscheidung für richtig, die Hamburger Randgemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte zu einer Stadt zu vereinigen und sie dem Kreis Segeberg anzugliedern. Das erklärte gestern abend in Harksheide Staatssekretär Dr. Hanswerner Otto vom Innenministerium in Kiel. Er war zum Richtfest einer Großsiedlung gekommen.

16.11.1968: Segebergs Kreistagsabgeordnete sagen ja zur Stadtgründung aus den vier Gemeinden Garstedt. Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte, einen Planungszweckverband lehnen sie entschieden ab. Nach den Vorstellungen des Innenministeriums sollte diese Institution aus der künftigen Stadt Norderstedt, Henstedt, Ulzburg. Ellerau, Alveslohe und Kaltenkirchen gebildet werden. Gestern abend wurde in Segeberg während einer interfraktionellen Sitzung der Kreistags!' raktk.nen die Marschrichtung für die Zukunft abgesteckt. Es wurde gefordert, die Verkehrs-Verbindungen aus dem Hamburger Vorland zur Kreisstadt Segebcg sobald wie möglich zu verbessern. (Weiterführung der Schleswig-Holstein-Straße bis Kaltenkirchen und Ausbau einer Landstraße erster Ordnung von Kaltenkirchen nach Bad Segeberg.) gp.

23.11.1968: Ihr eigenes, nicht minder erfolgreiches Programm haben bisher die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaften der Kreise Stormarn und Pinneberg verwirklicht. Sichtbar hinter diesen beiden zurückgeblieben sind bis heute die Kreise Herzogtum Lauenburg und Segeberg. Zum Wohle der heimischen Wirtschaft möchte Dr. Gentner seine junge Gesellschaft als wichtiges Bindeglied zwischen den vier Kreisen verstanden wissen. Ziel dieser Bemühungen müßte nach seiner Meinung die Abkehr von der bisher propagierten Achsen-Endpunkt- Theorie sein. Wörtlich: ?Sie ist vom Hamburger Denken beeinflußt. Meiner Ansicht nach haben wir es in Schleswig-Holstein, von der Hansestadt aus gesehen, künftig nur noch mit zwei Achsen zu tun." Gemeint sind: ? die alte Verkehrsachse Hamburg- Lübeck und - die große Aufbau-Achse von Hamburg über Kaltenkirchen nach Neumünster. Sie wächst jetzt mit dem Autobahn- Neubau Hamburg? Flensburg und dem Bau des Großflughafens bei Kaltenkirchen. Dazu Dr. Gentner: "Es wird gerade entlang dieser Linie wichtige Industrie- Schwerpunkte geben und nicht unbedingt Einzelunternehmen in jedem schleswig-holsteinischen Dorf." Eine Konzeption, die sich mit den neuerlichen Vorstellungen des Kieler Innenministeriums deckt. Wegbereiter dazu ist auch die vieldiskutierte Gründung von Norderstedt nördlich des Hamburger Ochsenzolls. Je zwei industriestarke Gemeinden der Kreise Pinneberg (Garstedt, Friedrichsgabe) und Stormarn (Harksheide, Glashütte) sollen dem "schwachen" Kreis Segeberg Saft und Kraft geben. Hugo Chili, Geschäftsführer der ältesten Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Schleswig-Holsteins in Pinneberg: "Nach jahrelangem Aufbau im Osten des Kreises und einem Aufwand von 18 Millionen Mark (acht Millionen für die Alster-Nordbahn und zehn Millionen für Straßenbau und Versorgungsleitungen) schmerzt uns die geplante Amputation sehr." Zu Unrecht "bestraft" fühlt sich auch der Kreis Stormarn. Max Klimmek, Geschäftsführer der Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn in Bad Oldesloe: "Wir haben Initiative entwickelt und sollen nun dafür büßen." Sein Beweis sind die Industrie-Umsatzzahlen des Vorjahres: Danach liegt Stormarn mit 1,4 Milliarden zwar hinter Pinneberg (1,5 Milliarden), hat aber nur 13 500 Beschäftigte gegenüber 23 000 in Pinneberg. Mit weitem Abstand folgt der Kreis Herzogtum Lauenburg (8331 Beschäftigte ?= 363 Millionen DM). An letzter Stelle liegt der Kreis Segeberg. Dort wurden 5429 Beschäftigte und ein Umsatz von 301 Millionen Mark registriert. Ob sich nun weitere Industrie-Betriebe im Segeberger Raum ansiedeln, wird vor allem von guten Verkehrswegen abhängen: von der neuen Autobahn und sicherlich auch von einer Verlängerung der Schleswig-Holstein-Straße. Ähnlich liegen die Probleme auch im Kreis Herzogtum Lauenburg. Besondere Schwierigkeiten macht Geesthacht. Es gibt mit Hamburg noch immer keine Schienenverbindung für den Personenverkehr, dafür aber ein über 200 Hektar großes ungenutztes Gelände. Diese Fläche gehört der Dynamit-Nobel (DAG). Dazu Dr. Gentner aus Bad Segeberg: ..Stadt und Firma verhandeln über den Kaufpreis schon viele Jahre. Jetzt ist eine gewissen Entfremdung eingetreten." Viel Platz bietet Lauenburg. Als Bundesausbauort genießt es eine besonders gute Förderung für die Industrie-Ansiedlung. Das ist in der Wirtschaftsregion Hamburg die entscheidende Frage: "Wohin mit dem Betrieb?" Die Wirtschafts- und Aufbaugesellschaft Stormarn will in einer Werbekampagne die richtige Antwort für ihren Bereich geben. Aushänge-Schilder sind: Ahrensburg, Bad Oldesloe, Bargteheide, Glinde, Reinbek und Trittau. Die Werbetrommel dröhnt neuerdings auch aus Bad Segeberg. Auf das Echo wird noch gewartet.

26.11.1968: Um die neue Stadt Norderstedt ging es heute vormittag im schleswig-holsteinischen Landtag. Innenminister Dr. Schlegelberger (CDU) erklärte: "Am dringendsten ist eine Neuabgrenzung der kommunalen Gebietskörperschaften im Gebiet der Aufbauachse Kaltenkirchen". Der Minister plädierte für die Gründung der neuen Stadt aus den Gemeinden Friedrichsgabe, Garstedt (Kreis Pinneberg) sowie Glashütte und Harksheide (Kreis Stormarn) ab 1. Juli nächsten Jahres. Das Parlament überwies den Gesetzentwurf an die zuständigen Landtagsausschüsse. Das Norderstedt-Gesetz trägt den trockenen Namen "Erstes Gesetz einer Neuordnung von Gemeinde und Kreisgrenzen". Es ist noch nicht abzusehen, ob die Landtagsausschüsse den Vorstellungen des Kieler Innenministers folgen werden. Das Gesetz enthält viel Sprengstoff. Die zweite und abschließende Lesung steht für Anfang nächsten Jahres bevor. Dann wird man wissen, wie Norderstedt endgültig aussehen soll. Es besteht jedoch kaum noch ein Zweifel dar- über, daß die neue Stadt dem Landkreis Segeberg zugeschlagen wird. Norderstedt wird nach Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünstere die fünftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins. Sie wird aber nicht kreütfrei.sein wie ihre vier großen Brüder. Nach. der Auffassung des InnenminiBters sollten künftig in der Bundesrepublik Städte unter 100 000 Einwohnern kreisgebunden sein. Nach dem Stand vom 1. Juli zählen die Gemeinden, die sich in Norderstedt zusammenschließen werden, genau 48 411 Einwohner. Das künftige Stadtgebiet umfaßt 5797 ha. Ein Stadtwappen wird noch gesucht. In allen vier Gemeinden verfügen die Sozialdemokraten der Mandatszahl nach über die absolute Mehrheit. Wenn sich dieser Trend bei den kommenden Wahlen in etwa bestätigt, dürfte die fünftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins eine SPD-Führung erhalten. Die Norderstedter werden im September nächsten Jahres bei der Bundestagswahl zwei Stimmzettel ausfüllen müssen. Auf dem einen ist der Bundestagsabgeordnete anzukreuzen. Der andere Wahlzettel gilt der Neuwahl der eigenen Stadtvertretung und des Kreistages des Kreises Segeberg. Das Gesetz bestimmt in seinem Entwurf: "Der am 13. März 1966 gewählte Kreistag und die am gleichen Tag gewählten Gemeindevertretungen von Friedrichsgabe, Garstedt, Glashütte und Harksheide werden aufgelöst." Die vier hauptamtlichen Bürgermeister der Gemeinden werden in der Nacht vom 30. Juni zum 1. Juli 1969 in den einstweiligen Ruhestand versetzt. Ihre Versorgung wird jedoch nach dem Gesetzentwurf sichergestellt. Nordentodt wird einen neuen Oberbürgermeister erhalten, der möglichst Volljurist sein soll

27.11.1968: Die sozialdemokratisch* Opposition hat es gestern im Kieler Landtag abgelehnt, daB die neue Stadt Norderstedt, die im Norden von Hamburg aus den Gemeinden Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe und Glashütte gebildet werden soll, dem Landkreis Segeberg zugeteilt wird. Im Gegensatz zur Begierungskoalition aus CDU und FDP tendiert die SPD dahin, die Zuteilung zum Kreis Stormarn bei den anstehenden Ausschußberatungen durchzusetzen. Der Abgeordnete Klaus Konrad (SPD) sagte, das Gefüge des Landkreises Segeberg würde in Unordnung geraten, wenn Norderstedt dorthin käme. Er fügte hinzu: "Ein Norderstedt bei Segeberg erinnert mich an den Tropfen an der Nase, der abfallen kann ? und dann in Hamburger Gebiet fällt." Ein Norderstedt beim Kreis Stormarn würde gleichfalls in den Genuß der Zonenrandvergünstigung kommen, argumentierte der Abgeordnete Gerhard Strack (SPD). Er empfahl sogar zu prüfen, ob man Kaltenkirchen nicht mit zu Stormarn schlagen könne. Demgegenüber plädierte der Bürgermeister von Bargteheide, der CDU-Abgeordnete Karl-Eduard Claussen, dafür, Norderstedt nach Segeberg zu geben, wie es Innenminister Dr. Hartwig Schlegelberger (CDU) vorher namens der Regierung gewünscht hatte. Claussen fügte hinzu: "Die CDU wird alles in ihrer Macht Stehende tun, um Norderstedt schnell Wirklichkeit werden zu lassen." Seitens der Sozialdemokraten wurde ferner scharf abgelehnt, die Wahl der Stadtvertretung von Norderstedt und den Kreistag von Segeberg im September nächsten Jahres mit der Bundestagswahl durchzuführen. Strack meinte, Norderstedts Zuteilung nach Segeberg und die Festsetzung des Wahltermins ..hängen eng mit der Parteipolitik zusammen". Die übliche hohe Beteiligung bei der Bundestagswahl wejde die CDU-Chancen verbessern. Käme Norderstedt zu Stormarn, wäre eine SPD-Mehrheit im Kreistag sicher. Käme es zu Segeberg, "herrscht dort weiter die grüne Front der CDU". Der Innenminister entgegnete, hier gehe "kein politisches Geschäft" vor Eigener Bericht sich. Die CDU habe ihm bereits vorgehalten, ihre absolute Mehrheit im Kreistag Segeberg würde gefährdet, wenn Norderstedt dorthin komme. Die Kommunalwahl müsse mit der Bundestagswahl gemeinsam erfolgen. Bis zur nächsten Kommunalwahl 1970 wäre eine zu lange Frist. Der Minister fügte hinzu, für den Entschluß der CDU seien wirtschaftliche Gründe ausschlaggebend gewesen. Die Achse Norderstedt ? Kaltenkirchen werde mit dem Bau des Flugplatzes Kaltenkirchen eine größere wirtschaftliche Bedeutung bekommen. Dieser Raum müsse daher verwaltungsmäßig in einer Hand sein. Wenn man die Achsenkonzeption als richtig anerkenne, müsse Norderstedt dem Kreis Segeberg zugeschlagen werden. Bei den harten Dienstag-Debatten im Kieler Abgeordnetenhaus prallten die Meinungen von CDU und SPD auch scharf über die künftige Gebietsreform für ganz Schleswig-Holstein aufeinander. Die CDU wünscht statt 17 nunmehr 13 Landkreise für Schleswig-Holstein. Unter Berücksichtigung von Norderstedt sollen künftig Pinneberg, Segeberg, Stormarn und das Herzogtum Lauenburg an Hamburg grenzen. Die Sozialdemokraten wollen für das ganze nördliche Bundesland überhaupt nur noch fünf Regionalkreise ? neben den vier mit Umland zu versehenden Städten Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster. Sie forderten kategorisch eine einzige Hamburger Randregion. Der FDP-Fraktionsvorsitzende Herbst möchte über die Zuteilung von Norderstedt erst entscheiden, wenn Klarheit über die Kreiseinteilung des Hamburger Umlands herbeigeführt worden ist.

29.11.1968: Ich möchte nicht sagen, daß eine Stadtgründung hier im Räume nördlich von Ochsenzoll eine Fehlgeburt werden muß. Aber ich frage mich nach allen Versammlungen und Gutachten, ob denn so nahe an Hamburg überhaupt eine neue Stadt gegründet werden muß, wo doch ein großer Teil der ..Norderstedter" Bevölkerung ohnehin nach Hamburg zur Arbeit, zum Theater, zum Krankenhaus usw. geht. Die Flughafenerweiterung hat sowieT so schon Garstedter Gebiet erfaßt, Garstedt hat dafür 35 Millionen als Entschädigung bekommen und läßt sich die Hamburger Hochbahn bis in den neuen Ortskern legen. Viele Garstedter Firmen führen die Anschrift: "Hamburg-Garstedt", und die Stadt Hamburg zahlt weiterhin Zuschüsse für dieses Randgemeindegebiet. Hamburg erschließt im eigenen Gebiet unter schwierigen Umständen Land für seine Industrie, während durch einen Anschluß von Garstedt an Hamburg dieses Problem leicht zu lösen wäre und Garstedt dann auch nicht gezwungen wäre, sich ein neues, jetzt geplantes Rathaus zu bauen. Ich frage mich weiter, wer denn überhaupt die Kosten für die Stadtgründung Norderstedt mit ihrer teuren Verwaltung bezahlen soll. Es kommt heute m. E. nicht mehr auf Abgrenzungen an. sondern allein darauf, daß wir als Volk lebens- und entwicklungsfähig bleiben. Ich meine, Garstedt könnte man Hamburg zuordnen und die anderen "Norderstedter" Gemeinden zu einem Planungsverband mit dem neuen Großflughafen Hamburg-Holstenfeld (bei Kaltenkirchen) zusammenschließen. Ich frage mich auch, ob man nicht überhaupt die Länder Schleswig-Holstein. Niedersachsen, Hamburg und Bremen zu einem kapitalstarken Land vereinigen sollte.

03.12.1968: Neuer Auftrieb für die Pinneberger Gemeinden an der BundesstraBe 4: Etwas eingeschüchtert durch die letzten Ereignisse und Beschlüsse um Norderstedt und Henstedt-Ulzburg, fragten sich Kommunalpolitiker und Wirtschaftskapitäne vornehmlich aus Quickborn: "Sind wir nun abgeschrieben? Werden wir zu Schlafgemeinden für die Ballungszentren?" Die Antwort gab Staatssekretär Heinrich Frahm vom Kieler Wirtschaftsministerium: "Die positive Entwicklung kommt .zwangsläufig* auch auf den Raum an der B 4 zu." Staatssekretär Frahm, der auf Einladung des Quickborner Ortsverbandes der CDU Rede und Antwort stand, überraschte seine Gastgeber sogar mit einer "neuen" Achsenentwicklung: Hamburg ? Quickborn ? Kaltenkirchen. Der Wirtschaftsexperte ist, wie auch einige seiner Kollegen, der Meinung, daß sich das im Hamburger Umland propagierte Achsenkonzept nicht zufriedenstellend entwickelt hat. Zwei in diesem Zusammenhang gestellte Fragen blieben ohne klare Antwort. Der Vorsteher der Amtsverwaltung Bönningstedt, Henry Behrens, hatte wissen wollen: Wird die Autobahn- Abfahrt Hasloh/Syltkuhlen gebaut? Will man die U-Bahn von Garstedt bis Lentförden verlängern oder die AKN elektrifizieren? Der Staatssekretär konnte lediglich von vagen "Plan Vorstellungen" berichten, die sich nach dem "Bedarfsfall" ausrichten würden. Auf das Thema "Zonenrand-Förderung" eingehend, sprach Quickborns Bürgermeister Curt Stegner von einer "reparaturbedürftigen", ungerechten Konkurrenzlage im Hamburger Umland. In der Tat: Von 21 schleswig-holsteinischen Landkreisen sind zwei vom Forderungssegen ausgeschlossen: die Kreise Pinneberg und Steinburg. Die "Trotzdem"-Leistung unterstreicht dieser Zahlenvergleich: Von den 293 Industriebetrieben, die während der letzten zwanzig Jahre Hamburg verlassen haben, sind 145 in den Raum Pinneberg gekommen. Staatssekretär Frahm war der Meinung, daß nunmehr die Zeit gekommen ist, für einen finanziellen Ausgleich durch Unterstützung des Landes Schleswig- Holstein. Und das dürfte man längs der Bundesstraße 4 besonders gern hören

04.12.1968: Zugegeben, es ist schwer für die planungsverdrängten Kommunalpolitiker in Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte: Eine neue Stadt wird eine neue Stadtvertretung bekommen. Aber die Vorbereitungen hierfür müßten schon jetzt verstärkt eingeleitet werden. Was machen in der jetzigen Situation meine Parteifreunde von der SPD? Sie hängen noch Vorstellungen nach, die schon lange passe sind. Ihre Argumente gegen die Regierungsvorlage (Anschluß der neuen Stadt an den Kreis Segeberg) sind der Bevölkerung recht unverständlich. Es wird behauptet, der Weg zur geplanten Kreisverwaltung in Bad Segeberg sei zu weit. Hierzu ist zu sagen, daß wichtige Dienststellen für die Bevölkerung in die neue Stadt verlegt werden können (Gesundheitsamt. Kraftfahrzeugverkehrsamt, Baugenehmigungsbehörde). Politische Mehrheitsverhältnisse sind keine Dauerprivilegien und dürfen einer sinnvollen Raumordnung nicht im Wege stehen. Auch Befürchtungen, mit der Wirtschaftskraft dieses Raumes den bisherigen Kreis Segeberg aufzumöbeln (neue Kreisverwaltung, Krankenhaus usw.) sind selbstverständlich. Man sollte jetzt schon neue Vorstellungen entwickeln, die aufkommenden Steuergelder der vier Gemeinden hier sinnvoll einzusetzen, um der neuen Stadt einen guten Start zu ermöglichen. Nun zur Namensgebung. Ich halte "Norderstedt" für ungeeignet, da eine geographische Einordnung dieser Stadt bei Flensburg liegen müßte. Der Wirtschaftsraum zwischen Hamburg und dem neuen Großflughafen bei Kaltenkirchen (Holsteinfeld") wird ? schon wegen der günstigen Verkehrswege ? einen sehr starken Aufschwung erhalten, so daß sich eine echte Brücke zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein bildet. Daher halte ich den Namen ?Holstenbrück" für sehr sinnvoll auf den Raum bezogen. Ich für meine Person stehe der Regierungsvorlage in der bisher bekannten Form positiv gegenüber. Sie sollte allerdings insofern erweitert werden, daß die Orte Wilstedt, Tangstedt und Wulksfelde als Restamt von der neuen Stadt mitverwaltet werden. Eine vernünftige Aufklärungsarbeit möchte ich den Kommunalpolitikern ans Herz legen. Denn was hier geschieht, muß schließlich und endlich dem Wohl der Bevölkerung dienen

09.12.1968: Die Orte Garstedt, Friedrichsgabe. Harksheide und Glashütte, von denen Garstedt und Friedrichsgabe zum Kreis Pinneberg und Harksheide und Glashütte zum Kreis Stormarn gehören, sollen jetzt vereinigt eine Stadt werden und zum Kreis Segeberg kommen. Der für die neue Stadt, die unmittelbar an die nördlichen Stadtteile Hamburgs grenzt, vorgesehene Name Norderstedt scheint mir nur dann geeignet, wenn beabsichtigt ist, Norderstedt später mit der Stadt Hamburg zu vereinigen und dann Norder s t e d t Norder s t a d t wird. Ist dies aber nicht beabsichtigt, so müßte ein anderer geeigneter Name für die neue Stadt gefunden werden. Wenn man keinen der vier bisherigen Ortsnamen will und auch kein Flurname in Frage käme, so bietet sich doch die durch die vier Orte fließende Tarpenbek an. Wie wär's mit Tarpenbek. Tarpenstedt oder kurz Tarpstedt ? Man ist ähnlich verfahren, als Schiffbek, Öjendorf und Kirchsteinbek vereinigt wurden und nach der vorbeifließenden Bille den Namen Billstedt erhielt.

10.12.1968: Nach Norderstedt wird sich an der Aufbauachse Hamburg-Kaltenkirchen ein zweiter "Gigant" bilden. Es ist die vor kurzem gegründete Großgemeinde Henstedt-Ulzburg, der sich aller Wahrscheinlichkeit nach nun auch Wakendorf II anschließen wird. Die Entscheidung darüber fällt voraussichtlich am Donnerstag, 12. Dezember. Während einer CDU-Informationsveranstaltung in Henstedt unterstrich Ministerpräsident Dr. Helmut Lemke noch einmal die guten Zukunftsaussichten der Großgemeinde Henstedt-Ulzburg. Auf die vieldiskutierte Gebietsveränderung in Schleswig-Holstein eingehend, wehrte sich Dr. Lemke gegen die Bildung von Großkreisen mit über 500 000 Einwohnern. Nach seiner Überzeugung müsse man die Überschaubarkeit bei jeder Verwaltungszusammenlegung erhalten. Und diese sei bei einer Größenordnung bis zu 150 000 gegeben. Eine Umgestaltung des Kreises Segeberg, wie sie im Zusammenhagn mit Norderstedt immer noch irr" Gespräch ist, hält der schleswig-holsteinische Ministerpräsident für unwahrscheinlich. Große Gemeinden bedürfen aber auch einer modernen, gut funktionierenden Verwaltung. Unter diesem Gesichtspunkt ist auch das Signal zu sehen, das in Wakendorf II nunmehr freie Fahrt nach Henstedt- Ulzburg geben soll. Wie berichtet, hatte sich die Wakendorfer Gemeindevertretung mit nur einer Stimme Mehrheit für den Anschluß an das Amt Kisdorf entschieden. Dieser Beschluß soll nun am Donnerstag möglicherweise aufgehoben werden

11.12.1968: Das ist die neueste Nachricht aus dem Kieler Verkehrsministerium: Die Auftragsvergabe für den ersten Ausbau- Abschnitt der Ulzburger Straße (B 433) vom Ochseitzoll bis Harksheide soll im Januar erfolgen. Du erklärte der Leitende Ministerialrat EHdt Wicht von der Abteilung Verkehrsentwicklung. Zugunsten dieses Projektes muß auch die Verlängerung der Schleswig-Holstein- Straße zurückstehen! Das 15-Millionen-Projekt B 433 soll nunmehr zügig vorangetrieben werden. Die weiteren Ausbau-Termine, wie sie in Kiel genannt wurden: Harksheide bis Henstedt Mitte 1969, Kaltenkirchen bis Bundesstraße 4 Ende 1969, Henstedt- Ulzburg bis Kaltenkirchen Anfang 1970. Damit wischt Ministerialrat Wicht alle Gerüchte vom Tisch, die von einer "auf Eis liegenden" Ulzburger Straße sprachen. Natürlich möchte der Kreis Segeberg ? mit Blickrichtung auf Norderstedt ? das Land nun endlich für die Verlange*rung der Schleswig-Holstein-Straße interessieren. Für die Gesundung (Weiterführung bis Kaltenkirchen) des "amputierten" Wirtschaftsweges hat man in Bad Segeberg bereits alle Planunterlagen fertiggestellt. Allein die Finanzierung (15 bis 20 Millionen Mark) steht in den Sternen. rdp

13.12.1968: Das Gesetz zur Bildung der Stadt Norderstedt aus den Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte will die SPD im Kieler Landtag zu Fall bringen. Sprecher der SPD- Fraktionen aus allen vier Gemeinden lehnten gestern abend nicht nur den Namen "Norderstedt" ab ? die künftige Stadt soll nach ihrer Meinung Holstein heißen ? , sondern sie wollen die Stadtgrflndung auf das Jahr 1974 vertagen. Am 19. Dezember soll in den vier Randgemeinden im Norden Hamburgs entsprechend beschlossen und ein Antrag zu dem vorliegenden Gesetzentwurf dem Landtag noch rechtzeitig vor. der zweiten Lesung des Norderstedt-Gesetzes zugeleitet werden

14.12.1968: Mehr als siebzig Prozent aller U- Bahn-Fahrgäste wünschen bequemere und breitere Sitze sowie mehr Kniefreiheit in den Wagen. Diese Wünsche, die eine Fahrgastbefragung ergab, erfüllt die neueste Zuggarnitur, die die Hochbahn in großer Serie bestellt hat. Die Wagen vom Typ DT 3 haben nur, noch drei anstatt bisher vier Sitze in einer Reihe. Innerhalb von drei Jahren sollen insgesamt 390 Wagen dieses Typs ausgeliefert sein. Eine Probefahrt mit dem DT 3 ? jeweils drei Wagen bilden eine Zugeinheit ? bewies am Freitag die um drei- ßig Prozent höhere Anfahrbeschleunigung und Bremsverzogerung gegenüber der zuletzt gebauten Serie DT 2. In nur 28 Sekunden erreicht jeder Zug die Höchstgeschwindigkeit von 80 km/st. Das entspricht etwa der Beschleunigung eines Volkswagens. Oder anders gesagt: Schon knapp 400 Meter nach dem Halt in einer Station sind 80 km/st erreicht. Jeweils drei Zugeinheiten, also neun Wagen, bilden mit knapp 120 Meter die längsten U-Bahn-Züge, die es jemals in Hamburg gab. Einige Bahnsteige werden hierfür zur Zeit verlängert. Sobald genügend Fahrzeuge dieses Typs zur Verfügung stehen, sollen die Fahrplanzeiten verkürzt werden. Das wird im Herbst 1969 sein. Dann können auf der Linie U 1 zwischen Garstedt und den Walddörfern mindestens zehn Minuten eingespart werden. Auf deD anderen Linien sollen vorerst weitet die langsameren Fahrzeuge fahren. In den nächsten Wochen will sich die Hochbahn auch von ihren ältesten Wagen trennen, die teilweise noch aus dem Jahre 1912 stammen. Diese Fahrzeuge, heute hoffnungslos veraltet und mit maximal 50 km/st ausgesprochen "lahm", sollen nach und nach verschrottet werden. Vierzig wurden bereits ausgemustert, 270 sollen folgen. 1972 wird es nur noch neue Wagen bei der U-Bahn geben, und zwar insgesamt 858. Dies Angebot reicht für einen dichten Zugbetrieb auf allen Strecken aus, die 1972 befahrbar sind. v,n

19.12.1968: Im Sommer nächsten Jahres werden die Hamburger Randgemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte eine Stadt sein. Diese Entwicklung ist nicht mehr aufzuhalten. Das teilte heute morgen auf Anfrage das Innenministerium Schleswig-Holstein mit. Wörtlich erklärte Staatssekretär Dr. Hans-Werner Otto: ?Die zweite Lesung des Gesetz-Entwurfes über 'die Bildung einer Stadt aus den vier Gemeinden kann auch durch übereinstimmende Beschlüsse der Gemeindevertretungen rechtlich nicht verhindert werden." Trotzdem soll der "Norderstedt"-Expreß in letzter Minute auf der Fahrt zum Kreis Segeberg gestoppt werden. Heute abend wollen die SPD-Fraktionen aus Garstedt, Friedrichsgabe (Kreis Pinneberg), Harksheide und Glashütte (Kreis Stormarn) erstmals gemeinsam das Signal auf Halt stellen. In gleichzeitig stattfindenden Gemeindevertretersitzungen werden sie gleichlautende Grenzänderungsverträge einbringen. Hier die wichtigsten Punkte: - Zeitpunkt der Vereinigung soll erst der 1. Januar 1974 sein. - Bis zum 1. Januar 1974 sollen in einem Planungsverband die Voraussetzungen für die Vereinigung geschaffen werden. ? Die Kreiszuordnung sollte der Landesgesetzgeber bis zum 1. Januar 1970 vollziehen. Da die SPD-Fraktionen in jeder der vier Gemeinden die Mehrheit bilden, kann heute abend Einigkeit demonstriert werden. Gemeinsamer Wille auch deshalb, um nach Paragraph 15 der Gemeindeordnung von Schleswig-Holstein der Landesregierung die Initiative bei der Stadtgründung zu nehmen. & Kurz: Heute soll ? gegen den Wil- S len der örtlichen Oppositionsgruppen S ? der letzte Versuch unternommen S werden, um die zweite Lesung des " Norderstedt-Gesetzes zu verhindern. Dieser Versuch wird fehlschlagen. Dazu Staatssekretär Dr. Otto vom Innenministerium in Kiel: "Aus Paragraph 15 der Gemeindeordnung kann nicht geschlossen werden, daß bei einer Übereinkunft kommunaler Körperschaften über eine Grenzänderung der Gesetzgeber an einer Regelung (z.B. Stadtgründung) gehindert ist. Abgesehen davon, kann der Gesetzgeber verfassungsrechtlich jeder Zeit im Gesetzgebungsverfahren von einfachen Landesgesetzen abweichen." Die vier SPD-Fraktionen werden heute abend bei der parlamentarischen Abstimmung in den Kommunen auf Grund der Mehrheitsverhältnisse siegen, aber im Ringen um Norderstedt nicht gewinnen. Das wisse man auch in Kreisen der SPD, versicherten übereinstimmend Sprecher der Opposition. Warum also die großangelegte Aktion, die Gründung Norderstedts auf 1974 zu vertagen? "Reine Parteipolitik", meinen Sprecher der Opposition in den Rathäusern. "Wir wollen die Stadtgründung durch einen Planungsverband erst gründlich vorbereiten", verteidigen sich SPD-Fraktionssprecher, die vor kurzem noch getrennt marschierten. Drei hauptamtliche Bürgermeister und ein ehrenamtlicher Gemeindechef, die alle der SPD angehören, hoffen hinter ihrer kämpfenden Truppe weiterhin auf den gepolsterten Hochsitzen zu bleiben. Menschlich verständlich. Denn im Norderstedt-Gesetz heißt es ganz trokken: "Die hauptamtlichen Bürgermeister der Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe und Harksheide treten in den einstweiligen Ruhestand. . ." Und das wäre schon im nächsten halben Jahr der Fall.

20.12.1968: Gegen den Kieler Gesetzentwurf, aus den Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte schon im nächsten Jahr eine Stadt zu bilden, stimmten gestern abend die vier betroffenen Gemeindevertretungen dank ihrer SPD-Mehrheit, ; Sie brachten einen gleichlautenden ,,Grenzänd*rungsver%rag" ein,"tler;* wie berichtet, die. Gründung einer Stadt erst im Jahre 1974 vorsieht. Diese Stadt sollte "Holstein" und nicht "Norderstedt" heißen. Die CDU plädierte dagegen einmütig für den Gesetzentwurf der Landesregierung.

27.12.1968: Der Innenausschuß des Schleswig -i holsteinischen Landtags veranstaltet am 8. und 9. Januar ein großes "Hearing" über das "Norderstedt-Gesetz". Alle Beteiligten und Betroffenen sollen gehört werden. Für den 8 Januar wurden die Bürgervorsteher und die Bürgermeister von Garstedt, Harksheide und Friedrichsgabe sowie der Bürgermeister von Glashütte geladen. An diesem Tag sollen auch der Deutsche Gewerkschaftsbund, die Deutsche Angestellten-Gewerkschaft und die Landesvereinigung der Arbeitgeberverbände zu Wort kommen. Am folgenden Tag wollen die Abgeordneten die Landräte und Kreispräsidenten von Stormarn, Segeberg und Pinneberg sowie die Arbeitsgemeinschaft der Hamburg-Randkreise, die Handwerkskammer Lübeck sowie die Industrie- und Handelskammern in Lübeck und Kiel hören. Das Kieler Innenministerium unter Dr. Schlegelberger (CDU) hält daran fest, daß die neue Stadt aus den vier Gemeinden "Norderstedt" heißen, dem Landkreis Segeberg zugeteilt werden und zum 1. Juli 1969 gegründet werden soll. Die regionale SPD im Raum Norderstedt wünscht demgegenüber als Stadtnamen "Holstein" und die Bildung der neuen Stadt erst mit den Kommunalwahlen 1974. Dem Landtagsinnenausschuß gehören sechs Abgeordnete der CDU, sechs def SPD und einer der FDP an. Kommt es zu Kampfabstimmungen, könnte die FDP- Stimme den Ausschlag geben.

1969

03.01.1969: In Schleswig-Holstein soll die Zahl der Amtsgerichte mit Hilfe eines Stufenplans von jetzt 60 auf 30 reduziert werden. Justizminister Gaul (CDU): "Die Entwicklung drängt zum Typ des größeren Amtsgerichts mit mehreren Richtern." Ein einzelner Richter sei heute oft nicht mehr in der Lage, den komplizierten Rechtsstoff zu beherrschen. Auf alle Fälle bestehen bleibt das neue Amtsgericht in Garstedt. Es wird das zentrale Gericht für die neue Stadt "Norderstedt", die aus den Orten Garstedt, Friedrichsgabe, Glashütte und Harksheide gebildet werden soll.

04.01.1969: Mit steuerlichen Vergünstigungen können rund 1500 Industrie-, Handwerks- und Gewerbebetriebe in den noch zum Kreis Pinneberg gehörenden Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe rechnen, wenn die Orte mit Harksheide und Glashütte (Kreis Stormarn) zu einer Stadt "Norderstedt" oder "Holstein" zusammengeschlossen werden. Das erklärte am Freitag Finanzminister Hans-Hellmuth Qualen (FDP) in Elmshorn. Garstedt und Friedrichsgabe würden, so der Minister, nach der "Stadtwerdung" am 1. Juli 1969 voll mit in das Zonengrenzland-Förderungsprogramm einbezogen werden. Danach kommen für Investition von beweglichen und unbeweglichen Wirtschaftsgütern des abnutzbaren Anlagevermögens Sonderabschreibungen bis zu 50 Prozent bzw. 30 Prozent der Anschaffungs- oder Herstellungskosten in Betracht. Weiterhin ist möglich, die Finanzierung von Investitionen durch Bewilligung steuerfreier Rücklagen zu erleichtern. Auch Hamburger Unternehmer, die im Nordwesten der Hansestadt im neuen "Zonenrandgebiet" Garstedt und Friedrichsgabe investieren, können an den Steuervergünstigungen teilhaben. Wie der Finanzminister betonte, sei eine Sitzverlegung des Unternehmens in das Gebiet nicht Voraussetzung. Zur Frage eines finanziellen Ausgleiches für den Kreis Pinneberg nach der Abtretung der beiden Gemeinden sagte der Minister: "Unmittelbare Ansprüche sehe ich vom Kreis Pinneberg auf das Land nicht zukommen." Qualen stimmte mit dem umstrittenen Kieler Kabinettbeschluß überein, die zu bildende Stadt dem Kreis Segeberg zuzuordnen. st.

08.01.1969: ANGEBOT DES KREISES SEGEBERG / ZUSTIMMUNG AUS KIEL 0 Die künftige Stadt "Norderstedt" soll im Rahmen eines großen Ausbildungszentrums das erste "Technische Gymnasium" Schleswig-Holsteins erhalten. Diesen schulischen Leckerbissen offerieren Landrat Graf Schwerin von Krosigk und Oberstudiendirektor Siegmund Junck, für den Fall, daß die neue Stadt dem Kreis Segeberg angegliedert wird. Junck, der die Segeberger Kreisberufsschule leitet, hat in ersten Gesprächen auch schon Zustimmung beim Kieler Kultusministerium gefunden. Mit dem Aufbau des Projektes könnte bereits Ende nächsten Jahres begonnen werden. Geschätzte Kosten: acht Millionen Mark. Durch das "Technische Gymnasium" sollen die Chancen für den oft zitierten zweiten Bildungsweg erheblich vergrö- ßert werden. Drei Möglichkeiten könnten nach Ansicht des Segeberger Berufsschulpädagogen zum "Technischen Abitur" führen: © Obersekunda-Reife, (2) Realschulabschluß, (3) Berufslehre mit Berufsaufbauschule (Fachschulreifeprüfung). Der schulgeldfreie Besuch des neuen "Technischen Gymnasiums" würde drei Jahre dauern und zu einem Studium an einer TH oder einer Technischen Universität berechtigen. Durch dieses Angebot sieht Oberstudiendirektor Junck auch Haupt- und Realschüler "aufgewertet". Außerdem würden die allgemeinen Gymnasien entlastet. Den Standort "Norrerstedt" begründet Junck mit der Universitätsnähe und dem erhöhten Nachwuchsbedarf durch den Anstieg des Wirtschaftspotentials an der Aufbauachse Hamburg ? Kaltenkirchen

08.01.1969: In den gutgeheizten Räumen von St. Annen am Schmuggelstieg wartet Pfarrer Heinrich Lammers auf das nächste Tauwetter. Die Bauarbeiten an der künftigen katholischen Kirche in Friedrichsgabe zwischen Waldstraße und Falkenkamp sollen so schnell wie möglich fortgesetzt werden. Doch wie der Winter sich noch gebärden mag: Das finanzielle Eis über dem Kirchenprojekt hat Pfarrer Heinrich Lammers zum Schmelzen gebracht. Sein Verhandlungserfolg mit dem Bischof: Die Jugendräume dürfen noch in diesem Jahr gebaut werden. Allerdings liegt die Baugenehmigung erst für das Kellergeschoß des künftigen Gemeindehauses vor. Der katholische Geistliche will nun darauf dringen, daß sich nicht nur Jugendliche "unterirdisch" tummeln können. Sein Argument: "Wenn schon mit dem Projekt Gemeindehaus begonnen wird, soll es auch in einem Zug vollendet werden." Über den Köpfen der Jugendlichen soll die große katholische Gemeinde ihre Heimstatt finden. Gotteshaus, Pfarrhaus ? es ist fast fertiggestellt ? und Gemeindehaus umschließen einen Innenhof, der zum Treffpunkt der Gläubigen vor und nach dem Gottesdienst werden soll. Übrigens: Einen Namen hat die künftige katholische Kirche in Friedrichsgabe bereits. Sie wurde nach der heiligen Hedwig benannt, jener Schutzpatronin, die gerade von Schlesiern besonders verehrt wird. Wie Pfarrer Lammers versicherte, gäbe es gerade in den vier Gemeinden nördlich des Ochsenzolls besonders viele Neubürger aus den unter fremder Verwaltung stehenden deutschen Ostgebieten. Wenn das Gotteshaus im Sommer fertiggestellt ist und geweiht werden kann, haben rund 2000 Katholiken im Süden von Friedrichsgabe ein moderne^ attraktives Kirchenzentrum, das dicht an der Alster-Nordbahn-Strecke liegt. Zu dem noch zu bildenden Pfarrbezirk gehört der nördliche Teil von Garstedt (Grenze Buchenweg), Friedrichsgabe, Harksheide (Grenze Forstweg), Hen-i stedt mit dem Ortsteil Rhen, wahrscheinlich noch Wilstedt und Tangstedt. Die katholische Gemeinde Quickborn bleibt selbständig. Die Weichen für die Zukunft wurden bereits nach 1950 gestellt, als die St.-Annen-Kirche am Schmuggelstieg gebaut wurde. Die katholische Gemeinde wuchs. Doch ein Anbau und Ausbau am Schmuggelstieg war aus verschiedenen Gründen nicht möglich. Deshalb ging die katholische Kirche von Hamburg ins Nachbarland Schleswig-Holstein. Denn Grenzen spielen in dieser Hinsicht keine Rolle. GEORG PAKSCHIES

09.01.1969: BETROFFENE GEMEINDEN DROHEN MIT EINER VERFASSUNGSKLAGE Eigener Bericht 0 fa. Kiel, 9. Januar Ein hartes Tauziehen wird es noch um die Stadt "Norderstedt" geben, die nach dem Willen der Kieler Landesregierung (CDU und FDP) am 1. Juli dieses Jahres aus den Gemeinden Harksheide, Garstedt, Friedrichsgabe und Glashütte gebildet und dem Kreis Segeberg zugeschlagen werden soll. Im Namen der sozialdemokratischen Mehrheiten aller vier betroffenen Gemeinden hat der Bürgermeister von Harksheide, Carl Lange, gestern vor dem Innenausschuß des schleswig-holsteinischen Landtags mit einer Verfassungsklage gedroht, falls das "Norderstedt-Gesetz" in der Fassung der Landesregierung durch den Landtag in Kraft gesetzt werden sollte. Lange monierte, daß die vier Gemeindevertretungen nicht, wie die Gemeindeordnung vorschreibe, vorher zum Norderstedt-Gesetz gehört worden seien. Zudem schreibe das Grundgesetz vor: "Alle Angelegenheiten der örtlichen Gemeinschaften sind im Rahmen der gesetzlichen Vorschriften in eigener Verantwortung zu regeln." Der Bürgermeister erinnerte daran, daß die vier Gemeinden am 23. Dezember letzten Jahres einen Grenzänderungsvertrag beschlossen haben. Sie wünschen, daß zum 1. Januar 1974 eine Stadt mit dem Namen "Holstein" gegründet wird und lehnen es kategorisch ab, bereits zum 1. Juli 1969 die Stadt Norderstedt zu bilden und ihre Ratsversammlung im September gleichzeitig mit der Bundestagswahl bestimmen zu lassen. Ganz im Gegensatz zum SPD-Bürgermeister Lange begrüßte der CDU- Fraktionsvorsitzende von Harksheide, Benthack, für die CDU-Fraktionen aller vier Gemeinden den Entwurf des Norderstedt-Gesetzes, der in Kürze in zweiter Lesung und abschließend vom Kieler Landtag behandelt werden soll. Der Grenzänderungsvertrag vom 23. Dezember sei gegen die Stimmen der CDU-Minderheiten in den vier Gemeinden zustande gekommen. Eine schnelle Entscheidung für die Gründung Norderstedts zum 1. Juli sei notwendig, sonst könne die wirtschaftliche Entwicklung Schaden nehmen. Das gelte auch für die Neuordnung des Schulwesens. Benthack wörtlich: "Über den Namen Norderstedt können wir sprechen." Sprecher der Arbeitgeberverbände und der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft verlangten vor allem, die neue Stadt müsse an einen Landkreis fallen, dem das Zonenrandförderungsprogramm zugute ftomme. Das Hearing vor dem Innenausschuß geht heute weiter. Gehört werden die Kreispräsidenten und Landräte von Stormarn, Segeberg und Pinneberg, Vertreter der ' Industrie- und Handelskammern von Lübeck und Kiel, der Lübecker Handwerkskammer und der Arbeitsgemeinschaft Hamburg-Randkreise. In den politischen Führungsspitzen von CDU und SPD ist man sich darüber klar, daß die neue Stadt nicht durch eine Kampfabstimmung im Landtag gegründet werden kann. Hier verfügt die Regierungskoalition aus CDU und FDP über 38 Sitze, während die SPD mit 30 in der Minderheit ist. In den vier betroffenen Gemeinden hat dagegen die SPD mit 48 Sitzen die absolute Mehrheit, während auf die CDU 19, Wählervereinigung 14 und FDP fünf Vertreter entfallen.

10.01.1969: Die Landräte der drei beteiligten Kreise Pinneberg, Segeberg und Stormarn ringen weiter darum, daß die neue Stadt Norderstedt jeweils ihrem Kreis zugeschlagen wird. Jeder hält sein Gebiet für am besten geeignet, um die neue Stadt mit ihren 50 000 Einwohnern aufzunehmen. Das wurde gestern am zweiten Tag des Anhörverfahrens vor dem schleswig-holsteinischen Landtagausschuß für Innere Verwaltung deutlich, der sich mit der geplanten Zusammenlegung von Garstedt und Friedrichsgabe (Kreis Pinneberg) sowie Glashütte und Harksheide (Kreis Stormarn) befaßt. Die Landräte von Segeberg und Stormarn führten vor allem das Argument der günstigen Zonenrandbedingungen ins Feld. Sie kämen der Wirtschaft der neuen Stadt zugute. Der Landrat von Pinneberg äußerte dagegen vor dem Ausschuß die Ansicht, die Zonenrandförderung sei in diesem Zusammenhang ein im Grunde "sachfremdes Argument." Er meinte weiter, sein Kreis verfüge über die beste Verwaltungskraft und da zu ihm bisher schon die fast gleich großen Städte Pinneberg, Elmshorn und Wedel gehörten, auch über die erforderliche Erfahrung, um eine Stadt wie Norderstedt zu betreuen. Als Vertreter der Arbeitsgemeinschaft der Hamburger Randkreise kritisierte der Landrat des Kreises Herzogtum Lauenburg das Vorgehen Kiels und wies auf das Recht der Anhörung der betroffenen Gebietskörperschaften hin. Die Arbeitsgemeinschaft habe sich im übrigen mit knapper Mehrheit gegen einen Anschluß der neuen Stadt an den Kreis Segeberg und für eine Eingliederung in den Kreis Pinneberg oder Stormarn ausgesprochen.

10.01.1969: Viele der Garstedter, die In diesen Tagen Bürgermeister Horst Embacher in seinem Amtszimmer besuchen, bringen Blumen mit. Dann folgt der Spruch: "Herzlichen Glückwunsch zum Zehnjährigen!" Horst Embacher kann stolz sein: Er ist zehn Jahre Gemeindechef von Garstedt. Ein Jahrzehnt genügte ihm, seinen Mitarbeitern und der aufgeschlossenen Gemeindevertretung, aus einem Dorf eine "Stadt" zu entwickeln, in der heute weit über 20 000 Menschen leben. Als Horst Embacher vor zehn Jahren seinen Dienst als Amtschef antrat, gab es entlang der Ochsenzoller Straße noch keinen Gehweg. Garstedts Bürgermeister sorgte dafür, daß er gebaut wurde. Es war seine erste "Amtshandlung" für Garstedt und seine Bürger. Dann ging es Schlag auf Schlag. - 1960 wurde eine Zweigstelle des Pinneberger Amtsgerichts eingerichtet. Der Wettbewerb für das 48 Hektar große Ortszentrum begann. - 1962 folgte der "Flughafenvertrag" zwischen Garstedt und Hamburg. ? Es war die "Meisterprüfung" von Bürgermeister Horst Embacher, die er glänzend bestand. Die Startbahn II wurde um 900 Meter auf Garstedter Gebiet verlängert. Dafür baute Hamburg die U-Bahn, ließ Garstedts Schmutzwasser in hanseatische Siele strömen und belieferte die Gemeinde mit Frischwasser. Geld für Schul- und Straßenbau reichte Hamburg außerdem über die Landesgrenze. Wohnungs- und Schulbau, Industrieansiedlung, Sportplatzerweiterung, die Pflege der Patenschaft mit Maromme sind nur einige der vielen "kommunalen Hobbys" des erfolgreichen Garstedter Bürgermeisters, gp

14.01.1969: Mit Millionen-Geschenken erkaufte sich Hamburg von Schleswig- Holstein vor Jahren das Recht, den Flughafen in Garstedter Gebiet hinein auszubauen. Die Startbahn II konnte verlängert werden und sollte den Verkehr auf dem Flughafen neu verteilen helfen. Die Stadtteile Niendorf und Langenhorn wären dadurch weniger durch Fluglärm belästigt worden. Bisher blieb dieses Ziel weitgehend unerreicht, denn das Bundesverkehrsministerium genehmigte die von Hamburg beantragte "Blindflug"-Landeausrüstung für die Staftbahn II noch nicht. Bei schlechtem Wetter donnern also die Riesenvögel nur aus Richtung Hummelsbüttel'Langenhorn zum Flughafen hinab. Denn die Startbahn I ist mit Einrichtungen versehen, die den Piloten einen Instrumenten-Landeanflug ermöglichen. Viele tausend Menscheq leiden unter dem Lärm. Der Antrag Hamburgs, eine entsprechende Anlage auch für die Startbahn II aus Richtung Garstedt zu genehmigen; "schmort" noch immer im Verkehrsministerium. Bürgerschaftsabgeorndeter Hans Saalfeld (SPD) hat für die morgige Bürgerschaftssitzung eine Anfrage an den Senat eingebracht, um die Bemühungen Hamburgs zu verstärken. Er will wissen, was getan werden kann, um wenigstens die nächtlichen Starts und Landungen auf die Bahn II zu verlegen, und ob der Senat bereit ist, die kostspielige Instrumenten-Landeanlage für die Startbahn II vorzufinanzie-i ren. Die Einrichtung wird fast eine Million Mark kosten. Im Haushalt des Bundesverkehrsministeriums, das diese Dinge bezahlen muß, sind Mittel aber erst für 1972 vorgesehen. Das Verkehrsministerium tritt mit der Flugsicherung im übrigen dafür ein, die Instrumenten-Landeeinrichtung der Startbahn I auszubauen, und zwar so, daß auch Instrumemten-Landeanflüge aus Richtung Niendorf möglich werden. Ein Sprecher der Behörde für Wirtschaft und Verkehr in Hamburg: ?Technische und wirtschaftliche Gesichtspunkte sind für diese Lösung ausschlaggebend. Wir müssen in Hamburg aber auch an den Lärmschutz denken. Wenn Hamburg die Anlage vorfinanziert, werden wir hoffentlich auch end- lieh Einfluß auf die Entscheidung darüber gewinnen, daß die Bahn II diese Einrichtung erhält und nicht die Anlage der Bahn I vervollständigt wird. Das Bundesverkehrsministerium darf sich nicht über unsere Gründe, die den Schutz der Bevölkerung betreffen, hinwegsetzen."

15.01.1969: NORDERSTEDT"-BEAUFTRAGTER DR. OLDEROG WARNT VOR GROSSKREI 0 Im politischen Kulissenspiel um "Norderstedt" ist die Frage der Kreiszugehörigkeit der neuen Stadt nunmehr in den Vordergrund gerückt. Die Gesetzesvorlage sieht Segeberg vor. In diesem Zusammenhang werden aber augenblicklich zwei weitere Möglichkeiten diskutiert: Sollen die Kreise Segeberg und Stormarn zusammengefaßt werden? Soll Stormarn geteilt und an Segeberg und Lauenburg angeschlossen werden? Ein klares "Nein!" zur ersten Frage kommt aus Bad Segeberg. Regierungs- Assessor Dr. Rolf Olderog, der seit dem 1. Dezember des letzten Jahres die Sonderabteilung "Norderstedt" bei der Kreisverwaltung leitet und die Übernahme der neuen Stadt vorbereitet, bezog in einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt eine klare Position: "Die Zusammenlegung der Kreise Segeberg und Stormarn muß ich entschieden ablehnen. Geringe Rationalisierungsvorteile stehen in keinem Verhältnis zu den überwiegenden Nachteilen für die Bevölkerung." - Der neue Großkreis hätte mit ..Norderstedt" schon heute 320 000 Einwohner. ? Er wäre der flächengrößte Kreis der Bundesrepublik (2126 qkm). Der Landesdurchschnitt liegt bei 900 Quadratkilometer. Dr. Olderog: "Die von diesem Großkreis zu bewältigenden Aufgaben zur sozialen, wirtschaftlichen und kulturellen Betreuung seiner Bürger (Krankenhäu-, ser, Schulen usw.) würden die menschliche Organisations- und Verwaltungskraft des mit Ausnahme des Landrates ehrenamtlich arbeitenden Kreisausschusses schlechterdings übersteigen. Zu betreuen und auszubauen sind zwei völlig unterschiedliche Entwicklungsachsen: Einmal von Hamburg über Kaltenkirchen nach Neumünster mit dem über Nordeuropa zentralen Weltflughafen bei Kaltenkirchen, zum anderen von Hamburg über Oldesloe nach Lübeck. Ein weiterer Kraftstrom von ?Norderstedt" nach Bad Segeberg entlang der Bundesstraße 432 dürfte in Zukunft noch zur Bildung eines weiteren Achsenraumes im Kreis Segeberg führen. Eine vernünftige, geordnete Entwicklung bedingt die volle Konzentration beider Kreise auf ihre jeweiligen Achsenräume." Nach Dr. Olderogs Meinung hätte dieser Mammutkreis keinen echten Mittelpunkt. Bad Segeberg würde trotz seiner Verkehrs" günstigen Lage im Städtedreieck Hamburg/Lübeck/ Neumünster dieser Funktion nur begrenzt gerecht werden. Bad Oldesloe mit seinen schlechten Verkehrsverbindungen in Ost- West-Richtung noch viel weniger. Der Kreis Segeberg war schon immer für Klarheit und für faire Initiative. Als erster "Beteiligter" machte er auch der Bevölkerung von "Norderstedt" handfeste Angebote: Technisches Gymnasium, Kraftfahrzeug-Zulassungsstelle, Gesundheitsamt. Von Segebergs "Gegnern" dürfte nach dem letzten Stand der Dinge eigentlich nur noch Stormarn im Gespräch sein: Zweck-Ehe mit Segeberg oder Auflösung. Segeberg würde das Amt Tangstedt und den Norden Stormarns bekommen, das Gros (Achse Bad Oldesloe) bekäme der Kreis Herzogtum Lauenburg. Wie auch die endgültige Entscheidung aussehen mag, wenn es um "Norderstedt" geht, wird Segeberg ein Wörtchen mitzureden haben. Zu dieser Auffassung scheint inzwischen auch das Zünglein an der Waage, die Landtagsfraktion der FDP, gekommen zu sein. RALF-DIETER POCH

16.01.1969: Zu dem geplanten Zusammenschluß der vier Hamburger Randgemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte zu einer neuen Stadt mit dem Namen Norderstedt werde es in diesem Jahr vermutlich noch nicht kommen. Diese Ansicht vertrat der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Lemke gestern vor der Presse in Elmshorn. Er meinte, es seien in diesem Zusammenhang noch zu viele Probleme zu klären

16.01.1969: Das Innenministerium in Kiel nahm gestern zu dem Bericht des Hamburger Abendblattes "Polizisten leben auf Pump" Stellung: "Die Gehälter sind rechtzeitig abgeschickt worden, die Pauschalen für die Kraftwagen kommen im Januar wegen des neuen Rechnungsjahres immer verspätet zur Auszahlung." Diese Feststellungen helfen den betroffenen Beamten im Kreis Pinneberg jedoch wenig. Nach den Ermittlungen des Leitenden Ministerialrats Dr. Knack sind in Einzelfällen die Gehälter auf den Konten der Beamten nicht angekommen, weil die Garstedter Volksbank aufgelöst und neue Konten nicht bekannt waren. Die Polizeiposten, die ihren privaten Kraftwagen für Dienstfahrten benutzen, bekommen jeweils für einen Monat im voraus eine Pauschale. Das Geld ist, so Dr. Knack, zu Beginn des Rechnungsjahres immer wieder verspätet gezahlt worden, weil in diesem Monat der Zahlungsausgleich für das gesamte abgeschlossene Jahr vorgenommen werden müßte. ? Die Gewerkschaft der Polizei im Deutschen Beamtenbund hatte, wie berichtet, gegen diese Verzögerungen protestiert. ga

16.01.1969: Die Anwohner des Flughafens Fuhlsbüttel können hoffen, daß die Lärmbelästigung in wenigen Wochen wesentlich geringer wird. Hans Saalfeld (SPD) hätte dem Senat ein ganzes Bündel Fragen vorgelegt. Ans den Antworten ist abzulesen, welche Verbesserungen in der Abwicklung des Flugverkehrs In den nächsten Wochen zu erwarten sind: - Voraussichtlich ab Februar wird in der Zeit von 22 Uhr bis 7 Uhr nur noch die Startbahn II in Richtung Garstedt und für die Landungen dieselbe Bahn aus Richtung Garstedt benutzt, wenn es die Wetterbedingungen zulassen, ? Die heulende "Schubumkehr" (Abbremsen der Maschine nach dem Landen durch Umkehrung des Düsenstrahls) wird nachts nur noch in Notsituationen erlaubt sein. - Neue "Abkurvpunkte" werden ? festgelegt, die verhindern sollen, daß gestartete Maschinen niedrig über städtisches Gebiet fliegen, - Die Lufthahsa hat ihre Übungsflüge in Hamburg von 8200 im Jahre 1966 auf 2700 im vergangenen Jahr verringert. Eine Kommission, auf Initiative des Senats gebildet, wird alle Möglichkeiten des Schutzes gegen Fluglärm intensiv ?untersuchen. Der Ausbau der Landehahn II für Schlechtwetterlandungen durch Ausrüstung mit einer IL8- Anlage (Instrumentenflug-Lande-System) ist vom Bundesverkehrsministeriiim noch immer nicht genehmigt, worden. Der Senat hat ausdrücklich eine Vorfinanzierung des Millionen-Objektes angeboten. Anfrage in Bonn Der Hamburger Bundestagsabgeord-, nete Carl Damm (CDU) hat auf Grund der Berichterstattung im Hamburger Abendblatt &ne Anfrage an die Bundesregierung gerichtet. Damm wüt vom Verkehrsminister wissen, ob er .bereit ist, vielen Tausenden von Hamburgern einen gewissen Schutz vor Fluglärm zu. verschaffen, indem er die ILS-> Anlagegenehmigt. Damm: "Durch die Bereitschaf t ' Hamburgs, die Anlage vorzufinanzieren, müßte dies dem Verkehrsministerium möglich sein." Erneut mußte sieh die Bürgerschaft mit der Hochschulreform beschäftigen. Bürgermeister Dr. Wilhelm Drexelius trat dafür ein, die Ingenieurschulen und

17.01.1969: Zum erstenmal hat gestern der Segeberger Kreistag zum Thema "Norderstedt" Stellung genommen. Alle Fraktionen sprachen sich einstimmig für den Regierungsentwurf aus, nach dem die neue Stadt dem Kreis Segeberg angegliedert werden soll. Das klare "Ja" des gestrigen Tages unterstreicht auch den einstimmigen Beschluß des Kreisausschusses, der ? wie berichtet ? bereits am 17. Dezember vorigen Jahres gefaßt worden war. Mit der kommunalen Neuordnung nördlich des Ochsenzolls beschäftigt? sich ebenfalls der Kieler Oppositionssprecher Joachim Steffen in einem Referat vor dem Quickborner SPD-Ortsverein. Nach seiner Meinung ist die Zuordnung der neuen Stadt kein "Problem", da die SPD-Landtagsfraktion nach wie vor den Zusammenschluß der vier Hamburger Randkreise zu einem einzigen Großkreis für die beste Lösung hält

22.01.1969: Der Mietskandal in Langenhorn und Lokstedt soll schnell aus der Welt geschafft werden. Der Grundeigentümer, der die Mieten, wie berichtet, zum Teil Aber hundert Prozent erhöhen will, hat sich bei Dr. Scholz in der Baubehörde zu einem Gespräch angemeldet. Ein Vertreter der Wirtschaftsbehörde, die ein Bußgeldverfahren gegen den Hausbesitzer eingeleitet hat, wird an dem Gespräch teilnehmen. Dr. Scholz hofft, daß er dem Eigentümer klarmachen kann, wie seine Forderungen gegen die gesetzlichen Bestimmungen versto- ßen und daß der Hausbesitzer sowohl die Mieterhöhungen als auch die Kündigungen (die er zum Zwecke der Vertragsänderung ausgesprochen hatte) zurücknimmt. Dann könnte auf ein Bußgeldverfahren verzichtet werden. Die ebenfalls sehr hohen Mietforderungen desselben Grundeigentümers für seine Wohnungen an der Ohechaussee in Garstedt sollen jetzt auch untersucht werden. Bürgermeister Horst Embacher erklärte heute yormittag, daß die Mieter in das Rathaus kommen sollen, damit die rechtliche Voraussetzung mit Hilfe der Fachleute aus der Kreisverwaltung Pinneberg geprüft werde.

24.01.1969: Hamburgs lärmgeplagte Bevölkerung in Langenhorn und Niendorf kann aufatmen. Heute morgen fiel in Bonn die Entscheidung, daß auch die zweite Landebahn des Hamburger Flughafens Fuhlsbüttel ein Instrumenten-Landesystem erhält. Damit ist diese Bahn, die nach Schleswig-Holstein hineinführt, auch bei schlechtem Wetter voll benutzbar. Das bedeutet: etwa 80% aller Anflüge für Nachtlandungen werden nicht mehr über das Stadtgebiet von Hamburg erfolgen. Die Landebahn aus Richtung Garstedt wird diesen Verkehr aufnehmen und damit endlich voll ihre Aufgabe erfüllen können. Das Bundesverkehrsministerium hat heute morgen dem Hamburger CDU-Abgeordneten Carl Damm erklärt, daß es bereits 1970 im Bundeshaushalt Gelder für die Anschaffung der Geräte bereitstellen wird und daß es möglicherweise schon in den nächsten Monaten diese Geräte bestellen wird. Fuhlsbüttel wird damit ein voll benutzbarer Allwetter-Flughafen. Ursprünglich hatte die Flugsicherung darauf bestanden, das zweite I.-L.-S. ebenfalls auf der Startbahn 1 zu installieren. Hamburg bestand aber darauf, dieses Landesystem für die Startbahn 2 zu erhalten, um die Lärmbelästigung im Stadtgebiet zu vermindern und um auch bei Reparaturarbeiten an einer Startbahn voll einsatzfähig zu sein.

24.01.1969: Die erste Kunsteisbahn auf dem Gelände der Gemeindewerke Garstedt ist geschmolzen, nicht aber der Mut, am Wochenende das 50jährige Bestehen des heimischen Strom-, Gas- und Wasserlieferanten bei milden Lüften zu feiern. Morgen, Sonnabend, 11 Uhr, ist bei den Gemeindewerken "Tag der offenen Tür". Sogar "Tag der weitgeöffneten Kehlen". Denn die Werksleitung will eigens für ihre Gäste eine "Grog-Bude" aufbauen. Da es mit einer künstlichen Eisbahn nichts wird ? Jugendliche vom Altonaer Schlittschuhläufer-Verein hatten sich angekündigt ? , soll das Museum im Werkraum einen kleinen Unterhaltungs-Ersatz bieten. "50 Jahre Stromversorgung in Garstedt" ? eine hochinteressante Geschichte, und voller Spannung. gp

28.01.1969: 0 as ist der Todessturz einer der ältesten Transformatoren-Stationen in "^ Garstedt. Gestern vormittag erlebten Passanten Am Birkenhof die letzte Stunde des schlanken Klinkerstein-Häuschens. Die ersten Schicksals-Schläge trommelten Arbeiter mit schwerem Hammer gegen das stabile Mauerwerk Zerschunden, von Löchern durchsiebt, trotzte die Trafo-Station, als wollte sie sagen: ?Hier stehe ich . . .*' Doch eine mächtige Planierraupe rollte heran, hob Ihren Arm mit der stählernen Schaufel-Faust und preßte sie gegen den bebenden Turm. Er neigte sich zur Seite und krachte dumpf zu Boden. Vorbei" Die Zukunft braucht breite Straßen. In Garstedt werden sie gebaut gp

04.02.1969: Obwohl der Flensburger Verlag zuversichtlich ist, scheint der seit Monaten vorbereitete Bildband "Der Kreis Segeberg" auf Eis zu liegen. Das Renommierwerk sollte natürlich aktuell und auch mit Aufnahmen von "Norderstedt" versehen sein. Wer aber weiß heute, zu welchem Kreis die neue Stadt gehören wird? Segebergs Landrat, Graf Schwerin von Krosigk, sieht deshalb dem Erscheinungstermin des Foto-Bandes mit einem lachenden und einem weinenden Auge entgegen. Der Verlag will den illustrierten "Kreis Segeberg" auf jeden Fall noch in diesem Sommer mindestens 5000mal auf den Markt bringen. Ob mit oder ohne "Norderstedt".

05.02.1969: Eltern protestierten, wie berichtet, gegen "unzumutbare" Wege zur Heidberg- Schule in Garstedt. Sie forderten einen Schulbus, dessen Kosten die Gemeinde übernehmen müßte. Es kam zu einem Kompromiß-Angebot. Zahlreiche Eltern zeigten sich daraufhin verbittert und erhoben harte Vorwürfe gegen Gemeindeparlament und Verwaltung. Hier die Stellungnahme des Schul- und Kulturamtes der Gemeinde Garstedt zu diesem Streit: - Die Volksschule Heidberg steht nicht in einer "völlig unbesiedelten Gegend". In ihrem Schulbezirk wohnen zur Zeil 3000 Menschen, von denen rund 280 Kinder im volksschulpflichtigen Alter sind. In diesem Jahre werden dort mindestens 166 Wohnungen bezugsfertig, mit dem Bau weiterer 145 wird begonnen. - Ein "eklatanter Planungsfehler" liegt nicht vor. Weshalb sollte Eltern schulpflichtiger Kinder, die im Norden Garstedts wohnen, weiterhin zugemutet werden, ihre Kinder über 3 bis 4 Kilometer zu den Schulen des Zentrums bzw. im Südwesten Garstedts zu schicken? ? Eltern, die außerhalb des Schulbezirks (der Heidberg-Schule) wohnen, hatten und haben auch jetzt noch die Möglichkeit, falls sie es wünschen, ihre Kinder in die Volksschule Lütjenmoor zu schicken. - Es trifft nicht zu, daß das Gebiet zwischen Buchenweg und Aurikelstieg nur deshalb in den Schulbezirk aufgenommen wurde, um genügend Schüler zu haben. Die Schulbezirksgrenze war von vornherein auf den Aurikelstieg als südliche Begrenzung festgelegt bei einer maximalen Schulwegentfernung von 2,3 Kilometern. - Die Behauptung der Elternschaft trifft nicht zu, daß jedes Gemeindemitglied Beiträge für vernünftige Schulwege geleistet hat. Die Bauherren haben pro Wohnungseinheit Ansiedlungsleistungen in Höhe von 1500 Mark zu zahlen, von denen 1267 Mark zweckgebunden der Finanzierung neuer, zu schaffender Schulen und 233 Mark zur Regelung der allgemeinen Gemeindeverhältnisse dienen. - Eltern, die Zweidrittel der Kinder der Heidberg-Schule vertreten, haben durch Anrufe und Gespräche der Verwaltung mitgeteilt, daß sie für die Errichtung der Schule im Norden der Gemeinde Garstedt dankbar sind. Diese Eltern sollen ihre berechtigten Interessen auch einmal öffentlich vertreten. - Wenn die Gemeinde Garstedt bereit ist. für das laufende Schuljahr bis 31. 3. 1969 einen Zuschuß von 8 DM für die außerhalb des Schulbezirks wohnenden Kinder zu zahlen, damit die 13 DM monatlich kostende Schülerfahrkarte für öffentliche Verkehrsmittel gekauft werden kann, so sollte das als Entgegenkommen anerkannt werden. gp

11.02.1969: Iung-Garstedt flitzt neuerdings nach der Schule zur ersten künstlichen Eisbahn auf dem Gelände der Gemeindewerke an der Tannenhofstraße. Viele drehen sogar mit knurrendem Magen ihre Runden. Die Mütter wissen Jetzt wenigstens, wo sie Ihre Sprößlinge suchen müssen. Nebenbei gesagt, kommen die Mütter gern, denn aus den Laut-" Sprechern tönen Catarlna Valente, Roy Black und viele, viele andere, singen vom kleiner! 1 Amor, von Amore, von love und Liebe. Da kann das Mittagessen zu Hause ruhiq einmal kalt werden . . . Kein Wunder also, daß täglich auf der Kunsteisbahn von 11 bis 20 Uhr Hochbetrieb herrscht. Abends sind die Teens und Twens an der Reihe. Hei- ßer Flirt auf kühlem Eis ? warum nicht?

11.02.1969: Mit einer "konzertierten Aktion" torpedieren seit gestern die Landräte Sachse vom Kreis Pinneberg und Haarmann vom Kreis Stormarn das Norderstedt-Gesetz des schleswig-holsteinischen Innenministers. Nach dem Willen Kiels sollen die Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe (Pinneberg) und Harksheide, Glashütte (Stormarn) zum 1. Juli 1969 vereint und dem Kreis Segeberg angegliedert werden. Sachse und Haarmann wollen jetzt gemeinsam die Notbremse ziehen. Der "Norderstedt- Zug" soll nicht in Segeberg enden. Das ist der neueste Stand zum Thema Raumordnung im Grenzgebiet Hamburg/Schleswig-Holstein: In Presse-Konferenzen in Pinneberg und Bad Oldesloe wurde gestern abend ein bisher geheimgehaltener Vertragsentwurf aus den Reihen der beiden betroffenen Kreise präsentiert. Inhalt: Der Kreis Pinneberg will freiwillig Federn lassen und gegen eine angemessene Entschädigung die Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe durch einen Grenzänderungsvertrag an den Kreis Stormarn abtreten. Das soll zum 1. Januar 1970 durchgesetzt werden. Landrat Haarmann: "Den Vertragsentwurf haben wir bereits an die Landesregierung geschickt." Das Innenministerium und' der Innenausschuß des Landtages werden sich in den nächsten Tagen mit der neuen Situation zu beschäftigen haben. Es ist möglich, daß die für März vorgesehene zweite Lesung des Norderstedt-Gesetzes, die den Anschluß an Segeberg vorsieht, nun abermals vertagt werden muß. In Pinneberg erklärte Landrat Sachse: "Die Zuordnung Norderstedts zum Kreis Segeberg ist nicht gerechtfertigt, ja nicht einmal notwendig." Segeberg sei aus verwaltungsmäßigen Gründen nicht in der Lage, die neue Stadt zu betreuen. Pinneberg würde durch die Abtrennung der Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe 2,2 Millionen Netto-Steuereinnahmen im Jahr verlieren. Das Land stellt zwar auch eine Entschädigung in Aussicht. Doch in Pinneberg vertraut man offenbar mehr der Stormarner Geld-Schatulle. Sachse meinte beschwichtigend: "Die neue Situation ist kein Racheakt gegen den Innenminister." Dennoch mußte er hinzufügen: "Der Innenminister in Kiel hat sich ungehalten über die beiden Landräte in Pinneberg und Stormarn geäu- ßert."

12.02.1969: Deutsche Presse-Agentur Bad Segeberg, 12. Februar Der Vertrag zwischen den Kreisen 1 Pinneberg und Stormarn, wonach die neu zu bildende Stadt "Norderstedt" dem Kreis Stormarn einverleibt werden soll, hat keine Wirksamkeit. Das erklärte Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Lemke gestern abend in Bad Segeberg.

12.02.1969: Die Bevölkerung von Niendorf und Langenhorn soll nachts besser schlafen können. Die Lärmschutzkommission der Behörde für Wirtschaft und Verkehr hat gestern beschlossen, während der Nachtstunden den Betrieb auf der Startbahn I zu verringern und mehr Starts und Landungen auf die Bahn II zu verlegen. Durch besondere Richtlinien soll vorgeschrieben werden, daß Flugzeuge nachts vorwiegend die nach Garstedt führende Startbahn II benutzen. Über diese Bahn gehen bereits jetzt über 50 Prozent der Starts. Die Neuregelung wird voraussichtlich schon im Frühjahr in Kraft treten. Eine Entlastung der Startbahn I wird in noch größerem Umfange aber erst möglich sein, sobald die von Staatssekretär Wittrock vom Bundesverkehrsministerium für 1970 zugesagte Instrumenten-Landeanlage (ILS-Gerät) für die Startbahn II betriebsbereit ist, so daß die Piloten die Startbahn II auch unter ungünstigen Wetterbedingungen benutzen können. Außerdem will sich die Lärmschutzkommission dafür einsetzen, daß der Fluglärm durch technische Maßnahmen an den Triebwerken gemindert wird. Dazu wären allerdings gesetzliche Regelungen auf nationaler und internationaler Ebene notwendig. Eine weitere Maßnahme: Die lärmdämpfenden Schutzanpflanzungen zwischen dem Flughafen und den Wohngebieten sollen verstärkt werden. Die Ortsamtsleiter der betroffenen Gebiete und die Physiker des Flughafens sollen in den nächsten Wochen feststellen, wo noch "grüne Schallschlucker" angepflanzt werden können. thi

13.02.1969: Eine Klage beim Landesverwaltungsgericht in Schleswig gegen das anstehende Norderstedtgesetz erwägen die Landräte von Pinneberg und Stormarn, Dr. Sachse und Dr. Haarmarn. Sie wehren sich weiter mit allen Mitteln dagegen, daß die Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe (Pinneberg) sowie Harksheide und Glashütte (Stormarn) aus ihren Kreisen ausgegliedert und unter der Bezeichnung "Norderstedt" dem Kreis Segeberg zugeschlagen werden sollen. Kiel begegnet der Kampfansage aus den Provinzen mit dem nüchternen Rechtsgrundsatz: Landesrecht bricht Kommunalrecht. Sowohl in Rendsburg als auch in Bad Segeberg betonte Ministerpräsident Lemke erneut: "Norderstedt kommt zu Segeberg." Der Abmachung zwischen Pinneberg und Stormarn, Norderstedt gegen Zahlung einer angemessenen Entschädigung dem Kreis Stormarn zuzuteilen, will Innenminister Schlegelberger "auf keinen Fall zustimmen". Es bleibt auch bei dem vereinbarten Terminplan: Ende März wird der Landtag in Kiel abschließend über das Norderstedtgesetz entscheiden. In der Nacht zum 1. Juli 1969 soll die neue Stadt mit über 50 000 Einwohnern gegründet werden. Bereits im April will die CDU/FDP- Regierung dem Landtag den Gesetzentwurf über die übrige Gebietsreform im gesamten Bereich Schleswig-Holsteins vorlegen. Ministerpräsident Lemke ist entschlossen, die Verwaltungsneuordnung aus dem Stadium des "komplizierenden Zerredens" herauszuführen. Sein Wunsch ist es, die Gebietsreform insgesamt bis zum 1. Januar 1970 über die Bühne zu bringen. Die Reform soll nicht gegen Widerstand der Opposition im Landtag durchgesetzt werden. Alles deutet darauf hin, daß die Neuaufteilung des Landes nach folgenden Umrissen ablaufen könnte: ? Der Kreis Pinneberg bleibt nach Abzug von Friedrichsgabe und Harksheide in seiner jetzigen Größe bestehen- - Die Landeshauptstadt Kiel bekommt einen Umlandkreis von über 200 000 Einwohnern. - Die übrigen Kreise werden so zusammengelegt, daß sie jeweils mindestens 150 000 Einwohner umfassen. ? Entscheidende Besprechungen stehen noch zu der Frage an, wie der Kreis Stormarn und der Kreis Herzogtum Lauenburg neu geordnet werden. ? Schleswig-Holstein ist gegenwärtig in die vier kreisfreien Städte Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster sowie in 17 Landkreise eingeteilt. Die Tendenz geht dahin, es bei den Städten zu belassen und ihnen engere Beziehungen zu ihren Umlandkreisen zu geben. Übrigbleiben dürften im Endeffekt nur neun oder zehn Landkreise. Das Prinzip des Regierungschefs Lemke heißt: "Wir wollen moderne Landkreise schaffen, die noch nach 15 bis 20 Jahren leistungsfähig sind."

17.02.1969: Heute früh um. neun Uhr begann im Kieler Landeshaus die entscheidende Konferenz über die Gebietsreform in Schleswig-Holstein. CDU-Politiker mit Ministerpräsident Lemke an der Spitze trafen mit Politikern der SPD unter Leitung ihres Vorsitzenden Steffen zusammen. Es soll versucht werden, die endgültige Neueinteilung der Kreise festzulegen. Wie heute früh verlautetet wird es dabei auch um den Versuch gehen, einen drohenden Prozeß gegen die Gebietsneuordnung im Hamburger Umland abzuwenden. Damit steht auch Norderstedt wieder im Mittelpunkt. ? Innenminister Schlegelberger (CDU) hat es am Freitag kategorisch abgelehnt, den neuen Grenz- änderungsantrag von Garstedt, Friedrichsgabe, Glashütte und Harksheide zu genehmigen. Der Vertrag sieht die Gründung von Norderstedt zum Frühjahr 1974 vor. Kiel dagegen hält am 1.. Juli dieses Jahres als Gründungstermin fest, Harksheides Bürgermeister Lange hat mit einem Verfassungsprozeß gedroht, falls Landtag und Regierung nicht vom 1- Juli abrücken. i

18.02.1969: Eigener Bericht fa. Kiel. 18. Februar In einem abschließenden Spitzengespräch über die Gebietsreform von Schleswig-Holstein trafen am Montag in Kiel je vier Politiker von CDU, SPD und FDP zusammen. Die Delegationen wurden von Ministerpräsident Dr. Helmut Lemke (CDU), Oppositionsführer Joachim Steffen (SPD) und Sozialminister Otto Eisenmann (FDP) angeführt. Ein Sonderausschuß des Landtags, dem zwecks Vermeidung von Interessenkollisionen möglichst keine Kommunalpolitiker angehören sollen, wird zur Vorbereitung der Gebietsreform, die am 1. Januar 1970 wirksam wird, eingesetzt. Nur die Bildung von Norderstedt erfolgt bereits am 1. Juli 1969. Nach Angaben von Gesprächsteilnehmern zeichnet sich in Schleswig- Holstein folgende Neuordnung ab: ? Im Hamburg-Umland bleibt der Kreis Pinneberg in seiner jetzigen Form bestehen. Ein Vorstoß der SPD, ihn mit Steinburg zu verschmelzen, blieb auf der Strecke. - Der Kreis Segeberg bekommt Norderstedt und wird vermutlich auf Kosten von Stormarn vergrößert. Mit hoher Wahrscheinlichkeit wird Rest- Stormarn mit dem Herzogtum Lauenburg verschmolzen. - Die Landeshauptstadt Kiel erhält einen recht großen Umlandkreis mit etwa 300 000 Einwohnern. Er wird gebildet aus dem Kreis Rendsburg und Teilen von Eckernförde und Plön, die aufgelöst werden. - Es ist denkbar, daß Flensburg- Land mit Schleswig und Rest- Eckernförde sowie Oldenburg, Eutin und Rest-Plön zu je einem Landkreis verschmolzen werden. - Südtondern, Husum und Eiderstedt bilden einen, die beiden Dithmarschen je einen Kreis. - Die vier Städte Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster werden durch Eingemeindungen vergrößert. Die Staatskanzlei in Kiel bezeichnete das Spitzengespräch als "sachlich hart, aber nicht unfreundlich". Die Sozialdemokraten erklärten anschließend, die CDU gehe noch von zuviel Kreisen mit zu geringer Leistungsfähigkeit aus. Politische Beobachter sehen in dieser Argumentation einen Versuch, noch grö- ßer geschnittene Kreise durchzusetzen

18.02.1969: Von unserem Redaktionsmitglied Gunter Beuershausen Hamburg, 18. Februar Entwickelt sich im Süden von Hamburg, rund um Horster Dreieck und Masebener Kreuz, eine Stadt nach dem "Muster Norderstedt" in Hamburgs Norden? Voraussetzung dafür wäre, daß sich die drei großen Gemeinden Maschen, Hittfeld und Fleestedt mit einer Anzahl von benachbarten Dörfern einig werden. Der Architekt Hans-Ulrich Scholz aus Fleestedt, der schon mehrmals mit aufsehenerregenden Plänen an die Öffentlichkeit trat, hat für den Zusammenschluß einen Stufenplan entwickelt. Scholz: "Das kann unser Süderstedt werden." Der Stufenplan des 57jährigen Architekten baut auf die Gebiets- und Verwaltungsreform Niedersachsens auf, durch die den Gemeinden Maschen, Hittfeld und Fleestedt jeweils kleinere Orte zugeordnet werden. Bei noch getrennten Verwaltungen soll dann gemeinsam geplant werden ? das beginnt bei der Vergabe von Industriegelände, geht über die Ausweisung von Wohngelände bis hin zur einheitlichen Straßenbeleuchtung. In der Endstufe sieht Scholz eine zentrale Verwaltung. Diese Stadt der Zukunft entsteht durch eine völlig neue städtebauliche Konzeption. Während historisch gewachsene Orte sich von einem inneren Zentrum nach außen entwickeln, ist der Weg hier umgekehrt: Im Zentrum Industrie, Handel und Gewerbe, unmittelbar an den großen Verkehrsadern, darum herum Wohnsiedlungen ? auch mit Hochhäusern. Noch gibt es in dem ganzen Gebiet beispielsweise keine weiterführende Schule. Die Schüler fahren nach Harburg, Buchholz oder Winsen. Scholz: "Wir müssen eine Realschule, in absehbarer Zeit gar ein Gymnasium haben. Das bekommen wir billiger und schneller, wenn wir gemeinsam planen." Der günstigste Standort wäre an der jetzigen Bundesstraße 4 auf dem Gebiet der heutigen Gemeinde Glüsingen. Dort könnte auch ein Verwaltungszentrum entstehen. Jetzt müssen sich die Parteien und Behörden mit diesen Vorschlägen beschäftigen

18.02.1969: Angst vor dem drohenden Fluglärm, den die Fuhlsbüttler Startbahn II "frei Haus" nach Schleswig- Holstein liefern wird, hat jetzt auch die Gemeinde Quickborn. Nach einem Garstedter SPD-Dringlichkeitsantrag, wollen die Quickborner durch eine Resolution "retten, was zu retten ist". Der Wortlaut des Protestschreibens, das die CDU im Gemeinderat auf den Tisch legte: "Die Gemeinde Quickborn freut sich, daß die Fluglärmbelästigung für die Hamburger Bevölkerung reduziert werden soll. Sie protestiert aber energisch dagegen, daß dies auf Kosten der schleswig-holsteinischen Wohngebiete (Garstedt, Hasloh, Quickborn) ermöglicht werden soll. Es wird um eine Abschrift des Vertrags über den Bau der Startbahn II zwischen Hamburg und Garstedt gebeten. Quickborn verlangt ebenso wie Garstedt Kontrollmessungen, die das unerlaubte Überfliegen der Gemeinde in verminderter Höhe wirksam unterbinden". Die Aufregung in den Gemeinden nordwestlich des Hamburger Flughafens hat sich durch die Nachricht, daß auch die Startbahn II mit einem Instrumenten-Landesystem ausgerüstet werden soll, verschärft. Eigenheimbesitzer, die vor fünf Jahren dem Großstadtlärm entflohen sind, fürchten nunmehr das Schlimmste. Sie tröstet nur wenig, daß der künftige Weltflughafen Kaltenkirchen sogar für den Allwetterflugbetrieb ausgerüstet sein wird. Sie möchten die Mindestflughöhen gesichert wissen und vor allem erfahren, ob der sie betreffende Flughafenvertrag durch das geplante ILS-System für die Startbahn I überholt ist. rdp

19.02.1969: Friednehsgabcs Sozialdemokraten sind bereit, ihre Pinneberger Kraftfahrzeugkennzeichen gegen Stormarner OD-Tafeln auszutauschen. Dagegen wollen die Mitglieder der Demokratischen Wählervereinigung Friedrichsgabe zumindest jetzt noch als Pinneberger durch die Lande reisen. Auf der jüngsten Gemeindevertreter- Sitzung trennten sich abermals die Wege, als es um die Neuordnung nördlich des Ochsenzolls ging. Die SPD stimmte, wie in Garstedt, dem Grenz- änderungsvertrag des Stormarner und Pinneberger Landrates zu. Wie berichtet, besagt er, daß die Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe (bis jetzt Pinneberg) nach Stormarn eingemeindet werden sollen. Bürgervorsteher Hermann Klingenberg aus Friedrichsgabe (SPD) nannte das Kind beim Namen: "Sollten dagegen alle vier Gemeinden nach Segeberg kommen (so will es Kiel), so ist das diktatorisch und Wahlpropaganda obendrein." Das ist die Situation: Norderstedt soll schon am 1. Juli dieses Jahres gebildet sein; im Herbst findet außerdem die Bundestagswahl statt. Diese Termine wollen die SPD-Fraktionen in allen vier Gemeinden umsegeln. Eine Stadt soll nach ihrem Willen erst 1974 entstehen. Deshalb stimmte Friedrichsgabes SPD für einen Planungsverband. gp.

19.02.1969: Die Wogen um Norderstedt branden schon bis nach Bargteheide. Nach dem heftigen Protest der SPD-Fraktionen im Gemeinderat der vier betroffenen Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte hat sich nun auch der SPD-Kreisverein Stormarn auf seinem außerordentlichen Parteitag ganz entschieden gegen die Pläne der Landesregierung gewandt. In einer einstimmig verabschiedeten Resolution heißt es: "Es ist unerträglich, daß der CDU-Ministerpräsident Lemke in derart undemokratischer Weise die Rechte der kommunalen Selbstverwaltung und bereits bestehende Verträge mißachtet, um über die Köpfe der beteiligten Gemeinden und Kreise hinweg Gebietsveränderungen vorzunehmen." Von da war es nicht mehr weit bis zu dem harten Vorwurf, daß die CDU nicht zuletzt auch wahltaktische Motive verfolge. Der Kreisverband Stormarn begrüßte in einer besonderen Erklärung ausdrücklich den Zusammenschluß der vier Gemeinden zu einer Stadt. Er stellte sich hinter den Beschluß der SPD-Kreistagsfraktion, nach dem die zukünftige Stadt zum Kreis Stormarn kommen soll. Ebenso einig war sich der Parteitag in der Ablehnung der von den Bundestagsfraktionen der Großen Koalition geplanten Vorbeugehaft. Zwar dürften bereits gestellte Straftäter bis zu ihrer Verurteilung keine neuen Gelegenheiten zu weiteren Straftaten haben. Dieses Ziel müßte aber durch eine Verbesserung der kriminalpolizeilichen Arbeit und eine Beschleunigung der Strafverfolgung erreicht werden. Der Ahrensburger Landtagsabgeordnete Otto Gramcko wurde zum Vorsitzenden der Schiedskommission gewählt, und Eckart Kuhlwein wurde als Vertreter der Jungsozialisten in den Kreisvorstand der Partei berufen. mc

26.02.1969: Harksheides SPD-Fraktion hat in der letzten Sitzung den jüngsten Gebiets- änderungsvertrag der Kreise Pinneberg und Stormarn "zur Kenntnis genommen". Wie berichtet, sollen danach die Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe (Kreis Pinneberg) dem Nachbarkreis Stormarn angegliedert werden. Zu später Stunde wurde in der Gemeindevertretersitzung Harksheide gegen die Stimmen der CDU und FDP folgender Beschluß zu Papier gebracht: "Die Gemeindevertretung hat Kenntnis genommen, daß zwischen den Kreisen Pinneberg und Stormarn Verhandlungen wegen eines Gebietsänderungsvertrages schweben. Einem Verbleiben der Gemeinde Harksheide beim Kreis Stormarn im Wege der vertraglichen Regelung stimmt die Gemeindevertretung zu. Diese Regelung berührt nicht den Zeitpunkt der Vereinigung der vier Gemeinden zu einer neuen Gemeinde."

26.02.1969: Die Garstedter Freiwillige Feuerwehr Ut gewillt, ihren alten. ländlichen Zopf abzuschneiden. Sie möchte eine moderne Wehr werden, die den mannigfaltigen Aufgaben einer künftigen Stadt gewachsen "ein will. Hauptbrandmeister Rudolf Wiereeky in seinem Jahresbericht: "Die Wehr würde es begrüßen, wenn dem Vorstand auch im Jahre 1960 Gelegenheit gegeben würde, gemeinsam mit dem WerkausschuB Fragen des Feuerlöschwesens mi erörtern und einer Lösung zuzuführen." Das klingt zwar sehr theoretisch, hat aber einen praktischen Hintergrund. Garstedts Wehr ist es gelungen, in den ständig wachsenden Siedlungen das Hydranten-System zu verbessern ? natürlich im Einvernehmen mit den Gemeindewerken. Zufrieden äußert sich Wehrführer Wiereeky: ?Hinsichtlich der Feuermeldung ist insofern eine wesentliche Besserung eingetreten, als Ende 1968 nach Überwindung von sehr vielen Schwierigkeiten die Feuerwehr einen selbständigen Telefonanschluß unter der Rufnummer 523 11 11 erhalten hat, an dem sowohl die Polizei als auch der Wehrführer und sein Stellvertreter angeschlossen sind. Bezüglich der Alarmierung der Wehrmänner, bestehen nach wie vor gewisse Schwierigkeiten, die die Wehr in ihren Jahresberichten 1966 und 1967 aufgezeichnet hat. Die Wehr muß daher nochmals auf dieses Problem hinweisen und dringend bitten, das Notwendige in die Wege zu leiten, mindestens aber die Planung anlaufen zu lassen." gp

26.02.1969: Eigener Bericht fa. Kiel, 26. Februar Die Auffassungen der politischen Parteien Ober die GeMetereformen Schleswig-Holsteins haben sieb einander etwas angenähert. Dennoch wünscht nach dem Stand von heute vormittag die CDU immer noch die Aufteilung des Landes in zwölf Kreise; die SPD spricht sich für acht und die FDP für zehn Kreise neben den vier kreisfreien Städten Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster aus. Schleswig-Holstein ist gegenwärtig in 17 Kreise und vier Städte eingeteilt. Umstritten bei der gesamten Gebietsreform ist immer noch die künftige Stellung des Kreises Storman. Die CDU wünscht, daß weiter vier Kreise an Hamburg grenzen: Pinneberg, Segeberg mit Norderstedt, Stormarn und das Herzogtum Lauenburg. Staatsrat Walter Menzel, der Fraktionsvorsitzende, erklärte, die von der SPD gewünschte Zu-, sammenlegung von Pinneberg mit Stormarn mit rund 400 000 Einwohnern lehnt die CDU "grundsätzlich" ab. Nicht ganz so hart formulierte Menzel die Ablehnung einer Zusammenlegung von Stormarn mit dem Herzogtum Lauenburg. Die SPD wünscht demgegenüber die Erweiterung Segebergs über Norderstedt hinaus um einige Stormarner Randgemeinden und die Verschmelzung des Rests von Stormarn mit Lauenburg Die FDP tendiert ebenfalls in diese Richtung. Bei einer solchen Lösung gäbe es künftig nur noch drei Kreise im Hamburger Umland. In der am 1. Juli zu gründenden Stadt Norderstedt hat die CDU bereits einen Ortsverband ihrer Partei gegründet. Dieser Verband tritt dafür ein, daß Norderstedt zu Segeberg geschlagen

26.02.1969: as ist Garstedts neues Gesicht. Es " wurde am Friedrichsgaber Weg aus Beton, Ziegelsteinen und Glas geformt, und zwar in kurzer Zeit. Noch vor sieben Jahren drängten sich statt der Häuser scheckige Kühe und dickwollige Schafe auf grünen Wiesen links und rechts der wichtigen Verbindungsstraße vom alten Dorf Garstedt nach Friedrichsgabe. Allüberall roch es nach Landwirtschaft. Heute hängt meistens ein Hauch von Benzin zwischen den neuen Häuserfluchten. Nach den Kränen und den Bauarbeitern kamen die Städter. Sie zogen in die hellen 41 Eigenheime eines Garstedter Bauunternehmers ein (unser Bild), entstanden in den Jahren 1967/68. Fünf Jahre zuvor war eine andere Siedlung (im Hintergrund) auf einstigem Bauernland fertiggestellt worden. 500 Menschen haben in letzter Zeit auf wenigen Hektaren Land ein neues Zuhause gefunden und fühlen sich ? trotz der vielen Häuser ? mitten Im Grünen. Immerhin: Ihre Vorgärten haben keine Zäune und trennende hohe Hecken. Die Landschaft blieb in Garstedt Allgemeingut

27.02.1969: K ' ei ? Pinne ""-g tritt freiwillig die Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe fu r eine Entschädigimg von 9,9 Millionen DM an den Kreis Stormarn ab. Die Summe soll im Laufe von 15 Jahren gezahlt werden. Dies haben gestern die Kreistage von Pinneberg und Bad Oldesloe gegen die ausdrückliche Bittedes schleswig-holsteiniscfaen Innenministers Dr. Schiegelberger nach langen Debatten in einem Grenzänderunnvertrag beschlossen. Die Kreistage versuchen mit diesem Vertrag zu verhindern, daß die beiden Gemeinden nach einem Gesetzentwurf des Kieler Innenministeriums zusammen mit den Gemeinden Harksheide und Glashütte, beide Kreis Stormarn, am 1. Juli 1969 als Norderstedt dem Kreis Segeberg angegliedert werden. Mit Fernschreiben an die beiden Kreistagspräsidenten versuchte Innenminister Schiegelberger, unmittelbar vor den Sitzungen den Abschluß des Grenzanderungsvertrages zu torpedieren. Der Kreistagsabgeordnete Roland Seeger (SPD) erklärte dazu während der Sitzung in Bad Oldesloe: "Der Innenminister ist in sträflicher Weise mit dem Recht umgegangen." Auch in Pinneberg gab es harten Widerstand gegen den Vorstoß aus Kiel, selbst bei einigen CDU- Vertretern. Wolfgang Arnold: "Wir pfeifen dem Innenminister etwas. Er hat nur eine Bitte ausgesprochen." Bei der Abstimmung zogen in beiden Kreistagen die SPD und FDP an einem Strang und setzten sich über den Einspruch Kiels hinweg. Die CDU hingegen zeigte im allgemeinen Treue zu ihrem Minister und stimmte "fast geschlossen" gegen den Grenzänderungsvertrag. In Kiel wurde der Vertragsabschluß mit Gelassenheit aufgenommen.

28.02.1969: Ist die Gründung der Stadt Norderstedt zum 1. Juli gefährdet? Diese Frage stellt man sich heute morgen In Klei nach einem überraschenden Beschluß des Landtags-Innenausschusses vom Vorabend. In dem Ausschuß haben sich nur die Abgeordneten der CDU dafür ausgesprochen, daß Norderstedt aus Garstedt Friedrichsgabe, Glashütte und Harksheide zum 1. Juli aus der Taufe gehoben wird. Dem Innenausschuß unter dem Meldorfer CDU-Abgeordneten Ernst Schoof gehören mit ihm ie sechs Abgeordnete von CDU und SPD sowie einer der FDP an

07.03.1969: Vier Kilometer weit könnten die Hamburger, wenn sie dürften, durch die neue "Unterwelt" ihrer Stadt tippeln ? vom Gänsemarkt zum Schlump und durch einen Paralleltunnel wieder zurück. Im Frühjahr 1970 werden hier die ersten U-Bahn-Züge rollen. Zwischen Schlump und der Station Messehallen liegen schon heute Gleise. Mit dem schwierigsten Abschnitt dieser Innenstadt-U-Bahn-Linie, dem Kreuzungsbahnhof zwischen U-Bahn und City-S-Bahn unter der Binnenalster, ist erst vor kurzem begonnen worden. Bis 1972 hofft die Baubehörde, die gesamte Strecke vom Hauptbahnhof-Nord zum Schlump fertiggestellt zu haben. Der Tunnel wird an mehreren Stellen mit starken Stahlschotts gegen mögliche Wassereinbrüche geschützt. Nach dem Vorbild der Rotterdamer U-Bahn, die streckenweise tief unter der Maas fährt, sollen die Schotts bei Gefahr von Kontaktpunkten im Tunnel, die auf Wassereinbrüche reagieren, ferngesteuert geschlossen werden. Anderenfalls könnte der gesamte U-Bahn-Tunnel zwischen Rothenbaumchaussee und Hauptbahnhof vollaufen. Hamburgs Schnellbahnbau hat, wie die Baubehörde gestern betonte, im vergangenen Jahr einen Höhepunkt erreicht. Noch niemals zuvor wurden in einem einzigen Jahr 123 Millionen Mark investiert. In wenigen Monaten, am 1. Juni, wird mit Fahrplanwechsel die Verlängerungsstrecke Ochsenzoll ? Garstedt in Betrieb genommen. Im Herbst folgt der Abschnitt Legienstraße ? Billstedt. Im Frühjahr 1970 fahren Züge von Billstedt zur Merkenstraße und vom Schlumo zum Gänsemarkt. Der erste Abschnitt der City-S-Bahn soll rechtzeitig zur IGA in Betrieb genommen werden, also im Frühjahr 1972: Vom Hauptbahnhof bis zum S-Bahnhof Landungsbrücken mit den Stationen Ballindamm und Stadthausbrücke, hn

12.03.1969: Eigener Bericht FA. Kiel, 12. März Eine breite Landtagsmehrheit für die große Gebietsreform in Schleswig-Holstein und für die Bildung der Stadt Norderstedt zum 1. Juli ist' gefährdet. Der SPD-Landesvorsitzende Steffen wird am 24. März im Landtag bei der Verabschiedung des Norderstedt-Gesetzes Beratungsvertagung fordern. Die SPD besteht ferner darauf, daß Schleswig-Holstein höchstens in acht Landkreise ? neben den vier kreisfreien Städten ? eingeteilt wird. Sie verweigert Innenminister Schlegelberger (CDU) die Zustimmung, das nördliche Bundesland künftig in zwölf Kreise zu gliedern. Gegenwärtig gibt es 17 Landkreise in Schlewig-Hplstein. Steffen gab zu verstehen, daß die Differenzen zwischen CDU und SPD in Fragen der Gebietsreform sehr tiefgreifend seien

12.03.1969: Was die Politiker bisher nicht fertiggebracht haben oder zu einem späteren Zeitpunkt verwirklicht sehen möchten, präsentieren nunmehr Wirtschaft und Industrie in den Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte vereinigt: Unter dem Arbeitstitel "Norderstedt ? neue Stadt mit alter Tradition" soll in diesem Herbst eine messeähnliche Werbeschau zehn Ta fc alles über Hamburgs nördlichen Nachbarn aussagen. Auf einer Fläche von 4000 Quadratmetern soll neben Erzeugnissen der heimischen Unternehmen auch die Entwicklungsgeschichte der vier Gemeinden durch Dokumente, alte Gebrauchsgegenstände. Werkzeuge und Münzen dargestellt werden. Das "Morgen" in der neuen Stadt möchte man anhand von Plänen, Fotos und Modellen erläutern. Dieser Teil der Ausstellung ist besonders für die Schuljugend gedacht, die mit Sonderbussen zum aktuellen Heimatkundeunterricht gebracht werden soll. Die Gesamtunkosten der großen Schau müssen sich die etwa erwarteten 200 Aussteller teilen.

15.03.1969: Der Kreis Pinneberg hat beim Landesverwaltungsgericht Schleswig am Freitag eine Feststellungsklage in dem Streit mit dem schleswig-holsteinischen Innenminister Dr. Schlegelberger eingeleitet. Das Gericht soll klären, ob der Gebietsänderungs-Vertrag zwischen den Kreisen Pinneberg und Stormarn gültig ist. Der Vertrag war gegen Bedenken Schlegelbergers abgeschlossen worden. Schlegelberger hatte später auf die aufschiebende Wirkung des Paragraphen 18 der Kreisordnung für Schleswig-Holstein hingewiesen. In dem Vertrag waren die Kreise Pinneberg und Stormarn übereingekommen, die Stadt Norderstedt zum 1. Januar 1970 zu bilden und sie dem Kreis Stormarn zuzuordnen. Der Kreis Pinneberg wollte auf die Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe verzichten und Stormarn dafür eine Entschädigung von 9,9 Millionen Mark zahlen.

18.03.1969: Die große Mehrheit der Bevölkerung in Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte befürwortet den Zusammenschluß dieser vier Gemeinden zu einer Stadt möglichst noch in diesem Jahr. Das hat eine Direktbefragung des "Hamburger Abendblattes" ergeben. Mehr als 70 Prozent glauben, daß der Zusammenschluß der vier Gemeinden Vorteile bringt und möglichst bald ? noch 1969 ? zustande kommen sollte. Nur 29 Prozent meinen, daß die Stadtgründung bis 1974 Zeit hätte. Jeder zweite äußerte die Ansicht, die neue Stadt solle Norderstedt heißen. 33 Prozent entschieden sich für den Namen Holstein. Nach Ansicht von 34 Prozent sollte die neue Stadt zum Kreis Segeberg gehören; 32 Prozent wünschten die Zugehörigkeit zum Kreis Pinneberg; 19 Prozent entschieden sich für den Kreis Stormarn. Auf dem Höhepunkt der Diskussionen um die geplante Stadtgründung hatte das "Hamburger Abendblatt" der Bevölkerung in den vier Gemeinden mit einer umfangreichen Dokumentation zum Thema Norderstedt einen ausführlichen Fragebogen vorgelegt. Das Ziel dieser Aktion war, die Ansicht der unmittelbar betroffenen Bevölkerung zu ermitteln. Das Ergebnis dieses Versuches einer Direkt-Bef'ragung war überraschend: Während erfahrungsgemäß bei Befragungen dieser Art nur zwei bis drei Prozent reagieren, wurden in diesem Falle mehr als 16 Prozent der Fragebogen ausgefüllt zurückgeschickt. Da die Antworten meist die Ansicht einer ganzen Familie wiedergeben, kann das Ergebnis als nahezu repräsentativ für die Meinung der Einwohnerschaft der künftigen Stadt angesehen werden. Zumindest spiegelt es die Meinung des politisch interessierten und fortschrittlich eingestellten Teiles der Bevölkerung in den vier Gemeinden. Um ein möglichst exaktes Bild über die Meinung der Befragten auch in Details zu gewinnen, wurden die Fragebogen von einem Computer ausgewertet. Das Ergebnis wird heute in einer Sonderbe.ilage des "Hamburger Abendblattes" für den Raum Norderstedt veröffentlicht. Die zweite Lesung des umstrittenen Gesetzes über die Gründung der neuen Stadt ist im Kieler Landtag für den 24. März vorgesehen.

19.03.1969: Eigener Bericht f a Kiel, 19. März Die CDU-Fraktion im schleswig-holsteinischen Landtag wünscht die Neuwahlen für die neu zu gründende Stadt Norderstedt gemeinsam mit den allgemeinen Kommunalwahlen im Lande im Frühjahr nächsten Jahres durchzuführen. Das erklärte der CDU-Fraktionsvorsitzende Dr. Mentzel gestern in Kiel. Innenminister Dr. Schlegelberger [CDU) hatte bisher im Gesetzentwurf jer Regierung für Norderstedt als Wahltermin den Zeitpunkt der Bundes- ;agswahl im kommenden September angesetzt. Durch den neuen Termin lommt die CDU der SPD entgegen, die sich bisher stets für einen späteren Wahltermin ausgesprochen hatte. Die CDU ist jedoch weiterhin dafür, ias Norderstedt-Gesetz, das dem Landtag für seine Sitzung am 24. März vorliegt, bereits jetzt zu verabschieden. Die 3PD will dagegen eine Absetzung dieses Tagungsordnungspunktes beantragen

22.03.1969: Eigener Bericht fa. Schleswig, 22. März In der Frage der Zuordnung der neuen Stadt Norderstedt hat der Kreis Pinneberg am Freitag vor dem Verwaltungsgericht in Schleswig eine Niederlage erlitten. Der Kreis wünschte eine einstweilige Anordnung gegen den Kieler Innenminister Schlegelberger (CDU). Das Gericht sollte dem Minister verbieten, gegen den zwischen den Kreisen Pinneberg und Stormarn geschlossenen Grenz- änderungsvertrag Bedenken zu erheben

25.03.1969: Eigener Bericht fa. Kiel, 25. März Die gemeinsame Front von CDU und SPD in der Gebietsreform von Schleswig-Holstein ist gebrochen. Sie scheiterte am Norderstedt-Gesetz, das heute gegen den Willen der SPD im Kieler Landtag beraten und dann in Kraft gesetzt werden "soll. Oppositionsführer Joachim Steffen (SPD) verlangte gestern abend vor dem Landtag, das Norderstedt-Gesetz von der Tagesordnung abzusetzen. Die Opposition wünscht die Bildung Norderstedt erst im Zusammenhang mit der Neueinteilung der Kreise. Steffen: "Für die SPD ist die Absetzung von der Tagesordnung entscheidend dafür, wie wir mit der CDU in der Frage der Gebietsreform überhaupt weiter zusammenarbeiten werden." Die Opposition unterlag anschließend in einer Kampfabstimmung

26.03.1969: Von unserem Korrespondenten Rudolf Asmus Kiel, 26. März Wenn die Glocken das Jahr 1970 einläuten, wird vor Hamburgs Toren die neue Stadt Norderstedt aus der Taufe gehoben. Die fünftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins wird mit 50 000 Einwohnern zum Landkreis Segeberg gehören. Die Stadtvertretung der neuen Gemeinde soll erst bei den Kommunalwahlen im März 1970 mitgewählt werden. Diese Entscheidungen hat der Landtag in Kiel mit den Stimmen von CDU, FDP, NPD und SSW getroffen. Das Norderstedt-Gesetz, das von der SPDabgelehnt wurde, kann jetzt in Kraft treten. Damit wurde ein Schlußstrich unter das monatelange Ringen um die künftige Organisation von vier Hamburger Nachbargemeinden gezogen: Die Orte Friedrichsgabe und Garstedt, die noch von der Kreisstadt Pinneberg mitverwaltet werden, sowie Glashüte und Harksheide, die noch zum Kreis Stormarn gehören, werden zu der neuen Stadt Norderstedt zusammengeschlossen. CDU und SPD hatten keine gemeinsame Linie über den Zeitpunkt der Stadtgründung und die Zuteilung der Stadt finden können. Die SPD verlangte, die Stadt erst zusammen mit der großen Gebietsreform von Schleswig- Holstein zu einem späteren Zeitpunkt zu gründen. Die dreistündige Plenardebatte bei vollbesetzten Landtagstribünen begann zunächst friedlich. Der Vorsitzende des Innenausschusses, der CDU-Abgeordnete Ernst Schoof aus Meldorf, verwies auf eine Umfrage des Hamburger Abendblattes und meinte: ?Darüber, daß die Bevölkerung den Zusammenschluß der vier Gemeinden will, besteht kein Zweifel. Innenminister Schlegelberger (CDU) wies das SPD-Argument zurück, das Norderstedt-Gesetz verletze die Selbstverwaltung. Der Bürgermeister von Bargteheide, Claussen, hielt der SPD vor, sie biete keine neuen Argumente: "Über Norderstedt und Ochsenzoll ist genügend geredet worden.", Im einzelnen sieht der Gesetzentwurf vor, daß die hauptamtlichen Bürgermeister der Gemeinden bei der Stadtgründung in den einstweiligen Ruhestand versetzt werden. Die neue Verwaltung wird nach der Kommunalwahl im März 1970 eingesetzt werden. Die in Norderstedt gelegenen Zweigstellen der Kreissparkassen Pinneberg und Stormarn werden Zweigstellen der Kreissparkasse Segeberg. Es' wird ein Planungszweckverband Norderstedt-Kaltenkirchen gebildet. Das Amtsgericht in Norderstedt wird dem Landgericht Kiel zugeteilt. Erste Stellungnahmen der Landräte in den beteiligten oder betroffenen Kreisen zu der Entscheidung des Kieler Landtages sind unterschiedlich. Der Landrat des Kreises Segeberg, Graf Schwerin von Krosigk, meinte heute vormittag: "Ich habe es erwartet und bin zufrieden, daß die neue Stadt dem Kreis Segeberg angehören wird. Der Zusammenschluß der vier Gemeinden mit Verbindung an die Achse Ochsenzoll-Kaltenkirchen ist begrüßenswert. Mit großem Schwung wird nun der Kreis Segeberg an die Arbeit gehen. Eine auswärtige Wirtschaftsberatungsgesellschaft wird Anfang Mai im Auftrag des Kreises Segeberg mit der Ausarbeitung eines Organisationsgutachtens für die neue Stadt beginnen. Unter anderem geht es darum, eine leistungsfähige Verwaltung zu schaffen." Dr. Udo Sachse, Landrat des Kreises Pinneberg, dagegen erklärte: "Es ist beklagenswert, daß sich der Landtag in Kiel über den Willen der Kreise Stormarn und Pinneberg sowie der betroffenen vier Gemeinden hinweggesetzt hat. Es war ein schwarzer Tag. Sache des Kreisausschusses und des Kreistages Pinneberg wird es sein, eine Verfassungsbeschwerde in Betracht zu ziehen."

26.03.1969: In der künftigen Stadt nördlich das Ochsenzolls sollten die bestehenden freiwilligen Feuerwehren in Ortsoder Stadtteil-Feuerwehren umgewandelt werden. Diesen Vorschlag unterbreitete der Kreisbrandmeister von Pinneberg, Walter Michau, in Friedrichsgabe. Er sprach vor den örtlichen Feuerwehrleuten. Chef der Stadtteil-Feuerwehren sollte ein Gemeindewehrführer sein, der noch gewählt werden müßte. Mii diesem Vorschlag werden sich noch die Freiwilligen Feuerwehren aus Garstedt, Harksheide und Glashütte auseinandersetzten müssen.

26.03.1969: Mit dem Übergang zum Sommerfahrplan am 1. Juni werden die Verkehrsverbindungen im Raum Norderstedt wesentlich verbessert. Wie berichtet, wird zu diesem Zeitpunkt die U-Bahn über Ochsenzoll hinaus bis Garstedt verlängert. In Garstedt werden AIsternordbahn und U-Bahn so miteinander verknüpft, daß umsteigende Fahrgäste keine Fahrbahn zu fiberschreiten brauchen. Der Sommerfahrplan des Verkehrsverbundes wird sich günstig auf den Verkehr entlang der Aufbauachse Hamburg/Kaltenkirchen auswirken. Die Gemeinde Henstedt hatte den Verkehrsbund gebeten, den Verkehr auf der Omnibuslinie 293 Kisdorf-Henstedt-Harksheide-Ochsenzoll zu erweitern. Der Verkehrsverbund ist bereit, diesem Wunsch nachzukommen und will die gegenwärtig in Harksheide Nord endenden Fahrten nach Henstedt-Rhen verlängern. Zwischen Henstedt-Rhen und Hamburg sollen künftig montags bis freitags von 9 bis 15 Uhr und sonnabends von 8.30 Uhr bis 16.30 Uhr Fahrten im stündlichen Abstand geboten werden. Im Zusammenhang mit der Verlängerung der U-Bahn bis Garstedt ergeben sich einige Veränderungen bei der Linienführung von Autobussen. Die Linie 195 Pinneberg-Sehnelsen-Garstedt- Ochsenzoll wird bis Garstedt zurückgenommen und endet am U-Bahnhof. Von 8 bis 20 Uhr wird ein 40-Minuten- Fahrplan (in der Hauptverkehrszeit am Morgen ein 20-Minuten-Fahrplan) eingerichtet. Die Omnibuslinie 295 Langenhorn - Kronstieg - Nettelkrögen-Ochsenzoll wird bis U-Bahnhof Garstedt verlängert. Der Bus wird über Ohechaussee-Aspelohe-In de Tarpen- Rugenbarg - Ohechaussee - Ochsenzoller Straße verkehren. Auf diese Weise wird die Verkehrsbedingung von Garstedt Süd verbessert. Die Buslinie 194 Pinneberg-Quickborn-Ochsenzoll wird in Garstedt an die U-Bahn herangeführt. Omnibusse und Alsternordbahn werden sich dann in der Weise ergänzen, daß an jede U-Bahnfahrt das eine oder das andere Verkehrsmittel Anschluß hat. Der Verkehrsverbund hat außerdem die Absicht, das Angebot auf der Linie 294 (Quickborn-Barmstedt) zu verbessern und an Werktagen ein zusätzliches Fahrtenpaar anbieten.

26.03.1969: Noch hat die neue Stadt kein Rathaus. Also auch keine Adresse, unter der man ihr zur Geburt gratulieren und für den ferneren Lebensweg alle guten Wünsche mit auf den Weg geben könnte. So bleibt uns Hamburgern nichts übrig, als der Kieler Landesregierung, der Taufpatin, und dem Kreis Segeberg, dem Ziehvater, einen Frühlingsstrauß der Zustimmung zu senden. Norderstedt wird Wirklichkeit, der Kieler Landtag hat die Bildung der fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins an der Nordgrenze Hamburgs mit Mehrheit beschlossen. Gründungstermin ist der 1. Januar 1970. £iin Bauingenieur namens Heinrich Lönniess ist es, dem das Verdienst zukommt, als erster schon vor 23 Jahren die Idee propagiert zu haben. Doch 23 recht lange Jahre mußten vergehen, bis es nun endlich, nach viel kirchturmpolitischem Hader, zum Zusammenschluß der Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte kommt. Jahre, in denen böse Worte fielen und in denen oft vergessen wurde, daß alle politische und kommunalpolitische Arbeit doch nur dem Wohle des Bürgers und nicht dem Glanz der Institution zu dienen hat. Diese Einsicht mag in letzter Zeit auch die SPD-Opposition bewogen haben, nicht mehr gegen die Stadtgründung selbst, sondern nur noch gegen den Termin zu fechten. Sie wünschte, die neue Stadt erst im Rahmen der allgemeinen Gebiets- und Verwaltungsreform in Schleswig-Holstein aus der Taufe zu heben. Die Würfel sind, wenn auch leider gegen die Stimmen der Opposition, gefallen. Im Interesse der rund 52 000 Bürger der neuen Stadt, die sich bei einer Befragung durch diese Zeitung zum überwiegenden Teil, nämlich mit mehr als 70 Prozent, für den Zusammenschluß aussprachen, sollten sich nun alle beteiligten Kräfte der parlamentarischen Entscheidung beugen und die Ärmel aufkrempeln. Viel gibt es zu tun, zu planen und zu entscheiden. Nur die Mitarbeit aller am Ort bewährten Kommunalpolitiker bietet Gewähr für organisches Wachstum der neuen Stadt. U ns Hamburgern kann der Kieler Beschluß nur willkommen sein. Eine junge Stadt, so dicht vor unseren Toren, daß einem der "Grenzübertritt" nur durch ein gelbes Städteschild bewußt wird, setzt neue Akzente und stärkt die Region, von der in letzter Zeit soviel die Rede ist. Sie fördert die Attraktivität des norddeutschen Raumes, bietet Möglichkeiten für die. Ansiedlung neuer Betriebe und damit für das Entstehen neuer Arbeitsplätze. Sie liegt auf dem Wege von Hamburg zum neuen Großflughafen Kaltenkirchen, der dieser "Aufbauaehse" zusätzliches Gewicht geben wird. Das Programm für die künftigen Stadtväter von Norderstedt ist vielschichtig und gewaltig. Es gilt, Schulen und Wohnungen und Straßen zu bauen. Es gilt, "Freizeitwerte" für die Bürger zu schaffen und für eine moderne Verkehrsanbindung an die Hansestadt zu sorgen. Es gilt, der jungen Stadt zur Blüte zu verhelfen und damit ihren Bürgern zu dienen. Norderstedt wird eng mit der großen Hansestadt zusammenarbeiten müssen. Es wird von der Strahlungskraft Hamburgs, seines Hafens und auch seiner Industrie, profitieren. Der Wind, der die Segel der Hamburger Wirtschaft bläht, wird auch über Norderstedt hinwegstreichen. Wir wollen uns etwas wünschen, was die im Grundgesetz verankerte föderalistische Struktur der Bundesrepublik nicht verbietet: Gutnachbarschaftliche Beziehungen, zum Wohle beider Städte. ws

29.03.1969: Eigener Bericht FA. Kiel, 29. März Die Gebietsreform in Schleswig-Holstein soll so verwirklicht werden, wie das Innenministerium unter Minister Schlegelberger (CDU) vorgeschlagen hat. Das beschloß am späten Freitagabend das Landeskabinett. Danach sollen die Kreise Pinneberg, Segeberg (mit Norderstedt). Stormarn und Lauenburg erhalten bleiben und an Hamburg grenzen. Der Kreistag Segeberg begrüßte einstimmig die Entscheidung, Norderstedt ihm zuzuordnen. Bedenken im Kieler Kabinett hat Sozialminister Eisenmann (FDP) dagegen erhoben, daß es um die Landeshauptstadt Kiel den sehr großen Landkreis "Mittelholstein" geben soll. Für einen solchen Kreis hatte sich besonders der Staatssekretär des Sozialministers Dr. Werner Schmidt (FDP) stark gemacht

29.03.1969: -vj 1 Der Hamburger Stra- *L^ ßen- und Verkehrsatlas lä||Kg|k ist jetzt in achter Auflal^WBi. ge erschienen. Das 74 l*f farbiae Seiten umfas- IA\ sen de Kartenwerk ist A'H * a ganz up to date: Die Abschlußseite zeigt schon Norderstedt, die neue Stadt im Norden Hamburg*. Der Atlas umfaßt ganz Hamburg und drei Dutzend Nachbargemeinden. *

11.04.1969: Zum Thema "Die CDU spricht ihre jungen Freunde an" spricht der Bundestagsabgeordnete Dr. Carl Otto Lenz aus Heppenheim, Mitglied des Rechtsausschusses, auf einer öffentlichen Versammlung des CDU-Ortsverbandes Norderstedt am Mittwoch, dem 16. April, um 20 Uhr im Sportlerheim am Exerzierplatz, nicht ? wie in unserer gestrigen Ausgabe irrtümlich berichtet ? am Donnerstag, dem 17. April

11.04.1969: Unter der Linienbezeichnung 295 wird in Langenhorn-Nord am Ochsenzoll mit Beginn des Sommerfahrplans eine neue Autobuslinie eingerichtet. Sie führt durch Garstedt, das Industriegebiet Nettelkrogen und endet in Hamburg am Ermlandweg nahe dem Krohnstieg.

12.04.1969: Die Hochbahn verbessert den Kundendienst beim Fahrkartenverkauf. Jetzt werden 140 neue Fahrkarten-Automaten an U-Bahn-Haltestellen aufgestellt. Je sechs Automaten erhalten die Stationen Klosterstern, Hallerstraße, Straßburger Straße, Steinstraße, Meßberg, Lübecker Straße, Landungsbrücken und Wandsbek-Markt. Mit den übrigen Automaten werden die U-Bahn-Station Garstedt, die am 1. Juni eröffnet wird, und 15 weitere Haltestellen ausgerüstet.

17.04.1969: Das schleswig-holsteinische Innenministerium sucht einen Staatskommissar für Norderstedt, der die Geschicke der künftigen Stadt bis zur Wahl einer eigenen Kommunalvertretung (frühestens im März nächsten Jahres, spätestens jedoch im Juni) führen wird. Der Kommissar, dem eine kommunale Kommission aus den vier Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte zur Seite stehen soll, wird entweder vom Landrat von Segeberg oder vom Kieler Innenministerium ernannt werden. Der Staatskommissar hat u.a. für die Übergangszeit einen Nothaushalt für Norderstedt zu bestimmen.

18.04.1969: Die deutsche Politik im Jahre 1969 stand im Mittelpunkt einer öffentlichen Mitgliederversammlung des CDU-Ortsverbandes Norderstedt am vergangenen Mittwoch in Harksheide. Der hessische Bundestagsabgeordnete Dr. Carl Otto Lenz, seit 1965 Generalsekretär des EWG-Parlaments in Brüssel, behandelte in seinem Referat die Bonner Innenund Außenpolitik, insbesondere das Verhältnis der Bundesrepublik zu Frankreich. Eine Diskussion, der sich der CDU-Ortsverband Norderstedt mit seinem Sprecher Dr. Heck anschloß, beendete die Mitgliederversammlung

19.04.1969: Eigener Bericht fa. Kiel, 19. April Der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Dr. Helmut Lemke (CDU) möchte gern in der nächsten Legislaturperiode von 1971 bis 1975 als Regierungschef in Kiel amtieren, falls die Parlamentsmehrheit reicht und er das Vertrauen der CDU besitzt. Lemke will am Montag vor dem Landtag eine Erklärung über die Vorhaben der Regierung in den nächsten zwei Jahren der Legislaturperiode abgeben. Als einen besonderen Schwerpunkt bezeichnete er die Gebietsreform, zu der "im weiteren Sinne auch das Norderstedt-Gesetz" gehöre. Ferner nannte Lemke Gesetze für Hochschulen und Fachhochschulen, die Eider-Abdämmung, die Eindeichung der Meldorfer Bucht, den Bau von Sperrwerken an Pinnau, Krückau und Stör sowie den Bau der Nord-Süd-Autobahn von Hamburg nach Flensburg und des Großflughafens Kaltenkirchen

29.04.1969: Zwischen kostbaren Blumen-Arrangements wurde Lob gespendet, Rückschau gehalten und zuversichtlich in die Zukunft geblickt. Lehrer, Schüler, Eltern und viel Prominenz hatten sich am Wochenende in der Pausenhalle des Harksheider Gymnasiums versammelt, um es feierlich seiner Bestimmung zu übergeben. Wie berichtet, wurde im neuen Gebäude am Langenharmer Weg der Unterricht bereits am 28. August 1967 aufgenommen. Damals waren es 490 Kinder, heute sind es schon 510, bald werden es rund 700 sein. Im benachbarten Coppernieus-Gymnasiium in Garstedt drücken 950 Mädchen und Jungen die Schulbank. Diese Zahl wird in absehbarer Zeit auf 1000 anwachsen. Noch in diesem Jahr soll in Quickborn eine Gymnasialaußenstelle eingerichtet werden. Danach gibt es im Norderstedter Raum mit seinem Grenzgebiet in absehbarer Zeit 1700 Gymnasiasten. Der Leiter des Harksheider Gymnasiums, Studiendirektor Horst-Gunter Kolbe, schilderte in seiner profilierten Festansprache die Entstehungsgeschichte. 1960 war Harksheides Oberschule noch vager Wunschgedanke, heute schickt sie sich bereits an, geistige Heimat für Schüler, Eltern und Bürger von Harksheide zu werden. Studiendirektor Kolbe forderte alle auf, nicht in Skepsis zu verharren, sondern vielmehr den Blick auf die kommende Stadt zu richten. So gesehen, werde das Harksheider Gymnasium seinen Beitrag leisten. Staatssekretär Reinhold Borzikowsky vom Kultusministerium in Kiel war mutig genug, um festzustellen, daß die Gymnasien in Schleswig-Holstein "stiefmütterlich behandelt worden sind". Um so mehr zollte er der Harksheider Gemeindeverwaltung Anerkennung, die bereits 1950 die Forderung nach einer Oberschule erhob. Daran erinnerte auch Bürgermeister Carl Lange. Eine Reihe prominenter Gratulanten wünschte für das neue Haus Glück und Segen. Ein auserlesenes Festprogramm verlieh der Feier den ihr gebührenden Rahmen.

09.05.1969: Die Langenhorner dürfen hoffen, daß sie bereits Ende nächsten Jahres nicht mehr durch Fluglärm in ihrer Nachtruhe gestört werden. Die zweite Blindfluganlage für Landungen aus Richtung Garstedt wird voraussichtlich 1970 installiert. Das erfuhr der Hamburger SPD- Bundestagsabgeordnete Dr. Hans Apel gestern auf seine Anfrage im Bundestag. Das Bundesverkehrsministerium hat zugesagt, alles zu tun, um die Blindfluganlage sofort nach der Bewilligung der Mittel im nächsten Haushaltsplan aufbauen zu können. Mit den Lieferfirmen wird bereits verhandelt. Die Kosten der Anlage werden etwa 1,5 Millionen Mark betragen.

20.05.1969: Über zehn Kilometer neuer elektrischer Schnellbabnlinien stehen ab 1. Juni, dem Tag des Fahrplanwechsels, zur Verfügung. Dabei handelt es sich um die 1,6 Kilometer lange neue U-Bahn- Strecke nach Garstedt (Norderstedt) und die 8,7 Kilometer lange elektrifizierte S-Bahn-Strecke Bergedorf? Aumühle. Außerdem bringt der Sommerfahrplan des Hamburger Verkehrsverbundes, der bis zum 27. September gilt, eine Reihe von Verbesserungen im Busbetrieb. Vom 1. Juni an wird die Bundesbahnstrecke Harburg ? Meckeifeld ? Maschen in den Gemeinschaftstarif einbezogen. Für die Fahrgäste bedeutet das eine Verbilligung. Außerdem gehört der Postbus (jetzt Linie 433) Grande? Friedrichsruh ? S-Bahn Aumühle dann ebenfalls zum Einheitstarif. Weiter bringt der Sommerfahrplan unter ande- 9 Nach Garstedt fährt die U-Bahn in der Hauptverkehrszeit alle zehn, in der übrigen Zeit alle 20 Minuten. 0 Nach Aumühle richtet die Bundesbahn während der Hauptverkehrszeit eben' falls IQ-Minuten-, während der übrigen Zeit einen 20-Mittuten-Betrieb ein. # Insgesamt 21 Buslinien werden ver- ändert. Das gilt hauptsächlich im Zusammenhang mit den neuen Schnellbahnstrecken für den Raum Südstormarn/Bergedorf/Aumühle, den Raum GarstedfOchsenzoll und die Gebiete zwischen Schneisen und Langenhorn. # Der Nachtbetrieb auf Straßenbahnlinie 11 zwischen Bahrenfeld-Traforennbahn und Lurup, Lornsenstraße "? bisher versuchsweise ? wird eine Dauereinrichtung. Die Bewohner von Eppendorf und Harvestehude verlieren ab 1. Juni "ihre" Straßenbahnlinie 18. Der fünf Kilometer lange Abschnitt Eppendorf/Friedenseiche ? Rathaus wird mit Zustimmung der Bezirksversammlungen stillgelegt. Leider bietet der Verkehrsverbund für die eingestellte Linie 18 keinen Ersatz zum Normaltarif. Es wird dafür auf die U-Bahn und die Schnellbuslinie 31 verwiesen, die die Haltestellen Klosterstern, Oberstraße, Binderstraße und Dammtorbahnhof alle zehn Minuten bedienen sollen. hn.

23.05.1969: Die Gemeinden Götzburg, Henstedt und Ulzburg am Nordrand der künftigen Stadt Norderstedt werden ebenfalls zum 1. Januar zur neuen Gemeinde Henstedt/Ulzburg zusammengeschlossen. Das hat das Kieler Innenministerium angeordnet. Ursprünglich sollten die drei Gemeinden schon am 1. August fusionieren. Auf Wunsch des Landrats von Se" geberg, Graf Schwerin von Krosigk, wird jedoch die Zusammenlegung dieser Gemeinden mit der Gründung von Norderstedt aus Friedrichsgabe, Garstedt, Glashütte und Harksheide verbunden

24.05.1969: Hamburg geteill durch sechs ist das Motto einer neuen Aufklärungsaktion des Hamburger Vcrkehrsverbandesi Nach Himmelsrichtungen aufgegliedert, werden die wichtigsten Fahrplanänderungen ab 1. Juni auf sechs verschiedenen Prospekten dargestellt. Die Informationsschriften selten für die Räume Garstedt -Ochscnzoll, Lan j genhorn. Groß Borstel, Eppendorf-Rother Baum. Bergedorf-Rcinbek-Glinde- Sachsenwald sowie t'iir Meckelfeld-Maschen-Glüsingen. Die Prospekte werden in den Verkehrsmitteln des Verbundes und als Hauswurfsendungen verteilt.

28.05.1969: Ab Sonntag werden Hamburgs elektrische Schnellbahnen auch ins Nachbarland Schleswig-Holstein fahren: die U-Bahn bis Garstedt und die S-Bahn bis Aumühle. Das sind über zehn Kilometer elektrifizierte Strecken, die der Hamburger Verkehrsverbund seinen Kunden ab Fahrplanwechsel zum Gemeinschaftstarif anbietet. Gestern mittag rollte zum ersten Male ein U-Bahn-Zug von der bisherigen Endstation Ochsenzoll über die noch rostigen Gleise nach Garstedt ? natürlich nur zur Probe und ohne Fahrgäste. Wenige Stunden zuvor war der Strom eingeschaltet worden. Zwischenfälle oder gar Kurzschluß gab es bei der inoffiziellen Premiere auf dieser 1600 Meter langen Neubaustrecke nicht. Auf den Brücken standen viele Garstedter und winkten dem Zug zu. In der unterirdischen Station Garstedt endet die Fahrt bis auf weiteres vor dem Prellbock. Vorerst bleibt die Strecke Ochsenzoll-Garstedt eingleisig. Trotzdem ist während der Hauptverkehrszeit ein Zehn-Minuten-Betrieb vorgesehen. Außerhalb der Spitzenzeit fahren die Züge alle 20 Minuten. Die offizielle Premieren-Fahrt findet Freitag, 14 Uhr, statt. Senator Eckström will mit dem girlandengeschmückten Zug als amtlicher Vertreter Hamburgs ins "Ausland" reisen, um die Station Garstedt zu übernehmen. Auch von Bergedorf nach Aumühle ? ? knapp neun Kilometer ? rollte gestern zur Probe ein S-Bahn-Zug. Die Eröffnung des Betriebs ist ebenfalls Freitag. Der erste Zug mit den Ehrengästen, die in den Stationen Reinbek, Wohltorf und Aumühle begrüßt werden sollen, verläßt Bergedorf um 11.33 Uhr und trifft in Aumühle um 12,08 Uhr ein. Ab Sonntag verkehren die Züge auf dieser Strecke alle zehn, während der übrigen Tageszeiten alle 20 Minuten hn

31.05.1969: Freudig stieg Senator Wilhelm Eckström (unser Bild) in den Führer" stand des ersten U-Bahn-Zuges, der gestern nachmittag von Ochsenzoll nach Garstedt rollte. Hunderte Garstedter jubelten, als er auf dem fahnengeschmückten Bahnhof eintraf. Damit war die neue Schnellbahnstrecke, die Hamburg runde 17 Millionen Mark gekostet hat und in knapp zwei Jahren fertiggestellt wurde, ihrer Bestimmung übergeben. In den offiziellen Ansprachen, die des Lobes voll waren, sagte Baudirektor Horst Eichholz einschränkend: "In überschaubarer Zukunft wird es die letzte U-Bahn-Strecke sein, die Hamburg über die Landesgrenzen hinaus baut." Garstedts Bürgermeister Horst Emtoacher versicherte, daß seine Größgemeinde durch die neue Verkehrsverbindung in der Entwicklung erheblich weitergekommen sei.

11.06.1969: Die Vereinsbank eröffnet am 19. Juni ihre Zweigstelle Garstedt Süd im künftigen Norderstedt. Die Adresse: Gutenbergring 30

11.06.1969: Deutsche Presse-Agentur Schleswig, 11. Juni Nach über sechsstündiger Verhandlung hat das Landesverwaltungsgericht in Schleswig eine Klage des Kreises Pinneberg gegen den schleswig-holsteinischen Innenminister abgewiesen. Gegenstand der Verhandlung war das vom Innenministerium ausgesprochene Verbot an die Landkreise Stormarn und Pinneberg, im Zusammenhang mit der Gründung der Stadt Norderstedt am Rande Hamburgs einen Grenzänderungsvertrag abzuschließen

11.06.1969: Zu nahe hatten sich zwei Obdachlose dem Auge des Gesetzes genähert: Direkt vor der Revierwache 14 auf dem Großneumarkt stahlen sie einem Schlafenden die Brieftasche. Ein Polizist sah es vom Fenster aus und brauchte nur noch einzugreifen. Vielseitige Fähigkeiten entwickelte der Postbote, der bei Gertrud Hey in Hausbruch, Luhering G e. eigentlich nur Briefe loswerden wollte. In selbstlosem Sondereinsatz half er ein neues Nummernschild am Auto anzubringen. vun Frau Hey * Gäste aus Amerika besuchen den Zeitungsverlegerverein Hamburg: zwölf Herren von der New England Press Association. Heute diskutieren sie im Hamburg Centrum im Millerntor-Hochhaus. Die Vereinsbank eröffnet am 19. Juni ihre Zweigstelle Garstedt Süd im künftigen Norderstedt. Die Adresse: Gutenbergring 30. Eine seltene Disziplin hatte sich ein Reh für seinen Frühsport ausgewählt. Es versuchte morgens um sechs Uhr die Elbe bei Twielenfleth mit kräftigen Schwimmstößen zu überqueren. Voller Respekt wichen die Schiffe aus. * Privatdozent Dr. Peter Knirsch aus Wien spricht über "Wirtschaftsreformen in Osteuropa" am 12. luni, 18.15, im Hörsaal des Amerikahauses, Tesdorpf- "traße 1. Eintritt frei. Gerammelt voll will sich heute abend der "Star-Club" präsentieren. Der Gast, der dort ein Sondergastspiel gibt, hat viele Fans: Keef Hardley, Ex-Drummer von John Mayall. * Harte Hausfrauenarbeit mußten gestern die Männer einer Heizölfirma verrichten. Auf der Platanenallee in Lokstedt waren 250 Liter Heizöl ausgelaufen. Die Straße mußte wieder saubergeschrubbt werden. * Das gute Wetter lockt Hauptgewinne aus den Lostrommeln der Landesverkehrswacht. Vier Tausender wechselten ihren Besitzer. Aber noch warten 26 ..Riesen" auf die zuständigen Glückspilze. Eine Ehrenrunde drehte gestern nachmittag ein Alsterdampfer in Höhe Leinpfad. Der Abrechnungszettel des Kassierers hatte sich selbständig gemacht und schwamm plötzlich im Alsterwasser. Die Fahrgäste schmunzelten, als das wichtige Dokument "gerettet" war. * Auf Einladung des rumänischen Gewerkschaftsbundes reist am Dienstag eine vierköpfige Delegation der Deutschen Angestellten-Gewerkschaft (DAG) nach Rumänien. Auf dem Programm stehen Betriebsbesichtigungen und Gespräche mit Gewerkschaftlern. * Funkenflug von einem nahegelegenen Schutthaufen setzte gestern nachmittag vermutlich einen Lagerschuppen in der Neuhöfer Straße in Wilhelmsburg in Brand. Bauholz und ein Lastwagen wurden von den Flammen vernichtet

20.06.1969: ELLERBEK WÜNSCHT GROSSGEMEINDE Ä LA NORDERSTED Ligener Bericnt 0 ahl. Ellerbek, 20. Juni In der rauchgeschwängerten Luft eines vollbesetzten Dorfgasthofes am nordöstlichen Stadtrand von Hamburg ist gestern abend eine bedeutsame Entscheidung gefallen: In voller Übereinstimmung beschlossen die Fraktionen der CDU, FDP und SPD der 300Ü Einwohner zählenden Gemeinde Ellerbek (Kreis Pinneberg) den vorbehaltlosen Zusammenschluß zu einer Großgemeinde mit den Gemeinden Bönningstedt, Hasloh und Egenbüttel. Die durch das Amt Bönningstedt verwalteten kleinen Landgemeinden, "regiert" von 68 Gemeindevertretern und vier ehrenamtlichen Bürgermeistern, wollen zum 1. März 1970 zu einem zweiten "Norderstedt" im Vorfeld von Hamburg werden. Ellerbeks Bürgermeister Werner Quast (FDP): "Wir sollten nicht abwarten, bis ein zwangsweiser Zusammenschluß, bis ein zweites Nordenstedt-Gesetz uns die Möglichkeit der freien Initiative nimmt." Quast versichert: "Ich will nicht der Bürgermeister des zweiten Norderstedt werden." Für den beabsichtigten Zusammenschluß zu einer Großgemeinde mit rund 10000 Einwohnern sprechen die Zeichen der Zeit. Jenseits der grünen Wiesen der Gemeinden Ellerbek und Bönningstedc werden auf Hamburger Gebiet in Schnelsen-Burgwedel und Eidelstedt große Wohnbaugebiete geplant. Die S-Bahn soll nach Hamburger Plänen bis nach Schneisen geführt werden und würde damit vor der Haustür der neuen Großgemeinde enden. Kommentar der Gemeinde Vertreter: Hamburg wächst in uns hinein, ob wir es wollen oder nicht. Die Landgemeinden wehren sich dagegen, in einen Dornröschenschlaf versetzt zu werden. Auftrag für die im Frühjahr 1970 zu wählende, dann 23köpfige Gemeindevertretung: "sich zusammenraufen" und aus den Dörfern eine "kleine Stadt" zu machen. Wichtigste Punkte: Bereinigung der Schulverhältnisse durch zentrale Schulen, Bau einer Großsport- und Schwimmhalle, Schaffung eines zentralen Friedhofes, Bau einer zentralen Wasserversorgung, Planung von Alten- Tagesstätten, Zusammenlegung der Polizeiposten zu einer zentralen Wache mit ständiger Besetzung, Verbesserung der Verbindungen der öffentlichen Verkehrsmittel nach Hamburg, Norderstedt, Pinneberg und dem künftigen Großflughafen Kaltenkirchen. Die Spekulationen in der Gemeinde Ellerbek: Das Land Schleswig-Holstein wird mit Zuschüssen das Erwecken der Dörfer aus dem Dornröschenschlaf zu einer attraktiven "Landgemeinde" im Dreieck Hamburg ? Norderstedt und Kaltenkirchen unterstützen. Ellerbek hat gestern abend den Anfang gemacht. Jetzt müssen die gleichen Beschlüsse in Egenbüttel, Bönningstedt und Hasloh gefaßt werden

03.07.1969: 80 Feuerwehrleute aus Hamburg, Garstedt und Harksheide führten einen lebensgefährlichen Kampf gegen den Sekundenzeiger. Auf der Großbaustelle "Heroldcenter" im neuen Ortskern Garstedts hatte, wie in einem Teil der gestrigen Auflage berichtet, ein Werkstattgebäude bei Schweißarbeiten Feuer gefangen. In rasender Geschwindigkeit griffen die Flammen auf ein Gebäudeteil über, in dem hochexplosive Azethylen- und Sauerstoffflaschen gelagert wurden. Durch den blitzschnellen Einsatz der Wehren konnte die Detonation des gesamten Lagers verhindert werden. Sieben Stahlflaschen explodierten mit grellem Feuerball und ließen schwarze Rauchsäulen über Garstedt in den Himmel steigen. Wie durch ein Wunder wurde bei dem Brand auf der belebten Großbaustelle niemand verletzt. Die Kriminalpolizei Pinneberg hat sich sofort in die Ermittlungen der Brandursache eingeschaltet. Zur Stunde ist die Brandursache noch nicht geklärt.

10.07.1969: Das ist schon jedem von uns passiert: Man eilt zur nächsten Telefonzelle, um ein dringendes Gespräch zu führen, will den Telefonhörer abheben, aber es ist gar keiner da. Die Strippe baumelt ne% ben dem Apparat. Deshalb bittet das Fernmeldeamt 4 alle, die telefonieren wollen: Schützt euer Fernsprechhäuschen und meldet Störungen umgehend an die Post! Die Bitte des Fernmeldeamtes geht vor allem an die westlichen und nordwestlichen Stadtteile Hamburgs sowie an die Gemeinden und Städte Wedel, Schenefeld, Bönningstedt, Pinneberg, Quickborn, Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe und Glashütte. In diesem Bereich stehen immerhin 755 Fernsprechhäuschen und öffentliche Münzfernsprecher. Einrichtungen, die also in Notfällen über Leben und Tod entscheiden können und die fast täglich durch mutwillige Zerstörungen außer Betrieb gesetzt werden. Im Januar dieses Jahres wurden zum Beispiel an 22 Telefonzellen die Glasscheiben eingeschlagen, im April an 15 Häuschen, und von Januar bis Mai wurden insgesamt 73 Glasschäden registriert. Auch Telefonhörer und Apparate haben offenbar ihre Liebhaber, denn von Januar bis Mai wurden davon 69 Stück gestohlen. Für die Beseitigung der Schäden mußten in den ersten fünf Monaten des Jahres über 13 000 Mark aufgewendet werden. Das Fernmeldeamt 4 bittet jeden, der feststellt, daß Fernsprechhäuschen demoliert werden, unverzüglich der Polizei Mitteilung zu machen. Und noch eine Bitte: Wenn Sie feststellen, daß Telefonhörer oder Fernsprechbücher entwendet, Einrichtungen zerstört oder Glasscheiben zertrümmert werden, rufen Sie bitte gleichfalls die Entstörungssteile (Rufnummer 17) an, damit die Schäden beseitigt werden können. Trotz allem läßt sich die Bundespost nicht entmutigen: Im Bereich des Fernmeldeamts 4 wurden im ersten Halbjahr vor allem am Hamburger Flughafen, in Lokstedt am Siemersplatz und am U-Bahnhof Garstedt weitere öffentliche Münzfernsprecher aufgestellt. mor

18.07.1969: Ein Musterbeispiel städtebaulicher Konzeption: das soll Norderstedt für den gesaroten norddeutschen Raum werden. Alle Planungen sind auf das Jahr 2000 ausgerichtet. Die fünftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins am Nordwestrand Hamburgs wird ihre Geburtsstunde am 1. Januar 1970 erleben. Vier Gemeinden ? Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide, Glashütte ? mit 53 000 Einwohnern geben ihre Eigenständigkeit auf. Der Countdown für die Stadtgründung läuft. Schon jetzt gilt . Norderstedt als das Paradepferd für kommunale Gebietsreforman. Auch in der westlichen Nachbarschaft wollen die Gemeinden Ellerbek, Egenbüttel, Bönningstedt und Hasloh, links und rechts der Bundesstraße 4 gelegen, aufhören, Gemeindepolitik im Stil des vergangenen Jahrhunderts zu betreiben. Sie sind gewillt, "Norderstedt Nummer 2" zu gründen, wenn möglich schon zum 1. März 1970. Damit wollen sie verhindern, zwischen dem wachsenden Norderstedt und dem künftigen Weltflughafen Kaltenkirchen in einen dörflichen Dornröschenschlaf zu versinken. Ein bedeutendes Hamburger Planungsbüro erhielt jetzt den Auftrag, das Idealkonzept für Norderstedt auszuarbeiten. In sieben Monaten soll das "Denkmodell" den Planern der Landesregierung in Kiel und dem am 1. März gegründeten Planungsvertoand "Neu" Stadt" vorgelegt werden. Trotz der parlamentarischen Sommerpause wird in den Rathäusern von Garstedt, Friedrichsgatoe, Harksheide und Glashütte fleißig gearbeitet. Beamte und Angestellte haben den Auftrag, eine Bestandsaufnahme ihrer Gemeinde zu machen. Sämtliches Material ? Statistiken,. Pläne, Karten ? soll so schnell wie möglich dem Planungsbüro übergeben werden. Nicht zu beneiden ist der noch zu benennende Bevollmächtigte der Landesregierung, der 1. Januar 1970 bis zur Kommunal wähl im März alles sein muß : Bürgermeister und Stadtvertretung. Ihm zur Seite steht nur noch der Planuntgsverbanid "Neue Stadt". Ohne ein solches Gremium wollen dagegen die Landgemeinden Ellerbek, Egenbüttel, Bönningstedt und Hasloh mit Siebenimeilenstiefeln in die Zukunft eilen, bedingungslos und ohne Vorbehalte. Aber auch bei diesem Projekt zeigen sich schon erste Geburtswehen- Im Gemeinderat von Hasloh (2100 Einwohner) soll am kommenden Dienstag der Zusammenschluß debattiert werden. Ob es dazu kommen wird, ist noch ungewiß. Mehrere Gemeindevertreter, darunter der ehrenamtliche Bürgermeister, sind in Urlaub gegangen. Jetzt bangt man darum, ob der Gemeiniderat beschlußfähig sein wird. Geburtswehen auf dem Wege au einer Stadtgründumg.

24.07.1969: WICHTIG FÜR NORDERSTEDT /TRASSE WEITGEHEND KREUZUNGSFREI 0 Unter der Bezeichnung "Innere Mittelachsenverbindung" soll ein autobahnähnlicher Verkehrsring in einem Halbkreis rund um Hamburg geschlagen werden. Er führt von Wedel an der Elbe über Pinneberg, Hasloh, quer durch Norderstedt, führt an Ahrensburg vorbei, überführt die Autobahn nach Lübeck, überspringt die geplante neue Autobahn nach Berlin und wird in Bergedorf auf die Bundesstraße 5 treffen. Der große "Tangentenring" bringt für Norderstedt neue schnelle Verkehrsverbindungen, Anschlüsse an die Autobahnen und damit neue Impulse für die Wirtschaft. Der Verkehrsrmg um Hamburg, ein Mlllionenprojekt mit einer Gesamtlänge von rund 65 Kilometern, müßte dn zehn bis 15 Jahren voll ausgebaut sein. Die neue Verbindung wird im Regionalplan Mr den. Planungsraum I der Lanidesregtenung Schleswig-Holstein in der Prioritätenliste als vordringlich an erster Stelle geführt. Im Regionalplan heißt es dazu: "Ziel der Straßen Verkehrsplanung ist es, ein den künftigen Ansprüchen und dem zu erwartenden Ve^ehrsaufkommen angemessenes, geschlossenes Netz von Hauptverkehrsstraßen zu schaffen." Das wird in der Praxis bedeuten, daß von Norderstedt aus in einigen Jahren der Ausflug an die Elbe nach Wedel nur noch 20 Minuten dauern wird. Ebenso wird die Autobahn mach Lübeck in knapp einer vllertetolliude zu erreichen sein. Die Ringstraße um Hamburg ist keine Utopie mehr, die nur auf Plänen in den Schubladen der Regionaiplane* vorhanden ist. Die Arbeitsgemeinschaft der Hamburg-Randkreise hat bereits einen Planungsauftrag für die Trassenführung der neuen Straße im Raum Glashütte/Harksheide erteilt. Die Verbindung soll im Bundesstra- ßenprofil mit ei^er Fahrbahrnbreite von 7,50 Meter gebaut wenden. Wichtig dabei, so die Erklärung der Regioaelplaner des Kreises Pinneberg, Oberbaurat Erhard Schulze und Diplom-Ingenieur Klaus Schlüter: "Es Wird angestrebt, die neue Verbindung nach Möglichkeit in allen Bereichen kreuzungsfrei anzulegen." ' Ein entscheidender Gesichtspunkt für den autobahnähnlichen Rundschlaß irr( Hamburger Vorfekl: Es sollen izwisdien den strahlen! örmiig von Hamburg aus zu den Achsenendpunkten Elmshorn, Kaltenkirchen, Bad Oldesloe, Schwarzenbek und Geesthacht -führenden Hauptverkehrsstraßen zueätall-obe Verbindungen geschaffen wer*d*n. Beim Bau der Tangentenstraße sollen bereits vorhandene Verkehrswege in Anspruch genommen werden. In Hasloh wird die Ringstraße die Bundesstraße 4 in Verlängerung der Verbindung von Pinneberg nach Tangstedt überqueren und im Bereich Sylt-" ku-hlen die Autobahn Hamburg-Flensburg überführen und damit den Anschluß Norderstedts ein das neue Stra- ßennetz herstellen. ehl

29.07.1969: In einem Gutachten für den Pinneberger Kreistag vertritt der Hamburger Universitätsprofessor Dr. Werner Thieme die Auffassung, daß das Norderstedt-Gesetz des Kieler Landtags nicht den Grundsätzen des öffentlichen Rechts entspreche. Ein zweites Gutachten zum Norderstedt-Gesetz, wonach Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte zu einer Großgemeinde zusammengeschlossen werden, erstattet der im Ruhestand lebende Bundesrichter Dr. Hermann Scholtissek, Karlsruhe. Sollte er zu einem ähnlichen Ergebnis wie Prof. Thieme kommen, könnte der Pinneberger Kreistag erwägen, gegen das Norderstedt-Gesetz Klage vor dem Bundesverfassungsgericht zu erheben. Es ist jedoch nicht anzunehmen, daß die Gutachten noch irgendeinen Einfluß auf die Entwicklung von Norderstedt haben werden. Thieme vertritt die Ansicht, daß die Zusammenlegung der vier Gemeinden auf gesetzlichem Weg nicht erfolgen durfte, weil vorher bereits ein Gebiets- änderungsvertrag zwischen den Kreisen Pinneberg und Stormarn abgeschlossen war. Darüber hinaus ist die Zuweisung der Stadt Norderstedt an den Kreis Segeberg "nicht dem öffentlichen Wohl entsprechend" und daher unzulässig. Die beamtenrechtliche Regelung, wonach die bisherigen hauptamtlichen Bürgermeister mit dem Tag der Stadtgründung in den Ruhestand versetzt werden, ist nach Thiemeg Auffassung null und nichtig, da sie gegen Bundesrecht verstößt.

31.07.1969: Die Angliederung der neuen Stadt Norderstedt an den Kreis Segeberg sei eine Frage der Planungstechnik und keine Frage der Rechtswissenschaft. Das hat der Norderstedt-Beauftragte des Kreises Segeberg. Dr. Rolf Olderog, in einer ersten Stellungnahme zum Gutachten des Hamburger Universitäts- Professors Dr. Werner Thieme erklärt. Olderog: "Ich sehe für den Kreis Segeberg keinerlei Veranlassung, das Bemühen um den zügigen Aufbau Norderstedts nicht wie bisher fortzusetzen." Die neue Stadt Norderstedt soll am 1. Januar 1970 aus den Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte gebildet werden. In dem Gutachten, das Prof. Thieme, wie berichtet, im Auftrag des Pinneberger Kreistages abgegeben hatte, wird die Auffassung vertreten, daß das Norderstedt-Gesetz des Kieler Landtags nicht in allen Punkten den Grundsätzen des öffentlichen Rechtes entspreche. Die Zuweisung der Stadt Norderstedt an den Kreis Segeberg bezeichnet das Gutachten als "nicht dem öffentlichen Wohl entsprechend" und daher unzulässig.

07.08.1969: Im Hamburger Männergefängnis Glasmoor, auf dem Gebiet der künftigen Stadt Norderstedt gelegen, ist ein kühner Versuch nach einem Jahr erfolgreich abgeschlossen worden: Die Strafgefangenen erhalten viermal jährlich "Urlaub auf Ehrenwort". Gleichzeitig wurde ein weiterer Schritt auf dem Wege zur Humanisierung des Strafvollzugs getan: Die Gefangenen brauchen keine Bestellscheine mehr auszufüllen, wenn sie ihren persönlichen Bedarf außerhalb der Anstalt kaufen wollen. Die Geschäftsleute kommen zu ihnen. Dazu der Leiter der Strafanstalt, Heinz Kellermann: "Wir machen die besten Erfahrungen. Uns kommt es darauf an, die Verurteilten besser als bisher auf die Freiheit vorzubereiten." Für den Sonderurlaub kommen nur Verurteilte in Frage, die mehr als ein Jahr abzubüßen haben, einen festen Wohnsitz angeben können und sich durch gute Führung auszeichneten. v.Ti

12.08.1969: Soldaten in Kampfanzügen und mit Schutzmasken der ABC-Abwehr-Kompanie aus Eutin bargen in der vergangenen Nacht in Garstedt sechs Aluminiumfässer, die in der letzten Woche bei Baggerarbeiten in der Straße Asperlohe gefunden worden waren. Die Polizei hatte das Gelände in weitem Umkreis hermetisch abgeriegelt. Nach ersten Vermutungen soll es sich um vergrabene Giftstoffe aus dem Zweiten Weltkrieg handeln. Einige Tonnen waren beschädigt worden. Ihr Inhalt verdamptfe qualmend und übelriechend. Private chemische Analysen haben ergeben, daß in den Fässern Spuren des gefürchteten Nervengases "Gelbkreuz" enthalten sind. Der gefährliche Fund wurde von den Soldaten in Sicherheit gebracht.

20.08.1969: Der Termin der Stadtgründung von Norderstedt am 1. Januar 1970 bleibt bestehen! Das hat der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Dr. Helmut Lemke dem Hamburger Abendblatt in Bad Segeberg versichert. Gutachten, so fügte er hinzu, änderten hieran nichts. Damit hat der Ministerpräsident zum erstenmal zu den vom Kreis Pinneberg in Auftrag gegebenen Gutachten zum Norderstedt-Gesetz Stellung genommen. Die Gutachten besagen in ihren Folgerungen, daß Landtag und Regierung sich über geltendes Recht in der Norderstedt-Frage mit der Zuweisung der neuen Stadt an den Kreis Segeberg hinweggesetzt hätten. Heute soll im Kreisausschuß in Pinneberg dar- über entschieden werden, ob gegen das Norderstedt-Gesetz Verfassungsbeschwerde und Verwaltungsgerichtsklage erhoben werden sollen. Hierzu der Ministerpräsident: "Es wird sicherlich ein sehr interessanter Rechtsstreit. Er wird aber an der Tatsache der Stadtgründung nichts ändern." Nach dem Gesetz soll Norderstedt, ab 1. Januar 1970 aus den Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte bestehend, zum Kreis Segeberg gehören. Vor der Verabschiedung des Gesetzes hatte sich der Kreis Pinneberg durch einen Grenz- änderungsvertrag mit dem Kreis Stormarn dahingehend arrangiert, die Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe gegen eine Entschädigung von 9,9 Mill. DM als einen Teil Norderstedts in den "Besitz" des Kreises Stormarn übergehen zu lassen. Die Gutachten besagen, daß der Landtag das Gesetz nicht mehr hätte beschließen dürfen, nachdem die Kreise den Grenzänderungsvertrag geschlossen hatten. Lemke: "Wo kommen wir denn hin, wenn der Landesgesetzgeber nicht über seine Gemeinden entscheiden kann. Eine Gemeinde hat das Recht, bis in die Ewigkeit zu existieren." Daran änderten auch Gutachten nichts.

21.08.1969: Der Kreisausschuß des Landkreises Pinneberg hat mit großer Mehrheit beschlossen, beim Verwaltungsgericht in Schleswig Anfechtungsklage gegen den Entscheid des schleswig-holsteinischen Innenministers zu erheben, den zwischen den Kreisen Pinneberg und Stormarn vereinbarten Grenzänderungsvertrag zum Gebiet Norderstedt abzulehnen. ' "*" * Die beiden Kreise Pinneberg und Stormarn waren in ihrem Vertrag vom 3. März dieses Jahres übereingekommen, die vier Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe (Krs. Pinneberg) sowie Glashütte und Harksheide (Krs. Stormarn) zur Stadt Norderstedt zu vereinigen und diese dem Kreis Stormarn anzugliedern. Innenminister Dr. Schlegelberger hatte im Mai dieses Jahres den Grenzänderungsvertrag abgelehnt. Norderstedt wird nun laut Gesetz zum 1. Januar 1970 in den Kreis Segeberg eingegliedert. Der Pinneberger Kreistag wird am 3. September entschließen, ob außerdem Verfassungsbeschwerde gegen das Norderstedt-Gesetz erhoben werden soll.

21.08.1969: Zur Entlastung der Startbahn I in Fuhlsbüttel zwischen Niendorf und Langenhorn wird schon im November mit dem Bau eines Instrumentenlandesystems für die Startbahn II (Langenhorn-Fuhlsbüttel) begonnen. Das hat der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Hans Apel aus dem Bundesverkehrsministerium in Bonn erfahren. Wegen des Fehlens der Anlage konnte die Garstedter Startbahn bisher nicht bei jedem Wetter voll ausgenutzt werden. Die Bevölkerung vor allem von Niendorf und von Langenhorn mußte deshalb die Hauptlast des Fluglärms erdulden.

23.08.1969: Mit Entschiedenheit hat der Pinneberger Landrat Dr. Udo Sachse diie Vorwürfe des schleswig-holsteinischen Ministerpräsidenten Dr. Helmut Lemke zurückgewiesen, die dieser in Verbindung mit Norderstedt gemacht hatte. Lemke hatte in Bad Segeberg erklärt, daß sich die Kreise Pinneberg und Stormarn wenig werbend um die Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte eingesetzt hätten, die am 1. Januar 1970 zur Stadt Norderstedt zusammengeschlossen und demi Kreis Segeberg zugeteilt werden. Außerdem hatte Lemke den Gemeinden "mangelnde Repräsentanz" von Bürgern in den Kreistagen von Pinneberg und Stormarn vorgeworfen. Schon diese Tatsache habe dafür gesorgt, daß sich in diesen Gemeinden kein Kreisbewußtsein entwickelt haibe. In einem Brief an den Ministerpräsidenten hat der Landrat am Freitag darauf hingewiesen, daß alle Fraktionen des Kreistages schon bald nach Kriegsende und nach der Währungsreform beschlossen hatten, die damals leistungsschwächsten Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe besonders zu for*" dem. Der Bau der Alsternordibahn, der wesentlich zur Entwicklung des Gebietes beigetragen hat, habe nur unter Zurückstellung anderer dringlicher Vorhaben in anderen Teilen des Kreises durch ein außergewöhnliches finanzielles Engagement durchgeführt werden können. Allein in diesen Bau habe der Kreis Pinneberg im Laufe der Jahre über acht Mill. DM investiert. Das Kreisbewußtsein in den beiden Gemeinden sei mit Sicherheit zumindest nich schwächer als bei vergleichbaren größeren Orten anderer Kreise. Der Landrat erklärte weiter, daß sich die zuständigen Gremien des Kreises mit den sehr empfindlich treffenden Vorwürfen" noch auseinandersetzen und sich gegebenenfalls dazu in der Öffentlichkeit rechtfertigen würden

02.09.1969: Mit Beginn des Winterfahrplans am 29. September wird auch in den Hauptverkehrszeiten die U-Bahn-Strecke Garstedt ? Ohlstedt/Großhansdorf zehn Minuten schneller zurückgelegt werden können. Gestern traf der 50. neue U-Bahn-Zug vom Typ DT 3 in Hamburg ein. Er besteht aus jeweils drei Einzelwagen und ermöglicht eine mittlere Reisegeschwindigkeit von 34,8 km/h (bei alten Wagenzügen 31,1 km/h). Die Zahl der neuen Fahrzeuge reicht jetzt aus, um auf der U-Bahn-Linie 1 die alten, langsameren Züge herausziehen zu können.

04.09.1969: Der Termin 1. Januar 1970 für die Gründung der Stadt Norderstedt bleibe bestehen. Daran ändere auch nichts der gestern gefaßte Beschluß des Pinneberger Kreistages, Verfassungsbeschwerde beim Bundesgerichtshof in Karlsruhe gegen das Norderstedt-Gesetz zu erheben. Das erklärte der persönliche Referent des schleswig-holsteinischen Innenministers, Regierungsassessor - Kahlberg, dem Hamburger Abendblatt. Die Regierung sehe keinen Grund, das Norderstedt-Gesetz aufzuheben. Zwei vom Kreis Pinneberg bestellte Gutachter sind zu der Überzeugung gekommen, daß sich Landtag und Regierung bei der Beschlußfassung über das Norderstedt-Gesetz über geltendes Recht hinweggesetzt haben. 20 Abgeordnete des Kreises teilen diese Meinung und stimmten gestern für eine Verfassungsbeschwerde, 13 dagegen. Landrat Dr. Sachse zu Beginn der zweieinhalbstündigen Debatte: "Es geht nicht um irgendeine Rechthaberei, nicht darum, ob Wir oder die Regierung recht haben. Wir wollen nicht als Prozeßhansel dastehen, sondern nur von einem Rechtsmittel Gebrauch machen, das uns die Verfassung gewährt." Der Landrat betonte, daß der Kreis Pinneberg nach wie vor alles vorbereite, zum 1. Januar die Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe abzugeben. Auch in Segeberg sieht man einer Verfassungsbeschwerde gelassen entgegen. Landrat Graf Schwe-i rin von Krosigk: ?Die neue Stadt soll die bestmögliche Verwaltung haben. Wir bereiten uns nach, wie vor darauf vor, um am 1. Januar 1970 Norderstedt in unseren Kreis aufzunehmen.

10.09.1969: Das Drachensteigen im Schutzgebiet des Flughafens Fuhlsbüttel, im Umkreis von 1,5 Kilometer um die Segelfluggelände von Fischbek-Neugraben und Boberg sowie um den Landeplatz Finkenwerder ist verboten. Darauf weist die Wirtschaftsbehörde noch einmal ausdrücklich hin. Der Schutzbereich von Fuhlsbüttel hat einen Radius von sechs Kilometern. Er umfaßt außerdem die Einflugschneisen der Richtungen Langenhorn-Hummelsbüttel, Alsterdorf-Winterhude-Barmbek, Stellingen-Bahrenfeld und schließlich Garstedt. Im übrigen Hamburg dürfen Drachen bis zu 100 Meter aufgelassen werden.

18.09.1969: Werden rund um den Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel durch überfliegende Maschinen Gebäudeschäden verursacht? Ist der Anflugwinkel von 2,7 Grad (Flughöhe über der Langenhorner Chaussee 62,5 Meter) zu niedrig? Das sind nur zwei Probleme aus einer Fülle aktueller Überlegungen der Behörde für Wirtschaft und Verkehr in diesen Tagen. Dazu erklärte Hamburgs Wirtschaftssenator Helmut Kern dem Hamburger Abendblatt: "Wir erörtern zur Zeit intensive Maßnahmen zum Lärmschutz der Hamburger Bevölkerung." 9 Die für Deutschland einmalige Überwachung der Anflughöhe durch Fernsehkameras seit 1967. Die Disziplin der Piloten habe sich seither wesentlich gebessert. Die Frage der Gebäudeschäden wird zur Zeit von Fachleuten untersucht. Es ist beabsichtigt, im Bereich der Einflugschneise Gebäudeattrappen aufzustellen, um an ihnen festzustellen, wie weit Beschädigungen an Dächern und Wänden eintreten. Der Anflugwinkel war in diesem Jahr für landende Flugzeuge von 3 Grad auf 2,7 Grad herabgesetzt worden. Die niedrige Einflughöhe von 62,5 Metern über der Langenhorner Chaussee hat jetzt dazu geführt, daß die Behörde für Wirtschaft und Verkehr zusammen mit den Flughafenbehörden Überlegungen anstellt, ob man diesen Gleitwinkel nicht wieder auf 3 Grad festsetzt, was einer Elnflughöhe über der. Langenhorner Chausseer von 70 Metern entsprechen würde. "Man muß diese Überlegungen im Zusammenhang mit den zahlreichen Maßnahmen sehen, die wir ln den letzten drei Jahren im Interesse der Bevölkerung rund um den Flughafen durchgesetzt haben", sagte Senator Kern. Er nannte: - Die Verringerung der Trainings- und Einweisungsflüge auf dem Hamburger Flughafen ging von 8220 Starts 1966 auf 1452 Starts von Januar bis August 1969 zurück. 9 Die Zahl der Starts in Richtung Ohemoor beträgt in diesem Jahr 65,3 Prozent aller Starts. 1966 war es ein Viertel. 9 Ende dieses Jahres wird ein zweites In" strumentenlandesystem auf der Startbahn 22 Richtung Ohemoor eingebaut. Die anfliegenden Maschinen sollen dann Fuhlsbüttel nur noch westlich von Garstedt und nicht mehr, wie bisher, über Garstedt erreichen. # Nachüandungen dürfen seit Juli dieses Jahres nur noch über Ohemoor erfolgen, wenn es das Wetter erlaubt. Mit dem Bau des Instrumentenlandesystems dürfen dann Nachtlandungen nur noch über diese Bahn abgewickelt werden. Senator Kern versicherte, daß auch in Zu-, kunft alles getan wird, um der in der Nähe des Hamburger Flughafens wohnenden und arbeitenden Bevölkerung den größtmöglichen Schutz vor Beeinträchtigungen durch den Luftverkehr zu sichern.

10.10.1969: Eigener Bericht gp. Bad Segeberg, 10. Oktober Der Kreis Segeberg ist nicht bereit, eine Entschädigung an die NachbarkreK se Pinneberg und Storman zu leisten, wenn diesen im nächsten Jahr durch die Stadtgründung von Norderstedt Einbußen entstehen. Das hat Landrat Gral Schwerin von Krosigk am Donnerstag in Bad Segeberg versichert

10.10.1969: In Schleswig-Holstein finden am 22. März 1970 Kommunalwahlen statt. Heute wagt niemand zu prophezeien, ob sich der Trend der Bundestagswahl (sie brachte der SPD in Schleswig-Holstein starke Gewinne, der FDP starke und der CDU geringere Verluste) dann fortgesetzt wird. Denn am 1. Januar 1970 soll in Schleswig-Holstein die große Gebietsreform in Kraft treten, über die der Koalitionsausschuß aus CDU und FDP Einstimmigkeit erzielt hat. Sie wird kaum ohne Einfluß auf das Wahlergebnis im März bleiben. Das nördlichste Bundesland soll künftig in zwölf statt bisher 17 Landkreise eingeteilt werden. Im Ring um Hamburg soll sich nichts ändern. Die Landkreise Herzogtum Lauenburg, Stormarn, Segeberg und Pinneberg bleiben in ihrer bisherigen Struktur erhalten. Hingegen werden die Landkreise Oldenburg und Eutin miteinander verschmolzen. Südtondern, Husum und Eiderstedt werden zum Kreis Nordfriesland, Norder- und Süderdithmarschen zum Kreis Dithmarschen zusammengelegt. Aus den Kreisen Eckernförde und Rendsburg wird der Kreis Mittelholstein gebildet. Eine spätere Fusionierung des Landkreises Flensburg mit der Stadt Flensburg soll nicht verbaut werden. Nach ihrer Verschmelzung sollen die neuen Landkreise zunächst von Gebietskommissaren verwaltet werden, bis die neuen Kreistage einen neuen Landrat gewählt haben. Das Norderstedt-Gesetz tritt am 1. Januar 1970 in Kraft. Das bestätigte gestern ein Sprecher des Kieler Innenministeriums ausdrücklich noch einmal dem Hamburger Abendblatt. Auch Norderstedt soll interimistisch von einem Staatskommissar geführt werden, bis die neue Stadtverwaltung nach dem 22. März 1970 einen Bürgermeister gewählt hat. Norderstedt, aus den Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Glashütte und Harksheide gebildet, soll dem Landkreis Segeberg zugeteilt werden.

21.10.1969: Bis zu den Kommunalwahlen in Schleswig-Holstein im März 1970 wird die Stadt Norderstedt ? ab 1. Januar aus den Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Glashütte und Harksheide gebildet ? ein "Interims-Parlament" haben. Mitglieder der vier Gemeindevertretungen sollen ohne Entscheidungsbefugnisse in dieses Parlament berufen werden. Das Gremium soll den Staatskommissar für Norderstedt beratend unterstützen, der bis zur Wahl des Bürgermeisters im Amt bleibt.

29.10.1969: SPD FORDERT MIR SIEBEN QROSSLANDKREIS 0 Eigener Bericht fa. Kiel, 29. Oktober Mit einem "Paukenschlag" hat die SPD-Opposition in Kiel ihre Mitarbeit an der großen Gebietsreform von Schleswig-Holstein angekündigt. Sie fordert kdnftig nur noch zwei Landkreise an der Nordgrenze von Hamburg. Dr. Karl Becker, der Planungsexperte der SPD, machte deutlich: das Herzogtum Lauenburg, Stormarn und die Osthälfte von Segeberg sollen zu einem Landkreis verschmolzen werden. Pinneberg und West-Segeberg mit der neuen Stadt Norderstedt sollen dann den zweiten Landkreis bilden. Im ganzen wünschen die Sozialdemokraten Schleswig-Holstein künftig nur noch in sieben Großlandkreise nach skandinavischem Modell aufgeteilt zu sehen. Daneben sollen die bedeutenden Eingemeindungswünsche der vier kreisfreien Städte Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster voll erfüllt werden. Demgegenüber verlangt die CDU für Schleswig-Holstein zwölf Landkreise. Das nördliche Bundesland ist gegenwärtig in 17 Kreise außer den vier Städten eingeteilt. Es ist schwer zu sagen, wo die Kompromißschwelle liegen wird. Eins ist jedoch unbestritten: zum 1. Januar wird Norderstedt aus der Taufe gehoben. Das Landesgesetz darüber ist bereits rechtskräftig verabschiedet. Die Stadt bekommt ab 1. Januar bis zur Wahl eines Bürgermeisters einen Staatskommissar, den das Kieler Innenministerium bestimmt. Ihm wird ein Beirat beigegeben. Die vier Gemeindevertretungen werden aufgelöst. Der Kieler Landtag hat den Sonderausschuß zur Gebietsreform umgebildet. FDP und NPD sind darin nicht mehr vertreten. Jetzt sitzen sich sieben Abgeordnete der CDU und sechs der SPD mit ihren Konzeptionen gegenüber. Nach dem Ausscheiden der NPD macht die SPD wieder mit. Seit Tagen bemüht sich der Ausschuß in einem öffentlichen Hearing-Verfahren, die Ansichten der Kreise, Städte und Gemeinden zur Gebietsreform zu ergründen. Bürgermeister, Landräte, Kreispräsidenten und Gemeindevertreter passieren Revue. Schon am 8. Dezember soll das schwierigste Gesetzeswerk in der Nachkriegsgeschichte Schleswig-Holsteins vom Landtag rechtskräftig verabschiedet werden. Bis dahin werden die Wogen noch hochgehen, da sich viele Landkreise und Gemeinden weigern, auch nur die CDU-Konzeption der zwölf Kreise anzunehmen

05.11.1969: Kiel, S. November über die große Gebictsreform von Schleswig-Holstein und dem damit Verbundenen Termin für die Kommunalwahl ist es in Kiel zu scharfen Kontroversen zwischen CDU und SPD gekommen. Die Hauptregierungspartei CDU wünscht, daß die Gebietsreform unj Mitternacht nach der Kommunalwahl in Kraft, tritt. Sie möchte den 19. April 1970 als Wahltermin. Die Hauptoppositionspartei, die SPD, fordert demgegenüber eine längere Beratungsfrist für die Reform. Sie ist für eine Verkürzung der nächsten Legislaturperiode des Landtags um etwa zwei Jahre. Dann müßte im Frühjahr 1973 erneut gewählt werden. Gleichzeitig würde dann die Gebietsreform Rechtskraft erlangen. Der amtierende Fraktionschef der CDU. Gerd Lausen, sagte in Kiel: "Die CDU hat sich für ein Inkrafttreten des Gesetzes am letztmöglichen Termin für die Kommunalwahl, dem 19. April 1970, deswegen ausgesprochen, um die Zeit, in der Kommissare die Gebietskörperschaften verwalten, möglichst kurz zu bemessen." Der stellvertretende SPD-Fraktionschef Kurt Schulz äußerte demgegenüber, die Gebietsreform müsse gründlich beraten werden. "Hektische Eile" sei nicht geboten. Sein Standpunkt wird von den meisten Kommunalpolitikern beim Anhörverfahren vor dem pausenlos tagenden Sonderausschuß zur Gebietsreform unter dem CDU-Abgeordneten Karl- Eduard Claussen geteilt. Zur Frage, wie die an Hamburg grenzenden Gebiete neu geordnet werden sollen, ist es gleichfalls zu scharfen Auseinandersetzungen in Kiel gekommen. Die CDU wünscht, daß am Besitzstand der Kreise Herzogtum Lauenburg, Stormarn. Pinneberg und Steinburg sowie Segeberg nicht gerüttelt wird. Dir SPD fordert demgegenüber kategorisch, einen Kreis aus Lauenburg, Stormarn und dem halben Kreis Segeberg zu schneiden. Ais zweiten an Hamburg grenzenden Kreis will sie nur noch Pinneberg mit dem anderen Teil von Segeberg gelten lassen. Zu diesem Kreis soll auch die neue Stadt Norderstedt kommen. Deren Gründung zum 1. Januar 1970 ist jedoch gesichert. Nach dem Willen der CDU soll der Landtag schon am 8. und 9. Dezember abschließend über die Gebietsreform beraten. In Kiel rechnet man schon jetzt mit einer äußerst knappen Kampfabslimmung. 37 der 73 Landtagsabgeordneten müßten mit Ja stimmen, um die Gebietsneuordnung rechtskräftig zu machen. Die Regierungskoalition aus CDU und FPD verfügt über 38 Sitze

07.11.1969: Der leitende Ministerialrat a. D. Heino Schröder aus Schleswig ist vom Kieler Innenminister Dr. Hartwig Schlegelberger (CDU) zum Staatskommissar fllr die neue Stadt Norderstedt berufen worden. Der neue Beauftragte für Norderstedt tritt sein Amt in der Silvesternacht um 0 Uhr an. Zu diesem Zeitpunkt wird die Stadt aus der Taufe gehoben. Sie wird aus den Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe (Kreis Pinneberg) sowie Glashütte und Harksheide (Kreis Stormarn) gebildet und dem Landkreis Segeberg zugeteilt. Norderstedt wird mit über 50 000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt von Schleswig-Holstein sein. Die deutsche Bundespost hat noch einmal darauf hingewiesen, daß Norderstedt, wie bereits gemeldet, die Postleitzahl 2000 erhält, die auch für Hamburg gilt.

20.11.1969: Der Kreis Stormarn will gegen das "Norderstedt-Gesetz" Klage beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe erheben. Das hat der Kreistag in Bad Oldesloe beschlossen. Das Plenum unter Vorsitz von Kreistagspräsident Friedrich Hardt folgte damit dem Kreis Pinneberg, der bereits am 10. Oktober dieses Jahres auf Feststellung der Nichtigkeit des Gesetzes Klage beim Bundesverfassungsgericht erhoben hatte. Schon am 1. September hatte der Kreis Pinneberg eine Anfechtungsanklage beim schleswig-holsteinischen Verwaltungsgericht eingereicht. Durch das vom Landtag in Kiel beschlossene Gesetz sollen ab 1. Januar 1970 die Gemeinden Harksheide und Glashütte, die zum Kreis Stormarn gehören, sowie Friedrichsgabe und Garstedt (Kreis Pinneberg) die Stadt "Norderstedt" bilden, die dem Kreis Segeberg zugeschlagert wird.

26.11.1969: HARTE LANDTAGSDEBATTE / KAUM CHANCEN FÜR SPD-ANFRAGE 0 F. A. Kiel, 26. November Seit heute früh läuft in Schleswig-Holstein der dramatische Endspurt für die große Gebietsreform. Termine und Beratungen werden sich in den nächsten Wochen überstürzen, nachdem gestern abend ein Bündel von Gesetzentwürfen in die Ausschüsse des Kieler Landtags überwiesen Eigener Bericht In harter Landtagsdebette standen sich CDU als Hauptregierungspartei und SPD als Hauptoppositionspartei im Parlament unversöhnlich gegenüber. Es läuft jetzt auf eine äußerst knappe Entscheidung für das große Reformwerk hinaus. Nach der Sitzung des Landtages sind die Chancen der SPD, statt in 17 Schleswig-Holstein nur noch in 7 Landkreise und in 4 erheblich vergrößerte Städte Kiel, Lübeck, Flensburg und Neumünster einzuteilen, erheblich gesunken. Die größten Chancen hat die Regierungsvorlage, die 12 Landkreise und die 4 geringfügig vergrößerten Städte ansteuert. Innenminister Dr. Hartwig Schlegelberger (CDU), der Vater der Gebietsreform, erklärte: "Die Landesregierung wird keinen anderen Termin für die Kommunalwahlen als den 26. April 1970 festsetzen. Sie wird auch keine andere Gebietsreformvorlage einbringen." Die Reform soll am Wahltage um Mitternacht in Kraft gesetzt werden. So will es die Regierung. Oppositionsführer Joachim Steffen (SPD) beklagte, daß die Regierungskoalition aus CDU und FDP nicht bereit sei, sich auf die 30 Stimmen der SPD zu stützen, um eine "großzügige Lösung" zu erreichen. Ein SPD-Vorstoß, die Reform erst Mitte 1973 nach gründlichen Beratungen in Verbindung mit einer weiteren Kommunalwahl in Kraft zu setzen, scheiterte gestern. Wenn nicht noch mehrere Abgeordnete der Regierungskoalition aus der nunmehr festgelegten Marschroute ausbrechen, sieht der Zeitplan für die Reform so aus: - Am 31. Dezember um Mitternacht wird Norderstedt mit seinen 50 000 Einwohnern aus der Taufe gehoben und als Staatekommissar der 70jätorige Leitende Ministerialrat a. D. Heino Schröder aus Schleswig eingesetzt, bis die Ratsversammlung einen Bürgermeister gewählt hat. - Am 26. April 1970 findet die Wahl für die 12 neuen Landkreise und die 4 kreisfreien Städte von Schleswig-Holstein statt. Ab Mitternacht wird dann die Gebietsreform in Kraft treten. ? Am 27. April ziehen die Staatskommissare in die Landratsämter der neugebildeten Landkreise und amtieren, bi:? die Kreistage neue Landräte gewählt haben. Die von der Regierung und der sie tragenden Parteien CDU und FDP konzipierte Gebietsreform ändert an den Landkreisen, die an Hamburg grenzen, nur wenig. Die einzige große Ausnahme bildet Norderstedt, das dem Kreis Segeberg zugeschlagen wird. Die Endabstimmung über die heiß umstrittene Gebietsreform und den Wahltermin findet am 18. Dezember sozusagen unter dem Tannenbaum im Landtag statt. Die Regierungsparteien haben in den nächsten Wochen alle Hände voll zu tun, um in dem 73köpfigen Parlament ihre 38 Abgeordneten bei der Stange zu halten. Denn zwei CDU-Abgeordnete haben bereits erklärt, sie sind mit der Auflösung "ihrer" Landkreise nicht einverstanden. Aber ob sie bereit sind, gegen das Regierungsgesetz zu stimmen und die Gebietsreform zu Fall zu bringen, ist zweifelhaft. Am 19. Dezember findet dann in Kiel ein CDU-Landesparteitag statt. Die Wiederwahl des CDU-Vorsitzenden, Ministerpräsident Dr. Helmut Lemke, steht auf der Tagesordnung. Er will seiner Partei bis zu diesem Zeitpunkt die neue Gebietsreform vorzeigen

01.12.1969: FÜHRT DIE KIELER GEBIETSREFORM ZU EINER PROZESS-SERIE 0 Eigener Bericht fa. Kiel, 1. Dez. Die "gebietsreform-geschädlgten" Kreise und Städte in Schleswig-Holstein sind ln hellem Aufruhr. Sie bereiten Klagen und Frotestelngaben vor. Sie wollen, daß der Landtag die für den 17. Dezember geplante Verabschiedung der Gebietsreform auf jeden Fall noch einmal aussetzt. Die Reform soll nach den Plänen der Regierung bereits am 26. April 1970 in Kraft treten. Von diesem Tag an wird es wahrscheinlich statt der bisher 17 nur noch 12 Landkreise geben. Eine Umfrage des Hamburger Abendblattes von heute früh ergab folgende Lage: - Schon morgen tritt der Kreistag von Südtondern zu einer Sondersitzung zusammen. Der einzige Taigesordnungspunkt heißt: Prozeßvollmacht für den Verwaltungsrechtler Prof. Menger aus Münster. Menger soll die Kieler Landesregierung verklagen, weil Südtondern mit Eiderstedt zum Kreis Husum kommen und den neuen Kreis Nordfriesland bilden soll. ? Auch der Landkreis Oldenburg bereitet sich auf einen Prozeß vor. Er kämpft um seinen Bestand. Die Oldenburger halten das angesteuerte "Mammutgebilde" Ostholstein aus Oldenburg und Eutin für viel zu groß. - Über die Gutachten zur Vorbereitung von Prozessen der Kreise Stormarn und Pinneberg wegen der Herauslösung von Norderstedt berichtete das Abendblatt bereits. Beide Kreise verfolgen ihre Prozeß-Ziele weiter, weil Norderstedt schon am 1. Januar zu Segeberg gegen werden soll. - Helle Empörung herrscht in Lübeck. Die Stadt an der Trave wünscht sich viel mehr Land, vor allem von Lauenburg und Eutin, um Industrie-Betriebe ansiedeln zu können. Am Donnerstag will Lübeck vor dem Gebietssonderausschuß in Kiel auftrumpfen. - Die Beratungen zwischen den Städten Niebüll (Südtondern), Tönning (Eiderstedt), Meldorf (Südtondern) und Oldenburg beginnen in den nächsten Tagen. Diese Städte verlieren ebenso wie Eckernförde ihre Funktion als Kreishauptstadt. Die Auseinandersetzungen um die Gebietsreform haben auch bei der Hauptregierungspartei, der CDU, zu einer Lage geführt, die bis zum Zerrei- ßen gespannt ist. Die CDU-Abgeordneten Wilhelm Rohwedder (Oldenburg), Ludwig Claussen (Südtondern) und Heinrich Wolff (Lübeck) haben schon öffentlich erklärt, daß sie mit dem Entwurf nicht einverstanden sind

17.12.1969: DRAMATISCHE ABSTIMMUNG IN KIEL Eigener Bericht 0 fa. Kiel, 17. Dezember Seit heute läuft in Schleswig-Holstein die Vorphase für die Kommunalwahlen am 26. April 1970. An diesem 26. April wird auch die Gebietsreform im nördlichen Bundesland wirksam. Sie wurde nach einer ungewöhnlich dramatischen Abstimmungsschlacht mit nur einer Stimme Mehrheit am Dienstag im Kieler Landtag verabschiedet. Ab heute müssen die Parteizentralen ihre Organisation umbauen. Denn der Wahlkampf muß auf eine Reihe neuer Landkreise ausgerichtet werden. Mit 37 gegen 36 Stimmen wurde das Reformwerk im Landtag durchgebracht. Die Regierungskoalition aus CDU und FDP bekam es nur durch, weil der dänisch orientierte SSW- Abgeordnete Berthold Bahnsen gleichfalls mit Ja stimmte. Das genaue Abstimmungsergebnis, das in die Geschichte Schleswig-Holsteins eingehen wird, lautet: - Mit Ja stimmten 34 Abgeordnete der CDU, zwei der FDP und Bahnsen. Mit Nein stimmten 30 Abgeordnete der SPD, vier der NPD und die beiden abtrünnigen CDU-Abgeordneten Dr. Rohwedder (Oldenburg) und Claussen (Südtondern). Diesen beiden Abgeordneten droht jetzt auf dem CDU-Landesparteitag am Wochenende eine scharfe Rüge. Sie können nicht mehr damit rechnen, als Kandidaten für die Landtagswahl aufgestellt zu werden. Man wird sie drängen, ihr Mandat vorzeitig niederzulegen. Beide kämpften erbittert um den Besitzstand der Landkreise Südtondern und Oldenburg, die nun der Gebietsreform zum Opfer fallen. Im Großraum um Hamburg ändert sich praktisch nichts. An den Besitztümern der Landkreise Herzogtum Lauenburg, Stormarn, Segeberg, Pinneberg und Steinburg wird praktisch nicht gerüttelt. Von der Gebietsreform bleibt die Sadt Norderstedt unberührt, die am 1. Januar aus der Taufe gehoben wird. Sie kommt zum Kreis Segeberg. Schleswig-Holstein wird also künftig in zwölf statt bislang in 17 Kreise eingeteilt. Die vier Großstädte Lübeck, Kiel, Flensburg und Neumünster erhalten geringe Gebietszuteikingen. Bis zur Schlußabstimmung harrten gestern alle 73 Abgeordneten, zum Teil fiebrig und erkältet, bei der Redeschlacht auf ihren weinroten Sesseln im Plenarsaal aus. Es kam den ganzen Tag über auf jede Stimme an. Wie unversöhnlich sich die Fronten in der Gebietsreform gegenüberstehen, zeigten die Schlußerklärungen der Politiker. Kurt Schulz (SPD); "Die Ein-Stimmen-Mehrheitsreform trägt schon den Kern der nächsten in sich." Berthold Bahnsen (SSW): "Ich verwahre mich gegen den Vorwurf, ich' hätte mich als Mann der nationalen Minderheit neutral verhalten müssen." Staatsrat Walter Mentzel (CDU): "Die Ausführungen von Schulz entbehren jeder Sachlichkeit. Die von Bahnsen heben sich davon hervorragend ab." Hans-Joachim Herbst (FDP): "Nicht wurde nicht verbaut."

19.12.1969: BRIEFMARKEN- WERBESCHAU ZUR STADTGRÜNDUNG Das ist der Sonderstempel der Deutschen Bundespost zur Stadtgründung von Norderstedt am 1. Januar 1970. Der Arbeitskreis Briefmarken der VHS Garstedt lädt alle Sammler im Hamburger Raum zu seiner Werbeschau ein, die im Foyer des Garstedter Coppernicus-Gymnasiums am Donnerstag, 1. Januar, von 14 bis 17 Uhr, am folgenden Freitag von 14 bis 18 Uhr und am Sonnabend, 3. Januar, von 10 bis 16 Uhr geöffnet ist. Gleichzeitig findet auch eine Ausstellung der Deutschen Lufthansa statt, die ebenfalls einen Sonderstempel herausbringt. Den Besuchern steht an allen drei Tagen ein Sonderpostamt zur Verfügung

19.12.1969: Am 1. Januar 1970 gibt es die Stadt Norderstedt! Wie das Bundesverfassungsgericht heute vormittag bekanntgab, wurden die gegen das "Norderstedt-Gesetz" eingelegten Verfassungsbeschwerden der Kreise Pinneberg nnd Stormarn als unzulässig verworfen. Nach dieser Entscheidung kann das "Schleswig-Holsteinische Erste Gesetz einer Neuordnung von Gemeinde- und Kreisgrenzen sowie Gerichtsbezirken", wie vorgesehen, am 1. Januar 1970 in Kraft treten. Damit werden die Gemeinden Friedrichsgabe, Garstedt, Glashütte und Harksheide zur Stadt Norderstedt, die künftig zum Kreis Segeberg gehören wird, zusammengeschlossen. Mit den beiden Sätzen "Der Antrag wird verworfen. Damit erledigt sich der Antrag auf Erlaß einer einstweiligen Anordnung" wurden die klagenden Kreise Pinneberg und Stormarn durch die jeweils einstimmig gefaßten Beschlüsse des 2. Senats des Bundesverfassungsgerichts abgeschlagen. Die Kreise Pinneberg (dort liegen die Gemeinden Friedrichsgabe und Garstedt) und Stormarn (Glashütte und Harksheide) waren im Frühjahr dieses Jahres übereingekommen, daß die neu zu bildende Stadt Norderstedt dem Kreis Stormarn angehören solle. Der Landtag von Schleswig-Holstein hatte am 25. März die Gebietsneuordnung zugunsten des Kreises Segeberg entschieden.

23.12.1969: In aller Stille sind gestern die Opfer der Brandkatastrophe im Obdachlosenlager Langenharmer Weg in Harksheide zu Grabe getragen worden. In mit roten Nelken geschmückten weißen Särgen wurden die Geschwister Manuela (6), Barbara (4) und Manfred (2) Brodowski auf dem Friedhof auf dem Falkenberg zur letzten Ruhe gebettet. Die Eltern, die Großmutter und zwei Verwandte folgten den Särgen. Die Kinder waren, wie im Hamburger Abendblatt und in der Norderstedter Zeltung berichtet, vor zwölf Tagen in der Wohnung ihrer Eltern erstickt, als vor einem Zimmerofen zum Trocknen aufgehängte Wäsche Feuer fing, während sich die Mutter bei einer Nachbarin aufhielt. Frau Edelgard Brodowski hatte ihre Kinder nur noch tot aus der Wohnung bergen können. ahl

30.12.1969: Zun Jahreswechsel -Wird Hamburg nordwestlich seiner Landesgrpitsen einen respektablen Nachbarn bekommen: die Stadt Norderstedt, die in der Stande ihrer Geburt rund 55 000 Einwohner zlhlt Auf Grund eines Beschlusses des schleswigholsteinischen Landtages in Kiel werden sich die Gemeinden Garstedt, Harksbetde, Frledrichsgebe nnd Glashütte su einem kommunalen Gemeinwesen "nsammenschließen. Über die politische Zukunft der vier Gemeinden sind in den Vergangenen Jahren die Wogen der Diskussion oft hochgeschlagen. Daß der Zusammenschluß zu einer Stadf wegen des sprunghaften Wachstums der vier Gemeinden und wegen ihrer steigenden wirtschaftlichen' Bedeutung unumgänglich ist, war den meisten Kommunalpolitikern klar. Allerdings verlangten die Kreise Pinneberg und Stormarn, daß die neue Stadt Stormarn zugeschlagen würde. Für die Investitionen des Kreises Pinneberg in den Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe sollte Stormarn eine Entschädigung von 9,9 Millionen Mark zahlen. Nachdem der Landtag in Kiel entschieden hatte, das Norderstedt-Gesetz am 'l. Januar 1970 in Kraft treten zu lassen und die neue Stadt dem Kreis Segeberg einzugliedern, legten die Kreise Pinneberg und Stormarn Beschwerde beim Bundesverfassungsgericht in Karlsruhe ein. Ziel war, klären zu lassen, ob beim Zustandekommen des Gesetzeswerkes gegen geltendes Recht verstoßen worden sei. Am 19. Dezember wurde die Verfassungsbeschwerde, wie berichtet, abgewiesen. Damit war der Weg für Norderstedt . frei Wenn die Bewohner der vier Gemeinden am Neujahrsmorgen als Städter aufwachen, Wird sich allerdings für sie noch nicht viel verändert haben. Die durch einen parlamentarischen Beschluß entstandene Stadt wird weder einen Bürgerr meister, eine kommunalpolitische Vertretung noch eine zentrale Verwaltung haben. Bis zu den Kommunalwahlen am 26. April wird auf Anordnung von Innenmiftister Schlegelberger der Leitende Ministerialrat a. D. Heino Schröder aus Schleswig als Beauftragter die Geschäfte führen. Als Berater steht ihm ein Gremium aus elf erfahrenen Kommunalpolitikern der bisherigen vier Gemeinden zur Seite. Die Stadtgründung hat auch aus Hamburger Sicht große Bedeutung. Norderstedt liegt mit seiner schon heute beachtlichen Industrie und seinen Ansiedlungsmöglichkeiten , an der Achse Hamburg ? Kaltenkirchen, an deren Endpunkt in den kommenden Jahren der neue Interkontinental-Großflughafen für den norddeutschen Raum gebaut werden soll. Ebenfalls am 1. Januar schließen sich die drei nördlich von Norderstedt gelegenen Gemeinden Henstedt, Ulzburg und Götzberg zu einer Großgemeinde zusammen. Sie wird rund 10 000 Einwohner haben und wie Norderstedt bis zu den Kommunalwahlen am 26. April 1970 von einem Landesbeauftragten geleitet. Sein Name ist Heinz Glück, der bisherige Bürgermeister von Ulzburg.

1900 1901 1920 1939 1940 1950 1955 1957 1960 1963 1964 1965 1966 1967 1968 1969 1970
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