FC Eintracht Norderstedt 03
  Norderstedt (80–99)
 
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1980

12.05.1980: 500 Firmen warten: Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Dr. Gerhard Stoltenberg, vier Fallschirmspringer und 1000 Luftballons eröffneten die Messe "Unser Leben '80" im gerade zehn Jahre alten Norderstedt. Sie ist die größte Verbraucherausstellung Schleswig-Holsteins und die zweitgrößte Energie- Fach-Messe Norddeutschlands nach der Hannover Messe. Aus Anlaß des Jubiläums der Stadt wurde diese Ausstellung an Norderstedt vergeben. Mehr als 500 Firmen aus Handel, Handwerk und Industrie präsentieren ihre Waren in 22 Hallen an der Fritz-Schumacher-Straße ? täglich von 10 bis 19 Uhr ? bis zum 18. Mai. Mit mehr als 2000 Industrieund Gewerbebetrieben bietet Norderstedt schon jetzt rund 20 000 Arbeitsplätze, obwohl noch zwei Drittel des Stadtgebietes Grünflächen und Wälder sind. Den Zusammenschluß der Gemeinden Glashütte, Garstedt, Friedrichsgarbe und Harksheide am 1. Januar 1970 bewertete Ministerpräsident Stoltenberg nachträglich so: ?Norderstedt hat seine Chance genutzt!' gb

03.11.1980: Klaus "Johnny" Winkler, 31, galt einst als der beste Bundesliga- Libero nach Franz Beckenbauer. Beckenbauer spielt jetzt beim Hamburger SV ? und auch Winkler, der lange Zeit verschollen war, ist wieder in Hamburg. Winkler, von Juni 1971 bis Herbst 1977 HSV- Spieler, schenkt hinter dem Tresen der U-Bahn-Station Garstedt Bier aus . . .

1981

06.02.1981: Das Passagierauf kommen in Fuhlsbüttel steigt, von 1955 bis 1959- von 452 843 auf 737 695. Die Zahl der Flugzeugbewegungen (Starts und Landungen) klettert von 46 000 auf annähernd 53 000. Lediglich das Frächtvolumen geht etwas zurück, denn der Transitverkehr nach Berlin verlagert sich zunehmend auf die Straße. Mit dieser Entwicklung muß der Ausbau des Flughafens Schritt halten. 1955 gewinnt der Flughafen nochmals fast 50 Hektar hinzu und vergrößert sich damit auf mittlerweile 360 Hektar. Die Hauptstartbahn wird auf 2260 Meter Länge erweitert. Die Tarpenbek verschwindet von der Oberfläche: sie wird verrohrt, ebenso der Raakmoorgraben. Am 30. Oktober 1957 fällt die wichtigste Entscheidung der Nachkriegszeit: Hamburg soll zu einem Düsenflughafen ausgebaut werden. Maßgeblich sind in erster Linie Kostengründe: Während der Ausbau Fuhlsbüttels nur 70 Millionen Mark erfordert, setzt man für einen neuen Flughafen Kaltenkirchen 115 Millionen Mark an, Kosten. für Abfertigungsgebäude und Infrastrukturmaßnahmen noch nicht eingerechnet. Für Fuhlsbüttel beginnt das Düsenzeitalter 1959. Am 16. Entnommen der ."Chronik Flughafen Hamburg", aus Anlaß des Jubiläums zusammengestellt im Auftrag der Hamburger Flughafen-Gesellschaft. Oktober eröffnet eine Boeing 707 der PanAm, die die Linie Kopenhagen ? Hamburg? London ? New York befliegt, den Linienverkehr mit Düsenmaschinen. Am 2. März 1960 um 12 Uhr trifft die erste Boeing 707 der Lufthansa in Hamburg ein. 1960 können von Hamburg aus 47 Städte mindestens einmal pro Woche angeflogen werden, darunter Karatschi, Kalkutta, Bagdad, Säo Paulo, Montevideo. Der Flughafen Hamburg festigt seinen Ruf als "Luftkreuz des Nordens". Im Verkehrsaufkommen liegt er weiterhin nach Frankfurt an zweiter Position in der Bundesrepublik. So ist es kein Wunder, daß eine neue Ausbauphase nicht lange auf sich warten läßt. Am wichtigsten: Die Startbahnen müssen verlängert werden. Der Senat beschließt am 25. August 1959, die Landebahn II ? wegen der günstigen meteorologischen Bedingungen dieser Einflugrichtung liebevoll ? Schön wetter-Bahn" genannt ? in Richtung Ohemoor über die Landesgrenzen hinaus auf 3260 Meter zu erweitern. Die 2260 Meter lange Bahn I Niendorf-Langenhorn soll knapp 1000 Meter wachsen und 3250 Meter lang werden. Die Zeit drängt. Als die erste Düsenmaschine der PanAm Hamburg anfliegt, sind die Bahnen noch viel zu kurz. Es ist zunächst unmöglich, in Fuhlsbüttel mit vollbeladenen und bis zum Rand betankten Jets zu starten. Die Lufthansa hat daraus Konsequenzen gezogen und ihren interkontinentalen Verkehr mit Düsenmaschinen nach Frankfurt verlegt, denn die Rhein-Main- Metropole verfügt über längere Startbahnen. Allerdings spielt auch die Randlage Hamburgs für diese Entscheidung eine Rolle. Frankfurt besitzt ein größeres Einzugsgebiet und entwickelt sich mehr und mehr zu dem zentralen Flughafen der Bundesrepublik, während den anderen Flughäfen eher Zubringerdienste zukommen. Die verlängerte Startbahn I kann im Oktober 1960 dem Verkehr übergeben werden. Eine Einigung mit Garstedt über den Ausbau der zweiten Bahn läßt auf sich warten. Garstedt wird dabei von der schleswig-holsteinischen Landesregierung unterstützt, die das Projekt Kaltenkirchen favorisiert. Als Gegenleistung für die Erweiterung verpflichtet sich Hamburg, Garstedt in das Hamburger U-Bahn-Netz einzubeziehen und dort einen Bahnhof zu errichten sowie die geplante Startbahn für eine wichtige Verbindungsstraße zu untertunneln. 1964 können endlieh die Arbeiten zur Verlängerung der Bahn II beendet werden. Das Flughafengelände hat sich damit erneut beträchtlich erweitert ? 500 Hektar ist die Fläche jetzt groß. In der nächsten Folge: Aufstieg und Fall eines Projekts: Kaltenkirchen

06.08.1981: Mit ihrem fünf Wochen alten Säugling im Arm stürzte die junge Bäuerin aus dem Haus und schrie aus Leibeskräften: "Raus hier, alle raus, unser Haus brennt!" In Sekundenschnelle hatte sich gestern im Norderstedter Ortsteil Garstedt das Feuer durch das reetgedeckte Dach gefressen und innerhalb einer Viertelstunde das etwa 300 Jahre alte Anwesen des Landwirts Ewald Lüdemann eingeäschert. Etwa zehn Minuten nach Ausbruch des Feuers im Wohn- und Wirtschaftsgebäude an der Stra- ße Buckhorn schlugen die Flammen auf ein weiteres strohgedecktes Fachwerkhaus des Hofes überundvernichtetenesebenfalls. Die Freiwilligen Feuerwehren von Norderstedt hatten Schwierigkeiten mit der Löschwasserversorgung, konnten allerdings das Altenteilerhaus retten. Die Flammen fanden in der eingelagerten Heuernte und den alten Holzbalken reiche Nahrung, so daß aus dem Hauptgebäude wegen der starken Hitze-Entwicklung nichts gerettet werden konnte. Im Stallgebäude verbrannten einige Ferkel, während die meisten Zuchtschweine noch nach draußen getrieben werden konnten. Altbauer Heinrich Lüdemann und sein Sohn Ewald, an den er erst vor kurzem den landwirtschaftlichen Betrieb übertragen hatte, mußten hilflos mit ansehen, wie das einst so prächtige Gebäude, das kürzlich erst erneuert worden war, eingeäschert wurde. Die Kripo Norderstedt schätzt den Schaden auf rund eine Milion Mark. Die Brandursache ist ungeklärt

25.08.1981: Eine wenig glaubhafte Geschichte hat ein 1 ljähriger Türke jetzt der Polizei in Norderstedt erzählt. Angeblich stieg Tincay Olor in der Millionenstadt Istanbul zu einem Unbekannten ins Auto, um in das nächste anatolische Dorf mitzufahren. Das ?nächste Dorf' und Ziel dieser merkwürdigen Reise war dann plötzlich Hamburg. Zehn Tage soll der Junge durch die Stadt geirrt sein, ehe ihn ein Ehepaar in der U-Bahn in Garstedt aufgriff und der Poüzei übergab. Die Beamten, denen der aufgeweckte Tincay seine abenteuerüchen Reiseerlebnisse schilderte, glauben ihm kein Wort. Eine Vermißtenanzeige Uegt nicht vor. Die Po- Uzei in Norderstedt schaltete inzwischen die türkische Botschaft ein, die der Sache in Istanbul nachgehen soll.

04.09.1981: Die Stadt Norderstedt (Kreis Segeberg) hat die Grundsteinlegung für ihr neues Rathaus gefeiert. Wo heute zwischen Garstedt und Friedrichsgabe erst wenige Wohnblöcke und Reihenhäuser stehen, sollen die Norderstedter Anfang der 90er Jahre ihr politisches und kulturelles Zentrum vorfinden. Das Rathaus kostet rund 42 Millionen Mark.

08.12.1981: Die ersten Fahrgaste tauften sie respektlos "Holzhackerbahn", weil die zweiachsigen Akku-Triebwagen auf Weichen und in Kurven heftig rüttelten. Dennoch sicherte sich die Alsternordbahn (ANB) schon bald nach ihrer Eröffnung am 9. Mai 1953 viele tausend tägliche Stammkunden zwischen Ochsenzoll und Ulzburg-Süd. Ohne diesen ersten Bahnbau in Deutschland nach dem Zweiten Weltkrieg hätte es keine Verkehrserschließung im Norden Hamburgs gegeben. Norderstedt, heute fünftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins mit 65 000 Einwohnern, verdankt sein gesundes Wachstum nicht zuletzt dieser Bahn. Die Akku-Wagen erwiesen sich als Fehlkonstruktion. Versuchsweise ersetzte man die starren Achsen durch Drehgestelle. Aber auch das änderte nichts am unwirtschaftlichen Akku-Antrieb. Nach jeweils 60 KUometern Fahrt waren die schweren Batterien leer. Schließlich wurden die Wagen verschrottet und durch Dieseltriebwagen ersetzt, die immer noch auf der 10,2 Kilometer langen Strecke zwischen Garstedt und Ulzburg-Süd verkehren. Die Alsternordbahn, seit kurzem ein Betriebszweig der Altona-Kaltenkirchen-Neumünster-Eisenbahn (AKN), hat ziemlich konstant etwa 1,4 Millionen Fahrgaste im Jahr. Die 28jährige Geschichte dieser Bahn, vor allem die Vorgeschichte des Bahnbaus, erzählt Hans-Jürgen Kielmann, Sohn eines ANB- Mitarbeiters der ersten Stunde, in seinem Buch "Die Alsternordbahn - Idee und Wirklichkeit". Auf 100 Seiten zeigt er mehr als 80 Fotos, diverse Originalvorlagen, Fahrzeugzeichnungen, Fahrpläne und Skizzen. Das Buch kostet 26,80 Mark und wird nach Einzahlung des Betrages auf das Postscheckkonto Hamburg 1184 44-205 mit Angabe des Titels verschickt. hn

1982

03.02.1982: Hamburgs Großsiedlungen Mümmelmannsberg, Osdorfer Born und Steüshoop brauchen Schnellbahnanschluß. Zu diesem Ergebnis kommt ein Untersuchungsbericht zum Ausbau des Schneübahnnetzes. Wie Bausenator Volker Lange erläuterte, prüfte eine Arbeitsgruppe aus Mitarbeitern der Bau- und Wirtschaftsbehörde sowie des HW insgesamt 30 U- und S-Bahn- Varianten. Davon rückten zehn Strecken in die engere Bewertung. Nach Fertigstellung der Harburger S-Bahn bis Neugraben (1984) und der Niendorfer U-Bahn (1985/86) hat Hamburg 203 Kilometer elektrische Schnellbahnstrecken. Frühestens 1983 soüen die Vorarbeiten für die Drei-Küometer- Verlängerung Merkenstraße - Mümmelmannsberg beginnen. Bauzeit etwa fünf Jahre, Kosten 240 Millionen Mark. Nach Betriebseröffnung haben knapp 700000 von 1,6 Millionen Hamburgern im "engeren Einzugsbereich" - so der Untersuchungsbericht - eine Schnellbahnhaltestelle. Nach Angaben Langes könnten Ende dieses Jahrzehnts die Vorplanungen für eine weitere U-Bahn-Strecke beginnen: von Barmbek über Steüshoop nach Bramfeld. Auf dieser Strecke sei mit etwa 80 000 Fahrgästen je Tag zu rechnen. Diese Linie habe die größte Priorität, weil sie der Bevölkerung den größten Nutzen im Verhältnis zu den Aufwendungen bringe. Die Arbeitsgruppe empfiehlt ferner den Bau der Haltestelle Johnsallee unter der Rothenbaumchaussee. Kosten: etwa 30 Milüonen Mark. Die Fahrzeit nach Garstedt würde sich nach Fertigstellung um drei Minuten verlängern. Alle anderen Planungen nach Lump/ Osdorfer Born, Lokstedt über Hoheluftchaussee, Winterhude/City Nord und Rahlstedt sind zur Zeit reine Zukunftsmusik. Bautermine gibt es auch nicht Alle künftigen Entscheidungen will der Senat in Zusammenarbeit mit den Bezirksversammlungen treffen. Falls Fuhlsbüttel anstelle des seit Jahrzehnten projektierten Großflughafens Kaltenkirchen Norddeutschlands zentrales Luftkreuz bleibt, will der Senat schon bald klären, ob der Flughafen U-Bahn- Anschluß von der Sengelmannstraße erhält. Ein solches Vorhaben erscheint der Arbeitsgruppe nur sinnvoll mit einer neuen U-Bahnstrecke durch Winterhude, Uhlenhorst und St Georg zum Hauptbahnhof Nord

12.05.1982: Fluglärm, Norderstedt verklagt HH: Nach dem Scheitern des Flughafenprojektes Kaltenkirchen wül die Stadt Norderstedt nun den Nachbarn Hamburg wegen des Fluglärms von Fuhlsbüttel verklagen. Mit einer Klage, die gestern am späten Abend von der CDU-Mehrheit der Norderstedter Stadtvertretung gegen die Stimmen von SPD und FDP beschlossen wurde, wül Norderstedt per Gerichtsentscheid den Flugbetrieb auf der Startbahn II erheblich einschränken. Norderstedt beruft sich auf einen 1962 zwischen Hamburg und der früheren Gemeinde Garstedt (heute Stadtteil von Norderstedt) geschlossenen Vertrag über die Verlängerung der Startbahn II auf Norderstedter Gebiet hinaus. Dieser Vertrag sei nur deshalb gebilligt worden, weil ein Ersatzflughafen gebaut werden sollte. Nach dem Verzicht auf Kaltenkirchen sei, so die Norderstedter Auffassung, die Rechtsgrundlage entfallen. Norderstedt will erreichen, daß über die Startbahn II nur noch Starts und Landungen für interkontinentale Flüge abgewickelt werden sollen

13.05.1982: HH erfüllte die Verträge: Die Hamburger Wirtschaftsbehörde hat den Vorwurf der Stadt Norderstedt zurückgewiesen, sie habe mit der früheren Gemeinde Garstedt geschlossene Verträge über die Verlängerung der Startbahn II des Flughafens Fuhlsbüttel nicht erfüUt. Wie ein Sprecher der Behörde erklärte, sei in dem Vertrag von einem Flughafen Kaltenkirchen namentlich keine Rede gewesen. Die Hansestadt Hamburg habe im Vertragstext deutllch zum Ausdruck gebracht, daß der Flughafen Fuhlsbüttel "unbeschadet der Frage eines künftigen zusätzlichen Großflughafens an anderer Stelle für die Bedürfnisse der nahen Zukunft erhalten werden muß". Norderstedt hatte den Vertrag nur gebilligt, weil ein Ersatzflughafen gebaut werden sollte. Nun will die Stadt Norderstedt - wie berichtet - die Hansestadt wegen des Fluglärms von Fuhlsbüttel verklagen. Die Behörde: "Die Klageandrohung Norderstedts ist nicht geeignet, die gutnachbar- üchen Beziehungen zwischen beiden Städten zu fördern."

15.05.1982: Die Beschwerden über zuviel Lärm am Hamburger Flughafen sind auch 1981 zurückgegangen. Das geht aus dem Jahresbericht über Fluglärmschutz hervor, den Umweltsenator Wolfeang Curilla vorlegte. Mußte der Lärmschutzbeauftragte Heinz Klemeyer (Telefon 508 348/349) vor zehn Jahren noch 953 Beschwerden entgegennehmen, so waren es 1980 noch 274 und 1981 nur noch 235. Davon kamen 61 Anrufe aus dem Bereich Garstedt, 49 aus Niendorf, 38 aus Langenhorn und 9 aus Alsterdorf. Als Gründe für den Rückgang der Beschwerden nannte Curilla - den von der Stadt finanziell geforderten Einbau von Schallschutzfenstern in flughafennahen Wohngebieten, - ein verstärktes Nachtflugverbot, - Verringerung der nächtiichen Probeläufe auf der Flugwerft, - erhöhte Landegebühren für laute Maschinen und ., ? die Heraufsetzung der Mindesthohe zum Verlassen vorgeschriebener Abflugrouten von 900 auf 1500 Meter. Die Abnahme des Fluglärms sei auch auf das allmähüche Ausscheiden älterer Flugzeuge zurückzuführen. Dazu gehören Typen wie die vierstrahüge Boeing 707 und die DC 8, die vorwiefend noch von Chartergesellschaften für lange trecken verwendet werden. Diese Maschinen müssen, gegenüber moderneren und leiseren Großraumflugzeugen wie Airbus, Jumbo oder DC 10 bis zu 17,5 Prozent mehr Landegebühren (pro Tonne maximales Startgewicht) bezahlen. Ab 1987 dürfen die lauten Maschinen überhaupt nicht mehr fliegen. Dies sieht eine EG-Richtllnie vor, die 1981 auf Initiative Hamburgs in Kraft getreten ist. Daß der Fluglärm rund um Fuhlsbüttel dennoch ein Problem bleiben wird, verkennt auch Umweltsenator Curilla nicht: "Wir können den Flughafen nicht verlegen, nachdem uns Schleswig-Holstein diese Mögllchkeit verweigert hat."

28.05.1982: Zum erstenmal in ihrer Geschichte bekommt die 1970 aus vier Gemeinden gebüdete Stadt Norderstedt einen neuen Bürgermeister: Dr. Volker Schmidt (40) aus Berlin löst am 1. Juni Bürgermeister Horst Embacher (64) ab, der in den Ruhestand geht. Schmidt übernimmt eine Kommune, die sich in der Amtszeit von Embacher zur fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins mit 66 000 Einwohnern und zu einem bedeutenden Wirtschaftszentrum mit 23 000 Arbeitsplätzen entwickelt hat. Als Embacher 1970 zum Norderstedter Bürgermeister gewählt wurde, war er bereits elf Jahre lang Verwaltungschef in der bis dahin selbständigen Gemeinde Garstedt gewesen. In seiner Amtszeit setzte Embacher sich besonders stark für den Schulbau ein, ließ große Industrie- und Gewerbegebiete aufbauen und förderte den Wohnungsbau. Embacher sorgte für die Verlängerung der U-Bahn-Linie I von Ochsenzoll bis Garstedt und den Bau von Norderstedts größtem Einkaufszentrum, dem Herold-Center. In den letzten Jahren vor seinem Ausscheiden aus dem Dienst verfolgte Embacher zielstrebig Pläne für ein neues Stadtzentrum mit 3000 Wohnungen und 6000 Arbeitsplätzen im Dienstleistungsbereich. Dort werden auch ein neues Rathaus, ein BUdungsund Kulturzentrum sowie Dienstgebäude für die Stadtwerke, die Pollzei, das Amtsgericht, das Finanz- und Arbeitsamt entstehen. Große Verdienste erwarb sich Embacher auf dem Gebiet internationaler Städtepartnerschaften. Mit der Stadt Maromme in Frankreich, deren Ehrenbürger Embacher ist, verschwisterte sich schon die frühere Gemeinde Garstedt. Es folgten Partnerschaften mit Oadby and Wigston in England und Zwündrecht in den Niederlanden. Seinem Nachfolger Dr. Volker Schmidt - wie Embacher SPD-Mitglled gab er nur einen Ratschlag, den er selbst befolgte: "Der Bürgermeister muß für jeden Bürger dasein. Parteipoütisches Denken darf keine Rolle spielen."

14.06.1982: Abschied mit Luftaufnahme: Zum Abschiedsempfang des langjährigen Norderstedter Bürgermeisters Horst Embacher am Sonnabend ün Festsaal am Falkenberg kam Jörg Rommerskirchen, Aufsichtsratsvorsitzender der Flughafen Hamburg GmbH und Senatsdirektor der Wirtschaftsbehörde, mit einem hintersinnigen Geschenk: Er überreichte dem scheidenden Verwaltungschef ün Auftrag des Senats und der Flughafengesellschaft eme großformatige farbige Luftaufnahme des Flughafens, auf der die umstrittene Startbahn II und die dünne Bebauung in dem angrenzenden Gebiet des Norderstedter Ortsteüs Garstedt zu erkennen sind. Mit diesem Geschenk spielte Rommerskirchen darauf an, daß Embachers langjährige Tätigkeit als Bürgermeister eng verknüpft war mit der Entwickung des Fuhlsbütteler Flughafens. Vor 20 Jahren hatte er als Bürgermeister von Garstedt den Vertrag über die Verlängerung der Startbahn H auf Garstedter Gebiet unterzeichnet und dadurch unter anderem den Anschluß semer Gemeinde an das U-Bahn-Netz durchgesetzt Gegen Ende semer Amtszeit allerdings hatte Embacher, der seit 1972 auch stellvertretender Vorsitzender der Fluglärmschutzkommission für den Flughafen war, wiederholt angekündigt, Norderstedt werde Hamburg wegen Verletzung des Flughafenvertrages verklagen. Embacher meint näm- Uch, daß Garstedt damals den Vertrag nur ün Hinbllck auf den geplanten Bau des Flughafens Kaltenkirchen geschlossen habe und daß Hamburg die Startbahn II heute stärker benutze, als ausgemacht war. Dadurch entstünden für die Norderstedter Anwohner unerträg- Uche Lärmbelästigungen. Rommerskirchen hingegen vertrat die Ansicht des Senats zu diesem Thema: Hamburg hat sich stets korrekt an die Vertragsbedingungen gehalten.

28.08.1982: Die Bauarbeiten für die erste Teilstrecke der Hamburger U-Bahn begannen 1906. Am 1. März 1912 wurde der Abschnitt Barmbek-Rathausmarkt eröffnet, im Mai folgte der Abschnitt Barmbek-Kelllnghusenstraße-St. Paull. Am 29. 6. 1912 war der ganze Ring in Betrieb. Bis Kriegsausbruch 1914 wurden die Zweigstrecken nach Hellkamp, Ohlsdorf und Rothenburgsort befahrbar. 1929 wurde Kelünghusenstraße-Stephansfreunden die Freude an ihrem gepflegten Rasen verdirbt. platz und 1931 Stephanspia tz-Jungfernstieg eröffnet. Nach dem Zweiten Weltkrieg begann der U-Bahn-Bau wieder: 1960 bis Meßberg, über Steinstraße bis Hauptbahnhof-Süd und die Station Kiwittsmoor. Dann weiter: bis Wartenau, 1962 bis Wandsbek-Markt, 1963 bis Wandsbek-Gartenstadt. 1966 wurde der Eimsbüttler Zweig bis Hagenbecks Tierpark befahren. Dann begann der Bau der BUlstedter Strecke, die abschnittweise bis 1970 fertig wurde. Im selben Jahr wurde auch Ochsenzoll-Garstedt zweigleisig eröffnet. 1973 folgte Hauptbahnhof-Nord-Gänsemarkt-Schlump. Letzte Baufertigstellung bei der U-Bahn: 1975 die Haltestelle Sengelmannstraße

01.09.1982: Norderstedts neuer Bürgermeister Dr. Volker Schmidt und sein Hamburger Kollege Klaus von Dohnanyi haben am Dienstag Fragen besprochen, die beide Städte angehen. Dazu gehört auch die Verlängerung der U-Bahn-Linie U 1 über Garstedt hinaus bis Norderstedt Mitte. Seine Haltung zu diesem Plan erläuterte von Dohnanyi auch in einem Brief an den Norderstedter Stadt-Chef. Bei den "planerischen Überlegungen", so heißt es da, unterstütze Hamburg die Vergabe eines Gutachterauftrags. Einen solchen Auftrag würde die Hansestadt auch "finanziell mittragen". Prinzipiell sei Hamburg für eine U-Bahn- Verlängerung, jedoch nur, wenn "weder Bau noch Betrieb einer U-Bahn künftig den Hamburger Haushalt belasten". Im Klartext bedeutet das: Schleswig-Holstein müßte den U-Bahn-Bau allein finanzieren und später auch die Betriebskosten der neuen Strecke mit Zahlungen an den HW übernehmen. Auf gleicher Basis sollte die S-Bahn-Verlängerung von Pinneberg nach Elmshorn reallsiert werden. Kiel weigerte sich jedoch, die hohen Baukosten allein zu tragen. Deshalb Uegt das Projekt heute auf Eis. Im Fall Norderstedt würde die U-Bahn- Verlängerung bis Norderstedt Mitte bedeuten, daß die Alsternordbahn (ANB) stülgelegt werden müßte, well sie nicht mehr genug Fahrgäste hätte. Busse würden die verbleibende Rest-Strecke der ANB wirtschaftlicher bedienen

1983

24.01.1983: Die geplante U-Bahn-Verlängerung von Garstedt nach Norderstedt-Mitte kann bereits bis 1987 fertig sein. Diese Ansicht vertrat der Parlamentarische Staatssekretär im Bundesverkehrsministerium Dieter Schulte. Bei einem Gespräch, zu dem die Stadt Norderstedt eingeladen hatte, sagte Schulte, der Bund sei bereit, 24 Müüonen Mark der geplanten Bausumme von 35 Millionen für die zweigleisige, vier KUometer lange Strecke im Rahmen des Personennahverkehrsprogrammes zu bezahlen. Voraussetzung sei allerdings, daß von der Stadt Norderstedt, dem Land Schleswig-Holstein und der Hansestadt Hamburg bis zum voraussichtüchen Baubeginn 1984 alle Planungsschwierigkeiten beseitigt werden könnten.

26.07.1983: Der Flughafen poliert sein angeknackstes Image auf: Hamburgs Stern soll im Cockpit der internationalen Luftverkehrsmaschinen bald wieder heller strahlen. Er war immer tiefer gesunken, je höher die Bäume auf den Niendorfer Friedhöfen in den Himmel wuchsen. Denn sie ragten in die Anflugschneise zur Start- und Landebahn I des Flughafens Fuhlsbüttel. Wegen der damit verbundenen Behinderungen gab der PUoten-Weltverband IFALPA - wie berichtet dem Flughafen Hamburg in diesem Jahr zum drittenmal die Note "sehr mangelhaft". Aber am 16. August wird die Start- und Landebahn I wegen Bauarbeiten gesperrt, wenn sie nach fünf Wochen wieder eröffnet wird, hat Hamburg sich bei den Piloten ein besseres Zeugnis verdient Das kritisieren die Piloten: ? Wegen der hoch aufragenden Bäume wurde die Landebahn in Niendorf um 1100 auf 2100 Meter ver- - Diese Kürzung wurde als Provisorium .". jMsJeiehnet dauerte aber jahrelang, well die Stadt sich m# der Wen, dorfer Kircheriictit einigen konnte, wie viele Bäume gefällt beziehungsweise gekappt werden mußten. ? Solange das "Provisorium" dauerte, gab es auf der Landebahn auch nur eine provisorische Anflugbefeuerung - an ein Instrumentenlandesystem (ILS), welches funkgesteuerte Landungen auch bei Nebel ermöglicht hätte, war dort gar nicht zu denken. AU das beeinträchtigte nicht die Sicherheit des Flugverkehrs, machte aber den Püoten Mühe, brachte auch für die Passagiere Verspätungen und Umwege mit sich, belästigte die Umwelt und verursachte erhöhte Flugkosten - zum Beispiel, wenn eine Maschine wegen dieser Behinderungen Hamburg nicht anfliegen konnte. Aber im Juni dieses Jahres endllch - da war dat schlechte Zeugnis für den Flughafen Hamburg beim Pilotenverband schon geschrieben - einigte sich Hamburg mit der Kirche über die Bäume. Die Anflugschneise in Niendorf kann jetzt aufgelichtet und die Start- und Landebahn wieder hergestellt werden, fast in der ursprünglichen Länge: Statt 3200 wird sie schlleßllch 2930 Meter messen. Damit können die Püoten gut leben. In den vergangenen Jahren mußten sie mit 2100 Meter Piste auskommen. Und nicht nur die Anflugbefeuerung wird wieder perfekt hergerichtet sondern auch ein Instrumentenlandesystem ist schon bei der Bundesanstalt für Flug- "clje/^. bjpijlTMt Seipe Finanzierung muß allerdings noch mit den Flugge?ee&schältien - abgestimmt werden, und so können bis zu seiner Installation noch zwei Jahre vergehen. Viele Hamburger müssen auch ihr Scherflein zur Verbesserung des Flughafenbetriebs beitragen: Während der Bauarbeiten auf der Bahn I muß der ganze Flugbetrieb von dort auf die Start- und Landebahn II zwischen Garstedt und Alsterdorf umgeleitet werden. Die Anwohner müssen solange mit erhöhter Lärmbelästigung rechnen - rund 900 Starts und Landungen mehr pro Woche. hk

05.11.1983: Kiel und Hamburg einigten sich weiter darauf, daß Norderstedt langfristig an das U-Bahn-Netz angeschlossen werden soll. Im Gespräch ist eine Streckenverlängerung über Garstedt hinaus. Das würde zwangsläufig zur Stillegung der Alsternordbahn führen. Hamburg verlangt jedoch von Kiel, daß Schleswig-Holstein die Baukosten übernimmt und Betriebszuschüsse an den HW leistet.

1984

21.01.1984: Norderstedts Klage gegen Fluglärm fast aussichtslos: Der Stadt Norderstedt, die Hamburg wegen der vom Flughafen Fuhlsbüttel ausgehenden Lärmbelästigung verklagt hat, droht eine juristische Bruchlandung. In einer Verhandlung vor dem Hamburger Verwaltungsgericht wurde am Freitag deutlich, daß die schleswig-holsteinische Nachbarkommune wenig Aussicht hat eine Einschränkung des Flugbetriebs zu erzwingen. Norderstedt begründet seine schon Ende 1982 eingereichte Klage unter anderem damit, daß Hamburg mit der Vielzahl von Starts und Landungen auf der Fuhlsbütteler Startbahn II (sie führt nach Nordwesten über das Ohmoor Richtung Norderstedt) den 1962 geschlossenen Vertrag verletzte. Aufgrund dieser Vereinbarung durfte die Startbahn 600 Meter über die Landesgrenze hinaus verlängert werden. Die Gemeinde Garstedt - sie ging 1970 in der neuen Stadt Norderstedt auf- erhielt als Gegenleistung Anschluß an das Hamburger U-Bahn-Netz. Einen Anspruch auf Begrenzung des Flugverkehrs in Fuhlsbüttel konnte das Gericht aus dem damaligen Vertrag nicht herauslesen. "Der Text ist blank und leer in diesem Punkt", befand Hubert Schröter, Vorsitzender Richter der Verwaltungsgerichtskammer VIL Beide Vertragsparteien seien seinerzeit vom Bau des Großflughafens Kaltenkirchen und damit von einer späteren Abnahme des Flugbetriebes in Fuhlsbüttel ausgegangen, argumentierte Norderstedts Rechtsanwalt Jürgen Lotz. Aber auch diese Einlassung verfing bei den Richtern nicht. Vorsitzender Schröter: ?Der Bau des Flughafens Kaltenkirchen war 1962 nicht Vertragsbestandteil. Damit sind Sie in diesem Punkt aus der Arena geschla- Uber die auf 3620 Meter verlängerte Bahn H rollten immer mehr Flugzeuge. Nach Angaben der Flughafenleitung waren es im vergangenen Jahr 45 Prozent der insgesamt 93 000 Flugbewegungen. Norderstedt wünscht den Betrieb hier auf zehn Prozent aller Flugbewegungen reduziert. Mehr sollen nur erlaubt sein, wenn Bahn I (Niendorf) repariert wird oder das Wetter es gebietet Außerdem verlangt die Klägerin, die Hansestadt solle dafür sorgen, daß von Bahn II startende Maschinen die geschlossenen Baugebiete von Garstedt nicht mehr überfliegen. Erfahrungsgemäß halten sich etwa fünf Prozent der Flugzeuge nicht an die Vereinbarung. Anwalt Lotz: "Fünf Prozent Abweichung klingt wenig. Aber für die, die den Lärm aushalten müssen, ist das eine Menge." Der Richter: "Hamburg hat sich nach unserem Eindruck bemüht. Aber die Freie und Hansestadt kann die Flugzeuge nicht mit einem Gummiband durch die Luft führen." Zuständig sei vielmehr die Bundesanstalt für Flugsicherung. Norderstedts Vertreter: "Die damals den Vertrag abschlössen, waren vielleicht zu arglos." Das Gericht will seine Entscheidung den Parteien demnächst zustellen. Die lärmgeplagten Zuhörer aus Norderstedt im Gerichtssaal: "Das war nur die erste Runde. "-

24.01.1984: Bonn gefährdet Ausbau der S-Bahn: Hamburg - Die Bundesregierung gefährdet mit einem Kabinettsbeschluß die Planungen für künftige S- Bahnstrecken im Hamburger Raum. Diese Auffassung vertrat Wirtschaftssenator Volker Lange dem Hamburger Abendblatt gegenüber. Er bezog sich damit auf die vom Bundeskabinett verabschiedeten Leitlinien zur Konsolidierung der Bundesbahn. Dem einstimmigen Bonner Beschluß zufolge dürfen neue S-Bahn-Vorhaben die Jahresverluste der Verkehrsunternehmen des Bundes nicht weiter erhöhen. Die Entscheidung des Kabinetts hat der Verband öffentlicher Verkehrsbetriebe (VöV) in Köln, dem mehr als 170 Nahverkehrsunternehmen im Bundesgebiet angeschlossen sind, bereits als "schweren Rückschlag" eingestuft. Die Bonner Zielvorgabe - so der VöV bedeute praktisch "das Ende für den weiteren Ausbau der S-Bahnnetze". Offenbar sei die "Formel vom hohen Stellenwert des öffentllchen Personennahverkehrs nur ein reines Lippenbekenntnis". Auch die Bundesbahn- Hauptverwaltung hat den Bonner Beschluß kritisiert, weü jede neue S- Bahnstrecke betriebswirtschaftüche Folgekosten habe. "Wir sind mit dem Thema noch nicht am Ende", sagte Senator Lange weiter, "demnächst werden wir uns darüber sehr kritisch in der Verkehrsministerkonferenz unterhalten." Bisher sei nämlich Hamburg mit seinem verkehrspolltischen Konzept, den öffent- Uchen Nahverkehr auszubauen, auf dem richtigen Weg gewesen. Im Gegensatz zu fast allen anderen Nahverkehrsbetrieben der Bundesrepublik habe Hamburg 1983 kaum Fahrgastverluste zu verzeichnen gehabt. Lange räumte ein, daß es in Hamburg zwar zur Zeit keine Diskussion über weitere S-Bahnstrecken gäbe, Schleswig-Holstein wünsche jedoch die Verlängerung der Pinneberger Strecke bis Elmshorn. Außerdem - so Lange - habe die CDU den Buxtehudern die Verlängerung der Harburg-Neugrabener Strecke versprochen. Lange: "Dafür sehe ich jedoch in absehbarer Zeit keine reelle Chance." Nach dem Bonner Beschluß sei die Chance noch geringer geworden. Das gelte auch für die seit langem geplante Elektrifizierung der S-Bahnstrecke nach Ahrensburg. Zum weiteren Ausbau des Hamburger Schnellbahnnetzes sagte der Senator, Hamburg habe sich zu Untersuchungen einer U-Bahn- Verlängerung über Garstedt bis Norderstedt-Mitte und einem Ausbau der U-Bahn bis Glinde bereiterklärt. Beide Vorhaben bezeichnete kürzllch der schleswigholsteinische Ministerpräsident Dr. Uwe Barschel als wünschenswert. Bürgermeister Klaus von Dohnanyi macht die Erweiterung des U-Bahnnetzes ins nördllche Nachbarland jedoch davon abhängig, daß die Hansestadt weder mit Baukosten noch mit den betriebswirtschaftllchen Folgekosten belastet wird.

24.05.1984: Hamburger Müll nach Damsdorf: Hamburgs Bürgermeister Klaus von Dohnanyi und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Uwe Barschel haben die Vereinbarungen über gegenseitige Hufe bei der Lösung gemeinsamer Probleme noch nicht unterschrieben, da gibt es schon Proteste im nördllchen Nachbarland. In einem offenen Brief an die beiden Regierungschefs warnen Bürger der Gemeinden Damsdorf (Kreis Segeberg), Tensfeld und Stocksee davor, in den Kiesgruben der Umgebung Hamburger Abfälle zu deponieren. Durch jahrzehntelange Eingriffe in unsere Landschaft sind kaum wiedergutzumachende Schäden verursacht worden , heißt es in dem Schreiben. "Jetzt gibt man vor, diese mit Müllablagerungen größten Stils zu reparieren. Damit werden die ohnehin knappen Trinkwasservorrate vergiftet." Nach Damsdorf sowie zur MüUverbrennungsanlage Tornesch-Ahrenlohe (Kreis Pinneberg) - das sehen die bisherigen Absprachen vor - soll Hamburg künftig einen Tell seines Hausmülls und ähnliche AbfäUe bringen dürfen. Auch bei der Beseitigung des schadstoffbelasteten Hamburger Hafenschllcks zeigt Kiel Entgegenkommen. Gegenwärtig wird in Schleswig-Holstein nach Ablagerungsmöglichkeiten gesucht. Neben den Entsorgungsproblemen büden Verkehrsfragen den Schwerpunkt der seit Herbst vergangenen Jahres ausgehandelten Paketlösung, die morgen unterzeichnet werden soll. Dabei geht es unter anderem um: - den Bau einer vierspurigen Schnellstra- ße zwischen dem Flughafen Fuhlsbüttel und der Autobahn nach Flensburg (A7). An der Verbindung hat Schleswig-Holstein großes Interesse; - die Modernisierung des Flughafens Fuhlsbüttel mit Geldern, die in den nun endgültig abgeschriebenen Bau des Großflughafens Kaltenkirchen gesteckt werden sollten; - die Auflösung des Grundvermögens, das für den Airport Kaltenkirchen zusammengekauft worden war. Auf dem Gelände werden Waldflächen angepflanzt, Moor- und Heideflächen werden renaturiert; - die Verlängerung der U-Bahn über die bisherige Endstation Garstedt hinaus um etwa fünf Kilometer bis Norderstedt-Mitte. Die Alsternordbahn wird dann eingestellt; - die Beschleunigung des über Hamburg führenden Fernbahnverkehrs. Nach schleswig-holsteinischer Ansicht könnten in den Fahrplänen zehn Minuten gewonnen werden. Dazu müßte das Schienennetz wohl vom Güterverkehr entlastet werden; - die südllche Güterumgehungsbahn, die in allen Hamburger Parteien Widersacher hat. Hamburg soü sich bei der Bundesbahn für die Linie einsetzen. rup

19.06.1984: U3 soll verlängert werden: Den ersten Rammschlag für die letzte Schnellbahnstrecke, die Hamburg in diesem Jahrhundert baut wül Bausenator Eugen Wagner morgen am Steinfurther Diek in Kirchsteinbek auslösen: Eine Verlängerung der Linie U 3 von der heutigen Endstation Merkenstraße zur Großsiedlung Mümmelmannsberg. Bis 1990 soll die etwa drei KUometer lange Strecke fertig sein. Baukosten: 270 Millionen Mark. Der Schnellbahnanschluß von Mümmelmannsberg heute hat die Siedlung annähernd 20 000 Bewohner - ist seit zwei Jahrzehnten geplant.Ursprüngllch war vorgesehen, die neue Strecke in BUlstedt abzweigen zu lassen. Das wäre jedoch teurer geworden und hätte starke Eingriffe in private Grundstücke erforderllch gemacht Auch die Grünanlagen an der Glinder Au hätten geopfert werden müssen. Die neuen Pläne sehen eine Zwischenhaltestelle an der Steinfurther AUee vor. Im Bereich dieser Station leben 8500 Menschen. Hier sollen auch die Zubringerbusse aus GUnde halten. Die gesamte Strecke wird unterirdisch verlaufen, jedoch m offener Baugrube angelegt. Komplizierteste Bauwerke sind die Untertunnelung der Südllchen Autobahnumgehung und des Steinfurther Diek, einer Verbreiterung der Glinder Au. Die Endhaltestelle Mümmelmannsberg Uegt unter der Kandinskyallee in Höhe des Havighorster Redders. Auf der neuen Strecke sind 16 000 Fahrgäste je Tag und Richtung zu erwarten. In wenigen Wochen, am 5. August wird die Harburger S-Bahn bis Neugraben eröffnet. Im Frühjahr 1985 fahren U-Bahnen der Linie U2 bis Niendorf Markt erst 1990 bis Niendorf Nord. Neue U-Bahnstrecken nach GUnde und zum Flughafen, seit vielen Jahren geplant stehen nicht mehr zur Diskussion. Auch die projektierte U- Bahnlinie Barmbek-Stellshoop-Bramfeld - insgesamt fünf Haltestellen auf 5,5 KUometer - Uegt wegen horrender Kosten auf Eis. Eine Verlängerung der U 1 von Garstedt bis Norderstedt-Mitte müßte von Schleswig-Holstein finanziert werden. Auch die Betriebskosten müßte Kiel übernehmen. Das gleiche gut für eme elektrische S-Bahnstrecke Pinneberg-Elmshorn. Wegen Geldmangels sind beide Projekte "gestorben". Überhaupt nicht mehr gesprochen wird über alte Bundesbahn-Wünsche: Eine S- Bahn-Strecke Altona-Lurup sowie elektrifizierte Strekken nach Ahrensburg und Buxtehude. hn.

27.07.1984: Ganz geräuschlos geht es nicht: Heute morgen schllefen hunderttausend Hamburger länger als gestern. Denn keine donnernden Flugzeug-Aggregate rissen sie wenige Minuten nach sechs Uhr aus dem Schlummer. Dafür schreckten startende Riesenvögel die Bürger von Garstedt hoch. Der Lärm des Jet-Zeitalters hat sich also nordwärts verlagert. Jenseits der Stadtgrenzen, heißt es in der Wirtschaftsbehörde, würden längst nicht so viele Menschen wie in Hamburg belästigt. Mag sein. Vergleiche mit Quantitäten helfen indes den Garstedtern überhaupt nicht. Denn sie müssen jetzt wieder ertragen, was ihnen dreieinhalb Monate lang erspart blieb: die Startbahn II. Die renovierte Lärmpiste ist sicher- Uch ein Ärgernis. Man hat sie zwar mit geräuschdämpfendem Asphalt Übergossen. Und immer leisere Maschinen rollen zum Start. Aber abschaffen kann man die Piste nicht. Sie soll sogar, wenn die Prognosen stimmen, in den nächsten Jahren noch öfter benutzt werden. Fuhlsbüttel erwartet jährllch drei Prozent mehr Passagiere. Nach Jahren rückläufigen Flugbetriebs waren die Zahlen im Sommer 1983 erstmals wieder gestiegen. Sie signäüsierten ökonomischen Aufschwung. Der Luftverkehr ist nämllch wie ein Seismograph: in den Wolken zeichnen sich wirtschaftllche Trends früher ab als in Fabrikhallen. Eine alte Erkenntnis. Der Aufwärtstrend stürzt Fuhlsbüttel nicht ins Baufieber. Kluge Planung hat in aller Stille bereits für ausreichende Kapazitäten gesorgt, als Po- Utiker aller Parteien Kaltenkirchen zum künftigen Luftkreuz Norddeutschlands hochjubelten. Kaltenkirchen ist längst "gestorben". Deshalb gerät in Fuhlsbüttel jedoch niemand in Panik - der Flughafen ist ausreichend bis weit ins 21. Jahrhundert. Die Hamburger und auch die Garstedter werden mit beiden Startbahnen leben müssen. Eme bittere Gewißheit für viele Bürger, die unter dem Krach leiden. Natürllch ist ein verkehrsreicher Flughafen zwischen Wohnvierteln alles andere als ideal. Aber es gibt leider keine Alternative, wenn Hamburg lebensfähig bleiben soll.

27.07.1984: Die Leistungsfähigkeit des Flughafens Fuhlsbüttel reicht für die nächsten Jahre vöUig aus, obgleich weiterhin mit einem stetigen Verkehrszuwachs zu rechnen ist. Das sagte Flughafendirektor Dr. Uwe Christiansen in einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt. Fuhlsbüttel hatte im vergangenen Jahr insgesamt 4 288 462 Fluggäste. Knapp 77 Prozent davon reisten mit Linienmaschinen, der Rest mit Charterflugzeugen. Von den etwa 100 000 jährllchen Flugbewegungen (Starts und Landungen) entfallen 60 bis 70 Prozent auf den gewerbllchen Verkehr, der Rest auf private Kleinflugzeuge. "Mit unseren Prognosen aus den sechziger Jahren haben wir uns geirrt", sagte Christiansen, "wir waren den Aufwärtstrend gewohnt. Von Jahr zu Jahr hatten wir steigende Passagierzahlen. Aber dann kamen plötzlich die Jahre 1981 und 1982 mit stagnierenden und rückläufigen Zahlen." Auch das erste Halbjahr 1983 war enttäuschend. Die Wende kam dann im Sommer letzten Jahres. Christiansen: "Ursache des neuen Aufschwungs waren gesamtwirtschaftüche Veränderungen. Beim Luftverkehr werden sie immer früher deutllch als bei der übrigen Wirtschaftsentwicklung. Das erste Halbjahr 1984 setzte diesen Trend fort. Der Aufschwung war sogar wesentlich stärker, als wir erwartet hatten." Die Zahl der Fluggäste in den ersten sechs Monaten dieses Jahres lag um 5,1 Prozent über der des Vorjahres. Bei der Luftfracht wurde sogar ein Zuwachs von 14,3 Prozent verbucht. 45 991 Starts und Landungen in Fuhlsbüttel entsprachen einem Plus von 1,7 Prozent. Diesen Aufwärtstrend erlebten auch die anderen deutschen Flughäfen, zum Tell sogar stärker als Hamburg. Düsseldorf beispielsweise - mehr als sieben Millionen Fluggäste jährlich - hatte im ersten Halbjahr 1984 einen Passagierzuwachs von 7,4 Prozent, beim Luftfrachtumschlag sogar 29,6 Prozent. Daß Hamburgs Aufschwung nicht ebenso erfreulich ausgefallen ist, lastet der Flughafenchef der Randlage der Hansestadt an. In Düsseldorf ist auch jeder zweite Kunde Charterpassagier. In Hamburg nur jeder vierte bis fünfte Fluggast. Und wie sehen die nächsten Jahre aus? Christiansen: "In der Branche rechnet man mit einem jährüchen Passagierzuwachs von fünf Prozent. Für Fuhlsbüttel erwarte ich bis 1995 jähriich etwa drei Prozent mehr Passagiere. Das kann in einem Jahr etwas mehr, im anderen etwas weniger sein. Wir befinden uns jetzt in einer Phase gesicherten Verkehrszuwachses." Deshalb gäbe es für Fuhlsbüttel jedoch "keine Ausbauhektik". Daran ändere auch das endgültige Aus für Kaltenkirchen nichts. In absehbarer Zeit müsse allerdings einiges für eine verbesserte Abfertigung des Auslandsverkehrs getan werden. An Plänen werde gegenwärtig gearbeitet. Die gestrige Freigabe der Startbahn II - so Dr. Christiansen - bedeute für Fuhlsbüttel, daß sich der Flughafen jetzt in "bestem technischen Zustand" befinde. Wie vor der dreieinhalbmonatigen Reparatur der Startbahn werden ab sofort wieder die meisten Flugzeuge über das Ohemoor starten und über Langenhorn landen. Für die Bewohner der Stadtteile Niendorf, Lokstedt und Groß Borstel heißt das: Die ersten "Prokuristenbomber" morgens ab 6 Uhr reißen sie nicht mehr aus dem Schlummer. Dafür wird es in Garstedt um diese Zeit etwas lauter. Dort sind jedoch weit weniger Bürger vom Fluglärm betroffen als in den dicht bewohnten Hamburger Stadtvierteln.

27.08.1984: Norderstedt hat 14 Jahre nach seiner Gründung endlich ein Rathaus. Hunderte von Bürgern nahmen am Sonnabend offiziell von dem neuen 53-Millionen-Mark- Projekt in Norderstedt-Mitte Besitz. Der rotbraune Backsteinbau, vier Stockwerke hoch, bietet Platz für 500 Bedienstete. Die fünftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins wurde bisher von vier Rathäusern (Friedrichsgabe, Garstedt, Glashütte und Harksheide) verwaltet.

1985

04.03.1985: HVV will schneller warnen: Drei U-Bahnzüge fielen am Sonnabend mittag von 11.53 bis 12.03 Uhr auf der Linie U 1 zwischen Ochsenzoll und Garstedt aus. Ursache war eine Weichenstörung. Die Fahrgäste beklagten sich, daß sie nicht über Lautsprecher informiert wurden. Die Hochbahn: Die Störung habe ja nur zehn Minuten gedauert. Ab sofort sollen ihre Kunden jedoch auch bei sehr kurzen Pannen informiert werden.

01.06.1985: Die Beschwerden über Fluglärm sind 1984 in Hamburg sprunghaft angestiegen. Das geht aus dem Jahresbericht 1984 zum Fluglärmschutz hervor, den Umweltsenator Wolfgang Cu- .rilla am Freitag vorlegte, Hatten sich 1983 noch 238 Bürger beschwert, so waren es 1984 schon 389. Vor allem Flughafen-Anwohner aus Niendorf und Langenhorn, die von Starts und Landungen auf der Bahn I betroffen waren, wählten die Nummer 508 23 48/49 und sprachen mit dem zur Ümweltbehörde gehörenden Lärmschutzbeauftragten. Einen Grund für die Beschwerden sieht Curüla in der Sperrung der in Richtung Garstedt führenden Startbahn II von Mitte April bis Ende Juli 1984. Die Startbahn I mußte in dieser Zeit entsprechend mehr Flugzeuge verkraften. Trotz der vielen Beschwerden, so Curilla, habe sich die Lärmentwicklung im Bereich des Flughafens Fuhlsbüttel kaum ver- ändert. Leichte Verbesserungen gab es im Raum Hasloh, Garstedt und Quickborn- Heide, aber auch im Bereich der Luftwerft, well es dort weniger- Probeläufe für Flugzeugmotoren gab. Der Antell der "lauten" Maschinen (B 720, DC 9/20, DC ging 1984 von 6,9 auf sechs Prozent zurück (laute Maschinen müssen in Hamburg neuerdings bis zu 31 Prozent mehr Landegebühren zahlen als leise). Die Zahl der Starts und Landungen nahm dagegen um etwa vier Prozent auf 96 011 zu. Senator Curilla versprach, sich für eine Verlängerung des seit 1982 laufenden Programms zur Finanzierung von Schallschutzmaßnahmen an Wohnhäusern einzusetzen. Die Antragsfrist des jetzigen 20- MUlionen-Mark-Programms endet am 31. Dezember dieses Jahres. Bürger, die innerhalb bestimmter Lärmschutzzonen wohnen, können sich rund 75 Prozent der Kosten für Schallschutzfenster vom Staat wiederholen. Nähere Auskünfte ertellen der Lärmschutzbeauftragte beim Flughafen oder die Bezirksämter Nord, Eimsbüttel und Wandsbek

06.07.1985: Mit Siebenmeilenstiefeln durchschreiten wir die Landkarte. Kaum haben wir vor Friedrichsgabe den Kreis Pinneberg verlassen, kommen wir in den Kreis Segeberg. Im Tangstedter Forst sind wir im westlichen Zipfel des Kreises Stormarn und schon vor der Segeberger Chaussee hat Hamburg uns wieder. Der Ortsname Friedrichsgabe, der uns heute so geläufig ist, ist eine originelle Wortschöpfung aus der Gabe des Königs Friedrich VI. von Dänemark. Seine Gabe war, außer dem Namen, der Grund und Boden und 30 Jahre Steuerfreiheit für eine Armenkolonie an dieser Stelle. Eigentlicher Schöpfer und Motor der bäuerlichen Ansiedlung von Bürgern, die in den napoleonischen Kriegen verarmt waren, war jedoch der königliche Kaufmann und Industrielle Lawaetz aus Altona. Er gründete 1821 die Kolonie und verpfändete sein ganzes Vermögen für ihren Aufbau. Die Kolonisten hatten es nicht leicht in der wasserarmen "Wüste" von Harksheide, die nicht einmal genug Gras für die Kühe hervorbrachte. Von den Siedlungshäusern, die an der heutigen Quickborner Straße standen und die nicht gerade von der solidesten Bauart waren, ist heute keins mehr erhalten. Heute gehört Friedrichsgabe zu Norderstedt, der jungen Stadt am Rande Hamburgs, die 1970 aus den Gemeinden Garstedt, Harksheide, Glashütte und Friedrichsgabe entstand. Aus dem künstlichen und zunächst heftig befehdeten Zweckbündnis scheint sich langsam ein Norderstedter Gemeinsinn zu entwickeln. Im vergangenen Jahr, als das zentrale Rathaus - ein 58-Millionen- Bau - eingeweiht wurde, ist man damit einen großen Schritt weitergekommen. Aus Kieler Sicht ist Norderstedt tiefer Süden, und man staunt nicht schlecht, daß sich hier mit 66 000 Einwohnern die fünftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins entwickelt hat.

08.11.1985: Die Hamburger U- Bahnlinie 1 soll nach einem Grundsatzbeschluß der Stadtvertretung von Norderstedt über die jetzige Endstation Garstedt hinaus bis in das neue Norderstedter Stadtzentrum verlängert werden. Hamburgs Bürgermeister Klaus von Dohnanyi und Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Dr. Uwe Barschel hatten sich schon vor zwei Jahren in einer Rahmenvereinbarung grundsätzlich auf einen Ausbau der U-Bahn bis Norderstedt-Mitte geeinigt. Dort sollen einmal etwa 12 000 Menschen wohnen und 6000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Die Norderstedter Stadtvertretung gab der U-Bahn jetzt den Vorrang vor der ebenfalls diskutierten Tieferlegung der Alster-Nord-Bahn (ANB) zwischen Garstedt und Norderstedt-Mitte. Eine endgültige Entscheidung will sich die CDU-Mehrheitsfraktion im Norderstedter Rathaus jedoch noch vorbehalten, bis die finanzielle Seite des 140-MUlionen- Projektes abschließend geklärt ist. Hamburg hatte schon 1983 in der Vereinbarung mit Schleswig-Holstein darauf hingewiesen, daß die Hansestadt die Investitionskosten und Defizite der U-Bahn in Norderstedt nicht mitfinanzieren werde

1986

19.09.1986: Hamburger Polizeibeamte, die nachts in den Zügen von U- und S- Bahn als Begleitschutz mitfahren, sollen die Fahrgäste bis zu den Endstationen auf schleswig-holsteinischem Gebiet begleiten. Dafür tritt die Norderstedter CDU ein. Nach Ansicht der CDU ist es unsinnig, daß Polizeibeamte auf der Linie U 1 die U-Bahn in Ochsenzoll, eine Haltestelle vor der Endstation Garstedt, verlassen und dort auf dem Bahnsteig warten, bis der nächste Zug aus Garstedt wieder nach Hamburg fährt. Statt dessen könnten die uniformierten Polizeibeamten bis Garstedt weiterfahren und dort umsteigen.

1987

19.01.1987: Mit dem Ausbau der U-Bahnlinie 1 von der Endstation Garstedt nach Norderstedt-Mitte kann voraussichtlich schon im nächsten Jahr begonnen werden. Nach einem Vertragsabschluß zwischen Norderstedt und Hamburg kann das Tiefbauamt der Hansestadt jetzt mit der Vorbereitung des 126-Millionen-Projektes beginnen.

25.03.1987: Der Gaggenau-Omnibus der "Kaiserlichen Reichspost" begann am 31 . Januar 1907 mit dem ersten Hamburger Bus-Linienverkehr. Er befuhr einen Rundkurs vom Hühnerposten über Hellbrook, Bramfeld Sasel, Bergstedt, Wohldorf, Duvenstedt nach Tangstedt und zurück über Glashütte, ' Ochsenzoll, Garstedt, Schneisen, Niendorf, Lokstedt zum Hühnerposten Als man am 1. Januar 1907 in Hamburg die Kraftfahrzeuge zählte, kam man auf ganze 471 Stück, davon waren 190 Motorräder und rund 50 Lastwagen. So kann man sich vorstellen, daß ein Auto zu jener Zeit auch auf Hamburgs Stra- ßen eine kleine Sensation war. Vor diesem Hintergrund wurde die erste Omnibus-Linie in Hamburg eingerichtet. Verantwortlich für diesen "Automobilkurs" zeichnete die "Kaiserliche Post", vertreten durch die Oberpostdirektion Hamburg. So verwundert auch nicht der Abfahrtspunkt der Omnibusse am Hauptpostamt am Hühnerposten. Von hier aus ging es östüch der Alster über Hellbrook, Bramfeld, Grüner Jäger, Sasel, Bergstedt, Wohldorf, Duvenstedt, Wulksfelde nach Tangstedt und zurück über Glashütte, Ochsenzoll, Garstedt, Schneisen, Niendorf, Lokstedt. Es handelte sich also um einen Rundkurs, der gleichzeitig auch in entgegengesetzter Richtung befahren wurde. Für den Verkehr wurden vier Omnibusse nach Reichspost-Norm der Süddeutschen Automobll-Fabrik in Gaggenau (Baden) beschafft, einer der ältesten deutschen Automobilfabriken, die heute zu Daimler-Benz gehört und in der der UNIMOG gebaut wird. Die Motorleistung der Fahrzeuge betrug etwa 35 bis 40 PS, als maximale Geschwindigkeit sollte "im Interesse der Sicherheit des Publlkums" 20 km/h nicht überschritten werden. Acht Personen fanden im Inneren des Fahrzeugs Platz, zwei weitere konnten - wenn sie sich genügend abgehärtet fühlten - neben dem Fahrer Platz nehmen. Übrigens war der Omnibus nur an den Vorderrädern mit Luftreifen ausgerüstet, "um eine federnde Lagerung des Motors zu gewährleisten". Die Fahrzeit differierte zwischen etwa zwei und vier Stunden für die Strecke Hamburg -Tangstedt und zurück, je nachdem, welcher Weg genommen wurde. Für die Gesamtstrecke betrug der Fahrpreis 1,60 Mark. Neben der Personenbeförderung hatte der Omnibus natürllch die Aufgabe, auch den "Postsachenaustausch" aufderStrekke durchzuführen. Als der erste Bus am 31. Januar 1907 auf den Weg ging, las man über den neuen Betrieb in der Presse: "Jeder BU- Ugdenkende wird gern darauf Rücksicht nehmen, daß bei einem so neuartigen Betrieb, der mancherlei Fährüchkeiten in sich schließt, zunächst Erfahrungen gesammelt werden müssen, damit an deren Hand später etwa wünschenswerte Verbesserungen durchgeführt werden können."

19.05.1987: Wer vor 25 Jahren mit der U-Bahn fuhr, brauchte eine andere Fahrkarte als S- Bahnfahrgäste. Hadag-Fähren und VHH- Busse hatten wieder andere Fahrscheine. Umsteigen zwischen Hochbahn und Bundesbahn ging nicht - es sei denn, man zahlte doppelt. Einem Mann haben es die Hamburger zu danken, daß es heute nur noch einen einzigen Fahrschein für alle öffentlichen Verkehrsmittel gibt: Max Mroß, genannt "Vater" des Hamburger Verkehrsverbundes, erfand als Hochbahn-Vorstandsvorsitzender den Kostenverteilungsschlüssel für alle HW-Verkehrsunternehmen. Am 29.November 1965 wurde im Rathaus der HW gegründet. "Das war natürlich keine Liebesheirat", bekannte Mroß Jahre später, ?immerhin sahen die Gesellschafter die Notwendigkeit ein." Dies waren damals die Mitglieder des HW: Hochbahn, Bundesbahn, VHH, AKN, Hadag sowie PVG und Kraftverkehr GmbH. Sofort ging's aufwärts mit dem HW: ? 1966. Alsternordbahn (ANB) und Elmshorn-Barmstedt-Oldesloer Eisenbahn (EBO) treten dem HW bei. Der Verbundraum mißt 50 mal 60 Kilometer und umfaßt 2.4 Millionen Einwohner. - 1967. DerHW-Tarif gilt auf 150 Linien mit 2000 Kilometer Länge und 1850 Haltestellen. Neue U-Bahnstrecken von Berliner Tor bis Horner Rennbahn sowie bis Legienstraße. Und die S-Bahnstrecke Elbgaustraße-Pinneberg. - 1968. Jahrelanger Fahrgastschwund kommt zum Stehen, Folge des Einheitstarifs. Neue Züge für die U-Bahn, Strecke Berliner Tor-Hauptbahnhof Nord eröffnet. Zwischen Bergedorf und Friedrichsruh fahren die letzten Dampfzüge. ? 1969. S-Bahn Bergedorf-Aumühle wird elektrifiziert, die U-Bahn bis Garstedt und bis Billstedt verlängert. Gleichzeitig beginnt die Straßenbahn zu sterben, zuerst die berühmte Linie 18. - 1970. Der HW führt das bargeldlose Jahresabonnement ein. 20 000 Hamburger sind sofort dabei. Eröffnet werden die Strecken Schlump-Gänsemarkt und bis zur Merkenstraße. - 1971. Die U-Bahn verschrottet die letzten Vorkriegswagen. Sie hat nun 854 moderne Fahrzeuge. Und bei der Straßenbahn gibt es nur noch 258 Wagen. ? 1972. Eilbuslinien und Lautsprecherdurchsagen in der U-Bahn werden eingeführt. Erstmals Frauen Busfahrerinnen. ? 1973. Neue U-Bahnstation Jungfernstieg, erster Rammschlag für die Harburger S-Bahn. - 1974. Die S-Bahn bekommt neue Züge. Zugtelefone für die U-Bahn. - 1975. Die Zahl der HW-Abonnenten steigt um 48 000 auf 110 000. Die City-S- Bahn bis Landungsbrücken fertig, U- Bahnstation Sengelmannstraße eröffnet. ? 1976. Die Gemeinde Seevetal wird durch den HW erschlossen, schon 126 000 Abonnenten, die letzten Straßenbahnbeiwagen werden ausgemustert. ? 1977. Die AKN wird mit neuen Triebwagen eine moderne Schnellbahn. Auf P+R-Anlagen gibt es an 43 Schnellbahnstationen schon 6700 Stellplätze. ? 1978. Neue S-Bahnhaltestelle Iserbrook. 300 000 Hamburger nehmen von der letzten Straßenbahnlinie, der 2, Abschied. Ersatz wird Buslinie 102, mit 50 000 Kunden Deutschlands am stärksten belastete Buslinie. - 1979. Die HHA beschafft 35 Gelenkbusse, "Asphaltjumbos" genannt, für Linie 102. Die City-S-Bahn wird durchgehend bis Altona eröffnet. - 1980. Jetzt gibt es schon 170 000 Abonnenten, an fünf Schnellbahnstationen kann man Fahrräder mieten, die ersten Zugfahrerinnen bei der U-Bahn. ? 1981. S-Bahnstrecke Altona-Diebsteich eröffnet, Fahrräder dürfen in Schnellbahnen mitfahren. Der HW hat im ganzen Jahr 450 Millionen Fahrgäste. ? 1982. Die Firma Guve stellt 451 von 1500 gläsernen Fahrgasthäuschen auf. S- Bahn nach Pinneberg zweigleisig. ? 1983. Die Harburger S-Bahn ist zwischen Hauptbahnhof und Harburg fertig. ? 1984. Harburger S-Bahn bis Neugraben, täglich 100 000 Fahrgäste zwischen Hammerbrook und Neugraben. U-Bahnbau zum Mümmelmannsberg beginnt. ? 1985. Die U-Bahn fährt bis Niendorf- Markt. Zwischen Volksdorf und Großhansdorf wird das dreijährige Experiment PUSH (rechnergesteuerte U-Bahnzüge) erfolgreich abgeschlossen. ? 1986. Die Hochbahn bestellt neue U- Bahnzüge. Mehr als 1200 gläserne Wartehäuschen gibt es an Bushaltestellen. Und heute: der HW befördert 1.5 Millionen Kunden - täglich!

14.11.1987: Horst Embacher, 23 Jahre lang Bürgermeister in Garstedt und Norderstedt, ist nach 41jähriger Parteizugehörigkeit aus der SPD ausgetreten - weü die SPD ihn nicht zum Ehrenbürger machen wollte. Embacher sagte, an der SPD habe ihm seit einiger Zeit "einiges nicht gepaßt". Ausschlaggebend für den Parteiaustritt sei aber allein die fehlende Vertrauensbasis. Embacher: "Aus Selbstachtung kann ich dieser Partei nicht länger angehören."

1988

11.02.1988: Streit um Geisterbahnhöfe: Nun bekommt auch die U-Bahn Geisterbahnhöfe: die Haltestellenwärter werden eingespart. Dazu Wirtschaftssenator Wilhelm Rahlfs: "Ich habe die Hochbahn eindringlich zum Sparen ermahnt. Das ist schwierig in einem Betrieb mit 70 Prozent Personalkosten. Ich werde mich in den nächsten Tagen gründlich mit der Problematik beschäftigen." Demgegen- über verurteilt Innensenator Volker Lange schärfstens den Hochbahnbeschluß, in den U-Bahn-Stationen Personal abzubauen: "Sicherlich kann man an anderer Stelle sparen." Von einem "gefährhchen Experiment" spricht der CDU-Abgeordnete Karl-Heinz Ehlers. "Wir brauchen nicht weniger, sondern mehr Sicherheit. Der Aufenthalt auf Bahnsteigen darf abends nicht zum abschreckenden Sicherheitsrisiko werden." Nach dem Beschluß der Hochbahn wird zunächst versuchsweise auf der U 1 zwischen Garstedt und Stephansplatz morgens ab Betriebsbeginn bis 6 Uhr und abends von 22.30 Uhr bis Betriebsschluß kein Haltestellenwärter mehr Dienst tun. Ersatzweise sollen während der genannten Stunden in den ersten Wagen aller Züge Zugbegleiter mitfahren. Eingespart werden damit insgesamt 14 Arbeitsplätze. Vorgesehen ist, daß die Zugbegleiter in jeder Station auf den Bahnsteig gehen, die Wagenschlange beobachten und mit schrülem Signalpfiff den Abfahrauftrag geben, sobald niemand mehr ausoder einsteigt. Nach dem Pfeifen steigen die Zugbegleiter wieder ein, bevor der Zug anfährt. Dafür wird die Türschlußautomatik an der ersten Tür des ersten Wagens ausgeschaltet. Auf Bahnsteigen, die in Kurven Uegen, sollen die Zugbegleiter so weit an der Wagenschlange entlanggehen, bis sie den ganzen Zug übersehen können. Erst dann wird gepfiffen. Mit dieser neuartigen Abfahrpraxis wird die jahrelang bewährte Abfahrtechnik der U-Bahn außer Kraft gesetzt. Bisher signaüsierte der Haltestellenwärter dem Fahrer am Bahnsteigkopf mit dem Lichtbuchstaben ?T" Türen schüeßen und, sobald das geschehen war, mit einem Lichtkreis den eigentlichen Abfahrauftrag. Falls eine plötzllche Gefahrensituation am Zug beim Anfahren entstand, konnte der Haltestellenwärter mit dem Lichtsignal den Fahrer zur Schnellbremsung auffordern. AUe Bahnsteige der U 1 bekommen bis zum 1. April Notruf- und Auskunftsäulen. AUerdings gibt es bei der U-Bahn im Gegensatz zur S-Bahn keine Zentrale Zugaufsicht (ZZA), die über Funk den S-Bahnfahrern den Abfahrauftrag erteüt. Von der ZZA werden während des Stationsaufenthalts der Züge über Fernsehgeräte auch die Bahnsteige überwacht. Da ohnehin schon nach 22 Uhr in allen U- und S- Bahnzügen zur Sicherheit Polizisten mitfahren, wird es in jedem U-Bahnzug künftig zwei Bedienstete geben: einen Pollzisten und einen Zugbegleiter. Die Bahnsteige hingegen sind verwaist und auch nicht über Fernsehgeräte zu beobachten. Abends fahren die U- Bahnzüge zumeist nur alle 20 Minuten. Zugbegleiter hat es bei der U-Bahn bereits von 1912 bis 1955 gegeben. Sie hatten im ersten Wagen neben der Fahrerkabine ihren Platz. In jeder Station stiegen sie aus. Sobald der Mann mit der Kelle den Abfahrbefehl gab, klopfte der Zugbegleiter zweimal kräftig gegen die Scheibe - das Zeichen für den Fahrer, "Gas" zu geben.

12.02.1988: Die SPD-Bürgerschaftsfraktion hat Überlegungen der Hochbahn zurückgewiesen, vom "1. April an auf den Bahnhöfen der U 1 zwischen Garstedt und Stephansplatz morgens und abends kern Personal mehr einzusetzen (das Abendblatt berichtete). Ex- Finanzsenator Horst Gobrecht, Vorsitzender des Innenausschusses, sagte: "Wir fordern Wirtschaftssenator Rahlfs auf, sich eindeutig gegen die Pläne der Hochbahn auszusprechen. Die von Rahlfs geforderten Sparmaßnahmen im Bereich der Hochbahn dürfen nicht auf Kosten des Sicherheitsempfindens der Fahrgäste erfolgen."

26.02.1988: Groß im Schatten Hamburgs: Ein bißchen Luxus kann die Stadt sich leisten. Als vor dem neuen Rathaus in Norderstedt-Mitte die ersten Bäume gepflanzt werden sollten, da brauchten die Stadtväter nicht zu sparen: Statt, wie sonst oft übüch, ein bis anderthalb Meter hohe Schößlinge einzusetzen, ließen sie gleich drei Meter hohe Ahorn-Stämme pflanzen. Der Umwelt zuüebe - und weü's besser aussieht. Kostenpunkt: 100 000 Mark für etwa 100 Bäume. Ein Bericht von MARTIN AX "Wir haben sicher den Vorteü, daß wir uns gelegentüch auch höhere Ansprüche erfüUen können", sagt Bürgermeister Volker Schmidt mit Bück auf die jungen Bäume vor seinem Rathaus-Fenster. Und auf die Frage, ob er Norderstedt eine reiche Stadt nennen würde, antwortet er schlicht: "Im Vergleich mit anderen Städten in Schleswig-Holstein ja." Norderstedt, die künstliche Stadt im Norden Hamburgs, wird in diesem Jahr 18 Jahre alt. Norderstedt wird volljährig, sagen die Norderstedter, und nicht wenig Stolz schwingt darin mit. In 18 Jahren hat die fünftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins eine eigene Identität entwickelt. Und: Norderstedt hat einen wirtschaftllchen Aufschwung erlebt, der sich sehen läßt. Am 1. Januar 1970, als die Gemeinden Garstedt, Glashütte, Harksheide und Friedrichsgabe zu "Norderstedt" zusammengelegt wurden, zählte die Stadt 55 000 Einwohner und 17 000 Arbeitsplätze. Heute smd es 70 000 Einwohner - und 30 000 Arbeitsplätze. Damals, vor 18 Jahren, waren knapp 1600 Betriebe in Norderstedt ansässig - heute sind es etwa 4000. AUem die stadteigene Entwicklungsgeseüschaft Norderstedt hat seit 1977 in drei Gewerbegebieten 90 Firmen mit mehr als 4500 Arbeitsplätzen angesiedelt. Klangvolle Namen sind darunter. In Harksheide zum Beispiel betreibt das Volkswagenwerk sein Ersatzteillager für Norddeutschland; Kaufhof und Otto Versand, C & A und Rewe Leibbrand haben Ausüeferungsläger gebaut, Bran & Lübbe und die Gebrüder Bauermeister stellen Industrieanlagen her. Weniger Arbeitslose, höhere Steuerkraft Kunststoff-Fenster und Heizungen, Medikamente und Desinfektionsmittel, Lacke, Foüen und Parfum-Rohstoffe, Motoren, Kartons, Schokolade und Elektronik kommen inzwischen aus Norderstedt. Nach Arbeitsplätzen gerechnet, ist Norderstedt der größte Chemie-Standort Schleswig-Holsteins. Größter Arbeitgeber der Stadt ist die Wandsbeker Firma Jungheinrich, die in Norderstedt mit 1600 Beschäftigten Gabelstapler baut. Stadt und Bürger profitieren von den Erfolgen bei der Gewerbeansiedlung. Norderstedt hat mit die niedrigste Arbeitslosenquote in Schleswig-Holstein (7,1 Prozent Ende 1987). Das Gewerbesteueraufkommen ist seit 1970 von 1 1,5 Mülionen auf 46 MUüonen Mark im Jahr gestiegen. Und die Steuerkraft pro Einwohner ist mit 1410 Mark (1986) fast doppelt so hoch wie im 30 Kilometer entfernten Neumünster. Die meisten Betriebe kamen aus Hamburg Ein Boom in Jahren schwacher Konjunktur, in denen andere Städte mit Firmenpleiten zu kämpfen haben. Kein Wunder, daß der Erfolg in Norderstedt Neider gefunden hat - und daß er in Hamburg für Unruhe gesorgt hat. Denn 90 Prozent der Betriebe, die seit 1970 nach Norderstedt eingewandert smd, kamen aus Hamburg. Jüngstes Beispiel ist die Firma Utax Organisations-Systeme. Die deutsche Niederlassung eines Schweizer Unternehmens vertreibt Computer-Anlagen, Büromaschinen und Autozubehör: 200 Mitarbeiter, 100 MüUonen Mark Umsatz, Verwaltung in Winterhude, Lager in Altona. Bisher jedenfalls. Denn vor zwei Monaten suchte das Unternehmen ein Grundstück für ein eigenes Gebäude, das Büros, Lager und Werkstatt vereinen soll. Geschäftsführer Hermann Kreß sprach mit Behörden in Hamburg und Schleswig-Holstein. Ergebnis: "In Norderstedt hatte ich nach 14 Tagen ein komplettes Angebot auf dem Tisch, mit aüe Gebühren und Kosten. Hamburg hat mir bis heute kein passendes Grundstück angeboten." Also wird die Firma Utax in diesem Jahr nicht in Hamburg bauen, sondern in Norderstedt, kaum 1000 Meter hinter der Landesgrenze. Als Vorteüe nennt Hermann Kreß die Nähe zum Flughafen, günstige Grundstückspreise - und Steuervorteüe durch die Zonenrandförderung. Sein Fazit: "Vielleicht ist Hamburg auch ein bißchen zu langsam gewesen ..." FäUe wie dieser haben nicht selten für Polemik zwischen Hamburg und Norderstedt gesorgt. Norderstedt wirbt unsere Firmen ab, riefen die einen; Hamburg hat selber Schuld, sagten die anderen; Hamburg vergrault die Unternehmen mit seiner wirtschaftsfeindüchen Polltik. In Norderstedt sieht man diesen Streit inzwischen nüchterner. Johannes Schumacher, seit zehn Jahren Geschäftsführer der Entwicklungsgesellschaft Norderstedt, faßt zusammen, warum Unternehmen nach Norderstedt kommen: "Sie kommen, weil sie hier fast in Hamburg sind. Weil sie eine Hamburger Telefonnummer haben und weü sie .Hamburg-Norderstedt' in ihren Briefkopf schreiben können. Und wir haben nur einen wirküchen Vorteü", fügt Schumacher hinzu: "Wir haben Platz. Und den hat Hamburg nicht." Fazite: Der Wirtschaftsaufschwung in Norderstedt zeigt im Grunde, wie attraktiv die Metropole Hamburg immer noch ist. Oder: Hamburg und sein Umland sind ein Wirtschaftsraum, den die Gemeinden gemeinsam, nicht gegeneinander entwickeln müssen. Zwischen Hamburg und Norderstedt scheinen die Zeichen für eine bessere Zusammenarbeit gut zu stehen. Die lange umstrittene U-Bahn- Verlängerung nach Norderstedt ist jetzt perfekt. Auch beim Straßenbau deuten sich Kompromisse an.

06.04.1988: Auf der U-Bahnstrekke 1 (Garstedt bis Stephansplatz) sind von 22.30 bis 1.30 Uhr und von 4.05 bis 5.30 Uhr keine Haltestellenwärter mehr im Einsatz. Während dieses Zeitraumes sitzen in den U-Bahnen Zugbegleiter, die die Züge auf den Bahnhöfen abfertigen. Wie erst jetzt bekannt wurde, gut diese Regelung bereits seit 1. April. Jens Wrage, Sprecher der Hamburger Hochbahn: "Dadurch werden 14 Haltestellenwärter weniger benötigt." Kostenersparnis pro Jahr: 750 000 Mark.

29.04.1988: Im Getprttch: Krehnttleatunner, Hamburger Abendblatt, 12. April Sehr geehrte Redaktion, in den damaligen Verhandlungen um die Startbahn II auf Garstedter Gebiet empfahl der Garstedter Bürgermeister Horst Embacher, ab 1970 dann Bürgermeister von Norderstedt, seinen Hamburger Kollegen, den Krohnstiegtunnel gleich vierspurig auszubauen. Das vor 1965! Da das den hohen Herren vom Hamburger Senat mit erwarteten 30 Millionen Mark zu teuer war, muß man heute die Quälerei durch das Nadelöhr auf sich nehmen. Ganz abgesehen von den heutigen Kosten, die wohl bei 120 Millionen Uegen werden, bleibt der Tunnel immer ein Nadelöhr, wenn nicht die Zu- und Abfahrtstraßen ebenfalls vierspurig trassiert sind.

14.10.1988: Meldungen von damals: Am 15. Oktober wird der erste Spatenstich zum Straßenbahn- Bau zwischen Ochsenzoll und Meeschensee am Denkmal in Friedrichsgabe durch den Landrat des Kreises Pinneberg vorgenommen werden. Fast parallel zur Ukburger Landstraße wird die elektrische Schnellbahn über Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe nach Meeschensee führen. Die Arbeiten sollen in ca. zwei Jahren beendet sein. Etwa 30 000 Menschen, von denen viele ihre Arbeitsstätte in Hamburg haben und auf die überfüllten Omnibusse angewiesen sind, werden die neue Verbindung dankbar begrüßen, d.

14.10.1988: Zugegeben - einige Leser des Hamburger Abendblattes bekommen mehr für ihr Geld. AUerdings nur, wenn sie nicht in der Hansestadt leben: Es sind unsere Kunden in und um Ahrensburg, Norderstedt, Pinneberg und Harburg. Sie finden jeden Tag die Zeitung in der Zeitung, nämhch eine der vier Regionalbeilagen des Abendblattes. Redaktionell "gemacht" werden die nicht in Hamburg, sondern dort, wo ihre Themen Uegen. Ihre gemeinsame Auflage hat inzwischen die Marke von 70 000 überschritten. Die Gründung der "Ahrensburger Zeitung", der "Norderstedter Zeitung", der "Pinneberger Zeitung" und der "Harburger Rundschau" ist das Ergebnis eines DUemmas. Hunderttausende zogen aus der Stadt Und das sah so aus: 1964 erreichte Hamburg mit 1 857 431 Menschen seinen Gipfel der Bevölkerungszahl; von da an ging's nur noch bergab. Tausende, ja Hunderttausende kehrten der Großstadt den Rücken und wanderten ins Umland ab, wo sie schneller und günstiger zu Wohnung oder Häuschen zu kommen hofften. In den Jahren von 1967 bis 1978 zogen im Durchschnitt alle zwölf Monate 12 480 Menschen aus Hamburg in die sechs Umland-Kreisgebiete. Und die Entwicklung ist keineswegs gestoppt: Einer Prognose des Senats zufolge wird Hamburg bis zur Jahrtausendwende Jahr für Jahr um etwa 8500 Bürger schrumpfen und anno 2000 nur noch 1,45 Millionen Einwohner aufweisen. AUem an sein Umland dürfte Hammonia bis dahin weitere 50 000 Menschen "abgegeben" haben. Auf die bloße Hoffnung, Abendblatt-Abonnenten, die eines Tages ihre Zelte in Reilingen oder Buchholz aufschlagen, würden dort ihrer gewohnten Tageslektüre treu bleiben, war nicht zu bauen. Mag auch der Abgewanderte das üppige Angebot der Großstadtzeitung schätzen - ohne zusätzliche Informationen aus seinem neuen Wohn-Umfeld kommt er nicht aus. Bescheiden genug begann es. Vom 10. April 1969 an erschien die "Norderstedter Zeitung"; zunächst nur einmal wöchentlich. Da stand noch nicht einmal fest, daß die neue Stadt Schleswig- Holsteins, geschaffen aus dem Zusammenschluß der Gemeinden Garstedt, Glashütte, Harksheide und Friedrichsgabe, Norderstedt heißen würde. Unterdessen hat sie sich gemausert: Die mit 70 000 Einwohnern fünftgrößte Stadt unseres Nachbarlandes, zweithöchster Motorisierungsgrad der Bundesrepubllk (nach Rüsselsheim), gut als wirtschaftliche Perle Schleswig-Holsteins. Stetig stieg die Auflage Die "Norderstedter Zeitung" zog mit; seit dem 2. Aprü 1984 erscheint sie an jedem Werktag und steigerte ihre Auflage stetig Jahr um Jahr. Die am 29. Oktober 1949 gegründete "Ahrensburger Zeitung" gesellte sich am 1. Juli 1970 zum Axel Springer Verlag. Seit dem 1. Oktober 1982 Uegt sie jeder Hamburger- Abendblatt-Ausgabe in Stormarn bei. 1971 wurde die "Pinneberger Zeitung" aus der Taufe gehoben, die seit dem 17. Oktober 1977 an jedem Werktag herauskommt. Schlleßllch machte die "Harburger Rundschau" am 13. Juni 1973 das Kleeblatt komplett; zunächst kam sie zweimal wöchentüch auf den Markt, bis der Beschluß zur Umstellung auf werktägüches Erscheinen fiel: vom 18. Aprü 1983 an. Mehr als eine Million Menschen Welche Bedeutung den Verbreitungsgebieten dieser vier Abendblatt- Töchter zukommt, das erhellt nicht nur die Gesamtbevölkerungszahl von mehr als einer Milüon. Im Raum Harburg ist mit großen Teüen der Hafenwirtschaft, mit Erdölraffinerien, mit Phoenix, Phüips-Valvo, Mercedes, Beiersdorf, Unüever, MBB und Dow Chemical vieles vertreten, was im Big Business Rang und Namen hat. Dazu gehören aber auch Europas größtes geschlossenes Obstanbaugebiet, das Alte Land, und große Teüe der Naherholungs-Landschaft Lüneburger Heide. Die Ahrensburger und Stormarner Freizeit-Qua- ütäten sind kaum weniger beachtüch, aber auch dort stehen potente Unternehmen für durchweg gesunde wirtschaftüche Verhältnisse: die Großdruckerei der Axel Springer Verlag AG, die B. A.T.- Zigarettenfabriken, Minolta, Dichtungstechnik Bruss und die Hako-Werke. Im Kreis Pinneberg der übrigens Helgoland mitverwaltet - leben etwa 260 000 Menschen oder zehn Prozent der schleswig-holsteinischen Gesamtbevölkerung. Mit der Stadt Pinneberg, Rellingen, Wedel, Uetersen, Elmshorn, Barmstedt, Quickborn, Halstenbek und Tornesch ist dieser Bereich stark urbanisiert und hat gleichwohl ein Prunkstück der "grünen Industrie" vorzuweisen: Europas größtes geschlossenes Baumschulen-Gebiet. Großbetriebe wie AEG, das Fernmeldezeugamt, die Feldmühle AG (Papier), die Nordmark-Werke (Pharma) und KöUn (Lebensmittel) stellen weitere Stützpfeiler wirtschaftlicher Soüdität. Über Standleitung nach Hamburg In den Redaktionsfilialen Harburg, Pinneberg, Norderstedt und Ahrensburg smd heute 28 Journallsten und fünf Sekretärinnen angestellt; eine sieben- bis neunköpfige Mannschaft je Außenredaktion. Sie verfügen über unabhängige Textund Satzcomputer und Fotolabors. Das erlaubt es ihnen, Nachrichten und Berichte nicht "nur" zu schreiben und dann der Hamburger Zentrale die Weiterverarbeitung (das Herstellen der Zeitungsseiten) zu überlassen. Vielmehr produziert jede Redaktionsfillale auf elektronischem Wege ihre komplette Zeitung und sendet sie über Standleitung nach Hamburg. Nur Layouts und Fotos werden noch von Kurieren transportiert.

1989

02.02.1989: Eine Stadt kämpft gegen den Fluglärm: Vor dem Oberverwaltungsgericht in Hamburg geht der von Norderstedt wegen des Fluglärms angestrengte Flughafenprozeß in die zweite Runde. In der Berufungsverhandlung will Norderstedt eine Reduzierung des Flugbetriebs auf der nach Norderstedt hineinreichenden Startbahn II des Flughafens Fuhlsbüttel erreichen. In erster Instanz hatte Norderstedt die Klage im Februar 1985 verloren. In der Berufungsverhandlung, die am 13. Februar beginnt, läßt Norderstedt sich von dem bekannten Münchener Anwalt Dr. Hans-Christian Kopf vertreten, der sich auf Flughafenprozesse spezialisiert hat. Der Anwalt benannte als Zeugen erstmals den ehemaligen Norderstedter Bürgermeister Horst Embacher, der Anfang der 60er Jahre Verhandlungen mit Hamburg über den Ausbau des Flughafens Fuhlsbüttel auf das Gebiet der früheren Gemeinde Garstedt geführt hatte. In erster Instanz war Embacher nicht als Zeuge gehört worden. Norderstedt beruft sich in der Flughafenklage auf die 1962 mit Hamburg getroffene Flughafenvereinbarung, nach der Hamburg die Startbahn II auf Garstedter Gebiet verlängern durfte. Diese Vereinbarung sei jedoch nur unter der Voraussetzung geschlossen worden, daß Hamburg bei Kaltenkirchen einen neuen Flughafen bauen werde. Der Ausbau der Startbahn II sei nur als Übergangslösung gedacht gewesen, argumentierte Alt- Bürgermeister Embacher immer wieder. Daß die Bahn II inzwischen die wichtigste Startbahn in Fuhlsbüttel sei, widerspreche der Vereinbarung von 1962. In erster Instanz hatte das Hamburger Verwaltungsgericht die Klage Norderstedts gegen die Freie und Hansestadt Hamburg abgewiesen. Aus diesem Abkommen könne Norderstedt keine Rechte auf eine Einschränkung des Flugbetriebs herleiten, hieß es 1985 in der Urteilsbegründung.

21.03.1989: Das Aus für den Flughafebn Fuhlsbüttel? Mehr als drei Jahre nach dem Urteil im Flughafenprozeß ging der Streit zwischen Hamburg und der schleswig-holsteinischen Nachbarstadt Norderstedt gestern in die zweite Runde. Mit der Berufungsverhandlung vor dem Oberverwaltungsgericht in Hamburg will Norderstedt eine gerechtere Verteilung der Starts erreichen. Zur Zeit werden über die nach Norderstedt hineinreichende Bahn II etwa 70 Prozent aller Fuhlsbütteler Starts abgewickelt. Die schleswig-holsteinische Nachbarstadt fühlt sich dadurch erheblich belastet. Nach dem Willen Norderstedts soll der Hamburger Flughafen künftig alle Starts gleichmäßig über die Bahnen I (Niendorf) und II verteilen. Norderstedt beruft sich in der Klage auf die 1962 zwischen Hamburg und der damaligen Gemeinde Garstedt geschlossene Flughafenvereinbarung. Die Gemeinde habe damals der Verlängerung der Startbahn II auf das nach Garstedt hineinreichende Gebiet nur im Hinblick auf den Bau des Großflughafens Kaltenkirchen zugestimmt, so argumentierte der von Norderstedt beauftragte Anwalt Jürgen Lotz. Nachdem das Großprojekt jedoch gescheitert war, habe Hamburg in "eklatanter Weise vertraglich zugesicherte Sorgfaltsund Abstimmungspflichten verletzt", so Lotz. Der Flugverkehr auf der Bahn II sei ständig erweitert worden, ohne die Betroffenen zu hören. Die Hamburger Seite indes bestreitet energisch, daß der Flughafenvertrag ohne das Kaltenkirchener Projekt gar nicht zustande gekommen wäre. Zudem ginge es hier nicht um die Verlagerung des Fluglärms von Hamburg nach Garstedt, sondern um die Frage, in welcher Richtung am wenigsten Anwohner gestört würden. Hamburg werde sich keinesfalls auf eine Reduzierung der Starts auf der Bahn II einlassen. Das Hamburger Oberverwaltungsgericht muß jetzt zunächst prüfen, ob es überhaupt zuständig ist. Nachdem die Richter gestern selbst Bedenken äußerten, beantragte der Norderstedter Anwalt, das Bundesverwaltungsgericht möge nun den Sachverhalt überprüfen und gegebenenfalls ein zuständiges Verwaltungsgericht benennen. Sollten die Richter in ihrem Urteil die Nichtzuständigkeit des Oberverwaltungsgerichts bejahen, müßte der Prozeß nochmals in erster Instanz aufgerollt werden. Die Folgen für Hamburg könnten dabei gravierend sein. Denn dann will Norderstedts Anwalt auch den Planfeststellungsbeschluß und die Betriebsgenehmigung für Fuhlsbüttel anfechten. Für das Kerngebiet des Flughafens habe es nämlich nie ein Planfeststellungsverfahren gegeben, so Lotz. Und das könnte im schlimmsten Fall bedeuten, daß Fuhlsbüttel wenigstens zeitweise stillgelegt wird.

16.10.1989: Morgen ist es soweit: Von 8 bis 15 Uhr steht jeder zweite Bus der Hamburger Hochbahn AG (HHA) still, drei U-Bahnlinien verkehren überwiegend im 20-Minuten Takt. 150 000 Fahrgäste werden betroffen sein. Droht Hamburg ein Verkehrschaos, wie von HHA-Justitiar Dr. Ulf Lange jüngst befürchtet wurde? Der Grund für den eingeschränkten U-Bahn und Bus- Verkehr ist die Betriebsversammlung der Hochbahner, die von 10 bis 14 Uhr im CCH stattfindet und an der möglichst viele der 5600 Beschäftigten teilnehmen sollen. Es geht um ein geplantes Rationalisierungs-Programm. Im Gespräch sind Einsparungen bis zu 90 Millionen Mark und rund 1430 Arbeitsplätze. Darüber wollen der neue Betriebsratsvorsitzende Dieter Wilckens und Horst Matthiessen, Bezirkschef der Gewerkschaft Öffentliche Dienste, Transport und Verkehr, informieren. HHA-Aufsichtsratsvorsitzender und Wirtschaftssenator Wilhelm Rahlfs (FDP) und SPD-Fraktionsvorsitzender Günter Eiste werden nicht sprechen; beide lehnten die Einladung des Betriebsrates ab. Für die Fahrgäste der Hamburger Hochbahn bedeutet die Betriebsversammlung: längere Wartezeiten an den Haltestellen und schlechterer Service. Im einzelnen müssen die Busund Bahn-Benutzer mit folgenden Unannehmlichkeiten rechnen: ? Bei Bussen mit Taktzeichen unter zehn Minuten verdoppeln sich die Ab stän de - Busse mit Taktzeiten von mehr als zehn Minuten fahren nur noch alle halbe Stunde. - Die Bahnlinien U 1 (Garstedt bis Ohlstedt/Großhansdorf) und U2 (Niendorf Markt bis Wandsbek-Gartenstadt) verkehren im 20-Minutenstatt im Fünf-Minuten-Rhythmus. ? Die U 3 wird auf dem Abschnitt Barmbek bis St. Pauli ebenfalls nur im 20-Minuten-Takt fahren. ? Auf dem Abschnitt der U 3 von St. Pauli zur Merkenstraße sind die Bahnen im Zehn-Minuten-Takt unterwegs. Auf diese Regelung einigten sich Betriebsrat und HHA-Vorstand nach zwei langwierigen Gerichtsverhandlungen. Der Betriebsrat hatte die Betriebsversammlung zunächst auf den 3. Oktober anberaumt; der Vorstand "protestierte" mit einer einstweiligen Verfügung. Und so ist die Versammlung heute.

1990

04.01.1990: Der Hamburger Verkehrsverbund (HW) befragt vom 8. bis 12. Januar die Fahrgäste in den AKN-Zügen der Linie A 2 zwischen Ulzburg-Süd und Garstedt nach dem Reiseweg, der benutzten Fahrkartenart und dem Reisezweck. Die Erkenntnisse aus der Umfrage sollen dazu dienen, das Verkehrsangebot besser an die Bedürfnisse der Kunden anzupassen.

28.11.1990: Insofern sind sich die Planer auch darüber einig, daß weitere Schnellbahnlinien die Innenstadt nicht zu durchqueren brauchen. Überhaupt sind zur Zeit keine neuen U- oder S-Bahn-Strecken im Gespräch, nachdem kürzlich die Verlängerung der U 3 bis Mümmelmannsberg eröffnet wurde. Im Norden folgt im März 1991 nach zehnjährigem Bau die Verlängerung der U 2 von Niendorf-Markt bis Niendorf-Nord. An der Neugrabener S-Bahn- Strecke ist der Haltepunkt Bostelbek beschlossene Sache. Mitte der neunziger Jahre soll die U 1 von Garstedt bis Norderstedt-Mitte um etwa 1500 Meter erweitert werden. An der künftigen Endstation wird man am U-Bahnsteig ohne Stufen zu steigen in die Wagen der Alsternord-Bahn umsteigen können. Über eine Flughafenbahn ist noch immer nichts Konkretes bekannt. Viele Hamburger werden bedauern, daß Hamburgs Schnellbahnen in naher Zukunft nicht mehr ausgebaut werden. Dazu muß man jedoch wissen, daß neue Linien - und es kann sich aus Umweltgründen nur noch um Tunnelstrecken handeln wegen der vehementen Einsprüche umweltbewußter Bürgerinitiativen - praktisch nicht mehr bezahlbar sind. Jeder Kilometer Tunnelbau schlägt zur Zeit mit mehr als 100 Millionen Mark zu Buch. Unabhängig davon würden sich durch weitere Schnellbahnstrecken zwangsläufig die laufenden Kosten erhöhen - Personal, neue Züge, Strom für Bahnen, Beleuchtung sowie Reinigung sind fixe Ausgaben, die ständig steigen. Der HW kann aber nur ausgeben, was er verdient - es sei denn, Vater Staat legt bei jedem Fahrgast noch mehr Geld drauf als heute. Schon jetzt zahlt jeder Fahrgast im Durchschnitt nur 61 Prozent seines Fahrpreises. Die übrigen 39 Prozent schie- ßen Hamburg und der Bund aus dem Steuersäckel zu. Das waren 1989 fast 400 Millionen Mark. Nur kostenechte Tarife könnten dem Staat diesen Zwangsobolus ersparen. Aber solche Tarife sind keinem Fahrgast zuzumuten

28.11.1990: Ein Vierteljahrhundert "lebt" er nun, der HW, und Jahr für Jahr konnte er für den öffentlichen Nahverkehr im Großraum Hamburg Erfolge verbuchen - neue Strecken und ', Bahnhöfe, neue Bahnen und Busse, tarifliche Sonderangebote und immer mehr Dienst am Kunden. Hier die wichtigsten Ereignisse: 1965: Die ersten Gesellschafter bei der HW-Gründung sind Hochbahn, Bundesbahn, VHH, HADAG-Fähren und Hamburg-Blankenese-Este-Linie. 1966: Am 30. 10. wird die U-Bahn Lutterothstraße - Hagenbecks Tierpark eröffnet. Der HW-Tarif gut auf 150 Linien mit 2000 Kilometer Länge und 1850 Haltestellen. 1967: Am 2. 1. U-Bahn Berliner Tor -Horner Rennbahn, am 24. 9. bis Legienstraße, am 22. 9. S-Bahn Eibgaustraße -Pinneberg eröffnet. 1968: Am 19. 9. Eröffnung U-Bahn Berllner Tor-Hauptbahnhof Nord, Fahrgastschwund kommt zum Stillstand - HW-Gemeinschaftstarif zeigt positive Wirkung. 1969: Ab 30. 5. elektrische S-Bahn Bergedorf- Aumühle, ab 1. 6. U-Bahn Ochsenzoll-Garstedt sowie Legienstraße-Billstedt. 1970: Am 29. 5. U-Bahn Schlump -Gänsemarkt und U 3 bis Merkenstraße eröffnet, am 28. 5. neue S- Bahn-Station Netteinburg, ab 1.4. bargeldloses Jahresabonnement. 1971: Große Seniorenkarte (bislang nur Sonderangebot) wird in den HW-Tarif aufgenommen. Einstellung der Straßenbahn nach Harburg. 1972: Am 14.2. Eilbusllnien E 62 und E 84 eingeführt, U-Bahn-Station Hauptbahnhof Süd wird umgebaut, erstmals Frauen als Busfahrerinnen. 1973: Am 3. 6. U-Bahn Gänsemarkt -Hauptbahnhof Nord mit neuer Station Jungfernstieg eröffnet, erster Rammschlag für Harburger S-Bahn. 1974: S-Bahn bekommt neue Züge vom Typ ET 472/473 ("Kommißbrot" von den Hamburgern genannt), neues P+R-Haus Langenhorn Markt. 1975: Am 1. 6. City-S-Bahn Hauptbahnhof-Landungsbrücken eröffnet, Schnellbahnknoten Jungfernstieg voll in Funktion, neue U-Bahn- Station Sengelmannstraße ab 28. 9. 1976: Einführung der "Känguruh"- Karte als Vorläufer der CC-Karte, im Schnellbahnbereich schon 78 Prozent aller Fahrscheine am Automaten verkauft. 1977: Neue P+R-Anlagen in Garstedt und Eibgaustraße, Vorortbahn AKN ist moderne Schnellbahn geworden, Alstertouristik (ATG) gegründet, gehört nun nicht mehr zum HW. 1978: Am 18. 5. S-Bahn-Station Iserbrook in Hochlage neu eröffnet, am 1. 10. letzte Straßenbahnlinie 2 eingestellt, 300 000 Hamburger nehmen Abschied. 1979: Hochbahn beschafft die ersten 35 Gelenkbusse ("Asphaltjumbos") für Linie 102, S-Bahn Landungsbrükken -Altona eröffnet, Baubeginn der U-Bahn nach Niendorf. 1980: Jetzt auch Frauen als U-Bahn- Zugfahrerinnen, Projekt Cabinenbahn für City Nord "gestorben", HW hat mehr als 170 000 Abonnenten. 1981: Am 31. 5. S-Bahn Diebsteich -Altona eröffnet, damit Bau der City- S-Bahn abgeschlossen, Mitnahme von Fahrrädern in den Schnellbahnen erlaubt. 1982: Firma Guve stellt die ersten 451 von insgesamt 1500 modernen Fahrgastunterständen auf, S-Bahn Eibgaustraße -Pinneberg zweigleisig. 1983: Am 29. 9. S-Bahn Hauptbahnhof-Harburg Rathaus eröffnet, Buslinie 110 (Airport-Expreß) fährt Ohlsdorf-Flughafen, HW hat 190 000 Abonnenten. 1984: Beginn des U-Bahn-Baus nach Mümmelmannsberg, ab 5. 8. Harburger S-Bahn bis Neugraben, Firma Guve stellt das 1000. Wartehäuschen an Bushaltestellen auf. 1985: Am 2. 6. U-Bahn von Hagenbecks Tierpark bis Niendorf Markt, U-Bahn-Netz jetzt 92,5 km lang mit 82 Stationen, HHA plant neue U-Bahn- Züge. 1986: Neuer Service des HW: Fahrgastbetreuung durch ABM-Kräfte, jetzt stehen 1200 Wartehäuschen an Busstationen. 1987: u-: Bahn feiert 75. Geburtstag, neuer ZOB in Wedel und Eidelstedt, ab 31.5. Bus-Taxi im Linienverkehr und City-Bahn nach Stade. 1988: Neubau der S-Bahn-Station Sternschanze, auf der IVA '88 zeigt HHA ihren ersten neuen U-Bahn-Zug vom Typ DT 4, den modernsten der Welt. 1989: Jubiläum von HW und ADAC: zehn Jahre CC-Karten, Großeinsatz aller Fahrzeuge beim 800. Hafengeburtstag und bei der Sail '89, die ersten von 120 neuen U-Bahn-Wagen in Betrieb. 1990: 20 Jahre HW-Abonnement, P+R-?Flaggschiff ' Harburg mit über 900 Stellplätzen fertig, ab 29. 9. fährt die U 3 bis Mümmelmannsberg. Zusammengestellt von Egbert A. Hoffmannn

1991

31.05.1991: "Grünes Licht" für den Bau der U-Bahn Norderstedt hat die schleswig-holsteinische Landesregierung erteilt. Durch die Verlängerung der Bahn von Garstedt aus wird das Zentrum Norderstedts an das Hamburger Netz angeschlossen. Das Kieler Kabinett beschloß, die ungedeckten Kosten mit dem Kreis Segeberg und der Stadt Norderstedt zu gleichen Teilen zu tragen. Das Projekt kostet 197,7 Millionen Mark. Rund 100 Millionen Mark stammen aus dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz. Aus dem Förderungsfonds Hamburger Randgebiete, der zur Hälfte von der Hansestadt finanziert wird, kommen 40 Millionen Mark.

18.06.1991: Alles redet vom Umsteigen auf öffentliche Verkehrsmittel. Ich habe es getan. Mein Auto habe ich verkauft. Seit dem 1. Mai bin ich Besitzer einer Jahreskarte (Fahrstrecke Quickborner Straße bis Veddel), Bus 194 bzw. AKN -Ul-Jungfernstieg-S3. Jeden Morgen fährt am Jungfernstieg allen Fahrgästen die S 3 vor der Nase weg, (zehn Minuten warten). Abends genau umgekehrt fährt die U 1 weg. Die nächste Bahn fährt nur bis Ochsenzoll, aussteigen, wieder zehn Minuten warten, dann eine Station bis Garstedt. Wenn ich in Garstedt ankomme, ist die AKN gerade abgefahren, zwanzig Minuten warten; am Wochenende vierzig Minuten warten. Ich brauche also für 25 Kilometer eineinhalb Stunden. Bis 1995 soll die U-Bahn Norderstedt-Mitte bis zum Rathaus gebaut werden. Für die Bürger, die weiter entfernt wohnen, bleibt jedoch alles beim alten. Dringlicher wäre es wohl, die AKN zu modernisieren und die Zugfolge zu verkürzen. Kurt Strehmel, Norderstedt

03.08.1991: Mit dem Bau der U- Bahn- Verlängerung von Garstedt bis Norderstedt- Mitte (Kreis Segeberg) wird voraussichtlich Mitte September begonnen. Das erklärte Uwe Thomas vom Kieler Wirtschaftsministerium. .in Norderstedt bei der Übergabe der ersten Bewilligung des Bundes über 2,5 Millionen Mark. Das Projekt kostet 200 Millionen Mark. Bis 1995 sind vom Bund weitere 89,8 Millionen Mark in Aussicht gestellt, 40 Millionen kommen aus dem Förderungsfonds der Hamburger Randkreise. Den Rest tragen die Stadt Norderstedt, der Kreis Segeberg und das Land Schleswig-Holstein.

06.09.1991: Der Bau der 2,7 km langen Ü- Bahnlinie 1 von Garstedt bis Norderstedt-Mitte und der zweigleisige Ausbau der Alsternordbahn bis Ulzburg-Süd sind finanziell endgültig gesichert. Die schleswigholsteinische Landesregierung hat gestern die Zahlung des Restbetrages von 37,3 Millionen Mark aus dem Förderungsfonds für den Nachbarraum um Hamburg garantiert. Der gemeinsame Landesplanungsrat tagt Anfang November. Um den Baubeginn am 9. September nicht zu gefährden, wurde das Geld jetzt bewilligt

1992

30.01.1992: Der Senat gab gestern grünes Licht für die Finanzierung der U-Bahn-Strecke von Garstedt (U 1) bis Norderstedt-Mitte. Den Weg dazu freigemacht hatte die Bereitschaft der Kieler Regierung, die Errichtung von Deponien für Hamburgs Hafenschlick in Schleswig-Holstein durch eine "vergleichende Durchführbarkeitsstudie" prüfen zu lassen. Die Verknüpfung beider Projekte hatten Hamburg und Kiel im November vereinbart. Mit der Bewilligung von vier Millionen Mark Planungsund 36 Millionen Mark Baukosten sei das gemeinsame U- Bahn-Projekt mit Schleswig-Holstein nun gesichert, sagte Senator Thomas Mirow, Chef der Hamburger Senatskanzlei. Insgesamt soll die U-Bahn-Anbindung 200 Millionen Mark kosten

13.01.1992: 20 Millionen Mark bezahlt Hamburg für den Ausbau der U-Bahn-Linie 1 von Garstedt bis Norderstedt-Mitte. Auch Schleswig-Holstein gibt 20 Milanen zu dem. wie bc. ,htet, 200-Millionen-Mark- Projekt hinzu. Den Rest der Kosten trägt der Bund. Die Bauarbeiten sollen bis ins Jahr 1996 dauern - vorausgesetzt, daß kein strenger Winter mehr einen Strich durch die Rechnung macht. Bis jetzt hat die Verkehrsgesellschaft Norderstedt für 100 Millionen Mark Aufträge vergeben oder die Ausschreibungen dafür abgeschlossen. Eine neue U-Bahn-Linie sollte die Straßenzüge Grindelallee, Grindelberg, Hoheluftchaussee und Lokstedter Steindamm entlasten. Das forderte gestern die CDU-Fraktion in der Bezirksversammlung Eimsbüttel. Bereits von Mitte dieses Jahres an soll der Computer "Geofox" des Hamburger Verkehrsverbundes jedem Fahrgast einen individuellen Fahrplan aufstellen können. "Wir wollen .Geofox' in den unterschiedlichen Kundenbüros installieren, so daß sich jeder Kunde selbst informieren kann", sagte Peter Asmus als Sprecher des HW. In den Großrechner kann jede Stra- ße in Hamburg mitsamt Hausnummer eingegeben werden - und .Geofox' spuckt dann die nächste Haltestelle für Bus oder Bahn und die Verkehrsverbindung zum gewünschten Fahrtziel aus. Auf Wunsch soll der persönliche Fahrplan auch zugeschickt werden können, ibe

21.03.1992: Norderstedt rückt näher: Der Bau der U-Bahn-Strecke von Garstedt nach Norderstedt kommt planmäßig voran. Zur Zeit wird das alte Gleis der AKN- Bahn um zehn Meter verlegt. Am 21. April beginnen die Arbeiten für die Verlegung der U-Bahn- Trasse. Mit ihrer Beendigung wird 1996 gerechnet. Volker Hallwachs, Direktor der Verkehrsgesellschaft Norderstedt: "Mit dem Winterfahrplan '96 nehmen wir den Betrieb auf." Bis dahin wird der Verkehr auf dem Ersatzgleis laufen. Mit der Verlängerung der Linie U 1 um 2,8 Kilometer über den Bahnhof Richtweg bis nach Norderstedt-Mitte sollen 70 000 Menschen im Raum Norderstedt besser an das Hamburger Nahverkehrsnetz angebunden werden. Kosten für den gesamten Ausbau: etwa 200 Millionen Mark, davon allein 147 Mark für die U- Bahn. Mit 107 Millionen Mark trägt der Bund die finanzielle Hauptlast, Hamburg steht für 40 Millionen Mark gerade. Den Rest teilen sich das Land Schleswig- Holstein, der Kreis Segeberg und die Stadt Norderstedt. Und so sieht der Verlauf der neuen U-Bahn-Strecke aus: Vom Bahnhof Garstedt geht es im Tunnel bis hinter die Marommer Straße. Von dort fährt die U- Bahn in einem bis zu zwei Meter tiefen Beton-Trog bis zum Nahverkehrsknoten Norderstedt- Mitte unter der Rathausallee. Veränderungen gibt es auch bei den Bahnhöfen: Die Haltestelle Richtweg wird rollstuhlgerecht umgebaut, in Norderstedt-Mitte entsteht ein Neubau, der die U- Bahn an die AKN sowie die Busund Taxilinien anbindet. Verbessert wird auch der Service auf der AKN-Trasse Richtung Henstedt-Ulzburg. In Norderstedt entsteht mit der Haltestelle Schulzentrum-Nord ein neuer Bahnhof, der die Haltestellen Waldstraße und Harckesheyde ersetzen wird. Der Bahnhof Friedrichsgabe wird um 100 Meter verlegt, und der Bahnhof Ülzburg-Süd erhält einen zusätzlichen Mittelbahnsteig

15.07.1992: Der Öffentliche Personennahverkehr (ÖPNV) im schleswig-holsteinischen Randbereich Hamburgs wird ausgebaut. Staatssekretär Peer Steinbrück vom Kieler Verkehrsministerium übergab dazu am Dienstag einen Scheck in Höhe von elf Millionen Mark an die Verkehrsgesellschaft Norderstedt (Kreis Segeberg). Das Geld ist für die Verlängerung der U-Bahn von Garstedt bis Norderstedt-Mitte und den zweigleisigen Ausbau der Alster-Nordbahn bis Ulzburg-Süd bestimmt. Die Gesamtkosten des Projekts: 200 Millionen Mark.

27.07.1992: "So geht es nicht weiter." Die Norderstedter Interessengemeinschaft (IG) für Fluglärmschutz beschwert sich in einem Brief an die Umweltbehörde über unerträgllchen "Lärmterror" in Garstedt. Bereits sieben Minuten nach Mitternacht sei die erste Maschine gestartet. Um 7.08 Uhr sei ein "unnatürlich lauter Donnerbock" über Alt-Garstedt geflogen. Seit Wochen beklagt die Interessengemeinschaft Lärmverstöße. Bislang blieben die Beschwerden unbeantwortet. Vorstandsmitglied Hans Schwarz: "Läßt der Flughafen seinen Lärmschrott über Norderstedt ab?" Die IG fordert eine Untersuchung und Strafverfolgung.

1993

13.10.1993: "Wir arbeiten ständig an einer Verbesserung unseres Bus-Systems", erklärt Joachim Hager, Leiter der Pressesteüe der Hamburger Hochbahn AG (HHA), und verweist nicht ohne Stolz darauf, daß bis zum Ende dieses Jahres fast ein Drittel der insgesamt 700 HHA-Busse dem neuesten Stand moderner Bustechnik entsprechen werden. Die sogenannten Niederflurbusse, vor aüem auf stark befahrenen Strecken eingesetzt, bieten mit ihrem stufenlosen Einstieg und der Ab senkbar keit auf Bordsteinhöhe den Fahrgästen schneüeres Ein- und Aussteigen. Zudem sorgt eine ausfahrbare Rampe dafür, daß Rollstuhlfahrer und Gäste mit Kinderwagen auch ohne fremde Hilfe mit dem Bus fahren können. Für die jährüch rund 200 Mü- üonen Busfahrgäste der 122 HHA-Linien besteht außerdem die Aussicht auf noch schneüeres Fortkommen. "Mit dem ,Busbeschleunigungsprogramm' ist geplant, so viele Strecken wie möglich mit Lichtsignalanlagen (LSA) auszustatten, damit möglichst wenig Busse im Stau stekkenbleiben und die Autofahrer registrieren, daß der Bus an ihnen vorbeifahrt", erläutert Peter Asmus, Sprecher des HW. Zudem steht eine Grunderneuerung sämtlicher U-Bahn-Haltestellen an, wozu auch die Erhö- hung der Bahnsteige auf einheit- Uch 16 Zentimetern gehört. Die rund 170 Müüonen Fahrgäste der drei Hamburger U-Bahn- Linien dagegen müssen sich hinsichtlich Neuerungsplänen etwas gedulden. In zwei Jahren werden nochmals 120 Wagen vom Typ DT4, der weltweit modernste seiner Art, angeschafft, und erst 1996 wird die neue Strecke zwischen Garstedt und Norderstedt fertig sein. Die größte Geduld bei der Hoffnung auf Veränderungen jedoch müssen die 150 Müüonen S- Bahn-Fahrer der Metropolregion Hamburg zeigen. Zwar plant die Deutsche Bundesbahn die Anschaffung von 45 neuen S-Bahn- Wagen ähnlich des U-Bahn-Typs DT4, um vor aüem die 37 aus den 40er Jahren stammenden Wagen ausmustern zu können. Aber Unklarheiten hinsichtüch der Finanzierungsmodahtäten sorgen für eine anhaltende Warteschleife. Es geht immerhin um 500 Mü- üonen Mark: 450 Miüionen für die neuen Wagen und 50 Müüonen für die Renovierung von alten. "Eine lOOprozentige Finanzierung kann die Deutsche Bundesbahn nicht übernehmen. Aber in welcher Höhe sich wer beteiügt, ist noch unklar", kommentiert Helmut Kujewa, Pressesprecher der Bundesbahndirektion Hamburg, die Situation. gr

1994

03.01.1994: Den 700. Einsatz 1993 verzeichnete die Freiwillige Feuerwehr Norderstedt am Silvesterabend. Insgesamt neunmal mußten die Wehren von Garstedt und Friedrichsgabe zum Jahreswechsel ausrücken. Um den Brandschutz für die 70 000-Einwohner- Stadt zu gewährleisten, hatten sich 50 Männer und eine Frau von insgesamt 265 Feuerwehrleuten bereit erklärt, zwölf Stunden Dienst bis zum Neujahrsmorgen 6 Uhr zu machen. Um die übrigen Kameraden und ihre Familien bei f uter Stimmung zu halten, war im riedrichsgaber Feuerwehrhaus ein Büfett aufgebaut. uw

09.03.1994: In rund zweieinhalb Jahren kann die U-Bahn bis Norderstedt-Mitte rollen. Gestern wurde auf der Baustelle Richtfest gefeiert. Halbzeit auf der - nach Worten von Norderstedts Bürgermeister Wilhelm Petri - "größten Baustelle in Schleswig-Holstein". 230 Millionen Mark lassen sich die Stadt Norderstedt, der Kreis Segeberg, das Land Schleswig- Holstein und die Bundesregierung das Bahnprojekt kosten, das nach seiner Fertigstellung dafür sorgen soll, daß die Autoschlangen von und nach Hamburg reduziert werden. -Spätestens 1996 profitieren vor allem die Pendler aus Norderstedt von der Verlängerung der U-Bahn in die Metropole Hamburg", erklärte die Staatssekretärin aus dem Verkehrsministerium in Kiel, Dr. Helga Schmid, bei der Richtfeier vor rund 400 Gästen. Die Pendler könnten dann mit einem Zeitvorteü von 15 Minuten zu ihrer Arbeitsstelle gelangen. Bisher mußten die Fahrgäste aus der Re- §ion um Norderstedt mit der AKN is Norderstedt-Garstedt fahren, um nach einem 300 Meter langen Fußweg in die U-Bahn umsteigen zu können. Mit der Verlängerung der U-Bahn wird es künftig möglich sein, in Norderstedt-Mitte von der modernisierten AKN-Bahn wettergeschützt in die U-Bahn auf dem gegenüberhegenden Gleis umzusteigen

06.06.1994: Bhnkt bald ein rotes Licht vom Kirchturm der Christuskirche Garstedt? Da bereits Kirchtürme in Langenhorn, Eilbek und Winterhude mit rotem Signallicht Flugzeugen den Weg zum Flughafen weisen, könnte auch ein Signallicht auf dem Garstedter Turm montiert werden. Hans Schwarz, Sprecher der Norderstedter Interessengemeinschaft für Fluglärmschutz (NIG), regte dies beim Fluglärmschutzbeauftragten der Umweltbehörde an. Schwarz hofft, daß Verkehrs- wie Privatflieger dann eher das dichtbesiedelte Wohngebiet meiden

02.07.1994: Das neue Parkhaus am Herold-Center in Norderstedt ist eröffnet gestern wurde das Großprojekt offiziell eingeweiht. Auf sechs Ebenen stehen 900 Stellplätze zur Verfügung, das sind 350 mehr als im alten Parkhaus. Gleichzeitig mit dem Parkhaus öffneten auch die Geschäfte, die im selben Gebäude untergebracht sind. Mit der Eröffnung kostet das Parken Geld, auch Karstadt nimmt seit jjestern Gebühren für das Parkdeck. Pünktlich um 9 Uhr zerschnitten Hartmut Hilse, Manager des Herold-Centers, und Hans-Peter Pint als Vertreter des Bauherren, der Versicherung Deutscher Herold, das blau-gelb-rote Band - die Zufahrt zu den Parketagen war freigegeben. Pünktlichtkeit herrschte nicht nur an diesem strahlenden Sommermorgen sie zeichnete den gesamten Bauverlauf aus: Der Neubau wurde termingerecht fertig. In einem Jahr wurde das Gebäude hochgezogen, am 1. Juni 1993 begannen die Bauarbeiter mit dem Abriß des alten Parkhauses. Es war sanierungsbedürftig und zu klein, um die Besucher des zweitgrößten Einkaufszentrums in Schleswig-Holstein aufzunehmen. Der Zeitdruck erforderte Fertigbauweise. Das Baukastensystem basiert auf 84 Stützen. Sie sind 17,50 Meter hoch, stecken drei Meter tief in der Erde und tragen Plattenbalken von 16,50 Meter Länge und die Platten der einzelnen Parketagen. Zur Vergangenheit gehören nun die intensiven Diskussionen vor allem um das "Gesicht" des Neubaus. Heftig wurde im städtischen Planungsausschuß über die Farbe der Fassade gestritten. "Da entsteht ein grauer Betonklotz", befürchteten Bauamt wie Kommunalpolitiker. Diese Sorge dürfte sich nicht bewahrheitet haben, der Neubau paßt farblich durchaus in die Umgebung. Viele Norderstedter sahen sich bei der "kleinen" Eröffnungsfeier den Neubau an. Ein richtiges Fest soll es geben, wenn der insgesamt 80 Millionen Mark teure Umbau des gesamten Einkaufszentrums beendet ist. Ein- und Ausfahrt zum neuen Parkhaus liegen an der Schumannstraße. Von dort können die Autofahrer jetzt auch die P+R-Anlage erreichen bzw. verlassen. Die bisherige Einfahrt vor Karstadt ist bereits gesperrt, die Ausfahrt neben dem Warenhaus bleibt jedoch erhalten, so daß die Tiefgarage auf zwei Wegen verlassen werden kann. Der Interimsparkplatz ist seit gestern geschlossen, er soll wieder in eine Grünfläche umgewandelt werden. Die ersten beiden Autofahrer bekamen von Hilse je einen Blumenstrauß. Insgesamt wurden mehr als 2000 Preise an die Schaulustigen verteilt, die zur Begrüßung ein Glas Sekt trinken und sich von der Musik der Feuerwehrkapelle Garstedt, Pantomimen und Jongleuren unterhalten lassen konnten. Seit gestern gelten folgende Parkgebühren: je eine Mark für die erste und zweite Stunde und zwei Mark für jede weitere Stunde. Die gleichen Gebühren gelten auch für das Karstadt-Parkdeck. Damit bleibt, so Hilse, das Parken preiswert, Langzeitparker, die den Kunden bisher die Plätze weggenommen hätten, würden auf andere Plätze ausweichen

03.12.1994: Zu einem "Sonntagsspaziergang" am Abscniebegefängnis Glasmoor (Norderstedt) haben Antirassistische Gruppen sowie der Kirchenkreis Stormarn aufgerufen. Motto der Demonstration: "Für Bleiberecht und offene Grenzen". Treffpunkt ist an diesem Sonnabend um 11.30 Uhr vor dem U-Bahnhof Garstedt (Linie U 1). Die Organisatoren wollen jeden Sonntag um 15 Uhr eine Demonstration um das Gefängnis machen. Die Bedingungen für die Häftlinge seien hier härter als in anderen Haftanstalten.

1995

30.03.1995: Bei mir ist der Kunde König", verkünden Anstecknadeln am Revers der Verkäufer und Verkäuferinnen im Einkaufszentrum Hamburger Straße. Für die nächsten zwei Monate tragen die Mitarbeiter diesen Hinweis auf optimale Service-Leistung offen zur Schau. "Das Verhältnis zwischen Verkäufer und Kunde soll damit freundlicher und persönlicher werden", sagte Centermanager Thomas Ludwig bei der Eröffnung der Aktion. Doch damit nicht genug: Über eine "Hotline" können Kunden kostenlos anrufen, falls beim Einkaufen Probleme auftreten sollten. Der Name des Verkäufers steht ebenfalls auf der angehefteten Plakette. Das Centermanagement will die Schwierigkeiten in einem Gespräch mit dem Verkäufer klären. "Damit wollen wir aber keinesfalls den gläsernen Verkäufer schaffen", versicherte Ludwig. Das Gespräch werde vertraulich behandelt. Außerdem hat der Kunde die Möglichkeit, auf einer Karte mitzuteilen, wer aus seiner Sicht der beste Verkäufer ist. Mit Glück und Mit viel Glas und Chrom präsentiert sich das 1971 erbaute Herold- Center in Norderstedt in neuem Glanz. Nach einer Bauzeit von 21 Monaten wird das modernisierte Einkaufszentrum heute eingeweiht. Angebot und Verkaufsfläche sind gewachsen. Jetzt kann auf zwei Etagen gekauft und gebummelt werden. Während des Umbaus war das Center keinen einzigen Tag geschlossen. Erweitert wurde vor allem der Mode- und Textilbereich. "Mit diesem Schwerpunkt folgen wir den Ansprüchen der Kunden", sagt Center-Manager Hans- Jürgen Freundlichkeit könnten dann pro Woche sowohl ein Kunde als auch der beste Verkäufer eine Kurzreise nach London gewinnen - passend zu einer weiteren Aktion im Einkaufszentrum, den "Britischen Reisemarkt". "Daß der Kunde König ist, sollte selbstverständlich sein", sagte Ludwig. Umfragen hätten jedoch ergeben: "70 Prozent aller deutschen Kunden fühlen sich vom Einzelhandel nicht als König behandelt. Der Kunde ist König, aber solange der Verkäufer Kaiser ist, sind auch hier wieder alte Hierarchien hergestellt." Zwar seien die Einzelhändler im Einkaufszentrum Hamburger Stra- ße schon seit Jahren bemüht, Kunden besser zu bedienen als anderswo, doch nun wolle man noch besser werden. "Wir sind schon oft von anderen Centern kopiert worden, ob im Baustil oder anderen Aktionen. Das haben wir nicht gerne gesehen", sagte Thomas Ludwig. "In diesem Fall hoffen wir, bundesweit Akzente setzen zu können." ren Mehr Licht, mehr Shops Ebel. Befragungen hätten ergeben, daß sich die Kunden besonders in diesem Bereich ein größeres Angebot gewünscht haben. Auch die "Foodmeile" ist mit einem "Altdeutschen Cafe'" und einem Salat-Shop erweitert. 40 neue Fachgeschäfte siedelte das Hamburger ECE Projektmanagement, unter dessen Regie das Center umgebaut wurde, im ersten Obergeschoß an. 120 Geschäfte laden nun auf 20 000 Quadratmetern zum Bummeln ein. Ob Comic-Hefte, Schmuck, Lederwaren oder Foto- und HiFi-Artikel: Der Branchenmix des Herold-Centers läßt kaum noch Wünsche offen. Viele Details wie Geländer wurden erneuert, Kundentoiletten und ein Babywickelraum gebaut und neue Hinweisschilder angebracht. Die Lichthöfe wurden vergrößert, der Fußboden neu gestaltet, eine zusätzliche Rolltreppe installiert. Ein neues Beleuchtungskonzept sorgt für angenehmere Lichtverhältnisse. Das Center soll zudem gemütlicher werden, verspricht Hans-Jürgen Ebel. Sitzecken sollen in Zukunft zum Ausruhen und Klönen einladen, Grünpflanzen zum Blickfang werden und die Luft Center - das neue Herold- verbessern. Ein neues Parkhaus mit 850 Stellplätzen und ein Arztehaus sind bereits eröffnet. Etwa 80 Millionen Mark investierte die Deutsche Herold Lebensversicherung in Vergrößerung und Modernisierung des Centers. Zwölf Millionen Mark bezahlten die Mieter selbst für den Ausbau ihrer Geschäfte. Zu erreichen ist das Center mit der U-Bahn-Linie 1, Endstation Garstedt. Außerdem liegt es unmittelbar neben dem Busbahnhof Norderstedt. Anschluß nach Norden bietet die Alster-Nord-Bahn.

21.09.1995: Der Norderstedter Bürgermeister Wilhelm Petri fordert eine gerechtere Verteilung des Fluglärms: Hamburg dürfe die Belastungen durch den Flughafen Fuhlsbüttel nicht auf das UmTand abwälzen, sagte er auf der Sitzung der Fluglärmschutzkommission. Er wih gemeinsam mit den Nachbargemeinden Quickborn und Hasloh ein Bündnis gegen den Hamburger Fluglärm. Seit Jahren gehen über die nach Norderstedt hineinreichende Startbahn 33 deuthch mehr Flugzeuge in die Luft als über die drei Hamburger Bahnen. Zwischen 41 000 und 44 000 Maschinen pro Jahr verlassen den Norden über Norderstedt, zwischen 3000 und 5000 über Niendorf, bis zu 3000 über Alsterdorf und zwischen 20 000 und 24 000 über Langenhorn. Zwar sind 1994 laut Lärmschutzbericht 4,3 Prozent weniger Maschinen über Garstedt gestartet als 1993, dennoch sind die Lärmwerte an den Meßstehen Friedrichsgabe und Quickborn-Heide angestiegen - möglicherweise weil sich die Zielorte der Flüge von Westen nach Norden und Osten verlagert haben. Außerdem soll geklärt werden, ob und wie die Piloten bestraft wurden, die gegen die Nachtflugbeschränkungen verstoßen haben. Im vorigen Jahr seien 26 Maschinen ohne Genehmigung in den Nachstunden gestartet oder gelandet

30.10.1995: Die Bürger im Hamburger Umland leiden immer stärker unter Fluglärm. Das sagen die Bürgermeister der betroffenen Kommunen Norderstedt, Quickborn und Hasloh. Sie beklagen vor allem, daß die Umland-Bewohner erheb- üch stärker belastet seien als die Hamburger. Mit einer gemeinsamen Resolution an die Flughafenbetreiber will das Trio jetzt Abhüfe schaffen. Laut Fluglärmschutzbericht von 1994 würden 60 Prozent aller besonders lauten Starts und 27 Prozent der Landungen über die nach Garstedt hineinreichende Startund Landebahn II abgewickelt. Diese Verteilung zuungunsten der Umland-Kommunen sei im Luftfahrthandbuch festgeschrieben. Daher müsse diese Grundlage im Sinne einer fairen Verteilung geändert werden, fordern die drei Anlleger-Gemeinden. Vor aüem morgens, abends und nachts müßten die Umland-Bewohner entlastet werden. In diesen Zeiten starteten und landeten 90 Prozent aller Maschinen über Garstedt

1996

03.05.1996: Erstmals will ein Privatmann mit einer Klage vor dem Landfericht erreichen, daß der lugverkehr in Fuhlsbüttel aus Lärmschutzgründen auf den Stand von vor zehn Jahren eingefroren wird. Die Chancen für den Versicherungskaufmann Erwin Pulß (65) stehen nicht schlecht. 1972 wurden nach Ansicht des Klägers nämlich nur 114 000 Starts und Landungen pro Jahr genehmigt, tatsächlich werden heute aber fast 150 000 Flugbewegungen abgewickelt. Bereits Anfang 1995 hatte das Hamburger Oberverwaltungsgericht den Betrieb von vier weiteren Flugzeug-Parkpositionen in einer einstweiligen Anordnung mit der Begründung untersagt, daß der Ausbau des Flughafens seit 1972 mit hoher Wahrscheinlichkeit rechtswidrig sei. ?Wir wollen mit unserer Klage versuchen, das unkontrollierte Wuchern des Airports zu verhindern", sagt Rechtsanwalt Rainer Utikal, der den Norderstedter Erwin Pulß vor dem Landgericht vertritt. Ziel ist außerdem, für alle seit 1972 erfolgten Ausbaumaßnahmen ein nachträgliches Planfeststellungsverfahren einzuleiten. Das Anwachsen der Zahl der Parkpositionen von 27 zum Zeitpunkt der Genehmigung von 1972 auf derzeit 42 gehört ebenso dazu wie die neuen Terminals, der neue Tower, die Frachthallen, neue Flugsteige und das Parkhochhaus. All diese Einrichtungen dienten der Kapazitätsausweitung über die in der '72er-Genehmigung prognostizierten 114 000 Flugbewegungen hinaus. Erwin Pulß und seine Frau Regina (60) wohnen in einem 1977 errichteten Bungalow auf einem 520 Quadratmeter gro- ßem Grundstück 2,4 Kilometer vom Ende der Startbahn Richtung Garstedt entfernt. Das Haus hat zwar Lärmschutzfenster, die Belästigungen sind dennoch erheblich. So kann der Garten nur eingeschränkt genutzt werden, ein Lüften der Räume ist nur zeitweise möglich, TV- oder Musikgenuß sind ungestört nicht möglich, ebenso das Schlafen bei geöffnetem Fenster. "Heute morgen zwischen sieben und acht war es wieder höllisch", sagte Erwin Pulß gestern. Schlimm sei es auch über die Mittagszeit und von 16.30 Uhr an. 1972, zum Zeitpunkt der Genehmigung, gab es etwa 105 000 Flugbewegungen im Jahr, die damals vorhergesagten 114 000 wurden 1985 erreicht. Seitdem stieg die Zahl schnell: 1988 waren es bereits 121 000, zur Zeit dürften es rund 150 000 sein. Allein die Zahl der Starts über Pulß' Haus stieg von 29 000 (1977) auf 41 662 (1994), die der Landungen von 1752 (1977) auf 3742 (1994). Zwar sei der Lärm eines Flughafens "ortsüblich", heißt es in der Klageschrift, "das gelte jedoch nicht schrankenlos". Sollte sich das Gericht der Forderung nach einem Einfrieren der Starts und Landungen nicht anschließen, möchte Pulß mindestens den Wertverlust seiner Immobilie ersetzt haben, die er mit mindestens 50 000 Mark seit 1985 beziffert. Flughafensprecher Clemens Finkbeiner-Dege sagte, ihm hege die Klage noch nicht vor. Sobald sie eingehe, werde man sie Juristisch sauber abarbeiten", scho

12.06.1996: Hamburgs Bahnhöfe reizen oft nicht zum Reisen. ?Mindestens die Hälfte ist in einem Zustand, der dringend der Nachbesserung bedarf', sagt Berndt Röder, Verkehrs-Experte der CDU-Bürgerschaftsfraktion. Mit Mitarbeitern hat der Abgeordnete in den vergangenen Monaten 125 von 155 Haltestellen untersucht. "Die S-Bahnhöfe sind in sehr viel traurigerem Zustand als die U-Bahnhöfe", stellte Röder dabei fest. Die Hauptbeanstandungen: starke Verschmutzung, Beschmierung mit Graffiti, schlechter Bauzustand, zuwenig oder verdreckte Toiletten. Auch um Service, Information und Sicherheit auf den Bahnhöfen sei es schlecht bestellt. Die Linien U 1 (Garstedt-Großhansdorf) und S 1 (Wedel-Poppenbüttel) wurden genau unter die Lupe genommen. Bei der U-Bahn bewerteten die Prüfer die Sauberkeit in acht Prozent der Fälle als schlecht, bei der S-Bahn sogar in 58 Prozent. Mit dem gleichen Prozentsatz wurden auf S-Bahnhöfen Graffiti im Übermaß registriert; bei der U-Bahn mit 16 Prozent. Als besonders "sehenswert" werden die Stationen Friedrichsberg und Hoheneichen eingestuft (S 1), als besonders schmutzig die Stationen Berliner Tor (S1/S21) und St. Pauli (U 3). Im April stießen die Prüfer noch auf nicht beseitigtes Winterstreugut, außerdem auf starke Verschmutzungen in Form von Taubendreck, Zigarettenkippen, Dosen. Kaugummis und anderem Müll. CDU-Kommentar: ?Bei den S-Bahn-Stationen ist meist nicht einmal der Versuch einer Entfernung erkennbar. Nach dem Urteil der christdemokratischen Tester ist mehr als die Hälfte der überprüften Bahnhöfe renovierungsbedürftig. Ihre Mängelliste will kein Ende nehmen: schadhafte und verdreckte Tunnelwände, kaputte Kacheln, Risse in den Fugen, defekte oder verrottete Überdachungen, marode Bänke und Türen, schadhafte Lichter und beschädigte Info-Tafeln sowie unebene Bahnsteige, die vor allem für ältere Menschen ein Unfallrisiko bedeuteten. Nur ein Viertel der Bahnhöfe könnte als behindertengerecht bezeichnet werden. Fahrgäste, die ein menschliches Bedürfnis plagt, können große Probleme bekommen. In nur 37 von 125 überprüften Bahnhöfen wurden überhaupt Toiletten entdeckt, davon waren zwölf geschlossen. Der Zustand von 13 der 25 verbleibenden Toiletten wird als schlecht qualifiziert (beschmiert, stinkend, Pissoir ohne Spülung, Waschbecken abgerissen). "Wir wünschen uns mehr Fahrgäste", sagt der CDU-Politiker Berndt Röder. "Die bekommen wir aber nur, wenn die Bahnhöfe nicht abschrecken." Als positive Beispiele für attraktive Bahnhofsgestaltung lobt er die renovierten Stationen Fuhlsbüttel und Borgweg. Bei einem "Fahrgast-Forum" (15 Uhr, Rathaus-Saal 151) will die CDU am Freitag, 14. Juni, erfahren, wo die Bahnbenutzer sonst noch der Schuh drückt. Dabei soll auch über Abhilfe diskutiert werden. Die Baubehörde reagierte auf den Mängelbericht mit dem gewohnten Hinweis auf Bonn: Die Hamburger CDU solle dort Druck auf Bundesverkehrsminister Matthias Wissmann (CDU) ausüben, denn die Hamburger S- Bahn unterstehe der Deutschen Bahn AG. "Das könnte hilfreich sein", erklärte die Behörde gestern. Man sei mit dem Hamburger Geschäftsbereich Nahverkehr der Bahn im Gespräch. Das bedürfe jedoch "der massiven Unterstützung auf Bonner Ebene"

11.09.1996: Mit einem Volksfest wüd Norderstedt am 28. September die 2,8 Kilometer lange U-Bahnstrecke zwischen Garstedt und Norderstedt- Mitte einweihen. Damit erhält das Zentrum der 1970 gegründeten Stadt Anschluß an Hamburgs U- Bahn-Netz, teüte die Verkehrsgesellschaft Norderstedt mbH mit. Festredner sollen unter anderem Bürgermeister Henning Voscherau und Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis sein. Vorher wüd die AKN-Strecke zwischen Garstedt und Norderstedt- Mitte offiziell außer Betrieb genommen. Um 10.57 Uhr soü dann der erste U-Bahnzug von Garstedt nach Norderstedt-Mitte rollen. Um 13 Uhr begüint das Volksfest mit Sonderzugfahrten und emem bunten Programm auf dem Rathausplatz an der Station Norderstedt-Mitte, das um 22 Uhr mit einem Feuerwerk abgeschlossen wüd. Während der fünfjährigen Bauzeit wurden nach Angaben der Verkehrsgesellschaft 165 Müüonen Mark in die Ü-Bahnanlagen investiert. Weitere 35 Müüonen Mark kostete der bereits 1992 abgeschlossene Ausbau der AKN-Strecke zwischen Norderstedt-Mitte und Ulzburg-Süd. Für die anteüige Finanzierung von Triebwagen mußten 30 Mü- üonen Mark ausgegeben werden

11.09.1996: Bauarbeiten auf dem Hamburger Flughafen: Von Montag, 16. September, bis Freitag, 20. September, wüd die Start- und Landebahn I überholt und daher für den Flugverkehr gesperrt. In dieser Woche wird der Flugverkehr auf die Start- und Landebahn II umgeleitet. Das bedeutet vor allem für die Stadtteüe Barmbek, Winterhude, Garstedt und Norderstedt eme größere Lärmbelästigung.

28.09.1996: Mit einem Volksfest feiert Norderstedt am heutigen Sonnabend die direkte Anbindung an das "Tor zur Welt" durch "seine" U- Bahn: Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis und Hamburgs Bürgermeister Henning Voscherau werden im ersten Zug sitzen, der um 10.57 Uhr in Garstedt startet und die Linie U 1 um 2,8 Kilometer bis Norderstedt-Mitte verlängert. Um 1 1.20 Uhr wird der Sonderzug in die neue Station des Norderstedter Vorzeige-Stadtteils einlaufen, wo noch vor 20 Jahren Erdbeeren angebaut wurden. Um 17.15 Uhr trifft in Norderstedt-Mitte der erste fahrplanmä- ßige U-Bahnzug ein, der um 17.28 Uhr nach Hamburg zurückfährt. Mit Beginn des Winterfahrplans fährt die U 1 dann künftig während der Hauptverkehrszeit alle zehn Minuten bis Norderstedt- Mitte, sonst alle 20 Minuten; bis Garstedt verkehrt die U-Bahn alle fünf bzw. zehn Minuten. Mit der Verlängerung der U 1 endet die Bahnstrecke A2, die Schleswig-Holsteins fünftgrößte Stadt mit Henstedt-Ulzburg, der größten Gemeinde des Landes, verbindet, jetzt in Norderstedt- Mitte statt in Garstedt. Sie trifft in Ulzburg-Süd mit der Strecke A 1 zusammen, die zwischen Hamburg-Eidelstedt und Kaltenküchen (einmal stündüch bis Neumünster) verkehrt. Parallel zu dem fast sechs Jahre dauernden U-Bahnbau wurde die 7,5 Küometer lange A2-Strecke modernisiert. Insgesamt hat das Projekt 223 Mülionen Mark gekostet. Davon entfallen 158,7 Mülionen auf den U-Bahnbau, 34,5 Mülionen auf die Modernisierung der Linie A 2 und 29,8 Mülionen Mark auf den Kauf neuer Triebwagen. Der Bund trägt 120 Millionen Mark der Investitionen, 55 Mülionen Mark tragen zu je einem Drittel die Stadt Norderstedt, der Kreis Segeberg und das Land Schleswig-Holstein bei. 43 Millionen Mark kommen aus der Hamburg-Randförderung; die restüchen fünf Müüonen tragen noch einmal je zur Hälfte der Kreis Segeberg und die Stadt Norderstedt. Ihre Verkehrsgesellschaft ist Auftraggeberin der gesamten Baumaßnahme

30.09.1996: Heide Simonis, Ministerpräsidentin von Schleswig-Holstein, wünschte sich von ihrer prominenten Fahrerin eine sanfte Tour - "und bitte kernen End-Durchstich". Und Heide Moser, Sozialministerin von Schleswig-Holstein, legte sanft Hand an den Hebel im Führerstand des Zuges 159, um ihre kostbare Fracht ruckfrei über 2,8 Küometer zu transportieren. So geschehen am Sonnabend zwischen den Stationen der U 1 in Garstedt und der neuen Endstation Norderstedt-Mitte, als die jüngste U-Bahnverbindung mit viel örtücher und überörtlicher Prominenz in Betrieb genommen wurde. Ein Projekt, das den Norderstedtern aus ganz praktischen Gründen - sie sind Jetzt in 45 Minuten am Hamburger Hauptbahnhof - am Herzen hegt, und den Poütikern aus gut nachbarschaftüchen. Die Verlängerung der U 1 gehört nämlich in das Konzept der regionalen Zusammenarbeit zwischen Hamburg und Schleswig-Holstein und könnte bei beiden einen Motivationsschub auslösen. Deshalb und weü Hamburg am Bau der Bahnstrecke auch finanziell beteüigt ist, wurde den beiden Damen aus dem Nachbarland bei der Eröffnungszeremonie von Bürgermeister Henning Voscherau assistiert. Schiefgehen konnte bei den Feierlichkeiten nichts: Im Führerstand überwachte ein Fachmann die Fahrkünste der Ministerin Moser, und die Kelle, mit der die Strecke von den beiden Ministerpräsidenten freigegeben werden sollte, hatte nur eine grüne Seite. Was, wie könnte es anders sein, den Regierungschefs - Frau Simonis koaliert schon mit den Grünen, Voscherau kommt unter Umständen im nächsten Jahr nicht daran vorbei - allerlei politische Frozzeleien einbrachte. "Ich schließe", so machte Hamburgs Bürgermeister die Ehrengäste im vollgestopften U-Bahn- Zug schließlich mundtod, "eine Koaütion mit den Grünen nicht aus." Und seine Kollegüi, der rotgrün eher (auch) nicht schmeckt, lächelte dazu süffisant. Die benachbarten Ministerpräsidenten, gelegentlich im Ümfang miteinander nicht zimperen, beüeßen es an diesem Feiertag bei sanfter Ironie. So pries Heide Simonis die gute Zusammenarbeit der beiden Bundesländer beim U-Bahn- Bau und rief ihrem Kollegen, der gern über die mangelnde Kooperation klagt, fröhüch zu: "Henning, Herz, was begehrst du mehr?" Geld vor aüem, machte der später klar. Die Pendler, die in Hamburg arbeiten, aber in Schleswig-Holstein wohnen und dort auch ihre Steuern zahlen, Uegen ihm auf dem Magen. "Halbe-halbe", schlug er m seiner Festrede der Kollegin Simonis vor. Doch die bheb eine Antwort schuldig. Mehr Hoffnung machte sie dem Hamburger Bürgermeister in einem anderen Punkt. Befragt, wann sie denn mit Henning Voscherau gemeinsam auf dem Bagger die Eibvertiefung startet, tat Heide Simonis fröhlich kund: "Sobald die Umweltverträglichkeitsprüfungen voriiegen. Sie habe in ihrer Regierungserklärung deutüch gesagt, daß sie Hamburgs Anliegen teüe. ?Bloß: Wohin mit dem Schiet beün Ausbaggern?" Worte, die Henning Voscherau sich genau gemerkt haben wüd. "Konstruktiv", lobte er die Aussagen seiner Kollegin auf dem Festplatz vorm Norderstedter Rathaus. Solch ein Verhalten wünsche er sich denn angesichts der gelungenen Zusammenarbeit zwischen den beiden Bundesländern bei diesem U-Bahnbau auch von den Norderstedtern, die doch nun bitte vom Auto auf die Bahn umsteigen mögen. Deren Bürgermeister Wilhelm Petri wurde noch deutlicher: Eine 160-Müüonen-Mark-Investition sei ja schüeßüch kein Pappenstiel, schrieb er den Seinen ins Stammbuch

16.12.1996: Auf der im Spätsommer eröffneten U-Bahn-Strecke zwischen Garstedt und Norderstedt-Mitte (Kreis Segeberg) wird es aller Voraussicht nach im kommenden Jahr kernen Fünf- Minuten-Takt geben. Das sieht der Wirtschaftsplan der Verkehrsgesellschaft Norderstedt (VGN) vor, der jetzt von der Stadtvertretung genehmigt worden ist. Die VGN muß 1997 die Betriebskosten für die Schnellbahnen im Norderstedter Stadtgebiet in voller Höhe tragen, insgesamt 8,8 Millionen Mark. Von diesem Betrag entfallen rund sechs Mülionen Mark auf die U-Bahn-Strecke, knapp drei Mülionen Mark muß die VGN für die AKN in Richtung Kaltenkirchen-Neumünster aufbringen. Eine Verkürzung des U-Bahn- Taktes würde nach Angaben der Hamburger Hochbahn AG weitere zwei Mülionen Mark kosten, ein Betrag, der das für 1997 geschätzte Defizit der VGN von 5,6 Mülionen Mark weiter in die Höhe treiben würde. Bis zum Jahr 2001 wird mit Verlusten von jährüch knapp sieben Millionen Mark gerechnet

30.12.1996: Falsche Kontrolleure zocken in Hamburgs U- und S-Bahnen ab. "Guten Tag, die Fahrscheine bitte." Viele Schwarzfahrer reagieren darauf offenbar so geschockt, daß sie 60 Mark "erhöhtes Beförderungsgeld" zahlen, ohne sich den Dienstausweis der Kontrolleure zeigen zu lassen. Dabei ist Vorsicht geboten. Nach Auskunft von Joachim Hager, Sprecher der Hamburger Hochbahn Aktiengesellschaft (HHA), kassieren betrügerische Fahrkarten-Kontroüeure seit einiger Zeit schwarzfahrende Hamburger ab. Die selbsternannten Fahrgeld-Eintreiber geben sich als Kontrolleure aus und fordern Fahrgäste ohne gültige Fahrscheine auf, beim nächsten Halt mit ihnen auszusteigen. Dort bitten die Ganoven zur Kasse. Und dabei smd sie oft erfolgreich, denn viele Schwarzfahrer sind froh, ohne großen Arger aus der Sache rauszukommen. Viele Fahrgäste wissen offenbar nicht, daß die HW-Kontroüeure auf Anfrage ihren Dienstausweis vorzeigen müssen und daß jede Zahlung quittiert werden muß. S-Bahn-Kontroüeure sind mindestens mit einer Ansteckspange gekennzeichnet, tragen Uniform oder werden von uniformierten Bediensteten emes Wachdienstes begleitet. Dessen ungeachtet wollen Hochbahn und S-Bahn vom kommenden Jahr an schärfer gegen Schwarzfahrer vorgehen und zu diesem Zweck sogar ganze Bahnhöfe abriegeln, auch an Wochenenden. Im Bereich des öffentlichen Personennahverkehrs versuchen viele Betrüger, ein paar Mark lokkerzumachen. So wird regelmä- ßig am Großneumarkt und am Fernsehturm, wo das kostenlose Umsteigen vom Auto auf die City-Linie 100 mögüch ist, von angeblichen Parkwächtern eme Gebühr verlangt - obwohl das Parken dort kostenfrei ist. Mit gefälschten Gutschemen haben unterdessen Unbekannte in Norderstedt Bürgern und HW einen Streich gespielt. Auf gelben Zetteln, die ihn zahlreichen Briefkästen lagen, bedankten sich die Verfasser für deren Geduld bei Verzögerungen auf der Strecke Garstedt-Norderstedt und warben um Verständnis für Preiserhöhungen. Das Schreiben sei im Norderstedter Büro des HW gegen eme kostenlose Wochenkarte einzutauschen, versprachen die Verfasser - "Personalausweis mitbringen". Das "HW-Kundenbetreuungs-Team" wünsche einen "guten Rutsch und weiterhin gute Fahrt". Aber Vorsicht: Die Zettel sind eme Fälschung, und selbst beim Schwarzfahren ist man vor Betrug nicht sicher

1997

18.09.1997: Am 28. September tritt der Winterfahrplan des Hamburger Verkehrsverbundes (HW) m Kraft. Bei gleichbleibenden Fahrpreisen erwartet die Fahrgäste des HW eine Reihe von Verbesserungen des Angebotes: Im Norden Hamburgs gilt dann der Zehn-Minuten-Takt zwischen den Haltestellen Garstedt und Norderstedt Mitte auf der U 1 auch an allen Wochentagen von etwa 6 Uhr bis etwa 22.30 Uhr. Auch im Westen gibt es Neues: Bereits seit dem 1. September ist Ikea während der Geschäftszeiten mit der Buslinie 184 zu erreichen, die zwischen der S-Bahn-Haltestelle Klein Flottbek und der U- Bahn-Station Niendorf Nord im 20-Minuten-Takt verkehrt. Außerdem wird das Einkaufszentrum Altona besser erreichbar sein. Die Haltestelle Große Bergstraße wird von den Linien 37, 112 und 180 auch in Richtung Innenstadt angelaufen. Die Hohnerkampsiedlung im Osten der Stadt erhält mit der Linie 173 eine Stadtbusanbindung. Die Linie 173 soll auf dem bisherigen Weg der Linie 37 bis zur Haltestelle Am Stühm Süd geführt werden. Dementsprechend ist die Linie 37 bis zum neuen Endpunkt Bramfeld Dorfplatz zurückgenommen. Alle weiteren Anderunfen können dem neuen Fahrplanuch entnommen werden, das es in den HW-Kundenbüros und im Zeitschriftenhandel gibt

1998

03.02.1998: Der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) ist seiner Zeit ein Jahr voraus - zumindest in Garstedt. Die drei Fahrkarten-Automaten der U-Bahn-Station Garstedt drucken Fahrscheine mit dem Datum 1999 aus. "Seltsam", wunderte sich Hochbahn-Sprecher Joachim Hager gestern und versprach: "Die Tickets sind natürllch gültig. Wir lassen die Automaten kontrollieren."

08.04.1998: Die Grafik zeigt, welche Stadtteile durch die Flugbewegungen von Fuhlsbüttel am meisten belastet sind. Es sind Durchschnittszahlen aus den vergangenen 1 7 Jahren. Am stärksten betroffen sind Norderstedt, Ohmoor und Garstedt mit 57,23 Prozent aller Starts und 24,58 Prozent aller Landungen. Danach kommen Langenhorn und ein Teil von Hummelsbüttel (50 A 38 Prozent aller Landungen, 5,72 Prozent der Starts). Über Niendorf starteten 31 ,02 Prozent der Flugzeuge, 1 7,34 Prozent flogen zur Landung über diesen Stadtteil an. Am wenigsten wird in Richtung Südosten gestartet: Nur 2,95 Prozent der Starts betreffen die Anwohner in Alsterdorf. 1997 sind insgesamt 77 131 Flugzeuge in Fuhlsbüttel gestartet, 77 1 35 sind dort gelandet. 1 996 gab es auf dem Flughafen insgesamt 148 700 Flugbewegungen - etwa 6000 weniger als im Folgejahr

26.09.1998: Für die optimale Raumakustik in Opernhäusern, Theatern, Konzert- und Kongreßsälen zu sorgen, ist die Aufgabe von Ingenieuren für Akustik und Thermische Bauphysik. Aufgrund ihrer Planung soll sich je nach Verwendungszweck des Baus die optimale Akustik einstellen. Kein leichtes Unterfangen, das viele Messungen erfordert. Ähnlich verhält es sich im Bereich der Elektroakustik. Hier geht es um Verstärkeranlagen, ihre Leistung und die Anordnung der Lautsprecher, damit auch die Zuhörer in der letzten Reihe noch hören, was auf der Bühne gesprochen wird. Bauakustiker unter den Ingenieuren versuchen mit baulichen und konstruktiven Maßnahmen die Lärmbelastung zu reduzieren. Ein Beispiel dafür ist die ICE-Betriebswerkhalle in Eidelstedt. Eine gigantische Halle mit einer Länge von rund 430 Metern, einer Breite von 70 Metern und einer Höhe von etwa zwölf Metern. Das Institut für Schall- und Schwingungstechnik (ISS) aus Wandsbek war damit beauftragt, etwas gegen die Lärmbelastung zu unternehmen. "In einer derartig großen Halle wird ein enormer Lärmpegel erreicht, unter dem die Arbeiter leiden", begründet Manfred Keßler, Inhaber von ISS, die Maßnahme. Durch eine besondere Deckenkonstruktion sei es gelungen, den Lärmpegel zu reduzieren. Lärm war auch ein Grund, im neuausgebauten Chilehaus die Schalldämmung zwischen den Geschossen und den Mietparteien zu erhöhen. Der Schutz gegen Erschütterungen ist ein weiteres Betätigungsfeld dieses Ingenieurbereiches. "Beim Bau der U-Bahnstrecke Garstedt - Norderstedt wurde geprüft, ob Erschütterung und Lärm noch unter den Grenzwerten liegen", sagt Keßler. do

1999

01.02.1999: Norderstedt - Die Sozialministerin von Schleswig-Holstein, Heide Moser, ist die Vorsitzende des ersten gemeinsamen SPD-Ortsvereins in Norderstedt. Die 55jährige wurde bei der Gründungsversammlung am Wochenende mit überwältigender Mehrheit gewählt. Die SPD in Norderstedt war bisher in den vier Gründungsgemeinden Friedrichsgabe, Garstedt, Glashütte und Harksheide organisiert.

17.02.1999: Glimpflich verlief ein Gefahrgut-Einsatz der Freiwilligen Feuerwehr Norderstedt. Wegen eines beißenden Geruchs hatten die Mitarbeiter des Luftfrachtzentrums an der Straße In de Tarpen am Montag gegen 16 Uhr die Rettungskräfte alarmiert (die NZ berichtete). Mit 70 Mann und drei Zügen rückten die Wehren Friedrichsgabe, Garstedt und Glashütte zum Luftfrachtzentrum aus. Ein Karton mit der Aufschrift "Toxic Liquid" erregte die Aufmerksamkeit der Feuerwehrleute. Nachdem sie ihre Umweltschutzanzüge angelegt hatten, untersuchten sie die verdächtige Transportverpackung. Sie war in vorschriftsmäßigem Zustand. Aus keinem der Behälter war Flüssigkeit ausgetreten. Zu dem Vorfall sagte Gemeindewehrführer Joachim Seyferth: "Es ist eindeutig kein Gefahrgut ausgetreten. Der Stoff, mit dem wir es zu tun hatten, gehört zur Giftstoffklasse 6.1 - ist also hoch toxisch. Im Ernstfall hätten wir das gesamte Gefahrgut in Sicherheitsbehälter gefüllt und dem Besitzer zur Entsorgung gegeben." Zum Glück erwies sich die bei der Alarmierung übermittelte Nachricht, daß zwei Mitarbeiter des Frachtzentrums toxisches Gas eingeatmet hätten, als falsch: Der angeblich ätzende Geruch erwies sich nach Auskunft der Polizei als harmlos. Weitere Überprüfungen hinsichtlich der Gefahrgutverordnung ließen weder beim Umgang noch beim Transport des Stoffes irgendwelche Mängel erkennen, so daß der Einsatz gegen 18 Uhr beendet werden konnte

23.02.1999: Widerstand gegen geplantes Gewerbegebiet: "Aus gesundheitlichen Gründen dürfen hier keine Arbeitsplätze geschaffen weden", sagt Hans Schwarz zu den Plänen der Stadt, an der Niendorfer Straße ein neues Gewerbegebiet auszuweisen (die NZ berichtete). Schwarz, der in der Norderstedter Interessengemeinschaft für Fluglrämschutz gegen den Lärm aus der Luft und in der Bürgerinitiative Garstedt gegen den Autolärm kämpft, befürchetet erhebliche Belastungen für die Beschäftigten. Er will die im Planverfahren vorgesehene Bürgerbeteiligung nutzen, um gegen das Vorhaben vorzugehen. Zum einen werde der Verkehr noch deutlich zunehmen, wenn die Ortsumgehung Fuhlsbüttel fertig ist. Zum anderen gehe erheblicher Lärm von den Flugzeugen aus, die direkt neben der neuen Gewerbefläche ihre Triebwerke testeten. Hinzu kämen die Abgase der Turbinen. "Bei Westwind kann schon jetzt im Gewerbegebiet Nettelkrögen niemand bei geöffneten Fenstern arbeiten", sagt Schwarz. Er sei bisher davon ausgegangen, daß erst das Verkehrsproblem gelöst wird, bevor weitere Wohn- und Gewerbeflächen ausgewiesen werden. "Der traurige Bundesrekrod von 695 Autos pro 1000 Einwohner mit steigender Tendenz läßt diesen Grundsatz unverzichtbar erscheinen", sagt der Kritiker. Wenn die Stadt mit dem Verkauf des Grundstücks Gewinne machen wolle, gehe das zu Lasten von Arbeitnehmern und Bürgern. Schwarz kündigt massiven Widerstand an, falls die Pläne wie vorgesehen weiterverfolgt würden. Der entsprechende Bebauungsplan 242 liegt noch während der üblichen Öffnungszeiten bis zum 1. März im Norderstedter Rathaus, 2. Stock, aus. Die Stadt weist die Vorwürfe zurück: "Uns sind die möglichen Belastungen bekannt. Wir sind aber schon durch das Gesetz verpflichtet, gesundheitsverträgliche Arbeitsplätze zu schaffen. Und das werden wir auch hier tun", sagt Bürgermeister Hans-Joachim Grote. So würden auf jeden Fall Maßnahmen zumLärmschutz mitbedacht.

02.03.1999: Seit 1984 werden im alten Garstedter Rathaus an der Ochsenzoller Straße suchtkranke Menschen von den Mitarbeitern des Norderstedter Sozialwerkes beraten und betreut. Jetzt steht die Einrichtung möglicherweise vor dem Aus: Der Kreis Segeberg hat den Vertrag mit der Einrichtung gekündigt. In Norderstedt gibt es schon seit Jahren zwei Suchtberatungsstellen, in denen eine allgemein anerkannte Arbeit geleistet wird. In der Suchtberatung der Inneren Mission am Kohfurth kümmern sich die Mitarbeiter um die Abhängigen von illegalen Drogen, die Mitarbeiter des Sozialwerkes sind für die Menschen zuständig, die von legalen Drogen abhängig sind. Dazu gehören der Alkohol, Medikamente. Aber auch Spielsüchtige oder Menschen mit Eßstörungen finden hier Hilfe. Die Kosten für diese gut und für alle Beteiligten zur Zufriedenheit funktionierenden Einrichtung haben sich bisher die Stadt Norderstedt und der Kreis Segeberg geteilt. Mit dieser Regelung waren die Norderstedter Politiker indessen nicht mehr zufrieden. Im vergangenen Jahr begannen die Diskussionen darüber, ob das finanzielle Verhältnis nicht zugunsten der Stadt geändert werden sollte: Es sollte erreicht werden, daß der Kreis Segeberg künftig 70 Prozent der Kosten übernimmt, die Stadt also nur noch 30 Prozent zahlen müßte. In dieser Richtung sollte mit dem Kreis Segeberg verhandelt werden. Der Kreis aber kam der Stadt zuvor und handelte schnell: am 18. Dezember erreichte das Sozialwerk ein Einschreiben von der Kreisverwaltung, in dem nur ein Satz stand: "Fristgemäß kündigen wir den Vertrag zum 31. Dezember 1998." Eine weitere Erläuterung gab es nicht. Der Vertrag war 1987 geschlossen worden und bildete die Grundlage für alle weiteren Leistungsvereinbarungen. Umdie Suchtberatung in Norderstedt weiterführen zu können, schreibt der Kreis Segeberg die Tätigkeit aus. Dabei allerdings gibt es aus Sicht des Sozialwerkes zwei gravierende Probleme: Die geforderte Leistungsbeschreibung ist an einen Personalschlüssel gekoppelt, den das Sozialwerk so nicht erfüllt; die 2,4 therapeutischen Mitarbeiter sind qualifizierter als die geforderten zwei Diplom-Sozialpädagogen. Dem Kreis Segeberg schwebt kostengünstigeres Personal vor - mit der ambulanten Rehabilitation, wie sie in Norderstedt geleistet wird, ist das aus Sicht des Sozialwerkes jedoch nicht zu vereinbaren. Das andere Problem: An der Ausschreibung nehmen nur das Sozialwerk und die Innere Mission teil. Sozialwerks-Geschäftsführerin Heideltraud Peihs trat die Flucht nach vorne an und schlug der Inneren Mission vor, ein gemeinsames Gespräch mit dem Landrat zu führen - dieser Wunsch wurde von der Inneren Mission abgelehnt. "Auf unserem Rücken wird der Streit zwischen der Stadt und dem Kreis ausgetragen", klagt die Geschäftsführerin. Sollte der Vertrag nicht verlängert oder erneuert werden, müßten qualifizierte und langjährige Mitarbeiter entlassen werden. Heideltraud Peihs: "So geht man nicht mit der Freien Wohlfahrtspflege um, das ist eine unfaire Aktion." Nach Angaben von Landrat Georg Gorrissen soll "niemand ausgebootet" werden. Allerdings betont er auch, daß sich auch das Sozialwerk bei einer Ausschreibung dem Wettbewerb stellen müsse. "Wenn die Stadt Norderstedt ihre Zuschüsse kürzen will, dann muß sie auch in Kauf nehmen, daß der andere Partner Überlegungen anstellt." Eine Prognose, wer den Zuschlag bekommt, will er nicht stellen. Die Kreispolitiker haben das letzte Wort: Der Sozialausschuß entscheidet am Donnerstag

03.03.1999: Es ist eine Idylle. Die Häuser am Speckenbarg liegen mitten im Ohemoor. Straßenlärm gibt es hier nicht, nach Einbruch der Dunkelheit sagen sich buchstäblich Fuchs und Hase gute Nacht. Doch das ist nur ein schöner Schein - und der trügt ganz gewaltig. Denn hinter den Grundstücken beginnt das Gelände des Hamburger Flughafens. Gestern vormittag bekamen die Anlieger wieder einmal zu spüren, was es heißt, in unmittelbarer Nachbarschaft eines Großflughafens zu leben: Stundenlang dröhnten die Motoren eines Jumbos. Für Georg Friedrich gehören derartige Geräusche der Probeläufe bereits zum Alltag. Gewöhnt hat er sich daran aber auch nach 35 Jahren nicht: Wie viele seiner Nachbarn wird er aggressiv, wenn die Lufthansa die Motoren dröhnen läßt. "Manchmal geht es vier Tage lang so", sagt der 62jährige Kranführer, dessen 3800 Quadratmeter großes Grundstück fast unmittelbar vor dem Flughafenzaun endet. Gestern war der Lärm durchaus bedrohlich, aber die Anlieger des Speckenbargs sind es gewohnt. Wenn der Wind aus östlicher Richtung weht, werden die Flugzeuge so gedreht, daß die Düsenausgänge in Richtung Westen zeigen. "Dann biegen sich die Bäume", weiß Georg Friedrich." Es ist lebensgefährlich für Spaziergänger, durch dieses Gebiet zu wandern. Er selbst hat schon einmal den Notarzt gerufen, weil er unter Erstickungsanfällen litt. Im Laufe der Jahre hat sich sein Haß gegenüber den Verantwortlichen des Flughafens und den Mitarbeitern der Hamburger Wirtschaftsbehörde aufgebaut. Einmal schon drohte er handgreiflich zu werden und wurde dafür auch zu einer Geldstrafe verurteilt. Sein Zorn ist inzwischen eher größer geworden. "Es kann doch nicht sein, daß wir hier terrorisiert werden, auch wir haben Grundrechte." Als er sein Häuschen vor 35 Jahren baute, war vom Fluglärm übrigens kaum etwas zu spüren, weil die Landebahn weit vorher endete. Erst nach dem Ausbau der U-Bahn bis Garstedt durften die Hamburger die Start- und Landebahn in Richtung Norderstedt erweitern. Seitdem leiden die Anlieger auch unter den Starts und Landungen.

05.03.1999:Das Wasser aus Norderstedts Tiefen ist nicht nur uralt, es zeichnet sich auch durch eine ausgezeichnete Qualität aus. Zwar enthält es ein bißchen viel Eisen und Mangan. Aber diese Metalle lassen sich relativ einfach entfernen. Hausfrauen wird vor allem freuen, daß das hiesige Wasser sehr weich ist. Das macht das Wäschewaschen leichter und läßt die Geräte nicht so schnell verkalken. Künftig werden alle Norderstedter Haushalte mit dieser guten Qualität des kostbaren Wassers verwöhnt. Der Neubau des Garstedter Wasserwerkes macht es möglich, daß auf Lieferungen aus Hamburg verzichtet werden kann. Noch im Frühjahr wird das dritte Wasserwerk Norderstedts den Betrieb aufnehmen. Ende 1997 war Baubeginn für das Garstedter Wasserwerk. Es ist das kleinste von drei Norderstedter Wasserwerken. Die anderen beiden stehen in Friedrichsgabe und in Harksheide. Für den Neubau mußte ein dritter Brunnen gebohrt werden, zwei alte konnten wieder aktiviert werden. Dieser neue Brunnen ist nun fertiggestellt und hat den Probebetrieb aufgenommen. Für 400 000 Mark Investitionskosten fördert er bis zu 150 Kubikmeter Wasser stündlich. Mit 200 Metern Tiefe ist er der tiefste Brunnen, den die Stadt besitzt. Was er zu Tage fördert, ist Gletscherwasser. Es hat den Vorteil, das es von heutigen Umweltverschmutzungen vollkommen unberührt ist. Bevor der Brunnen gebohrt werden konnte, mußten zahlreiche geologische Gutachten beschafft werden. Auch die Wasserfördermenge wurde begrenzt. Zur Zeit prüft ein Geologe die unterschiedlichen Gesteinsschichten. Sorgfältig werden auf dem Waldboden Häufchen für Häufchen analysiert. Mit dem neuen Brunnen soll vor allem auch die Sanierung des Wasserwerkes in Friedrichsgabe ermöglicht werden. Es ist bereits 25 Jahre alt und benötigt dringend eine Generalüberholung. Damit Norderstedt während dieser Zeit nicht auf dem Trockenen sitzt, wird der Garstedter Brunnen in die Förderlücke einspringen. Mit dem Neubau entfällt auch der Ankauf von Wasser aus Hamburg. Das konnte besonders in heißen Sommern teuer werden. Langfristig zahlt sich nach Meinung von Stadtrat Harald Freter und des technischen Leiters der Stadtwerke, Klaus Raabe, diese Investitionen so auf jeden Fall aus. Die Norderstedter müssen jedoch nicht befürchten, daß sie für ihr Gletscherwasser künftig mehr bezahlen müssen. "Die Wassergebühren bleiben vorläufig konstant", versprachen Stadtrat und technischer Leiter. Nicht nur ein neuer Brunnen ist entstanden. Ein ganzes Wasserwerk wurde gebaut. Rohrwasserleitungen wurden neu gelegt, Reinwasserleitungen geschaffen. Der Gesamtinvestitionsaufwand liegt bei elf Millionen Mark. Für den Bau des Wasserwerkes mußten Ausgleichsmaßnahmen vorgenommen werden. Im Rantzauer Forst wurden dafür zahlreiche Biotope neu geschaffen. Im neuen Wasserwerk wird das Gletscherwasser in einer Filterhalle von Mangan und Eisen befreit. Die Metalle setzen sich ab und nach etwa eineinhalb Jahren werden sie als Ablagerungen auf einer Deponie entsorgt. Zur Zeit wird geprüft, in wieweit sich diese Ablagerungen nutzen lassen. Mit dem dritten Wasserwerk sind die Stadtwerke in der Lage, auch künftigen Anforderungen gerecht zu werden. "Der Wasserverbrauch ist seit Jahren konstant", sagt Klaus Raabe. "Die Stadt ist nach wie vor ein Zuzugsgebiet. Deshalb haben wir auf Zuwachs gebaut."

08.03.1999: Mit flotter Unterhaltungsmusik heizte der Garstedter Musikzug seinen Kameraden und den Ehrengästen zünftig ein, was auch nötig war, denn es war kalt in der Halle der Freiwilligen Feuerwehr Garstedt. Was der guten Laune jedoch keinen Abbruch tat, denn die Jahresversammlung verlief in schönster Harmonie. Im Hinblick auf das Jahr 1997 mit 264 Einsätzen nahm sich das Jahr mit "nur" 177 Einsätzen relativ ruhig aus, obwohl immer noch 44 böswillige, blinde und Fehlalarme ausgelöst wurden. Im Mittelpunkt des Jahres 1998 stand der Um- und Erweiterungsbau von Schulungs- und Nebenräumen, den die Kameraden mit vorerst 1700 Stunden Eigenleistung gut vorangebracht haben, so daß die Einweihung Ende des Jahres geplant ist. Zu diesem Anlaß versprach Bürgermeister Hans-JoachimGrote unter großem Beifall schon jetzt das erste Faß Freibier. Mit dem Hinweis von Ortswehrführer Norbert Berg, daß der Eintritt in die Feuerwehr freiwillig sei (der Austritt übrigens auch), wurde Martin Goldbach von der Jugendwehr in die Wehr übernommen, während die vier Anwärter Manfred Fröhlich, Stefan Greif, Tobias Leithner und Jens Ullmann mit den Worten "ich gelobe" in die Wehr aufgenommen wurden. Die Wahl zweier Gruppenführer verlief fiel erneut auf Thomas Wallat sowie auf Thomas Hedderich. Zum Löschmeister befördert wurden Christian Wagner, Matthias Bruns, Wilfried Breckwoldt, Udo Heinrich, Bernd und Hans-Peter Krohn, Rolf Mumm, Hans-Joachim Zippelius, Johann Liebl und Manfred Heyer. Die Beförderung zum Hauptfeuerwehrmann traf Sönke Groth und Kevin Hasenkamp, während zu Oberfeuerwehrleuten Leonie Thierbach, Stefan Winkel und André Franke ernannt wurden. Für 60 Jahre Mitgliedschaft wurden Amandus Dohm, Herbert Hatje und Kurt Stahl geehrt. Detlef Lüdemann wechselte mit 60 Jahren in die Ehrenabteilung über.

08.03.1999: Die Ortsvereine der SPD haben sich in Norderstedt zwar aufggelöst. Aber auf eigene Distrikte wollen die Sozialdemokraten dennoch nicht verzichten. Sie sollen die Nähe zur Parteibasis erhalten und auf stadtteilspezifische Probleme der Bürger eingehen. In Garstedt wählte die Mitgliederversammlung in den SPD-Distriktsvorstand Monika Rheingans-Kühl (Vorsitzende), Hedwig Bock, Irmgard Graf, Hans-Werner Kühl, Paul Kuhlmann und Peter Menzel. In Harksheide sitzt dem ebenfalls einstimmig gewähl- ten Gremium Jürgen Roeske vor. Außerdem wurden Silke Stolley, Margret Gabriel, Bodo von Appen, Heiner Köncke, Werner Ploß und Adolf Wiesner gewählt

09.03.1999: DAS DATUM 9. März 1988 Die geplante Verlängerung der U-Bahnlinie von Garstedt bis Norderstedt-Mitte wird vermutlich wesentlich teurer als angenommen. Noch bevor mit der Planung konkret begonnen wird, gilt als sicher, daß die veranschlagten Baukosten von 126 Millionen Mark überschritten werden. Es wird bereits von 150 Millionen Mark Baukosten gesprochen

11.03.1999: Pferdefreunde, die in Norderstedt den Wunsch nach einem Ausritt hegen, können rund um Norderstedt ein fast 45 Kilometer langes Reitwegenetz nutzen. Doch viele Reitwege sind in einem schlechten Zustand, so daß die Reiter notgedrungen auf andere Wegstrecken ausweichen müssen. Die teilweise asphaltierten Wege müssen sich die Reiter hier mit Spaziergängern, Radfahrern, Joggern oder sogar Autofahrern teilen, so daß es häufig zu Konflikten kommt. Jochen Ahl, Gartenbauingenieur und Mitglied des Teams "Natur und Landschaft" (ehemals Grünflächenamt der Stadt Norderstedt), traf sich nun mit Vertretern der Norderstedter Reitställe, um auf die Mißstände aufmerksam zu machen. "Ich bin auch Pferdebesitzer und kenne die Problematik", so Ahl. Während das Gebiet im Nordwesten Norderstedts rund um den Rantzauer Forst einen relativ guten Stand aufweist, deckte Jochen Ahl im Süden Norderstedts doch zahlreiche ausbesserungswürdige Passagen auf, bedingt duch die natürliche Bodenfeuchte in der Region rund um Garstedt. "Die Stadt Norderstedt möchte enger mit den Reitställen zusammenarbeiten und hofft, daß durch Eigeninitiative schnell und unkompliziert geholfen werden kann." Bereits bei dem ersten Treffen im Restaurant "Ton Peerkrog" auf dem Gelände des Hamburger Reitervereins wurden konkrete Vorschläge gemacht. So wird die Stadt 2400 Kubikmeter Aushubboden zur Verfügung stellen. "Der Sand stammt teilweise von den Norderstedter Spielplätzen und müßte sonst entsorgt werden. So können auf Anhieb rund sechs Kilometer Wegstrecke ausgebessert werden." Zusätzlich erklärten sich die Vertreter der Reitställe bereit, die Eigentumsverhältnisse einiger Wirtschaftsflächen zu klären, die als Zufahrtswege für die notwenigen Arbeitsfahrzeuge dienen könnten. Ein weiteres Problem ist, daß viele Reitwege zugewachsen sind und dringend freigeschnitten werden müssen. Doch auch hier zeigten sich die anwesenden Besitzer der Reitanlagen als kooperativ und versprachen, umgehend mit den notwendigen Arbeiten zu beginnen. Jochen Ahl war mit diesem ersten Treffen zufrieden. Schließlich ist die Pferdehaltung und der damit verbundene Reitsport, der sich immer größerer Beliebtheit in Norderstedt erfreut, ein wichtiger Wirtschaftszweig für die Norderstedter Region

11.03.1999: Die mobile Abfallberatung hat ihre Termine erweitert. Grund dafür ist die enorme Nachfrage. 1998 haben 1200 Bürger diese Möglichkeit genutzt, um ihre Fragen zu Problemabfällen loszuwerden. In diesem Jahr wird die Abfallberatung des Betriebsamtes an jedem zweiten Mittwoch im Monat in der De-Gasperi-Passage einen Informationsstand aufbauen. Alle Fragen rund um den Abfall können dort gestellt werden. Ein weiteres Informationsangebot wurde in Glashütte eingerichtet. Dort ist das Betriebs- amt der Stadt jeweils mittwochs, am 24. März, 23. Juni und 22. September, zu finden. Unabhängig davon bleibt die mobile Schadstoffsammlung in den einzelnen Stadtteilen erhalten. Am Mittwoch, 21. April, wird in Friedrichsgabe gesammelt. Am Mittwoch, 5. Mai, steht die mobile Abfallberatung in Garstedt am Herold-Center. Am Mittwoch, 19. Mai, kann der Abfall in Harksheide auf dem Marktplatz entsorgt werden. Am Mittwoch, 2. Juni, stehen die Abfallberater in Glashütte auf dem Marktplatz, am Mittwoch, 15. September, sortieren sie Problemmüll in Norderstedt-Mitte. Fachgerecht entsorgt werden dann Korken, Trockenbatterien, Brillen, Ordner, CDs, Musikkassetten und Videokassetten aus Privathaushalten

15.03.1999: Er ist Norderstedts "Oberfeuerwehrmann". Und das schon seit acht Jahren. Während der Jahreshauptversammlung der Gemeindefeuerwehr wurde Joachim Seyferth für sein ehrenamtliches Engagement mit dem nur selten vergebenen Feuerwehrehrenkreuz in Silber ausgezeichnet. Kreiswehrführer Walter Burmeister bescheinigte ihm eine "erhebliche Aufbauleistung". Seyferth sei ein angesehener Feuerwehrführer, der ein gutes Klima geschaffen habe. Bei einem Drittel aller Einsätze in Norderstedt sei er selbst mit im Einsatz. Seyferth ist der Feuerwehr übrigens auch beruflich verbunden: Er ist Leiter der Rettungsleitstelle Norderstedt. Oberfeuerwehrmann Johann Liebl wurde mit dem Brandschutzehrenzeichen in Gold ausgezeichnet, weil er seit 40 Jahren Mitglied der freiwilligen Feuerwehr ist. Liebl bläst in der Feuerwehrkapelle Garstedt das Tenorhorn. Gleichzeitig wurde er zum Löschmeister ernannt. Mit dem Deutschen Feuerwehrkreuz in Silber wurde der scheidende Ordnungsamtsleiter Joachim Gädigk geehrt. Frank Röttger wurde zum Hauptfeuerwehrmann befördert, Lars Hartmuth und Richard Richter zu Löschmeistern. Neuer Schriftführer wurde Norbert Scharf, Kassenwart Werner Pein, stellvertretender Jugendwart Christian Wagner

15.03.1999: Die Friedrichsgaber bekommen endlich einen Wochenmarkt. Seit 1973 wird dieses Vorhaben diskutiert. Stadtrat Harald Freter ist es gemeinsam mit dem Friedrichsgaber Gesprächskreis nun gelungen, einen solchen Markt auf den Weg zu bringen. Jeden Dienstag sollen Gemüse-, Obst-, Fisch-, Fleisch- und andere Händler auf dem Platz an der Bahnhofstraße beim Gesundheitsamt für ein buntes Markttreiben sorgen. Wenn die Stadtvertreter dem Konzept zustimmen, können die Friedrichsgaber am 27. April dort zum erstenmal einkaufen. Gescheitert ist das Marktvorhaben bisher an den baulichen Vorraussetzungen des Platzes. 105 000 Mark Investition sind nötig, um den Platz an der Bahnhofstraße entsprechend umzubauen. Wenn diese Kosten wieder hereinkommen sollen, müßten die Händler sieben statt sechs Mark pro Meter Standfläche zahlen. Diese Kosten müßten dann aber auf sämtliche Norderstedter Märkte umgelegt werden. Zur Zeit können die Norderstedter auf fünf verschiedenen Märkten frisches Obst, Gemüse und Lebensmittel kaufen. In Glashütte wird jeweils mittwochs verkauft, am Rathaus und am Schmuggelstieg jeweils donnerstags, in Garstedt freitags und in Harksheide sonnabends. Das derzeitige Konzept sieht aber vor, daß die Marktgebühren nicht erhöht werden. "Wir wollen damit die Startbedingungen für den Friedrichsgaber Markt verbessern", so Harald Freter. Die Gespräche mit den Händlern laufen bereits. 35 Händler haben spontan Interesse angemeldet. Das Konzept muß noch von den Stadtvertretern bestätigt werden.

15.03.1999: Ihren 60. Geburtstag feiert heute Heideltraud Peihs. Im Kreis der Familie und mit Freunden will die Leiterin des Sozialwerkes diesen Ehrentag ganz in Ruhe begehen. Ob ihr das gelingen wird, ist allerdings fraglich. Schließlich arbeitet Heideltraud Peihs seit 21 Jahren aktiv in der Norderstedter Kommunalpolitik mit. 1974 gelang ihr der Einstieg mit einem Direktmandat. Zwischendurch pausierte die gebürtige Berlinern nach der Geburt ihrer inzwischen erwachsenen Söhne. Vor allem das Finanzwesen der Stadt begeisterte die gelernte Einzelhandelskauffrau. "Zahlen sind einfach konkret, sachlich, handfest", begründet sie ihre Vorliebe, die sie auch beruflich nutzte. Vor der Geburt ihrer Kinder arbeitete sie bei der Bank. Gemeinsam mit dem Finanzauschuß schob sie Projekte wie Norderstedt-Mitte und die Entstehung zahlreicher Gewerbegebiete an. Seit 1969 ist Heideltraud Peihs in Garstedt zu Hause. Bei ihrem Engagement für die Stadt Norderstedt und ihren Einwohnern ist ein ruhiges Jubiläum eher unwahrscheinlich

16.03.1999: Leserbrief: "Wenn die Düsen dröhnen, entstehen Haßgefühle" - NZ vom 13. März Eine Idylle war es auch hier im Gewerbegebiet Nettelkrögen, als ich vor 20 Jahren hier mit meiner Familie einzog. Der "normale" Tageslärm und der Lärm vom Flughafen waren erträglich. Im Regelfall wurde es gegen 17 Uhr ruhig, bis auf die startenden oder landenden Flugzeuge. Ab 22 Uhr war fast absolute Ruhe. Dies änderte sich vor etwa drei Jahren, als die Firma Stakupress eine 800-Tonnen-Stanze installierte. Da der Lärm den eigenen Mitarbeitern und der Verwaltung wohl nicht zuzumuten ist, wird diese Stanze überwiegend nachts betrieben. Einhergehend mit dem Betrieb dieser Maschine werden nachts Eisenteile in Container geschüttet und sonstige lautstarke Transportarbeiten durchgeführt. Mittlerweile ist es so, daß im Anschluß an den Verkehrlärm und den Fluglärm die ganze Nacht der Lärm dieser Stanzmaschine zu hören ist. Und das ca. 50 Meter vor meinem Schlafzimmerfenster. Selbst bei geschlossenen Fenstern ist an Durchschlafen nicht zu denken. Aber auch bei all meinen aufkommenden Haßgefühlen bleibt mir wohl nichts als stillzuhalten. Denn dieses Problem interessiert in Norderstedt niemand. Weder der Eingabenausschuß der Stadtvertretung nimmt hierzu Stellung, noch unser Gewerbeaufsichtsamt hat irgendwann mal eine Messung durchgeführt und den Lärm für erträglich erklärt. Die ca. 30 Anrufe bei der Polizei wegen nächtlicher Ruhestörung werden mit dem Vorbeifahren eines Streifenwagens beantwortet. Ich kann die Wut von Herrn Friedrich nachvollziehen. Manchmal spiele auch ich mit dem Gedanken, handgreiflich zu werden. Da aber die meisten Verantwortlichen aus Politik und Verwaltung in unserer Stadt in eher ruhigen Gegenden wohnen, werde ich auch weiterhin von einer Nacht träumen, in der ich mal sechs Stunden durchgehend schlafen kann. Für mich ist das, was die Firma Stakupress mir (im Einvernehmen mit der Verwaltung der Stadt Norderstedt) zumutet, echter Terror. "Dachschaden durch einen Jet?" - NZ vom 5. März Aufgrund Ihres obigen Berichtes haben wir Recherchen angestellt und teilen Ihnen das Ergebnis mit: Der Sachverhalt und der Verursacher sind ohne Zweifel und ohne Fragezeichen richtig. Wenn Herr Petersen von der Polizei, der ja vor Ort als erster war, einen anderen Eindruck schilderte, geschah das ohne Sachkenntnis. Am 2. März 1999 landete um 17.23 Uhr eine B757-200 der LTU aus Agadir. Herr Wegener schilderte den Vorfall um 17.25 Uhr. Diese Maschine ist bekannt für extrem starke Wirbelschleppen beim Landeanflug. Es ist nicht das erstemal, daß dieser Typ Dächer abgedeckt beziehungsweise beschädigt hat. Ähnliche Fälle gibt es aus Alsterdorf mehrfach. Bei der Landerichtung 15 über Garstedt gibt es eben weniger Wohnbauten als auf der Gegenseite in Alsterdorf. Der Umweltreferent der FHG hat übrigens Herrn Wegener um Zusendung der Rechnung gebeten. Hans Schwarz Norderstedter Interessen- gemeinschaft für Fluglärmschutz Postfach 3106 Norderstedt Diese Zuschriften geben lediglich die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten

18.03.1999: Bei schönen Wetter mutet das Alten- und Pflegeheim Scheel in Garstedt wie ein hochherrschaftliches Anwesen an, umgeben von Bäumen und gewachsenen Grünanlagen. Wahrlich ein friedlicher Ort, um hier seinen Lebensabend so angenehm wie möglich zu verbringen. Denn es wird viel getan für die Senioren, die noch gut genug beieinander sind, um das Unterhaltungs- und Beschäftigungsprogramm des Hauses bewußt wahrzunehmen. "1954 hat meine Großmutter Anneliese Scheel dieses Haus gegründet", erzählt ihr Enkel Gunnar Löwe, der sich die Geschäftsführung des Hauses mit seiner Schwester Siri Kudelka teilt, seit sein Vater in den wohlverdienten Ruhestand ging. Als examinierte Krankenschwester kümmert sie sich um Betreuung und Pflege der Bewohner, während er als Diplomkaufmann über alle verwaltungstechnischen Fragen entscheidet. Inzwischen wurde immer wieder um- und angebaut - auch, um das Haus hundertprozentig rollstuhlgerecht zu gestalten. "Und gerade vor der Jahrtausendwende soll noch einmal richtig modernisiert werden." Noch wichtiger als eine perfekte Wohnsituation ist für Gunnar Löwe jedoch die Betreuung und Pflege. Denn der alte Mensch, der aus seiner gewohnten Umgebung herausgenommen wird, braucht viel Zuwendung, um den Wechsel einigermaßen zu verkraften. Für manchen ist es allerdings auch eine Wohltat, aus der Isolation der eigenen vier Wände herauszukommen, weil viele Senioren nicht nur unter kör- perlichen Beschwerden leiden, sondern auch unter Vereinsamung. "Hier dagegen ist immer etwas los", weiß Gunnar Löwe. In acht Wohnbereichen leben 133 Bewohner zwischen 60 und 80 Jahren, denen in den jeweiligen Wohnzimmern das ganzheitlich aktivierende Betreuungskonzept angeboten wird. Darüber hinaus hat jeder ständig die Möglichkeit, Kontakt zu halten oder gemeinsam etwas zu un- ternehmen. Neben den Mahlzeiten erwartet die Senioren tägliche Gymnastik, Spiele und Spaziergänge. Und jeden Nachmittag die heißgeliebte Kaffeerunde

18.03.1999: Zu hohe Rechnungen haben zahlreiche Mieter im Raum Garstedt von den Stadtwerken bekommen. Betroffen ist der Bereich Lütjenmoor und Herold-Center. Die Kunden dort wurden bis zum 1. Mai von Helius-Protherm mit Fernwärme bedient. Am 1. Mai 1998 übernahmen die Stadtwerke das Heizwerk. Ein Vertrag zwischen Garstedt und der Shell-AG, der vor mehr als 20 Jahren geschlossen wurde, sah vor, daß das Heizwerk nach Ablauf der Frist in den Besitz der Stadt geht. Die Übernahme erfolgte entsprechend des Vertrages. Die Stadt beauftragte die Stadtwerke mit dem Betreiben des Heizwerkes. Bei der Jahresabrechnung stellten die Stadtwerke ihren neuen Kunden allerdings einen Grundpreis für zwölf Monate in Rechnung. Tatsächlich hätte aber nur vom 1. Mai an berechnet werden dürfen. Der Fehler wurde inzwischen korrigiert. "Es war keine böswillige Absicht", betont Stadtwerke-Chef Volker Hallwachs. "Selbstverständlich bekommen die Kunden eine neue Rechnung. Sollten bereits Beträge gezahlt worden sein, die überhöht waren, wird die Differenz selbstverständlich erstattet." Einzelne Kunden hatten den Stadtwerken böswillige Absicht unterstellt. "Wir sind stets um einen ehrlichen Umgang mit unseren Kunden bemüht", stellt Hallwachs klar. "Wir bitten, den Fehler zu entschuldigen."

19.03.1999: Mit einem neuen Angebot wendet sich die Stadtbücherei Garstedt an ihre musikinteressierten Leser. Wer Instrumente verkaufen will oder sucht, wer einen Musiklehrer braucht oder Noten zu verschenken hat, kann dort am Schwarzen Brett inserieren. Die neugeschaffene "Musikbörse" ist kostenlos und kann von jedem genutzt werden. Eingerichtet wurde die "Musikbörse" auf Wunsch vieler Besucher

20.03.1999: Seit mehr als zwei Jahren machen die Garstedter Sozialdemokraten im SPD-Ortsverein Norderstedt ihren Mitgliedern - aber auch interessierten Mitbürgern ohne Parteibuch - ein Angebot zum Gespräch. Der "Politische Stammtisch" wird gewöhnlich gut besucht. Man redet über aktuelle politische Themen - ohne Tagesordnung, Rednerliste und andere Regularien, die es manchem schwer machen, sich in Parteiversammlungen wohlzufühlen. Diese Veranstaltungsreihe findet seit Gründung des SPD-Distrikts Garstedt an jedem vierten Mittwoch eines Monats statt - um 20 Uhr im SPD-Laden Garstedt, Achternfelde 21 - in diesem Monat am Mittwoch, 24. März. Das Schwerpunktthema wird zu Beginn des Abends festgelegt

20.03.1999: DAS DATUM 20. März 1989 Um eine Variante reicher ist der Streit zwischen Norderstedt und der Freien und Hansestadt Hamburg um die nach Garstedt hineinreichende Startbahn II. Ein Norderstedter Anwalt präsentiert vor Gericht den Einwand, daß der Flughafen Fuhlsbüttel über keine gültige Betriebsgenehmigung verfügt. DIE FRAGE Wie stehen Würzbachs Chancen? Der CDU-Landesverband Schleswig-Holstein wählt heute einen neuen Vorsitzenden. Einziger Bewerber ist der bisherige Amtsinhaber Peter Kurt Würzbach, Bundestagsabgeordneter für den Kreis Segeberg aus Klein Rönnau. Seine Wiederwahl gilt als sicher. Volker Rühe soll zum Spitzenkandidaten der CDU für die Landtagswahl im Jahr 2000 nominiert werden. DER TIP Spaghetti-Feuer Das ist wahrlich ein recht ausgefallener Tip: Rohe Spaghetti dienen gut als Kerzenanzünder - als Ersatz für die teuren, langen Streichhölzer.

20.03.1999: Ein ungewöhnlicher Fall von "Entführung" hat sich im Norderstedter Ortsteil Garstedt ereignet: Dort war am vergangenen Sonnabend eine 89jährige Witwe zwei Tage vor ihrem Geburtstag von ihren eigenen Kindern "gekidnappt" und mit dem Flugzeug nach Mallorca gebracht worden. "Es war herrlich", berichtete gestern vormittag die inzwischen 90 Jahre alte Erna Plambeck der NZ, nachdem sie erst am Donnerstag gegen 22 Uhr von der Ferieninsel nach Hamburg-Fuhlsbüttel zurückgekehrt war. Die Freude über diese unverhoffte Reise war der alten Dame noch deutlich anzumerken. Die Jubilarin hatte keine Ahnung gehabt, was mit ihr passieren sollte, als sie am vergangenen Sonnabend Besuch von Sohn Jürgen und Tochter Wilma erhielt. Ein harmloser kurzer Ausflug schien bevorzustehen. Doch Tochter Wilma packte in aller Heimlichkeit den Koffer für ihre Mutter, und ab ging die Fahrt zum Flughafen. "Erst dort merkte ich, daß etwas Ungewöhnliches in der Luft lag", erzählte noch gestern ganz aufgeregt die rüstige Urgroßmutter. "Die Reise nach Mallorca war wirklich das schönste Geburtstagsgeschenk, das ich bekommen habe. Am Montag, meinem Ehrentag, saßen beide Kinder, die fünf Enkel und mein Urenkel schon am Frühstückstisch. Und so war das jeden Tag. Es ist schon etwas Besonderes, wenn man so mit der ganzen Familie feiern kann. Aber man muß auch selbst etwas dazu tun, um die Familie zusammenzuhalten." Ein besonderes Rezept, so alt zu werden, hat Erna Plambeck, deren Mutter immerhin 101 Jahre alt wurde, nicht: "Ich lebe normal, bewege mich viel, koche noch selbst, esse viel Gemüse." Der größte Wunsch der Jubilarin, die Mitglied im Roten Kreuz, im Sozialwerk und bei der Feuerwehr Garstedt ist: Sie möchte noch vier Jahre leben. Dann wird das Wohungsbauunternehmen Plambeck 100 Jahre alt.

24.03.1999: Auch künftig werden die Segeberger mit Bus und Bahn zur Arbeit fahren und in die Freizeit starten können. Die Zukunft des öffentlichen Personennahverkehrs (ÖPNV) ist gesichert. Die an Hamburg grenzenden Landkreise Segeberg, Stormarn, Pinneberg und Herzogtum-Lauenburg haben sich mit der schleswig-holsteinischen Landesregierung und Hamburg über die Finanzierung des ÖPNV geeinigt. Das nödlichste Bundesland und die Randkreise zahlen in diesem Jahr 32,5 Millionen Mark an die Hansestadt, um das Defizit bei U-Bahn und Bussen auszugleichen. "Wir können mit dem Verhandlungsergebnis zufrieden sein", sagte Dr. Klaus Westphal, der für den Kreis Segeberg an den Gesprächen teilgenommen hat. Nach den bisherigen Prognosen wird der Kreis rund 1,2 Millionen Mark zahlen, damit die Buslinien des Hamburger Verkehrsverbundes und die U-Bahn weiterhin durch das Kreisgebiet rollen. Bisher floß knapp eine Million Mark nach Hamburg. Verglichen mit den Hochrechnungen aus dem Jahr 1996 ist die jetzige Finanzspritze aber, so Westphal, mehr als akzeptabel. Damals waren die Planer von einem Defizitausgleich in Höhe von 1,6 Millionen Mark ausgegangen. Nun wird das Gesprächsergebnis den Gremien vorgestellt. Deutlich härter getroffen hat es die Stormarner. Sie beteiligen sich mit fünf Millionen Mark und damit mit 1,8 Millionen mehr als bisher am ÖPNV. Das liegt, so Westphal, an der U-Bahnstrecke nach Ahrensburg, die einen Verlust von zehn Millionen Mark produziere. Zwar rollt die U-Bahn auch bis nach Norderstedt-Mitte, doch dieses Angebot trifft auf viel Resonanz bei den Bürgern: Rund fünf Millionen Fahrgäste fahren jährlich zwischen Norderstedt-Mitte und Garstedt. Damit wurde das Ziel erreicht. Noch mehr Zuspruch erhofft sich die Stadt vom zweigleisigen Ausbau der AKN-Strecke. Bisher hatte Hamburg Pauschalsummen erhalten. Künftig werden die tatsächlichen Defizite ausgeglichen, die den Hamburger Verkehrsunternehmen im ÖPNV entstünden. Darauf haben sich Bausenator Eugen Wagner (SPD), Schleswig-Holsteins Verkehrsminister Horst Bülck (parteilos) und die Landräte der Kreise Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenburg in den jüngsten Gesprächen geeinigt. Grundlage soll die Zahl der Fahrgäste sein. Dafür würden automatische Fahrgast-Zählgeräte in den Fahrzeugen installiert. Damit kommen die Hamburger auch Norderstedter Interessen entgegen: Bisher bekommt die Stadt Einnahmen nach Schienenkilometern. Doch die Strecke ist nur 2,7 Kilometer lang - daher dürften die Zuweisungen deutlich steigen, wenn das Fahrgastaufkommen als Berechnungsgrundlage dient. Wie viele Menschen mit Bussen und Bahnen zur Arbeit fahren, läßt sich nach Aussage der Hamburger nicht sagen. Der Kieler Verkehrsminister Bülck verwies aber darauf, daß die Zahl der Berufspendler in der Region Hamburg in den vergangenen Jahren erheblich gestiegen sei. Viele von ihnen würden den ÖPNV nutzen.

25.03.1999: Hilfe bei Rentenfragen: Die Aufgaben haben sich seit den ersten Jahren seiner Existenz erheblich gewandelt: Als der Reichsbund Friedrichsgabe vor fast 60 Jahren gegründet wurde, ging es vor allem darum, die Folgen des zweiten Weltkriegs abzufedern. Kriegerwitwen mußten ebenso versorgt werden wie Kriegsversehrte. Die sind inzwischen um die 90 Jahre alt, die Renten fließen. "Nun kommen ganz andere Probleme auf uns zu", sagt Edeltraud Nischik, die bei den jüngsten Vorstandswahlen als stellvertretende Vorsitzende des Reichsbundes Friedrichsgabe bestätigt wurde. Auch die beiden anderen Mitglieder des Hauptvorstandes machen weiter: Gertrud Baldszun als Vorsitzende und Walter Demuth als Hauptkassierer. "Es wäre schon schön, wenn sich auch mal andere um die Arbeit kümmern würden", sagt die Vorsitzende, die sich wie die anderen auch mit neuem Klientel und neuen Problemen konfrontiert sieht: "Frührentner oder kranke Menschen wenden sich immer häufiger an uns", sagt Edeltraud Nischik. Die wachsende Nachfrage sieht der Reichsbund in einer rigideren Regelung der Bundesversicherungsanstalt begründet. Dort werde mangels Geld streng geprüft, wer welche Leistungen erhält. Die Folge: Die Zahl der Mitglieder im Reichsbund Friedrichsgabe wächst, inzwischen gehören schon 270 Männer und Frauen dazu. Etwa gleich groß ist der Garstedter Ableger, deutlich kleiner die Ortsgruppe Glashütte / Harksheide-Nord. Insgesamt zählt der bundesweit aktive Sozialverband in Norderstedt gut 600 Mitglieder. Einer der Schwerpunkte ist die Beratung. Jeden ersten Mittwoch im Monat gibt ein Rentenprofi der Kreisgeschäftsstelle Segeberg von 15 bis 16 Uhr im AWO-Haus am Cordt-Buck-Weg Auskunft. Eingebettet ist die Sprechstunde in einen Kaffeenachmittag. Jeden dritten Donnerstag im Monat gibt es von 17 bis 18 Uhr im Rathaus kompetente Hilfe bei Rentenfragen. Außerdem organisiert der Reichsbund Tagesausflüge und längere Reisen. Nächstes Ziel ist Norwegen

27.03.1999: - Ihr Butterkuchen ist stadtbekannt. Wer immer von Carl Schumacher ins Feuerwehrmuseum eingeladen wurde, freute sich auf das leckere Gebäck aus dem Hause Schumacher. Denn ob Feuerwehrversammlung oder Pressekonferenz, ob gemütlicher Abend oder ernsthafte Diskussion: Die Platte mit dem köstlichen Butterkuchen gehörte einfach dazu. Seit zwei Jahren kann Waltraud Schumacher den Lieblingskuchen vieler Norderstedter nicht mehr backen. "Nach meinem Schlaganfall kümmern sich mein Mann und meine beiden Kinder um den Haushalt", erzählt sie. "Sie machen alles wunderbar. Aber Butterkuchen können sie nun mal nicht backen." Seit 50 Jahren sind Waltraud und Carl Schumacher ein Paar. Kennengelernt haben sich der Garstedter und die Garstedterin natürlich in Garstedt, beim Tanz im "Garstedter Hof". Damals wurde noch dreimal pro Woche aufgespielt. Aber der Liebe auf den ersten Blick folgte nicht sofort das Trauversprechen. Erst zwei Jahre später entschied sich Waltraud Bähr für Carl Schumacher. Am 26. März 1949 läuteten die Hochzeitsglocken in der alten Garstedter Kirche für die Schumachers. Ein Jahr später mußte der 24jährige Carl bereits den landwirtschaftlichen Hof des Vaters übernehmen. Waltraud war für den Stall zuständig. Die Kühe wuchsen ihr bald so ans Herz, daß Carl sie heimlich schlachten lassen mußte. Waltraud hätte es das Herz gebrochen. Die Landwirtschaft, Garstedt und die Feuerwehr haben die Schumachers geprägt. Aber auch sie haben Spuren in ihrer Heimatstadt hinterlassen. Was wäre Norderstedt zum Beispiel ohne Feuerwehrmuseum? Carl Schumacher gehörte zu den Mitbegründern dieser einzigartigen Sammlung. Ob Bauernverband, Jagdgenossenschaft oder Feuerwehr: Wo Carl Schumacher mitmischte, war auch Waltraud aktiv. "Nur wenn beide an einem Strang ziehen, hat die Ehe auch Bestand", sagt sie. "Meinungsverschiedenheiten allerdings gehören zu jeder guten Ehe." "Manchmal glaube ich, daß vielen jungen Menschen heute Kompromißbereitschaft fehlt. Nur wenn man auch bereit ist, einmal abzurücken von der eigenen Meinung, kann eine Ehe Bestand haben", gibt Carl Schumacher seine Erfahrungen an junge Eheleute weiter.

30.03.1999: Die diesjährige Anmelderunde für die Schulen in Norderstedt hat zum Teil ungewöhnliche Ergebnisse gebracht. Das ergibt sich aus der Auswertung des städtischen Schulamtes. So hatte die Grundschule Harksheide-Nord einen überdurchschnittlich großen Ansturm zu verzeichnen: 120 Jungen und Mädchen wollen hier das Abc und Einmaleins lernen. Grund des Andrangs ist das nahe Neubaugebiet. Da aber nur vier Klassen eingerichtet werden können, werden einige Abc-Schützen wohl an andere Schulen verteilt werden müssen, denn: Stadt und Schulleitung wollen aus pädagogischen Gründen keine Eingangsklassen mit 30 Schülern etablieren. Wachsen wird der Grundschulbereich auch an der Grund- und Hauptschule Friedrichsgabe. Die 64 Anmeldungen werden drei Klassen nötig machen, bisher starteten an der Schule immer zwei Parallelklassen. Insgesamt gibt es 711 Schulanfänger in Norderstedt, etwa so viele wie im Vorjahr, aber deutlich mehr als im Schulentwicklungsplan vorhergesagt - da waren die Neubürger noch nicht eingerechnet. Auch die Realschule im nördlichsten Norderstedter Stadteil war enorm gefragt, die Schulleitung sah sich laut städtischer Statistik mit mehr als 100 Anmeldungen konfrontiert. Da hat das Schulamt steuernd eingegriffen und Schüler an die Realschulen Harksheide und Garstedt abgegeben. Damit verteilen sich die Realschüler in etwa gleich auf die vier Schulen, 290 Jungen und Mädchen werden nach den Sommerferien eine Realschule besuchen. Ungewöhnlich viele Eltern haben sich für das Lise-Meitner-Gymnasium entschieden, die 102 Fünftkläßler werden auf vier Klassen verteilt, bisher war das Norderstedter Gymnasium dreizügig. Auch hier erklärt sich das Schulamt den Andrang mit den Neubaugebieten entlang der Achse Kayhude, Nahe, Itzstedt - viele Bürger, die dort wohnen, schicken ihre Kinder auf das Lise-Meitner-Gymnasium. Insgesamt wechseln 323 Jungen und Mädchen von der Grundschule auf eins der vier Norderstedter Gymnasien. Etwas mehr Anmeldungen als Plätze gab es auch für die Gesamtschule Lütjenmoor. Von den 103 Kindern werden 95 aufgenommen. Eingerichtet wird wieder eine Integrationsklasse mit 20 Schülern, in der behinderte und nicht behinderte Schüler gemeinsam lernen. Die restlichen 75 neuen Gesamtschüler werden auf drei Klassen verteilt

30.03.1999: Die Stadt Norderstedt verfolgt die neue Werbestrategie in eigener Sache konsequent: Nun ist das neue Motto für das Handeln in Norderstedt auch auf den offiziellen Briefbögen der Verwaltung zu sehen. "Norderstedt - eine Idee voraus" heißt das Leitmotiv, mit dem die fünftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins in die Zukunft startet. Deutlich machen will die Stadtverwaltung gegenüber den Empfängern, daß die Stadt innovationsfreudig ist. Dafür lassen sich durchaus mehrere Beispiele nennen. So gehören die Rathausmitarbeiter zu den Vorreitern bei der Verwaltungsreform. Schon früh hat sich die Stadt Norderstedt dem Umweltschutz verschrieben und dafür mehrere Preise bei Wettbewerben eingeheimst. Der neue Stadtteil Norderstedt-Mitte gilt als städtebauliches Vorzeigestück, und auch die Kinderspielplätze haben Vorbildcharakter. Mit dem neuen Logo, das der Verein Norderstedt Marketing zusammen mit der Stadt entwickelt hat, wollen die Urheber zweigleisig wirken: Sie wollen die Werbung in eigener Sache nach außen tragen, aber auch den Norderstedter Bürgern Identität vermitteln - ein wichtiges Ziel, ist doch die junge Stadt noch kein homogenes Gebilde. Es gibt durchaus Einwohner, die sich auch heute, 29 Jahre nach der Stadtgründung, noch als Garstedter, Glashütter, Harksheider oder Friedrichsgaber sehen.

06.04.1999: Das war ein Osterfest wie aus dem Bilderbuch: das schönste seit 15 Jahren, wie der NDR zu berichten wußte; drei Tage strahlender Sonnenschein. Da zog es viele Bewohner des Kreises Segeberg hinaus in die Natur. Man konnte die ersten Sonnenhungrigen beobachten, die sich auf der Terrasse oder dem Balkon aalten. Zahlreiche Menschen in Städten und Dörfern zog es bereits am Sonnabend hinaus zu den Osterfeuern, die sich überall wachsender Beliebtheit zu erfreuen scheinen. Allein in Norderstedt waren in diesem Jahr rund 170 Osterfeuer angemeldet worden. Die Führungskräfte der Feuerwehren hatten viele von ihnen vor dem Abbrennen selbst unter die Lupe genommen, um zu prüfen, ob die Reisighaufen auch umgesetzt worden waren, damit nicht darin nistende Jungtiere in den Flammen ums Leben kämen. Auch die Sicherheitsvorkehrungen wurden überprüft. Eines der größten Osterfeuer wurde wieder auf dem Gelände der Schützengemeinschaft Norderstedt entzündet. Zu Hunderten strömten die Norderstedter zum Schierkamp, um dem Ereignis beizuwohnen. Die hochlodernden Flammen heizten den Besuchern ordentlich ein. Die Freiwillige Feuerwehr Garstedt hatte wieder die Brandwache übernommen. Wem durch das Feuer nicht warm genug war, der gönnte sich geistige Getränke oder eine heiße Wurst. Man sah sogar Besucher, die sich für das Traditionsereignis Sekt und belegte Brote mitgebracht hatten. Tradition hat auch das alljährliche Ostereier-Suchen des Kinderschutzbundes Kisdorf auf dem Gelände der "Ole School". Ungezählte Kinder mit ihren Eltern durchstöberten das Gelände nach Nestern, die die Helfer vom Kinderschutzbund zuvor versteckt hatten. Während die Jungen und Mädchen sich anschließend über die süßen Eier hermachten, stärkten sich die Eltern bei Kaffee und Kuchen. Zu Tausenden strömten die Menschen aus allen Teilen des Landes nach Eekholt: Saisoneröffnung im Wildpark war angesagt. Dazu ging's rund - bei einer Feier voller Eier. Spielerisch sollten die Besucher in diesem Jahr "das Wunder aus dem Ei" unter die Lupe nehmen. Bei dieser Familienrallye standen Spaß und aktives Mitmachen im Vordergrund. Der Eifer der Kleinen wurde mit einer österlichen Überraschung belohnt.

06.04.1999: Eine Berufsfeuerwehr für Norderstedt wird es in absehbarer Zeit nicht geben. Das hat Erster Stadtrat Harald Freter noch einmal unmißverständlich klargemacht. Der Brandschutz für die Bürger sei durch die freiwilligen Wehren in den vier Ortsteilen Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe und Glashütte durchaus gewährleistet. Dem konnte Gemeindewehrführer Joachim Seyferth voll und ganz zustimmen. Die Führer der vier Ortswehren und ihre Stellvertreter hatten sich anläßlich der Vereidigung des neuen Glashütter "Chefs" im Norderstedter Rathaus versammelt. Hauptbrandmeister Uwe Behrens und sein Stellvertreter, Brandmeister Heinz-Berthold Winter, waren von der Stadtvertretung nach ihrer Wahl durch die Wehr - die NZ berichtete - in ihren Ämtern bestätigt worden. Harald Freter nahm ihnen jetzt den Amtseid als Ehrenbeamte der Stadt Norderstedt ab. Uwe Behrens betonte in einer kurzen Ansprache, froh darüber zu sein, daß die Glashütter Wehr aus eigener Kraft den Wechsel der kompletten Führung geschafft habe - mit einiger Unterstützung des Gemeindewehrführers. Während der gesamten Zeit des Wechsels habe der Bürger uneingeschränkt auf die Schlagkraft der Feuerwehr vertrauen können. Besonderen Dank sagte Freter dem scheidenden stellvertretenden Wehrführer Werner Pein. Der Brandmeister habe während des gesamten Interims die Freiwillige Feuerwehr Glashütte zusammengehalten. Deren Öffentlichkeitsarbeit soll künftig verbessert werden

07.04.1999: Das kulturelle Leben floriert. Trotz des Sparzwangs können die kulturellen Einrichtungen in Norderstedt wieder auf eine Erfolgsbilanz zurückblicken. Die Besucherzahlen sind im Vergleich zu 1997 gestiegen. Daß die Verantwortlichen im Rathaus und in der Politik Musik, Theater und Literatur als wichtige Standortfaktoren erkannt haben, machen die Investitionen deutlich: Gut 20 Millionen gibt die Stadt Norderstedt für die Kultur aus. "Damit investieren wir mehr als die meisten anderen Kommunen im Land", sagte Kulturdezernent Harald Freter, der für dieses Jahr einen besonderen Leckerbissen ankündigte: Der September wird ein äußerst musikalischer Monat - an jedem Tag können die Norderstedter in der Stadt Konzerte hören. "Tutti 9/'99" heißt das Motto für das Spektakel, das den Menschen zum Wechsel ins nächste Jahrhundert die gesamte musikalische Spannbreite des ablaufenden Jahrtausends nahebringen will. Als er die jüngsten Besucherzahlen der städtischen Kultureinrichtungen präsentierte, nannte Freter die Verwaltungsreform als einen wesentlichen Grund für die erfolgreiche Arbeit. Der unter dem Namen Forum zusammengefaßte Kulturbereich hat sich stärker an den Wünschen der Bürger orientiert. So wurden beispielsweise die Öffnungszeiten ausgeweitet und mit dem Forum-Center im Rathaus eine zentrale Anlaufstelle geschaffen. Aber auch Innovationen haben dazu beigetragen, das Angebot attraktiver zu gestalten. Angenommen werden laut Statistik die Internet-Terminals in den Stadtbüchereien im Rathaus und in Garstedt - hier können Computerfans gegen eine Gebühr im Internet surfen. "Rund 500 Bürger sowie zahlreiche Schulklassen haben die Terminals seit Juni 1998 genutzt, Tendenz steigend", sagte Anke Matthies. Die Büchereileiterin kann auch auf ein insgesamt erfolgreiches Jahr zurückblicken: So wurden im Vorjahr wieder mehr Bücher und Medien entliehen als 1997. Mit 702 832 wurde die magische Marke von 700 000 Entleihungen erstmals übersprungen. "Bei weniger Personal bieten wir mehr Leistung", sagte Anke Matthies. Im Vergleich zu 1994 verzeichnen sie und ihr engagiertes Team eine Steigerung von 20 Prozent. "Zum einen profitieren wir von dem ständig wachsenden Zwang zur Weiterbildung, zum anderen werden Kinder wieder verstärkt ans Lesen herangeführt", sagt die Leiterin. Auch die Musikschule steuert auf Expansionskurs: Die Besucherzahl stieg von 1270 auf 1333, Zuwachs verzeichneten die Dozenten vor allem bei den Erwachsenen: "Der Wandel von der Jugendmusikschule zur Musikschule war eine richtige Entscheidung", sagte Freter, der die Einrichtung als eines der Aushängeschilder der Stadt bezeichnete. Im Theaterbereich hat die Zahl der Abonnenten zwar abgenommen, der Rückgang wird durch den freien Verkauf aber ausgeglichen. "Nachdenken müssen wir über die Amateurtheatertage", sagte Gabriele Richter, zuständig für Kultur und Städtepartnerschaften. Die Resonanz schrumpfe, hier müsse die Qualität geprüft werden. Nicht überall sei das Niveau der Laiendarsteller so gut wie in Norderstedt. Die Volkshochschule ist nach wie vor gefragt, knapp 19 000 Kursusteilnehmer meldeten sich 1998 an, so viele wie 1997. Die Altersstruktur hat sich zugunsten junger Teilnehmer verschoben: "Sie lernen vor allem Sprachen", sagte die stellvertretende VHS-Leiterin Dr. Vesna Stanicic-Burchards. Sogar HSV-Spieler aus dem Ausland kommen in die Kurse, um Deutsch zu lernen. Die Kooperation HSV - VHS klappe prima. Entscheidendes Standbein seien auch die Firmenschulungen, die weiter zunehmen und die Finanzlage der VHS stabilisierten. Die Zahlen für das Stadtarchiv sind wenig aussagekräftig: Raummangel und Umzug ließen kaum öffentlichkeitswirksame Arbeit zu.

07.04.1999: Besuch aus Norderstedts Partnerstadt Maromme konnte gestern Stadtrat Harald Freter im Rathaus empfangen. 22 Mädchen und Jungen zwischen zwölf und 13 Jahren werden elf Tage in Norderstedter Familien leben, die Gegend erkunden und neue Freundschaften schließen. Maßgeblich beteiligt an der Organisation der Reise ist der Verein "Norderstedt - Maromme". Dank seines Einsatzes wurde dieser Schüleraustausch mit Maromme wieder aktiviert. Im Herbst sollen Norderstedter Kinder die französische Partnerstadt besuchen. Die Marommer Kinder werden nicht nur Norderstedt besichtigen. Auf dem Programm stehen ebenfalls eine Stadtrundfahrt durch Hamburg, ein Ausflug zur Ostsee, ein Spaziergang im Wildpark Eekholt und ein Bummel über den Hamburger Dom. Die französischen Gäste bleiben dabei nicht unter sich. Sie werden begleitet von den Norderstedter Gastgeberkindern, die zur Zeit Osterferien haben. Das kommende Wochenende gestalten die Gastfamilien. Am Dienstag geht es dann wieder nach Hause. Elf Mädchen und Jungen aus Maromme kennen Norderstedt bereits von früheren Besuchen. Die anderen elf Kinder sind zum erstenmal in Schleswig-Holsteins fünftgrößter Stadt. Die Stadt Maromme, gelegen in der Normandie, ist die älteste Partnerstadt Norderstedts. Seit 1966 gibt es intensive Kontakte zwischen Garstedt und Maromme. Nach vielen Kinderreisen, Sportleraustauschaktionen und Musikschulauftritten gab es in den letzten Jahren nur wenige deutsch-französische Treffen. Aktiviert wurde die Zusammenarbeit erneut durch den Verein "Norderstedt - Maromme." Er traf sich im Anschluß an den Empfang der Kinder mit Stadtrat Harald Freter, um über die künftigen partnerschaftlichen Beziehungen zu diskutieren. Die NZ wird darüber in einer ihrer nächsten Ausgaben berichten

07.04.1999: Ist Kultur noch finanzierbar? Wie steht es um den Ausbau des "Rohlings"? Um diese Fragen geht es beim nächsten Gesprächskreis der Garstedter CDU. Interessierte Bürger sind eingeladen, am Montag, 12. April, mit Stadtvertretern über die Zukunft der kulturellen Angebote in Norderstedt zu sprechen. Angesprochen werden können aber auch andere Themen. Treffpunkt ist um 19.30 Uhr das Hotel Heuberg.

08.04.1999: Wenn im "Garstedter Hof" aufgespielt wurde, kam nicht selten das ganze Dorf. Den Tanz im großen Saal der Gaststätte der Familie Wegener wollte damals kein Garstedter verpassen. Ob Schützenfest oder Feuerwehrball, Faschingstanz oder Musik zum Frühlingsanfang: Im Herzen Garstedts wußte man stets, wie man feiert. Bei flotter Musik und kühlem Bier hat sich so manches junge Paar kennengelernt. Wöchentlich wurde zu Walzerklängen geschunkelt, der erste Rock 'n' Roll ausprobiert oder beim Cha-Cha-Cha die Hüfte geschwungen. Als sich die Familie Wegener jedoch zur Ruhe setzte, wurde es still in dem Haus an der Niendorfer Straße. Der große Saal mit Bühne und Parkettboden stand weitesgehend leer. Nur gelegentlich wurde bei Familienfeiern aufgespielt. Jetzt gibt es wieder Hoffnung für alle, die vergeblich auf eine Alternative zu dieser tanzfreundlichen Örtlichkeit gewartet haben. Der Tanz im "Garstedter Hof" erlebt sein Comeback. Beinahe zufällig stieß "Radio Flamingo" auf das Lokal und war erst ein wenig skeptisch. "Wir haben gedacht, daß die U-Bahnverbindungen fehlen und deshalb niemand zu einer Tanzveranstaltung kommen wird", kommentiert Jürgen Steenbock, Chef des privaten Radiosenders, seine anfängliche Skepsis. "Als wir das Experiment am 6. März wagten, rechneten wir mit 80, höchstens 100 Gästen." Zum Glück hatte der neue Wirt des "Garstedter Hofes", Thomas Knop, bereits eine Vorahnung und genügend Personal bereitgestellt. Nach wenigen Minuten war die erste Tanzveranstaltung nämlich ausverkauft. 160 Gäste wurden gezählt. "Dieser enorme Erfolg hat uns natürlich Mut für eine Fortsetzung gemacht", sagt Jürgen Steenbock. Spontan wurde ein zweiter Tanzabend organisiert. Am Sonnabend, 10. April, wird "Radio Flamingo" erneut im "Garstedter Hof" für zünftige Musik und gute Laune sorgen. Wie man das macht, weiß das engagierte, ehrenamtliche Team von zahlreichen Veranstaltungen im "Hotel Tomfort" an der Langenhorner Chaussee. Die Musik des Radiosenders ist eine Mischung aus Schlagern und tanzbarer Musik. Jeden zweiten und vierten Mittwoch im Monat senden die Hobby-Radioleute live. Zu empfangen ist "Radio Flamingo" von 17 bis 18 Uhr über 96,0 (Antenne) und 95,45 (Kabel). Wenn auch der zweite Tanzabend von den Norderstedtern gut angenommen wird, will "Radio Flamingo" über weitere Veranstaltungen im "Garstedter Hof" nachdenken. Thomas Knop freut sich über die Zusammenarbeit. Auch ihm liegt ein Wiederaufleben der Traditionen in seinem Lokal am Herzen. "Wir haben inzwischen ebenfalls einige Ideen. So schwebt uns ein Hochzeitsball mit Bräuten aus dem letzten Jahr vor", sagt er. "Die Paare haben dort Gelegenheit, noch einmal in ihre Hochzeitskleidung zu schlüpfen und gemeinsam mit den Norderstedtern ihren großen Tag nachzufeiern." Auch die "Thespisnarren" werden den "Garstedter Hof" für Veranstaltungen nutzen. Vielleicht klopfen ja eines Tages auch wieder die Schützengemeinschaft und die Feuerwehren an die Tür des Hauses an der Niendorfer Straße. Karten für den Tanzabend am Sonnabend gibt es übrigens nur an der Abendkasse. Einlaß ist um 19 Uhr, Beginn um 20 Uhr. Sollte der Andrang ebenso groß sein wie im März, empfiehlt sich rechtzeitiges Erscheinen. Der Eintritt kostet zehn Mark

08.04.1999: Dans op de Deel heißt es endlich wieder im "Garstedter Hof". "Radio Flamingo" veranstaltet gemeinsam mit dem neuen Wirt des Restaurants am Sonnabend, 10. April, einen Tanzabend, der viele Garstedter an alte Zeiten erinnern wird. Das Lokal, das einst Mittelpunkt des geselligen Lebens in Garstedt war, will an die alten Traditionen anknüpfen. Auch in Zukunft soll der große Saal wieder für Tanz und Spaß am Wochenende zur Verfügung stehen. Voraussetzung dafür ist natürlich, daß die Norderstedter die Tanzveranstaltungen noch genauso annehmen wie vor rund 30 Jahren. Damals herrschte in der Gaststätte an der Niendorfer Straße regelmäßig Hochbetrieb, wenn die Kapelle zum Tanz aufspielte. Unzählige Garstedter nutzten damals die Gelegenheit, um gemeinsam zu feiern, die Frau fürs Leben kennenzulernen oder einfach nur Spaß zu haben. In den letzten Jahren war es still um das Lokal geworden. Gemeinsam mit "Radio Flamingo" will Wirt Thomas Knop den Geist der alten Zeiten jetzt wieder aufleben lassen. Seite 3

10.04.1999: Sie gehört zu den Gründerinnen der Partnerschaft zwischen Maromme und Norderstedt. Jeannine Belliard kennt alle vier bisherigen Bürgermeister Norderstedts persönlich und leitet in Maromme das Komitee für Städtepartnerschaft mit Deutschland. Die Norderstedter Zeitung nutzte den Besuch der 72jährigen für ein Interview. Madame Belliard: Vor mehr als 30 Jahren kam meine Tochter aus der Schule und fragte, ob wir nicht ein deutsches Kind für ein paar Tage aufnehmen könnten. Warum nicht, habe ich damals gedacht. Damit war der Grundstein für mein deutsch-französisches Engagement gelegt. 1966 bekam ich dann eine Einladung der Stadt Maromme zur Mitarbeit im Verschwisterungskomitee mit Garstedt. Anschließend habe ich die deutsche Sprache gelernt und bald darauf Garstedt besucht. Was reizt Sie an der deutsch-französischen Partnerschaft? Die Menschen. Es ist einfach schön, wenn man miterleben kann, wie sich fremde Menschen plötzlich sehr nahe kommen. Viele Freundschaften, die durch die regelmäßigen Austauschaktionen entstanden sind, existieren bereits seit Jahrzehnten. Deshalb bemühe ich mich auch ganz besonders um die Kinderreisen. Denn nur, wenn die Kinder und Jugendlichen einen Bezug zu Norderstedt bekommen, hat die Partnerschaft auch Zukunft. Wie groß ist das Interesse in Maromme an einem Austausch mit Norderstedt? Sehr groß. Daß die Kinderreise zu Ostern stattfinden kann, war erst fünf Wochen vor Abfahrt klar. Spontan bekam ich 19 Anmeldungen. 22 Kinder sind letzendlich mitgekommen. Ein Problem ist aber die Finanzierung. Maromme ist eine kleine Stadt mit 12 000 Einwohnern. Die Arbeitslosigkeit ist bei uns sehr hoch. Die Familien können eine teure Kinderreise einfach nicht bezahlen. Aber ich denke, daß wir gemeinsam mit dem Verein "Norderstedt pro Maromme" und Stadtrat Freter eine gute Möglichkeit gefunden haben, die Reisen auf einem gewissen finanziellen Niveau zu halten

12.04.1999: Fast 165 Tonnen schadstoffbelasteter Abfall wurde im letzten Jahr vom Norderstedter Betriebsamt entsorgt. Altmedikamente, Batterien, Chemikalien, Elektroschrott, Farbreste, Haushaltsreiniger, Leuchtstoffröhren und sonstige Abfälle wurden auf dem Betriebshof an der Friedrich-Ebert-Straße 76 entgegengenommen. 30 Tonnen davon jedoch haben 2100 Norderstedtern bei den regelmäßigen mobilen Sammlungen abgegeben. Deshalb wird die Stadt auch in diesem Jahr mit dem mobilen Schadstoffmobil unterwegs sein. Gesammelt wird in Friedrichsgabe am Mittwoch, 21. April, auf dem Parkplatz vor dem Gesundheitsamt. In Garstedt stehen die Abfallberater am Mittwoch, 5. Mai, auf dem Vorplatz vom Kaufhaus Karstadt. In Harksheide kann Problemabfall am Mittwoch, 19. Mai, auf dem Harksheider Marktplatz entsorgt werden. In Glashütte steht das Schadstoffmobil am Mittwoch, 2. Juni, und in Norderstedt-Mitte am Mittwoch, 15. September. Angenommen werden auch haushaltsübliche Mengen an Brillen, CDs, Korken, Musikkassetten, Ordner und Videokassetten. Wer Kompost aus der stadteigenen Produktion haben möchte, wird an diesen Tagen ebenfalls versorgt. Ein Behälter für den Transport sollte allerdings mitgebracht werden. Der Kompost stammt aus der Verarbeitung der Bioabfälle.

12.04.1999: Inlinefahren ist bei vielen Familien noch beliebter als Fahrradfahren. Sobald die ersten Sonnenstrahlen locken, schnallen Jugendliche, Kinder, Mütter, Väter und sogar Großeltern die Schuhe mit den vier Rädern an und rollen durch Norderstedt. Die Stadt hat sich auf die Inline-Sport-Welle inzwischen eingestellt. Zahlreiche Plätze wurden für die Inline-Skater und auch Skateboarder geschaffen. Die NZ hat die wichtigsten Plätze zusammengetragen, auf denen vor allen jetzt in den Ferien Hochbetrieb herrscht. Auf dem Freizeitplatz am Falkenhorst kann geskatet werden. Dort gibt es eine Half-Pipe, die auch von Skateboardfahrern gern genutzt wird. Dort steht auch Hockey-Spielern auf acht Rollen ein Platz zur Verfügung. Besonders groß ist das Angebot für Garstedter Inlinefahrer. Sie können zum Jugendfreizeitheim Buschweg kommen. Dort existiert ebenfalls eine Half-Pipe. Eine Miniramp steht den Fahrern an der Integrierten Gesamtschule Lütjenmoor zur Verfügung. Wer auf acht Rollen Hockey spielen möchte, findet hinter der Bücherei Garstedt einen neuangelegten Platz mit Hockeyfeldern. Die Fläche wurde mit einer Bande versehen, die Verletzungen verhindert. Die Pflichtfiguren der Rollschuhfahrer hat das Team für Natur und Landschaft auf den Asphaltplatz hinter dem Rathaus aufgemalt. Wer dort Inliner fährt, kann also Figuren wie die Profis trainieren. Eine neue Anlage für Inliner wird auch am neuen Bauspielplatz in Norderstedt-Mitte entstehen. Die Anlage wird weitesgehend aus Spendenmitteln finanziert. Gefahren werden kann auch auf dem kombinierten Fuß- und Radweg an der Schleswig-Holstein-Straße. Allerdings muß man dort den Lärm und die Abgasen der Autos in Kauf nehmen

12.04.1999: Im "Garstedter Hof" tobte am Sonnabend der Bär. Bereits um 18 Uhr standen die ersten Paare vor der Tür, um eine der begehrten Karten für die Tanzveranstaltung zu ergattern. Um 19.30 Uhr waren die Karten restlos ausverkauft. Mehr als 100 Gäste mußten abgewiesen werden. Einige Besucher waren mehr als 50 Kilometer gefahren, um in dem alten Garstedter Lokal den Abend zu genießen. Viele Gäste konnten sich noch gut an jene Zeiten erinnern, als im "Garstedter Hof" regelmäßig zum Tanz aufgespielt wurde. Sie freuten sich sichtlich, daß das Restaurant an die alten Traditionen anknüpfen will. Der Radiosender "Flamingo" hatte gemeinsam mit Wirt Thomas Knop zu dieser Tanzveranstaltung eingeladen. Auch Hardi Hartmann, Norderstedter Spezialist für Schlager, Schmusesongs und Evergreens, nutzte die Gelegenheit, dort aufzutreten. Er sorgte bereits früher im "Garstedter Hof" bei Maskeraden und beim Schützenball mit seiner Stimme für Stimmung. Auch an diesem Abend war das Publikum begeistert. Der große Erfolg signalisiert vor allem den Bedarf in Norderstedt nach solchen Veranstaltungen. Hoffentlich gibt es bald eine Wiederholung

14.04.1999: 25 016,35 Mark hat der engagierte Verein "Freizeitpark Nomi" bereits zusammen. Noch etwa 30 000 Mark fehlen, damit die Anlage für den Nachwuchs am Garstedter Müllberg, gegenüber des neuen Bauspielplatzes, eine Asphaltdecke bekommen kann. Der Verein versucht, über Sponsoring und Eigenleistungen ein attraktives Freizeitangebot zu schaffen, das die Stadt aus finanziellen Gründen nicht realisieren kann. Seit 1997 arbeitet der Verein daran. Als erstes Bauvorhaben ist ein Jugendtreff geplant. Der Treff soll nördlich an den geplanten Bauspielplatz grenzen. Zum Jugendtreff gehören eine Ballspielfläche, eine Skater-Bahn und ein Beach-Volleyball-Feld. Auch "Lümmelbänke" will der Verein aufstellen, damit die Jugendlichen Sitzplätze haben. Die Gesamtanlage soll mit einem etwa zwei Meter hohem Erdwall umschlossen werden. Er dient als Lärm- und Sichtschutz. Damit das restliche Geld nun auch zusammenkommt, plant der Verein unter der Vorsitzenden Rosi Sukkar ein Benefiz-Open-air-Konzert mit Spielmeile und Tombola. Am 26. Juni, soll von 14 Uhr bis Mitternacht am Garstedter Müllberg das Leben toben. Gesucht werden noch Vereine, die sich auf der Spielmeile präsentieren wollen. Auf der Bühne gibt es auch noch Platz für Nachwuchsgruppen (Anmeldungen unter Tel. 526 35 50). Für die Realisierung des ehrgeizigen Projektes werden jedoch in erster Linie weitere Spenden benötigt. Der Verein ist als gemeinnützig anerkannt und kann Spendenbescheinigungen ausstellen. Auf folgendes Konto kann eingezahlt werden: Norderstedter Bank; Kontonummer: 153 850 0; Bankleitzahl: 200 691 11. Wer Lust hat, aktiv mitzuarbeiten, ist herzlich zur Vereinssitzung am Mittwoch, 28. April, um 19 Uhr, in den Räumen der Paul-Gerhardt-Gemeinde eingeladen

20.04.1999: Gewerbebetriebe gehören nicht ins Wohn-, sondern in ein Gewerbegebiet. Das fordern immer wieder Norderstedter Bürger. Sie fühlen sich durch Lärm und Abgase in ihrer Lebensqualität beeinträchtigt. Die Stadt weist darauf hin, daß die Fälle geprüft worden seien und die Betriebe dort zu Recht existierten. Die Kritik der Bürger richtet sich vornehmlich gegen folgende Standorte: [GEFÜLLTER KREIS] Den Ausbau des Autohauses Lüdemann & Sens an der Hökertwiete. [GEFÜLLTER KREIS] Die Erweiterung des Nissan-Händlers an der Ochsenzoller Straße. [GEFÜLLTER KREIS] Die Firma Stakupress in der Straße In de Tarpen. Jürgen Hatje geht gerichtlich gegen die Verkaufshalle von Lüdemann & Sens an der Hökertwiete vor. Er plädiert dafür, Gewerbe und Wohnen zu trennen. "Gerade Betriebe, die Lärm und Abgase produzieren, gehören in eigens dafür ausgewiesene Stadtbereiche", sagt der Norderstedter. Er könne eine Wohnung an der Hökertwiete nicht vermieten, weil offenbar niemand neben einem großen Autobetrieb leben wolle. Hatje, im alten Norderstedter Stadtteil Garstedt aufgewachsen, kritisiert: "Der Betrieb hat eine Größe erreicht, mit der er hier nicht mehr hinpaßt", sagt er und verweist darauf, daß er seine Bedenken schon geäußert habe, bevor die Stadt den Neubau 1995 genehmigt habe. Hatje nennt weitere Gegenargumente: Die neue Verkaufshalle wirke wie ein Fremdkörper und beeinträchtige das Ortsbild. "Das Gebäude liegt in einem Ortsteil, der nach wie vor dörflichen Charakter hat", sagt der Kritiker. Zudem fehle eine vernünftige Zufahrt. Die Hökertwiete sei viel zu eng, um den Verkehr bewältigen zu können. Gefährdet seien vor allem ältere und gehbehinderte Menschen wie die Bewohner des nahen Alten- und Pflegeheims. Das Schleswiger Verwaltungsgericht hat den Einwänden bisher nicht stattgegeben. In seinem Urteil hat das Gericht der Stadt recht gegeben und die Baugnehmigung bestätigt. Das Gericht hält "städtebauliche Spannungen" für zulässig: Andernfalls könne überhaupt nicht mehr gebaut werden, wenn sich neue Vorhaben nicht in die Umgebung einpaßten. Bei einer Situation wie an der Hökertwiete müßten beide Seiten Rücksicht nehmen. Das sei hier gegeben, die Anwohner würden durch die Fahzeugbewegungen nicht unzulässig belästigt. Hatje will das nicht akzeptieren, er geht in die Berufung. Ähnliche Kritik wird auch wenige hundert Meter weiter laut: Anwohner der Ochsenzoller Straße haben immer wieder gegen den Ausbau des Nissan-Händlers protestiert. Auch sie forderten, daß ein Betrieb, der das Straßenbild derart dominiere und die Wohnqualität einschränke, in eine Gewerbegebiet gehöre. Doch auch hier ist die Rechtslage eindeutig, der Betrieb rechtens. "Seit zwei Jahren versuche ich, bei diversen Ämtern und der Stadtvertretung Aufmerksamkeit für ein Problem zu erzeugen, das nicht nur mich und meine Familie, sondern viele Anlieger der Straßen Aspelohe, Robert-Schumann-Straße und Brahmsweg um ihren wohlverdienten Schlaf bringt", sagt Manfred Wilke. Den Lärm verursache die Firma Stakupress, wo nachts mehrere Groß-Stanzen liefen und einen ruhigen Schlaf unmöglich machten. Die Stadt weist darauf hin, daß sie für den Betrieb nicht zuständig sei, sondern die Gewerbeaufsicht. Die habe auch gemessen und festgestellt, daß die Grenzwerte nicht überschritten würden. Wilke will sich damit nicht abfinden, er hat schon einige Mitstreiter im Kampf um die Nachtruhe gewonnen und hofft auf weitere Unterstützung

21.04.1999: Die Unternehmen im Hamburger Verkehrsverbund (HVV), zu dem auch Norderstedt gehört, haben mehr Kunden als je zuvor: 481,8 Millionen Fahrgäste nutzten im vorigen Jahr die Verkehrsmittel des HVV. Gegenüber 1997 bedeutet das einen Anstieg um rund ein Prozent oder 4,6 Millionen Fahrgäste. Im selben Zeitraum sind die Fahrgeld-Einnahmen um 10,9 Millionen Mark auf 674,8 Millionen Mark gestiegen - ein Plus von 1,6 Prozent. Besonders stolz ist man beim HVV auf dieses Jahresergebnis, weil der Verband Deutscher Verkehrsunternehmen für 1998 einen Rückgang der bundesweiten Fahrgastzahlen um 0,4 Prozent prognostiziert hatte. Mit zu der positiven Entwicklung beigetragen hat auch die große Akzeptanz der neuen U-Bahnstrecke zwischen Norderstedt-Mitte und Garstedt durch die Bürger: Wurden vor der Eröffnung der U-1-Verlängerung zwischen beiden Stationen pro Tag 8180 "Personenbeförderungsfälle" gezählt, so waren es nach der Einweihung 12 445 Fahrten am Tag. Im November vorigen Jahres waren es schon 16 337 Fahrgäste am Tag, was 4,9 Millionen pro Jahr entspricht - gegenüber 2,45 Millionen vor der U-Bahnverlängerung. Neben der Fahrgastzuwachs und der dadurch bedingten Umsatzsteigerung haben auch die intensivierten Fahrkartenkontrollen zu mehr Fahrgeldeinnahmen beigetragen: Die Quote der Fahrgäste ohne gültige Fahrkarte sank von 3,7 Prozent im Jahre 1997 auf 3,5 Prozent im vorigen Jahr. Insgesamt ist der Aufwärtstrend bei den Fahrgastzahlen laut HVV auf verschiedene Faktoren zurückzuführen: Die konjunkturellen Rahmenbedingungen hätten sich leicht verbessert; die Zahl der Arbeitslosen im Einzugsgebiet sei gesunken. Vor allem aber hat sich, so der HVV, das Angebot des Verbundes verbessert: Im Frühjahr habe er durch eine im neuen Design gestaltete Werbekampagne auf besondere Serviceangebote aufmerksam gemacht. So ist zum Beispiel auf mehr als 100 Buslinien nach 19 Uhr das Aussteigen zwischen den Haltestellen möglich. Die Fahrzeuge bieten den Kunden immer mehr Komfort. In den Wagen der U 1 werden den Fahrgästen seit neuestem per Bildschirm aktuelle Informationen übermittelt. Und mehr als 70 Prozent der HVV-Busse sind bereits moderne Niederflurfahrzeuge

22.04.1999: Die offizielle Eröffnung der "Literaturtage Norderstedt" der Schriftsteller Schleswig-Holstein ist zwar erst morgen um 16 Uhr im Rathaus, doch bereits heute, 16 Uhr, findet eine Lesung mit der bekannten Norderstedter Roman-Autorin Antje de la Porte in der Stadtbücherei Glashütte, Mittelweg, statt. Mit von der Partie sind der Hamburger Plattdeutsch-Autor Günter Harte und die Kielerin Lotte Brügmann-Eberhardt. und Kostproben aus ihrem gerade entstehenden Buch geben. Morgen, 16 Uhr, eröffnet Bürgermeister Grote die Ausstellung "Lebendige Literatur in Schleswig-Holstein", die bis 11. Mai in der Stadtbücherei im Rathaus zu sehen ist. Zur Vernissage lesen ebenfalls Günter Harte und Antje de la Porte, außerdem Jens Westermann. Die Moderation hat Eberhard Wever, erster Vorsitzender der Schriftsteller Schleswig-Holstein. Die musikalische Begleitung übernimmt das Klarinettenquartett des Symphonischen Blasorchesters. Neben weiteren Lesungen in Altenheimen gibt es morgen, 20 Uhr, ein Highlight im Foyer II im Rathaus. Unter dem Titel "Beim lichten Fest des Frühlings entlasse ich ein Vöglein in die Freiheit" ehren die Sängerin Anna Haentjens und ihr Pianist Sven Selle den russischen Dichter Alexander Puschkin zum 200. Geburtstag mit literarischen Chansons, Liedern und Rezitationen. Am Sonnabend, 15.30 Uhr, veranstaltet die Stadtbücherei Garstedt das "Literarische Café" mit schleswig-holsteinischen Autoren und dem Klarinetten-Trio der Musikschule. Ein Garant für Zwerchfell-Massage kommt am Sonnabend, um 20 Uhr mit Gerd Spiekermann ins Rathaus. Der Plattdeutsch-Spezie rezitiert unter dem Motto "Nich mit mi!" Geschichten aus eigener Feder und eigenem Erleben. Die Moderation hat Kulturpreisträgerin Christa Heise-Batt, die am Sonntag, 11 Uhr, mit Clara Kramer, Antje de la Porte, Lotte Brügmann-Eberhardt und Olaf Koch in der Stadtbücherei im Rathaus Hoch- und Plattdeutsches liest

24.04.1999: Die Straße Beim Schäferhof in Langenhorn. Helle Reihenhäuser mit kleinen Vorgärten, Einzelhäuser und kleine Gewerbebetriebe prägen das Bild. "Flughafen Hamburg - always happy landing" verkündet ein Plakat am Tennisplatz. Doch der Flughafen macht die Anwohner der kleinen Straße alles andere als happy: Hier ist die Einflugschneise des Flughafens. In einem Mehrfamilienhaus wohnt die Frau, die in einem Vergleich vom Flughafen 80 000 Mark Entschädigung wegen Fluglärms erhalten hat. Doch die Mehrzahl der zum Teil alteingesessenen Anwohner scheint sich mit dem Lärm arrangiert zu haben. "Ich kenne alle Piloten vom Sehen", scherzt der Wirt der Eckkneipe Schäferhütte, Walter Matzke. Früher, so Matzke, seien es weniger Flugzeuge gewesen. "Die waren dafür aber wesentlich lauter." Seit 20 Jahren wohnt Matzke in der Nähe des Flughafens. "Die Lkw von der Langenhorner Chaussee sind lauter", findet er. In der privaten Vorschulgruppe "Beim Schäferhof 9" von Eva Dumschat war der Vergleich am Freitag Gesprächsthema Nummer eins bei Betreuern und Eltern. Eva Dumschat: "Das ist ein Grund, sich mal wieder zu engagieren. Mir geht es dabei nicht ums Finanzielle, sondern darum, daß der Flughafen hier wegkommt oder zumindest die Kapazität verringert wird." Cornelia Förster, die mit ihrer Familie vor einigen Jahren "sehr günstig" ein Haus am Samlandweg gekauft hat, gibt zu: "Wir haben den Lärm teilweise unterschätzt, obwohl wir vor dem Hauskauf viel in der Gegend spazierengegangen sind." Cornelia Förster hat sich bei der Umweltbehörde erkundigt, ob ihr Schallschutzfenster zustehen, aber einen abschlägigen Bescheid erhalten. Für die Kinder ist der Fluglärm oft beängstigend. Cornelia Förster: "Die halten sich in der Sandgrube oft die Ohren zu." Gedanken, die Kita zu verlagern, hat Eva Dumschat aus wirtschaftlichen Gründen abgetan. Dumschat: "Als wir vor 20 Jahren hier angefangen haben, war es noch nicht so schlimm mit dem Lärm. Jetzt sind wir hier fest im Sattel. Woanders hinzugehen, lohnt sich für uns nicht." Schräg gegenüber ist gerade Gabriele Glatzel mit ihren Kindern Nico (6) und Mara (2) zu Besuch in ihrem Elternhaus. Ihr Urteil über den 80 000-Mark-Vergleich: "So'n Quatsch. Jetzt kann ganz Langenhorn klagen, oder wie? Wenn man an einer Straße wohnt, kann man doch auch nicht die Autofahrer verklagen." Gabriele Glatzel ist schon lange von zu Hause ausgezogen, aber sie lebt weiterhin im Einzugskreis des Flughafens. Ihre Mutter Marianne Rehders (59) weiß, daß es Nachbarn gibt, die das anders sehen: "Das sind die, die hier neu hinziehen." Nebenan genießen Ernst und Ilse Dabelstein ihre Mittagsruhe vor dem Haus. Ernst Dabelstein: "Ich sehe nicht ein, daß die eine was kriegt, und wir nicht. Aber wo soll denn das Geld herkommen, wenn alle entschädigt werden?" Das Ehepaar ist Eigentümer zweier Wohnungen nebenan. "Die sind jetzt nach langer Zeit frei geworden - durch Tod und Wegzug. Nicht einen Tag standen die leer bis zur Neuvermietung", sagt Ilse Dabelstein. Für Doris P. sind es dagegen wirtschaftliche Gründe, warum sie den Lärm hinnimmt. "Das Haus gehörte meiner Schwiegermutter. Mein Mann ist Alleinverdiener. Woanders wäre was Eigenes für uns darum nicht machbar. Außerdem habe ich gedacht, man könnte sich an den Lärm gewöhnen." Daran glaubt sie heute, ein Jahr nach dem Einzug, nicht mehr. Von dem Sieg der alten Dame in ihrer Nachbarschaft hatte Doris P. am Freitag morgen gehört. "Ich werde mit meinem Mann besprechen, ob wir auch etwas unternehmen sollen." Daran hat Günther Kreutz nie gedacht. "Ich bin hier geboren, man lebt damit, verdrängt das", sagt der Bewohner eines Einfamilienhauses an der Straße Beim Schäferhof. Nur wenn Besuch mit ihm und seiner Frau auf der Terrasse sitze, ginge der auch schon mal in die Knie vor Schreck. Kreutz fragt sich, warum der Ende des vergangenen Jahres geschlossene Vergleich erst jetzt bekannt wurde. Und noch etwas macht ihn mißtrauisch: "In dem Haus ist eine Wohnung leer. Darüber wundern wir uns schon lange. Wenn die nur leer gehalten wurde, um den Prozeß zu gewinnen, wäre das eine Riesenschweinerei." Die 80 000-Mark-Entschädigung des Flughafens an eine vom Lärm betroffene Anwohnerin beschäftigt jetzt auch den Senat. In einer kleinen Anfrage will der CDU-Abgeordnete Berndt Röder wissen, wie viele Häuser und Wohnungen sich in ähnlicher Lage befinden, mit wie vielen Verfahren maximal zu rechnen sei und was finanziell auf den Flughafen zukommen könne. Röder sieht voraus: "Es wird nicht gelingen, den 80 000-Mark-Vergleich als Einzelfall herunterzuspielen." Es drohe vielmehr eine Prozeßlawine, "weil viele Flughafenanwohner unter ähnlichen Lärmschädigungen leiden". Der Fall sei "eine weitere Bestätigung dafür, daß der Verzicht des Senats auf den Flughafen Kaltenkirchen eine gigantische Fehlentscheidung war". Wie berichtet, hatte Elsa S. aus Langenhorn gegen den Flughafen geklagt, weil der Lärm die Nutzung ihres Mehrfamilienhauses einschränkt. Vom Landgericht erhielt sie 32 500 Mark zugesprochen. Vor dem Hanseatischen Oberlandesgericht kam es zu einem Vergleich: Der Flughafen zahlte 60 000 Mark plus 20 000 Mark Zinsen. Airportsprecher Clemens Finkbeiner sagte dazu, die Klage von Frau S. sei eine von neun Klagen gewesen, die Anfang der 90er Jahre erhoben wurden. Sieben Verfahren seien zugunsten des Flughafen ausgegangen, eines stehe noch aus. Grund für die vielen Klagen war laut Finkbeiner die Zahl der sehr lauten Flugzeuge. Sie habe 1991 - bei 141 000 Starts und Landungen - noch bei etwa 30 Prozent gelegen. 1998 seien es - bei 152 000 Flugbewegungen - nur noch 2,9 Prozent gewesen. Der Vorsitzende der Bürger-Initiative-Gegen Fluglärm (BIG), Claus Schülke, weist in diesem Zusammenhang auf ein Urteil des Oberlandesgerichts Koblenz hin. Es hatte einem Anwohner des Militärflughafens Spangdahlem bei Bitburg ebenfalls eine Entschädigung zugesprochen. In diesem Fall sei es jedoch kein Vergleich, sondern ein Urteil gewesen, das sich auf feste Lärmwerte stützte, die auch für Hamburg interessant sein könnten. So hätten die Koblenzer Richter die Grenze des Hinnehmbaren bei 17 Überflügen pro Tag mit Spitzenwerten von 90 Dezibel sowie einem Dauerschallpegel von 64 Dezibel gezogen. Auch in Hamburg mit seinen etwa 400 Starts und Landungen pro Tag kommen nach Informationen des Abendblatts Spitzenschallwerte von 90 Dezibel und mehr außerhalb des Flughafengeländes vor. Unter einem Dauerschallpegel von 64 Dezibel leiden 2000 Haushalte, vor allem in Langenhorn, Lokstedt, Niendorf und Garstedt (Norderstedt). Die CDU in Norderstedt hat unterdessen eine Ausweitung der Nachtflüge abgelehnt. Die einzige Lösung des Lärmproblems sei der Bau eines neuen Flughafens bei Kaltenkirchen. Kritisiert wird, daß Schleswig-Holstein seinen Zehn-Prozent-Anteil an Fuhlsbüttel verkaufen wolle. Damit verzichte das Land auf jede Einflußmöglichkeit auf die weitere Entwicklung des Flughafens

27.04.1999: Zu einem "politischen Stammtisch" lädt die SPD Garstedt für morgen, 20 Uhr, nicht nur Parteimitglieder, sondern auch interessierte Bürger ein. Seit Anfang 1997 bieten die Sozialdemokraten an jedem vierten Mittwoch eines Monats im SPD-Laden Garstedt, Achternfelde 21, diese Möglichkeit zum zwanglosen Gespräch an. Jeder Abend steht unter einem Schwerpunktthema, das zu Beginn des Abends festgelegt wird. Morgen abend wird "Die Situation auf dem Balkan" diskutiert

28.04.1999: Es ist schon eine Tradition in Norderstedt geworden: Der Ochsenmarkt rund um den Ochsenzoll gehört zu den Veranstaltungen, die Tausende von Besucheren anlocken. In jedem Jahr ist es das erste Großereeignis in der Stadt: Frühling und Mai werden mit einem dreitägigen Fest begrüßt, bei dem sich jung und alt prächtig amüsieren können. In diesem Jahr warten die Ochsenzoll-Geschäftsleute mit einigen ganz besonderen Überraschungen auf. So wird zum erstenmal ein richtiges Räuberlager aufgeschlagen. So sieht das Programm des sechsten Ochsenmarktes am Schmuggelstieg aus. Freitag: Um 20 Uhr wird das Fest durch die Interessengemeinschaft Ochsenzoll feierlich eröffnet. Dazu spielt der Spielmannszug Langenhorn. Gleich zu Beginn wird der "Schmuggler des Jahres" gekürt - jene Persönlichkeit aus Norderstedt, die durch Einfallsreichtum und eine Portion Schlitzohrigkeit angenehm aufgefallen ist. Um 20.30 Uhr beginnt der Tanz in den Mai mit den "Bamsi Kosaken", einer Band, die vom Oldie bis zum modernen Pop-Song alles spielen kann, was Stimmung macht und gute Laune bringt. Sonnabend: Um 14 Uhr beginnt der Tanz um den Maibaum mit der Norderstedter Square-Dance-Formation "The Charming Pioneers". Von 14 bis 18 Uhr findet das "Arriba"-Kinderfest auf dem Vorplatz der St.-Annen-Kirche statt. Dazu wird ein kleiner Spielpark aufgebaut, es gibt eine Hüpfburg, eine Verkleidungsaktion und ein buntes Zirkuszelt mit Hutkoffer. Ab 20 Uhr spiel¶en die "Subs" stimmungsvolle Party-Musik zum Tanzen. Sonntag: Der Tag steht ganz im Zeichen des großen Ochsenzoll-Flohmarktes. Von 11 Uhr an spielt der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Garstedt, um 15 Uhr beginnt das Konzert des in Norderstedt schon sehr beliebten Rockabilly- und DooWop-Trios "The Sinners". An allen drei Tagen wird im Wäldchen neben der Kreissparkasse ein historisches Räuberlager aufgeschlagen. Wer die Geschichte des Ochsenzolls kennt, der weiß, daß noch vor gut 100 Jahren kräftig geschmuggelt wurde. Ganze Räuberbanden hielten sich meist in Zusammenarbeit mit den nahegelegenen Gasthöfen in diesem Gebiet auf, um hier ihr Unwesen zu treiben. Ein paar Szenen aus dieser Zeit werden während des Ochsenmarktes nachgespielt. Es gibt ein Lagerfeuer mit Lagerleben, historische Stände, ein interessantes Animationsprogramm, ein Kinderprogramm, Fecht- und Schießvorführungen und eine kleine Ausstellung mit Kanonen und historischen Waffen. Ein tolles Spektkakel erwartet die Besucher.

28.04.1999: Jetzt ist es endlich geschafft: Friedrichsgabe hat seinen eigenen Wochenmarkt. Gestern öffneten 16 Marktstände zum erstenmal ihre Wagenklappen auf dem Platz am Gesundheitsamt. Bereits früh um 8 Uhr herrschte reges Treiben zwischen frischem Spargel und schmackhaftem Käse. Selbst der Kindergarten Friedrichsgabe hatte sich mit einem Bollerwagen auf den Weg gemacht, um den stadtteileigenen Markt zu begrüßen. Bei Sonnenschein und Vogelgezwitscher wurde nicht nur eingekauft. Viele nutzten auch die Gelegenheit für einen kurzen Klönsnack. Lange haben die Friedrichsgaber auf diesen Augenblick gewartet. Immer wieder wurde in den letzten Jahren ein Markt gewünscht. "Schließlich wollen auch wir marktfrische Produkte auf dem Tisch haben", bringt eine Kundin die Forderung auf den Punkt. Der Stammtisch Friedrichsgabe machte sich schließlich für einen Markt stark und fand beim stellvertretenden Bürgermeister Harald Freter ein offenes Ohr. Das Interesse der Marktleute war unerwartet groß. 35 Anmeldungen lagen vor. Nur 16 wurden vorläufig berücksichtigt. Beim ersten Rundgang über den Markt stellte Harald Freter aber fest, daß noch zwei oder drei zusätzliche Stände Platz haben. Strom- und Wasseranschlüsse sind noch provisorisch. Auch die Toiletten sind noch eine Zwischenlösung. Aber die Mängel sind bereits registriert und werden behoben. Dem Stammtisch schwebt außerdem eine Neugestaltung des Platzes vor. "Hier fehlen einfach ein paar Bänke", gibt Pastor Gerd Karez vom Stammtisch zu. Auch das soll sich noch ändern. Die Mischung zwischen Bioprodukten und frischen Blumen, zwischen Schinken und Salaten wurde von den Friedrichsgabern begrüßt. Viele Marktleute kennen Norderstedt bereits vom Garstedter, Glashütter oder Harksheider Markt. Aber Karin Braunsdorf zum Beispiel steht mit ihrer Käse-Boutique zum erstenmal in Norderstedt. Die Currywurst von Wallys Wurststand dagegen ist den Glashüttern ebenso ein schmackhafter Begriff wie den Menschen in Norderstedt-Mitte. Jetzt dürfen auch die Friedrichsgaber herzhaft zubeißen. Der Friedrichsgaber Wochenmarkt findet jeweils dienstags von 8 bis 12 Uhr statt. Was die Zeiten betrifft, zeigt sich die Stadt aber durchaus noch flexibel

29.04.1999: Norderstedt plant für die Zukunft: sind zum Teil uralt, sie haben mit der Entwicklung nicht Schritt gehalten. Ziel der Initiative ist, so Bürgermeister Hans-Joachim Grote, gleichermaßen den Wirtschaftsstandort wie die Lebensqualität der Bürger zu sichern. "Wir müssen mehrere Aspekte unter einen Hut bringen", sagt Grote. So gehe es darum, daß den Betrieben Expansionschancen eingeräumt werden müssen - sonst bestehe die Gefahr, daß sie in Nachbargemeinden abwandern und Arbeitsplätze mitnehmen. Teilweise entspreche die heutige Nutzung von Gewerbegrundstücken nicht mehr den ursprünglichen Vorgaben, die Betriebe haben sich weiterentwickelt. Nun müsse der "Wildwuchs" planungsrechtlich abgesichert werden. Aktuelles Beispiel für die Anforderungen an die Stadtplaner ist der Bebauungsplan (B-Plan) 240 - die Stadtvertreter haben in ihrer jüngsten Sitzung beschlossen, den B-Plan für den Bereich um die Straßen Rugenbarg, Binsenstieg und den Tarpenbek neu aufzustellen. Zum Verfahren gehört die Bürgerbeteiligung, die Anwohner haben die Möglichkeit, ihre Meinung zu den Plänen zu sagen. Bei diesem Bereich handele es sich um ein Mischgebiet, wo gearbeitet und gewohnt wird. Diese gemischte Nutzung ist, so Grote, in Norderstedt stärker verbreitet als in anderen Kommunen. "An diesem Quartier wird exemplarisch deutlich, worauf es auch in der planerischen Gesamtsicht für Norderstedt ankommt", sagt Grote und nennt folgende Schwerpunkte: [GEFÜLLTER KREIS] Die Betriebe müssen Planungssicherheit haben. Sonst bestehe die Gefahr, daß sie abwandern und Arbeitsplätze in Norderstedt verlorengehen. [GEFÜLLTER KREIS] Wohnen und Arbeiten müssen zusammengeführt werden, um die Straßen von Pendlerströmen zu entlasten. [GEFÜLLTER KREIS] Die Anwohner müssen wohnortnah Lebensmittel und andere Produkte für den täglichen Bedarf kaufen können - auch dadurch könnte der wachsende Autoverkehr in Norderstedt verringert werden. [GEFÜLLTER KREIS] Die Wohngebiete müssen möglichst vor Lärm und Schadstoffen geschützt werden. [GEFÜLLTER KREIS] Grün- und Gewässerflächen müssen als Ruhe- und Erholungsflächen gesichert werden. "Im B-Plan sind noch Nutzungen enthalten, die es schon gar nicht mehr gibt. So liegt die Fläche der ehemaligen Papiersackfabrik und damit wertvolles Gelände brach", sagt Grote. Für diese 2,4 Hektar große Gebiet haben Planer und Grundeigentümer ein Konzept erarbeitet. Es sieht neben Wohnungen einen SB-Markt vor. Das ist, so Grote, sinnvoll, um die Nahversorgung in Garstedt-Süd zu verbessern. "Laut Einzelhandelsgutachten legen die Bürger Distanzen bis zu 700 Metern zwischen Wohnung und Geschäft zurück", sagt der Bürgermeister. Ein Lebensmittelmarkt in diesem Gebiet sei zudem vertretbar, da Einkaufsmöglichkeiten in vergleichbarer Größe nicht vorhanden seien. Andererseits habe der Gartenfachmarkt inzwischen so expandiert, daß die jetzigen Aktivitäten und die geplante Erweiterung mit den Vorgaben in Einklang gebracht werden müßten. Außerdem zeigten Unternehmen starkes Interesse an den Flächen zwischen Rugenbarg und Landesgrenze. Die Planer haben schon die nächste Fläche in Angriff genommen. Das Gewerbegebiet Stonsdorf, größter Firmenstandort in Norderstedt, wird ebenfalls überplant

30.04.1999: Der Kinderladen der Schalom-Gemeinde wird in einen Kindergarten umgewandelt. Das hat der Ausschuß für junge Menschen beschlossen. Mit dieser Maßnahme schafft die Stadt 20 zusätzliche Kindergartenplätze ohne nennenswerte Investitionen. Bisher wurde der Kinderladen von der Stadt anläßlich der Spielstubenförderung bezuschußt. Nach Umsetzung des Beschlusses gelten für den Kindergarten die Förderichtlinien der Stadt für Einrichtungen, die unter anderer Trägerschaft stehen. Dadurch fallen Mehrkosten an. Die Stadt wird sich auch an den Kosten für die Umbaumaßnahmen beteiligen. Ob die derzeit vorhandenen Plätze, zweimal wöchentlich vormittags und dreimal wöchentlich vormittags, auf 20 Halbtagsplätze umgewandelt werden, soll auch vom Wunsch der Eltern abhängen. Die Stadt will mit dieser Maßnahme die Kindergartensituation in Garstedt verbessern. Hier gibt es zwar ein größeres Angebot an Spielgruppen, aber im Verhältnis zu anderen Stadtteilen wenig Kindergartenplätze

14.05.1999: "Da hat irgendjemand der falschen Stelle ,Wasser marsch' befohlen', witzelte ein Besucher des Musik- und Grillvergnügens der Freiwilligen Feuerwehr Garstedt mit Blick zum regenschweren Himmel. Das Waldfest, das die Blauröcke alljährlich am Himmelfahrtstag bei der Waldjugendhütte im Rantzauer Forst veranstaltet, wurde nicht nur an den zahlreichen Tresen und Tischen zum feucht-fröhlichen Vergnügen, sondern auch vom Himmel und auf dem Waldboden. Gut beraten war, wer in Gummistiefeln und Ostfriesennerz zu der traditionellen Fete durch den Wald anstiefelte, denn die Wege hatten sich rasch in schlammige Matschfurchen verwandelt Trotz der heftigen Regenschauer pilgerten indes nicht wenige Familien über die aufgeweichten Waldpfade und durch das nasse Gras. "Egal, wie heftig es regnet, wir lassen es uns nicht nehmen, hier den Vatertag zu feiern", ignorierten die Familien Möller, Schierle und Eggers aus Oering Petrus' Dauerdusche. Schließlich ist das Waldkonzert der Wehr in jedem Jahr erklärtes Vatertagsziel mit Kindern, Karren und guter Laune. "Das Waldfest steht unter dem Motto ,Vatertag mit der ganzen Familie'", bestätigt Wehrführer Norbert Berg den Leitfaden der Fete. "Wir haben zwar wegen des Wetters überlegt, das Waldkonzert am Feuerwehrhaus zu veranstalten, doch das hätte nicht dieses urige, stimmungsvolle Flair wie hier im Wald", so Berg. Unverdrossen spielten auch die Jungs und Mädels des Schützenspielmannzugs Norderstedt und der Musikzug der Garstedter Feuerwehr beliebte Volksweisen und schmissige Märsche. Die Männerchorgemeinschaft Norderstedt schmetterte fröhliche Lieder, während die Jugendfeuerwehr mit den Kindern ein Wettspritzen veranstaltete. Wer ein kleines Papphäuschen als erster mit hartem Wasserstrahl zum Einsturz brachte, war Sieger an der Spritze. "Das bringt unseren Kindern und Jugendlichen viel Spaß, aber auch den Gästen", freute sich Berg. Die Jugendfeuerwehr zählt derzeit stolze 52 Mitglieder. Auch fürs leibliche Wohl war wieder lecker gesorgt. Die Mädels und Jungs am Grill und an den Zapfhähnen hatten ab Mittag alle Hände voll zu tun, um die hungrigen Mägen und durstigen Kehlen zufrieden zu stellen

14.50.1999: Straße endlich beschlossene Sache: "Um so mehr freue ich mich jetzt, daß wir einen Vorschlag erarbeitet haben, der von einer breiten Mehrheit getragen wird", sagt Bürgermeister Hans-Joachim Grote. Der Konsens sei auch wichtig, um das Projekt überzeugend nach außen zu vertreten. Das könne gegenüber der Forstverwaltung nötig sein - um den Föhrenkamp entsprechend auszubauen, müsse möglichst Einvernehmen mit den Waldschützern erzielt werden. Ist die neue Verbindung fertig, wird der Friedrichsgaber Weg an den AKN-Gleisen abgebunden. Der Ausbaubeschluß beinhaltet gleichzeitig Gewerbe- und Wohnbauflächen am Reiherhagen sowie 1,5 Hektar für die Erweiterung des Waldfriedhofes Friedrichsgabe. Damit kann das Areal endlich genutzt werden - schon vor Jahren hatte die städtische Entwicklungsgesellschaft die Fläche gekauft. Doch bisher ist außer Zinsen nichts gewesen, denn: Da die SPD ihre Straßenbaupläne gegen CDU und Grüne nicht durchsetzen konnte, konnten auch neue Reihenhäuser und Betriebe nicht erschlossen werden, so daß die Fläche am Reiherhagen bis jetzt brach liegt. Die SPD wollte ursprünglich zusätzlich zu den jetzigen Plänen die Verlängerung nach Norden bis zur Quickborner Straße. Dagegen hatte sich die CDU gestellt - sie sah darin eine Parallelstraße zur A 7 und befürchtete erheblich mehr Verkehr und Belastungen für die Garstedter. Mit dem Beschluß zum neuen Flächennutzungsplan für Norderstedt kam wieder Bewegung in das Projekt. Mit dem Grundsatzbeschluß für die künftige Entwicklung Norderstedts insgesamt hatten die Stadtvertreter auch den Ausbau der Oadby-and-Wigston-Straße grundsätzlich beschlossen. Dann waren die Planer gefordert, sie mußten die optimale Trasse ermitteln. "Dabei müssen wir jede nur denkbare Lösung prüfen, um Verfahrensfehler zu vermeiden. Die "Nullösung" schied schnell aus: Das hätte bedeutet, daß der Friedrichsgaber Weg ausgebaut wird. "Angesichts von 14 400 Fahrzeugen pro Tag im Jahr 2010 schied diese Variante aus", sagt Grote. Das könne den Anwohnern nicht zugemutet werden. Die hatten immer gefordert, das Wohngebiet vom Durchgangsverkehr zu entlasten. Auch weitere Trassen entfielen, da die Kosten für den Lärmschutz enorm gewesen oder das Friedhofsgelände zerschnitten worden wären. "Die jetztige Lösung bietet den Vorteil, daß sie am weitesten von den Wohngebieten entfernt ist und das künftige Gewerbegebiet von Norden erschließt", sagt Bürgermeister Grote. Die neue Straße wird sieben Meter breit und 1,9 Kilometer lang. Vorgesehen sind zudem ein Rad- und Fußweg sowie viel Grün am Straßenrand. Zwischen sechs und sieben Millionen Mark wird der Bau kosten, eventuell gibt es Fördermittel nach dem Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz. Wenn nicht, muß Norderstedt das Vorhaben aus eigener Kraft finanzieren. 25 000 Quadratmeter stehen für neue Firmen zur Verfügung - eine Fläche, die laut Grote gerade für eine Handvoll Betriebe reicht. Ausgeschlossen sind emittierende Produktionsstätten wegen der Nähe zum Wohnquartier. Der Bürgermeister geht davon aus, daß sich vornehmlich Dienstleister ansiedeln werden. Das neue Baugebiet grenzt unmittelbar an den Reiherhagen. Geplant sind 60 Reihenhäuser, die in drei Abschnitten gebaut werden sollen. Für das Gebiet, das durch den Meisenkamp erschlossen wird, haben die Planer gestalterische Bedingungen geschaffen. "Wir werden die Aufträge nach architektonischen und nicht nach finanziellen Kriterien vergeben", sagt Grote, der davon ausgeht, daß bis zum ersten Spatenstich für die Straße noch mindestens gut zwei Jahre vergehen werden. So lange werde vergehen, bis das Planverfahren abgeschlossen ist.

22.05.1999: Für zwei Tage wird sich in der kommenden Woche die Gottfried-Keller-Grundschule im Norderstedter Ortsteil Garstedt in eine Außenstelle der Feuerwehr verwandeln; denn das zweitägige Schulfest am Donnerstag und Freitag steht ganz im Zeichen der "Blauröcke" und ihrer gefährlichen Arbeit. "Wir arbeiten schon seit langem eng mit der Freiwilligen Feuerwehr Norderstedt zusammen", berichtet Rektor Hans-Peter Drosdatis. "Die hat uns auch tatkräftig bei der Herrichtung unseres Schulhofes unterstützt." In diesem Jahr gestaltet sich nun die Kooperation besonders eng: Im Unterricht ist fächerübergreifend auf das Thema "Feuerwehr" einngegangen worden, um das Schulfest mit seinen diversen Veranstaltungen vorzubereiten. So sind die verschiedenen Räume der Schule schon mit Bildern geschmückt, die sich thematisch mit den Aufgaben der "Blauröcke" beschäftigen und von den Kindern im Unterricht gemalt wurden. Gemeindewehrführer Joachim Seyferth, der wegen eines Achillessehnenabrisses an Krücken gehen muß, hat es sich nicht nehmen lassen, die Vorbereitungen der Schulfestes selbst zu überwachen. Spielerisch sollen die Kinder bei den verschiedenen Darbietungen lernen, die Macht des Feuers einzuschätzen, einen Notruf richtig abzusetzen und sich im Brandfall situationsgerecht zu verhalten

25.05.1999: Lange mußten die Väter des Garstedter Wasserwerkes warten, bis ihr Kind endlich das Licht der Welt erblicken konnte. Bereits 1975 hatten Gerhard Lange und Uwe Kühl die Idee, ein drittes Wasserwerk für Norderstedt zu bauen. "Grundgedanke war dabei, die Wasserversorgung der Stadt auf eigene Füße zu stellen", erinnert sich Gerhard Lange. Er war von 1960 bis 1989 Leiter der beiden Norderstedter Wasserwerke in Friedrichsgabe und Harksheide. "Reizvoll fanden wir aber auch, endlich einmal ein Werk ohne Fehler zu bauen", gesteht Uwe Kühl, der ehemalige technische Leiter der Stadtwerke. Mit dem Ergebnis sind beide Väter sehr zufrieden. Das Garstedter Wasserwerk wurde für neun Millionen Mark gebaut, um die Wasserversorgung Norderstedts von Hamburg unabhängig zu machen. 1,8 Millionen Kubikmeter Wasser können dort jährlich gefördert werden. Aus Hamburg kamen zusätzlich zu den Förderleistungen der Wasserwerke in Friedrichsgabe und Harksheide bisher 0,2 Millionen Kubikmeter. Besonders im Sommer mußte Wasser aus Hamburg geordert werden. Auf diese Lieferungen kann jetzt verzichtet werden. Außerdem ist das neue Werk in der Lage, den Wachstum Norderstedts aufzufangen. Aus drei Brunnen wird in Garstedt Wasser gefördert. Der tiefste Brunnen reicht dabei bis zu 200 Meter. Dieses Gletscherwasser hat eine besonders hohe Qualität. Was in Norderstedt aus der Leitung kommt, gehört damit zu den qualitativ wertvollsten Trinkwassern im Land. Der Härtegrad liegt bei Stufe 2 und ist damit so weich, daß weder Geschirrspüler noch Waschmaschine Enthärtungszusätze benötigen. Außerdem muß das Wasser in Norderstedt nicht gechlort werden. Ganz ohne Aufbereitung kann das Gletscherwasser aber nicht in die Haushalte fließen. Eisen, das vollkommen ungefährlich ist, aber das Wasser unansehlich macht, wird herausgefiltert. Auch Mangan wird eleminiert. Gut gelungen ist die Integration des Werkes in die Landschaft zwischen Waldweg und Harthagen. Die Dächer der beiden Reinwasserbehälter und der Filterhalle sind begrünt. Rund um die Gebäude wurde eine Streuobstwiese angelegt. Biotope und Knicks wurden geschaffen. In wenigen Jahren werden die Mauern der Gebäude dank vieler Rankhilfen vollständig begrünt sein. Auch in dieser Philosophie wird deutlich, was die Väter mit dem neuen Wasserwerk verbinden. "Wasser ist Leben" steht auf dem Findling am Eingang des Werkes, der bei den Bauarbeiten entdeckt wurde. Und das meinen die Väter wörtlich: Norderstedt hat nicht nur ein neues Werk, sondern auch eine neue Lebensader bekommen

29.05.1999: Ein neuer Naturkostladen wird heute in Garstedt eröffnet. Am Hirtenstieg haben Eva-Maria und Thomas Ammon einen "Naturkost-Express" eingerichtet, der kaum Wünsche offen läßt. Täglich werden frisches Obst und Gemüse geliefert, mehr als 350 Bio-Produkte werden zu Dauertiefstpreisen angeboten. Das Brot wird von den Bäckereien Bade und Reesdorfer Hof täglich geliefert. Produkte von Rapunzel, Bruno Fischer und Zwergenwiese gehören ebenso zum Angebot wie ein umfangreiches Wein- und Saftsortiment. Auch Naturkosmetik und Blumendünger sind im Programm. Eingerichtet wurde auch ein Bistro für den kleinen Hunger zwischendurch. Dort werden frische Salate, Bio-Kuchen, Snacks und freitags ein warmes Mittagsgericht serviert. Regelmäßig sollen Vorträge über neue Produkte und über spezielle Ernährungsprobleme bei Allergikern und Diabetikern informieren. Auch an einen eigenen Kinderspielplatz haben die Geschäftsleute gedacht. "Aus unserer vierjährigen Biolieferservice-Erfahrung wissen wir, was sich die Kunden wünschen", sagt Eva-Maria Ammon. Zur heutigen Eröffnungsfeier sind all jene eingeladen, die sich informieren, feiern und probieren wollen. Von 10 bis 16 Uhr ist der neue Laden heute geöffnet.

31.05.1999: Die Bewohner von Alt-Garstedt, insbesondere die Anlieger vom FriedrichsgaberWeg und von der Niendorfer Straße, können sich freuen: Noch während der Sommerferien sollen in dem Straßenzug bauliche Veränderungen vorgenommen werden. Durch die Maßnahmen soll der Verkehr auf dieser wichtigen innerstädtischen Nord-Süd-Verbindung flüssiger und übersichtlicher gestaltet werden, ohne daß dort "gerast" werden kann. Vor allem aber soll es künftig mehr Sicherheit für die Fußgänger zwischen den Einmündungen von Friedrich-Ebert-Straße und Kahlenkamp geben. Bauliche Veränderungen im Bereich Alt-Garstedt sind seit langem ins Auge gefaßt; denn die Beschwerden der Anlieger über ständig zunehmenden Verkehr haben sich bei der Stadt in den vergangenen Jahren gehäuft. Erste Planungen sahen Umbaumaßnahmen mit Kosten in Millionen-Höhe vor. Sie wurden im Hinblick auf die zu erwartende Zunahme des Verkehrs nach Fertigstellung der Flughafen-Umgehung auf Hamburger Gebiet vorgenommen. Gutachter rechnen damit, daß nach Inbetriebnahme der Umgehung zwischen 10 000 und 15 000 mehr Autos als bisher pro Tag an der Kreuzung Ohechaussee/Niendorfer Straße ankommen, wovon ein großer Teil in Richtung Norden abfließen dürfte. Angesichts derartiger Prognosen erklärte sich die Landesregierung bereit, der Stadt Norderstedt bei der Finanzierung der baulichen Veränderungen unter die Arme zu greifen. Doch bei der ersten Vorlage der Pläne kam aus Kiel nur ein Kopfschütteln: zu umfangreich, zu teuer. Die Planungen wurden von der Stadtverwaltung "abgespeckt" und wieder nach Kiel geschickt. Doch wieder kam von der Landesregierung ein ablehnender Bescheid: Zur Zeit stehen keine Mittel zur Verfügung. Jetzt baut die Stadt auf eigene Rechnung. Bürgermeister Hans-Joachim Grote ist nicht gerade glücklich über die Nichteinlösung des Versprechens durch die Landesregierung: "Schließlich wird die Maßnahme fast eine halbe Million Mark kosten und damit unseren Haushalt erheblich belasten."Aber länger warten mit der Realisierung der Pläne wollten Verwaltungschef und Planungsausschuß auch nicht; denn die Flughafenumgehung dürfte im nächsten Jahr fertig sein. Dazu Bürgermeister Grote: "Erst dann mit dem Ausbau zu beginnen, ist keinem zuzumuten. Wir müssen die Arbeiten abgeschlossen haben, wenn der verstärkte Verkehr einsetzt." Im einzelnen vorgesehen sind: [GEFÜLLTER KREIS] An den Ampel-Kreuzungen Friedrich-Ebert-Straße/Friedrichsgaber Weg und Niendorfer Straße/Ohlenhoff/Ochsenzoller Straße werden lange Linksabbiegespuren eingerichtet. Damit soll der Verkehr auf der "Hauptschlagader"entzerrt werden. [GEFÜLLTER KREIS] Nördlich der Einmündung Möhlenbarg wird eine begrünte Mittelinsel angelegt, um den Fußgängern das Überqueren des Friedrichsgaber Weges zu erleichtern. [GEFÜLLTER KREIS] Die Bushaltestelle an der Grundschule auf der Ostseite des Friedrichsgaber Weges wird an die Lichtsignalanlage verlegt. [GEFÜLLTER KREIS] Der gesamte Kreuzungsbereich Alte Dorfstraße/Niendorfer Straße wird neu gestaltet. Rad- und Fußwege sollen künftig eine geradlinige, direkte Führung erhalten, damit Fußgänger und Radfahrer früher von den Autofahrern gesehen werden können und so die Kreuzung gefahrlos überqueren können. Außerdem wird zur Sicherheit eine Mittelinsel auf der Niendorfer Straße angelegt. [GEFÜLLTER KREIS] Mit einer weiteren Mittelinsel, die südlich des Kahlenkamp installiert wird, soll auch dort den Fußgängern das Überqueren der Niendorfer Straße erleichtert werden.

01.06.1999: Leserbrief: "Straßenbau ist endlich beschlossene Sache" - NZ vom 14. Mai Viele Jahre haben die Anwohnerinnen und Anwohner des Wohngebietes am Friedrichsgaber Weg/Syltkuhlen auf diese Nachricht warten müssen: Im Zuge der Verlängerung der Oadby-and-Wigston-Straße wird unser Wohngebiet in absehbarer Zeit durch die Abbindung des Friedrichsgaber Weges in Höhe des jetzigen Bahnübergangs endlich verkehrsberuhigt. Nach der grundsätzlichen Entscheidung der Stadtvertretung zur Verlängerung der Oadby-and-Wigston-Straße im April 1998 folgte jetzt mit der einstimmigen Verabschiedung der Trassenführung im Bauausschuß ein weiterer wichtiger Schritt zur Realisierung dieses für den Gesamtbereich Friedrichsgabe-Süd so eminent wichtigen Bauvorhabens. Der "Gordische Knoten" scheint endlich durchschlagen worden zu sein. Im Namen der gesamten "Anliegergemeinschaft Friedrichsgabe-Süd" möchte ich hiermit allen beteiligten Personen einen Dank dafür aussprechen, daß mit der jetzigen Lösung eine Trasse gefunden zu worden scheint, die eigentlich aus keinem Lager Widerspruch hervorrufen dürfte und die trotzdem dem originären Anliegen unserer Anwohner entspricht, nämlich der Verkehrsberuhigung im Straßenzug Friedrichsgaber Weg/Syltkuhlen: Dadurch, daß es sich bei der jetzigen Lösung lediglich um eine Verschwenkung des Friedrichsgaber Weges um die Wohngebiete herum handelt (d. h. ohne Anbindung nach Norden), brauchen weder die Neubürger in Norderstedt-Mitte noch die ebenfalls unter den jetzt herrschenden katastrophalen Verkehrsverhältnissen leidenden "Alt-Garstedter" eine Zunahme des Verkehrs durch die geplante Straßenbaumaßnahme zu befürchten. Für mich hat mit der jetzt gefundenen Lösung die Politik ein wichtiges Stück Glaubwürdigkeit wiedergewonnen, und bei den z. T. schon seit Jahrzehnten in unserem Wohngebiet lebenden Anwohnerinnen und Anwohnern kommt mit diesem Beschluß wieder ein wenig Hoffnung auf, doch nicht zu den "Vergessenen" unserer Stadt zu gehören. Wieder einmal scheint es unserem neuen Bürgermeister Hans-Joachim Grote gelunden zu sein, ohne großes Aufheben zu machen, ein für Norderstedt wichtiges Straßenbauvorhaben auf den Weg zu bringen. Dafür, sehr geehrter Herr Grote, gebührt Ihnen der Dank der gesamten "Anliegergemeinschaft Friedrichsgabe-Süd". Ein Wermutstropfen bleibt allerdings auch für uns: Die Tatsache, daß die Stadt das geplante Neubaugebiet Reiherhagen vor der Verlängerung der Oadby-and-Wigston-Straße erschließen will, können und werden wir nicht hinnehmen. Nach wie vor gilt die Devise der vier einst zusammen agierenden Bürgerinitiativen des Norderstedter Nordens: erst Straßenbau, dann Wohnungsbau! Friedrichsgaber Weg 487

02.06.1999: Die Parteigrößen grübelten kurz und schüttelten dann einvernehmlich den Kopf. Nein, ein solches Jubiläum hatten sie allesamt noch nicht erlebt. 80 Jahre ist Elisabeth Giencke in der SPD. Mit dieser Parteitreue zählt sie bundesweit zu den Raritäten: "Das ist eine absolute Seltenheit", sagte denn auch Willi Piecyk. Der langjährige SPD-Landesvorsitzende ehrte die Norderstedterin zusammen mit seinem Nachfolger Franz Thönnes und Schleswig-Holsteins Sozialministerin Heide Moser - sie war in diesem Fall allerdings als Vorsitzende des SPD-Ortsvereins Norderstedt mit Blumen gekommen. Die 96 Jahre alte rüstige Jubilarin verfolgt noch aktiv die Politik. "Ich höre im Radio immer die Abendnachrichten", sagt die Witwe, die zwei Kinder hat. Der Krieg im Kosovo setzt ihr zu: "Schrecklich", sagt die Frau, die das Leid zweier Weltkriege erlebt hat. Den größten Eindruck hat auf sie die Revolution von 1918 gemacht. Als auch in Hamburg die Horden durch die Straßen zogen, flüchtete die Familie nach Garstedt. "Bei Lüdemann hatten wir dann 1930 unsere erste Versammlung", sagt die überzeugte Sozialdemokratin, die das Parteibuch vom Großvater geerbt hat. Sie hat immer an ihren Überzeugungen festgehalten und kann bis heute nicht verstehen, warum Genossen in der Nazizeit ihr Fähnchen nach dem Wind gehängt haben und in die braune Uniform geschlüpft sind. Angst kannte sie nicht, "damals haben wir die Demokratie Mann gegen Mann verteidigt", sagt sie. Die Freiheit des Denkens ist ihr wichtig, daher verlangte sie auch das Lied "Die Gedanken sind frei", als ihr Sohn zum Jubiläum zur Gitarre griff. Ex-Kanzler Helmut Schmidt bewundert sie ebenso sehr wie den Parteigründer August Bebel. "Der hat sich einen tollen Kampf mit Bismarck geliefert", sagt die Jubilarin, die alles interessiert, "was die SPD macht".

03.06.1999: Wohnungen stehen leer, Mieten sinken: Wohnungen sind so billig wie lange nicht mehr. Die Mieten sind in den letzten Jahren drastisch gesunken. Zu dieser Auffassung kommen der Mieterbund Schleswig-Holstein und die Makler im Hamburger Umland. Die Folge des Preisverfalls: Wohnungen stehen leer, Mieter sind nur schwer zu finden. "Auch in Norderstedt sind schon Leerstände zu beobachten", sagt Immobilienmakler Thorsten Hausmann. Besonders große Wohnungen ließen sich nur schwer vermieten. Preiseinbrüche habe es bei hochwertigen Objekten gegeben, hier seien die Mieten in den letzten drei bis vier Jahren um 20 Prozent gesunken. Auch Hausmanns Norderstedter Kollege Holger Hagemann konstatiert drastisch gesunkene Mieten: "Konten wir Neubauwohnungen vor drei Jahren noch für 21 Mark Nettomiete pro Quadratmeter losschlagen, müssen die Eigentümer jetzt mit 14 bis 15 Mark zufrieden sein", sagte der Makler. Doch nicht nur Norderstedt ist betroffen, die Mieten sind im ganzen Land gesunken. In Kaltenkirchen sind die Quadratmeterpreise in den letzten vier Jahren enorm gefallen. "Während Mitte der 90er Jahre noch 18 Mark zu erzielen ware, sind wir froh, wenn die Wohnungen jetzt für zwölf Mark vermietet werden", sagt Makler Bernd Averhoff. Er geht davon aus, daß in Kaltenkirchen 15 bis 20 Prozent des gesamten Wohnraums leerstehen, selbst Räume in bester Lage fänden nur schwer Mieter. Der Mieterbund spricht von einer "erfreulichen Entspannung auf dem Wohungsmarkt". Die Mieterorganisation stützt ihre Erkenntnisse vor allem auf die bei den Kommunen gemeldeten wohnungssuchenden Haushalte. Die Umfrage im Frühjahr ergab, daß 24 375 Familien und Einzelpersonen ein Dach über dem Kopf suchen. Vor einem Jahr waren es noch fast 10 000 mehr - ein Trend, der sich auch in Norderstedt zeigt. Hier waren laut Mieterbund 413 Haushalte ohne Wohnung bzw. auf der Suche nach einer neuen Bleibe. Vor einem Jahr lag die Zahl noch bei 531. Im Vergleich zur Mitte der 90er Jahre nehmen sich diese Werte bescheiden aus: 1994 wurden in der Statistik 2098 Haushalte als wohnungssuchend geführt. Damit war Norderstedt landesweit Spitzenreiter in der Negativskala - im Verhältnis zur Einwohnerzahl war die Zahl der Wohnungssuchenden nirgendwo höher. Als Ursache nennen Makler wie Mieterbund zum einen den starken Wohnungsbau in den vergangenen Jahren. Außerdem drängten gerade junge Familien zum Eigenheim. Hier griffen die Förderprogramme, die Zahl der Häuselbauer wachse momentan zudem durch die niedrigen Zinsen. "Auch das Hotel Mama trägt zur gegenwärtigen Lage auf dem Wohnungsmarkt bei", sagt Makler Hausmann. Im Unterschied zu früher blieben viele junge Leute zu Hause wohnen. Das sei billig und bequem. Schließlich schlage auch die Arbeitslosigkeit und die Angst vor dem Jobverlust durch: "Der Umzugstourismus hat abgenommen. Heute überlegen sich viele, ob sie in eine neue, schönere Wohnung ziehen, da jeder Umzug mit mindestens 5000 Mark zu Buche schlägt", sagt Hausmann. Für Zwei-Zimmer-Wohnungen ließen sich maximal 800 Mark kalt erzielen, bei drei Zimmern liege die Schmerzgrenze bei 1100 Mark. Entscheidend für die Vermietbarkeit seien auch moderne Ausstattung und Lage. "Verkehrsgünstig gelegene Wohnungen in Garstedt oder Norderstedt-Mitte lassen sich nach wie vor gut vermieten", sagt Hagemann. Die Makler gehen davon aus, daß die Mieten nicht weiter sinken werden. Sie würden allerdings in den nächsten Jahren auch nicht spürbar steigen.

04.06.1999: Bei Hans Schwarz, Vorsitzender der Norderstedter Interessengemeinschaft für Fluglärmschutz (NIG), häuften sich gestern die Beschwerden von Bürgern aus dem Ortsteil Garstedt über nächtliche Ruhestörung durch Flugzeuge. Der NIG-Chef ging den Klagen nach und fand heraus: Wegen eines schweren Gewitters mußte der Flughafen Frankfurt gesperrt werden. Zahlreiche Maschinen, die eigentlich in der Main-Metropole landen sollten, wurden nach Hamburg-Fuhlsbüttel umgeleitet. Hans Schwarz zur NZ: "Der gesamte Flugplan ist durch das nächtliche Unwetter und seine Auswirkungen durcheinandergeraten. Es gab viele Verspätungen. Die Postmaschine, die normalerweise um 23 startet, ging erst um 4.11 Uhr. Und dann passierte auch noch etwas, was es bisher nie gegeben hat: Innerhalb kurzer Zeit wurden 15 Ambulanzflüge registriert. In Fuhlsbüttel war allem Anschein nach die Hölle los, und in Garstedt trieb der nächtliche Lärm die Menschen aus den Betten. Überall bin ich gestern auf die Ereignisse der vergangenen Nacht angesprochen worden."

05.06.1999: Kinder und Jugendliche aus Norderstedt, die auf dem Schulhof erpreßt werden, können ab sofort Hilfe beim Kinderschutzbund bekommen: Der Landesverband startet die Aktion "Null Bock auf Abziehen", bei der Betroffene zumindest am Telefon hilfreiche Ratschläge bekommen. Vorbild der landesweiten Aktion ist das vom Kreisjugendring und dem Kreis Segeberg in Bad Bramstedt gestartete Präventiv-Programm, das seit einem Jahr unter demselben Motto steht. Die Polizei geht davon aus, daß "Abzocken" auf dem Schulhof zunimmt, die meisten Fälle jedoch aus Angst vor weiteren Repressalien nie bekannt werden. 008/111 0 333 wählen und ihre Sorgen vortragen. Das Gespräch ist kostenlos und läuft in Bargteheide auf, wo kompetente und geschulte Mitarbeiter des Kinderschutzbundes sitzen und gemeinsam mit den Anrufern beraten, welche Unterstützungsmöglichkeiten es im Ort gibt. Die Berater sind auf diese besondere Problematik der Jugendgewalt entsprechend vorbereitet. Der Landesverband des Kinderschutzbundes nimmt damit ein Beispiel aus dem Kreis Segeberg auf. Während die Aktion in Bargteheide den ganzen Nachbarkreis Storman und zusätzlich Norderstedt abdeckt, ist die Aktion im Kreis Segeberg noch in den Anfängen steckengeblieben: In Bad Bramstedt wurde gemeinsam vom Kreisjungendring und der Jugendschutzbeauftragten des Kreises Segeberg die Aktion "Null Bock auf Abziehen" ins Leben gerufen. Auch dort wurde ein Kontakttelefon für betroffene Kinder und Jugendliche, aber auch für Eltern der Betroffenen, eingerichtet. Es war landesweit die erste Aktion dieser Art. Ziel war es ursprünglich, diese Aktion auf den Kreis Segeberg auszudehnen. Das gelang bisher aus verschiedenen Gründen nicht, obwohl alle, die mit Schülern zu tun haben, die Problematik kennen. Der kriminalpräventive Rat in Norderstedt unterstützt zum Beispiel die Aktion des Kreises und des Kreisjugendringes. Weil im Rathaus eine fachlich ausgebildete Mitarbeiterin eine andere Tätigkeit übernommen hat, konnte noch nicht konkret zur Tat geschritten werden. In Bad Bramstedt wird das Kontakttelefon allerdings auch nur schwach angenommen. Das hat Polizeihauptmeister Manfred Bogasch festgestellt, der sich dieser Problematik besonders angenommen hat. "Viele Opfer nehmen die Sache noch nicht ernst genug", weiß er aufgrund seiner Ermittlungen. "Sie sehen keine richtige Straftat darin, obwohl Abzocken eine räuberische Epressung ist." Nach seinen Feststellungen kommt dieses Delikt am Gymnasium so gut wie nie vor, an der Realschule selten, häufig jedoch an der Hauptschule. Mit Schlägen traktierten sogar elf- und zwölfjährige Schüler ihre Schulkameraden, um Geld oder Zigaretten zu erpressen. Gelegentlich werde auch in dieser Altersgruppe das Messer gezückt. Im Kreis Segeberg wird aber noch mehr getan, um Kinder und Jugendlichen zu helfen. Bereits vor zwei Jahren wurde die Gruppe "Prävention im Team (PIT)" gegründet, für die Jan Lewering von der Polizeiinspektion Segeberg als Präventionsbeauftragter verantwortlich ist. PIT arbeitet eng mit dem Institut für Lehrerfortbildung zusammen. Zehn Polizeibeamte aus dem Kreis Segeberg wurden dafür ausgebildet, in den Schulen vorbeugend tätig zu werden, kreisweit beteiligen sich 15 Schulen an dem Projekt. In Norderstedt sind es die integrierte Gesamtschule Lütjenmoor, die Hauptschule im Schulzentrum Süd, die Realschule Garstedt und das Lise-Meitner-Gymnasium, in Henstedt-Ulzburg die Hauptschule am Beckersberg, in Kaltenkirchen die Hauptschule Marschweg. Innerhalb von zwölf Unterrichtsstunden wird den Schülern an zwei Tagen die Problematik der Gewalt auf Schulhöfen nahegebracht. Jan Lewering weiß, wie aktuell das Thema "Abzocken" heute ist. "Auf fast jedem Elternabend wird es zur Sprache gebracht", sagt er. Bei den Tätern sei das Unrechtsbewußtsein oft nicht vorhanden. Der Polizeibeamte stellt klar: Beim "Abzocken" handelt es sich um räuberische Erpressung - und die fällt in den Bereich der Verbrechen.

05.06.1999: Zum traditionellen Spargelessen trifft sich der Verein "Norderstedt - Perleberg in Freundschaft" auch in diesem Jahr mit den Freunden aus Perleberg. Die Norderstedter werden am Sonnabend, 12. Juni, mit einem Bus zur brandenburgischen Partnerstadt reisen. Gestartet wird um 7 Uhr am U-Bahnhof Norderstedt-Mitte oder 7.15 Uhr am U-Bahnhof Garstedt. Geplant ist auch ein Besuch des Havelberger Doms und eine Stadtführung. Der Fahrpreis für den Bus beträgt 30 Mark pro Person.

11.06.1999: Das moderne Kabelnetz der Telekommunikationsgesellschaft "wilhelm tel" wird am Montag, 14. Juni, im Mittelpunkt des Garstedter Gesprächskreises stehen. Die neue Tochtergesellschaft der Stadtwerke wird vorgestellt. Themen wie preisgünstiges Telefonieren im Ortsnetz, digitales Fernsehen und Breitband-Internet werden diskutiert. Wie sich das neue Kabelnetz auf die privaten Haushalte und auf Firmen auswirkt, soll erörtert werden. Der Garstedter Gesprächskreis trifft sich um 19.30 Uhr im Hotel Heuberg an der Niendorfer Straße.

11.06.1999: Der Täufling wog stolze 77 000 Kilo. Mit 60 Metern war er auch länger als allgemein üblich. Und spätestens, als vom Spitzentempo 80 die Rede war, wußten alle: Es handelt sich um die U-Bahn - gestern taufte Norderstedts Bürgermeister Hans-Joachim Grote einen U-Bahn-Zug auf den Namen "Norderstedt". Nachdem schon ein Flugzeug auf den Namen hört, folgte nun der Schienentransporter - das frisch benannte DT-4-Fahrzeug zählt zu den modernsten der Welt. Damit zeige Norderstedt seine Verbundenheit mit dem öffentlichen Nahverkehr, sagte Grote. "Die U-Bahn-Linie von Garstedt nach Norderstedt-Mitte ist ein junges, frisches, und vor allem lebhaft wachsendes Kind", sagte Ullrich Sieg von der Hamburger Hochbahn. Als die ersten Züge Ende September 1996 erstmals auf der 2,7 Kilometer langen Strecke von Garstedt ins neue Stadtzentrum rollten, nutzten drei Millionen Fahrgäste das Zusatzangebot. Inzwischen steigen jährlich fünf Millionen Menschen in die Bahn. Und Volker Hallwachs, Vorsitzender der Verkehrsgesellschaft Norderstedt, ergänzte den Aufschwung mit weiteren Daten: Mehr als zehn Millionen Männer, Frauen und Kinder seien inzwischen auf der neuen Strecke unterwegs gewesen, täglich rollten 16 600 Fahrgäste von Norderstedt-Mitte nach Garstedt und zurück. Hallwachs hatte sich nicht nur stark für das Projekt insgesamt engagiert, sondern auch maßgeblichen Anteil daran, daß die Bahn seit dem Winterfahrplan 1997/98 weitgehend alle zehn Minuten fährt. Daß die Züge so häufig verkehren, war ursprünglich nicht vorgesehen. Damit kamen die VGN und die HHA dem Wunsch vieler Fahrgäste entgegen. Und wie es sich für eine richtige Taufe gehört, fehlte auch die Musik im Bahnhof nicht: Die kam von der Musikschule Norderstedt.

14.06.1999: An Senioren aus dem Norden Garstedts und aus Norderstedt-Mitte richtet sich die nächste Ausfahrt des Sozialwerks. Die Fahrt führt am Mittwoch, 23. Juni, nach Tönning an der Eider. Zwei Busse bringen die Teilnehmer zum Ziel, wo Hotelchefin und Eiderfriesin Elke die Gäste gegen 11.30 Uhr empfangen wird. Sie wird heimische Gerichte wie "Mehlbüddel mit Swiensback" und "Röhrei mit Porn" erklären, bevor die Norderstedter dann das Büfett stürmen können. Nach einem Rundgang durch Tönning und dem Ausklang bei Kaffee und Kuchen geht es zurück nach Norderstedt. Die Busse starten um 9 Uhr am Sozialwerk an der Ochsenzoller Straße. Bus 1 nimmt an folgenden Punkten Mitfahrer auf: Stettiner Straße, Marommer Straße/Aurikelstieg, Marommer Straße/Langer Kamp, Ulzburger Straße/Weg am Sportplatz, Ulzburger Straße/Forstweg, Ulzburger Straße/Buchenweg, Buchenweg/Altes Buckhörner Moor, Altes Buckhörner Moor/Heidbergstraße, Heidbergstraße/Rüsternweg, Heidbergstraße/Stadtwerke, Ulzburger Straße/Alter Kirchenweg. Die Haltestellen von Bus 2: Friedrichsgaber Weg/Buckhorn, Friedrichsgaber/Feuerwehrmuseum, Helgolandstraße/Oadby-and-Wigston-Straße, Oadby-and-Wigston-Straße/In der Großen Heide, In der Großen Heide/Fehmarnstraße, Rathausallee/Pöhlshof, Friedrichsgaber Weg/Waldstraße, ZOB Norderstedt-Mitte, Ulzburger Straße/Alter Kirchenweg.

15.06.1999: In der U-Bahn wurde gesungen, getrommelt und getanzt, im Herold-Center spielten Geigen und Celli auf, und die Bücherei Garstedt wurde von den leisen Klängen der Gitarren erobert. Die Bürgerinnen und Bürger lächelten plötzlich im Einkaufsstreß, bekamen glänzende Augen, blieben stehen, hörten zu, ließen sich von der Sambagruppe "Fogo do Samba" sogar zu einem Tanz überreden und fragten neugierig nach dem Grund des musikalischen Auftriebs: Musikschultag in Norderstedt. Die drittgrößte Musikschule im Lande inszenierte unter der Leitung von Rüdiger George ein buntes Feuerwerk der Musik. "Wenn die Menschen nicht zur Musik kommen, dann geht die Musik eben zu den Menschen. Wir wollen die Bürgerinnen und Bürger motivieren, selbst Musik zu machen", forderte Kulturdezernent Harald Freter zum Geigen und Singen, Trommeln und Pfeifen an und mit der Musikschule auf. Vor allem die Sambagruppe, die sich mit 45 Mitgliedern innerhalb von knapp zwei Jahren zur größten in Norddeutschland mauserte und ständig ausgebucht ist, lockte das Publikum an und zauberte ein brasilianisches Karneval-Fieber ins Einkaufszentrum, das auch die ungewöhnlich vielen Sicherheitsdienstmänner mit ihren ernsten Mienen nicht abkühlen konnten. Viel Freude beim kreativen Instrumenten-Basteln hatten die Kinder mit Musikpädagogin Anke Hense. Aus Shampoo-Flaschen wurden Gitarren gebaut, Holzlatten wurden für die Gitarrenhälse ausgesägt, Dosen aller Art verwandelten sich, mit Sand und Steinchen gefüllt, in Rasseln. "Dieser Musikschultag mitten im Einkaufsgewühle hat uns allen viel Spaß bereitet", freute sich Musikschulleiter George.

15.06.1999: Eine Woche lang können fluglärmgeplagte Garstedter aufatmen. Bis Freitag, 18. Juni, wird die Start- und Landebahn II des Hamburger Flughafens saniert. In der Zeit von 8 bis 18 Uhr ist mit deutlich weniger Fluglärm über Norderstedt zu rechnen. Während dieser Sperrzeiten wird der gesamte Start- und Landeverkehr über die Start- und Landebahn I geführt. Dort wurde bereits im Mai saniert. Die Arbeiten erfolgen jährlich. Auf der Startbahn II, die von Richtung Nordwesten nach Südosten verläuft, sind keine größeren Schäden bekannt, so daß mit einer eventuellen Verlängerung der Fluglärmpause nicht zu rechnen ist

16.06.1999: Die Bürger sollen sich die Kultur in Norderstedt künftig erwandern können. Im gesamten Stadtgebiet sollen Plastiken und Skulpturen installiert und zu einem Rundgang durch die Kunst verknüpft werden. Das sieht das Konzept "Kunst im öffentlichen Raum" vor, das der Kulturausschuß während seiner jüngsten Sitzung verabschiedet hat. Die Idee hinter der Initiative: Die Kunst muß zu den Menschen gehen. "Wir stehen ja schon seit längerem auf dem Standpunkt, daß wir die Bürger auf lockere Weise an die Kultur heranbringen müssen", sagte Kulturdezernent Harald Freter, als er gestern die Konzeption erläuterte. Grundlage ist, Stadtentwicklung insgesamt mit der Kulturentwicklung zusammenzuführen. Dabei diskutierten Politiker wie Kunstexperten zunächst, ob sich die Pläne nur auf die beiden Stadtzentren Norderstedt-Mitte und Garstedt mit dem Herold-Center konzentrieren oder das gesamte Stadtgebiet erfassen sollen. Die Verantwortlichen entschieden sich schließlich für die große Lösung, auch um die alten Stadtteile zu stärken und durch den Kulturpfad weiter zu vernetzen. Dabei orientierten sich die Politiker am sogenannten grünen Leitsystem - im Stadtentwicklungsprogramm bekennen sich Politik und Verwaltung ausdrücklich zur Bedeutung der Grünzüge. Sie sind zum Teil schon verbunden, künftig sollen Lücken weiter geschlossen werden, um die Lebensqualität in der fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins zu erhalten bzw. zu verbessern. Als Netz stellt sich Freter auch den künftigen Kulturwanderweg vor. "Hier sollen die Norderstedter ganz ungezwungen mit Kunst in Berührung kommen", sagte der Dezernent. Sie haben die Chance innezuhalten, das Objekt zu betrachten und auf sich wirken zu lassen. So erfahren sie Plastiken oder Installationen ungezwungener, als wenn sie gezielt Galerien oder Museen besuchen. Die Musikschule habe sich schon seit längerem nach außen geöffnet - ein Kurs, der sich bewähre. Das zeigten die gute Resonanz auf die Tage der offenen Tür, und auch das jüngste Experiment, in der U-Bahn zu musizieren, sei gelungen. Grundlage der weiteren Planung ist die Zukunftswerkstatt, in der Bürger und Experten über die Möglichkeiten von "Kunst im öffentlichen Raum" gesprochen hatten. Möglichst noch vor der Sommerpause will die Verwaltung zusammen mit dem Land zehn Künstler beauftragen, ein Grobkonzept für das Projekt zu erarbeiten. Vorgaben gebe es nicht, die Künstler könnten frei planen. Ob gegenständlich oder abstrakt, ob fest installiert oder austauschbar - hier wolle die Stadt nicht in die gestalterische Freiheit eingreifen. "Daraus wird dann eine Jury drei bis vier Entwürfe auswählen, die dann weiter konkretisiert werden", sagte Freter. Beginnen solle der Kulturpfad allerdings zwischen den Polen Norderstedt-Mitte und Garstedt. Bevor schließlich die Aufträge endgültig vergeben werden, sollen nochmals die Bürger zu Wort kommen. Dabei sollen auch die Schulen und Jugendliche einbezogen werden. Mit dem Norderstedter Kulturpfad ist gleichzeitig eine alte Idee vom Tisch: "Den Skulpturenpark wird es in der ursprünglichen Form nicht mehr geben", sagte Freter. 67 000 Mark stehen für den Kunstwanderweg zur Verfügung - Geld, das die Stadt angespart hat. Vor einigen Jahren hat das Land die Förderrichtlinien geändert. Nicht mehr Einzelprojekte aus dem Programm "Kunst am Bau" wurden bezahlt. Die Kommunen können das Geld mehrerer Bauvorhaben sammeln und dann insgesamt ausgeben.

16.06.1999: Die Busse der Linie 195 werden zum Winterfahrplan am 26. September eine neue Route fahren. Künftig sollen sie auch durch das Gewerbegebiet Nettelkrögen rollen. Bisher fährt die Linie über die Ohechaussee Richtung Hamburg. Dort halten die Busse nur am Reiterhof. "Da sonst dort weitgehend unbebautes Gebiet liegt, können dort auch keine Fahrgäste aufgenommen werden", sagt der zuständige Norderstedter Dezernent Harald Freter. Er verweist auf den langjährigen Wunsch vieler Geschäftsleute im Gewerbegebiet, an den Busverkehr angeschlossen zu werden. "Die Firmen fühlen sich rundum wohl, ihnen fehlt nur die Busanbindung", sagt der Dezernent. Im Gewerbegebiet sollen vier neue Haltestellen eingerichtet werden. Bisher sei nur die Station Gutenbergring durch die Linie 193 vorhanden. Von dort aus werden die Busse an folgenden Punkten halten: An'n Slagboom, In de Tarpen und an der Ohechaussee. Folgende Haltepunkte werden künftig entfallen: Garstedt, Niendorfer Straße, Garstedt, Ohe (Reitstall) und Niendorf, Grenzhaus (Hamburg). Schon seit drei Jahren gibt es den Plan, die Strecke zu ändern. "Da die Verwirklichung abhängig ist vom vierspurigen Ausbau des Krohnstiegtunnels und des Swebenwegs, kann die Linienführung erst jetzt verschwenkt werden", sagt Freter.

16.06.1999: Norderstedter Kult-Kneipe an der U-Bahn-Station existiert seit 30 Jahren ms Norderstedt - Wer einmal hier sein kleines Bier trinkt, bleibt am Barhocker kleben. "Die U-Bahn-Schänke ist wie lebenslänglich", sagt einer, der nicht genannt werden will. Der ehemalige Soldat irrte vor vielen Jahren zu Weihnachten in Uniform umher, er wollte irgendwo feiern. Da stieß er auf die U-Bahn-Schänke, ging rein, sah sich zögerlich um und fragte: "Kann ich hier auch in Uniform ein Bier trinken?" Wirt Martin Roggenbuck nickte. Aus dem einen Halben wurden unzählige, dem Stammgast geht es wie so vielen: Bei Martin und seiner Crew wird die Kneipen-Treue in Jahrzehnten gemessen. Uschi kommt seit zehn Jahren, Dieter seit 20 und Horst seit 30 Jahren - der 58 Jahre alte Norderstedter zählt damit zu den Geburtshelfern der Schänke. Vor 30 Jahren öffnete Martin Roggenbuck aus purer Lust erstmals die Türen, seitdem fließt das Bier aus dem Zapfhahn gleich neben dem Bahnhof Garstedt. Gefeiert wurde das Jubiläum mit flotter Live-Musik und Riesenstimmung. Unscheinbar, nur mit einem bescheidenen Namensschild über der Eingangstür, duckt sich der Schankraum gleich neben der bunten Glitzerwelt des Herold-Centers. "Anfangs kamen nur Bauarbeiter", sagt der Wirt. Die Handwerker bauten am Einkaufszentrum und spülten den Staub in der Schänke runter. Inzwischen mischt sich das Publikum hinter dem schlichten Tresen und an den einfachen Tischen mit 40 Plätzen. "Der Personalchef kommt ebenso wie der Arbeitslose", sagt Rolf, genannt "Rolli". Er teilt sich mit Martin und einigen Aushilfen die Arbeit und ist auch schon seit 20 Jahren im Dienst. Der Nachname und der Rang in der sozialen Hierarchie werden mit dem Eintritt abgegeben. Hier herrscht das "Du", das gleichmacht, die Unterschiede im Geldbeutel und im Alter wegwischt. "Das ist so'n bißchen Hamburger Milieu", sagt "Nürni", die oft mit am Zapfhahn steht. Ein solch multisoziales Publikum wie hier war früher in jeder Eckkneipe zu finden. Doch im Laufe der Jahre hat sich die Schar der Kneipengänger gespalten. Die einen gehen nur noch zum Essen raus, die Schickimickis in die Szenelokale, die Singles in Anmach lokale. "Hier kennt man sich einfach. Jeder weiß um die Sorgen und Nöte der anderen. Und man hilft sich gegenseitig", sagt Lemmy (37). Auch er kommt schon seit Jahren auf einen Bacardi-Cola oder auch zwei nach dem Job. Daß die Kneipe bis heute überlebt hat, liegt auch an den ungewöhnlichen Öffnungszeiten: "Wir haben 365 Tage im Jahr von 8 bis 1 Uhr geöffnet", sagt der Wirt. In der Adventszeit gibt es schon mal um 7 Uhr ein besinnliches Frühstück bei Kerzenschein. Uschi ist mit 77 Jahren der älteste Stammgast. "Ich komme immer nach dem Einkaufen hierher", sagt die Garstedterin. Sie findet unter den "einfachen und guten Leuten" immer jemanden für einen kurzen Klönschnack. "Das ist ordentlich, sauber und anständig hier", sagt die ehemalige Musikerin. Wenn sie klamm ist, kann sie auch mal anschreiben lassen. Wirt Martin hat ein großes Herz und viel Lebenserfahrung. Beides setzt er ein, um seinen Schankraum freizuhalten von Streit. Das gelingt ihm auch, und wenn doch mal einer etwas lauter wird, packen die Stammgäste zu und befördern den Querulanten nach draußen. "Wir wollen alle nur in Ruhe unser Bier trinken", sagt der Ex-Soldat und ergänzt: "Hier ist jeder willkommen, der Bauarbeiter mit staubiger Kluft, die alleinstehende Frau und der Anwalt im Anzug." Immer wieder hat das Team mit dem schlechten Ruf zu kämpfen. "Probleme gibt es hier nicht, mit der Polizei sind wir noch nicht aneinandergeraten", sagt Wirt Martin. Die meisten trinken ein kleines Helles, dazu einen Kümmel. Knurrt der Magen, gibt es 'ne Frikadelle und 'ne Wurst auf die Hand. Doch das ist eher nebensächlich, wichtig ist, daß sich die Stammgäste als große Familie sehen. Und Lemmy sagt auf die Frage, warum er immer wieder kommt: "Die U-Bahn-Schänke ist einfach Kult".

17.06.1999: Leserbrief: "Stadt bittet die Bürger zur Kasse" - NZ vom 7. Juni Die Stadt Norderstedt scheut nicht davor zurück, üble Tricks anzuwenden, um die Bürger "abzuzocken". Aus eigener Erfahrung weiß ich, wie dieses funktioniert. Als Anlieger des Friedrichsgaber Weges flatterten nicht nur mir, sondern auch meinen Nachbarn vor einigen Wochen sogenannte Heranziehungsbescheide ins Haus. Ein Teilstück des Friedrichsgaber Weges war angeblich ausgebaut worden und somit beitragsfähig bzw. beitragspflichtig für die Anwohner. Tatsache ist jedoch, daß dieses Teilstück weder ausgebaut noch ausgebessert werden mußte. Dieser Straßenabschnitt war absolut heil und in Ordnung sowie gut zu befahren. Mir ist es nach wie vor ein Rätsel, weshalb für die Arbeiten - es handelte sich um eine neue Fahrbahndecke - Steuergelder verschwendet worden sind, da zu hundert Prozent überflüssig. Selbst wenn eine Reparatur notwendig gewesen wäre, könnte man nicht von einer Ausbau-Maßnahme sprechen, denn der Ausbau des Friedrichsgaber Weges wurde von den Anliegern vor einigen Jahrzehnten bereits bezahlt. Hinzu kommt, daß uns Anliegern 30 Prozent der "Ausbau-Kosten" berechnet wurden. Wenn man sieht, wieviel Tausende von Fahrzeuge täglich den Friedrichsgaber Weg als Durchgangsstraße passieren, dann frage ich mich, weshalb wir noch mit 30 Prozent Kosten belastet werden sollen. Eher wären fünf bis zehn Prozent angebracht. Belastet werden wir nämlich schon durch den äußerst starken Verkehrslärm, Dreck und durch z. T. lange Wartezeiten, um überhaupt das Grundstück mit einem Auto verlassen zu können. Die weitere Argumentation, daß die Grundstücke durch den sogenannten "Ausbau" eine Wertsteigerung erfahren, ist schon als Hohn zu betrachten. Je mehr Autos vor unseren Grundstücken fahren, desto mehr Lärm und desto mehr Behinderungen gibt es für uns, die Straßen werden zum Rasen mißbraucht, und es kann überhaupt keine Rede davon sein, daß unsere Grundstücke eine Wertsteigerung erfahren. Genau das Gegenteil ist der Fall. Ich meine, daß wir mit unseren Steuern schon genug Beiträge leisten. Ich kenne nicht genau den Anteil der Steuern am Benzinpreis, aber man sollte nicht vergessen, welchen Anteil die Autofahrer hier leisten. Die Damen und Herren von der Stadtverwaltung und -vertretung sollten zumindest zugeben, daß sie es auf das Geld der Bürger abgesehen haben und sollten nicht versuchen, sich hinter Vorschriften zu verstecken oder sollten nicht versuchen, die Bürger ganz einfach zu betrügen und zu belügen. Etwas mehr Fairne wäre schon angebracht. Betrifft: "Norderstedt, die Plakatstadt" Das Thema ist alt. Die Stadtverwaltung hatte Verbesserung versprochen. Von der Ohechaussee bis Norderstedt-Mitte, also Niendorfer Straße und Garstedter Weg, sind insgesamt 108 Plakate aufgehängt und angebracht. Keine Wahlplakate dabei, sie alle werben für nur drei Veranstaltungen. Dort gibt es kaum Fußgänger, die Autofahrer konzentrieren sich auf den Verkehr. Verkehrsschilder tauchen bei der Plakatierung unter. An der Ulzburger Straße das gleiche, viele Lichtmasten sind mehrfach besetzt. Wer kann mir diesen Unsinn und Umweltfrevel erklären? An der Falkenbergstraße stehen noch kurz hintereinander zwei Plakate, die heute noch für eine Veranstaltung werben, die am 30. März war. An den jetzt noch aktuellen Plakaten werden wir uns erfahrungsgemäß dann ja noch bis kurz vor Weihnachten erfreuen. Oder müssen wir mündigen, umweltbewußten Bürger doch erst einmal alle Plakate, die uns stören, zum Rathaus bringen? "Streit um Lauben bricht wieder aus" - NZ vom 12./13. Juni Recht so, Herr SPD-Stadtrat Kelm, greifen Sie rigoros bei den Laubenpiepern durch. Es kann doch nicht sein, da der Schreber und auch noch seine Familie nach getaner Arbeit bei unserem Schietwetter es sich auf seiner überdachten Terrasse gemütlilch macht. Soviel Lebensqualität und Freude darf es einfach nicht geben. Drangsalieren und reglementieren Sie weiter, Sie haben ja das unsinnige Bundeskleingartengesetz im Rücken und im Kopf. Als SPD-Mann sollten Sie wissen, daß der kleine Mann und auch der Rentner in seinem Kleingarten nur Ruhe, Erholung und Entspannung sucht und findet. Der Reiche hat sein Reetdachhaus auf Sylt, der Superreiche ist im Süden Europas. Mein Vorschlag wäre, nehmen Sie einen Zollstock und vermessen Lauben, Anbauten usw. Alles, was über 24 Quadratmeter Fläche ist, schlagen Sie der jährlichen Pacht zu, nehmen die Abrißverfügungen zurück und schon wäre wieder ein Krieg beendet. Für Sie zu einfach? Gerhard Stölk Flensburger Hagen 16 Norderstedt Diese Zuschriften geben lediglich die Meinung der Einsender wieder. Kürzungen vorbehalten

18.06.1999: Glashütte und Torf gehören zusammen. Ohne Torfstechen wäre dieser Norderstedter Ortsteil wahrscheinlich nicht entstanden - und vor allem hätte er nicht diesen Namen bekommen. Das reichliche Vorkommen von Torf auf der Tangstedter Heide führte nämlich 1740 dazu, daß der Tangstedter Gutsherr eine Glashütte errichten ließ. Der Torf sorgte dabei für die notwendige Hitze beim Glasblasen, der Ort bekam seinen Namen. Wohl deshalb drehen sich viele Erinnerungen alter Glashütter um das Torfstechen. Adolf Witten beispielsweise war eigentlich Sparkassenangestellter. Nach Feierabend ging er ins Wittmoor oder ins Glasmoor zum Torfstechen, um Geld zu verdienen. So wie insgesamt 25 Zeitzeugen einer fast vergessenen Zeit kramte auch der 87jährige in seinen Erinnerungen. "Also das Wittmoor und das Glasmoor sind vom Torf her völlig verschiedene Moore. Im Glasmoor ist kaum weißer Torf oben drauf, und auf dem Wittmoor war immer eine gute Schicht weißer Torf", sagt er und ein anderer Zeitzeuge fügt hinzu: "Wer einmal Torf gemacht hat, der weiß wie schwer das ist, eine Arbeit für einen, der Vater und Mutter erschlagen hat." Unzählige Stunden hat die Stadtarchiv-Mitarbeiterin Marlen von Xylander im letzten Jahr in Glashütte verbracht. Ausgerüstet mit Mikrofon, einer großen Portion Interesse und Einfühlungsvermögen befragte sie alte Glashütter nach ihren Kindheits- und Nachkriegserinnerung. Initiiert hatte die Befragung Stadtrat Harald Freter, der nicht nur aus Glashütte stammt, sondern dort auch immer noch lebt. Was Marlen von Xylander dabei entdeckte, wird vielen Norderstedtern einen anderen Zugang zur Geschichte des Ortsteils ermöglichen. Nicht Zahlen und politische Entscheidungen bestimmen die Ausstellung. Im Mittelpunkt stehen die Erinnerungen aus dem ganz normalen Alltag. "Wenn jemand gestorben war, kam erst Friedrich Wulf mit dem Fahrrad vorbei. Er fuhr dann nach Tangstedt und wenig später folgte Bauer Ude mit dem Leichenwagen aus Garstedt. Plambeck hatte einen Leichenwagen, der mit Pferden bespannt war. Sie hatten Kopfmasken. Auf einem Wagen fuhr der Sarg, auf einem die Kränze, auf einem anderen die Familie. Beerdigt wurde in Tangstedt. Anschließend ging man rein zu Riebling. Da stand dann schon die erste Lage auf dem Tisch", erinnerte sich beispielsweise ein Zeitzeuge. Nicht nur Erinnerungen wurden gesammelt, auch Fotos wurden dem Stadtarchiv zur Verfügung gestellt. Ein sehr wertvoller Fund war die Glashütter Chronik von Karl-Heinz Schmidt (88), die vom 17. Jahrhundert bis 1936 reicht. Gerade aus dieser Zeit gab es bisher kaum Dokumente, weil bei einem Brand in Tangstedt alles verloren ging. Die Ausstellung "Früher war manches anders" ist bis zum 7. Juli in der Stadtbücherei Glashütte zu sehen. Anschließend wird sie im Stadtarchiv unter den Rathausarkaden gezeigt

21.06.1999: "Was lange währt, wird endlich gut." Mit diesen Worten wies Norderstedts Bürgermeister Hans-Joachm Grote auf die lange Geschichte des neuen Gebäudes hin - mehr als acht Jahre hat es gedauert, bis der neue Schulungsraum der Freiwilligen Feuerwehr Garstedt fertig wurde. Am Wochenende wurden die Räume, die sich nahtlos an den bestehenden Trakt anschließen, mit Musik, Bier, Sekt und Saft und einem Imbiß eingeweiht. Wehrführer Norbert Berg, Bürgervorsteherin Elisabeth Kühl und Bürgermeister Grote zerschnitten das Band und gaben den Rotklinkerbau frei. Im Mai 1991 hatte die Wehr den Neubau beantragt. In den nächsten Jahren galt es, die Politiker von der Notwendigkeit des Anbaus zu überzeugen. Schließlich bewilligte der Bauausschuß 1997 maximal 540 000 Mark. "Da war klar: Das Projekt läßt sich nur mit einem erheblichen Anteil an Eigenarbeit verwirklichen", sagte Grote, der die Glückwünsche von Verwaltung und Politik überbrachte. Nach den Ausschreibungen stand fest, daß die Summe nicht reichen wird. Der Bauausschuß packte nochmals 55 000 Mark drauf, die Wehr versprach im Gegenzug, die "Muskelhypothek" zu erhöhen. So war der Weg für den Neubau frei. Am 3. Oktober 1998 wurde der alte Unterrichtsraum demontiert. Und dann ging es Schlag auf Schlag: Am 9. November kam der Grundstein in die Erde, den Rohbau zog eine Fachfirma hoch. "Seit März vergingen kaum ein Tag und schon gar kein Wochenende, an dem nicht einige Kameraden angepackt haben", sagte Berg. Teilweise waren bis zu 30 Feuerwehrleute gleichzeitig auf der Baustelle an der Ochsenzoller Straße. Insgesamt haben die Helfer 4500 Stunden an Eigenarbeit erbracht, sie haben abgerissen, gefliest, gemalt, tapeziert, den Carport aufgestellt und die Außenanlagen hergerichtet. "Der Bau des Feuerwehrhauses ist eine kameradschaftliche Gesamtleistung unserer Wehr, die wohl einmalig bleiben wird", sagte Berg, der auch der Verwaltung und den Fachfirmen für die gute Zusammenarbeit dankte

23.06.1999: Der neue Freizeitpark Norderstedt-Mitte wird mit einem Fest für jung und alt eingeweiht. Jahrelang hat der Verein Freizeitpark Norderstedt-Mitte sich engagiert, um den Jugendlichen aus dem neuen Norderstedter Stadtteil mehr Freizeitangebote machen zu können als bisher. Der Verein hat Spenden gesammelt, die Wirtschaft um Hilfe gebeten und ein Benefiz-Konzert auf die Beine gestellt - der Einsatz wurde belohnt: Nun werden neben dem Garstedter Müllberg eine Landschaft für Inline-Skater, ein Beach-Volleyballfeld und eine Ballspielfläche entstehen. Der neue Jugendtreff wird feierlich eingeweiht. Am Sonnabend, 26. Juni, können sich die Besucher bei einem abwechslungsreichen Programm amüsieren. Der Verein Freizeitpark Norderstedt-Mitte, der den Nachfolger der legendären Nomi-Feste zum zweitenmal organisiert, setzt auf die aus dem Vorjahr bewährte Mixtur aus Musik und Spielemeile. Auf der Bühne am Garstedter Müllberg werden sich von 15 Uhr bis Mitternacht jede Menge Bands abwechseln. Die musikalische Palette reicht von Country über Hip Hop bis Rock. Moderiert wird das Konzert von Radio-Norderstedt-Moderatorin Benita Brunnert und "Dieter" vom TV-Sender Hamburg 1. Die Spielemeile verspricht von 14 bis 18 Uhr viele Attraktionen. Die Zauberer DoDo und Rolf Roduros kommen, die Jungen und Mädchen können an der Hängebrücke hangeln, auf der Hüpfburg toben, Kisten stapeln, die Kletterwand erklimmen und ihre Geschicklichkeit bei noch mehr Spielen erproben. Doch an die Veranstalter haben nicht nur an die Jüngsten gedacht, die Älteren können - ganz legal - zur Spraydose greifen und eine jungfräulich weiße Wand mit Graffitis verzieren. Stärken können sich die Gäste mit Grillwurst und Pizza, dazu gibt es türkische und kroatische Spezialitäten. Höhepunkt des Festes wird wieder das Feuerwerk sein - um 22.45 Uhr lassen es die Pyrotechniker knallen

25.06.1999: Kaum stand die neue Half-Pipe auf dem Gelände am Garstedter Müllberg, da strömten die Inline-Fans auch schon herbei. Einen besseren Beweis dafür, daß ihr Engagement und ihr Geld an dieser Stelle richtig sind, hätten sich die Initiatoren und Spender des Freizeitparkes in Norderstedt-Mitte gar nicht wünschen können. Seit 1996 bemüht sich die Norderstedterin Rosi Sukkar, auf dem Gelände hinter dem Garstedter Müllberg einen Freizeitpark für Jugendliche zu errichten. Die Half-Pipe ist ein weiterer Meilenstein auf dem Weg dorthin. "Damals habe ich gedacht, ich kann nicht nur meckern. Ich muß für die Jugendlichen auch selbst aktiv werden", erinnert sich die Mutter eines 13jährigen Sohnes. Seitdem klopft sie an die Türen von Norderstedter Unternehmen, verhandelt mit Behörden, überzeugt Erwachsene von der Bedeutung einer solchen Anlage. 25 000 Mark hat sie gemeinsam mit dem Verein "Freizeitpark Nomi" bereits gesammelt. Das Geld aus unzähligen Kuchenverkäufen und Arbeitseinsätzen der rund 25 freiwilligen Aktiven ist darin enthalten. Bezahlt werden sollen davon eine Ballspielfläche, eine Skater-Bahn, ein Beach-Volleyballfeld und Sitzecken für die Jugendlichen. Vorläufig würden der engagierten 43jährigen weitere 30 000 Mark genügen. Dann könnte endlich mit den Asphaltierungsarbeiten begonnen werden. Morgen wird es deshalb ein Benefiz-Open-air-Konzert mit Spielemeile geben, wo sich von 14 bis 18 Uhr Kinder und Jugendliche zwischen Glücksrad, Ballwurfwand, Zaubervorführungen und Kletterwand amüsieren können. Der Erlös aus dem Spielefest wird ebenfalls dem Projekt zugute kommen. "Ohne so engagierte Menschen wie Rosi Sukkar würde es dieses wichtige Freizeitangebot für die Jugendlichen in Norderstedt-Mitte kaum geben", würdigt Bürgermeister Hans-Joachim Grote den Verein "Freizeitpark Nomi". Immerhin seien 34 Prozent der Einwohner von Norderstedt-Mitte jünger als 18 Jahre. Er war es auch, der die Firma Elektro-Alster-Nord überzeugte, aus Anlaß des 30. Geburtstages der Firma Geld für die neue Half-Pipe zu spenden. In unmittelbarer Nachbarschaft zum geplanten Freizeitpark errichtet die Stadt einen Abenteuerspielplatz, dessen Gelände am Sonntag, 4. Juli, eröffnet wird. "Die Idee von einem Sport- und Freizeitpark, die seit Jahren existiert, nimmt Gestalt an", freut sich Jochen Ahl von der Stadt Norderstedt. Wer spenden möchte, kann Geld auf das Konto 15 38 500 bei der Norderstedter Bank überweisen

26.06.1999: DAS DATUM 26. Juni 1989 Tausende Besucher feierten das 100jährige Bestehen der Freiwilligen Feuerwehr Garstedt. Bei der Feier war auch ein polnischer Feuerwehrkommandant aus Gniew bei Danzig anwesend. DIE FRAGE Was sagen Sie zur Entscheidung der Bischöfe zur Schwangerenberatung? "Die Entscheidung halte ich für rechtlich bedenklich", sagt dazu Schleswig-Holsteins Justizminister Gerd Walter (SPD). "Wir brauchen schnellstens einen bundeseinheitlichen Standpunkt, die strafrechtliche Beurteilung in Bayern darf sich von der in Schleswig-Holstein nicht unterscheiden. Vollkommen unannehmbar ist es, in diesem Bereich unterschiedliche Rechtsanwendungen zu akzeptieren."

02.07.1999: Es wurde eine Marathon-Lesung. Harry Rowohlt, der Knörzer in der deutschen Autoren- und Übersetzerriege, der aus Kollegenneid keinen Hehl macht, sondern ihn süffisant in Zeitungskolumnen ausbreit, setzte dem Lesereigen in der Stadtbücherei Garstedt ein Glanzlicht auf. Wo andere um 21 Uhr aufhören, war der "Lindenstraßen"-Penner noch lange nicht auf dem Gipfel, erst um Mitternacht entließ das Alter ego von "Pu, der Bär" die rund 170 Zuhörerinnen und Zuhörer. "Ich war noch nie in Garstedt", läutete der Eppendorfer seine "Anschleimphase" ein und nahm seine Fans gleich auf eine Reise zu seinen vielzähligen Lesestationen mit. Kein Ort blieb verschont: "In Stuttgart würde ich nie ohne Stadtplan gehen, man könnte mich für einen Einheimischen halten." Bleibt abzuwarten, was der Mann, der aussieht wie sein eigener Steckbrief, woanders über Garstedt erzählt. Harry Rowohlt ist ein Stimmen-Imitator von Theo Lingen über Bill Ramsey bis Marcel Reich-Ranicki. Er quäkt auf Schwäbisch, quetscht breites Hessisch im "Mundart-Dramulett", säuselt auf Nordfriesisch, slangt Amerikanisch, grient breit wie ein Barmbeker Buttjer, animiert und attackiert, brummelt und brabbelt, gnörzt und gnarzt, keift und krächzt, röhrt, röchelt und roddert, lutscht die Zeilen aus, verknüllt seine Hände und vertellt Anekdoten und Döntjes. Zwerchfellerschütternd. Der Guiness-Fan schlägt Rekorde in Sachen Mundart und Ausdruck. Der 55jährige zelebriert die drastische Sprache, in die er McCourts "Die Asche meiner Mutter" übersetzte, und erinnert an seine eigene, mittlerweile 89jährige Mutter: "Ab einem gewissen Alter sterben Mütter nicht mehr." Respekt vor irgendetwas? Mit Harry Rowohlt nicht zu machen. Dieser Kanten-Mann ist eine Wohltat in der gebügelten Schreiber-Szene.

02.07.1999: Am kommenden Wochenende wird in Norderstedt, Henstedt-Ulzburg und Ellerau nochmal kräftig gefeiert. Von heute bis Sonntag, 4. Juli, können sich die Bürger gleich bei mehreren Festen amüsieren. Die Norderstedter Zeitung hat die wichtigsten Feste im Kreisgebiet zusammengetragen. Das Grillfest der Norderstedter Stadtvertreter steht in diesem Jahr unter einem besonderen Zeichen: Die "Tombola mit Herz" soll den Sonderfonds für Menschen in Not wieder füllen (die NZ berichtete). So können die Besucher heute von 19 Uhr an auf dem Rathausplatz nicht nur bei Wurst vom Grill und Bier vom Faß locker mit den Politikern plaudern, sondern auch noch Lose für einen guten Zweck kaufen. Natürlich haben die Organisatoren auch in diesem Jahr ein buntes Programm auf die Beine gestellt: "The Needles" lassen Oldies wieder aufleben. Die beliebte Band schafft es immer wieder, die Fans aus der Reserve zu locken und zu einem Tänzchen zu animieren. Nach den bekanntesten Hits der 60er und 70er Jahre und einem Beatles-Medley kommt mit den "Blues Brothers" und den "Leningrad Cowboys" Kult auf die Bühne. Mit von der Partie sind auch die Samba-Gruppe der städtischen Musikschule und die Musiker der Freiwilligen Feuerwehr Garstedt. Am Sonntag, 4. Juli, wird in Norderstedt-Mitte endlich der neue Abenteuerspielplatz eingeweiht. Die ersten selbstgebauten Buden werden mit Clown Niklas, Wurfschleudern, Indianerzöpfen, Gewinnspielen, Goldsuche und vielen anderen Aktivitäten eingeweiht. Von 14 bis 18 Uhr gehört das neue Gelände den Kindern und Eltern. Gesucht wird übrigens für den neuen Spielplatz, der einem Bauspielplatz ähnelt, noch ein Name. Ideen werden während der Eröffnung gesammelt. Knattern, zischen und dampfen wird es am Sonntag im Feuerwehrmuseum Norderstedt . Dort halten die Dampfmaschinen, Dampflokomotiven, Dampfschiffe und Heißluftmotoren Einzug. Von 11 bis 17 Uhr präsentieren zehn Modellbauer ihre Kunstwerke. Klaus Koch zum Beispiel lötet Gurkenhobel, Ondulierscheren, Emaillekannen Küchenreiben und andere Kuriositäten vom Schrottplatz zusammen und bringt das Ensemble mittels heißer Luft in Bewegung. In Henstedt-Ulzburg wird heute ein "Jahrhundertfest" gefeiert: Der neue AKN-Tunnel wird mit einem Tunnelfest begangen. Um 11 Uhr beginnt die offizielle Tunneleinweihung mit Politprominenz aus Kiel und Hamburg, die Bevölkerung kann von 14 bis 18 Uhr mitfeiern: Entlang der AKN-Strecke stehen viele Buden, auf einer Bühne neben dem Rathaus treten der DRK-Spielmannszug, die Feuerwehrkapelle und die Tanzschule "City Dance" auf. Für Musik sorgt auch ein Discjockey. Von 19 Uhr an stehen "John Law and the Tremors auf der Bühne und spielen Oldies. In Ellerau hält das Mittelalter Einzug. Am 3. und 4. Juli wird es auf dem Festplatz zugehen wie vor 550 Jahren - so alt ist die Gemeinde, und mit dem Spektakel wollen die Ellerauer ihren runden Geburtstag feiern. Gaukler und Puppenspieler haben sich angesagt, Handwerker arbeiten wie anno dazumal, Höker preisen ihre Produkte an, Musiker spielen auf alten Instrumenten, und über allem wacht Marktvogt Jens von der Luhen. Der mittelalterliche Markt wird morgen von 13 bis 22 Uhr und am Sonntag von 11 bis 19 Uhr abgehalten.

03.07.1999: Es ist nicht mehr möglich, sich an die Sammelklagen gegen den Ausbau des Flughafens Fuhlsbüttel anzuhängen. Das sagt Hans Schwarz, Vorsitzender der Norderstedter Interessengemeinschaft für Fluglärmschutz (NIG), nachdem er in den letzten Tagen mehrfach von Bürgern aus Garstedt darauf angesprochen worden sei. Die Menschen seien durch ein Informationsblatt des Flughafens aufgeschreckt worden - die Flughafenbetreiber hatten die Norderstedter, die in der Einflugschneise wohnen, über Schallschutzmaßnahmen informiert. Damit sollen die Bürger vor weiterem Fluglärm geschützt werden. Mit der Vorfelderweiterung wird auch die Zahl der Flüge und Passagiere steigen. "Die Grenzen der Zumutbarkeit sollen nicht überschritten und die Gesundheit der Flughafenanwohner nicht gefährdet werden", heißt es im Schreiben des Flughafens. Die Flughafen Hamburg GmbH übernimmt die Kosten für den Einbau von Lüftern, wenn die Antragsteller von Fluglärm betroffen sind. Die Lüfter sollen den Schallschutz sicherstellen. Sie bringen frische Luft in die Zimmer. So können die Schallschutzfenster geschlossen bleiben. Auskünfte gibt es unter Tel. 5075-1465/1420/1597. Über die Sammelklage gegen den Ausbau, die mehr als 150 Bürger aus Quickborn, Norderstedt und Hasloh unterschrieben haben, ist laut Schwarz noch nicht entschieden: "Sie ruht bei Gericht."

05.07.1999: "Der Sprengel Hamburg der Nordelbischen Kirche wird durch diesen Kontakt bereichert." Das sagte gestern die Hamburger Bischöfin Maria Jepsen, die in die Garstedter Christuskirche gekommen war, um ein besonderes Ereignis zu würdigen. Zum ersten Mal war Bischof Rudolf Barzanowski von der evangelisch-lutherischen Kirchengemeinde der Stadt Olsztyn (dem früheren Allenstein) aus dem polnischen Masuren nach Norderstedt gekommen. Zwischen der Christus-Kirchengemeinde und der dortigen Gemeinde besteht eine offizielle Partnerschaft. Es war Ursula Schoenemann vom Kirchenvorstand, die vor gut vier Jahren alles ins Rollen gebracht hatte: Sie bereiste Masuren mit dem Missionsbibelkreis und nahm Kontakt zu Bischof Barzanowski auf, der damals noch in Rastenburg tätig war. Sie machte in ihrer Heimatgemeinde anschließend den Vorschlag, eine Partnerschaft zu der vom Bischof geleiteten Kirchengemeinde aufzunehmen. Weil Bischof Barzanowski inzwischen nach Allenstein versetzt wurde, kam es zum Kontakt zwischen diesen beiden Kirchengemeinden. Im vergangenen Jahr fuhr eine Delegation der Christuskirche nach Polen und war begeistert von der Gastfreundschaft der dortigen Kirchenglieder. Jetzt war der Bischof zusammen mit Mitgliedern des Kirchenvorstandes auf Gegenbesuch. Höhepunkt war gestern ein gemeinsamer Gottesdienst mit Bischöfin Jepsen und der anschließende Empfang im Gemeindehaus. Dabei überreichte Erna Simanski vom kirchlichen Altenkreis den polnische Gästen auch eine Geldspende. Die Kirchengemeinde in Allenstein hat das Geld bitter nötig: Evangelische Christen sind eine Minderheit in Polen, die schon fast als Außenseiter gelten. Ein älteres Kirchenglied faßte die Eindrücke des gestrigen Tages so zusammen: "Dies ist für mich ein Tag der Freundschaft und der Versöhnung."

06.07.1999: Im "Garstedter Hof" darf wieder getanzt werden. Radio "Flamingo" und die Mitarbeiter des traditionsreichen Garstedter Gasthofes laden zu einer Sommer-Tanzparty ein. Am Sonnabend, 10. Juli, wird der große Saal des Restaurants den Tanzpaaren gehören. Bei den letzten Tanznächten war der "Garstedter Hof" stets nach wenigen Minuten ausverkauft. Die Veranstalter stellen sich auch diesmal auf einen Run der Tanzlustigen ein. Weil es sich um eine Sommerparty handelt, sind Krawatte und weißes Hemd nicht unbedingt Pflicht. Auch ein Hawaii-Hemd wird akzeptiert. Lockerer Freizeit-Look kann bei sommerlichen Temperaturen durchaus getragen werden. NZ-Aktion Gespielt wird tanzbare Schlagermusik, wie sie von Radio "Flamingo" an jedem zweiten und vierten Mittwoch von 16 bis 17 Uhr im Offenen Kanal präsentiert wird. Der Offene Kanal ist zu empfangen über 96,0 (Antenne) und 95,45 (Kabel). Einlaß wird den Tanzpaaren ab 19 Uhr gewährt, um 20 Uhr startet die Musik.

12.07.1999: Eine Universität für Norderstedt? Norderstedt - eine kreisfreie Stadt? Diese Fragen bewegen derzeit die Mitarbeiter des Amtes Stadt als Lebensraum im Rathaus der fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins. Dort nämlich werden gerade die Grundlagen für den zweiten Flächennutzungsplan erarbeitet, dessen Aufstellung die Stadtvertretung im September 1998 beschlossen hatte. "Es gilt dabei, in einem integrierten Prozeß die Belange von Wirtschafts- und Siedlungsentwicklung in Übereinstimmung zu bringen mit den Notwendigkeiten des Ausbaus der Verkehrsfunktionen in den Teilbereichen Straßenverkehr, öffentlicher Personennahverkehr, Rad- und Fußverkehr sowie den Belangen von Natur und Landschaft", sagt dazu Amtsleiter Karlheinz Deventer. Ziel müsse es dabei sein, den Standort Norderstedt in Zeiten sich wandelnder Rahmenbedingungen in vielen Lebensbereichen zukunftsfähig zu machen, um die Chancen der Stadt und ihre Lebensqualität auch in Zukunft zu garantieren, wobei auf Wohnen, Arbeiten, Natur, Kultur und Freizeit gleichermaßen Wert gelegt wird.Konkret sollen laut Deventer für die kommenden 15 Jahre folgende Schwerpunkte gesetzt werden: [GEFÜLLTER KREIS] Sicherung und Ausbau des Mittelzentrums Norderstedt für einen Einzugsbereich mit rund 160 000 Einwohnern als Standort für Infrastruktur, Dienstleistung, Arbeitsplätze und Einkaufen. [GEFÜLLTER KREIS] Ausweisung von neuen Wohnbauflächen für dann 80 000 Einwohner; Schwerpunkte werden das "Garstedter Dreieck" um die U-Bahnstation Richtweg sowie das Gelände zwischen Harckesheyde und Mühlenweg sein, wo jeweils etwa 1000 Wohneinheiten entstehen sollen. [GEFÜLLTER KREIS] Ausweisung von Gewerbeflächen nördlich und südlich der Quickborner Straße mit dem Erschließungsvorteil der neuen Autobahnanbindung durch die verlegte Landesstraße 76 sowie an der Niendorfer Straße auf dem Gelände der ehemaligen "Knochenmühle". Laut Deventer muß bei der Erarbeitung des neuen Flächennutzungsplans noch mehr Wert gelegt werden auf "weiche" Standortfaktoren wie ein qualitativ wertvolles Wohnumfeld, ein differenziertes Naherholungsangebot, ein straßenunabhängiges Radwegenetz und eine intakte Umwelt. Nur wenn das gegeben sei, seien auswärtige Betriebe auch bereit, sich in Norderstedt anzusiedeln. Die Firmen legen nach den Erfahrungen Deventers auch immer mehr Wert darauf, daß sich die Mitarbeiter am Ort fortbilden können. Die Volkshochschule habe sich mit ihren Angeboten an die gewerbliche Wirtschaft schon einen überregionalen Ruf erworben. Sie müßten ergänzt werden um eine eventuelle Gründung oder Zweigniederlassung einer Fachhochschule in Norderstedt, um die Potentiale in den Bereichen Medizintechnik, Umwelttechnik, neue Medien und Informationstechnologien besser zu bündeln. Bürgermeister Hans-Joachim Grote spricht sich in diesem Zusammenhang dafür aus, auch die verwaltungstechnische Rolle der Stadt zu überdenken: "Ob Norderstedt seinen bestehenden Status innerhalb des Kreises zu verändern haben wird, bis hin zur Frage einer kreisfreien Stadt wird in ruhiger, wohlüberlegter Form zu erörtern sein, wobei die Chancen und Risiken der verschiedenen Varianten zu bewerten sein werden." Grote weist darauf hin, daß der Kreis jetzt bereits mehr und mehr Aufgaben an die Kommunen abtrete. So solle Norderstedt künftig selbst für den Brandschutz zuständig sein und die Aufgaben einer Unteren Naturschutzbehörde wahrnehmen

13.07.1999: "Nervöse Polemik bringt uns nicht weiter, sie vergiftet nur die Atmosphäre." Das sagt Norderstedts SPD, nachdem die CDU ihr vorgeworfen hatte, mit den Bürger-Gesprächen eine ureigene Erfindung der Christdemokraten kopiert zu haben (die NZ berichtete). Die SPD habe sich zwar schon an das mitunter " befremdliche Demokratieverständnis" der CDU gewöhnt, die jüngste Kritik sei aber "geradezu jämmerlich". Es sei doch völlig egal, ob die SPD mit den schon seit Jahren existierenden Stammtischen der Garstedter Genossen oder die CDU die Bürgerrunden erfunden habe. "Oder will die CDU die politische Diskussion demnächst auf Sandkistenniveau führen?" sagt SPD-Sprecher Michael Holtfoth. Im übrigen könne er die CDU beruhigen: Die SPD höre sich in ihren unter dem Motto "Offenes Ohr" geführten Diskussionsrunden die Sorgen der Bürger nicht nur an, sie leite die angesprochenen Probleme und Anregungen an die zuständigen Stellen in der Norderstedter Verwaltung und Politik weiter. "Lassen sie doch bitte leicht durchschaubare Retourkutschen. Lassen sie uns lieber im Sinne einer verantwortungsbewußten Politik für Norderstedt ernsthaft an den Problemen unserer Stadt arbeiten", appelliert Holtfoth an die CDU.

20.07.1999: Manche nennen es Unkraut und schimpfen über den Hasenklee und die Kugelblume. Statt des unattraktiven Mauerpfeffers und des wilden Stiefmütterchens hätten einige Norderstedter lieber rote Rosen oder blaue Schlüsselblumen am Straßenrand vor ihren Eigenheimen. Weil sie Schafgarbe und Distel, die wilde Möhre oder die bunte Kronwicke als häßlich empfinden, greifen sie einfach zum Rasenmäher und entfernen, was die Stadt dort wohlüberlegt an den Straßenrändern gepflanzt hat. Mag er auch nicht unbedingt dem Schönheitsempfinden eines kultivierten Gartenbesitzers entsprechen, aber der verpönte Wiesenlöwenzahn ernährt sage und schreibe 72 Wildbienen. Das schafft kein Rhododendron und auch keine japanische Kirschblüte. Deshalb hat sich die Stadt für die "wilde" Form der Beflanzung an den Straßenrändern entschieden. "Wir wollen Bienen, Käfern, Hummeln und Schmetterlingen in unserer Stadt wieder eine Chance geben", begründet Bernhard Kerlin von der Stadt Norderstedt die Entscheidung für die Wildpflanzen. Am Harksheider Marktplatz wurde vor einigen Jahren damit begonnen, die Straßenränder in wilde Blumenwiesen zu verwandeln. Inzwischen haben sich die Gräser und Blumen, Kleearten und Wicken dort selbst wieder ausgesät. Auch an der Poppenbütteler Straße und am Garstedter Feldweg wächst inzwischen auf wenigen Quadratmetern Fläche eine bunte Vielfalt an heimischen Pflanzen. Doch was die Vögel und Käfer, Raupen und Schmetterlinge freut, empfinden einige Anwohner als Ärgernis. Wenn vor ihrem Gartenzaun die Wildwiese sprießt und dahinter argwöhnisch darauf geachtet wird, daß sich auch nicht das kleinste Kleeblättchen seinen Weg durch den exakt geschnittenen Rasen bahnt, stoßen einfach Welten aufeinander. "Leider finden heimische Tiere in unseren Gärten kaum noch eine Nahrungsgrundlage", sagt Bernhard Kerlin. "Deshalb versuchen wir, mit der Beflanzung der Straßenränder einen Ausgleich zu schaffen." Ein Extremfall verdeutlicht das Anliegen: Während der chinesische Wacholder nur einen einzigen Vogel mit Früchten versorgt, nämlich die Alpenkrähe, bietet der heimische gemeine Wacholder 43 Vögeln eine Nahrungsgrundlage. Gemäht werden die wilden Blumenwiesen nur einmal, höchstens zweimal im Jahr. "Öfter darf man sie nicht mähen, weil sich die Gräser und Blumen sonst nicht wieder von allein aussäen", sagt Bernhard Kerlin. Mitte Juli werden die ersten Flächen gemäht. Mitte Oktober folgt dann die zweite Maht. Wer übrigens meint, die Stadt hat sich nur für selbstaussäende Blumenwiesen entschieden, um Arbeit zu sparen, irrt. "Der Mähaufwand ist wesentlich größer. Die gemähte Wiese muß abtransportiert werden. Auch das macht diese Art der Beflanzung arbeitsintensiv", sagt Bernhard Kerlin

28.07.1999: Wieder eine alte Reetkate weniger in de r Stadt. Gestern fiel das Strohdachhaus an der Ochsenzoller Straße 61 der Baggerschaufel zum Opfer. Das gegenüber der Garstedter Feuerwehrwache gelegene Haus wurde, so die Inschrift am Giebel, 1927 von Wilhelm Lüdemann, ein in Garstedt weit verzweigter Familienname, erbaut. In den letzten Jahren fand ein rascher Besitzerwechsel statt. Die Backstein-Kate, über deren Hofeingang noch die alten weißen Keramik-Anschlüsse für den Strom hingen, verfiel immer mehr. Das Reetdach war durchlöchert und an einige n Stellen mit geteerter Dachpappe geflickt, die Vorderfront in grellem Türkisgrün gestrichen. An die Rückseite des alten Hauses wurden immer wieder Nebengebäude gesetzt, ohne Rücksicht auf Stil und Aussehen. Von Juli 1989 bis vorige Woche verkaufte Hediye Konyali Obst, Gemüse und türkische Spezialitäten, und noch während der Abbrucharbeiten kamen Kunden, die verblüfft vor der Strohdachruine standen. "Er hatte immer so gutes und preiswertes Gemüse", bedauerte Kundin Marianne Kluth das plötzliche Versch winden von Händler und Haus, in dem ein Trödler vor dem türkischen Gemüsehändler alte Gläser, Porzellane und weiteres Sammelsurium aus Großelterns Zeiten feilbot. "Es ist erstaunlich, daß behördlicherseits noch nichts mit dem Haus unternommen wurde, schließlich hauste Schwamm in den Wänden, die Balken waren morsch, der Fußboden durchgetreten", erklärte Immobilienmakler Manfred Bormann, der für den jetzigen Eigentümer auf dem Grundstück analog zum Nachbarhaus zehn Eigentumswohnungen "der Extraklasse" e rrichten wird, ein neues Stück Norderstedt auf altem Grund.

28.07.1999: Die beiden ältesten Büchereien in Norderstedt, die Bibliothek in Friedrichsgabe un d in Garstedt, boomen. Auch Glashütte verzeichnete im ersten Quartal 1999 enorme Steigerungsraten. Die kleinste Stadtbücherei am Glashütter Markt stößt damit an ihre Grenzen. Rund 67 000 Medien wurden 1998 dort ausgeliehen. Das sind fast 15 Prozent mehr als 1997. In den ersten Monaten des Jahres 1999 stieg die Zahl der geliehenen Bücher, Kassetten und Spiele erneut. Ein weiteres Wachstum ist bei gleichbleibenden Bestandsgrößen nicht mehr möglich. In Friedrichsgabe wurden die älteren Bestände aktualis iert, um der gestiegenen Nachfrage Rechnung zu tragen. In Garstedt wurden mit den neuen Schwerpunkten Musikabteilung, Graphothek und Internet attraktive Angebote unterbreitet. In Norderstedt-Mitte wurde zwar die geringste Steigerung erreicht. Aber noch immer werden dort mehr als die Hälfte aller geliehenen Medien bereitgestellt. Nach wie vor sind die Stadtbücherein bestrebt, den Service für die Leser auszubauen. So werden Menschen, die ans Haus gebunden sind, besucht und über das aktuelle Medie nangebot informiert. Allerdings können diese Hausbesuche nicht unbegrenzt ausgedehnt werden. Die personelle Besetzung der Büchereien setzt diesem Service Grenzen. Relativ neu im Angebot sind die individuell zusammengestellten Bücherkisten und Mediendepots für Einrichtungen, Institutionen und Vereine. Rund 100 Kindergärten, Altenheime, Schulen und andere Einrichtungen können auf diese Art und Weise mit Büchern, CDs, Kassetten und Spiele versorgt werden. Da dieser Service jedoch sehr personalintensiv i st, wird zur Zeit überlegt, die Bücherkisten kostenpflichtig zu machen. Beibehalten werden die zahlreichen Kinderveranstaltungen. Auch die Profilierung der Stadtbücherei als Ort kultureller Veranstaltungen wird in den nächsten Monaten weiter verfolgt. Mit den Literaturtagen vom 20. bis 25. April wurden dabei Maßstäbe gesetzt

28.07.1999: DAS DATUM 28. Juli 1989 Eine 17 Kilometer lange Hochdruckleitung für Erdgas bahnt sich ihren Weg durch Norderstedt. 200 000 Kubikmeter Gas können nach der F ertigstellung pro Stunde fließen. Die Leitung soll die Netze von Tornesch und Garstedt verbinden und die Versorgungskapazität der Hamburger Gaswerke erhöhen

29.07.1999: A bschied hat etwas mit Wehmut zu tun. Wenn man nach 46 Berufsjahren jenes Haus verläßt, in dem man mehr Zeit zugebracht hat als in den eigenen vier Wänden, schleicht sich Traurigkeit in den allgemeinen Bankett-Rummel. Das ging auch Margot Bankonin nicht anders. Zwar betonte sie mehrfach, daß sie nun endlich Zeit hätte für ihre zweite Karriere. Aber wer sie genau beobachtete, konnte sehen, wie mühsam sie die Rührung unterdrückte. Altbürgermeister Horst Embacher, der Margot Bankonin 1961 als Mitarbeiterin der Garstedter Gemeindekasse eingestellt hatte, kennt aus eigener Erfahrung jene zwei Seiten des Abschieds: die leise Wehmut auf der einen Seite und die Freude darüber, der Tretmühle des beruflichen Alltags entrinnen zu können, auf der anderen. Noch ist es fast unvorstellbar, daß es auch dann eine Norderstedter Städtepartnerschaft geben wird, wenn sich Margot Bankonin ihren beiden Enkeln widmet. Seit 1986 kümmerte sie sich um die Verbindungen zu Maromme, Zwjindrecht, Oadby-and-Wigston und Kothla-Järve. "W as sie dabei geleistet hat, läßt sich in keinem Arbeitsvertrag festschreiben", würdigte Bürgermeister Hans-Joachim Grote das Engagement der 63jährigen. "Wer seinen Beruf mit solcher Leidenschaft ausgeübt hat wie Margot Bankonin, von dem darf man annehmen, daß er darin nicht eine Pflicht, sondern eine Berufung gesehen hat." Ihr Herz gehörte vor allem den Menschen in Estland. Ihren schwierigen Neuanfang hat Margot Bankonin begleitet und unterstützt. Sie nahm es hin, daß ihr in manchem Winter das Mineralwasser im Hotelzimmer vor estnischer Kälte in der Flasche gefror. Sie half einfach, weil die Hilfe dringend gebraucht wurde. Jetzt will Margot Bankonin ihre zweite Karriere beginnen: als vollbeschäftigte Rentnerin. "Ich bin mir sicher, daß ich mich dabei nicht langweilen werde", meinte die Ruheständlerin und nahm damit dem Abschied seine leise Wehmut.

31.07.1999: Alarmstufe vier wurde gestern vormitta g für die Freiwillige Feuerwehr Norderstedt gegeben: Schwelbrand in der Zwischendecke über der Heizungsanlage in der Realschule Garstedt! Starke Rauchentwicklung erschwerte die Löscharbeiten. Die Flammen breiteten sich zwischen dem Flachdach und der Decke rasch aus. Da die große Gefahr bestand, daß der Brand den gesamten Gebäudekomplex am Aurikelstieg erfaßt, wurde die höchste Alarmstufe ausgelöst: Alle vier Ortswehren mußten mit 25 Einsatzfahrzeugen und 100 Feuerwehrleuten zu der brennenden Schule ausrücke n. Zunächst schien das Feuer ganz harmlos: Offenbar bei Schweißarbeiten an der Heizungsanlage waren Rohre, die in die Zwischendecke des ebenerdigen und weitläufigen Gebäudekomplexes führen, zu heiß geworden, so daß in dem Hohlraum plötzlich ein Feuer ausbrach. Nach den Aussagen der Realschulsekretärin, die zu dieser Zeit in ihrem Büro arbeitete, haben die beteiligten Handwerker wohl zunächst versucht, selbst die Flammen zu löschen, bevor dann um 11.28 Uhr Feueralarm gegeben wurde. B eim Eintreffen der Freiwilligen Feuerwehr Garstedt quollen bereits dicke Rauchwolken aus dem Dach über der Heizungsanlage. Kurze Zeit später war die Harksheider Wehr mit dem stellvertretenden Gemeindewehrführer Frank Groß an der Brandstelle. Er übernahm sofort die Einsatzleitung und alarmierte die Wehren aus Glashütte sowie Friedrichsgabe nach. Zur Bekämpfung möglicher weiterer Brände in Norderstedt wurde vorsorglich die Freiwillige Feuerwehr Wilstedt in Alarmbereitschaft versetzt. Über Rundfu nk wurden die Norderstedter aufgerufen, in der Nähe der Brandstelle Fenster und Türen wegen des beißenden Qualms geschlossen zu halten. Über das Dach versuchten die Feuerwehrleute unter Einsatz schwerer Atemschutzgeräte, an den Brandherd heranzukommen. Da das nicht möglich war, wurde das Dach an mehreren Stellen aufgerissen, um ein unkontrolliertes Ausbreiten der Flammen zu verhindern. Temperaturen von 28 Grad im Schatten ließen die Feuerwehrleute unter ihren "Gasmasken" stöhnen. Ihre ma ximale Einsatzzeit wurde von 20 auf 15 Minuten begrenzt. Die Folge: Es mußten von der Harksheider Wache Nachschub-Sauerstofflaschen angeliefert werden. Außerdem rückten aus Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen noch Einsatzfahrzeuge mit Spezialsägen an. In der Zwischenzeit hatten sich die Flammen über einem Verbindungsgang im Inneren des Gebäudes durch das Dach gefressen, so daß es an dieser Stelle einstürzte. Sämtliche Feuerwehrleute wurden vom Dach zurückgezogen. Der zweite Löschangriff e rfolgte über die Dächer von Seitenflügeln - konzentrisch. So konnte das Feuer auf eine Fläche von etwa 160 Quadratmeter begrenzt werden. Wassersperren von allen Seiten verhinderten ein weiteres Ausbreiten der Flammen. Um 13.10 Uhr war der Brand unter Kontrolle. Noch während der Löscharbeiten war die Norderstedter Kripo an der Brandstelle eingetroffen. Sie konnte ihre Ermittlungen allerdings noch nicht aufnehmen, da die Hitze im Inneren des Heizungsraums auch gestern abend noch zu groß war. Die K ripobeamten stellten lediglich fest, daß unter Anwendung aller Sicherheitsbestimmungen Brennarbeiten zur Demontage der Heizung vorgenommen wurden. Dabei könnte durch Funkenflug ein Kriechbrand im Dämmaterial der Zwischendecke ausgebrochen sein. Über die Schadenshöhe wollten sich gestern weder die Kripo noch die Feuerwehr äußern. Fest steht jedoch: Klassenräume wurden von dem Flammen nicht in Mitleidenschaft gezogen.

31.07.1999: Der alte Herr am Klavier läßt die Finger flink über die Tasten laufen und spielt Melodien, die ihm gerade so einfallen. Mal Gershwin oder Cole Porter, aber auch Melodien, die Frank Sinatra, Michael Jackson und die Beatles populär gemacht haben. "Geben Sie mir drei Töne, und ich mache eine Melodie daraus", sagt Hans Rahner aus Norderstedt, der schon seit vielen Jahren Hauspianist des Mövenpick-Restaurants im Hamburger Hanse-Viertel ist. Nicht jeder Alte ist so vital wie dieser Mann, aber e r ist doch der lebende Beweis dafür, daß Aktivität im Alter fit hält. Hans Rahner feiert demnächst seinen 95. Geburtstag. Der Abschied vom aktiven Berufsleben wird von Frauen und Männern, die die Altersgrenze erreicht haben, aus unterschiedlichen Blickwinkeln gesehen. Die einen können den Ruhestand gar nicht erwarten. Andere können nicht loslassen und klammern sich an ihren Beruf. Die Angst vor dem Riesenloch, das sich möglicherweise im Ruhestand auftut, ist groß. Es gibt genügend Beispiele da für, wie auch Menschen im Alter noch Leistungen vollbringen, die anderen Respekt abnötigen. "Wer rastet, der rostet", hat Hans Rahner festgestellt, der Zeit seines Lebens aktiv geblieben ist. Bei ihm war es immer auch eine wirtschaftliche Notwendigkeit: Als freischaffender Künstler - er war Musiker, Komponist, Arrangeur - mußte er immer das nötige Geld zum Lebensunterhalt verdienen. Hätte er sich mit 65 Jahren zur Ruhe begeben, wäre er jetzt vielleicht nicht mehr so fit. Heute ist der Norderstedter d er älteste aktive Pianist in Deutschland, vielleicht sogar in der ganzen Welt. Eine Attraktion in der Hamburger Musikszene. Nur nicht vor dem Neuen die Augen zumachen. Das ist die Devise von Clara Kramer-Freudenthal, die für die Norderstedter Zeitung die Plattdeutsch-Kolumne schreibt. Sie hat im Alter nicht nur den Umgang mit dem Computer gelernt, sondern hat schon vor Jahren erkannt, wie gezielt dieses Medium eingesetzt werden kann: Per E-Mail korrespondiert sie mit der ganzen Welt und verschickt ih re Geschichten ins Ausland. Die 72jährige Norderstedterin Ruth Nowakowski hat nach ihrer Pensionierung ein ganz besonderes Tätigkeitsfeld gefunden: Die ehemalige Lehrerin hat sich dem "Senior Experten Service" angeschlossen und betreut ein Waisenhaus in Afrika. Sie stellt somit ihre beruflichen Kenntnisse, die sie unter anderem als Hauswirtschaftslehrerin erworben hat, andere¶n Menschen zur Verfügung. Der 1983 gegründete "Senior Experten Service" verfügt inzwischen über 4700 pensionierte technische u nd kaufmännische Fachleute, die in aller Welt rund 7200 Einsätze geleistet haben. Als Pastor der Garstedter Christuskirche war Uwe Meyer vielen Menschen ans Herz gewachsen. Nach seiner Pensionierung machte er eine ganz besondere "Karriere": Er ist in ganz Schleswig-Holstein als "plattdeutscher Pastor" bekannt. Seine niederdeutschen Predigten zu besonderen Anlässen sind begehrt. Aber auch in der Showbranche hat der Pastor einen interessanten Erfolg vorzuweisen: Freddy Quinn hat ein Gedicht von Meyer a uf einer CD herausgebracht. Zu verdanken hatte Uwe Meyer diesen Erfolg einem Mann, der ebenfalls bis ins hohe Alter fit geblieben ist: Ernst Bader, der erst kürzlich seinen 85. Geburtstag feierte, setzt sich immer noch gern ans Klavier, um seine Mitmenschen zu unterhalten. Der Texter vieler deutscher Erfolgsschlager vergangener Jahrzehnte, der Meyers Gedicht die Melodie schrieb, hat nach Erreichen der beruflichen Altersgrenze Romane und Kurzgeschichten geschrieben, er ist im Fernsehen aufgetreten und pflegt immer noch den Kontakt zur Showbranche. Es gibt viele Beispiele für die "vitalen Alten". Manchen Senioren können ihre im beruflichen Alltagsleben verschütteten Talente erst im Alter so richtig ausleben: Elleraus ehemaliger Bürgermeister Emil Schmelow hat sich als Maler einen guten Ruf geschaffen, der ehemalige Kreispräsident Günter Heinz Baum aus Henstedt-Uzburg malt ebenfalls, leitet aber auch immer noch den Wirtschaftskreis der CDU im Kreis Segeberg. Die ehemalige Kreistagsabgeordnete Liese l Hünichen aus Norderstedt hat sich fest vorgenommen, mit 80 Jahren noch ein Buch herauszugeben. Es lohnt sich auch, Seniorenvertreter zu werden und hier seine Erfahrungen einzubringen: Der Henstedt-Ulzburger Karlheinz Grossmann geht keinen Streit mit dem Bürgermeister aus dem Weg, der Norderstedter Horst Vanselow ist mittlerweile sogar Vorsitzender des Bundesseniorenbeirates. Henstedt-Ulzburgs früherer Bürgermeister Heinz Glück ist nach seiner Pensionierung noch viele Jahre in der ganzen Welt als Wertungsr ichter für Hunde unterwegs gewesen. Inzwischen hat der 75jährige diese Tätigkeit aber aufgegeben

03.08.1999: Leserbrief: "Flughafen-S-Bahn: Jetzt kommt sie erst 2005", Hamburger Abendblatt, 29. Juli Was man sich bei der Trassenführung dachte, ist schlicht kleinkariert und provinziell: Es ist mir schleierhaft, warum man nicht die S-Bahn von Norden in den Bahnhof einführt. Die halbe Bahntrasse liegt wenigstens bis Fuhlsbüttel Nord neben der U-Bahn nach Garstedt (ehem. Güterbahn). Ein zweigleisiger Ausbau sollte möglich sein: ab Fuhlsbüttel Nord im Bogen die Flughafenstraße entlang und Richtung Süden in den Bahnhof, dann mit der Option auf ei ne Weiterführung nach Westen unter Mitbenutzung der Güterumgehungsbahn. Helmut Rubbert, 22047 Hamburg Schneller und billiger Die Strecke vom U-Bahnhof Niendorf Markt über den breiten Tibarg zum Zaun des Flugplatzes ist zu Fuß in fünf Minuten zu schaffen. Eine U-Bahn-Abzweigung von Niendorf Markt parallel zur Hauptstart- und Landebahn des Flughafens zum schon bestehenden Bahnhof-Terminal Flughafen Fuhlsbüttel ist leichter, problemloser und billiger zu verwirklichen als die S-Bahnstre cke zum selben Ziel. Die S-Bahn braucht auf der Strecke vom Hauptbahnhof nach Fuhlsbüttel laut Fahrplan 22 Minuten. Die U 1 benötigt für die Strecke vom Hauptbahnhof Nord bis Niendorf Markt 20 Minuten. Für die Strecke Ohlsdorf/Flughafen müßte man fünf bis acht Minuten veranschlagen. Für die Strecke Niendorf Markt/Flughafen sind höchstens drei bis fünf Minuten nötig. Heiko Piening, Schenefeld Voreilig

06.08.1999: Was bei tagelanger Hitze vor allem benötigt wird, ist Wasser. Nicht nur der Gartenschlauch ist im Dauerbetrieb, auch die Dusche wird in den meisten Familien häufiger benutzt als gewöhnlich. Erstaunlich ist deshalb, dass trotz des strahlenden Sommerwetters der Wasserverbrauch in Norderstedt nicht wesentlich gestiegen ist. Während die Stadtwerke bereits im Mai rund 400 000 Kubikmeter Wasser in die heimischen Badezimmer lieferten, waren es im Juli nur 25 000 Kubikmeter mehr. Ursache für die nur geringe Steigerung ist die Urlaubszeit. Viele Norderstedter sind in der Ferienzeit unterwegs. Wenn sie dann nach Hause kommen, ist der Rasen ohnehin bereits gelb. So bleibt der Gartenschlauch trocken und der Wasserverbrauch konstant. Auch in den letzten Jahren haben die Stadtwerke diese Beobachtung gemacht. Während im Mai 1998 407 000 Kubikmeter Wasser verbraucht wurden, waren es im Juli nur 380 000 Kubikmeter. Vor einem Jahr hat es im Juli viel geregnet, und so ging der Wasserverbrauch noch stärker in den Keller. Der bisherige Spitzenwert wurde im August 1997 gemessen. Damals waren die Ferien bereits zu Ende, als die große Hitze kam. Die Norderstedter waren also zu Hause und drehten den Wasserhahn auf. 445 000 Kubikmeter des kostbaren Wassers flossen damals durch die Leitungen. Auch wenn die Hitze anhalten sollte, muss in Schleswig-Holsteins fünftgrößter Stadt niemand um die Wasserreserven fürchten. Zwei der insgesamt drei Norderstedter Wasserwerke sind derzeit nur zwischen 70 und 75 Prozent ausgelastet. Das neue Garstedter Wasserwerk besitzt noch Wasserreserven von 13 250 Kubikmetern. Die Norderstedter werden so in diesem Jahr erstmalig unabhängig von Hamburg sein. Von dort kamen vor Fertigstellung des Garstedter Werkes in Spitzenzeiten stets zusätzliche Wasser-Lieferungen.

11.08.1999: Der neue Abenteuerspielplatz in Norderstedt-Mitte hat einen Namen bekommen. "Holzwurm" heißt der Platz hinter dem Garstedter Müllberg, auf dem bald die ersten selbstgebauten Hütten der Kinder entstehen werden. Der siebenjährige Lukas hat sich diesen Namen ausgedacht. "Holzwurm" hat sich gegen 80 andere Vorschläge durchgesetzt. "Kinder-Bunker", "Achterbahn", "Nora" oder "Waldpark-Spielplatz" standen ebenfalls zur Auswahl. Aber "Holzwurm" siegte. Auch wenn auf dem neuen Abenteuerspielplatz noch nicht viel zu sehen ist, wird er bereits sehr rege besucht. Rund 20 Kinder kommen in der Ferienzeit täglich. Sie entfernen aus den Holzpaletten die Nägel, damit sie diese später für ihre eigenen Hütten nutzen können. Auch ein Blumenbeet haben sie inzwischen angelegt und vor allem viele Ideen für ihren künftigen Platz entwickelt. Das Team für die offene Jugendarbeit in Norderstedt-Mitte hat die Wünsche der Kinder bei einer Zukunftswerkstatt erfragt. 15 Kinder haben einen Tag lang ihre Wünsche und Ideen gesammelt. Entstanden ist eine Hitliste mit acht Schwerpunkten. Am wichtigsten ist den Kindern ein Schwimmbecken auf ihrem neuen Spielplatz. Das bekommen sie auch. Auch eine Geisterhöhle, eine Wasserrutsche, ein Gemüsebeet und Tiere wünschen sich die Kinder auf dem neuen Platz. Auch darüber werden die Mitarbeiter vom Bauspielplatz nachdenken. Ob aber der Kinderwunsch nach einer Sauna berücksichtigt wird, dürfte fraglich bleiben. Zur Zeit wird dringend Holz benötigt, damit die ersten Buden entstehen können. Sinn und Zweck eines Bauspielplatzes ist es nämlich, den Umgang mit Werkzeug zu lernen, selbst zu hämmern, zu nageln und zu sägen. Auch der Grillplatz soll demnächst fertiggestellt werden. Offen steht der Abenteuerspielplatz allen Kindern ab sechs Jahren

14.08.1999: Die großen Themen bearbeitet der Norderstedter Seniorenbeirat ebenso wie die kleinen Wünsche der Bürger. "Wir wurden zum Stadtentwicklungsprogramm gehört und sagen unsere Meinung zum Flächennutzungsplan. Aber wir kümmern uns auch darum, dass eine Ampel anders geschaltet oder ein Weg mit Lampen bestückt wird", sagt Klaus Krohn vom Vorstand des Beirates, der im Herbst seinen zehnten Geburtstag feiert. Als das Gremium 1989 ins Leben gerufen wurde, war es eins der ersten in Schleswig-Holstein. Die Norderstedter Seniorenvertreter gehörten zu den Pionieren politischer Mitsprache der Alten. "Inzwischen klappt die Zusammenarbeit mit der Verwaltung und den Politikern prima", sagt die Vorsitzende Gerda Zimmermann. Vertreter des Seniorenbeirats können in den Ausschüssen Anträge stellen und Stellung beziehen zu allen Senioren-Themen. Auch der Informationspflicht kommt die Stadt nach. Die praktische Arbeit dominiert, in drei Arbeitskreisen werden die Themen angegangen. Die Bürger nutzen die Anlaufstelle, um ihre Anregungen und Kritik loszuwerden. Sie kommen entweder in die Sprechstunde im Rathaus, sie greifen zum Hörer oder sie schreiben. Die Aktenordner dokumentieren, dass die insgesamt 21 Seniorenvertreter ihren Aufgaben fleißig nachkommen. Das Leben im Alter Eine Serie der Norderstedter Zeitung zum Jahr der Senioren Im Arbeitskreis Verkehr dominiert ein größeres Thema die Arbeit: der Bus- und Bahnverkehr. "Zum einen geht es darum, das alte Dorf Garstedt und Harksheide-Süd besser durch den Bus zu erschließen", sagt Krohn, Sprecher der Arbeitsgruppe. So hat der Seniorenbeirat vorgeschlagen, die Linie 195, die ohnehin neu geführt wird, über das alte Garstedt Richtung Ohechaussee zu lenken. Zudem fordern die Senioren einen Einheitstarif für den Bereich Norderstedt bis nach Kaltenkirchen. "Das wird immer wieder von älteren Bürgern angesprochen", sagt Krohn. So besuchten Senioren aus dem Raum Kaltenkirchen das "Arriba"-Bad in Norderstedt, andere wollten vonNorderstedt mit den Rädern in die Natur, aber dafür nicht gleich sechs Mark ausgeben. "Mit dieser sogenannten Sub-Center-Card sind andere Kommunen schon sehr viel weitert", sagt Krohn, der im ÖPNV-Beirat des Kreises mitarbeitet. Der Arbeitskreis Verkehr setzt sich zudem für einen "vernünftigen Gehweg" an der Kirchenstraße ein. "Die dortige Altentagesstätte ist für ältere Bürger schlecht zu erreichen, da die ohnehin schmalen Gehwege zugeparkt sind", sagt Krohn, der auch in einer überregionalen Arbeitsgruppe am "Pflegeheim der Zukunft" mitarbeitet. Ziel ist ein allgemein gültiges Qualitätssiegel, gewissermaßen ein TÜV für Alten- und Pflegeheime. Mit diesem Thema, das in einer Gesellschaft mit einer wachsenden Zahl pflegebedürftiger Menschen an Gewicht gewinnt, beschäftigt sich auch der Arbeitskreis Soziales. "Wir sind dabei, alle Heime in Norderstedt zu besuchen", sagt Sprecher Dr. Wolfram Schiltz, der bisher einen positiven Eindruck gewonnen hat. Weiterer Arbeitsschwerpunkt ist die Patientenverfügung - dahinter verbirgt sich die Frage: Was soll mit dem Körper eines Menschen geschehen, wenn er nicht mehr selbst über sein Schicksal entscheiden kann? In dem Dokument benennt der Betroffene eine Person seines Vertrauens, die dann für ihn entscheidet. Außerdem regelt die Patientenverfügung beispielsweise, unter welchen Umständen lebensverlängernde Maßnahmen unterbleiben sollen und, dass aktive Sterbehilfe abgelehnt wird. Zudem hat der Beirat inzwischen 14 Menschen für Heimbesuche gewonnen - sie gehen in die Einrichtungen und sprechen mit Bewohnern. Der dritte Arbeitskreis beschäftigt sich mit der Kultur. "Da haben wir die Woche der Senioren analysiert und festgestellt, dass das Programm auf unterschiedliche Resonanz gestoßen ist", sagt die Arbeitskreis-Sprecherin Ursula Hammerich. Dennoch seien die Veranstalter insgesamt mit der Aktionswoche unter dem Motto "Eine Gesellschaft für alle Alter" zufrieden. Geplant sei, in der Rathauspassage ein Info-Brett des Seniorenbeirates aufzustellen. "Da gehen doch viele Menschen durch, vielleicht schaffen wir es ja, mehr Bürger anzusprechen", sagt Ursula Hammerich. Ohnehin haben die Seniorenvertreter festgestellt, dass "wir zu den Menschen gehen müssen". So sind sie regelmäßig zu Gast in den Altengruppen der Wohlfahrtsverbände. Anzeige Eigene regelmäßige Veranstaltungen bietet das Gremium nicht an: "Das Freizeitangebot in Norderstedt ist sehr gut", sagt Gerda Zimmermann. Beackert werden müsse verstärkt die Medienlandschaft. Gerade die "jungen Alten" wollten sich mit PC und Internet auseinandersetzen

20.08.1999: Meist radelt man achtlos an ihnen vorbei: die Skulpturen, Objekte und Figuren in den Parks, die "Kunst im öffentlichen Raum". Die NZ hat aus diesem "grünen Museum" eine kindgerechte Fahrradtour geschneidert. Start ist an einem einst verruchten Marktplatz, am Schmuggelstieg vorm Zollhäuschen, an der Marmorplastik "Manifest" von Harry Nordhoek aus Kanada. Angekauft wurde sie für 5 000 Mark beim Internationalen Bildhauer-Symposium 1980. Insgesamt veranstaltete die Stadt drei Bildhauer-Symposien, 1976, 1980 und 1985. Rund 220 Skulpturen, Plastiken und Objekte stehen in Norderstedts Grünanlagen. Rosemarie Tarnow, Kustodin des Feuerwehrmuseums, hat sie aufgelistet. Vom Schmuggelmarkt geht es über die Tarpenbek-Brücke und die Langenhorner Chaussee in die Straße Am Ochsenzoll Richtung Glashütte bis knapp zur Tangstedter Landstraße. Kurz vorher links in den Gilcher Weg einbiegen, rechts in den Heußweg, rechts in den Ahrensweg. Wieder rechts auf einer Rasenecke steht die Skulptur "Wolkenkratzer" des Italieners Nardo Dunchi. Zurück zum Heußweg, zur Poppenbütteler Straße Richtung Tangstedter Landstraße und Busbahnhof. Dem gegenüber staksen "Die Stelzenläufer". Die Bronzefigur des Zwijndrechter Bildhauers Fred Tuijman wurde 1986 für 25 000 Mark erstanden. Ein paar Meter weiter prangt "Inspiration einer nördlichen Stadt" aus Labradorit-Granit von Edgar Funch aus Dänemark (1980, 5000 Mark). Es geht zurück über den Busbahnhof in die Müllerstraße, links in den Glashütter Damm, via Glasmoorstraße zur Schleswig-Holstein-Straße, Langenharmer Weg zum Festsaal am Falkenberg. Die Reliefs neben der Tür schuf die Norderstedterin Lilo Peters. Sie zeigen die Silhouette der Stadt und eine Musikanten-Szene. Die Marmorplastik "Geometrisches Relief" auf dem Rasen arbeitete Hans-Pierre Schumann 1980. Links um den Festsaal herum kommt man zum Eingang des Gymnasiums Harksheide, dessen "Flügelform" der Flensburger Bildhauer Ulrich Beyer 1970 als Kunst am Bau umsetzte. Zurück zum Langenharmer Weg, in die Fritz-Schumacher-Straße. Im Regenrückhaltebecken dient "Die Muschel", Marmorfigur von Isidro Guitierrez aus Peru (1976 angekauft) den Enten als Landeplatz. Geradeaus in einen Fuß/Radweg, der sich über einige Rampen zur Ulzburger Straße schlängelt. Ziel Schulzentrum Nord. Grüße aus Japan Rechts vor dem Schuleingang grüßt die Plastik (ohne Titel) aus Carrara-Marmor von Yoshito Fugibe aus Japan. Links neben der Moorbekhalle steht "Drei Vögel" von Hans-Pierre Schumann aus Carrara-Marmor und Granit. Links um die Schule herum, ein paar Stufen hoch, versteckt zwischen Rhododendren und Eichenbüschen liegt die abstrakte Marmor-Skulptur des Ungarn Janos van Stryk. (1976, 3 500 Mark). Vom Schulzentrum Nord zurück zur Waldstraße. Vor dem Bahnübergang in den Wanderweg einbiegen, der entlang der AKN-Trasse zum U-Bahnhof Norderstedt-Mitte führt. Links zum hinteren Rathaus-Eingang, vor dem das Metallobjekt "Quadratur des Zeitklangs" von Manfred Roth mit 120 Klangstäben zu herben Tönen einlädt, entstanden zu den zehnten Schleswig-Holsteinischen Kulturtagen 1995. Rechts oder links ums Rathaus herum zur stadtbekannten "Regentrude" des Reinbekers Hans Werner Könecke. Weiter geht's zum Amtsgericht, das von Jan Koblasa, Professor für Bildhauerei an der Muthesius-Hochschule Kiel, mit Kunst "eingedeckt" wurde. Empfangen wird man von der 3,40 Meter hohen Bronzesäule, die mit der zweimal spiralförmig gedrehten Grundform das "Labyrinth des Lebens" erzählt. Die bronzene Kassettentür symbolisiert in acht Reliefs das Laster und die Tugend, Regenbogen und Wege, Streit und Versöhnung, Chaos und Tanz. Im Amtsgericht arbeitete Koblasa weitere Bronzereliefs, das "Urteil des Paris", "Pilatus" und "Judith und Holofernes". Das Relief "Salomonisches Urteil" im Eingangsbereich stammt von Sigfried Assmann. Am Hintereingang wurden "Buch und Eule" plastisch umgesetzt. In fast gleichem Genre wie "Die Regentrude" ist die Bronzegruppe "Bürger im Park" des Kieler Künstlers Hans-Jürgen Frielinghaus (1985) gearbeitet, auf die man entlang der Rathausallee Richtung Müllberg zufährt. Wenn man die Oadby-and-Wigston-Straße hoch oben auf der Holzbrücke überquert, steht man auf dem "Monte Clamotte" direkt unter der Installation "Die vier Windgeister" von Wolf E. Schultz, hoch in den Himmel ragende Rundhölzer mit Totempfahl-Gesichtern. Der Holzhändler Jost Behrmann überreichte sie 1980 der Stadt als Geschenk. Figurenfreie Zone Mit Bravour und intakten Bremsen rollt man vom Müllberg wieder herunter. Richtung Herold-Center muss man eine figurenfreie Zone überwinden. Vor der Bücherei Garstedt in der Europaallee steht eine Skulptur, die Sabine Schumann de Guitierrez zugeschrieben wird. Am Coppernicus-Gymnasium prangt das heliozentrische Weltbild von B. Allenberg aus Pinneberg. Von der Bücherei geht es via De-Gaspari-Passage zur Berliner Allee. Dort krümmt sich der "Hungerleider", wie das Marmor-Wesen im Volksmund heißt, "Herbst" von Wolf E. Schultz (1980, 5000 Mark). Zurück zur Europaallee bildet eine Tour durch den Willy-Brandt-Park mit dem "Atlas" aus Unterberger Marmor des Norderstedter Bildhauers Thomas Behrendt ein erholsames Finale dieser "Tour de Skulptur", die auch Kinder locker abradeln

23.08.1999: Kaum war Lotto King Carl von der Bühne, da war auf der ganzen Welt nachzulesen, dass er seine Fans auch beim Norderstedter Stadtfest fest im Griff hatte. Möglich machten das die rasenden Reporter des Norderstedt-Net - seit langem präsentiert sich die fünfgrößte Stadt Schleswig-Holsteins im Internet, beim Stadtfest testeten die Macher eine neue Variante: Kaum gesehen und schon verbreitet, lautete das Motto, unter dem Malte Bödecker, Sven Dittmer, Arniko Karow und Thorsten Makowski arbeiten. Das Quartett gehört zur Jugendredaktion von Norderstedt-Net. Komplettiert wird das Team durch eine weitere Mitarbeiterin, die aber gerade Urlaub macht. Die Nachwuchsjournalisten sammeln Nachrichten ehrenamtlich, sie schreiben und fotografieren nach der Schule. 16 und 17 Jahre alt sind die Norderstedter, die zum Teil die Realschule Garstedt besuchen, zum Teil die Schule gerade abgeschlossen haben. Möglich macht die Recherche die Kooperation zwischen städtischer Verwaltung und Wirtschaft: Die Norderstedter Firma GID stellt Technik und Know-how, mit im Boot sitzen auch die Computerspezialisten von SAM, Redakteurin Petra Langenfurth betreut die Jugendredaktion. "Einmal in der Woche ist Konferenz, da besprechen wir die Themen", sagt sie. Die sind so vielfältig wie die Interessen der Jugendlichen. So haben sich auch die Reporter spezialisiert, Arniko und Thorsten beispielsweise nehmen den Sport unter die Lupe. Sven und Malte schreiben und fotografieren nicht nur, sie programmieren auch. "Ich habe schon mit sechs Jahren meinen ersten Rechner gehabt", sagt Sven, der auch Gitarre spielt. Eigentlich wollte Petra Langenfurth einen Einsatzplan für das Stadtfest machen: "Aber das Team war mit so viel Spaß und Einsatz bei der Sache, da war das gar nicht nötig." Dabei waren die Internet-Reporter ausgestattet wie die Profis, Back-Stage-Ausweis inklusive. So konnten Sven und Co die Künstler hinter der Bühne befragen und im VIP-Zelt schnell mal einen Kaffee trinken. Hektik gehört auch bei ihnen zum Geschäft. Das Handy klingelt, die Layouter rufen nach Texten, ganz wie im richtigen Journalistenleben eben

23.08.1999: "Wir sollten uns gemeinsam gegen diese vermeidbare Belästigung wenden." Diesen Appell richtet Hans Schwarz, Vorsitzender der Norderstedter Interessengemeinschaft für Fluglärmschutz (NIG), an Bürgermeister Hans-Joachim Grote. Hintergrund der Initiative seien mehrere Beschwerden von Bürgern aus dem alten Garstedt. Die Anwohner des Spann hätten beklagt, dass die Maschinen seit einiger Zeit weiter östlich als bisher starteten. Die Jets flögen sichtbar über den Spann Richtung Buchenweg, sie drehten dann, immer noch sichtbar, etwa in Höhe Meeschensee westlich oder östlich ab. Schwarz vermutet, dass das eine "Folge des Protestes aus Hasloh, Quickborn-Süd und Ellerau" ist. Die dortigen Einwände gegen die stärker westlich orientierte Abflugroute würden von den Bürgermeistern unterstützt. Nun hofft die NIG auf Beistand von Norderstedts Verwaltungschef.

26.08.1999: Der Garstedter Kirchturm wird künftig nicht mehr nur den Glocken und den Tauben allein gehören. Eine Antennen-Anlage wird sich in den nächsten Wochen in das Bauwerk einnisten. Sie soll den Handy-Besitzern in Garstedt einen besseren Empfang bringen. Seit längerer Zeit ist der Telekom der Garstedter Raum als Funkloch bekannt. Deshalb war sie auf der Suche nach einem Wolkenkratzer im südlichsten Norderstedter Stadtteil. Entdeckt hat die Telekom Mobilnet dabei den Kirchturm. Mit netten Worten und einem gefüllten Geldsäckchen wandte sie sich an den Kirchenvorstand. Der zögerte nicht lange. Schließlich sind die Kirchenkassen leer, gegen einen guten Empfang spricht kein biblisches Wort, und der Kirchturm bekommt keinen Schaden von der neuen Anlage. Eine Bedingung wurde jedoch zur Auflage gemacht. Der Kirchenvorstand bestand darauf, dass die Telekom über mögliche gesundheitliche Auswirkungen der elektromagnetischen Funkwellen informiert. Ein unabhängiges Unternehmen wird prüfen, ob alle gesetzlichen Auflagen eingehalten werden. Man ist sich jedoch sicher, dass außerhalb eines Radius von fünf Metern um die Antennen-Anlage herum keine gesundheitlichen Auswirkungen zu befürchten sind. Da die Anlage in der Spitze des Turmes installiert wird, müssen auch Spaziergänger auf dem Platz vor der Kirche nicht um ihre Gesundheit fürchten. Wenn also in den kommenden Wochen der Kirchturm ein Gerüst bekommt, geht es nicht um eine erneute Sanierung, sondern um einen besseren Handy-Empfang. Der Garstedter Turm ist übrigens nicht das einzige kirchliche Gebäude, das die Telekom nutzt. In anderen Städten sorgen bereits einige Kirchtürme für eine bessere Gesprächsqualität

27.08.1999: Die Stadt will dem wachsenden Verkehr auf dem Straßenzug Niendorfer Straße/Friedrichsgaber Weg einen Riegel vorschieben. Mit punktuellen Maßnahmen will Norderstedt verhindern, dass die Staus länger und die Anwohner stärker belastet werden. Hintergrund der Abwehroffensive ist die Flughafenumgehung - sie wird laut Gutachten 10 000 bis 15 000 Autos zusätzlich auf die Kreuzung Ohechaussee/Niendorfer Straße schwemmen, ein Großteil werde nach Norden und damit durch Norderstedt fahren. "Mit den Baumaßnahmen wollen wir zwei Fliegen mit einer Klappe schlagen", sagt der für die Verkehrsaufsicht zuständige Stadtrat Harald Freter: Zum einen solle der Straßenzug für den Durchgangsverkehr unattraktiv werden, zum anderen sollen die Autos durch zusätzliche Abbiegespuren schneller in die Wohngebiete abfließen und sich Staus dadurch verringern. Eine Prognose, ob mehr Autos und damit mehr Belastungen für die Bürger von Garstedt verhindert werden können, wollte Freter nicht abgeben. "Die baulichen Hindernisse sind ohnehin unsere einzige Chance", sagt er und verweist auf die Stellungnahme der Stadt zum Großprojekt. Als Bauherr Hamburg vor Jahren anklopfte und um Zustimmung zum Bau der Ortsumgehung Fuhlsbüttel bat, hätten die Norderstedter ihre Zusage von zwei Bedingungen abhängig gemacht: [GEFÜLLTER KREIS] Dem Ausbau des Swebenweges. [GEFÜLLTER KREIS] Und den Baumaßnahmen, die die Durchlässigkeit des Straßenzuges in Norderstedt einschränken sollen. Beide Forderungen werden erfüllt, der Swebenweg wird vierspurig ausgebaut. Er soll die Autos aus Hamburg direkt zur A 7 bringen. Dabei ist nicht auszuschließen, dass ortskundige Autofahrer über Garstedt zur Autobahnauffahrt Quickborn fahren. Dass die Flughafenumgehung, die vor allem die Langenhorner Chaussee entlasten soll, überregionale Bedeutung hat, macht auch das Engagement des schleswig-holsteinischen Verkehrsministeriums deutlich: Die Kieler bezuschussen die Umbaumaßnahmen in Norderstedt mit 189 000 Mark. Die Gesamtkosten beziffert Freter mit rund 440 000 Mark. Im einzelnen sind geplant: [GEFÜLLTER KREIS] An den Ampel-Kreuzungen Friedrich-Ebert-Straße/Friedrichsgaber Weg und Niendorfer Straße/Ohlenhoff/Ochsenzoller Straße werden lange Spuren für Linksabbieger eingerichtet. Damit soll der Verkehrsfluss erhöht werden. [GEFÜLLTER KREIS] Nördlich der Einmündung Möhlenbarg und südlich der Einmündung Kahlenkamp werden Mittelinseln angelegt, um den Fußgängern das Überqueren des Friedrichsgaber Weges zu erleichtern. [GEFÜLLTER KREIS] Die Bushaltestelle an der Grundschule wird an die Ampel verlegt. [GEFÜLLTER KREIS] Neu gestaltet wird der Bereich Alte Dorfstraße/Niendorfer Straße. Rad- und Fußwege sollen gerade geführt werden, damit Autofahrer die Passanten früher sehen. Für zusätzliche Sicherheit soll eine Mittelinsel auf der Niendorfer Straße sorgen. Da die Arbeiten nicht, wie ursprünglich geplant, in den Sommerferien abgeschlossen werden konnten, werden sie jetzt fortgesetzt. Daher müssen die Autofahrer noch bis zum 15. September mit Behinderungen rechnen. Die Ampel an der Kreuzung Friedrichsgaber Weg/Friedrich-Ebert-Straße wird zeitweise abgeschaltet. Engpässe kündigt die Stadt auch für die Bereiche Friedrichsgaber Weg/Meyertwiete, Niendorfer Straße/Alte Dorfstraße und Niendorfer Straße/Kahlenkamp an. Hier werden bewegliche Ampelanlagen den Verkehr steuern

01.09.1999: Das Weinfest am Ochsenzoll ist bei deutschen Winzern sehr beliebt: Nicht weniger als 25 Winzer aus deutschen Anbaugebieten stellen ihre Produkte vor. Denn sie wissen, dass die Norderstedter gute Weinkunden sind. An den Ständen kann probiert und natürlich gekauft oder bestellt werden - die Fachleute hinter den Tresen können die Kunden bestens beraten und ihnen wertvolle Tips geben. Von Freitag bis Sonntag gibt es aber nicht nur hervorragenden Wein, sondern eine tolle Stimmung - und die wird den Besuchern des Ochsenzoll-Weinfestes kostenlos geboten. Mit einem Platzkonzert des Spielmannszuges Tangstedt beginnt das Weinfest am Freitag um 19.30 Uhr. Anschließend werden Stadtrat Harald Freter und Weinkönigin Stefanie Roll das Fest offiziell eröffnen. Dann geht es Schlag auf Schlag: Auf der Hauptbühne am Marktplatz spielt das hervorragende "Show-Orchester Arndt" Bigband-Musik, die kleine Bühne am Schmuggelstieg wird von den in Norderstedt bestens bekannten "Sinners" bestiegen. Sie spielen Rockabilly und Doo-Wop. Im volkstümlichen Bereich unterhält Francois. Am Sonnabend beginnt das Programm auf der Hauptbühne um 16 Uhr mit Boogie-Woogie und Blues von "BlueDoo". Parallel dazu spielen Claas & Martin auf der Bühne am Schmuggelstieg Blues und Rock 'n' Roll. Ab 20 Uhr ist dort das "Duo Bagatelli" mit Folk-Polka zu hören. Lassen Sie sich überraschen. Mit dem traditionellen musikalischen Frühschoppen des Musikzuges der Freiwilligen Feuerwehr Garstedt geht es am Sonntag, 12 Uhr, auf der Hauptbühne weiter. Von 15 Uhr an präsentiert das Neue Alsterradio mit bekannten Moderatoren interessante Spiele, um 17 Uhr greift die Gruppe "Matama" zu den Instrumenten um mit Bossa-Nova und Latin-Jazz Stimmung zu machen. Eifrige Radiohörer wissen, dass diese Musik zur Zeit besonders populär ist. Am Schmuggelstieg spielt das Trio "Twogether und Sax" von 15.30 Uhr an Pop-Balladen, das "Duo Bagatelli" abschließend wieder Folk-Polka. Das ist das Rahmenprogramm, bei dem jeder auf seine Kosten kommen kann. Überall im Bereich Schmuggelstieg/Am Tarpenufer sind Tische und Bänke aufgestellt, damit die Norderstedter in Ruhe ihren Wein trinken und sich der Atmosphäre und Stimmung hingegeben können

04.09.1999: Über bestes Spätsommerwetter freute sich Stefanie Roll, als sie gestern abend das Weinfest Ochsenzoll im Schmuggelstieg feierlich eröffnete. Die Weinprinzessin aus Rheinhessen ist Mainzerin und repräsentiert die "Wein International GmbH" in Nierstein. "Ich trinke am liebsten einen trockenen, frischen Silvaner", freut sich die begeisterte Inline-Skaterin über die sonnenreichen Septembertage, die einen guten Jahrgang 1999 versprechen. Bereits am ersten Abend war das Weinfest der Interessengemeinschaft Ochsenzoll ein voller Erfolg. Heute sorgen "BlueDoo" mit Boogie-Woogie, "Claas und Martin" und das "Duo Bagatelli" für Stimmung. Morgen spielt der Musikzug der Garstedter Feuerwehr um 12 Uhr zum Frühschoppen auf, um 17 Uhr kommt "Matama" mit Bossa Nova und Jazz

09.09.1999: Heute strömen die Paare zum Standesamt und zur Kirche, genießen den schönsten Tag in ihrem Leben, schlüpfen in teure Anzüge und aufwendige Kleider, und 24 Stunden später ist der schönste Tag im Leben auch schon wieder vorbei. Dabei hätte so mancher Bräutigam den Anblick seiner Liebsten so gern noch ein paar Stunden länger genossen. Und so manche Braut wäre gern noch einmal Märchenprinzessin in ihrem weißen Kleid. Der erste Norderstedter Hochzeitsball soll dieses Bedürfnis nach romantischer Erinnerung stillen. Wenn der Hochzeitsanzug noch nicht zwickt, der Reißverschluss vom Brautkleid noch geschlossen werden kann und vor allem die Liebe noch frisch ist, können Vermählte im "Garstedter Hof" ihre zweite Hochzeit mit demselben Mann und derselben Frau erleben. Am Sonnabend, 9. Oktober, wird der "Garstedter Hof" in einen Ballsaal für Verliebte verwandelt. Dekoration und Büfett werden an das Fest zur Trauung erinnern. Ob das Jawort dabei vor zehn Jahren oder vor zehn Tagen gegeben wurde, spielt keine Rolle. Wichtig ist die Liebe und die Lust am Tanzen. Eingeladen sind auch Paare, die nur standesamtlich geheiratet haben. Die Idee für den ersten Hochzeitsball in Norderstedt stammt von Thomas Will, der auch die Norderstedter Hochtzeitsmesse im Rathaus alljährlich mit organisiert. Auf der Suche nach einem geeigneten Raum traf er auf Thomas Knop, Inhaber des "Garstedter Hofes". Der Saal des Restaurants wird von vielen Norderstedter Paaren für grüne, silberne oder goldene Hochzeiten genutzt. Auch für einen Hochzeitsball bietet er das entsprechende Ambiente. Discjockey Manfred Grund wird für die richtige Musik sorgen. Zauberer Rolf Roduros gestaltet ein abwechslungsreiches Showprogramm. 75 Mark müssen die Paare pro Person für ihre "zweite" Hochzeit auf den Tisch legen. Dafür steht ihnen auch ein umfangreiches Ball-Büfett zur Verfügung. Die Karten können im "Garstedter Hof", bei der Agentur Thomas Will, Tel. 521 83 25, oder am Harksheider Markt im Tabak- und Schreibwarengeschäft "Bei Lange" gekauft werden. Der Hochzeitsball beginnt um 20 Uhr

10.09.1999: Klar, das 25-jährige Bestehen von Volvo Kühl wird groß gefeiert. Uwe Kühl hat ein interessantes Programm auf die Beine gestellt und bietet obendrein attraktive Sonderangebote für Volvo-Fahrzeuge. Morgen soll das Autohaus Kühl an der Niendorfer Straße/Ecke Ochsenzoller Straße von 10 bis 16 Uhr zu einem bunten Marktplatz werden. Der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Garstedt wird aufspielen, auch eine New Orleans Jazzband soll für flotte Töne sorgen. Und auch Zauberer und Jongleure werden die Besucher unterhalten. Autointeressenten bietet Kühl spezielle Jubiläumspreise, die nur zwei Wochen lang gelten. So ist ein Volvo V 40 im Leasing bei einer Einmalzahlung von 7450 Mark bereits für 250 Mark im Monat zu haben. Ein Volvo S 80 kostet bei einer einmaligen Zahlung von 5780 Mark nur noch 549 Mark Leasinggebühr pro Monat. Die Besucher können natürlich auch die Gelegenheit nutzen, sich die Autos aus Schweden genau anzuschauen

11.09.1999: Wie wird aus Holz Papier? Wer hat Papier erfunden, und was unterscheidet Wellpappe von Karton? Solche und ähnliche Fragen wurden gestern in der Realschule Garstedt beantwortet. Die Schüler bekamen dabei nicht nur die Theorie der Papierherstellung erläutert. Auf ihrem Schulhof wurde auch eine echte Papiermaschine aufgebaut. So konnten die Realschüler genau beobachen, wie aus einem wasserdurchsetzten Altpapierbrei ein neuer A4-Bogen entsteht. Organisiert wurde dieser Aktionstag von "Pro Carton", einer Vereinigung der europäischen Karton- und Faltschachtelhersteller. Seit vier Jahren ist der Infobus von "Pro Carton" auf Tour durch Europa. Besucht werden vor allem Schulen, um dort zu informieren und das Image von Papier aufzuwerten. Zum ersten Mal machten die Papier-Ingenieure Station in Norderstedt und zeigten in einer Multimediashow nicht nur, warum es wichtig ist, Altpapier zu sammeln. Die Schüler durften auch selbst falten, kleben oder Wellpapier herstellen. Erstaunlich war für viele Schüler vor allem die Tatsache, dass der Beruf des Papier-Ingenieurs nicht nur ein sehr gut bezahlter Arbeitsplatz ist. Papier-Ingenieure werden vor allem auch händeringend gesucht. Wer eine solche Ausbildung absolviert, muss sich um seinen Arbeitsplatz kaum Sorgen machen. Schon vor dem Besuch des "Pro-Carton"-Teams konnten sich Jugendliche und Lehrer theoretisch auf die Themen vorbereiten. Ein Quiz regte an, Fragen rund ums Papier zu beantworten. Wichtig war den Mitarbeitern aber vor allem, das Image von Verpackungen aufzubessern. So gab es Infos zur Veredlung von Faltschachtelkartons. Auch Umweltschutzfragen wurden beantwortet. So ist die Papier- und Karton-Industrie ein klassischer Restverwerter von Schwachholz, von Holzresten und von dünnem Stammholz. Heute werden für die Herstellung von einem Kilogramm Papier oder Karton durchschnittlich 15 Liter Wasser eingesetzt. 1950 waren es noch 167 Liter

14.09.1999: Im Kreis Segeberg wird so viel gebaut wie nirgendwo anders in Schleswig-Holstein. Das ergibt sich aus dem Bericht des Statistischen Landesamtes. Danach wurden im Vorjahr 1558 Häuser und Wohnbauten im Kreis genehmigt. Hinzu kommen noch 838 Anträge aus Norderstedt. Damit sind die Segeberger Spitzenreiter im nördlichsten Bundesland. Die Zahlen dokumentieren, dass der Kreis zu den Wachstumsregionen im Norden gehört. Bis zum Jahr 2010 sollen laut Prognose 28 000 Neubürger ins Kreisgebiet ziehen. Sie werden sich hauptsächlich an der Achse Norderstedt-Kaltenkirchen niederlassen. Die Kommunen haben sich darauf eingestellt und Bauflächen ausgewiesen. Künftig dürften Städte und Gemeinden ebenso wie die Baugesellschaften aber auf Hindernisse stoßen, wenn sie weitere Flächen kaufen wollen: "Die Landwirte werden ihr Land nicht mehr so problemlos hergeben wie bisher. Das liegt an einer Neuerung in der Steuergesetzgebung", sagt Kaltenkirchens Bürgermeister Ingo Zobel. Seit Jahresbeginn müssen die Bauern 50 Prozent der Einnahmen aus dem Landverkauf versteuern, wenn sie das Geld nicht in ihren Hof investieren. "Ihre Flächen werden ja nur diejenigen aufgeben, die sich zur Ruhe setzen wollen", sagt der Verwaltungschef. Der Naturschutz bedeutet zusätzliche Belastung: "Zwischen 30 und 40 Prozent des Baulandes müssen als Grünausgleich für die bebauten Bereiche frei bleiben", sagt Zobel. Die meisten Flächen werden vorrangig mit Wohnungen, Reihen- und Doppelhäusern bebaut - Grundstücke für Einzelhäuser sind zumindest in Norderstedt relativ rar. "Wie alle Kommunen stehen wir vor dem Problem, dass wir die Flächen, die wir der Natur wegnehmen, möglichst intensiv nutzen wollen und müssen", sagt Norderstedts Baudezernent Walter Schlombs. Gerade dort, wo die U-Bahn vor der Tür hält, mache dichte Bebauung Sinn. So könnten die Anwohner die Autos stehen lassen und die stark belasteten Norderstedter Straßen schonen. Als Beispiel nennt Schlombs das sogenannte Garstedter Dreieck, wo erste Wohnbauten schon stehen und demnächst beraten wird, wie die Fläche nahe der U-Bahnstation Richtweg weiter bebaut werden soll. Dennoch können Häuslebauer auch in der fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins Grundstücke für ein Einfamilienhaus finden. Vor allem im südlichen Bereich von Norderstedt-Mitte, hinter dem Feuerwehrmuseum, nördlich des Buchenwegs und an der Heidbergstraße, seien solche Bauplätze vorgesehen. Allerdings: Wer kann schon bis zu 500 Mark pro Quadratmeter zahlen? Rund die Hälfte reicht in Kaltenkirchen. Dort soll in einem Jahr ein Areal mit Einzelhäusern bebaut werden. Gleich mehrere Lösungen bietet Henstedt-Ulzburg bauwilligen Bürgern: "Sie können ein Grundstück direkt vom Landwirt, von der Gemeinde oder vom Bauträger kaufen", sagt Bürgermeister Volker Dornquast. Die Gemeinde trete allerdings nur ausnahmsweise als Anbieter auf. "Mit unserem Programm wollen wir jungen Familien aus dem Ort ermöglichen, Eigentum zu schaffen", sagt der Verwaltungschef, der betont, dass die Kommune sonst nicht in den Baumarkt eingreifen wolle. 1998 wurden im Kreis Segeberg 313 Genehmigungen mehr erteilt als 1997. In Norderstedt blieb die Zahl konstant. Mit 1496 Genehmigungen rangiert der Kreis Rendsburg-Eckernförde auf Rang zwei, gefolgt vom Kreis Pinneberg (1427). Mit einem Maximalwert von 562 (Neumünster) nimmt sich die Bautätigkeit in den kreisfreien Städten eher bescheiden aus

14.09.1999: Leserbrief: "Komik und Nervenkitzel" - NZ vom 6. September Sehr geehrter Herr Bürgermeister, wer genehmigt einen solchen Lärm am Wochenende, wenn gestresste Bürger sich in Haus und Garten erholen wollen? Und warum? Wir sind vor zehn Jahren nach Norderstedt-Mitte gezogen, um uns dem Fluglärm im Ortsteil Garstedt zu entziehen. Jetzt haben wir nicht nur jährlich wiederkehrend den "Spektakulum"-Krach und, je nach Windlage, auch vom "Rohling" die Discoklänge - worüber wir uns bisher nicht beschwert haben, versuchen wir doch Toleranz zu üben - nein, jetzt wird uns auch noch genau vor die Tür ein Spektakel gesetzt, das dem berühmten "Fass den Boden ausschlägt" und uns die Kaffeetassen vom Tisch hüpfen läßt. Freitag, Sonnabend, Sonntag, vormittags, nachmittags, abends, Lautsprecherlärm, Motorengebrüll, quietschende Bremsen, ein Höllenlärm. Eigentlich müsste sich diese Truppe "The Gretness Hell Noise Drivers" nennen. Die NZ schrieb in ihrer Montag-Ausgabe "Komik und Nervenkitzel". Nervenkitzel finde ich ein bisschen untertrieben, das war Nervenaufkratzen mit Schmirgelpapier Nr. 50! Bitte, nie, nie wieder. Was das wirklich nötig? Im Wohngebiet! Haben wir nicht genügend Industriegebiete wie den Gutenbergring, die Oststraße oder die Robert-Koch-Straße? Musste das unbedingt bei uns im Langenharmer Weg stattfinden? Ich verstehe das nicht und meine Nachbarn übrigens auch nicht! Umzüge ins dörfliche Umland wurden - wenn der Lärmspiegel das zuließ - über den Gartenzaun diskutiert (Kayhude soll sehr schön sein!). Vera Warmer-Wessendorf Langenharmer Weg 55 c Norderstedt

16.09.1999: Zum Fahrplanwechsel am Sonntag, 26. September, im Hamburger Verkehrs-Verbund (HVV) erscheint wieder der regionale Taschenfahrplan Winter 19999/2000 für das Verkehrsgebiet im Norden des HVV. Es sind die Omnibuslinien 193, 293, 393, 493, 593, 194, 294, 494, 195 und 395, die Nachtbuslinien 616 und 623 sowie die Schnellbahnen A 1, A 2, A 3, die U-Bahnlinie U 1 und die S-Bahnen S 3/S 21 enthalten; zusätzlich aus dem Bedienungsgebiet der Verkehrsgemeinschaft Segeberg (VGSE) die Omnibuslinie 7550 Ochsenzoll-Bad Segeberg. Der Fahrplan wird gegen eine Schutzgebühr von zwei Mark vertrieben. Er ist bei den Fahrern der genannten Buslinien und in einigen Vorverkaufsstellen erhältlich. Zum Fahrplanwechsel wird der VHH-Infobus am Freitag, 24. September, am Zentralen Omnibus-Bahnhof (ZOB) Norderstedt-Mitte am Sonnabend, 25. September, am U-Bahnhof Garstedt für Auskünfte und Informationen zur Verfügung stehen. Auch dort sind die Fahrpläne zu haben. Im Infobus wird auch das bekannte Fahrplanprogramm NimmBus, welches das gesamte Bedienungsgebiet des HVV und der Verkehrsgemeinschaft in Pinneberg (VIP) enthält, zum Preis von 15 Mark angeboten

21.09.1999: Die Garstedter Feuerwehr und die Schützen der Schützengemeinschaft Norderstedt laden zum alljährlichen Laternenumzug für Sonnabend, 25. September, um 19 Uhr ein. Abmarsch ist gegen 19.30 Uhr. Treffpunkt soll der Sportplatz des 1. SC Norderstedt an der Ochsenzoller Straße sein. In der Fahrzeughalle der Feuerwehr gibt es Getränke und Würstchen zu kaufen.

23.09.1999: Der Kindergarten am Möhlenbarg wird zumindest im kommenden Jahr nicht gebaut. Der Ausschuss für junge Menschen hat das Projekt aus dem Haushalt 2000 ebenso herausgenommen wie der Bau- und Planungsausschuss. "Wir müssen erst wissen, ob und welchen Bedarf es an Plätzen gibt", sagt Günther Nicolai, Vorsitzender des Ausschusses für junge Menschen. CDU und Bürgerpartei kippten den Vorschlag der Verwaltung, die Kindertagesstätte in den Haushalt aufzunehmen. Für die beiden kommenden Jahre waren je eine Million Mark für den Bau vorgesehen. "Wir sind uns zwar über die Parteigrenzen hinweg einig, dass dieser Bereich von Garstedt unterversorgt ist, vor allem Krippenplätze fehlen. Aber so lange exakte Planungsdaten fehlen, müssen wir das Projekt zurückstellen", sagte Nicolai. Sonst waren sich die Politiker über den Etat für Jugend, Schule, Sport und Kinder einig. Am meisten Geld wird im kommenden Jahr für folgende Vorhaben ausgegeben: [GEFÜLLTER KREIS] Der letzte Bauabschnitt der Gesamtschule Lütjenmoor schlägt mit gut 2,4 Millionen Mark zu Buche. [GEFÜLLTER KREIS] Viele Schulgebäude müssen saniert werden. Die kleineren Einzelposten summieren sich zu einer insgesamt erklecklichen Summe. [GEFÜLLTER KREIS] Für den Bau der Kindertagesstätte im Neubaugebiet Harksheide sind 2,2 Millionen Mark vorgesehen. 50 000 Mark mehr will die Stadt im nächsten Jahr ausgeben, um die Sportjugend in Norderstedt zu fördern

25.09.1999: 67 000 Mark sind zurzeit im Kulturtopf der Stadt für Kunstwerke im öffentlichen Raum. Immer wenn in Norderstedt ein neues öffentliches Gebäude entsteht, fließt ein festgelegter Prozentsatz in diese Kasse. Der Bau der Grundschule Pellwormstraße, der Sporthallenbau am Coppernicus-Gymnasium und die Fertigstellung der Integrierten Gesamtschule führten dazu, dass jetzt mehr als 60 000 Mark bereitstehen. Mit diesem Geld soll ein Kunstwerk finanziert werden, das das Zusammenwachsen der fünf Norderstedter Stadtteile symbolisiert. Vorerst wird es um die beiden Stadtteile Norderstedt-Mitte und Garstedt gehen. Der Ausschuss für Kultur- und Städtepartnerschaft hat in Abstimmung mit dem Land einen Wettbewerb ausgeschrieben für erste Entwürfe. Beteiligt werden zehn Künstler, die überwiegend aus Schleswig-Holstein stammen. Denkbar sind Projekte oder Kunstwerke mit zeitlich begrenztem oder dauerhaftem Charakter. Vorstellbar ist auch ein Kunstwerk, das den Standort zwischen Garstedt und Norderstedt-Mitte wechselt. Aus den eingereichten Entwürfen wird eine Jury drei Künstler auswählen, die ihre Pläne dann konkretisieren. Diese drei Künstler erhalten ein Beteiligungshonorar von 1800 Mark. Spätenstens im Januar wird einer der drei Entwürfe ausgewählt und der Künstler mit der Realisierung beauftragt. Dafür stehen 60 000 Mark bereit. Mit späteren Mitteln aus dem Topf "Kunst im öffentlichen Raum" soll das Zusammenwachsen der anderen Stadtteile symbolisiert werden

25.09.1999: Die Wahl eines neuen Schiedsmannes für Norderstedt beschäftigte das Justizministerium in Kiel. Bei der SPD ist für diesen Posten der stellvertretende Bürgervorsteher Wolfgang Kelm im Gespräch. Die CDU hält ihn für wenig geeignet. Auch das Norderstedter Amtsgericht, das den Schiedsmann bestätigen muss, äußerte im Vorfeld Bedenken. Dem Kandidaten Kelm wird Ämterhäufung vorgeworfen. Außerdem gilt er als umstritten. Am Montag soll im Hauptausschuss über die Neubesetzung der Stelle diskutiert werden. Ein Schiedsmann soll dort Frieden stiften, wo sich Bürger im Kleinkrieg in den Haaren liegen. In Norderstedt arbeiten zwei Schiedsleute. Für den Bereich Norderstedt-Süd (Garstedt und Glashütte) ist Christa Eschrich zuständig. Im Bereich Norderstedt-Nord (Harksheide und Friedrichsgabe) ist jetzt noch Willy Haster tätig. Etwa zehn Bewerbungen liegen der Stadt für den ehrenamtlichen Posten vor. Darunter jene von Wolfgang Kelm. Der stellvertretende Bürgervorsteher scheint die Unterstützung seiner Genossen zu haben. Offiziell meint SPD-Fraktionsvorsitzender Johannes Paustenbach jedoch: "Wir haben uns noch auf keinen Kandidaten geeinigt." Tatsächlich aber hat die Stadt im Amtsgericht bereits nachgefragt, ob es gegen Wolfgang Kelm Einwände gäbe. Diese meldete das Amtsgericht auch an. Bemängelt wurde die Ämterhäufung des Kandidaten und seine Umstrittenheit in der Öffentlichkeit. Deutlicher äußert der Fraktionsvorsitzende der CDU, Rainer Schlichtkrull, seine Bedenken: "Wer wie Wolfgang Kelm mit umstrittenen Beschlüssen für Aufregung in den Kleingartenanlagen sorgt, ist nicht der richtige Mann für eine friedensstiftende Stelle." Kelm war mehrfach in die Schlagzeilen geraten, weil er als Vorsitzender des Kleingartenausschusses auf den Abriss von Lauben in Norderstedt bestand, die größer als 30 Quadratmeter sind. Die CDU wird Georg Kundt vorschlagen. Der 60-jährige Norderstedter könne auf die notwendige Lebenserfahrung und Gelassenheit verweisen. Der Bauingenieur lebt mit seiner Familie seit Jahren in Norderstedt. Als bedenklich betrachten Amtsgericht und CDU, dass Wolfgang Kelm als Stadtvertreter nicht politisch unabhängig sei. "Wenn ein Nachbarschaftsstreit kommunalpolitische Interessen berührt, kann Wolfgang Kelm dann neutral bleiben?" fragen Schlichtkrull und das Amtsgericht. Diese Frage hat die Stadt an das Justizministerium weitergeleitet. Die Antwort gab die Institution der NZ vorab: Danach gibt es keine rechtlichen Bedenken gegen die Wahl eines Stadtvertreters zum Schiedsmann. Wolfgang Kelm kann auf Erfahrungen verweisen, die ihn für dieses Amt durchaus qualifizieren. Er hat seit vielen Jahren als stellvertretender Schiedsmann gearbeitet und war zehn Jahre lang Schöffe. Dennoch wird er am Montag seine Bewerbung zurückziehen. "Die Medien haben meinen Ruf zerstört", sagt er gegenüber der NZ. "Unter solchen Bedingungen will ich nicht als Schiedsmann arbeiten."

25.09.1999: Drei Norderstedter Schulen bekommen vom Land Geld für die Anschaffung von Computern. Die Realschule Garstedt, die Erich-Kästner-Schule und die Hauptschule Falkenberg wurden in das Projekt "Schulen ans Netz" des Ministeriums für Bildung, Wissenschaft, Forschung und Kultur aufgenommen. Die Hauptschule Falkenberg und die Erich-Kästner-Schule werden mit einer Summe von je 3000 Mark unterstützt. Eine wesentlich größere Summe geht an die Realschule Garstedt. Sie darf 12 500 Mark für neue Computer ausgeben. Dafür müssen sich die Schüler an der Webseite des Landes beteiligen, die Auskunft über die Schulen in Schleswig-Holstein gibt. Neben Haupt- und Realschulen und Gymnasien nutzen inzwischen auch die ersten Grundschulen Computer im Unterricht. So wurde beispielsweise die Grundschule Harkshörn vor kurzem an das Projekt "Schule ans Netz" angeschlossen

01.10.1999: Als Peter Feldmann 1962 seine Robe in der Vollzugsanstalt in Celle bestellte, verlangte er die beste Qualität. Fast 200 Mark musste er damals für den schwarzen Richter-Umhang auf den Tisch legen. Für einen Juristen, der gerade in den richterlichen Dienst des Landes aufgenommen worden war, vorher dreieinhalb Jahre Referendarszeit in Hamburg und Berlin absolviert hatte, war das viel Geld. Aber die Ausgabe hat sich gelohnt. Peter Feldmann, Direktor des Norderstedter Amtsgerichts, trägt das schwarze Kleidungsstück auch heute noch, wenn er im Namen des Volkes Recht spricht. Seit 20 Jahren leitet der 64-Jährige das Amtsgericht in Norderstedt. "Mein Wunsch war es, in einem überschaubaren Ort mit ländlichem Charakter als Richter zu arbeiten", erzählt der Vater von vier Kindern. Als er 1966 nach Garstedt kam, konnte von Überschaubarkeit aber kaum noch die Rede sein. Die Villa an der Ochsenzoller Straße 99, die zu einem Justizgebäude umfunktioniert worden war, platzte aus allen Nähten. Am 1. Oktober 1959 hatte dort die erste Amtsgerichts-Zweigstelle auf Norderstedter Gebiet eröffnet. Die gute Stube der Villa war der Sitzungssaal, und in der Waschküche lagerten die Grundbuchakten. Feldmanns Jubiläum als Amtsdirektor fällt so mit "40 Jahren Rechtsprechung in Norderstedt" zusammen. 1969 zog das Amtsgericht mit sämtlichen Grundbüchern in das neue, viel zu klein gebaute Gerichtsgebäude an der Europaallee. Fünf Richter und 35 Bedienstete kümmerten sich dort um die Rechtsangelegenheiten der Stadt. Wie ländlich es trotz Arbeitsflut und Platzmangel in Norderstedt dennoch am Anfang zuging, beweist einer der ersten Prozesse, über die Peter Feldmann damals zu richten hatte. Als das Herold-Center gebaut wurde, flatterte die Klage eines Landwirtes auf den Tisch des Richters. Der Bauer beschwerte sich über den Müll der Bauarbeiter. Seine Kühe hätten beim Grasen auf der Wiese neben dem Herold-Center-Bau Plastiktüten gefressen und seien daran zu Grunde gegangen. Im Pansen der verendeten Tiere fand man tatsächlich halbe Tüten. Der Bauer bekam eine Entschädigung. Arbeitsüberlastungen und Personalengpässe brachten Peter Feldmann bereits 1966 auf eine ungewöhnliche Idee. Er führte die Schnellgerichtstage ein. Mit einem Anwalt saß er in einem Gasthof. Davor hatte die Polizei ihre Blitzlichter stationiert. Jeder, der zu schnell fuhr, bekam zwischen Bierhahn und Stammtisch sofort seinen Prozess. "40 bis 50 Angelegenheiten wurden so an einem Vormittag geklärt", erinnert sich Feldmann. Das Schnellgericht hatte aber auch einen erzieherischen Wert. Die Verkehrsdisziplin blieb monatelang vorbildlich. Am 15. September 1986 hatte die personelle und räumliche Enge endlich ein Ende. Die Mitarbeiter konnten in das jetzige Amtsgerichtsgebäude an der Rathausallee ziehen. Mehr als 80 Justizangestellte haben dort inzwischen ihren Arbeitsplatz. Heute werden 22 weitere Kollegen aus Bad Bramstedt übernommen. Gemeinsam werden die beiden Jubiläen und die Begrüßung der neuen Kollegen gefeiert

01.10.1999: Damit beim Jahreswechsel nicht das Chaos ausbricht, muss die Norderstedter Stadtbücherei ihre Rechner und Programme umstellen. Drei Firmen werden daran beteiligt sein. Weil diese umfangreichen EDV-Arbeiten nicht bei laufendem Betrieb zu leisten sind und die Techniker am Wochenende zu teuer sind, muss die Bücherei drei Tage lang schließen. In den Herbstferien, von Montag, 18. Oktober, bis Mittwoch, 20. Oktober, können keine Bücher ausgeliehen oder zurückgegeben werden. Die Leseratten unter den Schulkindern sollten sich also möglichst bereits vorher mit Lektüre für die Ferienzeit eindecken. Betroffen sind alle Filialen der Stadtbücherei, in Norderstedt-Mitte, Glashütte, Garstedt und Friedrichsgabe. Nach der erfolgreichen Umstellung jedoch müssen die Büchereien und auch die Leser die Silvesternacht 1999/2000 nicht mehr fürchten. Die Stadtbücherei wird dann "2000-fähig" sein

05.10.1999: Für den ersten Norderstedter Hochzeitsball gibt es noch Karten. Am Sonnabend, 9. Oktober, wird der "Garstedter Hof" jenen Paaren gehören, die auch nach der Eheschließung gern noch einmal in die Hochzeitskleidung schlüpfen möchten. Die Agentur Thomas Will und der Chef vom "Garstedter Hof", Thomas Knop, laden zum ersten Hochzeitsball ein, bei dem das weiße Traumkleid noch einmal voll zur Geltung kommen kann. Karten zum Preis von 75 Mark gibt es im "Garstedter Hof", Tel. 528 766 60, bei der Agentur Thomas Will, Tel. 521 83 25, und am Harksheider Markt im Schreibwarengeschäft "Bei Lange", Tel. 525 54 09. Im Preis enthalten ist die Selbstbedienung am exklusiven Hochzeitsball-Büfett. Der Ball beginnt um 20 Uhr.

06.10.1999: Der Landtagswahl in Schleswig-Holstein wird von allen Parteien eine besondere bundespolitische Bedeutung beigemessen: Die wichtigsten Politiker werden deshalb vor allem in das Hamburger Umland geschickt, um hier auf Wählerwerbung zu gehen. In den Parteizentralen wird derzeit an den Einsatzplänen für die Spitzenpolitiker gearbeitet; fest steht aber bereits, dass SPD-Bundesvorstand und Präsidium in Norderstedt tagen. Die Grünen schicken Außenminister Joschka Fischer nach Norderstedt. Einig sind sich die schleswig-holsteinischen Politiker, dass dem Hamburger Umland eine ganz besondere Bedeutung zukommt: Hier lebt jeder dritte Wähler des nördlichsten Bundeslandes. Bei der Besetzung mit prominenten Wahlkämpfern ist dieser Teil des Landes in der Vergangenheit eher vernachlässigt worden, am 27. Februar 2000 jedoch steht viel auf dem Spiel: SPD, FDP und Grüne wollen eine bundespolitische Trendwende, die CDU den Regierungswechsel. Den Auftakt des Wahlkampfes macht die FDP, die am 20. November in Norderstedt zwar nur einen Kreisparteitag veranstaltet, dazu jedoch werden Spitzenpolitiker erwartet. Mit dem Parteivorsitzenden Wolfgang Gerhardt und Bundesgeschäftsführer Guido Westerwelle kommen zwei hochrangige Liberale nach Norderstedt. Beide werden auch im Laufe der "heißen" Wahlkampfphase noch im Kreis Segeberg in Erscheinung treten, Kreisvorsitzender Joachim Behm kann aber noch nichts Genaues über Einsatzorte sagen. "Wir bemühen uns, den Bundestagsvizepräsidenten Solms in den Kreis zu holen, mit Sicherheit wird Spitzenkandidat Wolfgang Kubicki mehrfach in Erscheinung treten." Geballte bundespolitische Prominenz schickt die SPD nach Norderstedt. In der letzten Januarwoche oder in der ersten Februarwoche sollen der SPD-Bundesvorstand und das Präsidium anreisen, um im Norderstedter Rathaus zu tagen. Diese Sitzung ist natürlich nicht öffentlich, hinterher aber werden die Medien zu einer Pressekonferenz geladen. Die prominenten Mitglieder aus Vorstand und Präsidium werden anschließend ausschwärmen, um im Kreis Segeberg und den Nachbarkreisen die Wahlwerbetrommel zu rühren - darunter auch Bundeskanzler Gerhard Schröder, der in den Wochen vor der Wahl noch mehrfach in Schleswig-Holstein in Erscheinung treten soll. "Alles Weitere ist noch nicht konkret", so Sven Ziller vom SPD-Landesverband. Kreisvorsitzender Eckhart Urban erwartet Heide Simonis im Januar zu einer Veranstaltung mit Jungunternehmern im "Garstedter Hof". Überhaupt noch keine konkreten Termine kann die CDU nennen. Weder der Bundes-, noch der Landeszentrale der Partei sind Namen und Termine zu entlocken. Geplant seien "mehrere hundert Auftritte" prominenter Politiker, heißt es aus der Berliner Zentrale. Auch Altbundeskanzler Kohl sei bereit, in den Wahlkampf einzugreifen. Nach Angaben von Jörg Hollmann, Referent im Landesverband der CDU, soll das Hamburger Umland aber eindeutig Wahlkampf-Schwerpunkt werden. Parteivorsitzender Schäuble werde mit Sicherheit kommen, Generalsekretärin Angela Merkel und viele CDU-Ministerpräsidenten würden erwartet. Bayerns Ministerpräsident Stoiber habe bereits deutlich gemacht, dass er Volker Rühe unterstützen wolle. "Der wird aber sicher nur zu einem Termin nach Schleswig-Holstein kommen", glaubt Hollmann. Etwas konkreter sind die Grünen bereits mit ihren Angaben, obwohl genaue Termine auch noch nicht genannt werden können. Außenminister Joschka Fischer soll im Festsaal zu den Norderstedtern sprechen. Rezzo Schlauch, Vorsitzender der Grünen-Bundestagsfraktion, kommt ebenfalls in der zweiten Februarwoche nach Kaltenkirchen. Der Veranstaltungsraum steht noch nicht fest. Umweltminister Jürgen Trittin tritt im Februar in Bad Segeberg auf

06.10.1999: Die Christuskirche in Garstedt lädt zum Laternenumzug mit Musik, Lagerfeuer, Würstchen vom Grill und Getränken ein. Start ist am Dienstag, 12. Oktober, um 19 Uhr an der Kirche. Die Teilnehmer müssen für die musikalische Begleitung vier Mark pro Familie bezahlen. Außerdem sucht die Kirche noch Männer und Frauen für die Organisation des Umzugs.

07.10.1999: Der erste Norderstedter Hochzeitsball, der am Sonnabend, 9. Oktober, im "Garstedter Hof" stattfinden sollte, wird verschoben. Hochzeitspaare, die noch einmal in das weiße Traumkleid und den dunklen Anzug schlüpfen wollen, haben jetzt dazu am 5. Februar Gelegenheit. Bereits gekaufte Ballkarten behalten ihre Gültigkeit. Wer diesen Termin nicht wahrnehmen kann, bekommt den Kaufpreis im "Garstedter Hof", bei der Agentur Thomas Will oder im Schreibwarengeschäft "Bei Lange" am Harksheider Markt erstattet. Karten für den Ball im Februar sind ab sofort erhältlich. Der Eintritt pro Person beträgt 75 Mark. Im Preis enthalten sind Showprogramm und ein reichhaltiges Büfett.

08.10.1999: Der fernste Fan wohnt in Moskau. Das fand das Team von Tanks Theater heraus, als es wissen wollte, woher die Zuschauer kommen, wo sie wohnen. Denn wer mit Leidenschaft Theater spielt, will auch wissen, für wen. Die Amateurschauspieler haben bei den zwölf Vorstellungen zur Komödie "De Swinnelnichte", im Foyer des Festsaals am Falkenberg Tafeln aufgestellt, in die sie die Stadtteile Norderstedts und die Region drumherum zeichneten. Die Zuschauer wurden gebeten, mit einer Pin-Nadel ihren Wohnort zu markieren. "Von der Hohwachter Bucht kam ein ganzer Bus mit Fans angereist", berichtete Horst Lüdecke stolz. Mit 467 Zuschauern liegt Harksheide unter den Norderstedter Stadtteilen an der Spitze, gefolgt von Garstedt mit 452, Friedrichsgabe mit 190, Glashütte mit 184 und Norderstedt-Mitte mit 119 Besuchern. Aus dem Kreis Segeberg, Norderstedt ausgenommen, kamen 140 Gäste, aus dem Kreis Pinneberg 160, aus Hamburg-Niendorf 125 und aus dem Norderstedt-Hamburger Grenzgebiet Ochsenzoll 117, sonstige Orte 413 Theaterliebhaber. "Wahrscheinlich haben sich aber nicht alle Zuschauer beteiligt, doch auf die Gesamtzahl von 2368 Zuschauern sind wir stolz", freut sich Theaterchef Norbert Tank mit seiner Crew

19.10.1999: "Wir sind auf den Ernstfall vorbereitet", sagte Norderstedts Bürgermeister Hans-Joachim Grote, als er gestern den Notplan für den Jahreswechsel vorstellte. Verwaltung, Polizei, Feuerwehr, Stadtwerke und Technisches Hilfswerk haben sich zusammengetan, um einen eventuellen Stromausfall zu überbrücken. Niemand könne exakt vorhersagen, was Silvester passiert. "Immerhin haben wir einen Vorteil: Wir wissen spätestens gegen 17 Uhr, ob in Russland die Lichter ausgehen", sagte Grote. Das Jahr 2000 wandere von Osten hierher. Die Schwachstellen lägen im globalen Verbund der Stromversorger, in Deutschland stehe das System. In Norderstedt wird das Blockheizkraftwerk Elektrizität für markante Gebäude liefern: "Versorgt werden das Herold-Center, die Feuerwache Garstedt, das Heizwerk Lütjenmoor und wahrscheinlich das Ärztezentrum am Herold-Center", sagte Volker Hallwachs, Leiter der, Stadtwerke, für mehr reiche der Strom nicht. Gas und Wasser seien nicht betroffen, die Pumpen für das Abwasser würden mit Notstromaggregaten betrieben. Zudem hätten die Werke ihre gesamten Anlagen darauf hin überprüft, ob die Mikrochips fürs Jahr 2000 taugten. Die Stadtwerke hätten rund 200 000 Mark in zukunftsfähige Technik investiert. Fallen Ampeln und Straßenlaternen aus, müssen die Norderstedter damit leben. Erhöht haben die Stadtwerke das Personal für den Störungsdienst: Normalerweise sind elf Mitarbeiter im Einsatz, zum Superjahreswechsel sollen 30 hinzu kommen. Auch die Polizei hat eine Urlaubssperre verhängt. "Die Lage ist schwer einzuschätzen. Wir werden aber genügend Beamte in Rufbereitschaft haben, um eingreifen zu können", sagte Norderstedts Kripochef Eckhard Jansen. Schließlich könnte ein Stromausfall Einbrecher besonders reizen. Die Schutzpolizei wird in zwei Schichten im Einsatz sein, notfalls bis zum 2. Januar. Die Hauptwache an der Europaallee hat eine eigene Stromversorgung. Fallen Telefone und Handys aus, wird über Funk kommuniziert - Polizei, Feuerwehr, THW und der Krisenstab im Rathaus funken auf der gleichen Frequenz. Die Feuerwehr hat 60 Männer fest im Einsatz, weitere stehen auf Abruf bereit. "Wir werden acht feste und acht mobile Notrufzentralen einrichten", sagte Gemeindewehrführer Joachim Seyferth. Jeder Bürger soll höchstens 1000 Meter bis zu einer der Anlaufstellen zurücklegen müssen. Zudem steht die Wehr in engem Kontakt zur Kreisfeuerwehrzentrale. Der Krisenstab mit dem Bürgermeister an der Spitze wird sich um 21 Uhr im Rathauskeller versammeln. Auch für einen Teil der städtischen Mitarbeiter ist der Urlaub gesperrt. Gestern wurde schon mal der Ernstfall geprobt, deswegen war die Tiefgarage am Abend geschlossen. Eine heiße Suppe und Tee können die Bürger im Coppernicus-Gymnasium und in der Heidbergschule bekommen. "Dieser Service ist aber nur für echte Notfälle gedacht", sagte Grote. Schließlich wird eine Infonummer eingerichtet, die genauen Daten werden noch bekannt gegeben

19.10.1999: Die jüngste Geflügel- und Kaninchenschau hatte einen bitteren Beigeschmack: "Wenn wir den Ausstellungsplatz hier verlieren, trifft uns das hart", sagte Klaus Kahn, Vorsitzender des Geflügel- und Kaninchenzuchtvereins von Langenhorn, Norderstedt und Umgebung. Der Verein hatte die Tierschau wieder in einer der Reithallen beim Garstedt- Ochsenzoller Reit- und Fahrverein aufgebaut. "Hier sind wir seit 35 Jahren zu Gast. Und hier können wir auch unsere Käfige unterstellen", sagte Kahn, der dem Traditionsverein seit fünf Jahrzehnten angehört. Es gehe das Gerücht, dass die Reithallen abgerissen und einem Gewerbegebiet weichen müssen. Früher habe der Verein keine Probleme gehabt, seine Tiere zu zeigen. Gaststätten hätten ihre Räume zur Verfügung gestellt. Doch die seien inzwischen verschwunden, ohnehin würden die Kaninchen- und Geflügelzüchter in der Großstadt immer mehr zu Exoten. "Die Menschen und Behörden sehen die Tiere immer stärker als Belästigung", sagt Kahn, der den entgegengesetzten Standpunkt vertritt: Wenn die Hühner in den Vorgärten herumlaufen, zeuge das von Lebendigkeit. Die Kinder blieben stehen und könnten die Tiere sehen. Unabhängig von der Zukunft hatten sich die Organisatoren wieder viel Mühe gegeben. Fast 100 Hühner und Tauben sowie die gleiche Zahl an Kaninchen waren zu sehen. Wer aufmerksam an den Käfigen vorbeiging, konnte sehen, wie unterschiedlich die Tiere aussehen. So liegen zwischen einem Deutschen Riesenschecken und einem Farbenzwerg Kaninchenwelten: Der Schecke bringt sieben Kilo auf die Waage, der Zwerg gut ein Kilo. "Viele Besucher sind immer wieder erstaunt, dass es so viele unterschiedliche Rassen gibt", sagte Kahn.

20.10.1999: Die Grünen kritisieren den Beschluss des Ausschusses für junge Menschen, die Kindertagesstätte am Möhlenbarg zunächst nicht zu bauen. "Mit dem Neubau hätten wir zwei Fliegen mit einer Klappe geschlagen", sagte Anette Reinders, Sprecherin der Norderstedter Grünen. Zum einen hätten dringend nötige Krippenplätze geschaffen und zum anderen das Angebot im bisher unterversorgten nördlichen Garstedt erweitert werden können. Die Grünen verweisen auf die jüngsten Zahlen aus dem Rathaus: Danach liege der Versorgungsrad im Krippenbereich bei 5,6 Prozent und damit weit unter dem beschlossenen Ziel von 15 Prozent. 120 Kinder stünden auf den Wartelisten für einen der 70 Krippenplätze in Norderstedt. Im nördlichen Garstedt gebe es rein statistisch Kindergartenplätze für 56,8 Prozent des Nachwuchses. Damit stehe dieser Stadtbereich weit hinter dem Norderstedter Versorgungsdurchschnitt von 72,7 Prozent zurück. Nachdem sich die CDU gegen den Bau der Kindertagesstätte Möhlenbarg ausgesprochen hatte, fragt Anette Reinders: "Setzt die CDU etwa darauf, dass nach der Gebührenerhöhung immer mehr Eltern auf ihr Recht auf einen Kindergartenplatz verzichten?" Aus der Statistik ergebe sich auch, dass 40 Eltern ihre Kinder wegen der höheren Gebühren abgemeldet haben. Dabei sei nicht erfasst, wie viele Eltern ihre Kinder gar nicht erst angemeldet haben. Die Abmeldungen beträfen vor allem den Ganztags- und Hortbereich. Die Grünen sehen "diese Entwicklung mit Sorge". Besonders für den Hortbereich sollte dringend darüber nachgedacht werden, wie das Angebot flexibilisiert bzw. die Preise attraktiver gestaltet werden können. "Viele Eltern können nicht nachvollziehen, warum sie einschließlich Essengeld 585 Mark pro Monat für einen Hortplatz bezahlen müssen, wenn die Kinder einen Teil des Tages in der Schule verbringen", sagte Anette Reinders

25.10.1999: Die CDU fordert Korrekturen für das Stadtentwicklungsprogramm 2010, in dem die Entwicklung Norderstedts festgelegt ist. Die Christdemokraten plädieren für zwei Ortsumgehungen, um die Stadtteile Garstedt und Glashütte zu entlasten, sowie für den Autobahnanschluss Norderstedt-Mitte. Baugebiete müssten umgeplant, neue Gewerbegebiete in der fünftgrößten Stadt des Landes ausgewiesen werden. Anlass für die Vorstöße ist der neue Flächennutzungsplan, der in den nächsten Jahren erarbeitet wird und die Weichen für die Zukunft der fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins stellt. "Die vorhergesagten Wachstumszahlen sind zu hoch angesetzt", sagte CDU-Sprecher Arne-Michael Berg, als er die Pläne nach der Klausurtagung der Partei vorstellte. Laut Prognose werde Norderstedt bis zum Jahr 2010 auf 80 000 bis 85 000 Menschen wachsen. Berg hat errechnet, dass in den letzten zehn Jahren aber nur gut 2000 Neubürger hinzugekommen seien. Angesichts des offenbar "geringeren Zuzugsdrucks" müsse über die Baudichte nachgedacht werden. Festhalten könnten die Planer den im Stadtentwicklungskonzept erarbeiteten Vorgaben für das Garstedter Dreieck - zwischen Buchenweg, Kohfurth und AKN-Gleisen sollen rund 2000 Neubürger eine Heimat finden. "Die U-Bahnstation Richtweg ist nur wenige Fußminuten entfernt, da macht es Sinn, hier viele Menschen anzusiedeln", sagte Berg. Anders sehe es schon im geplanten Baugebiet nördlich der Harckesheyde aus: Dort sei die nächste Bahnstation mindestens 15 Minuten entfernt - einen solchen Weg wollten die meisten Menschen nicht in Kauf nehmen. Hier sollten der geplante Wohnungsbau von vier- bis fünfgeschossigen Komplexen zu Gunsten von Eigentum reduziert und das Planziel 4000 Neubürger halbiert werden. Neu beleben wollen die Christdemokraten ein Gebiet, das aus ökologischen Gründen nicht im Entwicklungsprogramm enthalten sei: Rund um die Station Meeschensee könnten laut CDU bis zu 2000 Menschen leben. "In diesem Bereich gibt es nur vereinzelte Bebauung, die Bahnverbindung wird kaum genutzt", sagte Berg. Verkehr: Als vordringlich sieht die CDU eine Ortsumgehung Garstedt. Durch die Flughafenumgehung werde der alte Norderstedter Stadtteil noch stärker belastet als ohnehin schon. Da könnten die Bürger durch eine Westtangente zwischen Ohechaussee und Friedrich-Ebert-Straße deutlich entlastet werden. Die Verbindung könne zum Teil auf vorhandenen Trassen realisiert und durch den Verkauf von neuen Gewerbeflächen zwischen der Startbahn und der Niendorfer Straße sowie nördlich der Ohechaussee finanziert werden. Aus dem Haushalt bezahlen müsste die Stadt die zweite von der CDU geforderte Entlastungsstraße: Sie soll von der Schleswig-Holstein-Straße zur Segeberger Chaussee in Höhe Hummelsbütteler Steindamm führen. "Das würde den Staubereich am Knoten Ochsenzoll entzerren", sagte Berg. Auch hier könnten vorhandene Weg genutzt werden. Die CDU weist ausdrücklich darauf hin, dass ihre Vorschläge innerhalb des Achsenraumes bleiben. Gewerbe: Neue Betriebe sollen nach dem Wunsch der Union auf Flächen westlich der Niendorfer Straße, südlich und nördlich der Ohechaussee angesiedelt werden. Außerdem müsse das geplante Gewerbegebiet nördlich der Quickborner Straße nach Norden hin ausgeweitet werden. Mit der neuen Landesstraße 76 könnten die Unternehmen gut an den Verkehr angebunden werden.

26.10.1999: Die Zahl der anonymen Bestattungen nimmt zu. Viele Angehörige wollen die aufwendige und teure Grabpflege nicht mehr leisten. Vor allem auf dem Friedhof in Garstedt werden immer mehr Verstorbene eingeäschert und ohne Grabstein beerdigt. Deshalb soll dort jetzt ein neues Urnenfeld geschaffen werden. Die Kirche, die eigentlich anonyme Bestattungen ablehnt, hat dabei einen Kompromiss gefunden. Das neue Urnenfeld wird in den Boden gelassene Platten mit den Namen der Verstorbenen bekommen. So könne wenigstens der Name des Toten sichtbar bleiben. Es sind vor allem praktische Erwägungen, die Angehörige dazu bringen, verstorbene Freunde oder Familienangehörige anonym zu bestatten. Immer weniger Menschen wollen Zeit und Geld aufbringen, um das Grab zu pflegen. "Oft wohnen die Angehörigen auch weit weg und sie sind skeptisch, dass die Grabpflege, für die sie bezahlen, auch tatsächlich geleistet wird", weiß Pastor Axel Kapust von der Garstedter Christuskirche. Manchmal legen auch die Verstorbenen bereits im Testament fest, dass ihre Asche nach ihrem Tod in eine anonyme Urne soll. Sie wollen den Angehörigen auch nach dem Tod nicht zur Last fallen. Auf den drei städtischen Friedhöfen in Harksheide, Glashütte und Friedrichsgabe wurden 1996 171 Erd- und 132 Feuerbestattungen registriert. 40 Bestattungen davon waren anonym. 1998 gab es 184 Erd- und 157 Feuerbestattungen, davon kamen 46 Menschen anonym unter die Erde. Auf den städtischen Friedhöfen bleibt damit der Anteil der anonymen Bestattungen relativ konstant. Der einzige kirchliche Friedhof in Garstedt hat jedoch enorme Zuwachsraten bei den anonymen Bestattungen. 1996 gab es 120 Erd- und 128 Feuerbestattungen, 47 davon waren anonym. Das sind 19 Prozent. 1998 wurden 108 Menschen in der Erde bestattet, 130 wurden eingeäschert und 69 davon wollten keinen Grabstein. Das sind bereits 29 Prozent. "Wir haben gegen anonyme Bestattungen Bedenken", gibt Pastor Axel Kapust zu. "Wenn das Grab fehlt, gibt es keinen Ort mehr zum Trauern. Angehörige haben dann keinen Platz mehr, um sich zu erinnern, zu gedenken, ein Zeichen der Verbundenheit zu hinterlassen. Hinzu kommt, dass aus biblischer Sicht der Name des Verstorbenen auch nach seinem Tod nicht verschwinden darf." Deshalb will die Kirche auf dem neuen Urnenfeld Grabsteine einarbeiten lassen, auf denen die Namen notiert sind. Die Grabstelle wird eine leicht zu pflegende Rasenfläche sein. Für Blumen ist eigener Platz vorgesehen. Jedes Grab kann mit zwei Urnen belegt werden. "Diese Grabstelle ermöglicht es, den Namen des Verstorbenen sichtbar zu machen. Für die Angehörigen entfällt gleichzeitig die aufwendige Grabpflege", begründet Axel Kapust diesen Kompromiss zwischen kirchlichem Verständnis von Bestattungen und gegenwärtigem Trend zur Anonymität. Oft sind es aber auch die Kosten, die Hinterbliebene dazu bringen, eine anonyme Urnenbeisetzung zu verlangen. Das billigste Reihengrab kostet 238 Mark. Hinzu kommen 575 Mark für die Erdbestattung. Für die gärtnerische Herrichtung, für den Grabstein und für die Pflege wird extra verlangt. Ein Grab für vier Urnen kostet 715 Mark, die Feuerbestattung 100 Mark. Aus Platzmangel auf den Friedhöfen muss niemand auf das traditionelle Grab verzichten. Rund 16 Hektar städtische Fläche stehen für Bestattungen zur Verfügung. Vor vier Jahren habe es Engpässe auf den Friedhöfen gegeben. Inzwischen werden aber wieder mehr Grabflächen zurückgegeben. Dadurch sind die Engpässe beseitigt

30.10.1999: Drei Vorträge wollte Prof. Alexander Schwarz für Gäste und Mitglieder des Vereins "Chaverim - Freundschaft mit Israel" in der Stadtbücherei Garstedt halten. Jetzt ist der junge Verein gezwungen, die Vorträge vom 1. und 17. November sowie 1. Dezember auf Ende Januar 2000 zu verschieben. Aus politischen Gründen. Dem Religionswissenschaftler, der lange an der Universität Hamburg lehrte, wurde von der deutschen Botschaft in Israel die Einreise nach Deutschland verweigert. "Das ist ein unglaublicher Skandal, vor allem im Hinblick auf die jüdisch-deutsche Vergangenheit, auf den Holocaust", ist der Vorstand des Vereins tief betroffen. Die deutsche Botschaft in Tel Aviv beruft sich auf das Schengener Abkommen, das für Angehörige von Staaten, die nicht Mitglied der Vertragspartner des Abkommens sind, den Aufenthalt in den Mitgliedsstaaten so regelt: "Drittstaatsangehörige, die über ein von einem Schengen-Staat ausgestelltes, in der räumlichen Gültigkeit nicht beschränktes Visum verfügen, dürfen sich in Rahmen der Gültigkeit des Zwecks der Visa auch in den anderen Schengen-Staaten aufhalten." Der Knackpunkt liegt in der zeitlichen Begrenzung. Da der zeitweilig in Norderstedt lebende jüdische Wissenschaftler die ihm zugebilligte Aufenthaltszeit überschritten habe, wurde ihm ein weiterer Aufenthalt in Deutschland verwehrt. Und das, obwohl Schwarz 1922 als Sohn deutscher Eltern in Breslau geboren wurde. Er wanderte nach Israel aus und nahm die israelische Staatsangehörigkeit an. Seine ganze Familie wurde in Auschwitz ermordet. Liest man das Schengener Abkommen genauer, so ist den Behörden aber ein Ermessensspielraum "wegen humanitärer Erwägungen oder infolge internationaler Verpflichtungen" gegeben. Die deutsche Botschaft in Tel Aviv hat offensichtlich die Verbrechen des Holocaust verdrängt

01.11.1999: Reinhold Suhr ist ein einfallsreicher Mann: Wie schafft man es, den Norderstedter Kirchtürmen ein Tuch überzustülpen, dabei aber keineswegs das Kreuz oben auf dem Turm zu beschädigen? Erst vor wenigen Wochen erhielt der Norderstedter Innenausstatter den Auftrag, die Kirchen zu verhüllen - keine Kleinigkeit für einen Mann, der täglich in seinem Familienbetrieb tätig ist. Aber die Suhrs hielten zusammen: Tochter, Schwiegersohn und viele Mitarbeiter stellten einen minutiösen Plan auf. Erfahrungen mit ähnlichen Aktionen gab es natürlich nicht. Reinhold Suhr und sein Team mussten also blitzschnell handeln: Nach der Anlieferung des Stoffes am 18. Oktober standen nur noch elf Tage zur Verfügung, um 3100 Quadratmeter zuzuschneiden. 4700 Meter Maschinennähte waren erforderlich, 1940 Ösen und Buchsen mussten per Hand ausgestanzt und eingeschlagen werden, 3400 Meter Perlonseil waren nötig. Außerdem musste das Team erfinderisch tätig sein: Es galt, ein Gestell zu entwickeln, an dem der Trevira-Stoff hochgezogen werden konnte. Zudem musste das Gestell so variabel sein, dass es für die drei höchsten Norderstedter Kirchtürme genutzt werden konnte. Reinhold Suhr und seine Mitarbeiter schafften es. Und dies auch: Die Verpackungen sind so konstruiert, dass sie durch das Ziehen am Seil wieder abfallen. Das alles wurde vom Innenausstatter Suhr kostenlos erledigt. Für die Vorbereitungen wurde die Sporthalle der Realschule Fadens Tannen genutzt. Dass Theorie und Praxis oftmals stark auseinander klaffen, wurde am Sonnabend schon beim ersten Einsatz an der Garstedter Christuskirche deutlich. Zwei Stunden waren dafür veranschlagt worden, von 18 bis 22 Uhr sollte die Kirche verhüllt werden. Die Freiwillige Feuerwehr Harksheide - das Wort "freiwillig" hatte bei dieser Aktion eine ganz besondere Bedeutung - stand parat, der angemietete Kranwagen (er musste bezahlt werden) und die Helfer der Firma Suhr waren da. Aber es gab unvorhergesehene Komplikationen. Manche waren ganz banal: Die Seile hatten sich verknotet. Andere waren schwerwiegender: Der Wind zerrte an Seilen und am Stoff, der sich am Kirchturm verharkt hatte. Von einer Hebebühne aus zerrte und zupfte Andreas Hinkel-Suhr den Stoff zurecht. Eine große Menschenmenge beobachtete das von Feuerwehrlampen erhellte Schauspiel bis gegen 22 Uhr. Dann war es geschafft und 30,5 Meter Kirchturm verhüllt. Das Stahlgestell kam noch bei drei anderen Norderstedter Kirchtürmen zum Einsatz, bei den anderen Kirchtürmen half die Feuerwehr mit ihrer Drehleiter. Bis 24 Uhr sollten alle sieben Kirchtürme und der Eingang des turmlosen Schalom-Gemeindehauses laut Plan verhüllt sein. Aber erst gegen 4.30 Uhr war das letzte Trevira-Tuch gespannt. Als die Norderstedter gestern aus ihren Träumen erwachten, waren alle Kirchtürme verhüllt. Pastor Gunnar Urbach, der die ganze Aktion leitete, beobachtete gestern die ersten Reaktionen der Menschen: "Manche haben zugestimmt, andere stehen der Aktion ablehnend gegenüber. Aber wir wollten eine Diskussion anregen - und das haben wir damit geschafft." Während der Gottesdienste am kommenden Sonntag werden die Türme wieder enthüllt

01.11.1999: Die Reaktionen auf die spektakuläre Aktion der Norderstedter Kirchen ist unterschiedlich. Hier einige Stimmen: "Ich finde es interessant, was hier gemacht wird", sagt Hendrik Krüger. "Die Kirche muss sich etwas überlegen, um weiter existieren zu können." Heinz Zander hingegen hält die ganze Aktion für eine riesige Geldverschwendung: "Was hätte man dafür alles kaufen können?" Ines Seemann von der Insel Sylt beobachtete die Aktion bei der Christuskirche. "Ich halte das alles für schwachsinnig. Damit wird wahrscheinlich genau das Gegenteil bewirkt - die Leute wenden sich von der Kirche ab." Walburga Bär bringt der ganzen Aktion sehr viel Wohlwollen entgegen. "Die Kirche muss aktiver sein, deshalb sind Aktionen eine gute Sache. Ich hoffe wirklich, dass diese Verhüllungen etwas Positives bewirken." Ihrer Ansicht nach tut die Kirche insgesamt zu wenig für die Mitbürger. Eine ähnliche Ansicht vertritt Egon Schweigmann : "Für mich ist das eine sehr interessante Aktion; die Leute werden zum Nachdenken angeregt." Sandra Reh betrachte die Verhüllung der Garstedter Christuskirche ebenfalls mit Interesse: "Mein Eindruck ist positiv." "Die Gesellschaft braucht eine seelische Heimat," sagt Gisela Göttsche , die sehr viel Sympathie für die Aktion aufbringt. "Es ist gut, wenn die Kirchen auf sich aufmerksam machen." Ihrer Ansicht nach hat die Kirche auch heute noch einen Sinn: Die Menschen sollten sich überlegen, wo ihre Wurzeln sind. Auch Eva R. Holz hat sehr viel Verständnis. "Damit könnten die Menschen aufgerüttelt werden; es ist ganz einfach an der Zeit, so etwas zu machen." Die Kirche hat ihrer Ansicht nach auch eine kulturelle Bedeutung und vermittle Lebensqualität

01.11.1999: Als wäre Christo am Werk gewesen . . . In Norderstedt sind über Nacht acht Kirchtürme verschwunden. Verhüllt sind sie - von 30 Meter langen Stoffbahnen. Doch nicht um Kunst geht es den Pastoren der evangelischen Gemeinden: Sie wollen mit der ungewöhnlichen und in Deutschland bislang einmaligen Kirchturmverhüllungs-aktion auf die bedrohliche Finanzsituation der Kirche aufmerksam machen. Provozieren sollen die verhüllten Gotteshäuser, die Menschen zum Nachdenken bringen über die Zukunft und den Wert der Kirche für die Gesellschaft. "Die kirchlichen Einrichtungen sind akut gefährdet", sagt Pastor Gunnar Urbach. Der Leiter des Verhüllungsprojekts fürchtet vor allem um die kirchliche Arbeit in Kindertagesstätten, Kindergärten und im Jugendbereich. "Durch die laufende Steuerreform sinken unsere Einnahmen", informiert der Pastor, "bis zum Jahr 2003 werden wir fast 50 Prozent weniger an Kirchensteuer einnehmen." Dabei befürwortet er "grundsätzlich die Entlastungen durch die Reform". In der Uniform eines Freiwilligen Feuerwehrmanns überwachte der Pastor in der Nacht zum Sonntag das Projekt. Mit zwei Kränen und einem Hubwagen waren 60 freiwillige Helfer angerückt, um zu verdecken, was wieder Interesse bei den Menschen wecken soll. An der Christuskirche Garstedt befestigten die Helfer die Stoffhülle an einem Metallrahmen und hievten das Tuch am Haken in die Höhe. Zwei Feuerwehrmänner platzierten den schwankenden Rahmen über der Turmspitze, während unten andere Helfer die Seilenden hielten. Nach vier Stunden mühevoller Zentimeterarbeit hatten es die Amateur-Christos geschafft: Die Hülle rauschte am 30,5 Meter hohen Turm hinab. Danach ging es weiter zur Paul-Gerhardt-Kirche. Die ganze Nacht hindurch waren die Verpackungskünstler auf den Beinen - bis schließlich alle acht Kirchen mit rund 3100 Quadratmeter Stoff verhüllt waren. "Für uns ist es schon ein Erfolg, wenn die Leute wieder auf die Kirche aufmerksam werden", meinte Pastor Thorsten Jessen. Er wünsche sich, gerade die Menschen wieder zu erreichen, die sich von der Kirche abgewandt hätten. Das Ziel schien gestern erreicht: In Norderstedts Kirchen war es zum Gottesdienst voller als an den Sonntagen zuvor. Schaulustige kamen den ganzen Tag. Zustimmung, Fragen, aber auch Kritik ernteten die Pastoren für ihr Projekt. Das war es, was sie wollten. "Wir haben die Menschen erreicht, sie reden wieder über die Kirche und werden aktiv", sagt Urbach. Auch wenn der verhüllte Berliner Reichstag das Vorbild war, so legt der Pastor doch großen Wert darauf, dass die Verhüllung der Kirchtürme kein Kunstprojekt sei: "Nicht um Christo, sondern um Christus geht es uns." Eine Woche lang soll jetzt in den Kirchen über die Zukunft der kirchlichen Arbeit gesprochen werden. Am kommenden Sonntag sollen die Türme dann feierlich enthüllt werden. Der Stoff soll zu Gardinen vernäht werden und an Kindergärten und Schulen gehen

03.11.1999: Busse und Bahnen müssen in Norderstedt bzw. bis nach Kaltenkirchen zu einem einheitlichen Tarif fahren. Das fordert Norderstedts Seniorenbeirat. Gerade ältere Menschen nutzten den öffentlichen Nahverkehr, um am gesellschaftlichen Leben teilhaben zu können. Von der Forderung nach einem Einheitstarif, der im Rathaus und beim ÖPNV-Beirat des Kreises Segeberg auf offene Ohren stößt, profitierten aber letztlich alle Bürger. "Das ist ein Thema, das immer wieder von den Senioren angesprochen wird", sagt Klaus Krohn vom Vorstand des Seniorenbeirates. Die älteren Bürger stiegen grundsätzlich gern in die Bahn, um von Kaltenkirchen beispielsweise ins Norderstedter "Arriba"-Bad oder ins Herold-Center zu fahren. Andere wollten von Norderstedt aus mit den Fahrrädern zu einem Ausflug in die Natur starten und sich von der Bahn zum Startpunkt bringen lassen. "Doch wenn für ein paar Stationen gleich sechs Mark und mehr fällig werden, vergeht den Menschen verständlicherweise die Lust auf Bus und Bahn", sagt Krohn. So endet an der AKN-Haltestelle der Großbereich Hamburg, zudem ist die fünftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins in drei Tarifzonen aufgeteilt. Wer nur zwei Stationen mit dem Bus zurücklegt, aber die Tarifgrenze überspringt, hat Pech gehabt. Krohn hat den Wunsch nach der sogenannten Sub-Center-Card auch schon im ÖPNV-Beirat des Kreises vorgetragen. Er verweist auf andere Kommunen in Deutschland, die da schon viel weiter seien. "Da dürfen sich die Seniorenpolitiker der städtischen Unterstützung sicher sein", sagt Harald Freter, der im Rathaus für den öffentlichen Personennahverkehr zuständige Dezernent. Er verweist auf alte Beschlüsse der Stadtvertreter, die in die gleiche Richtung zielen. Das Problem sei, den zusätzlichen Service zu bezahlen. Der Kreis als Finanzier und Träger des ÖPNV habe zugesagt, den im vorigen Herbst beschlossenen Standard zu bezahlen. Zusätzliche Leistungen müssten aber die Auftraggeber, in diesem Fall die Stadt Norderstedt, bezahlen. Freter hatte gehofft, dass die Zuschüsse des HVV an Norderstedt künftig reichlicher fließen, doch monentan sehe es nicht danach aus. Mehr Geld sollte ins Stadtsäckel kommen, wenn der Hamburger Verkehrsverbund die Zuschüsse an die Umlandkommunen nicht mehr nach den gefahrenen Streckenkilometern, sondern nach Fahrgastaufkommen ausschüttet. "Da relativ viele Bürger die U-Bahn zwischen Garstedt und Norderstedt-Mitte nutzen, würden wir uns prinzipiell besser stehen als bisher", sagte Freter. Doch die jüngsten Gespräche hätten den Hoffnungsschimmer vertrieben. Da bei den Kalkulationen die gesamte Strecke der U 1 zugrunde gelegt werde, könne Norderstedt per Saldo sogar schlechter dastehen als zum gegenwärtigen Zeitpunkt. Auch bei der Vorsitzenden des ÖPNV-Beirates, Ingrid Olef, trifft der Vorstoß der Norderstedter Altenpolitiker auf ein positives Echo: "Wir arbeiten daran, die Tarifzonen zu vereinheitlichen und auszuweiten." Ingrid Olef denkt da auch an die ganz praktische Seite: Es könne nicht angehen, dass die Bürger einen neuen Fahrschein lösen müssten, wenn sie beispielsweise von der AKN in einen Bus von Autokraft steigen und nach Bad Segeberg fahren wollen. Aber auch die Beiratsvorsitzende verweist auf die knappen Finanzen und die unterschiedlichen Forderungen im Kreisgebiet: "Dem berechtigten Interesse der Bürgerinnen und Bürger in den eher städtischen Bereichen stehen die ebenfalls berechtigten Interessen der Menschen auf dem flachen Land entgegen."

03.11.1999: Diese Fichte war vielmehr als ein schlichter Baum. Das hohe und schlanke Nadelgehölz vor dem alten Garstedter Rathaus hatte seine große Zeit in den Wochen vor Weihnachten - da wurde der Baum mit einer Lichterkette geschmückt. Doch dieses Jahr müssen die Norderstedter auf die stimmungsvolle Dekoration verzichten: Die Fichte musste weichen. "Wir haben das mit weinendem Herzen beobachtet", sagt Heideltraud Peihs, Geschäftsführerin des Sozialwerks, das im alten Rathaus an der Ochsenzoller Straße sein Domizil hat. Die Mitarbeiter der Beratungsstelle trauerten mindestens so sehr wie die Anwohner. "Schließlich waren wir es, die dafür gesorgt haben, dass die Äste mit der längsten Lichterkette Norderstedts behängt wurden", sagt Heideltraud Peihs. Doch das Fällen sei unvermeidlich gewesen. Zum einen sei der Baum krank gewesen und innerlich verfault, zum anderen habe das Sozialwerk mit der Genehmigung für den Umbau neue Auflagen erhalten: So müssten mehr Stellplätze geschaffen werden, was wiederum nur möglich sei, wenn der Baum abgeholzt wird. Die "Rakete", wie Eingeweihte die Fichte wegen ihres hohen schlanken Wuchses nannten, habe nicht unter Schutz gestanden. Ein Fällantrag habe nicht gestellt werden müssen. Das Sozialwerk will die Lücke nun schließen, es sollen neue Bäume gepflanzt werden, allerdings keine Nadelbäume. "Und schließlich hat die Fällaktion einen Vorteil: Nun ist der Blick auf die alte Uhr wieder frei", sagt Heideltraud Peihs. Die Uhr soll demnächst den Garstedtern wieder die Stunden schlagen, das Uhrwerk werde gerade repariert

08.11.1999: Eine Woche lang waren acht Norderstedter Kirchtürme mit 3100 Quadratmeter Trevira-Stoff verhüllt. Es gab meist Zustimmung, aber auch heftige Kritik an der Aktion, mit der die Gemeinden auf rückläufige Kirchensteuereinnahmen durch die Steuergesetzgebung des Bundes hinweisen wollten. Seit Sonntag zeigen sich zumindest fünf Türme wieder "oben ohne": Wegen des Sturms konnten die drei höchsten Türme nicht wie geplant vom Stoff befreit werden. Bis auf weiteres bleiben der 30,50 Meter hohe Turm der Christus-Kirche Garstedt, der 29 Meter hohe Turm der Johannes-Kirche in Friedrichsgabe und der 29,50 Meter hohe Turm der Paul-Gerhardt-Kirche in Garstedt verborgen. "Aus Sicherheitsgründen konnten wir nicht enthüllen. In diesen Turmhöhen blies es schon mit Windstärken zwischen fünf und sieben. Zu gefährlich. Wir warten besseres Wetter ab", erläuterte Norderstedts Öffentlichkeits-Pastor Gunnar Urbach, der zusammen mit seinen Pastoren-Kollegen aus allen acht evangelischen Kirchengemeinden die Aktion gestartet hatte. Ohne Tuch präsentieren sich der 25,50 Meter hohe Turm der Falkenberg-Kirche im Stadtteil Harksheide, der 9,30 Meter hohe Glockenturm der Albert-Schweitzer-Kirche in Harksheide, der 6,10 Meter hohe Glockenstuhl der Vicelin-Kirche von Harksheide, der 13,75 Meter hohe Turm der Thomas-Kirche in Glashütte. Enthüllt wurde gleichfalls der Eingang der Schalom-Kirche in Garstedt, die keinen Turm hat, weil sie als Gemeindezentrum konzipiert worden ist. Der Sprecher der Kieler Kirchenleitung, Ocke H. Peters, bewertete am Sonntag die Norderstedter Aktion als möglichen Aufbruch zu neuen Ufern. Er sagte: "Wir alle leiden unter der Finanzknappheit, nicht nur die Gemeinden. Viel zu lange müssen wir uns mit Sparbeschlüssen in den verschiedenen Kirchengremien befassen und verlieren allzu oft die eigentlichen Aufgaben der Kirche aus den Augen. Vor diesem Hintergrund begrüssen wir jede Idee, die auf die Finanzmisere der Kirchen hinweist. Damit wird Christen wie Nicht-Christen in Nordelbien die Notwendigkeit zu helfen deutlich gemacht." Eine ähnliche Auffassung vertritt die 33-jährige Kirchenvorsteherin der Falkenberg-Gemeinde in Harksheide, Cornelia Albers. Ihr Fazit nach der Enthüllungs-Aktion vor ihrer Kirche: "Aufmerksamkeit als Kirche zu erregen finde ich immer gut. So eine Aktion kann positive Denkanstöße auslösen. Zum Beispiel über die Wertevermittlung von Kirche." Vordergründig ging es aber bei der Norderstedter Verhüllungs- und Enthüllungs-Aktion in erster Linie um Geld, um fehlendes Geld. Von Gegnern kritisiert wurde dabei der Kauf von 3100 Quadratmetern Trevira-Stoff für rund 20 000 Mark, der zum Teil aus Kirchensteuergeld bezahlt worden war. Pastor Gunnar Urbach versuchte am Sonntag die Kritik zu entkräften: "Wir verkaufen jetzt den Turmverhüllungs-Stoff zum Selbstkostenpreis von 17,50 Mark pro Meter an Schulen oder Kindergärten als Gardinenstoff. Diese Gardinen lassen wir übrigens in der Textilnäherei Steilshoop von Frauen anfertigen, die vorher von Sozialhilfe lebten." Von der Verhüllungs-Idee nicht überzeugt ist die 80-jährige Rosel Müller aus Harksheide: "Die meisten Leute in Norderstedt wussten doch gar nicht, was das Verhüllen sollte. Wir Christen haben einen anderen Weg einzuschlagen. Wir sollten uns menschlich offen zeigen, nicht verhüllt. Unser Christsein sollten wir allen Mitmenschen durch Freundlichkeit und Liebe offenbaren."

08.11.1999: "Wir reisen durch die Zeit" lautet das Motto der diesjährigen Kinderbuchwochen, mit denen die Initiatoren Kindern Lust aufs Lesen machen wollen. Zwei Wochen lang heißt es auch in den Norderstedter Stadtbüchereien: Bücher und Ohren auf! Von heute an bis zum 18. November können sich Jungen und Mädchen Geschichten anhören und auch mitmachen. Die Veranstalter konzentrieren sich in diesem Jahr auf die Schulklassen. So haben die Organisatoren zehn Norderstedter Schulen eingeladen, geplant sind elf Lesungen für jeweils zwei oder drei Klassen. Für die Welt der Buchstaben wollen die Kinderbuchautoren Joachim Friedrich, Cornelia Funke, Manfred Schlüter und Dirk Walbrecker werben. Für alle, die in ihrer Freizeit einem Schriftsteller begegnen möchten, gibt es Nachmittagstreffs. Die Zeitreise führt [GEFÜLLTER KREIS] in die Welt der Eskimos (Bilderbuchkino für Kinder von fünf Jahren an, heute um 16 Uhr in der Bücherei Garstedt, morgen um 15 Uhr in der Rathausbücherei). [GEFÜLLTER KREIS] zu den Piraten: Kinderbuchautor Bernhard Lassahn präsentiert sein neues Programm "Der Schatz der Bananenbieger und die Piraten" für Kinder von 8 Jahren an (Donnerstag, 11. November, um 15 Uhr in der Rathausbücherei). [GEFÜLLTER KREIS] mit den "Wilden Hühnern" auf Klassenfahrt: Autorin Cornelia Funke liest und erzählt für Kinder von acht Jahren an (Donnerstag, 11. November, 15 Uhr, Bücherei Garstedt). [GEFÜLLTER KREIS] in die Märchenwelt: Vorlesestunde für Kinder von sechs Jahren an (Donnerstag, 11. November, und Montag, 15. November, um 15 Uhr in der Bücherei Friedrichsgabe). [GEFÜLLTER KREIS] zu Käpt'n Blaubär: Autor Bernhard Lassahn liest und erzählt für Kinder von fünf Jahren an (Sonnabend, 13. November, um 15 Uhr in der Bücherei Glashütte). [GEFÜLLTER KREIS] zur Zeitmaschine: Vorlesen und Aktion für Kinder von acht Jahren an (Dienstag, 16. November, um 15 Uhr in der Bücherei Garstedt und Mittwoch, 17. November, um 15 Uhr in der Rathausbücherei). [GEFÜLLTER KREIS] mit Erich, dem Schlafschaf, nach New York: Bilderbuch- kino für Kinder von fünf Jahren an (Dienstag, 16. November, um 15 Uhr in der Rathausbücherei und Donnerstag, 18. November, um 16 Uhr in der Bücherei Garstedt)

09.11.1999: Leserbriefe: "Familie beklagt: Gefahr durch Holzfigur" - NZ vom 29. Oktober Es macht uns sehr traurig und wütend zugleich zu lesen, dass eine der beiden Holzfiguren, für die wir mehr als ein Jahr so gekämpft haben, um die Sicherheit insbesondere der (Schul-)Kinder zu erhöhen, von Familie Warncke als "massive Verkehrsgefährdung" dargestellt wird. Traurig finden wir auch, dass Sie dies auch noch mit einem so großen Artikel unterstützen, ohne die genauen Hintergründe zu kennen. Tatsache ist, dass in der Gottfried-Keller-Straße trotz Tempo-30-Zone gerast wurde. Die Autofahrer sollen durch die mit den Spielfiguren versehenen Kübel gebremst werden. Das funktioniert auch nach unseren Beobachtungen weitgehend und wird durch Messungen bestätigt. Die Kübel als Verkehrsgefährdung zu bezeichnen, ist absolut unangebracht und zudem unwahr. Hat Familie Warncke überhaupt schon einmal bedacht, was für eine massive Verkehrsgefährdung durch Raser ausgeht und wie viele Kinder auch schon einmal beinahe angefahren wurden? Das Ehepaar Warncke ist jedoch alt genug, um sich zu schützen, die Kinder aber nicht. Wenn man die örtlichen Gegebenheiten betrachtet, dann ist unschwer erkennbar, dass die Aussage von Familie Warncke - "der Verkehr auf der ohnehin engen Straße sei bis auf ihre Einfahrt verschwenkt worden" - maßlos übertrieben ist. Fakt ist, dass die vorgeschriebene Durchfahrtsbreite für Fahrzeuge eingehalten wird, denn sonst hätte die Stadt Norderstedt die Kübel gar nicht aufstellen dürfen. Ist es nicht eher so, dass Familie Warncke das eventuell etwas aufwendigere Rangieren lästig ist und man Angst um das kostbare Auto hat? Wir hoffen nur, dass die Stadt Norderstedt sich nicht beeindrucken lässt, auch nicht durch Einschalten des CDU-Landtagskandidaten Herrn Ritzek durch Familie Warncke, der sicherlich nur Wahlkampf betreiben möchte. Anja Majewski-Holtz Gottfried-Keller-Straße 52 Birgit Haase Gottfried-Keller-Straße 19 Norderstedt Die Kirche ist unser Partner "Kirchtürme werden am Sonntag verschwinden" - NZ vom 28. Oktober Ziemlich überrascht kamen in der vergangenen Woche einige Mitarbeiter aus Norderstedt zur Arbeit ins Novotel Hamburg-Nord. Die Kirchen sind alle weg bzw. verhüllt, und schon ging die Diskussion los. Was bedeutet das für uns als Arbeitgeber, für unsere Mitarbeiter und natürlich für unsere Gäste? Kein Kirchenkindergarten bedeutet, wir können keine Mütter mehr beschäftigen, die ihre Kinder eigentlich in den Kindergarten geben müssten, d. h. wertvolle Arbeitskräfte gehen uns verloren, und die Mütter haben keine Chance, zum Lebensunterhalt der Familie beizutragen. Allein dieser Gesichtspunkt hat uns in Angst und Schrecken versetzt, die Kirche muss bleiben, finden wir als Arbeitgeber. Deshalb sehen wir unsere Kirche als Partner und arbeiten gern mit ihr in Norderstedt zusammen. Sandra Thiessenhusen-Kohnen Stellv. Direktorin Novotel Hamburg-Nord Oldesloer Straße 166 Hamburg Zwangsfolge des Verkehrsaufkommens "Zwei Personen bei Unfall verletzt" - NZ vom 1. November Dieses Mal berichtete die Norderstedter Zeitung nur über hohen Materialschaden zu diesem Unfall. Wir Anlieger erleben hier täglich gefährliche Situationen, die meistens durch die Abbieger aus dem Ohlenhoff oder der Ochsenzoller Straße entstehen. Das alles ist eine Zwangsfolge des hohen Verkehrsaufkommens. Wieder eine der vielen leidlichen Bescherungen des Nachbarn Hamburg. Die Ortsumgehung Fuhlsbüttel ist noch nicht fertig und schon verdoppelt sich bei uns das Verkehrsaufkommen bereits zu Spitzenzeiten. Dafür hat unsere Stadtvertretung sich ein teures Gutachten von Schnüll & Haller beschafft, das fälschlich aussagte, es gäbe keine Mehrbelastung für Norderstedt-Garstedt auf Grund der Ortsumgehung. Wieder mal angeschmiert? Der Ohlenhoff ist zeitweise vom Ortsbeginn aus der Richtung Bönningstedt verstopft und das in beiden Richtungen. Eine weitere Folge ist die Benutzung der Anliegerstraßen Heuberg und Teichstraße durch die Staumüden . Hier gibt es keine Fahrbahnbegrenzung und es wird immer gefährlicher, dort zu gehen bzw. in die Feldmark zu reiten. Die Ampelphase für Fußgänger und Radfahrer wurde so verstellt, dass man doppelt so lange auf Grün warten muss, obwohl angeblich nichts verstellt wurde, sagt die Verkehrsaufsicht. Das nutzen die immer mehr werdenden Rotlichtfahrer voll aus. Hier lebt man schon lebensgefährlich. Hans Schwarz Niendorfer Straße 42 Norderstedt Diese Zuschriften geben lediglich die Meinung der Einsender wieder.

09.11.1999: DAS DATUM 09.11.1989: Im Streit um den Fluglärm über Norderstedt gibt es offenbar neue Erkenntnisse. Nach Informationen der Norderstedter CDU ist die nach Norderstedt hineinreichende Startbahn II womöglich rechtswidrig gebaut worden. Damit könnte der 1962 geschlossene Vertrag zwischen der ehemaligen Gemeinde Garstedt und Hamburg nichtig sein.

09.11.1999: Die gefällte Fichte vor dem alten Garstedter Rathaus ist zum Politikum geworden. "Wie ist es möglich, dass ein so geschichtsträchtiger Bereich wie der um das alte Garstedter Rathaus so verschandelt wird?" Diese Frage hat Stadtvertreterin Marie-Luise Slevogt während der jüngsten Sitzung des Norderstedter Bau- und Planungsausschusses gestellt. Die SPD-Politikerin will sich nicht damit abfinden, dass dort "so ganz selbstverständlich" der Baum abgehauen wurde, der jahrelang als weihnachtliches Symbol Lichterglanz verströmte (die NZ berichtete). Die Fällaktion sei der Tropfen gewesen, der nun das Fass zum Überlaufen gebracht habe. Schon vorher sei beim Aus- und Umbau des Gebäudes, in dem das Sozialwerk untergebracht ist, Schutzbestimmungen missachtet worden. "Im Bebauungsplan ist festgesetzt, dass das Gebäude und der Platz unter Schutz stehen und nicht einfach verändert werden können", sagt die Stadtvertreterin. Der Rotklinkerbau sei historisch bedeutend und ortsbildprägend. Schon mit dem Einbau von Gauben sei das Gebäude verändert und gegen die Auflagen verstoßen worden. Marie-Luise Slevogt, bei der sich schon mehrere Anwohner der Ochsenzoller Straße beschwert hätten, wollte vom Ausschuss auch wissen, wie Politik und Verwaltung jetzt weiter mit dem Thema umgehen wollen. Das Sozialwerk als Bauherr hatte das Fällen mit Bauauflagen begründet - so müssten zusätzliche Stellplätze geschaffen werden. Das sei aber nur möglich, wenn der Baum verschwindet. Zudem sei das Nadelgehölz nicht unter die Baumschutzsatzung gefallen

10.11.1999: Als ehemaliger Bürgermeister musste Horst Embacher nicht in Uniform antreten. Zusammen mit seiner Frau Ursula reihte er sich im hellen Anzug ein in die Reihe der Jubilare. Als die Feuerwehrmänner ihre Auszeichnungen erhalten hatten, ehrte Garstedts Feuerwehrchef Norbert Berg den ersten Norderstedter und vormaligen Garstedter Verwaltungschef. Der gebürtige Ostpreuße hält der Wehr seit zwei Jahrzehnten die Treue. Am 25. August 1979 wurde Embacher zum Ehrenmitglied ernannt, jetzt bekam er eine Urkunde und die blau-weiß-rote Feuerwehrspange, mit der sich die Blauröcke für die langjährige Verbundenheit bedankten. Immer habe sich der Geehrte für die Belange der Ortswehr eingesetzt, sagte Berg. Über die Mitgliedschaft hinaus haben Embacher und seine Frau Ursula ein besonders inniges Verhältnis zum Feuerwehrhaus an der Ochsenzoller Straß e. Hier fanden sie vor 40 Jahren ein Zuhause, bevor sie dann in ein eigenes Domizil zogen. Die Nähe zu den ehrenamtlichen Rettern und Helfern ist allerdings geblieben: Das Grundstück der Embachers liegt in unmittelbarer Nähe zum Areal der Feuerwache. Der 81 Jahre alte Alt-Bürgermeister bedankte sich für die unerwartete Auszeichnung.

10.11.1999: Das Thema Zeitung beschäftigt Schüler und Schülerinnen im Unterricht. Damit es nicht bei der Theorie bleibt, hat die Norderstedter Zeitung das Projekt "Schüler machen Zeitung" gestartet. Die Schüler können eine Seite nach ihren Vorstellungen selbst gestalten. Heute: Coppernicus-Gymnasium. Den Ferienpass kennt jeder. Darin werden eine Reihe von Veranstaltungen für Schüler und Schülerinnen angeboten. Aber im Alltag wird man immer wieder gefragt: "Was wollen wir denn heute machen?" Darauf gibt es meist nur ein Schulterzucken als Antwort. Das liegt allerdings nicht daran, dass in Norderstedt nichts los ist, sondern dass viele Jugendliche gar nicht wissen, was in "unserer" Stadt für Freizeitmöglichkeiten geboten werden. Das wollen wir hiermit ändern, denn bevor wir uns beim Amt für junge Menschen im Rathaus informiert haben, ging es uns genauso: Wir hatten überhaupt keinen Durchblick! Deshalb haben wir ein paar Vorschläge für euch gesammelt: In Norderstedt gibt es die so genannte offene Jugendarbeit. Darunter kann man sich verschiedene Einrichtungen für Jugendliche vorstellen, wie zum Beispiel Jugendzentren. Die sind in fast allen Regionen dieser Stadt vorhanden: Friedrichsgabe, Norderstedt-Mitte, Harksheide, Garstedt und Glashütte. In den Jugendfreizeitheimen, -zentren und -treffs kann man verschiedenen Interessen nachgehen, wer an Sport interessiert ist, kann sich bei Fussball, Volleyball oder Inline-Skaten auspowern. Diejenigen, die eher Musik bevorzugen, können bei Musiksessions selber Hand anlegen oder bei Konzerten einfach nur zuschauen bzw. zuhören. Instrumente, zum Beispiel Schlagzeug, Gitarre und Keyboard, stehen in den Jugendfreizeitheimen und im Kulturcafé Aurikelstieg zur Verfügung. Außerdem werden von den Jugendfreizeitheimen Nachtwanderungen, Tagesfahrten (zum Beispiel Kanutouren), Ferienfreizeiten (zum Beispiel Fehmarn oder Frankreich) oder diverse Sportveranstaltungen geboten. Wer gerne tanzt, für den ist die gelegentliche Disco wohl genau das Richtige. Für die Älteren unter uns wird ein Bewerbungstraining angeboten. Außerdem können Jugendliche an die Lehrstellenbörse bei der "Jungen Messe" gehen. Wer Näheres erfahren möchte, der kann sich unter der Nummer 535 95 -126 oder -117 im Amt für junge Menschen im Rathaus bei Frau Kuchel und Frau Steen informieren

11.11.1999: Die CDU hält am neuen Flughafen in Kaltenkirchen fest. Bestätigt sehen sich Norderstedts Christdemokraten in ihrer Forderung, die Planungen für den neuen Airport sofort aufzunehmen, durch die jüngste Diskussion im "Hotel Heuberg". Das Thema Fluglärm zog mehr als 50 Interessenten aus Garstedt, Hamburg, Hasloh und Quickborn an. Einen informativen Einblick in die Situation am Flughafen Fuhlsbüttel vermittelte der Hamburger CDU-Bürgerschaftsabgeordnete Berndt Röder. So sei der Flugverkehr von 1967 bis heute um 180 Prozent gewachsen. Für das Jahr 2010 werden 14 Milionen Passagiere vorausgesagt, die Zahl der Starts und landungen wird auf 225 000 steigen. "Was aber passiert nach dem Jahr 2010?" fragt die CDU, die für die weitere Entwicklung Konzepte vermisst. "Danach geht nichts mehr, die Fläche lässt keine Erweiterungen zu", sagte der Norderstedter CDU-Landtagsabgeordnete Manfred Ritzek, der als Beleg auf die Prognose der Deutschen Luft- und Raumfahrtgesellschaft verweist. Danach sei die Flughafenkapazität in gut zehn Jahren mit 110 Prozent mehr als erschöpft. Das Wachstum im Flugverkehr bedeute mehr Lärm für die Umlandbewohner. "Das werden auch das zugesagte Lärmkontingent und die Schallschutzmaßnahmen nicht verhindern", sagte Hans Schwarz, Vorsitzender der Norderstedter Interessengemeinschaft für Fluglärmschutz (NIG). Die Hauptlast werde auf die Abend- und Nachtstunden fallen. Zwischen 22 und 24 Uhr gebe es jetzt schon eine Zunahme von knapp 40 Prozent. Zudem gebe es Überlegungen, den Flugbetrieb bis 1 Uhr auszudehnen, um die Überkapazität bewältigen zu können. Röder setzt auf die bevorstehenden Teilprivatisierung des Hamburger Flughafens. Er hoffe, dass die neuen Teilhaber rechtzeitig und genügend Druck auf die politschen Kräfte ausüben, den Ersatzflughafen Kaltenkirchen schnellstmöglich in Angriff zu nehmen. Die Norderstedter CDU will das Thema auch auf Kreisebene ansprechen und die Option Kaltenkirchen konsequent verfolgen. "Nur mit einem geeigneten Flughafen bleibt die Region wettbewerbsfähig", sagte Ritzek. Mit den 45 Millionen Bürgern, die in den neun Ostseestaaten lebten, entwickele sich der Wirtschaftsraum Hamburg zu einem dynamischen Wachstumsbereich. Ein Flughafen, der schnell und flexibel reagieren könne, sei ein entscheidender Standortfaktor

12.11.1999: "Ein Jahr rot-grüne Bundesregierung - alles nur schlecht?" So könnte das Schwerpunktthema beim "Politischen Stammtisch" der SPD Garstedt in diesem Monat heißen. Am 17. November um 20 Uhr treffen sich SPD-Mitglieder und interessierte Mitbürger zum zwanglosen Gespräch im SPD-Laden, Achternfelde 21. Ohne Tagesordnung oder Rednerliste geht es bei dem monatlichen Stammtisch wieder um aktuelle Themen

15.11.1999: Für ein neues Verständnis von Trauer plädierte Norderstedts Bürgervorsteherin Elisabeth Kühl in ihrer Rede zum Volkstrauertag bei der zentralen Veranstaltung der Stadt auf dem Garstedter Friedhof. "Trauer ist ein notwendiger Prozess des Abschiednehmens durch schmerzliches Erinnern. Nur wer die Trauer zulässt, ist in der Lage, das Vergangene seelisch zu verarbeiten", mahnte die Bürgervorsteherin. Auch wenn inzwischen viel Zeit vergangen ist, könne nur die ehrliche Trauer über die Opfer der beiden Weltkriege das Fundament für ein friedliches Miteinander zementieren. "Die Gräber verpflichten uns, auch nach mehr als 50 Jahren, immer wieder Verantwortung zu übernehmen für die Bewahrung des Friedens. Die Bürgervorsteherin legte gemeinsam mit Feuerwehr, Schützenverein, Männergesangverein "Alster Nord, DRK und anderen Vertretern von Vereinen und Institutionen Kränze nieder. Gedenkstunden gab es auch auf anderen Norderstedter Friedhöfen und in vielen Gemeinden des Kreises

19.11.1999: Schleswig-Holsteins fünftgrößte Stadt bekommt ein neues Buch. Der Bildband soll zum 30. Geburtstag von Norderstedt, im Frühjahr 2000, erscheinen. Herausgeber Dieter Waltenberg will ein Buch auf den Markt bringen, das die Stadt auf ehrliche und symphatische Art und Weise präsentiert. Finanziert wird die Auflage über die Werbung von fast 70 Partnern und über den Verkauf. Die Stadt unterstützt das Projekt, für sie fallen jedoch keinerlei Kosten an. Die Fotos stammen von einem Norderstedter Hobbyfotografen. Michael Liedtke ist seit den Sommermonaten mit seiner Kamera unterwegs, um verschiedene Ansichten Norderstedts festzuhalten. Norderstedts ehrgeiziges Projekt "wilhelm.tel" wird dabei ebenso Raum bekommen wie der "Rohling", die Schulen und die Restaurants. Der Preis für den neuen Bildband soll unter 30 Mark liegen. Erwogen wird auch, das Buch in mehreren Sprachen zu drucken. "Vielleicht auch in Estnisch", sagt Dieter Waltenberg mit Blick auf die estnische Partnerstadt Kohtla-Järve. Plattdeutsche Passagen sind ebenfalls vorgesehen. Waltenberg hat bereits 1992 ein Norderstedt-Bildband produziert. Das neue Buch soll jedoch die Fehler seines Vorgängers mit dem roten Einband, dem Sonnenuntergang am Garstedter Müllberg, nicht wiederholen. Die Menschen sollen sich mit ihren Geschichten wieder finden. Wallenberg und sein Verlag Agenda stammen nicht aus Norderstedt. Der Herausgeber hat aber bereits mehrere Bücher über andere deutsche Städte entwickelt und produziert

23.11.1999: Mit einem angeschnittenen Pagenkopf, unterstrichen von zweifarbigen Strähnen, und einer Herrenfasson wurde Christof Jahncke Kreis-Innungsbester des Friseurhandwerks. Der 24-Jährige überzeugte nicht nur beim praktischen Teil seiner Gesellenprüfung die Jury. Auch in der Theorie glänzte der Ellerauer. Sein Entschluss, Friseur zu werden, kam ziemlich spontan. Er wollte immer etwas mit Mode zu tun haben und dabei handwerklich tätig sein. Vor drei Jahren begann er seine Lehre im Norderstedter Salon "Heidi & Herb". Nach drei Jahren Lehrzeit ist der Geselle noch immer mit Begeisterung dabei. Am liebsten frisiert er Frauen. "Da sind die Variationsmöglichkeiten einfach größer", meint er. Nach weiteren drei Jahren praktischer Erfahrung als Geselle möchte der Kreis-Innungsbester seinen Meister machen. Versammlung voller Ehrungen So ganz flüssig wollte die Nadel nicht ins Revers rutschen, als Norderstedts Bürgervorsteherin Elisabeth Kühl erstmals den Feuerwehrmännern Ehrenzeichen an die Brust heftete. Die Garstedter Wehr hatte wegen vieler und ungewöhnlicher Ehrungen eine Extra-Versammlung einberufen. Wehrchef Norbert Berg erhielt für 25 Jahre im Dienst das Brandschutz-Ehrenzeichen in Silber. Kreiswehrführer Walter Burmeister würdigte den immer vorbildlichen Einsatz des 42 Jahre alten verheirateten Architekten. Weiter ausgezeichnet wurden Lutz Möller , Arnold Friedrichs , der seit 30 Jahren die Atemschutzgeräte wartet, Manfred Ramcke , Bergs Stellvertreter Heinz Wiersbitzky , Hans Ehlers , Heinz Mecklenbur g , Volker Hartung , Björn Krey , Herbert Hatje für 60 Zugehörigkeit und Hans-Walter Wulff . Ein eifriger Blutspender "Blut ist ein ganz besondrer Saft", sagt Mephisto in Goethes "Faust" (1740). Und weil es für menschliches Blut bis zumheutigen Tage keinen Ersatz gibt, wurden jetzt 501 Blut- und Knochenmarkspender aus der Hansestadt und Umgebung für ihren regelmäßigen lebenswichtigen Einsatz im Hamburger Rathaus geehrt. Unter ihnen auch der Norderstedter Klaus Körner (65) aus Harksheide, der sich in den letzten Jahren insgesamt 103mal im Heidberg-Krankenhaus "anzapfen" ließ. Als Anerkennung erhielt der Diplom-Ingenieur eine Ehrennadel und das Abendblatt-Buch "Hamburg zur blauen Stunde". Hamburgs Gesundheitssenatorin Karin Roth dankte den Anwesenden dafür, dass sie gemeinsam die beachtliche Menge von 60 000 Litern Blut gespendet hätten. Hobby-Gärtner Klaus Körner: "Solange ich mich mit Schwimmen und Radfahren fit halte, werde ich weiter anderen Menschen helfen." Große Ehre für "Arriba"-Manager In den Vorstand der Europaen Waterpark Association, einem europäischen Verband der Freizeitbäder, wurde der Manager des "Arriba", Ruud Swaen , gewählt. Der siebenköpfige Vorstand vertritt die Interessen von 70 Mitgliedsbädern in ganz Europa. Die Wahl zum Vorstandsmitglied verstehen die Norderstedter Stadtwerke als Betreiber des Schwimmbades als große Auszeichnung. Deshalb gab es vom technischen Leiter, Axel Gängelbach , Blumen und Glückwünsche im "Arriba"-Strandkorb. Nicht nur die steigenden Besucherzahlen, die bei über 600 000 Gästen im Jahr liegen, zeigen, wie erfolgreich der Manager arbeitet. Auch Testergebnisse zu Fragen der Sicherheit, ständige Modernisierungen und Erweiterung des Angebotes machen das Norderstedter Freizeitbad zum Renner in Norderstedt und Umgebung.

26.11.1999: Die Bürgerpartei zeigte sich von ihrer rechten Seite. Die CDU schoss eher links. Und die SPD machte beim 33. Behörden-Preisschießen der Polizei Norderstedt deutlich, was sie mit der neuen Partei der Mitte meint. Die Sozialdemokraten zielten nämlich sehr mittig. Ob Partei, Behörde, Verein oder Institutionen: Allen war an diesem Abend in den Räumen des Polizeireviers an der Europaalleee in Garstedt eines wichtig. Sie wollten ins Schwarze treffen. Wie in jedem Jahr waren viele Gäste gekommen, um sich an diesem sportlichen Vergleichsschießen zu beteiligen. 165 Frauen und Männer zielten auf die Scheibe. Klaus Fischer, Polizeibeamter beim LKA Hamburg, hatte die ruhigste Hand. Er wurde Sieger und ging mit Wanderpokal und elektrischem Wok nach Hause. Andreas Kühl von der Feuerwehr Friedrichsgabe kam auf Platz zwei, der pensionierte Polizeibeamte aus Norderstedt, Klaus Schmidt, schoss sich auf Platz drei. Viele waren nicht nur wegen des sportlichen Wettbewerbes gekommen. Wer im Jahr nur dienstlichen Kontakt mit der Polizei hatte, bekam beim Preisschießen Gelegenheit, mit den Beamten gesellige Stunden zu verbringen. Diese Chancen nutzten viele bis in die späten Abendstunden hinein

26.11.1999: "Was bringt die Steuerkonzeption der Bundesregierung für kleine und mittelständische Unternehmen jetzt und in der Zukunft?" So lautet das Thema einer Vortrags- und Diskussionsveranstaltung am Mittwoch, 8. Dezember, um 17 Uhr im Porterhouse "Garstedter Hof" in Norderstedt. Der Präsident des Bundes der Steuerzahler Schleswig-Holstein in Kiel, Dr. Jürgen Pratje, wird mit seinem Vortrag die Diskussion in Gang bringen. Veranstalter sind der Unternehmensverband Unterelbe-Westküste und die Unternehmensberatung Wudtke aus Itzehoe.

29.11.1999: Die Schleswig-Holstein-Straße soll zur Bundesstraße umgewandelt werden. Das fordert Norderstedts FDP in ihrem Verkehrskonzept. Dadurch wollen die Liberalen die Ulzburger Straße entlasten - die Straße müsse gegenwärtig auch den Schwerlastverkehr bewältigen, obwohl mit der Schleswig-Holstein-Straße eine schnelle Verbindung abseits der Wohngebiete bestehe. "Da aber der Schwerverkehr über Bundesstraßen geführt werden muss, leiten die Hinweisschilder die Brummis über die Ulzburger", sagt FDP-Fraktionschef Bernd Bassler. Gerade orstunkundige Lkw-Fahrer folgten den Hinweisen. Die Stadt soll bei der Bundesstraßenverwaltung eine Umwidmung beantragen. Voraussetzung sei, dass die neue L 76 gebaut und die Oadby-and-Wigston-Straße verlängert ist. Ist der gewünschte Bundesstraßenwechsel vollzogen, sollen die Ampeln an den Ortseingangsbereichen so geschaltet werden, dass der Verkehr auf die Schleswig-Holstein-Straße gelenkt wird. Weitere Forderungen aus dem Verkehrskonzept: [GEFÜLLTER KREIS] Ein Kreisverkehr an der Kreuzung Ohechaussee/Niendorfer Straße. Davon ausgehend soll eine Westumgehung Garstedt gebaut werden. [GEFÜLLTER KREIS] Ein Durchstich von der Niendorfer Straße über die jetzige Stichstraße, die zu dem Opel- und Ford-Händler führt, zur Ohechaussee. Von dort könn- ten die Autofahrer dann Richtung Segeberg oder über die neue Straße In de Tarpen Richtung Langenhorner Chaussee fahren. "Damit werden Niendorfer und Tannenhofstraße entlastet. Seitdem die Aspelohe dicht ist, hat der Verkehr auf der Tannenhofstraße enorm zugenommen", sagt Bassler. [GEFÜLLTER KREIS] Verlängerung der Berliner Allee zur Tannenhofstraße. "Dieser Stadtvertreterbeschluss vom 7. Mai 1991 muss endlich realisiert werden", sagt der Fraktionschef. Einen Autobahnanschluss Norderstedt-Mitte halten die Liberalen erst dann für sinn- voll, wenn die A 7 zwischen Elbtunnel und Bordesholmer Dreieck auf sechs Spuren ausgebaut ist. Außerdem müssten die neue A 20 fertig und über die A 21 (B 404) mit der A 24 (Richtung Berlin) verbunden sein

30.11.1999: Die Kommunen wollen ihr Freizeitangebot ausbauen: Norderstedt soll eine Eisbahn bekommen. Nachdem die Kaltenkirchener die Bürger aufs Glatteis führen wollen, hat sich jetzt auch Norderstedts FDP für eine Schlittschuhbahn in der fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins ausgesprochen - und ist mit dem Vorstoß auf ein positives Echo gestoßen. "Das ist eine Idee, die ich grundsätzlich nur unterstützen kann", sagt Norderstedts Bürgermeister Hans-Joachim Grote. Auch bei CDU und SPD trifft der Vorschlag auf Zustimmung: "Alles, was den Jugendlichen sinnvolle Freizeitaktivitäten bietet, ist zu begrüßen", sagt SPD-Fraktionschef Johannes Paustenbach. CDU-Kollege Rainer Schlichtkrull signalisiert ebenfalls Zustimmung. "Wir müssen den Jugendlichen etwas bieten. Sie sollen nicht länger nach Hamburg fahren müssen, um auf den Anlagen in Farmsen oder Stellingen ihre Runden zu drehen", sagt Norderstedts FDP-Chefin Marlis Krogmann. Die Liberalen haben in Lübeck spioniert, wie ein solches Projekt realisiert werden kann. Die Lübecker wollen zunächst einen Versuch starten und sehen, wie das Angebot angenommen wird. Gedacht ist, so die FDP-Chefin, an eine Freifläche ohne Dach und Halle. Kunsteis soll es aber schon sein, sonst mache ein solches Vorhaben bei den ungewissen norddeutschen Temperaturen wenig Sinn. Als zusätzlichen Anreiz stellen sich die Liberalen die aktuellen Hits vor. Als Standort haben sich die Initiatoren das "Arriba"-Bad ausgeguckt: "Die Liegewiese ist groß genug, um ein Areal für die Eisbahn abzuzweigen", sagt Marlis Krogmann. Ohne allzu großen Aufwand könne die Schlittschuhfläche geschaffen werden. Die Lübecker hätten rund 100 000 Mark für ihr eisiges Modellprojekt kalkuliert. Da sind die Kaltenkirchener schon großzügiger: Bürgermeister Ingo Zobel, der die Kunsteisbahn initiiert und inzwischen Zuspruch von FDP und CDU erhalten hat, geht von 750 000 Mark Baukosten aus. Die CDU, die als Standort den Freizeitpark favorisiert, plädiert für eine Mehrfachnutzung. Beach-Volleyball und Open-Air-Konzerte sollen im Sommer möglich sein. Dieses Konzept deckt sich mit den Vorstellungen der Initiative "Freizeitpark Norderstedt-Mitte" - der Verein will ausschließlich aus Spenden und in Eigenarbeit das Gelände hinter dem Garstedter Müllberg zu einem attraktiven Freizeittreff gestalten. Gedacht ist vor allem an eine Skaterbahn. "Die Asphaltfläche eignet sich ideal, um sie im Winter in eine Schlittschuhbahn zu verwandeln", sagt Rosi Sukkar, Sprecherin der Initiative. Da das Areal für die Skater ohnehin an den Rändern hochgezogen werde, sei eine Begrenzung vorhanden. So könne die Feuerwehr Wasser reinspritzen, wenn Frost herrscht. Dass das Quecksilber unter den Nullpunkt sinkt, ist Voraussetzung, denn am Müllberg soll eine Natureisbahn entstehen. Diese Schmalspurvariante hätte den Vorteil, dass sie die Stadt kein Geld kosten würde, allerdings auch nur eingeschränkt zur Verfügung steht. Dafür müssten die Kufen-Skater keinen Eintritt zahlen - was die FDP für das von ihr favorisierte Schwimmbad-Modell durchaus fordert. Momentan stellt die Initiative ihre Pläne den Parteien vor, denn: "Unsere Ideen sind noch nicht so bekannt, wie wir angenommen haben", sagt Rosi Sukkar, die etwa die Hälfte der kalkulierten 60 000 Mark für die Bahn zusammengetragen hat. "Die Arriba-Lösung muss sehr genau geprüft werden", sagt Bürgermeister Grote. Es gehe nicht nur um die Machbarkeit, sondern auch um die Frage, inwiweit dadurch der Landschafts- und Gewässerschutz beeinträchtigt wird. Ähnlich argumentiert auch CDU-Fraktionschef Rainer Schlichtkrull

01.12.1999: "Für uns ist das Thema erledigt. Wir haben nicht gegen geltendes Recht verstoßen." So kommentierte Bürgermeister Hans-Joachim Grote gestern den offenen Brief, den ihm Maria-Luise Slevogt geschrieben hat - die SPD-Stadtvertreterin beklagt darin, dass die Baumaßnahmen am alten Garstedter Rathaus nicht öffentlich diskutiert würden. Die Politikerin hatte darauf aufmerksam gemacht, dass der langjährige Weihnachtsbaum vor dem Gebäude an der Ochsenzoller Straße wegen des Um- und Anbaus abgeholzt wurde. Außerdem seien Gauben ins Dach gebaut worden. Beides hätte laut Stadtvertreter-Beschluss von 1977 nicht geschehen dürfen, da es sich um eine "Anlage von städtebaulicher, besonders geschichtlicher Bedeutung" handele. Sie wolle weder das Sozialwerk als Einrichtung noch den politischen Gegner attackieren, sondern lediglich die Meinungen der Anwohner weitergeben. Und die hätten sich über die Eingriffe beschwert. Der Bürgermeister weist die Vorwürfe zurück. Die Verwaltung habe mehrfach in Stellungnahmen den Politikern klar gemacht, dass die Eingriffe in Einklang mit dem Baurecht stünden. "Daher sehe ich keinen Handlungsbedarf mehr."

03.12.1999: Er hat fast 16 000 Jugendliche bei der Berufswahl unterstützt: Eberhard von Lehe hat als Berufsberater 32 Jahre lang den Schulabgängern geholfen, den für sie passenden Job zu finden. Jetzt hat sich der Mitarbeiter des Arbeitsamtes Norderstedt in den Ruhestand verabschiedet. Der Leiter des übergeordneten Arbeitsamtes Elmshorn, Norbert Vierhock , dankte einem Mann, "der sich stets für die Jugendlichen eingesetzt hat". Er habe aber auch immer den Kontakt zu den Unternehmen gepflegt. Der gelernte Maurer und studierte Bauingenieur sah nach sechs Jahren als Architekt seine Berufung in der Beratung. Zwei Jahre wurde er ausgebildet, ehe er in der ehemaligen Geschäftsstelle Garstedt des Arbeitsamtes Elmshorn die Arbeit aufnahm

04.12.1999:Um den Fluglärm über Norderstedt geht es im nächsten Garstedter Gesprächskreis der CDU. Am Montag, 6. Dezember, wird Bürgermeister Hans-Joachim Grote ab 20 Uhr im Hotel Heuberg Rede und Antwort stehen - er vertritt die Stadt in der Fluglärmschutzkommission. Wenn noch Zeit bleibt, können die Bürger auch andere Themen ansprechen.

06.12.1999: Die zweite Lärmschutzhalle muss unverzüglich gebaut werden. Das fordert die Norderstedter Interessengemeinschaft für Fluglärmschutz (NIG) nach dem jüngsten Vorfall. So hätten sich wieder Garstedter über die Testläufe der Maschinen auf der nach Norderstedt reichenden Startbahn II beschwert. "Was wir da jetzt mit anhören mussten, war der traurige Höhepunkt in diesem Jahr ", sagt NIG-Vorsitzender Hans Schwarz. Für den Lärm, der wie ein "Erdbeben" gewirkt habe und bis nach Friedrichsgabe zu hören gewesen sei, sei eine Boeing 747 verantwortlich gewesen. Die "Tortur für die Bürger" sei Beweis dafür, wie nötig die neue Lärmschutzhalle sei. Die Halle, in der dann die Turbinen kontrolliert werden sollen, ist politisch längst beschlossen. Bisher scheitert der Bau an technischen Schwierigkeiten. "Wir müssen den Druck erhöhen, damit das Projekt endlich angegangen wird", sagt Schwarz. Daher sollten Bürger, die sich durch Testläufe gestört fühlen, ihren Ärger beim Lärmschutzbeauftragten abladen (Tel. 507 52 347). Es nütze nichts, wenn Betroffene sich bei der NIG melden. "Nur wenn jeder Einzelne dort protestiert, steigen die Chancen auf die längst überfällige Lärmschutzhalle", sagt Hans Schwarz

07.12.1999: Es war zwar kein Kahlschlag, aber viele Bürger ärgerten sich trotzdem: Zahlreiche Bäume sind in den letzten Tagen im Norderstedter Stadtbild gefällt worden. Das hat zu Protesten geführt. Aber die Stadtverwaltung wollte mit der Fällaktion Gefahrensituationen aus dem Weg gehen; denn alle Bäume verrieten ernste Anzeichen von Krankheit. Die Ochsenzoller Straße im Ortsteil Garstedt ist eine der letzten größeren Baumalleen in Norderstedt: Im Sommer bildet sich ein breites Blätterdach über der Fahrbahn. Als die Linden vor rund 80 Jahren gepflanzt wurden, war die Umwelt noch intakt: Keine Autoabgase und keine Versorgungsleitungen beeinträchtigten das Wachstum der Bäume. Heute sieht es anders aus. Das Team für Natur und Landschaft in der Stadtverwaltung ließ jetzt acht Linden fällen - und erregte damit den Unwillen zahlreicher Anlieger, die den Sinn dieser Aktion nicht einsehen mochten. "Die Bäume waren gesund", erregte sich ein Bewohner der Ochsenzoller Straße. Bernhard Kerlin, bei der Stadt für die Bäume zuständig, muss diesem Mann widersprechen. Alle Bäume hätten Fäulnisbefall im Wurzelbereich aufzuweisen gehabt. Probleme mit der Vitalität und damit eine Bedrohunge für die Menschen seien die Folge gewesen. Dabei hat er sich nicht auf seine eigenen Erkenntnisse verlassen, sondern einen vereidigten Sachverständigen mit der Untersuchung beauftragt. Der kam zu dem Ergebnis, dass die Bäume gefällt werden sollten. Wer es nicht glaubt, kann sich von Bernhard Kerlin eine Baumscheibe zeigen lassen: Auf ihr sind deutlich sichtbare Spuren der Baumkrankheit zu erkennen. Zu ähnlichen Ergebnissen kam der Sachverständige auch in anderen Bereichen Norderstedts: Am Glashütter Damm mussten sieben Linden gefällt werden, am Steindamm vier Linden, an der Straße Syltkuhlen eine Buche. Lücken hinterlassen die meisten gefällten Bäume nicht: Sie sollen, so weit möglich, durch 18 bis 20 Jahre alte Bäume ersetzt werden, die bereits sieben bis acht Meter hoch und in der Krone zwei bis drei Meter breit sind. "Mittel- und langfristig ergibt sich dadurch eine Verbesserung des Baumbestandes und des Grünbildes", sagt Bernhard Kerlin

08.12.1999: "Wir sind für den Wechsel ins Jahr 2000 gerüstet", sagte Norderstedts Bürgermeister Hans-Joachim Grote, als er gestern die Vorkehrungen der Stadt vorstellte. Der Verwaltungschef erwartet zwar keine dramatischen Ereignisse, sollte der Strom aber doch ausfallen, tritt der Notfallplan in Kraft. Wenn Telefone und Handys schweigen, werden Informationen über Funk ausgetauscht. Außerdem werden insgesamt 16 Anlaufstellen eingerichtet, in denen Bürger in Not Hilfe finden. Standorte werden die vier Feuerwachen in Garstedt, Glashütte, Friedrichsgabe und Harksheide sowie die Polizeiwachen in der Europaallee und an der Rathausallee, die THW-Unterkunft am Waldbühnenweg und das Rathaus sein. Hier wird sich um 22 Uhr auch der Krisenstab mit dem Bürgermeister an der Spitze treffen. Insgesamt stehen rund 80 städtische Mitarbeiter in Bereitschaft, für sie gilt Urlaubs- und Alkoholsperre. Hinzu kommen acht mobile Hilfsstellen. Die Feuerwehr wird an den Schnittpunkten folgender Straßen präsent sein: Ulzburger/Schleswig-Holstein-Straße, Ulzburger Straße/Harckesheyde, Ulzburger Straße/Buchenweg, Ohechaussee/Aspelohe, Segeberger Chaussee/Kielort, Segeberger Chaussee/Siegfriedstraße, Oststraße/Harckesheyde und Buchenweg/Friedrichsgaber Weg. Die Positionen seien so gewählt, dass niemand mehr als 500 Meter zurücklegen muss, um Hilfe zu finden. "Jeder sollte den für ihn nächsten Standort kennen", sagte Grote. Der Bürgermeister bittet die Bürger zudem, bei einem Störfall auch an ältere, kranke oder ausländische Mitbürger zu denken, damit auch sie bei Be- darf versorgt werden kön- nen. Schließlich sollen zwei zentrale Einrichtungen vor allem diejenigen auffangen, die mit der U-Bahn unterwegs sind und von den häufig angefahrenen Stationen Garstedt und Nor- derstedt-Mitte nicht mehr weiterkommen: Im Coppernicus-Gymnasium und in der Heidbergschule gibt es Hilfe. Sorgen und Fragen zum Übergang ins neue Jahr können die Norderstedter am Bürgertelefon loswerden. Unter den Rufnummern 535 95 727/728 gibt die Verwaltung zu folgenden Zeiten Auskunft: von Montag, 13. Dezember, bis Mittwoch, 22. Dezember, von 9 bis 12 Uhr und von 13 bis 17 Uhr (Freitag, 17. Dezember, 9 bis 12 Uhr), Silvester von 9 bis 24 Uhr. Die Informationen sind auf zwei Blättern zusamengefasst, die im Rathaus, in den Stadtbüchereien, den Polizeiwachen und beim Finanzamt ausliegen. Enthalten sind auch die Tipps des Landrates und die Rufnummern des Krisenstabes des Kreises Segeberg

09.12.1999: Die Stadt ist zwar mit knapp 30 Jahren noch jung, dennoch hat Norderstedt schon Geschichte und Geschichten. Zu einem Rückblick lädt der Heimatbund Norderstedt mit seinem neuen Buch "Wir und Norderstedt - Heimat und Geschichte" ein. Der dritte Band aus der geschichtlichen Reihe ist soeben erschienen. "Erstmals haben wir mehrere prominente Autoren gewonnen", sagte Heinrich Dumbries, Vorsitzender des Heimatbundes, als er das neue Werk mit Bürgervorsteherin Elisabeth Kühl vorstellte. "Das Buch wird dazu beitragen, das Heimatgefühl der Norderstedter zu stärken", schrieb die Bürgervorsteherin in ihrem Grußwort. Alt-Bürgermeister Horst Embacher erinnert an die Anfänge der Städtepartnerschaft mit Maromme. Der Pastor im Ruhestand Uwe Meyer denkt liebevoll an das alte Dorf Garstedt zurück, sein amtierender Amtsbruder Gunnar Urbach blickt zurück auf das Jahr 1954, als die Kirche das einzige Bauwerk auf dem Falkenberg war. Er spannt den kirchengeschichtlichen Bogen bis in die Gegenwart. Die Autorin Liesel Hünichen macht Norderstedt eine "verhaltene Liebeserklärung". Mehr als drei Jahrunderte zurück geht es rund um den Ochsenzoll, das Rote Kreuz wird dem Leser "op Platt" und Hochdeutsch nahe gebracht, und auch Institutionen wie "Haus & Grund", die Kreissparkasse Segeberg, der Norderstedter Sport- und Freizeitverein kommen zu Wort. Die Norderstedter Zeitung, der Heimatspiegel und RSH gewähren einen Blick hinter die Kulissen. Schließlich präsentiert der Heimatbund seine Aktivitäten und nennt die Veranstaltungen für das nächste Jahr. Das Buch, das 115 Seiten und viele Fotos enthält, ist für 14,80 Mark im Verlagshaus Meincke und im Buchhandel zu haben

14.12.1999: Es war eine ganz besondere Weihnachtsfeier, die die Norderstedter SPD im TuRa-Sportlerheim veranstaltete: Nach Gründung des Stadtverbandes in diesem Jahr war es die erste gemeinsame Feier der Sozialdemokraten. Stadtverbandsvorsitzende Heide Moser konnte also erstmals SPD-Mitglieder aus allen Ortsteilen begrüßen. Wären alle 501 Norderstedter SPD-Mitglieder gekommen, hätte es im großen Saal des Sportlerheimes sehr eng werden können. Aber so war er gerade groß genug, um alle Gäste aufzunehmen - denn natürlich war nur ein Bruchteil der eingeschriebenen Mitglieder erschienen. Heide Moser nahm die festliche Gelegenheit wahr, einige Parteimitglieder für ihre langjährige Mitgliedschaft auszuzeichnen. Gleich drei Gäste sind bereits seit 40 Jahren in der SPD: Erich Schnau aus dem bisherigen Ortsverein Glashütte, Ute Oldrup-Schrutzki aus Harksheide und Hans Dietrich aus Glashütte. Seit 25 Jahren sind der ehemalige Bürgervorsteher Peter Clementsen aus Garstedt, Kreistagsabgeordnete Gabriele Greguhn aus Garstedt und Lilo Rodamer aus Harksheide dabei. Für Unterhaltung sorgte während der Weihnachtsfeier Christa Heise-Batt, die ihre niederdeutschen Geschichten vorlas und anschließend eigene Bücher signierte

14.12.1999: Zum stimmungsvollen Weihnachtsfest im Wald lädt die Feuerwehr Garstedt ein. Am Sonnabend, 18. Dezember, werden im Forstgehege Syltkuhlen das Parforcehorn-Corps Norderstedt, die Norderstedter Männerchorgemeinschaft, der Frauenchor Norderstedt, der Kinderchor der Paul-Gerhardt-Gemeinde und der Musikzug der Freiwilligen Feuerwehr Garstedt für stimmungsvolle Musik und weihnachtliche Lieder sorgen. Pastor Uwe Meyer wird auch in diesem Jahr die Ansprache halten. Die Waldweihnachtsstunde beginnt um 19 Uhr. Wer mit dem Auto kommt, sollte beachten, dass im unmittelbaren Veranstaltungsbereich keine Parkmöglichkeiten bestehen. Sämtliche Parkplätze wurden durch anhaltende Regenfälle überflutet. Ein zweites Waldweihnachtsfest veranstaltet die Vicelin-Gemeinde am Sonntag, 19. Dezember, im Ossenmoorpark. Die "Vicelin-Voices" werden für Gospelklänge sorgen. Der Gottesdienst beginnt um 18 Uhr. Um 17.45 Uhr marschiert die Gemeinde vom Vicelin-Haus zum Park

17.12.1999: Pizza, Hamburger und Döner - Fast Food macht sich in der Gastronomie immer mehr breit. Aber trotz dieser Konkurrenz gibt es ihn noch, den guten alten Dorfkrug, wo die Gäste ihr Bier am Tresen trinken, Klönschnack halten und meist rustikales Essen genießen. Ein Beispiel: Restaurant "Norderstedt". kgr Norderstedt - Wenn René Carol seine "Rote Lippen, rote Rosen, roter Wein" sang, platzte der Saal im Gasthaus "Zur Erholung" aus allen Nähten. Nicht nur Glashütter kamen zu den Auftritten des Schlagersängers. Aus Hamburg und aus Norddeutschland reisten die Gäste an. Auch das Hamburger Original Richard Germer machte regelmäßig Station im Gasthaus der Familie Lüdemann. Seine "Paula" hat Erika Oberheit, geborene Lüdemann, heute noch im Ohr. Als junge Frau stand sie damals hinter dem Tresen und servierte "Lütt + Lütt": ein halbes Bier und einen Klaren. "Das war in den 60er-Jahren die übliche Bestellung bei Tanzabenden", erinnert sie sich. "Immer drei Tänze lang spielte die Kapelle. Spätestens nach dem zweiten Tanz haben wir begonnen, die Gläser zu füllen. In der Pause gab es dann einen Ansturm auf die Theke, und dann mussten Bier und Klare parat stehen, um in die durstigen Kehlen fließen zu können." 1806 wurde das Gasthaus am Jägerlauf erstmals urkundlich erwähnt. Schon damals gab es warme Suppe und ein Bett für Ausflügler. Die nachvollziehbare Familiengeschichte der Lüdemanns beginnt 1883 mit Großvater Wilhelm. Als frischgebackener Kellner übernahm er die kleine Gutsstube an der Grenze zwischen Glashütte und Harksheide. Achterort nannten die Einwohner damals dieses Gebiet. Das gute Essen und das fröhliche Wesen des Wirtes sprachen sich schnell herum, und bald war aus dem kleinen Gasthof das Ausflugslokal "Zur Erholung" geworden. Dort gab es nicht nur köstliches Schinkenbrot und das beste Bauernfrühstück in der Umgebung. Für die Hamburger Gäste wurden im Garten Liegestühle aufgestellt, man wandelte von Pavillon zu Pavillon, hörte dem Klavierspieler zu und genoss die Sommerfrische. Einmal im Jahr gab es ein großes Volksfest mit Karussell und Zuckerwatte, Luftschaukel und Feuerwerk. Dann kam die U-Bahn zum Ochsenzoll. Wilhelm Lüdemann versprach, dass derjenige, der einen Käse-Laib vom heutigen Jägerlauf bis zum Ochsenzoll rollen würde, den Wirt künftig "Knorke" nennen darf. Seit dem hat das Wort "Knorke" in dem Familienlokal eine ganz besondere Bedeutung. Alles, was toll und gut gelungen ist, heisst "knorke". Dazu gehört zum Beispiel die Küche. Tochter Erika hat das Restaurant inzwischen an Sonja und Jochen Borchers verpachtet. Und diese beiden sorgen beispielsweise für einen Grünkohl, der so "knorke" ist, dass die Gäste aus ganz Norddeutschland kommen. Kurz nachdem Rudolf Lüdemann, Erikas Vater, das Lokal von Wilhelm übernahm, kam der Krieg. Der Tanzsaal wurde zur Herberge für ausgebombte Hamburger. Familie Lüdemann rückte in einem einzigen Zimmer zusammen. "Zu viert teilten wir uns damals zwei Betten", erinnert sich Erika Oberheit. Als Vater Rudolf aus dem Krieg zurückkehrte, verkaufte er Land für eine Mark pro Quadratmeter und nutzte die Einnahmen für den Ausbau der Terrasse. Wenig später begann die Zeit der Tanzveranstaltungen. "Jedes Wochenende wurde aufgespielt", erinnert sich Tochter Erika. "Am schönsten waren die Maskeraden. Alle erschienen verkleidet, und um 24 Uhr kamen die wahren Gesichter zum Vorschein." 1966 ging Rudolf Lüdemann ein Wagnis ein. Aus dem Ausflugslokal "Zur Erholung" machte er "Hotel und Restaurant Norderstedt". Damit war er schneller als die Stadtväter. Der Zusammenschluss von Harksheide, Garstedt, Friedrichsgabe und Glashütte zur fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins erfolgte nämlich erst vier Jahre später. Norderstedt setzte sich als Stadtname durch, und Erika und Hans Oberheit übernahmen die Lokalität in dritter Generation. Heute ist das Restaurant "Norderstedt" nicht nur bekannt für seine gute Küche. Dort tobt auch wieder das Vereinsleben. Vor allem aber wird auf der angebauten Kegelbahn versucht, alle Neune zu treffen. Dabei wirkt bereits die vierte Generation: Erikas Tochter Martina und ihr Mann Gerd Nitsche sorgen jetzt für "Erholung" in "Norderstedt".

20.12.1999: Sie haben wohl noch nie so sehnsüchtig auf Frost gewartet wie für die traditionsreiche Waldweihnacht im Forstgehege Syltkuhlen, die Kameraden der Garstedter Feuerwehr. Doch der Waldboden blieb eine wadentiefe Schlammschicht, die Grabenränder waren glitschig, der Asphalt mit schlidderigem Eis-Schnee-Gemisch überzogen: ein Sicherheitsrisiko. Deshalb musste die Feuerwehr die Waldweihnacht absagen. Zum ersten Mal seit 24 Jahren. "Hier im Dorf funktionierten die Buschtrommeln vortrefflich, denn wir haben normalerweise rund 1000 Besucher, mussten aber nur 200 Leute wieder wegschicken", erklärt Norbert Berg, Wehrführer der Garstedter Feuerwehr. "Die Entscheidung, die Waldweihnacht abzusagen, ist uns sehr schwer gefallen", ergänzt Bergs Stellvertreter Heinz Wierzsbicki. Dankbar waren die blauen Jungs über die verständnisvolle Reaktion der Waldweihnachts-Fans, die teilweise per Fahrrad bis aus Quickborn angeradelt kamen: "Wir hatten damit gerechnet, dass die Leute schimpfen, doch alle blieben nett." Viele machten aus der Not eine Tugend und leerten ihre Punsch- kannen mit den Feuerwehrkameraden, die an den Zufahrtswegen zum Festplatz standen. Man hielt sich bei der Schlidderpartie gegenseitig fest, wünschte sich frohe Weihnachten, ein gutes neues Jahr und freute sich schon auf die Waldweihnacht 2000. "Wir hoffen, dass Pastor Uwe Meyer, der in diesem Jahr seine letzte Waldweihnachts-Predigt halten wollte, dann noch einmal zu uns in den Forst kommt", wünscht sich Berg eine tolle Waldweihnacht 2001. Die Feuerwehrkameraden ließen sich den Abend nicht verdrießen und feierten mit dem Parforcehornbläsern und den Chören in der Garstedter Feuerwache einen fröhlichen Adventsabend

22.12.1999: Die U-Bahn wird mit dem Sommerfahrplan 2000 alle fünf Minuten zwischen Garstedt und Norderstedt-Mitte fahren. Das kündigte Norderstedts Bürgermeister Hans-Joachim Grote gestern an. Gleichzeitig werden alle Züge bis zur Endhaltestelle rollen, bisher endete jeder Zweite schon in Garstedt. Das haben die Gespräche zwischen der Verkehrsgesellschaft Norderstedt und dem Hamburger Verkehrsverbund ergeben. Damit entspricht der Dachverband dem Wunsch der Norderstedter und reagiert zugleich auf eine positive Entwicklung: Die Zahl der Fahrgäste ist drastisch gestiegen, die Bürger nehmen das Angebot an. "Die Statistiken belegen, dass sich die Investitionen auszahlen", sagte Grote. Immerhin wurden gut 220 Millionen Mark investiert, um die 2,76 Kilometer lange Strecke von Garstedt nach Norderstedt-Mitte zu bauen sowie die AKN entsprechend auszubauen. Den Löwenanteil hat der Bund getragen, das Land Schleswig-Holstein, der Kreis Segeberg und die Stadt Norderstedt waren mit je rund 20 Millionen Mark dabei, hinzu kamen Mittel aus dem Hamburger Randfonds. Damit waren während der Plan- und Bauzeit die Kosten mächtig in Fahrt gekommen: Als die damaligen Regierungschefs von Schleswig-Holstein und Hamburg, Uwe Barschel und Klaus von Dohnanyi den Streckenausbau 1984 erstmals offiziell besiegelten, wurden noch 100 Millionen Mark als Investitionen genannt. Am 28.. September 1996 rollte dann der erste Triebwagen bis nach Norderstedt-Mitte. Als das Norderstedter Jahrhundert-Projekt offiziell eingeweiht wurde, waren auch Schleswig-Holsteins Ministerpräsidentin Heide Simonis und Hamburgs Erster Bürgermeister Henning Voscherau mit von der Partie. Bis zu dem Zeitpunkt fuhren 2,4 Millionen Fahrgäste pro Jahr mit der ANB zwischen Norderstedt-Mitte und Garstedt. Doch schnell zeigte sich rege Nachfrage nach dem neuen Angebot: Schon kurz nachdem der neue Streckenabschnitt befahren wurde, kletterte die Zahl auf 3,7 Millionen. Nach den jüngsten Statistiken legen jetzt jährlich schon fünf Millionen Menschen die Strecke zwischen den beiden Norderstedter Zentren mit der U-Bahn zurück. Wenn von Ende Mai 2000 an der neue Sommerfahrplan gilt, wird die Bahnverbindung noch attraktiver: Mit dem Fünf-Minuten-Takt sollen noch mehr Bürger dazu motiviert werden, das Auto stehen zu lassen. Bisher rollen die Züge in den Hauptverkehrszeiten im Zehn-Minuten-Takt. Auch das Warten und Umsteigen in Garstedt wird entfallen, jede Bahn wird die Fahrgäste bis ins neue Stadtzentrum bringen. Die AKN hingegen wird vorerst nicht häufiger fahren: "Entsprechende Überlegungen sind uns nicht bekannt", sagte AKN-Sprecher Jörg Minga auf Anfrage der NZ. Die Eisenbahngesellschaft selbst könne nicht aktiv werden, sie organisiere den Schienenverkehr zwischen Norderstedt-Mitte und Ulzburg-Süd im Auftrag der Verkehrsgesellschaft Norderstedt. Doch auch beim Auftraggeber sind kürzere Taktzeiten momentan kein Thema, zunächst müsse der zweigleisige Ausbau zwischen Ulzburg-Süd und Kaltenkirchen abgeschlossen werden. Die Bauarbeiten werden voraussichtlich Ende nächsten Jahres beendet. Dann müssen die Fahrgäste in Ulzburg-Süd nicht mehr umsteigen, die Züge nach Norderstedt-Mitte fahren ebenso durch wie die nach Eidelstedt. "Außerdem haben wir werktags zwischen 5 und 21 Uhr sowie sonnabends zwischen 8 und 17 Uhr den 20-Minuten-Takt eingeführt und damit den Komfort gesteigert", sagte Minga.

22.12.1999: DAS DATUM 22.12.1984: Der Segeberger Landrat Anton Graf Schwerin von Krosigk hat die interne Diskussion über die geplante Verlängerung der U-Bahn neu angeheizt. In einem Thesenpapier spricht er sich klar gegen den Bau der U-Bahn von Garstedt nach Norderstedt-Mitte aus. Der Landrat empfiehlt, stattdessen lieber die Alster-Nord-Bahn zu modernisieren und im Zehn-Minuten-Takt fahren zu lassen

27.12.1999: Für den Notfall ist alles geregelt - so heißt es in den Städten und Gemeinden des Kreises Segeberg. Sie haben sich gezielt auf den Start ins Jahr 2000 vorbereitet. Die Krisenstäbe mit den Bürgermeistern an der Spitze treffen sich in Norderstedt und Kaltenkirchen am späten Abend in den Rathäusern. "Wir erwarten zwar keine dramatischen Ereignisse, sind aber für einen Stromausfall gerüstet", sagen Norderstedts Verwaltungschef Hans-Joachim Grote und seine Kollegen. Die Kommunen haben wie folgt vorgesorgt: Norderstedt : Bürger in Not finden Hilfe bei 16 Anlaufstellen. Die Standorte: die Feuerwachen in Garstedt, Glashütte, Friedrichsgabe und Harksheide, die Polizeiwachen an der Europaallee und an der Rathausallee, die THW-Unterkunft am Waldbühnenweg und das Rathaus. Hinzu kommen acht mobile Hilfsstellen. Die Feuerwehr wird an folgenden Kreuzungspunkten präsent sein: Ulzburger/Schleswig-Holstein-Straße, Ulzburger Straße/Harckesheyde, Ulzburger Straße/Buchenweg, Ohechaussee/Aspelohe, Segeberger Chaussee/Kielort, Segeberger Chaussee/Siegfriedstraße, Oststraße/Harckesheyde und Buchenweg/Friedrichsgaber Weg. "Jeder sollte den für ihn nächsten Standort kennen", sagt Grote. Außerdem sollen das Coppernicus-Gymnasium und die Heidbergschule diejenigen aufnehmen, die mit der U-Bahn unterwegs sind und von den Bahnhöfen Garstedt bzw. Norderstedt-Mitte nicht mehr weiterkommen. Das Norderstedter Bürgertelefon ist unter der Nummer 535 95 727/728 an Silvester von 9 bis 24 Uhr besetzt. Henstedt-Ulzburg : Wie ihre Kollegen werden Bürgermeister Volker Dornquast und Ordnungsamtsleiter Joachim Gädigk den Jahreswechsel in den Nachrichtensendungen verfolgen - da das Jahr 2000 von Osten nach Westen zieht, können Stromausfälle in Japan oder Russland Vorboten für Störungen in Deutschland sein. Dann tritt der Krisenstab in der Feuerwache an der Maurepasstraße zusammen. Unter Tel. 04193/1510 erhalten Bürger Auskünfte und Hilfe. Notunterkünfte werden in den Sporthallen Henstedt (Beckersbergstraße) und Rhen (neue Realschule) eingerichtet. Die Polizei ist rund um die Uhr in der Wache an der Maurepasstraße zu erreichen. Personell verstärkt, werden die Beamten auch zu Einsätzen in den umliegenden Gemeinden Kisdorf, Wakendorf II, Winsen und Alveslohe ausrücken. Zum Einzugsbereich gehören daneben Itzstedt, Tangstedt und Ellerau. In der Silvesternacht werden neben dem Hauptanschluss 04193/99 130 die Rufnummern 04193/99 13 10/20 ständig besetzt sein. Kaltenkirchen: Bü rgermeister Ingo Zobel wird den Krisenstab um 21.30 Uhr in der Feuerwache versammeln. Hilfe gibt es unter Tel. 04191/9390. Bei Stromaus- fall werden an folgenden Standorten Notfall-Fahrzeuge stehen: Edeka-Markt, Am Kretelmoor, Parkplatz des Klinikums, Alvesloher Straße, Shell-Tankstelle, Kieler Straße, Alten- und Pflegeheim, Am Ehrenhain, Verbandsschule, Lakweg, Rathaus und Polizeiwache, Hamburger Straße. Fällt der Strom aus, wird in Ellerau der Krisenstab binnen einer Stunde in der Feuerwache an der Dorfstraße zusammentreten. Er ist dann unter Tel. 04106/73303 zu erreichen. Dauert die Störung länger, wird in der Grundschule an der Dorfstraße eine Anlaufstelle eingerichtet. AWO und DRK werden die Bürger versorgen. In Tangstedt werden im Notfall die Feuerwachen besetzt, Bürgermeister Horst Hassel ist in Bereitschaft und unter Tel. 04109/6101 zu erreichen. Der Krisenstab in der Kreisverwaltung in Bad Segeberg unter Leitung des Landrats hilft von 21 Uhr an unter Tel. 04551/95 15 50

28.12.1999: Die Nutzung der öffentlichen Verkehrsmittel wird für einige Norderstedter mit dem Sommerfahrplan günstiger. Der Ausschuss für Planung, Bau und Verkehr hat der Änderung der Tarifzonen zugestimmt. Die Grenze zwischen Groß- und Gesamtbereich wird aufgehoben. Jeder Norderstedter wird künftig für 2,70 Mark die Einkaufszentren in Norderstedt-Mitte oder Garstedt erreichen können. Diese Maßnahme kostet die Stadt rund 8500 Mark. Wer bisher an den Haltestellen "SOS-Kinderdorf", "Am Gehölz", "Zwickmöhlen" und "Haslohfurth" in AKN-Züge oder Busse eingestiegen ist, musste für die Fahrt nach Hamburg einen Gesamtbereichsfahrschein für 6,80 Mark lösen. Selbst für die Fahrt nach Norderstedt-Mitte sind derzeit noch stolze 4,20 Mark fällig. Wer dagegen an der Haltestelle "Quickborner Straße" einsteigt, zahlt bis Norderstedt-Mitte nur 2,70 Mark. Diese unverhältnismäßig großen Preisunterschiede sind seit langer Zeit vielen Norderstedtern ein Dorn im Augen. Gefordert wird unter anderem vom Seniorenbeirat und vom ÖPNV-Beirat des Kreises Segeberg eine Norderstedt-Card, die innerhalb des Stadtgebietes einen Einheitstarif ermöglicht. Die Aufhebung der Grenze zwischen Gesamt- und Großbereich ist ein wichtiger Schritt in Richtung Einheitstarif. Die CC-Card für Norderstedt, die es seit 1996 bereits gibt, ist dann nämlich bis zur Haltestelle "Haslohfurth" gültig. Für knapp 40 Mark im Monat können die Norderstedter so öffentliche Verkehrsmittel außerhalb der Hauptverkehrszeiten nutzen. Auch die Einzelfahrt nach Hamburg wird dadurch billiger. Wer beispielsweise die Haltestelle "Am Gehölz" nutzt, zahlt jetzt 6,80 Mark, ab Mai nur noch 4,20 Mark. Noch nicht eingeschlossen in die neuen Tarifzonen ist die Haltestelle "Meeschensee". Die Verhandlungen darüber laufen aber. Mit einem positiven Ergebnis wird bis zum Beginn des Winterfahrplanes im Herbst 2000 gerechnet. Derzeit gelten in Norderstedt dem HVV-Tarif entsprechend vier verschiedene Tarife für Einzelkarten. Der Nahbereichstarif beträgt 2,70 Mark und gilt bis zur zweiten Zahlgrenze. Die Grenze zwischen Großbereich und Nahbereich läuft durch die Norderstedter Haltestellen "Dreibekenweg", "Quickborner Straße", "Pestalozzistraße" und "Harkshörn". Für alle Haltestellen südlich der Grenze gilt, dass mit einem Großbereichsfahrschein von derzeit 4,20 Mark alle anderen Haltestellen im Großbereich angefahren werden dürfen. Die Haltestellen "SOS-Kinderdorf", "Am Gehölz", "Zwickmöhlen", "Haslohfurth" und "Meeschensee" liegen im Gesamtbereich. Dort sind 6,80 Mark zu löhnen. Bei einer derartigen Tarif-Vielfalt ist die Forderung nach einer Norderstedt-Card verständlich. Dagegen spricht jedoch das HVV-Tarifmodell. Wenn Hamburg einem Einheitstarif in Norderstedt zustimmen würde, hätte das präjuduzierende Auswirkungen auf den gesamten Tarif einschließlich der daraus resultierenden Mindereinnahmen. Gegenwärtig wird ermittelt, was es die Stadt Norderstedt kosten würde, wenn in Schleswig-Holsteins fünftgrößter Stadt ein Einheitstarif gelten würde. Anlass für die Entscheidung des Ausschusses für Planung, Bau und Verkehr für die "kleine Lösung" ist nicht zuletzt die rege Nachfrage nach dem U-Bahn-Angebot. Rund fünf Millionen Fahrgäste nutzen jährlich die neu geschaffene U-Bahnstrecke zwischen Norderstedt-Mitte und Garstedt. Mit dem Sommerfahrplan 2000 wird die U-Bahn deshalb im Fünf-Minuten-Takt während der Hauptverkehrszeit rollen. Künftig werden auch alle Züge bis Norderstedt-Mitte fahren. Bisher endete noch jede zweite Fahrt in Garstedt. Die günstigeren Tarife sollen dann noch mehr Harksheider und Freidrichsgaber dazu bringen, vom Auto auf die Bahn umzusteigen

29.12.1999: Für viele Menschen im Kreis Segeberg soll der Übergang zum Jahr 2000 die ausgelassenste Silvesterparty ihres Lebens mit sich bringen - mit gebührend vielen Böllern und noch mehr Sekt. Für manchen aber wird der Jahreswechsel im wahrsten Sinne des Wortes eher nüchtern ausfallen, weil die Computer am Arbeitsplatz ihn ausgerechnet wegen ein paar Nullen nicht nachvollziehen können oder weil der europäische Stromverbund zusammenbrechen könnte. Die Kreisverwaltung in Bad Segeberg und die Kommunen sind auf den 2000-Gau vorbereitet - mit Hilfe von vielen öffentlich Bediensteten und zahllosen ehrenamtlich Tätigen. So werden in der kommenden Silvesternacht allein in Norderstedt etwa 70 freiwillige Feuerwehrleute in den Wachen Garstedt, Friedrichsgabe und Harksheide Dienst tun. Das ist etwa die Hälfte des Potenzials, das laut Gemeindewehrführer Joachim Seyferth im Normalfall "in die Schlacht geworfen werden kann". In diesem Jahr ist eine Wache mehr als in anderen Silvesternächten besetzt, weil mit einem vermehrten "Raketeneinsatz" gerechnet wird. Erhöhte Alarmbereitschaft gilt natürlich auch für die anderen Wehren im Kreis Segeberg. Weitere Feuerwehrmänner und -frauen feiern "trocken" zu Hause als stille Reserve für den Fall, dass es zu Stromausfall und damit verbundenen Folgeschäden kommt. "Personell haben wir alle Eventualitäten bis zum 3. Januar durchgeplant", versichert Joachim Seyferth. Das gilt auch für den Ortsverband Norderstedt des Technischen Hilfswerks (THW). Die 26 THW-Helfer sind ebenfalls auf "drei tolle Tage" vorbereitet. Acht von ihnen werden bereits am Freitag um 18 Uhr im Katastrophenschutz-Keller des Rathauses Stellung beziehen. Für den Fall eines Stromausfalls sind sie dazu ausersehen, die Telefonverbindung aufrechtzuerhalten. Sie verfügen über ein eigenes Notstromaggregat, auf das sie zurückgreifen können, falls das im Rathaus installierte seinen Geist aufgeben sollte. Außerdem sei das THW mit Funksprechgeräten ausgerüstet, mit denen Verbindung zu Polizei, Feuerwehr und Kreisverwaltung gehalten werden könne, versichert Arne Hentschel, THW-Fachberater auf Kreisebene. Er wird die Silvesternacht ebenso in der Katastrophenschutz-Zentrale verbringen wie Bürgermeister Hans-Joachim Grote und Feuerwehrchef Seyferth. Die Beamten der Polizeiinspektion Bad Segeberg haben Urlaubssperre, sofern sie nicht schon vor längerer Zeit Anspruch angemeldet haben. Die normale Dienststärke der Wachen und Reviere ist aufgestockt worden, weitere Beamte "schieben" Bereitschaft zu Hause. Auch der Bereitschaftsdienst bei den Norderstedter Stadtwerken ist von 20 auf 30 Mann verstärkt worden. "Weitere Kräfte sind abrufbar", versichert Direktor Volker Hallwachs, der übrigens für Strom- und Wasserversorgung "nichts befürchtet". Das gilt auch für "Hein Gas". Hamburg versorgt weite Teile des Kreises Segeberg. Mehr als 250 Mitarbeiter tun dort zum Jahreswechsel Dienst, können bei Schwierigkeiten der Förderländer auf einen Speicher in Reitbrook mit 350 Millionen Kubikmeter Erdgas zurückgreifen

29.12.1999: Der Handel erwartet zum Millennium-Silvester einen Mega-Umsatz bei den Böllern. Rund 200 Millionen Mark werden die Deutschen für Feuerwerkskörper ausgeben, die Hersteller rechnen mit einem Zuwachs von 17 Prozent gegenüber dem vorigen Jahreswechsel. Auch in Norderstedt erwarten die Geschäftsleute einen Run auf die Knallkörper, die von heute an verkauft werden. Die Polizei Norderstedt hat sich auf das erwartete Großspektakel eingestellt, die Beamten werden verstärkt Streife fahren. "Wegen des Super-Silvester haben wir unsere personelle Stärke ohnehin verstärkt. Wir werden am Abend des Jahreswechsels mit dreifacher Besetzung unterwegs sein", sagt Klaus-Werner Stuhr, Leiter des Polizeireviers Norderstedt. Auch er selbst wird im Einsatz sein und in der Wache an der Europaallee die Aktionen koordinieren. Die Ordnungshüter werden nicht nur kontrollieren, ob mit den Böllern Unfug getrieben wird, und sie beispielsweise durch Briefkästen in Häuser geworfen oder in Auspuffrohren von Autos zur Detonation gebracht werden. Die Streifen werden auch überprüfen, ob das Knallverbot eingehalten wird - vor allem in Garstedt sind Straßen bzw. Straßenteile vom Feuerwerk ausgenommen. In Norderstedt sei zwar bisher nichts von illegal eingeführten und gefährlichen Sprengkörpern bekannt geworden. Doch Stuhr verweist auf seine Hamburger Kollegen: Dort habe der Zoll lebensgefährliche Knaller sichergestellt, die vornehmlich über Polen eingeschmuggelt worden seien. Von solchen Sprengsätzen sollten die Menschen die Finger lassen. Wer "Gigant Maroon" oder die einer Stalinorgel im Kleinfornmat ähnlichen "Saturn Missiles" entzünde, riskiere nicht nur sein leben, er mache sich auch strafbar. Polizei und Feuerwehr appellieren an die Bürger, beim Kauf auf den Aufdruck "BAM-P I, II" zu achten - die drei Buchstaben stehen für "Bundesamt für Materialprüfung" und garantierten, dass die Sprengkörper so detonieren, wie sie sollen. Die Helfer und Retter raten zu sorgsamem Umgang mit dem Knallkörpern. Blindgänger sollten nicht erneut entzündet oder auch nur angefasst werden. Die Verletzungsgefahr sei durch die kurze Zündschnur extrem hoch. Auch diejenigen, die dem Alkohol schon reichlich zugesprochen haben, sollten die Finger vom Feuerwerk lassen. Die Norderstedter Falkenbergkirche ruft wieder auf zur Spendenaktion "Brot statt Böller" - die Spenden sollen den Flüchtlingen aus dem Kosovo zu Gute kommen. 900 000 Mark soll ein auf zwei Jahre angelegtes Projekt kosten, das dazu beitragen will, den Menschen aus dem ehemaligen Kriegsgebiet das Flüchtlings-Trauma zu nehmen. Auch Gemeindehelferin Ellen Glissmann von der Norderstedter Johanneskirche arbeitet in dem Hilfsprojekt mit. Die Falkenbergkirche hat sich zum besonderen Jahreswechsel das Ziel gesteckt, mindestens 1000 Mark für die Hilfsaktion zu sammeln. Spenden nimmt das Kirchenbüro entgegen, sie können auch auf das Konto Nr. 18 708 503 bei der Vereinsbank, BLZ 200 300 00, eingezahlt werden. Die Aktion "Brot statt Böller" hat bisher in den 17 Jahren ihres Bestehens 50 000 Mark an Spenden erbracht. "Wir gehen davon aus, dass die Menschen zum Millennium deutlich mehr Feuerwerk abschießen als in den Vorjahren", sagte Karl-Peter Knoll, Geschäfstführer von Karstadt in Norderstedt. Das Warenhaus hat sich auf den prognostizierten Ansturm eingestellt und rund ein Drittel mehr an Böllern und Raketen geordert als zu den vorausgegangenen Jahreswechseln. Ähnlich haben die anderen Anbieter kalkuliert. Wo knallen verboten ist: Seite 2

31.12.1999: Morgen wird Norderstedt 30. Und zum runden Geburtstag sind sich alle einig: Die Startschwierigkeiten sind überwunden, aus den vier Ursprungsgemeinden hat sich ein stabiles und attraktives Gemeinwesen entwickelt. Nachdem die Gründerphase hinter der Stadt liegt, muss sie jetzt ihre Position in der Region finden, ihr Verhältnis zum Kreis und zum großen Nachbarn Hamburg definieren und sich im wachsenden Wirtschaftswettbewerb behaupten. Diese Ziele hat Bürgermeister Hans-Joachim Grote als zentrale Herausforderung der nahen Zukunft genannt. Dass sich nicht nur Verwaltung und Politik Gedanken über das künftige Gesicht der fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins machen, wird durch vielfältige Aktivitäten deutlich: Die im Verein Norderstedt Marketing zusammengeschlossenen Unternehmen haben ein Entwicklungskonzept vorgelegt - diese Initiative der Wirtschaft sucht bundesweit ihresgleichen. Erst kürzlich hat der Marketing-Verein Pläne für ein Luftfrachtzentrum mit 2000 neuen Arbeitsplätzen an der Niendorfer Straße präsentiert. Weiterer Standortmagnet soll das moderne Datennetz wilhelm.tel werden. Auch das kulturelle Leben wird gestärkt: Der "Rohling" wird ausgebaut, damit bekommt die Stadt ein attraktives Kultur- und Kongresszentrum. Am 13. Januar wird das erste Norderstedter Neujahrskonzert Premiere feiern, zudem hat die Stadt schon Ansprüche angemeldet, wieder fester Spielort im Programm des Schleswig Holstein Musik Festivals zu werden. Fazit: Es herrscht Aufbruchstimmung. Doch die Zukunft muss mit knappen Finanzen geplant werden. "Die Gestaltungsspielräume für die Kommunen sind in den letzten Jahren immer enger geworden", sagt Grote. Die Zeiten des berühmt-berüchtigten hohen Norderstedter Standards dürften endgültig vorbei sein. Das war noch anders, als zum 1. Januar 1970 vier Dörfer zur neuen Stadt zusammengeschlossen wurden. Damals lebten 54 000 Menschen in Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe und Glashütte. Seitdem wuchs die Einwohnerzahl auf 72 000. Rund 10 000 Männer, Frauen und Kinder fanden eine neue Heimat in Norderstedt-Mitte - der neue Stadtteil, wurde als städtebauliches Meisterstück mehrfach preisgekrönt. Als Gegenpol zum Herold-Center nahm das Verwaltungs- und Dienstleistungszentrum rund ums neue Rathaus Gestalt an. Knapp 32 000 Arbeitsplätze wurden geschaffen, die Stadt erreichte eine fast ausgegliche- ne Pendlerstatistik. Die U-Bahn wurde von Garstedt zum neuen Bahnhof nach Norderstedt-Mitte verlängert. Schulen und Kindergärten wurden gebaut. Norderstedt profilierte sich im Umweltschutz und wurde mehrfach als "umweltfreundliche Gemeinde" ausgezeichnet. Das nötige Geld für den Aufbau lieferten florierende Unternehmen und überdurchschnittlich einkommensstarke Einwohner. Nur ein Problem blieb bis heute weitgehend ungelöst: die verstopften Straßen. Wechselnde politische Mehrheiten blockierten sich gegenseitig, in den letzten Jahren gelangen den Verantwortlichen immerhin Minimallösungen: die Kreisel an der Straße In de Tarpen und Langenharmer/Stonsdorfer Weg sowie der Teilausbau von Harckesheyde und Alter Kirchenweg. Voraussichtlich noch im Jahr 2000 soll nach 30-jähriger Planungszeit der erste Spatenstich für die neue Verbindung von der Schleswig-Holstein-Straße zur A 7 erfolgen. Angegangen werden soll auch die Verlängerung der Oadby-and-Wigston-Straße nach Norden

31.12.1999: "Die Stadt hat ihre Chancen wahrgenommen, Norderstedt hat sich zu einem lebendigen und liebenswerten Gemeinwesen entwickelt." Mit diesen Worten blickt Jürgen Meßfeldt auf den 30. Geburtstag Norderstedts - der Ex-Stadtbaurat war 18 Jahre lang im Amt und hatte maßgeblichen Anteil an der Entwicklung der Stadt. Die Entwicklungsziele seien weitgehend erreicht Zwar sei die angepeilte Einwohnerzahl von 80 000 noch nicht erreicht: "Doch das langsamere Wachstum hat uns auch vor Fehlern bewahrt, die andernorts zu Stein geworden sind", sagt Meßfeldt. Positiv sei, dass in Norderstedt viele attraktive Arbeitsplätze geschaffen worden seien. Berufsaus- und -einpendler hielten sich fast die Waage. Andererseits wiesen die Pendlerströme auf ein Problem hin, das seit der Stadtgründung ungelöst sei: Die alltäglichen Staus auf den verstopften Straßen. Nachdem eine Zeit lang der Traum vorgeherrscht habe, die Zahl der Autos zugunsten von Rad, Bus und Bahn reduzieren zu können, zeigten fast alle Parteien jetzt wieder Realitätssinn. Sie plädierten für eine Umgehung Garstedt, den Autobahnzubringer Norderstedt-Mitte und großzügige Baulandreserven. "Das sind Überlegungen in die richtige Richtung", sagt Meßfeldt. Nach schwierigen Anfangszeiten habe sich Norderstedt zu einer eigenständigen und selbstbewussten Stadt in der Metropolregion entwickelt. Festzustellen sei ein positives Norderstedt-Gefühl, die fünftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins gehe einer guten Zukunft entgegen.

31.12.1999: Ereignisse sind mit Namen verbunden: Fast immer waren es bestimmte Personen, die etwas ins Rollen gebracht haben - es gab in den vergangenen Jahrzehnten auch im Kreis Segeberg viele Frauen und Männer, die herausragend gewirkt haben. Manchmal in der Öffentlichkeit, manchmal mehr im Verborgenen. Die Norderstedter Zeitung erinnert an Menschen, die im Gedächtnis haften geblieben sind, deren Taten nachhaltige Wirkung haben oder die einfach berühmt geworden sind. Im Kreis Segeberg werden die Fäden der Landespolitik gezogen. Das war noch nie so deutlich wie jetzt: Mit Franz Thönnes (SPD). Peter Kurt Würzbach (CDU) und Jürgen Koppelin (FDP) kommen die derzeitigen Landesvorsitzenden aus dem Kreis Segeberg, mit Heide Moser (SPD) stellt Norderstedt eine Ministerin, aber schon früher kamen bedeutende Politiker aus diesem Kreis. Der bekannteste von ihnen war Helmut Lemke aus Nehms. Der CDU-Politiker wurde 1954 schleswig-holsteinischer Kultusminister, 1955 Innenminister und 1963 Ministerpräsident. Nachdem Gerhard Stoltenberg 1971 das Ruder übernahm, wurde "Papa" Lemke 1971 Landtagspräsident und blieb es bis 1983. Im Alter von 83 Jahren starb der CDU-Ehrenvorsitzende im Jahre 1990. Ein wichtiger Mann für Norderstedt war der Ingenieur Heinrich Lönnies , der sich schon 1947 für die Stadt stark machte und später den "Förderverein Norderstedt" gründete. Er war als "Löwe von Norderstedt" bekannt. Für städtebauliche Schlagzeilen sorgte ein Däne mit Büro in Norderstedt: Lennart Feddersen startete hier seine Karriere als "Mr. Eurobau". 1976 eröffnete er in Harksheide seine erste Häuser-Schau. Inzwischen gibt und gab es Eurobau-Ausstellungen in ganz Deutschland. Volker Hallwachs machte aus den Norderstedter Stadtwerken ein modernes Dienstleistungsunternehmen, das sogar der Telekom Konkurrenz macht. Der Umweltschutz hatte in Norderstedt einen Namen: Klaus Kehrmann leitete das städtische Umweltamt und setzte auf diesem Gebiet auch bundesweit Maßstäbe. Ein bundesweiter Trendsetter in der Abfallentsorgung war Karl-Heinz Radetzki , langjähriger Vorsteher des Wege-Zweckverbandes. Für den Naturschutz setzen sich Hans-Heinrich und Theda Hatlapa auf besondere Weise ein: Mit ihrem Wildpark Eekholt haben sie ein viel beachtetes Kleinod der naturkundlichen Bildung geschaffen. Mit dem Tierschutz im Kreis ist der Name Ingeborg Behrens verbunden: Sie sorgte für den Bau des Kreistierheims in Henstedt-Ulzburg Die Kirche ist schon oft für tot erklärt worden, dass sie trotzdem im Gespräch bleibt, ist im Kreis Segeberg vor allem zwei Pastoren zu verdanken. In Henstedt-Ulzburg sorgt Andreas Rüß mit klaren Thesen für ein volles Gotteshaus. Er tritt für seine konservativen Anschauungen auch in Talkshows an, machte zuletzt aber auch negative Schlagzeilen. In Norderstedt wirbt Gunnar Urbach mit spektakulären Aktionen für die Kirche. Beide machten schon häufiger bundesweit von sich reden. Werner Hutterer brachte Kultur und Bildung nach Norderstedt: Er ist nicht nur VHS-Chef in Norderstedt, sondern auch Landesvorsitzender der Volkshochschulen und sogar im Bundesvorstand. Erna Zerling , die verstorbene Kulturbeauftragte der Stadt Norderstedt, holte erstmals die Stars der Bühne in den Festsaal am Falkenberg. Carl Schumacher , ehemaliger Feuerwehrchef von Garstedt, war treibende Kraft bei der Gründung des Feuerwehrmuseums. Es gibt auch Menschen im Kreis Segeberg, die die Massen begeistern. Der bekannteste Norderstedter ist natürlich Fußballidol Uwe Seeler - er macht bis heute Schlagzeilen. Günther Willumeit aus Bad Segeberg ist eigentlich Zahnarzt, hat aber den Humor zum Beruf gemacht und bringt Millionen zum Lachen. Der französische Baron Pierre Brice hat die Segeberger Karl-May-Spiele zu einem nationalen Ereignis gemacht: Sein "Winnetou" bleibt unvergessen

31.12.1999: Die Nacht der Narren: Die Sozialdemokraten in Norderstedt formieren sich neu: Die vier Ortsvereine der Ursprungsgemeinden schließen sich zusammen. Vorsitzende wird Sozialministerin Heide Moser, die mit tiefer Zerstrittenheit der Sozialdemokraten in der Stadt zu kämpfen hat. FEBRUAR Der TÜV Norderstedt veröffentlich eine alarmierende Statistik: 20 Prozent aller vorgeführten Pkw wurde im Laufe eines Jahres wegen erheblicher Mängel die Plakette verweigert. Das Norderstedter Rathaus wird zum Paradies für Verliebte. Zum dritten Mal lockt eine Hochzeitsmesse zahlreiche Besucher an, die sich über neue Trends in der Branche informieren. Vier Jahre nach einem Mord in Kisdorfer Wohld wird der mutmaßliche Todesschütze in Polen gefaßt. Der Pole soll einen Dachdecker für 20 000 Mark ermordet haben, Auftraggeberin soll die Ehefrau gewesen sein. Seit dem Ausbau der U-Bahn-Strecke zwischen Garstedt und Norderstedt-Mitte hat sich die Zahl der Fahrgäste in diesem Bereich verdoppelt, der 230 Millionen Mark teure Bau hat damit seine Erwartungen erfüllt. Im Kreis Segeberg wird zu wenig Müll produziert - durch erhebliche Überkapazitäten der Damsdorfer Zentraldeponie müssen die Kosten auf weniger Müll umgewälzt werden In Garstedt schließen sich Bürger zu einer Initiative zusammen. Gemeinsam wollen sie eine Verkehrsberuhigung in der Norderstedter Straße voranbringen. Giftalarm für 70 Feuerwehrleute im Norderstedter Luftfrachtzentrum: Aus einem undichten Karton soll angeblich eine hochgiftige Chemikalie entweichen. Zum Glück ein Irrtum, wie sich erst einen Tag später herausstellt. In Norderstedt hält die Zukunft Einzug: Mit einem bundesweit einmaligen Projekt wollen die Stadtwerke ein extrem schnelles Datennetz in der Stadt verlegen, 40 Millionen Mark sollen bis zur Fertigstellung investiert werden

31.12.1999: Streik wegen eines Schlüssels: Ellerau ist eine der wenigen Gemeinden im Kreis, die an einer alten Tradition festhält. Pünktlich zu Beginn des Wonnemonats errichten die Bürger einen Maibaum auf dem Feuerwehrplatz. Die Kommunalaufsicht lehnt ein Bürgerbegehren der SPD in Ellerau ab, die Einwohner dürfen somit nicht über die Gebühren der Minischule entscheiden. Zufrieden sind die 80 Aussteller mit der ersten Kaltenkirchener Gewerbemesse. Mehr als 10 000 Menschen bummeln trotz Regens über das Messegelände. In Kaltenkirchen weiht Bürgermeister Ingo Zobel das neue Freibad an der Holstentherme mit einem Kopfsprung ein. 7,7 Millionen Mark hat der Bau verschlungen, dafür können die Gäste jetzt einen ausgezeichneten Panorama-Blick genießen. In Ellerau macht Bürgermeister Torsten Thormählen den ersten Spatenstich für das neue Rathaus, das nach Plänen der Bauherren im Frühjahr 2000 bezugsfertig sein soll. MAI Trotz heftiger Regenfälle richtet die Freiwillige Feuerwehr Garstedt ihr traditionelles Waldfest aus. Mit Erfolg: Das Publikum lässt sich die Laune trotz des schlechten Wetters nicht verderben. In Norderstedt endet ein politischer Dauerstreit um den Ausbau der Oadby-and-Wigston-Straße. Man einigt sich mit der "kleinen Lösung" auf die Erweiterung zur Harckesheyde. Superfest der Pferdefreunde in Wilstedt: Die Tangstedterin Nina Hannes verteidigt ihren Titel beim Ringreiten . Schlüssel-Streik im Schulzentrum Süd. Ein Lehrer soll 54 000 Mark für eine neue Schließanlage zahlen, weil er einen Schlüssel verloren hat. Kollegen solidarisieren sich und geben ihre Schlüssel zurück. Die Hausmeister müssen Fachräume aufschließen. Zwischen Henstedt-Ulzburg und Kaltenkirchen werden die Bauarbeiten für den neuen Autobahnzubringer begonnen. Fertigstellung ist Ende 2001 geplant

 
   
 
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