FC Eintracht Norderstedt 03
  Norderstedt (70–79)
 
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1970

Januar

02.01.1970: ZWEI TOTE IN NORDERSTEDT / KLEINKALIBERSCHÜTZE GESUCHT 0 Vier Verkehrstote, 200 Verletzte bei Unfällen und Unglücksfällen, 65 erkrankte Menschen: Das ist die Bilanz der Silvesternacht bei Polizei und Feuerwehr. Von Mitternacht bis 6 Uhr fuhren Peterwagen und Feuerwehrfahrzeuge über 400 Einsätze. Die Feuerwehr wurde 50mal alarmiert. Zehn Alarmrufe erwiesen sich als "Unfugmeldungen". Ursache von 15 Bränden waren Feuerwerkskörper. Das waren die vier tödlichen Verkehrsunfälle: Am Neujahrsmorgen gegen 6.45 Uhr wurde auf dem Bahnübergang Quickborner Straße in Norderstedt der 29jährige Siegfried Algunenkow aus Eidelstedt getötet, als er mit seinem Auto von einem Triebwagen der Alster-Nord-Bahn erfaßt wurde. Dreißig Minuten später prallten auf der Ohechaussee in Norderstedt zwei Autos zusammen. Dabei erlitt der 25jährige Harald M. aus Quickborn so schwere Verletzungen, daß er im Krankenhaus starb. Im anderen Wagen wurde der 22jährige Waldemar W. aus Henstedt-Rhen schwer verletzt. In Hamburg wurde die 80jährige Rentnerin Emma W. aus Eidelstedt auf der Lohkampstraße in Eidelstedt von einem Personenwagen angefahren. Die Frau starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Auf der Georg-Wilhelm-Straße in Wilhelmsburg erfaßte ein Personenwagen den 59jährigen Fußbodenleger Hans B. aus Wilhelmsburg. B. starb noch an der Unfallstelle. In Lebensgefahr schwebt der 19jährige Arbeiter Rainer Seh. aus Finkenwerder. Gegen 3.15 Uhr wollte er auf dem Balkon im dritten Stock seines Wohnhauses an der Nordmeerstraße einen Feuerwerkskörper abbrennen. Dabei verlor der Arbeiter das Gleichgewicht und stürzte in die Tiefe. Ein "Schützenfest" veranstaltete in der Silvesternacht ein noch unbekannter Täter. Mit einrm Kleinkalibergewehr zerschoß er an den Straßen Bleickenallee, Bernadottestraße, Hohenzollernring und Fischersallee in Altona die Scheiben von 22 abgestellten Autos. wo/ahl

03.01.1970: Einen Leckerbissen für Hamburger Philatelisten hält Norderstedt, jüngste Stadt der Bundesrepublik im Nordwesten Hamburgs, bereit: Nur noch am heutigen Sonnabend wird das zweite numerierte Gedenkblatt (500 Stück) zur Stadtgründung Norderstedts mit dem Ersttagsstempel auf dem Stand der als Beilage zum Hamburger Abendblatt erscheinenden Norderstedter Zeitung auf der Briefmarkenwerbeschau im C'oppernirus-Gymnasium am Birkenweg zum Preis von sieben Mark angeboten. Das erste Gedenkblatt mit einer Aufjage von 20C Stück war bereits nach acht Minuten vergriffen. Der Reinerlös aus dem Verkauf kommt dem Verein Lebenshilfe für das geistig behinderte Kind zugute. Die Briefmarkenwerbeschau in Norderstedt ? erreichbar mit der U-Bahn, Endstation Garstedt ? ist. am heutigen Sonnabend noch bis 16 Uhr geöffnet. ahl.

05.01.1970: "Ich habe den Eindruck, daß Norderstedt im Kreis Segeberg gut aufgehoben ist. Jetzt kommt es darauf an, daß sich die einzelnen Stadtteile schnell zusammenfinden." Das sagte zum Wochenende der In Norderstedt residierende Landesbeauftragte Ministerialrat a. D. Heino Schröder während eines Empfangs in Bad Segeberg. Landtag und Kreistagspräsident hatten zum erstenmal Norderstedts Kommunalpolitiker, Vertreter der Wirtschaft, der Polizei und anderer öffentlicher Institutionen empfangen. Auch die bisherigen Bürgermeister von Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte waren zu Gast in der Kreisstadt.

06.01.1970: Eigener Bericht ahl. Norderstedt, 6. Januar Nachbarn haben heute bei einem Wohnungsbrand in der Straße Moorkamp 1 a im Norderstedter Stadtteil Harksheide dem Gaststättengehilfen Hans- Jürgen Schreep (27) und seiner fünfjährigen Tochter Ursel das Leben gerettet. Während die Kücheneinrichtung aus noch ungeklärter Ursache in Flammen aufging und völlig verbrannte, schlief Hans-Jürgen Schreep in einem Zimmer nebenan. Nachbarn, durch den aus der Wohnung dringenden Qualm aufmerksam geworden, klingelten den Gaststättengehilfen aus dem Schlaf. Schreep riß seine Tochter aus dem Schlaf und konnte sich mit ihr retten

07.01.1970: DIE WEDELER WOLLEN KÜNFTIG BILLIGER TELEFONIEREN ECKHARD F. SCHRÖTER 0 Ein 31 Jahre alter Jurastudent will die Geldbörsen seiner Wedeler Mitbürger schonen und sich dafür einsetzen, daß die Telefonrechnungen in Zukunft nicht mehr die bisherige Höhe erreichen. Michael Wiesemann aus der Mühienstraße 13 hat in diesen Tagen eine Unterschriftensammlung gestartet. Sein Ziel: Wedels Bürger sollen dafür stimmen, daß die Stadt dem Hamburger Telefonnetz angeschlossen wird. "Wedel ist nach Hamburg orientiert, sowohl wirtschaftlich als auch in allen anderen Belangen", betonte Wiesemann in einem Gespräch mit dem Hamburger Abendblatt. "Jedes Telefongespräch ist ein Ferngespräch und entsprechend teuer. Hier liegt eine Benachteiligung vor, beispielsweise gegenüber Schenefeld und nun auch Norderstedt, die beide schon lange an das Hamburger Netz angeschlossen sind." 250 Listen hat Wiesemann in den Geschäften in der Mühlenstraße und der Bahnhofsstraße verteilt. Noch einen Monat lang können sich die Einwohner eintragen. Dann rechnet Wiesemann mit ungefähr 2500 Unterschriften. "Das Ergebnis der Aktion werde ich dem Wedeler Bürgermeister Dr. Winkler vorlegen. Dann hat die Stadtverwaltung die Möglichkeit, bei der Post stärker aufzutreten", meint Wiesemann optimistisch. Die Stadt Wedel befürwortet die Aktion des Studenten. Erster Stadtrat Bruno Voigt: "Schon seit Jahren bemüht sich die Stadt, an das Hamburger Netz angeschlossen zu werden. Bislang waren unsere Anstrengungen vergeblich. Dabei ist Wedel durch das eigene Netz nachweisbar Schaden entstanden. Mehrere Industriebetriebe siedelten sich nicht in Wedel an, weil sie bei uns nicht im Hamburger Telefonbuch stehen würden. Andere Orte bekamen den Vorzug." Diesen "ungleichen Wettbewerb" will sich Wedel nun nicht länger bieten lassen. "Wir tragen uns mit dem Gedanken, die Post auf dem Klagewege zu zwingen, Wedel an das Hamburger Netz anzuschließen", fährt Bruno Voigt schärferes Geschütz auf. Bei der Post sieht man den Dingen gelassen entgegen. Fernmeldeamtmann Erich Kühl vom Fernmeldeamt 4 Hamburg: "Eine Erweiterung des Hambur-. ger Ortsnetzes ist nicht möglich. Die Investitionskosten wären zu hoch. Außerdem ? wenn wir Wedel anschlie- ßen würden, kämen andere Gemeinden und Städte aus dem Hamburger Randgebiet mit der gleichen Forderung. Und wo sollte das hinführen?"

14.01.1970: Entschädigungsforderungen in Höhe von mehreren Millionen DM hat der Kreis Stormarn für die Abtrennung seiner ehemaligen Gemeinden Harksheide und Glashütte (heute zusammen mit Garstedt und Friedrichsgabe "Norderstedt") beim Nachbarkreis Segeberg angemeldet, (dpa)

15.01.1970: Norderstedt soll die Visitenkarte des Landes gewisserma- ßen das Tor nach Schleswig- Holstein werden. Das hat bei einem ersten offiziellen Besuch in der neuen 55 OOO-Einwohner- Stadt Innenminister Dr. Hartwig Schlegelberger erklärt. "Mein Besuch ist kein Spektakulum mit dem Gefühl, das haben wir nun geschafft. Ich bin gekommen, nunmehr den Beschluß des Landtages planmäßig zu verwirklichen." Der Innenminister sagte dabei der fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins starke Finanzhilfen des Landes zu ? auch auf Kosten anderer Regionen im Lande. Er wolle keine papierenei Versprechen geben, sondern echte Hilfe leisten. Besonders für die Verkehrserschließung müsse alles erdenklich Mögliche getan werden, vor allem im Hinblick auf den Großflughafen "Holstenfeld" bei Kaltenkirchen. Der Landesbeauftpagte für Norderstedt, Ministerialrat a. D. Heino Schröder, legte gestern den ersten Haushaltsplan für die Stadt mit einem Vplumen von 28.2 Mill. DM vor. Das sind 1,5 Mill. DM mehr, als die Haushalte der vier zur Stadt zusammengeschlossenen Gemeinden vorsehen. Die Mehreinnahmen: in erster Linie zusätzliche Förderunigsmittel aus Kiel für die neue Stadt. Die erste unpopuläre Maßnahme in Norderstedt ist die Angleich ung der Steuersätze der vier Gemeinden auf den Stand der Gemeinde Garstedt, die bisher den höchsten Satz hatte. Damit werden einzelne Stadtteile von Norderstedt keine "Steuerparadiese" mehr sein. Diese Angieichung schlägt für die StadsMnit 800 000 DM Mehreinnahmen zu Buche.

15.01.1970: FOLGEN DER GEBIETSREFORM IN SCHLESWIG-HOLSTEIN Eigener Bericht 0 fa. Kiel. 15. Januar Wenn die Schleswig-Holsteiner am 27. April, am Tag nach der Kommunalwahl, aufwachen, hat ihr Land statt 17 nur noch zwölf Kreise. Rund 700 000 Bewohner des nördlichsten Bundeslandes sind von dieser Umstrukturierung der Verwaltung betroffen. Was hat sie für Folgen? Die Landkreise Südtondern, Husum und Eiderstedt beispielsweise werden zum Kreis Nordfriesland verschmolzen. Voraussichtlich wird der Wunsch der Nordfriesen jetzt erfüllt, das Kraftfahrzeug-Kennzeichnen FRI führen zu können. Heißsporne aus den Reihen der Friesen, die dieses Kennzeichen schon anbrachten, müssen es vorerst wieder entfernen, da alle drei Kreise noch eigene Kennzeichen haben. Aus Norderdithmarschen und Süderdithmarschen wird jetzt Dithmarschen. Die zerstrittenen Dithmarscher, die im Mittelalter Schulter an Schulter die erste Bauernrepublik in Schleswig-Holstein gründeten und gegen Dänemarks Könige revoltierten, werden wieder vereint. Allerdings müssen die Süderdithmarscher schlucken. daß die gemeinsame Kreishauptstadt jetzt Heide heißt und im Zentrum Norderdithmarschens liegt. Voraussichtlich wird auch hier ein neues Autokennzeichen mit der Abkürzung von Dithmarschen eingeführt. Die vier Großstädte Kiel. Lübeck, Flensburg und Neumünster bekommen etwas Land hinzu. Teile einiger Stadtgemeinden. Manche neu eingemeindeten Hundebesitzer müssen dann tiefer in die Tasche greifen. Der Dorfpudel, der bislang mit 20 DM im Jahr zu versteuern war, wird nun als Großstadthund 60 DM kosten. Will der Pudelbesitzer bauen, so kann er die Genehmigung nn im nahen Rathaus der Großstadt beantragen und nicht erst nach langen Wegen beim Landratsamt. Verschmolzen werden die Landkreise Eckernförde und Rendsburg. Für die am Kieler Rand wohnenden Bürger des Kreises Eckernförde bedeutet das eine doppelt so lange Fahrzeit zum neuen Landratsamt in Rendsburg. Wer keinen Wagen hat, aber eine persönliche Rücksprache beim Landrat wünscht, ist auf die öffentlichen Verkehrsmittel angewiesen ? und da hapert es oft. So werden dann die neuen Großkreise bemüht sein, mehr Entscheidungsvollmacht in die von den neuen Landratsämtern weit entfernten Gemeinden zu relegieren. Die Ausstellung von Personalausweisen und Pässen sowie die Rücksprache beim Finanzbeamten soll nach unten abgegeben werden. In Rendsburg will man jedoch ein neues Landratsamt bauen, weil das alte die Einwohner des Kreises Eckernförde nicht mitverwalten kann. Der Autobesitzer, der bei der Gebietsreform außerhalb der Großstadt in der kleinen Gemeinde bleibt, hat es mit der Versicherung weiterhin billiger. Die Kfz- Tarife wurden ab 1. Januar in Orten über 100 000 Einwohner um fünf Prozent, in Orten bis zu 5000 Einwohner aber nur um 2,5 Prozent erhöht. Allein 25 Amtsgerichte werden im Zuge der Gebietsreform in Schleswig-Holstein bis zum 1. Januar 1976 aufgelöst. In der Wahlnacht beginnt es schon mit der Liquidierung der Gerichte in Bargteheide, Reinfeld und Schenefeld. Die Bargteheider müssen künftig nach Ahrensburg, die Reinfelder nach Bad Oldesloe, die Bewohner des Bezirks Schenefeld nach Ahrensburg oder Oldesloe. Notare und Anwälte werden gezwungen, ihre Sitze zu verlegen. Im Außenring um Hamburg gewöhnen sich die Bürger der neuen Stadt Norderstedt mit fast 60 000 Einwohnern schon um. Am 1. Januar wurde in Norderstedt ein Polizeirevier eingerichtet, der Polizei-Inspektion Bad Segeberg unterstellt und mit Zweigstellen in Friedrichsgabe, Glashütte und Harksheide versehen. Außerdem wird eine Kriminalpolizei-Außenstelle in Norderstedt eingerichtet. So bringt die Gebietsreform, die die Verwaltung Schleswig-Holsteins mit Blick auf das Computer-Zeitalter effektiver machen soll, viele Umstellungen und auch manche Beschwernisse. Für die Dänen wird es am 1. April einen noch tieferen Einschnitt geben. In Dänemark sinkt die Zahl der Kreise dann durch eine große Gebietsreform von 22 auf 13. die der Gemeinden sogar von 1387 auf 276.

17.01.1970: NORDERSTEDT SOLL EIN MODELLFALL WERDEN 0 Eigener Bericht - SAD "hl. Norderstedt, 17. Januar Auch in der schleswig-holsteinischen Landeskirche soll Norderstedt zu einem Modellfall werden. Die sechs Kirchengemeindegrenzen im Stadtgebiet sollen fallen, das kirchliche Leben "freizügig" werden. Dann kann jeder in der Kirche heiraten oder sein Kind taufen lassen, in der er es will. Erste Maßnahme für das "Modell Norderstedt": Drei noch in Berlin tätige Diakone sollen für schwerpunktmäßig" Sozialartoeit ohne Rücksicht auf einzelne Kirchen im gesamten Stadtbereich eingesetzt werden. Geplant sind der Bau von mehreren sozialen Einrichtungen wie Kindergärten und Betreuungsstätten. Kirchenbauten stehen erst an zweiter Stelle. Das hat am Freitag die Synode der Propstei Hamburg-Niendorf während einer Tagung in Quickborn beschlossen. Umwälzende kirchenpolitische Maßnahme für das "Modell": "Ein Norderstedt-Rat kann im Rahmen des Kirchengemeindeverbandes die dringendsten Maßnahmen beschließen", erklärte Propst Martin Bols

19.01.1970: Deutsche Presse-Agentur Bad Segeberg, 19. Januar Mit großer Mehrheit ist der schleswig-holsteinische Ministerpräsident Dr. Helmut Lemke auf einem Parteitag in Bad Segeberg von neuem zum CDU-Vorsitzenden für den Kreis Segeberg gewählt worden. Er erhielt 211 von 218 abgegebenen Stimmen. Auch in der kommenden Legislaturperiode hofft die CDU auf eine Mehrheit im Kreisparlament, trotz der Zuordnung Norderstedts zum Kreis Segeberg. Bisher hatte die SPD die Mehrheit in den vier Gemeinden, die zu Norderstedt vereint wurden.

21.01.1970: UMSATZ STIEG 1969 UM 145 PROZENT 0 Sorgenfrei und im Wohlstand hat er in den letzten Jahren nicht gelebt, aber jetzt ist Hein Gas unter die Milliardäre gegangen. Jedenfalls was den Absatz von Stadt- und Erdgas im Jahr 1969 betrifft. Nicht ohne Stolz verkündeten es die Geschäftsführer der Hamburger Gaswerke, Georg Düwel und Rudolf Steinborn: 1,1 Milliarden Kubikmeter Gas wurden "verkauft". Die Hälfte dieser Menge entfiel bereits 1969 auf Erdgas, das seinen Siegeszug fortsetzt. Insgesamt konnte das Unternehmen trotz erheblicher Schwierigkeiten, die sich aus einer Umschichtung der Verbrauchergewohnheiten ergaben, in den letzten zehn Jahren eine stürmische Aufwärtsentwicklung vorweisen. Der Absatz stieg um nicht weniger als 145 Prozent. In die langfristige Konzeption des Unternehmens paßt kein Stillstand. So sollen die Investitionen für die kommenden zehn Jahre abermals rund 300 Millionen Mark betragen, und bis 1980 glaubt man, mehr als drei Milliarden Kubikmeter Gas absetzen zu können. Hamburgs Industrie nimmt dabei als Abnehmer einen immer wichtigeren Platz ein. Haben auch die alten, romantischen Gaslaternen keine Chance mehr, die mit Erdgas versorgten Haushalte haben sie um so mehr. Schon jetzt sind in diese Versorgung 78 000 Haushalte einbezogen, Ende dieses Jahres werden es 110 000 sein. Im übrigen weiß Hein Gas, was er seinen Kunden schuldig ist. So denkt man trotz allgemeiner Kostensteigerung von etwa zehn Prozent nicht daran, den Gaspreis zu erhöhen. Im Gegenteil: Bestimmte Großverbraucher (etwa 10 000 Kubikmeter im Jahr) sollen in den Genuß einer 15- bis 20prozentigen Preisermäßigung kommen. Für die siebziger Jahre haben sich die Hamburger Gaswerke die weitere Verbesserung des Rohrnetzes (heute 5400 Kilometer) und die Errichtung weiterer Speicherstationen zum Ziel gesetzt. Daneben werden im Hamburger Umland neue Abnehmer dazu kommen. So steht die Versorgung von Bargteheide, Ahrensburg, Norderstedt, Henstedt-Ulzburg und Wedel mit Erdgas bevor. qu

22.01.1970: Drei Wochen nach der Geburt des jüngsten "Stadtkindes" von Schleswig-Holstein hat Norderstedt auch seine für jedermann sichtbare Visitenkarte bekommen: "Norderstedt Kreis Segeberg". An 16 verschiedenen Punkten wurden die gelben Ortstafeln für die 55 000 Einwohner-Stadt im Nordwesten vor den Toren Hamburgs aufgestellt. Gleichzeitig wurden die Ortsschilder der bisherigen Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte demontiert. Ebenso die "Hoheitstafeln" für die Kreise Pinneberg und Stormarn. Warum es so lange dauerte, bis Norderstedt seine Visitenkarte bekam? Vor der Stadtgründung hatte niemand daran gedacht, die Ortstafeln in Auftrag zu geben, -ahl

22.01.1970: Die U-Bahn in Hamburg wird schneller und moderner. Noch in diesem Jahr, voraussichtlich ab Spätsommer, wird die Höchstgeschwindigkeit der Linie U 1 (Garstedt - Ohlstedt/Großhansdorf) auf 80 km/st heraufgesetzt. Auch die beiden anderen Linien U 2 (Hagenbeck-Farmsen und U 3 (Barmbek-Billstedt) werden erheblich beschleunigt.

26.01.1970: Einstimmig verabschiedeten die Fraktionen der Bezirksversammlung Hamburg Nord einen interfraktionellen Antrag, um den Ausbau der Teilortsumgehung Langenhorn bis zum Jahnring rasch voranzutreiben. Das Bezirksamt soll sich entsprechend einsetzen. Dieser Antrag war ein Kompromiß zwischen zwei getrennten Anträgen der SPD- und der CDU-Fraktion, die im Kern dasselbe Ziel verfolgen. Während die CDU sich ursprünglich für einen möglichst schnellen Ausbau aussprach, betonte die SPD. daß dieser Ausbau bis zum Jahnring erfolgen solle. Hierzu Franz Röttel (SPD): "Die Langenhorner Chaussee ist die einzige Ausfallstraße nach Norden in unserem Bereich. Als deren Ausbau beschlossen wurde, hieß es, daß 1971 damit begonnen werden könnte. Jetzt aber ist 1974 im Gespräch. Das bedeutet, daß diese Stra- ße frühestens 1977 befahren werden kann. Nach den bisherigen Planungen endet sie dann in der Sengelmannstraße. Dort ist aber jetzt schon ein großer Engpaß. Wir meinen, daß auch die Geschäftsstadt Nord an diese Hauptstraße angeschlossen werden muß. Die Teilortsumgehung Langenhorn müßte also in einem Zuge bis zum Mittleren Ring durchgezogen werden. Das würde im gesamten nördlichen Bereich eine wesentliche Verbesserung bedeuten!" Paul Kuhn (CDU) wies auf Norderstedt hin. "Diese Stadt ist an die Langenhorner Chaussee angeschlossen. Diese Straße ist aber noch nicht einmal vierspurig ausgebaut. Und je mehr Ampeln dort hinkommen, desto geringer wird die Leistungsfähigkeit der Straße. Schon deshalb muß ein möglichst schneller Ausbau der Teilortsumgehung erfolgen!" Auch der Ausbau der Grenzstraße Am Ochsenzoll vor 1974 war ein wichtiges Thema der Bezirksversammlung. Sie stimmte einem entsprechenden Antrag des Ortsausschusses Fuhlsbüttel ohne Ausnahme zu. In dem Antrag heißt es, daß diese Straße fast nur von dem Verkehraufkommen aus Schleswig-Holstein betroffen wird. Über die Kostenverteilung müßte zwischen den Ländern verhandelt werden, damit der Ausbau möglichst bald im Haushaltsplan erscheinen kann. Rolf Kruse (CDU) wies darauf hin, daß die Anlieger keinerlei Interesse an einem Ausbau hätten. Die Kosten sollten so gering wie möglich gehalten werden. tj

28.01.1970: 328 Liter in der Sekunde ? das ist die Menge der Abwässer, die Norderstedt, vertraglich abgesichert, in das Hamburger Sielnetz leiten darf. Tatsächlich aber werden zur Zeit nur etwa 100 Liter je Sekunde in das Sielsystem der Hansestadt geschickt. Diese Auskunft gab Erster Baudirektor Ulrich Wienbeck vor den Mitgliedern des Ortsausschusses Fuhlsbüttel. In diesem Gremium war man erstaunt dar- Mangelhafte Verträge über, daß nördlich der Hamburger Landesgrenze ohne Einschränkung gebaut wird, während im eigenen Bereich wegen der unzureichenden Sielverhältnisse eine Baubeschränkung von 500 Einheiten je Jahr Gültigkeit hat. Ulrich Wienbeck, der zunächst auf die geschichtliche Entwicklung des Hamburger Sielbaus und die immer neuen Erkenntnisse in der Frage der Abwässerbeseitigung einging, hatte ebenso verständnisbereite wie kritische Zuhörer. Nach seinen Worten wurde im Laufe der Zeit immer deutlicher, daß die Topographie entscheidend zu berücksichtigen war, also Gebiete Schleswig-Holsteins, die zur Alster hin entwässerten, eines Tages an das Hamburger Netz angeschlossen werden mußten. Deshalb sind seit 1960 mit einigen schleswigholsteinischen Gemeinden und Verbän- Sammler Niendorf später den Verträge abgeschlossen worden. Als erheblichen Mangel bezeichnete Wienbeck die Tatsache, daß dabei keine zeitliche Staffelung der Mengen ausgehandelt wurden. Damit steht aber die Leistungsfähigkeit des Hamburger Netzes in Frage. "Für die Entwässerung Langenhorns und Fuhlsbüttels wird es notwendig, einen Anschluß an das Klärwerk Stel- 1 linger Moor zu finden. Der Sammler Niendorf wird aber erst später gebaut werden. Zunächst ist der Sammler Ost an der Reihe, der nächste wird im Harburger Raum gebaut. Dann folgt vielleicht der Sammler Niendorf. Solange werden wir noch gewisse Mängel hinnehmen müssen." Wienbeck wies darauf hin, daß er bemüht gewesen ist, mit den Gemeinden! Garstedt, Harksheide und Glashütte wegen der Notlage zu einem Zusatzab- Sie warten schon lange kommen zu kommen. Alle Gemeinden hätten sich aber wegen der seinerzeit bevorstehenden Stadtgründung nicht imstande gesehen, Abmachungen zu treffen. Er hofft, daß er mit der neuen Stadtverwaltung Norderstedt eine zeitliche Staffelung der Abwässsermengen erreichen kann. Ortsamtsleiter Wilhelm Schade brachte die Besielung der Ostdeutschen Bauernsiedlung Langenhorn ii.s Gespräch. Dabei handelt es sich um mehr als 100 Siedlerstellen, die 1955 bezogen wurden, aber heute noch auf Anschluß an das Sielnetz warten. Ulrich Wienbeck erbat sich hierüber noch einmal genaue Unterlagen. -tj-

29.01.1970: Haben wir doch da jetzt eine neue Stadt im Norden Hamburgs. Nach vielem Hin und Her und Für und Wider aus vier Hamburger Randgemeinden gebildet. Norderstedt heißt sie, vor einigen Wochen entstanden aus den Gemeinden Friedrichsgabe, Garstedt, Glashütte und Harksheide. Muß man sich natürlich erst daran gewöhnen, und d.enkt bestimmt mancher vorläufig immer noch in den alten Bezeichnungen. Kann man ja auch von den Menschen nicht anders erwarten. Norderstedt, das muß erst in unser Bewußtsein hineinwachsen. Es braucht seine Zeit, bis es uns so vertraut wird wie alte Hamburger Stadtteile- Pö=eldorf zum Beispiel. Einige ganz bewußte Norderstedter erwarten allerdings schon jetzt, daß man in ihrer neuen Stadt ebenso gut Bescheid weiß wie im alten Pöseldorf. Gab doch da neulich einer in einer Anzeige als Adresse "Norderstedt 3, Kirchstraße" an. Wo, bitte, ist Norderstedt 3? Hamburg 13, das kennt jeder. Aber Norderstedt 3, was ist das? Friedrichsgabe, Garstedt, Glashütte oder Harksheide? Wäre es nicht angebracht, zumindest für die erste Zeit den Ortsteil namentlich anzugeben?

30.01.1970: Zu einer Massenkarambolage kam es heute früh gegen 6.30 Uhr auf der Langenhorner Chaussee in Höhe des Hauses Nr. 428. In einer leichten Kurve prallten zwei Personenwagen zusammen und wurden zur Seite geschleudert Sie hatten beide in enll gegengesetzter Richtung zum Überholen angesetzt. Vier weitere nachfolgende Fahrzeuge rasten mit voller Wucht auf diese beiden Wagen. Vier Insassen wurden verletzt ? die Langenhorner Chaussee war eine Dreiviertelstunde lang blockiert. Insgesamt vier Autos waren in einen schweren Unfall verwickelt, der sich gestern nachmittag auf der Ohechaussee in Norderstedt ereignete (unser Bild). Hier war ein Hamburger) Pkw bei einem gewagten Überholmanöver frontal mit einem entgegenkommenden Auto zusammengestoßen. Zwei weitere Wagen fuhren auf. Dieser Unfall forderte zwei Schwer- und drei Leichtverletzte. Ti

Februar

06.02.1970: Eigener Bericht f a. Kiel, 6. Februar Der Raum Norderstedt ist ? ? im Verhältnis zur Einwohnerzahl ? das am stärksten industrialisierte Gebiet Schleswig-Holsteins. Das geht aus einer Analyse hervor, die im Auftrag des statistischen Landesamtes in Kiel durchgeführt wurde. Von 1000 Norderstedtern haben 112 einen Arbeitsplatz in der Industrie. Im Landesdurchschnitt liegt dieses Verhältnis bei 1000:73

09.02.1970: Norderstedt will Großstadt werden Eigener Bericht gp Norderstedt, 9. Februar Norderstedt soll nach den neuesten Vorstellungen der Landesplanungsbehörde in Kiel mit 100 000 Einwohnern Großstadt werden. In einem Gutachten, das jetzt dem Landesbeauftragten im Rathaus Norderstedt überreicht wurde, wird im Jahre 1985 mit 80 000 Einwohnern gerechnet. Bis zu diesem Zeitpunkt soll die Zahl der Arbeitsplätze in Norderstedt von gegenwärtig 5600 auf 7200 gestiegen sein. Ziel der neuorientierten Landesplanung ist es, Norderstedt zu einer selbständigen und möglichst von Hamburg -unabhängigen Großstadt zu entwickeln.

11.02.1970: Abgerissene Hörer, beschädigte Apparaturen, zersplitterte Scheiben oder zerfetzte Telefonbücher ? dieses Bild bietet sich in Fernsprechzellen im Hamburger Westen und Nordwesten sowie in den angrenzenden Randgemeinden fast täglich. Durch die Zerstörungswut der zumeist unbekannten Täter entstand der Bundespost im vergangenen Jahr allein im Bereich des Fernmeldeamtes 4 ein Schaden in Höhe von rund 25 000 Mark. Im Gebiet des Fernmeldeamtes 4, zu dem die ' westlichen und nordwestlichen Stadtteile Hamburgs sowie die Randgemeinden Wedel, Schenefeld, Pinnebergj Bönningstedt, Norderstedt und Quickborn gehören, befinden sich rund 800 Telefonhäuschen für Orts- und Ferngespräche. Nach einer jetzt veröffentlichten Statistik wurden im vergangenen Jahr darin 160 Glasschäden festgestellt und 172 Handapparate oder andere Gegenstände gestohlen. Die Zerstörungen an den Einrichtungen, die in Notfällen manchmal über Leben und Tod entscheiden können, nehmen seit Jahnen zu. Fast klingt es nach Resignation, wenn ein Sprecher des Fernmeldeamtes 4 meint: "Uns verbleibt nur noch die Möglichkeit, an die Einwohner zu appellieren, ,ihre' Fernsprechhäuschen selbst zu schützen." Zu den Schäden komme zudem die Gefahr, daß sich Passanten an den zerschlagenen Scheiben verletzen. Die Post bittet die Einwohner, bei Zwischenfällen baldigst die Polizei und den Fernsprech-Entstörungsdienst (Rufnummer 17) zu unterrichten: "Für erfolgreiche Hinweise hat die Bundespost eine Belohnung ausgesetzt. Die Täter müssen mit erheblichen Geld- und Gefängnisstrafen rechnen." Im Fernmeldeamt 4 hofft man, daß der Appell an die Bevölkerung Erfolg hat, denn: "Sonst würden wir dazu gezwungen sein, einige besonders gefährdete Telefonhäuschen zu schließen!" Falls ein Einwohner in Fernsprechzellen einen Diebstahl oder Zerstörungen feststellt, sollte er ebenfalls die EntStörungsstelle anrufen. Nur so können die Schäden schnell beseitigt werden. Das Fernmeldeamt 4 hat für 1969 aber auch eine erfreuliche Mitteilung: In diesem Jahr wurden 78 Telefonhäuschen neu aufgestellt. Weitere derartige Einrichtungen folgen in den kommenden Monaten.

17.02.1970: ES GEHT UM DEN VORRANG BEI DER AUFNAHME 0 Als einen "Bumerang", der viele Stormarner Bürger treffen könnte, bezeichnete der Glinder Kreistagsabgeordnete Hubert Bänsch (CDU) einen Paragraphen in der neuen Satzung für das Kreiskrankenhaus Stormarn. Darin heißt es nämlich: "Kreiseinwohner und Personen" deren Arbeitsstätte im Kreisgebiet liegt, haben bei der Aufnahme im Rahmen der Unterbringungsmöglichkeiten den Vorrang." Bänsch wies darauf hin, daß viele Kreiseinwohner in Hamburger Krankenhäusern behandelt werden und pu befürchten sei, daß die Hamburger Behörden ihrerseits ähnliche Einschränkungen wie die Stormarner Kreisbehörde beschließen könnten. Andere Bedenken gegen die Satzung hatte der FDP-Abgeordnete Werner Zywietz aus Bünningstedt. Seine .Kritik richtete sich gegen die Bestimmungen der "inneren Leichenschau", die nach seiner Ansicht nicht ausreichend die Verantwortung für Obduktionen klarstellt. Der Stormarner Kreistag beschloß deshalb, die umstrittenen Paragraphen noch einmal überarbeiten zu lassen. Durch das Ausscheiden von Norderstedt aus dem Kreisgebiet waren im Kreistag vier Plätze freigeworden. Als neue Abgeordnete rückten Alfred Lange (Trittau), Werner Gröschner (Schönningstedt), Berthold Schultz (Tangstedt) und Richard Tiedtke (Reinfeld) nach. Für den Ankauf von Baugelände hat die Stadt Ahrensburg ein Landesdarlehen von 1,955 Millionen Mark aufgenommen. Es handelt sich dabei um ein Gelände am Kremerberg. Der Kreis Stormarn und der Förderungsfonds für die Hamburger Randgebiete erleichtern der Stadt diese Bodenbevorratung durch einen verlorenen Zinszuschuß in Höhe von 78 200 Mark

18.02.1970: Die 17jährige Anneliese Borth, die im Dezember nach dem Bembenactentat von Mailand festgenommen worden war, ist gestern in Rom, ans der Untersuchungshaft entlassen worden. Das Mädchen, dessen Eltern in Norderstedt wohnen and das ans einem Ffirsorgeheim bei Plön ansgeriasen war, konnte fürdte Zeit des Anschlags ein AUbi nachweisen. Anneliese Borth lebte unter dem Spitznamen "Mucki" in Rom. Sie war mit einem ehemaligen Tänzer und dem Sohn eines prominenten Dirigenten befreundet. Die beiden Männer gelten als Hauptverdächtige für den Bombenanschlag, bei dem in der Mailänder Landwirtschaftsbank 16 Menschen ums Leben gekommen sind.

20.02.1970: Die Mtttterschule der Propstei Niendorf, die sich "ur Zeit im Gemeindezentrum Lokstedt am Winfriedweg befindet, wird im Frühjahr neue größere Räume an Ott Stapelstraße beim Behrmannplatz in Lokstedt bezieben. Die evangelische Mütterschule begann mit. ihrer Arbeit vor vier Jahren. Bereits 1966 besuchten 952 junge Frauen und Mütter sowie Ehepaare die zahlreichen Kurse der Schule. 1969 waren es 1400 Teilnehmer, die sich zu Kursen gemeldet hatten, um sich in allen Gebieten der Lebenshaltung und Wirtschaftsführung weiterzubilden. Hinzu kommen zahlreiche Einzelveranstaltungen, an denen sich im vergangenen Jahr über 1000 Personen beteiligten. So wurde der Neubau notwendig. weil die vorhandenen Räume im Lokstedter Gemeindezentrum nicht mehr ausreichen. Bisher standen dort. zwei Unterrichtsräume und eine Lehrküche zur Verfügung. Außerdem konnten Mütter mit Kindern bei einer Reihe von Kursen ihre Kleinen während der Unterrichtszelt in einem Kindergarten betreuen lassen. Für den Neubau, der von den Architekten Curt und Peter Erler geschaffen wurde, werden rund 485 000 Mark aufgewendet. Die Schule verfügt dann über vier Unterrichtsräume, eine Lehrküche, einen Raum für die Kinderbetreuung . sowie einen 60 Quadratmeter großen Raum für Veranstaltungen. Die Teilnehmer an den Kursen kommen aus Lokstedt, Niendorf und Schneisen, aber auch aus anderen Stadtteilen. Eine geringe -Zahl von Müttern und Ehepaaren kommt auch aus dem Bereich von Norderstedt, das ebenfalls zur Propstei Niendorf gehört. Um auch aus dieser Stadt mehr interessierten Frauen die Teilnahme an solchen Kursen zu ermöglichen, hat die Synode Mittel bereitgestellt, ..um zusätzliche Kurse in Norderstedt durch eine Art Wanderschule durchführen zu können, rnor.

21.02.1970: Weitere Bauvorhaben der höchsten Dringlichkeitsstufe: - die Osttangente von der City Nord am Flughafen Fuhlsbüttal vorbei bis zum Düsenflughafen Kaltenkirchen mit Anschluß an die Bundesautobahn nach Flensburg und einem Abzweiger in Langenhorn nach Ochsenzoll/Norderstedt,

24.02.1970: Zwei raffinierte Trickdiebinnen machen zur Zeit Hamburgs Wohnungen unsicher. Die 13jährigen Landfahrerinnen Visnja Djurdjevic und Kara Mujagic. Schon viermal wurden sie in Hamburg und Norderstedt aufgegriffen; jedesmal hatten sie einen Dietrich bei sidi. So drangen die Mädchen unter anderem mit einem Dietrich in eine Niendorfer Wohnung ein, schlössen die Hausfrau in der Küche ein und durchsuchten die Räume. Eine der Diebinnen trägt einen Pelzmantel (Biberlamm auf Otter gefärbt). Vermutlich ist auch er gestohlen. Geschädigte werden gebeten, die weiblich" Kripo zu informieren. Tel. 24 82 Ol, App. 8866.

März

03.03.1970: GUTE ERFAHRUNGEN MIT "GLEITENDER ARBEITSZEIT" IN HAMBURGER FIRMEN 0 "Gleitende Arbeitszeit" heißt die Zauberformel, die das Leben einiger tausend Berufstätiger in Hamburg verändert hat. Jeder ist, was die Arbeitszeit anbetrifft, jetzt sein eigener Chef. Es gibt kein Hasten und Entschuldigen, wenn man einmal verschlafen hat. Freizeit und Arbeit können besser abgestimmt werden, und auf der Fahrt zum Betrieb oder nach Hause kann jeder die Zeit auswählen, die verkehrsmäßig am günstigsten ist. Was bedeutet "gleitende Arbeitszeit"? Dem Mitarbeiter wird Arbeitsbeginn und -ende in einem bestimmten Spielraum freigestellt. Am großzügigsten geregelt hat das. die Deutsche Lufthansa für einen Teil ihrer Beschäftigten in Hamburg. Freigestellt ist der Arbeitsbeginn zwischen sechs und neun Uhr morgens, Arbeitsschluß zwischen 15 und 19 Uhr. In der "Kernarbeitszeit" (9 bis 15 Uhr) muß jeder an seinem Platz sein. Lufthansa-Personalchef Franz Jung erläutert: "Von unseren 6000 Mitarbeitern in Hamburg und Norderstedt haben wir diese Regelung zunächst für 800 aus kaufmännischen und Verwaltungsbereichen eingeführt. Unter Mitarbeit des Betriebsrats untersuchen wir jetzt auch die Möglichkeiten für den gewerblichen Bereich." Als Begründung für die Neuregelung der Arbeitszeit sagt Jung: "Wir wollen den autoritären Führungsstil ablösen und unseren Mitarbeitern mehr Freiheit einräumen. Ich bin davon überzeugt, daß auf diese Weise auch die Leistung des einzelnen noch besser wird. Wir setzen so viel Vertrauen in die Loyalität der Belegschaft, daß wir sicher sind, daß auch bei der größeren persönlichen Freiheit die Belange des Unternehmens absolut gewahrt bleiben." Der Versuch läuft seit dem 1. Februar. Die Mitarbeiter sind sehr zufrieden, und im Betrieb hat es noch keine Schwierigkeiten gegeben. Mit besonderem Interesse wird die Einführung der "gleitenden Arbeitszeit" von den Verkehrsplanern beobachtet, weil in den Hauptverkehrszeiten morgens und nachmittags immer noch einzelne Spitzenzeiten auftreten, in denen die Verkehrsmittel und die Straßen überlastet sind. Das ist bei Arbeitsbeginn und -schluß zu vollen und halben Stunden -der Fall. Verkehrsverbund, Handelskammer und Baubehörde haben zwar in den vergangenen Jahren durch Verhandlungen mit Großbetrieben eine bessere Staffelung der Arbeitszeiten erreicht, aber die Verkehrsspitzen blieben. Der Chef des Ingenieurwesens in der Baubehörde, Dr. Günther Bentfeld, überlegt: ?Wenn einige zehntausend Berufstätige selbst ihre Arbeitszeit bestimmen können, dann werden sie Ein Bericht von FERDINAND GATERMANN sehr schnell herausfinden, wann sie mit ihrem Auto oder der Bahn am schnellsten und bequemsten fahren können. Die Verkehrsspitzen werden abgebaut, Straßen und Verkehrsmittel gleichmäßiger ausgelastet. Die Gehirne der vielen tausend Verkehrsteilnehmer ersparen uns eine unlösbare Computeraufgabe." Beim Hamburger Verkehrsverbund richtet man sich auf die neue Entwicklung theoretisch ein. Dipl.-Ing. Hans Hermann Meyer meint dazu: "Wir sind es bisher gewohnt, den Fahrplan elastisch, dem Bedarf entsprechend auch in den Spitzenzeiten, aufzustellen. Wenn ein bedeutender Teil unserer Fahrgäste aber beweglich wird, werden wir einen starren Fahrplan aufstellen müssen, damit sie sich die günstigsten Möglichkeiten sicher heraussuchen können." Eine Schwierigkeit bei der "gleitenden Arbeitszeit" ist die Zeitkontrolle. Die Stechuhr, in der eine Karte bei Arbeitsbeginn und -schluß gestempelt wird, hat zunächst bei den Vertretern der Arbeitnehmer Ablehnung hervorgerufen. Die Betriebsleitungen versicherten, daß es nicht um Mißtrauen, aber schließlich um einen Nachweis der Tarifarbeitszeit gehe. Als Direktoren und Abteilungsleiter mit in dieses System einbezogen wurden, schmolz der Widerstand. So stempeln heute bei der Lufthansa und der Verwaltungs-Beruf sgenossenschaft auch die "Chefs" ihre Arbeitskarte. Bei der Neuen Heimat in Hamburg hat man sogar auf diese Kontrolle verzichtet. In den meisten Abteilungen trägt jeder Mitarbeiter seine Arbeitszeiten täglich in eine Liste ein und hat so einen Überblick ? und der Betrieb auch. < "Erfunden" wurde die gleitende Arbeitszeit 1967 von der Messerschmidt-Bölkow GmbH in München. Behörden im Rheinland und Bayern folgten. Im Bonner Verkehrsministerium soll die Regelung im April eingeführt werden. Wenn sich dieser Großversuch bewährt, werden andere Bundesministerien folgen. Der leergefegte Arbeitsmarkt wird seinen Teil dazu beitragen, daß die Beispiele Schule machen, denn welcher Arbeitnehmer möchte nicht wenigstens in der Zeiteinteilung sein eigener Chef sein? .

07.03.1970: NORDERSTEDT: RÄTSEL UM EINEN SCHWERVERLETZTEN 0 Mit schweren Verletzungen am Kinn, aus Nase und Ohren blutend und starken Unterkühlungen ist am Freitagmittag der 21jährige Seemann Klaus-Roland Billgam aus Hamburg im Kellerraum eines rohbaufertigen Baus an der Tangstedter Landstraße in Norderstedt aufgefunden worden. Im Heidberg- Krankenhaus kämpfen Ärzte um das Leben des Mannes. Die Kripo in Norderstedt steht vor einem Rätsel. Was geschah mit Klaus-Roland Billgam? Wurde er das Opfer eines Verbrechens? Neben dem Bewußtlosen wurden eine zerdrückte Zigarettenkippe und ein 50-Pfennig- Stiück gefunden. Bisher ist der 21jährige noch nicht vernehmungsfähig. Der Heizungsmonteur Karl-Heinz Berthel aus Hamburg-Altona entdeckte den Verletzten in einem nur über winklige Gänge zu erreichenden Kellerraum, der abseits einer Tiefgarage liegt. Berthel arbeitete mit Kollegen drei Räume weiter entfernt: "Ich suchte im Dunkeln nach einer Dachlatte. Da sah ich plötzlich den Mann. Er lag auf dem Rücken, war blutüberströmt und konnte kein Wort sagen." Erste Feststellung der Kripo: Der Schwerverletzte gehört nicht zu den Arbeitern, die auf der Großbaustelle für das Zentrum des Norderstedter Stadtteiles Glashütte tätig sind. Wie kam Billgam in den Keller, was geschah vor-" her mit ihm? Die Kripo: Der Verletzte hat bestimmt schon zwölf oder noch mehr Stunden auf dem eisigen Betonfußboden gelegen. Wer kennt Klaus-Roland Billgam und kann sagen, wo und in welcher Gesellschaft er sich am Donnerstag aufhielt? Hinweise nimmt die Kriminalpolizei Norderstedt, Telefon 527 38 24, entgegen. -ahl

07.03.1970: "Hilfe, mein Mann will mich erschie- ßen! Kommen Sie sofort!" Dieser Hilferuf einer Frau aus Norderstedt erreichte am Freitag über eine Notrufsäule die Polizei. Minuten später stürmten vier Beamte zusammen mit der Frau in die Wohnung. Mit einem Kopfschuß lag in einer Blutlache der Mann, ein 35jähriger Kraftfahrer. Neben ihm entdeckten die Beamten eine durchbohrte Gaspistole. Mit dieser Waffe soll er kurz zuvor seine Frau, von der er geschieden ist, bedroht haben. Zwischen den Geschiedenen, die noch in häuslicher Gemeinschaft leben, soll es nach den ersten Vernehmungen am Freitag Streit gegeben haben. Plötzlich habe der Kraftfahrer die Pistole gezogen und auf seine Frau gerichtet. Die Frau habe flüchten und die Polizei alarmieren können. Die Kripo: Es besteht die Möglichkeit, daß sich plötzlich ein Schuß löste und die Kugel in den Kopf des Kraftfahrers drang. Im Heldberg-Krankenhaus kämpfen Ärzte um das Leben des Mannes.

10.03.1970: Noch immer tappt die Polizei im Fall Klaus-Roland Billgam hn dunkeln. Wie bericMet, war der Hjtferige Seemann ms UmsMRM am Freitag mit lebensgefährJic""" Verletsungen In den Nebenräumen einer Tiefgarage des Ortszentrums von Norderstedt aufgefunden werden, K]aa*>Reja*d Ittlgam ist bisher "och "loht veraehmtmgafählg. Nach den bisherigen Ermittlungen seJ4 der Seemann am Donnerstagabend allein in die Tiefgarage gegangen sein. Blutspuren deuten darauf hin, daß er schon zu diesem Zeitpunkt vertatst gewesen war. In den itellierrSumen muß er dann zusajnmongehrochen sein und das Bewußtsein verloren haben.

13.03.1970: In frühlingsgrünem Umschlag liegt sie jetzt als Sonderdruck vor: die "Frühjahrskur mit dem Abendblatt". Für nur 50 Pfennig ist das Heft mit den kompletten Rezepten für die 21-Tage-Kur zum Schlankwerden und Gesundbleiben erhältlich: in den Hamburger Abendblatt-Geschäftsstellen Gänsemarkt, Mönckebergstraße und Norderstedt sowie in den Abendblatt-Vertriebsstellen in Harburg (Hartmann) und Bergedorf (Orthmann) ? so lange der Vorrat reicht

13.03.1970: Der neugegründete Kunstkreis Norderstedt startete am 8. März seine erste Ausstellung im ehemaligen Rathaus Glashütte. Die Eröffnungsansprache hielt Landrat Graf Schwerin von Krosegk. An der juryfreien Schau sind 18 Künstler aus Norderstedt und Hamburg beteiligt. Ein buntes, vielfältiges Angebot, bei dem die verschiedensten künstlerischen Temperamente und Stilrichtungen vertreten sind. Öffnungszeilen Mo.? Sa. 15?19 Uhr, So. 10?18 Uh? ? bis 30. März. mö

21.03.1970: 0 Im Handumdrehen war die erste Aufloge des Sonderdrucks "Frühjahrskur ' mit dem Abendblatt" vergriffen. Damit niemand vergeblich auf die 21-Tage-Kur zum Schlankwerden und Gesundbleiben warten rnuß,~hat das Hamburger Abendblatt sofort einige tausend Exemplare naehdwcken lassen. Sie sind ab Montag erhältlich: in den Hamburger Abendblatt-Geschäftsstellen Gänsemarkt, Mönckebergstraße und Norderstedt sowie in den Abendblatt-Vertriebsstellen in Harburg (Hartmann) und Bergedorf (Orthmann). Auswärtige Leser können die 50-Pfennig-Schutzgebühr für den Sonderdruck auch in Briefmarken einsenden. Die Vertriebsabteilung des Hamburger Abendblattes, 2 Hamburg 36, Kaiser-Wilhelm-Straße 6, schickt den Sonderdruck dann portofrei zu.

April

24.04.1970: Am kommenden Sonntag wählen die über 36 500 Bürger der am 1. Januar 1970 gegründeten Stadt Norderstedt ihr erstes Parlament. Unter den Wahlberechtigten befinden "ich 3500 Jungwähler zwischen 18 und 21 Jahren, die zum erstenmal von ihrem Stimmrecht Gebrauch machen können. Bei den Kommunal-wahlen vor vier Jahren entschieden sich in den vier Gemeinden Garstedt und Friedrichsgabe (kreis Pinneberg) sowie Harksheide und Glashütte (Kreis Stormarn), aus denen Norderstedt entstanden ist, zusammengerechnet 54,1 Prozent der Wähler für die SPD. Von den zusammen 87 Abgeordneten in den vier Gemeindeparlamenten stellte die SPD 48, die CDU dagegen nur 27. Die Eingliederung Norderstedts in den Kreis Segeberg kann bei den Kommunalwahlen am Sonntag das politische Kräfteverhältnis verschieben.

Mai

06.05.1970: Die Gedenkpostkarte vom Apollo- 13-Start ist noch in den Abendblatt- Geschäftsstellen Gänsemarkt, Mönckebergstraße und in Norderstedt erhältlich. Sie trägt den Stempel "Cape Canaveral, 11. April". Wer die Karte als zeitgeschichtliches Dokument erwerben möchte und nicht in Hamburg wohnt, kann den Betrag von 5 Mark direkt auf das Sonderkonto "Sorgenkinder" Nr. 399 beim Postscheckamt Hannover einzahlen. Der Postscheckabschnitt gilt als Bestellung, die Karte wird zugeschickte Viele Leser fragten, ob es nicht Cape Kennedy heißen müsse. Dazu ist zu sagen, daß das offizielle Leitpostamt nach wie vor Cape Canaveral heißt. Daneben gibt es aber noch ein Dienstpostamt für den internen Verkehr der Weltraumbehörde mit der Bezeichnung "Kennedy Space Center".

09.05.1970: Großen Anklang gefunden hat als Zeitdokument die Postkarte mit Sonderstempel vom Apollo-13-Start am 11. April. Sie kostet 5 Mark und der Reinerlös ist für die Aktion "Sorgenkind" bestimmt. Die Karte ist noch erhältlich bei den Abendblatt-Geschäftsstellen in Hamburg, Gänsemarkt und in der Mönckebergstraße, und in Norderstedt, Geschäftsstelle Ochsenzoller Str. 129, sowie bei Einsendung von 5 DM auf das Sonderkonto "Sorgenkinder" 399 Postscheckamt Hannover. Die dritte Olympia-Sonderserie der Bundespost mit vier Werten (Foto) wird ab 5. Juni verkauft. Die yier Bauwerke symbolisieren Griechenland als Ursprungsland der Olympischen Spiele

11.05.1970: Das seltene Naturereignis des Merkurdurchgangs vor der Sonne fotografierte unser Leser Max Wiehert aus Norderstedt. Der Planet Merkur (Pfeil) wirkt mit seinem Durchmesser von 4800 km vor der Riesenscheibe der Sonne (Durchmesser ca. 1 4 Millionen Kilometer) wie ein winziger Punkt. Merkur passiert gerade eine Sonnenfleckengruppe. Herr Wiehert machte seine Aufnahmen durch ein astronomisches Fernrohr 60/800 mit einem Agfa Isopanfilm IF 17 Din

13.05.1970: Am Sonntag, dem 3. Mai, hatte ein Geschäftsmann in Poppenbüttel das Funktaxi 485 bestiegen, um nach Othmarschen zu fahren. Er trug seine gesamte Tageseinnahme ? etwa 18 000 Mark in zwei Stahlkassetten verpackt ? in einem schwarzen Lederbeutel bei sich und ließ das Geld im Taxi liegen. Teile einer aufgebrochenen Kassette mit 200 Mark Hartgeld fand ein Passant am nächsten Tag in der Nähe von Garstedt im Straßengraben. Die Kripo hat jetzt folgende Fragen: Wer fuhr nach 1 Uhr mit einem Taxi, in der dieser Lederbeutel lag? Welches Ehepaar fuhr mit diesem Taxi nach Norderstedt? Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen.

13.05.1970: Das Gymnasium in Langenhorn, Foorthkamp 36, ist im Aufbau. Es wird von 520 Jungen und Mädchen besucht und umfaßt 17 Klassen der Stufen 5 bis 9. Schulleiter ist Oberstudiendirektor Dr. Gustav Hoffmann, Stellvertreter Studiendirektorin Wera Lehmann. 23 Lehrkräfte unterrichten voll, fünf nur stundenweise. Sechs Lehrer pendeln außerdem zu den neugegründeten Gymnasium Haidberg. Am Gymnasium Langenhorn fehlen sechs vollbeschäftigte Lehrkräfte, darum müssen Stunden ausfallen (Naturwissenschaften und Englisch). Die Schüler kommen aus Langenhorn, Norderstedt und Fuhlsbüttel. Die Schule besteht seit drei Jahren. Zuerst als Gast in der Fritz-Schumacher-Schule am Timmerloh, seit 1969 auf eigenem Gelände. Vorerst stehen nur Klassenräume und die Turnhalle. Fachraumtrakt und) Eingangszentrum sind erst Ende 1971 fertig. Für das Sommerhalbjahr wurde die Fünf-Tage-Woche eingeführt. Die Mehrheit der Lehrer sprach sich dafür aus. 60 Prozent der Eltern wollten die Sechstagewoche beibehalten. Alle Eltern gehören der "Vereinigung Freunde des Gymnasiums Langenhorn" an. Mitgliedsbeitrag 3 Mark im Quartal. Das Geld kommt der Schule zugute. Der Elternrat gibt ein Informationsblatt heraus. Vorsitzender des Elternrates ist Günter Kiehne, Schulsprecher sind die 15jährigen Schüler Ulrich Böttcher und Dirk Gerlach.

15.05.1970: Das Stadtparlament von Norderstedt wählte auf seiher konstituierenden Sitzung den früheren Bürgermeister von Garstedt, Horst Embacher (52), für die Dauer von zwölf Jahren zum ersten Bürgermeister von Norderstedt. Embacher wurde ? wie der neue Bürgervorsteher Erich Marunde ? mit 15 SPD-Stimmen gegen die 14 Stimmen der CDU und FDP nominiert.

21.05.1970: Eine bis zur Unkenntlichkeit verweste Leiche ist letzte Nacht von der Mordkommission Kiel aus dem Rantzauer Forst in Norderstedt geborgen worden. Vermutlich handelt es sich bei der Toten um die seit dem 30. September vergangenen Jahres aus dem Norderstedter Stadtteil Friedrichsgabe verschwundene 16jährige Arbeiterin Renate Brasch. Bisher .ist nicht bekannt, ob die Tote aus dem Wald einem Verbrechen zum Opfer gefallen ist. Eine Untersuchung der Leiche soll heute Gewißheit bringen. Ein 12jähriger Junge und ein lOjähriges Mädchen aus Qudckborn machten gestern., am Spätnachmittag, die grausige Entdeckung. Die Kinder gingen am Westrand des Forstes mit ihrer Mutter spazieren. Die Tote lag 50 Meter weit vom Weg entfernt zwischen Bäumen in einer kleinen Mulde. Die Szenerie letzte Nacht im Wald war gespenstisch. Die Mordkommission aus Kiel arbeitete im Licht von Scheinwerfern. Vorsichtig wurde das Skelett aus der Mulde herausgehoben ? zusammen mit einem Teil des Waldbodens. "Wir wollten für die ger.ichtsmediziniische Un tersuchung nichts zerstören", erklärte ein Beamter der Mordkommission. Soweit erkennbar, ist die Tote mit weiblichen Bekleidungsstücken angezogen gewesen. Bei ihrem Verschwinden am 30. September hatte Renate Brasch einen kamelhaarfarbenen Minirock und blaue Sandaletten getragen. Die 16jährige hatte im September Urlaub. Am Abend des 30. ging sie unbemerkt aus dem Haus. Ohne Mantel, ohne Geld und Papiere. Die Ermittlungen ergaben, daß ihr Freund sie im Auto aus dem Haus an der Ulzburger Straße abgeholt hatte. Beide besuchten dann eine Diskothek an der Langenhorner Chaussee. Dort zerstritt Renate sich mit ihre m Freund. Gegen 22.30 Uhr wurde das attraktive Mädchen mit den dunklen langen Haaren zuletzt gesehen ? als Anhalterin an der Segeberger Chaussee.

21.05.1970: Norderstedt stellt sich vom 23. bis zum 31. Mai in einer großen Ausstellung vor. Morgen vormittag um 9 Uhr findet die Eröffnung statt. Über hundert Firmen, Norderstedter Verbände und Vereine, Stadt und Kreis Segeberg zeigen auf dem 10 000 Quadratmeter großen Ausstellungsgelände an der Falkenbergstraße im Stadtteil Harksheide einen Querschnitt aus dem Leben der jungen Stadt. Die Idee für diese Ausstellung, die rund eine halbe Million Mark kosten wird, hatte der 36jährige Kaufmann Georg Eohlfs aus Glashütte. In vier Themenkreisen, "Gestern, heute, morgen ? vom Dorf zur Stadt", "Leben, lernen, arbeiten im Grünen", "Schaufenster Norderstedt" und "Freizeit und Hobby" soll die Schau einen Überblick über Norderstedts Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft geben. Ein Veranstaltungsprogramm mit Lichtbildervorträgen, Konzerten, Theateraufführungen, Modenschauen, Miß-Wahlen, Tanz- und Beat- Abenden wird die Ausstellung umrahmen. Die beteiligten Firmen haben sich viele Überraschungen einfallen lassen. Es werden Berlin-Flüge zu gewinnen sein, Schinken verlost und Preisausschreiben veranstaltet. Tausende von Besuchern aus Norderstedt, Hamburg und Schleswig-Holstein werden zur ersten Super-Schauerwartet. rs

22.05.1970: Die Tote aus dem Rantzauer Forst in Norderstedt ist identifiziert. Es ist die seit acht Monaten aus Friedrichsgabe vermißte Arbeiterin Renate Brasch (16). Ihre verweste Leiche war ? - wie berichtet ? von Kindern gefunden worden. An Hand von blauen Sandalen, einer Halskette, einer Uhr und Ringen, die die Tote an den Händen getragen hatte, wurde gestern nachmittag Renate Brasch von ihrer Mutter Erna Zymelka identifiziert. Bisher ist noch ungeklärt, auf welche Weise die 16jährige Arbeiterin ums Leben gekommen ist. Die Mordkommission Kiel: "Es ist einfach alles drin ? vom Mord und Unfall bis zum Freitod." Bei der Untersuchung des Leichnams im gerichtsmedizinischen Institut in Kiel sind "keine Anzeichen von Gewalt" festgestellt worden. Die Sektion schließt ein Verbrechen an Renate Brasch aber nicht aus. Seit heute morgen werden die früheren Bekannten und Freunde der 16jahrigen überprüft. Besonders ihr Freund Klaus E. aus Langenhorn, der inzwischen "bei der Bundeswehr in Itzehoe dient. Mit Klaus E. war Renate Brasch am Abend des 30. September zuletzt gesehen worden.

22.05.1970: Ein neues ZentraMager des Schuhhauses Görtz in Norderstedt zur Belieferung der 18 Filialen im norddeutschen Raum wurde jetzt seiner Bestimmung übergeben. Ausschlaggebend für die Standortwahl war die verkehrsgünstige Lage an der geplanten Osttangente der Autobahn Hamburg? Kiel und die Nähe des Flughafens Fuhlsbüttel. In dem 12 000 Quadratmeter großen Gebäude, das mit einem 600 m langen Kreisiörderer, automatischen Hubtischen und Computern ausgestattet ist, können bis zu 500 000 Paar Schuhe gelagert werden

22.05.1970: Am morgigen Sonnabend, dem 23. Mai um 9 Uhr, und nicht heute, wie gestern irrtümlich berichtet, wird die erste Norderstedter Ausstellung an der Falkenbergstraße im Stadtteil Harksheide eröffnet. Die Ausstellung kann bis einschließlich Sonntag, den 31. Mai, täglich von 9 bis 19 Uhr besichtigt werden. - Fünf Mannschaften aus "Aktiven" und zehn Reservisten-Teams werden morgen auf der Standortsschießanlage Höltigbaum den 5. Militärischen Mannschaftswettkampf in diversen Schießdisziplinen, Hindernislauf, Staatsbürgerkunde und Zeichnen einer "Taktischen Lage" austragen. Di& "Schlacht" wird um 8.30 Uhr eingeläutet.

23.05.1970: Eine Hundertschaft der Polizei durchkämmte am Freitag den Rantzauer Forst. Sie suchte nach Spuren die zur Aufklärung der tot aufgefundenen 16jährigen Renate Brasch aus der Ulzburger Straße 419 in Norderstedt führen könnten. Auch die gelb-lila gestreifte Strickjacke mit acht Permuttknöpfen, die die Tote zuletzt trug, ist noch nicht gefunden worden. Das Hamburger Abendblatt berichtete ausführlich über den grausamen Fund im Rantzauer Forst

25.05.1970: Norderstedt, 25. Mai Parade der Schönheit in Norderstedt: 17 junge Damen bewarben sich wiegenden Schrittes auf dem Laufsteg um den Titel "Miß Norderstedt". Die 21jährige Armida Stein bekam den meisten Beifall der 1500 Zuschauer im Festzelt und siegte. Lohn für die Miß: ein Modelihosenaniziug aus der Kollektion von Arthur A. Erlhoff. Die Mißwahl und eine Erle-Modenschau gehörten gestern abend zum Rahmenprogramm der 1. Norderstedt-Ausstellun* In der 55 000-Einwohner-Stadt im Nordwesten von Hamburg, die am Sonnabend vom Schirnmerrn Landrat Graf Schwerin von Krosigk, Segeberg, eröffnet worden war. Die erste Erfolgsmeldung vom Ausstellungsgelände an der Falkenbengstraße im Stadtteil Harksheide: 8000 Besucher wurden an den ersten beiden Tagen gezählt Über 100 Firmen aus Hendel, Industrie und Gewerbe präsentieren auf einer Fläche von über 10000 Quadratmetern ihre in Norderstedt produzierten Erzeugnisse. In einem ExtrazeK stellt sich Norderstedts Jugend vor. Die Ausstellung (Eintritt: zwei Mark, Donnerstag ist Familientag zu halben Preisen) ist bis zum 31. Mai täglidi von 9 bis 19 Uhr geöffnet. Foto: W. STAHL

26.05.1970: Auf der Stelle getötet wurde gestern der 49JShrige technische Sachverständige Heinrich H. aus Norderstedt. Ein Schwergutbaum hatte ihn bei einer Belastungsprobe auf einem Schiffsneubau am Imperatorkai (Steinwerder) getroffen.

27.05.1970: "Nicht daß Sie denken, ich sei ein Postenjäger", wehrt Edward Meißner ab, als die Sprache auf seine vielen Ehrenämter kommt. "Im Gegenteil: Die Posten jagen mich!" Das liegt an seiner Art, sich für eine Sache zu engagieren, wenn sie sein Interesse gefunden hat. Vom Golfclub (in Schneisen) bis zum internationalen Fachverband der Siebdrucker (Sitz in Amsterdam) profitiert man vom Einfallsreichtum und von der Motorik des 46jährigen Hamburgers. In diesen Tagen kann er als Präsdient der Federation of European Screen Printers Association seine Kollegen aus ganz Europa beim FESPA-Kongreß in seiner Heimatstadt begrüßen. Er tut das jedoch ohne jede Präsidenten-Förmlichkeit, sondern in jener unbekümmerten, direkten Art, die ihm bisher die Sympathien nicht nur in seiner zwischen Kunst und Kommerz angesiedelten originellen Branche eintrug. Der charmante Plauderer und geduldige Erklärer vermag sogar die härtesten Skeptiker zu überzeugen. Kein Wunder, daß ihm die Ämter nachlaufen ... Ein Wunder dagegen, daß er immer noch genug überschüssige Energie besitzt, um aktiv Sport zu treiben. Allerdings hat er ' das Turnier-Tennis inzwischen gegen das Golfspiel getauscht. Die aus Asien kommende Technik des Siebdruckes hatte schon seinen Vater fasziniert. Er gründete zusammen mit Sohn Edward vor 25 Jahren den Betrieb, der heute im Norderstedter Industrierevier Nettelkrögen 180 Menschen beschäftigt. Inzwischen ist der Enkel des Gründers auch schon vom Siebdruck-Bazillus infiziert: Der 20jährige bereitet sich in seiner Ausbildung auf die Mitarbeit im Familien-Unternehmen vor. s ' c -

27.05.1970: Mit einem "begrenzten Streik" Wollen Studienräte am Coppernicus-Gymnasium in Norderstedt mehr Gerechtigkeit) für ihren Berufsstand bei der geplanten 8. Besoldungsnovelle In Schleswig-Holstein erreichen. Der Unterricht wird zwar aufrechterhalten, jedoch werden die Philologen bis auf weiteres keine Wanderfahrten veranstalten,, keine Elternversammluni gen besuchen, keine Studienreferendare mehr betreuen und auch keinen zusätzlichen bezahlten Unterricht mehr geben

Juni

06.06.1970: Unter dem Titel "Norderstedt ? Die Neue Stadt" hat das Hamburger Abendblatt eine Broschüre über Hamburgs junge Nachbarstadt herausgebracht. Der Hamburger Autor Erich Lüth, ehemals Direktor der Staatlichen Pressestelle, hat die vier Ursprungsgemeinden der neuen Stadt mit den Augen des Schriftstellers neu entdeckt. Er präsentiert das Bild der Vergangenheit, schildert die Entwicklung bis zur Gegenwart und beleuchtet Realitäten und Hintergründe der Stadtgründung mit ihren dramatischen Akzenten. Hamburger, die sich für Norderstedt interessieren, können die Broschüre in den Geschäftsstellen Gänsemarkt und Mönckebergstraße des Hamburger Abendblattes zum Preis von DM 4,50 ab Montag kaufen.

10.06.1970: Die Verkehrslawine rollt weiter. Aber weder die Langenhorner Chaussee noch ihr Kreuzungspunkt mit der Schleswig- Holstein-Straße nnd der Segeberger Chaussee sind künftig noch in der Lage, dem Autostrom ein genügend leistungsfähiges "Bett" anbieten zu können. Allein die Langenhorner Chaussee befahren schon jetzt täglich mehr als 22 000 Fahrzeuge. Im Ortsausschuß Fuhlsbüttel herrschte gewissermaßen Alarmstimmung, als die Zahlen einer von Schleswig-Holstein durchgeführten Verkehrseählung bekannt wurden. Danach wurden in der Schleswig-Holstein- Straß e innerhalb von 24 Stunden in beiden Riebtungen 12 707 Fahrzeuge registriert. In der Segebengiar Chaussee wesitiiiich der Langenhorner Chaussee waren es 10 243, östlich 9099, und in der Ulzburger Straß© wurden 7429 Kraftfahrzeuge gezählt. Unter den registrierten Wagen befanden sieh 7098 La&tfiahrzeuge. Auch der Ortsausschuß Fuhlsbüttel ist nicht in der Lage, die Fahrzeugschlangen von heute auf morgen zu beseitigen- Durch einen einstimmig angenommenen SPD-Antrag will er jedoch versuchen, die weitere Entwicklung mehr als bisher zu b*rückisich)tigen. In diesem Antrag wind unter anderem eine bessere Information über diie Planungen und Beratungen zwischen Hamburg, dem Bund und dem Lande Schleswig-Holstein gefordert. Wie Jan Ehlers (SPD) betonte, sei man raunmehr kihiger gewordiem. "Beim Stpa- ßenbaiui to solchen Gräßaneidnungen muß eine Bewuiß'tsedmisäradenung unserer Planer eintreten. Frühere Planungen sind nicht mehr als endgültig: hinzunehmen!" Vor altem die nasche Entwicklung Norderstedts sei in diesem früheren Überlegungen nicht berücksichtigt worden. Für die Langenhorner Chaussee gäbe es keine Alternative. Der Abgeordnete wies darauf hin, daß die Pkw-Diehte. noch weiter zunehmen werde. So müsse von 1980 bis 1985 in Hambumg mit einer Steigerung von 33, im Kreis Segebejig von 38 und im Kreis Stonmarn sogar von 46 Prozent gerechnet werden. Daraus sei zu folgern daß täglich 45 00O Fahrzeuge die Kreuzung paissierwn. Nicht zu unterschätzen sei bei allen Überlegungen die Stadt Norderstedt, die nach seinen Worten bis dahin auf 8Q 000 Einwohner angewachsen sein wird. "Diese neue Stadt hat aber den Gleisanschluß ihrer Industrie noch nicht gelöst, so daß sich der Güterverkehr ebenfalls über die Straße abwickelt!" Den- Fraktionsvcwisitzentle der CDU, Paul Kuhn, bekannte sich ebenfalls zu der "großen Lösung": "Sie ist auf die Dauer bulliger, ejuehwenm sie teurer ist!" Der Hamburger Sensit sollte sich dar- über klar s*in, daß die Hansestadt an ihren Grenzen ndcht aufhört. Hains von Stebut (FDP) schlug vor, schon jetzt das Linksabbiegen in der Langenhorner Chaiusssee zu unterbinden. "Das können wir uns auf dieser Straße nicht mehr taisten!" -tj

16.06.1970: Das Rätsel um das Verschwinden des 49jährigen Buchhalters Willi F. aus Norderstedt ist gelöst. Kinder entdeckten im Rantzauer Forst die stark verweste Leiche des Mannes, der seit dem 7. November vermißt worden war. Nach Mitteilung der Kriminalpolizei 1 ist der Buchhalter freiwillig aus dem Leben geschieden. Im selben Waldstück war am 20. Mai die Leiche der ermordeten ? 16jährigen Renate Braasch aus- Norderstedt gefunden worden. Der Täter-konnte bisher nicht gefaßt werden

22.06.1970: LANDWIRTSCHAFT MACHT SICH SORGEN:WASSERMANGEL AN DER UNTERELBE 0 Eigener Bericht ga/fa. Hamburg/Kiel, 22. Juni Mit trockner Hitze hat sich in Deutschland der Sommer eingeführt, der offiziell am Sonntag begann. Ausflügler und Urlauber freuen sich über das ungewöhnlich gute Wetter. Die Landwirtschaft hingegen macht sich ernste Sorgen. Die Weiden verdorren. Das Sommergetreide ist auf großen Flächen ausgetrocknet. Knapp geworden ist in der Hamburger Region die Milch für die Meiereien. Aus größerer Entfernung wird Milch in Tankwagen herangeholt, um den steigenden Bedarf zu decken. Die Milcherzeugung ist teilweise bis zu 30 Prozent zurückgegangen. Der Landwirtschaft in Schleswig-Holstein drohen schwere Dürreschäden. Seit dem 3. Juni hat es nicht mehr geregnet. Ostwind dörrt den Boden aus. Auf der sandigen Geest müssen die Bauern dem Vieh Heu und Stroh auf die Weiden bringst Im unteren Störgebiet an der Unterelbe ist de" Wassernotstand ausgerufen. In Niedersachsen ist die Lage ähnlich. Große Ernteausfälle werden bei Sommergetreide (Hafer und Gerste) befürchtet. In Hildesheim konnte die Trinkwasserversorgung nur unter Schwierigkeiten aufrechterhalten werden. Mit Lautsprecherwagen wurde die Bevölkerung aufgerufen, das Rasensprengen zu unterlassen und das Baden und Duschen so weit wie möglich einzuschränken. In Sonderburg (Nordschleswig) geht die dänische Polizei mit drastischen Geldbußen gegen "Wassersünder" vor. Jeder nicht notwendige Wasserverbrauch wird mit 150 Kronen (75 Mark) sofort bestraft. Die Dürre hat auch zu erhöhter Brandgefahr geführt. Ein Bauernhof in Steef eld (Kreis Rendsburg/ Eckernförde) brannte bis auf die Grundmauern nieder. 100 Schweine kamen in den Flammen um. Die Feuerwehren mußten wegen Wassermangels eine 1000 Meter lange Leitung legen, um aus dem Nord- Ostsee-Kanal Wasser heranzupumpen. In Norderstedt bei Hamburg brannte Sonntag am Rantzauer Forst ein 15 000 Quadratmeter großes Kuschel- und Heidegelände ab. Die Feuerwehr konnte ein Übergreifen des Feuers auf den Hochwald verhindern. Polizei und Forstbehörden bitten alle Ausflügler, im Wald und in Heidelandschaften wegen der gro- ßen Feuergefahr nicht zu rauchen. Im Hamburger Raum gibt es noch keine Trinkwassersorgen. Zwischen 550 000 und 600 000 Kubikmeter Wasser werden täglich abgegeben. Die Werke und Tiefbrunnen sind leistungsfähig genug, um diesen Bedarf zu decken. Vorläufig braucht mit Wasser nicht gespart zu werden. Die Meteorologen rechnen heute und morgen mit örtlichen Wärmegewittern, die nur geringe Niederschläge bringen. Am Mittwoch könnte eine Regenfront über Nordwestdeutschland hinwegziehen. Es besteht Aussicht, daß sich dann das sonnige, trockene Wetter wieder durchsetzt.

26.06.1970: Verkehrsunfall auf der Niendorfer Stra- ße in Norderstedt: Gegen 20 Uhr geriet gesten abend der 28 jährige Harry S., ein Amerikaner, mit seinem Straßenkreuzer in ainer Rechtskurve auf die Gegenfahrbahn und krachte frontal in das Auto des Arztes Dr. Hans- Albert B. aus Norderstedt. Der Mediziner erlitt so schwere Verletzungen, daß er wenige Minuten später starb. Nur ein wirres Knäuel Stahlblech blieb von seinem Auto (links oben). Harry S. und drei Frauen, die in seinem Wagen mitfuhren, wurden schwer verletzt aus dem Wrack (links unten) geborgen. wo

29.06.1970: In Norderstedt wurde ein Bauernhof zum zweitenmal innerhalb von drei Jahren eingeäschert. Ebenfalls Blitzschlag. 200 000 DM Schaden, cvb

Juli

01.07.1970: Norderstedt, 1. Juli SPD und CDU in Norderstedt diskutieren auch heute noch eine Entscheidung, die gestern abend in einer Sitzung der Stadtvertretung gefallen ist: Es geht um die Wahl des ehemaligen Bürgermeisters von Harksheide, Carl Lange (SPD), zum Ersten Stadtrat und damit Leiter der Verwaltung. Nachdem die CDU mit ihrem Antrag, die Stelle auszuschreiben ("In einer Stadt der Größenordnung von Norderstedt sind Entscheidungen zu treffen, die einen Volljuristen erfordern") und ihren Wunsch auf Absetzung der Wahl nicht durchgekommen war, wurde Lange mit 16 von 29 Stimmen gewählt. Fraglich ist noch, ob die Wahl von der Kommunalaufsicht in Kiel anerkannt wird. Bürgermeister Horst Embacher erklärte dazu, bei seinem Antrittsbesuch habe er von Ministerialdirigent Kujath erfahren, daß eine Ausschreibung der Stelle nicht notwendig sei. Erst gestern nachmittag sei ihm jedoch aus Kiel mitgeteilt worden, daß dies lediglich die persönliche Meinung von Herrn Kujath gewesen sei.

10.07.1970: Die "Nordschau" aus Hamburg versucht heute erstmalig eine Mischung zwischen Magazin und Bürgerforum. Zu zwei Filmberichten "Die guten Eltern von Norderstedt" und "Der versperrte (Sachsen-)wald" sollen direkt anschließend Zuschauer zu Wort kommen können. Fachleute und Politiker antworten gemeinsam mit den Magazinreportern zu Fragen des Publikums. Auf dem Hanseatic-Platz des Elbe-Einkaufszentrums in Osdorf werden zwei Kameras postiert. Der Fernseh-Koch mixt für die zuschauenden Kinder ein Erfrischungsgetränk, und zur Unterhaltung spielt bereits ab 18 Uhr eine Band aus Jamaika

11.07.1970: Nach dem großen Erfolg der ersten Hamburgensien-Mappe "Hamburger Leben", die inzwischen ausverkauft ist, bringt das Hamburger Abendblatt eine zweite Hamburgensien- Mappe heraus, Das Thema heißt diesmal: "Hafen, Brücken und Fleete". Sechs großformatige Bilder des Rouleau-Malers Eduard Niese (1833 ? 1898) in originalgetreuen Farben vermitteln einen Eindruck vom romantischen Reiz der Vergangenheit. Die ausführliche Textbeilage schrieb Dr. Ulrich Bauche vom Museum für Hamburgische Geschichte. Die neue Mappe ist ab Montag, 20. Juli, in den Geschäftsstellen des Hamburger Abendblattes am Gänsemarkt, an der Mönckebergstraße und in Norderstedt zu haben. Sie kostet für Abonennten zwölf, sonst 16 Mark.

15.07.1970: Eine Hochbrücke am Ochsenzoll soll die gefährliche Kreuzung von Segeberger Chaussee, Schleewig-Holstein-Stra- ße und Langenhorner Chaussee entlasten. Dies schlagen die SPD-Fraktionen von Norderstedt und der Bezirksversammlung Hamburg-Nord vor. Die Brücke soll nach den Vorstellungen der beiden Fraktionen die Langenhorner Chaussee und die Schleswig- Holstein-Straße miteinander verbinden. Ein Anschluß sollte außerdem zwischen der Hochbrücke und dem Schmuggelstieg mit Anschluß an die geplante Osttangente der Stader Autobahn angelegt werden

18.07.1970: Nach dem außergewöhnlich gro- ßen Erfolg der ersten Hamburgensien-Mappe "Hamburger Leben" mit farbigen Bildern des Rouleau- Malers Eduard Niese (1833 bis 1898) bringt das Hamburger Abendblatt eine zweite Niese-Mappe mit dem Thema Hafen, Brücken und Fleete heraus. Unsere Farbreproduktion ist eines der sechs großformatigen Blätter aus dieser Mappe, die einen Eindruck gibt von der Romantik und Beschaulichkeit im alten Hamburg. Wir sehen die Darstellung "2te Vorsetzen". Verglichen mit heute zeigt das Bild etwa den Abschnitt der Wasserkante zwischen dem "Restaurant Überseebrücke" und der Überseebrücke. Wie heute die moderne Hochwasser-Schutzmauer mit ihrer Promenade, so hat es, seitdem die Stadt sich Anfang des 17. Jahrhunderts hierher ausdehnte, Uferbefestigungen gegeben. Sie gaben der Kaistraße den Namen. Die Einteilung in erste und zweite Vorsetzen diente der besseren Orientierung. Die ausführlichen Erläuterungen zu den Bildern in einem Text-Teil schrieb Dr. Ulrich Bauche vom Museum für Hamburgische Geschichte. Die neue Hamburgensien-Mappe kostet für Abonnenten des Hamburger Abendblattes nur zwölf DM (für Nicht-Abonnenten 16 DM). Sie ist ab Montag, dem 20. Duli, in den Abendblatt-Geschäftsstellen Gänsemarkt, Mönckebergstraße und Norderstedt vorrätig. Interessenten außerhalb Hamburgs können sie schriftlich bestellen beim Hamburger Abendblatt, Vertriebsabteilung, 2 Hamburg 36, Kaiser-Wilhelm-Straße 6. In diesen Fällen wird die Mappe als Nachnahme (zuzügl. 2,20 DM Porto- und Nachnahmekosten geliefert.)

22.07.1970: Die Landesregierung in Kiel hat die Wahl des hauptamtlichen Stadtrates von Norderstedt, des ehemaligen Harksheider Bürgermeisters Carl Lange, für ungültig erklärt. Begründung: Die Stadt habe versäumt, eine Ausnahmegenehmigung einzuholen. Der Magistrat will die Stadtratsstelle nunmehr ausschreiben. Bei der ebenfalls beanstandeten Wahl von zwei weiteren ehrenamtlichen Stadträten will sich Norderstedt nicht dem Veto beugen. Ihre Rechtmäßigkeit soll gerichtlich überprüft werden

25.07.1970: "Wir freuen uns über den U-Bahn- Anschluß von Norderstedt. Aber warum enden die meisten Züge 800 Meter vor dem Bahnhof, nämlich in Ochsenzoll? Ich bin berufstätig und ärgere mich jeden Nachmittag, wenn ich in Ochsenzoll den Zug verlassen muß, um mit dem nächsten oder übernächsten bis Garstedt weiterzufahren." Das schrieb Frau Gerda Müller aus Norderstedt unserer Redaktion. Frau Müllers Problem ? von dem sicherlich viele Fahrgäste betroffen sind ? wird gelöst. Das Hamburger Abendblatt sprach mit U-Bahn-Chef Hussmann. Seine Reaktion: "Wir haben die Beschwerde von Frau Müller geprüft und volles Verständnis dafür. Mit Beginn des Winterfahrplans werden wir den Verkehr nach Norderstedt verbessern. Ab 27. September werden während der Berufsverkehrszeit am Nachmittag alle fünf Minuten Züge zur Station Garstedt fahren. Ich glaube, daß wir mit dieser Lösung Frau Müller und vielen anderen helfen werden."

August

10.08.1970: Die Kindertagesstätte Tannenhofstra- ße in Norderstedt 3 (Garstedt) blieb heute morgen geschlossen. Grund: Freitag nachmittag hatten sich plötzlich mehrere Kinder erbrechen müssen. Sechs Kinder wurden unter dem Verdacht einer Lebensmittelvergiftung in die Krankenhäuser Eppendorf und Heidberg eingeliefert. Eine Probe des Freitag ausgegebenen Kartoffelsalats wird noch untersucht. Bis das Ergebnis vorliegt, soll die städtische Tagesstätte geschlossen bleiben. Um den Eltern und Kindern unnötige Wege zu ersparen, rät das Stadt-Jugendamt, 527 83 32 anzurufen

12.08.1970: Über einen bisher rätselhaften Todesfall kann die Kieler Mordkommission die Akten schließen. Am 28. April dieses Jahres war ein 38 jähriger Kaufmann aus Norderstedt mit schweren Kopfverletzungen tot in seinem Bett aufgefunden worden. Jetzt gestand der 22 jährige Betonbauer Horst- Jürgen M. aus Norderstedt, den Kaufmann getötet zu haben. Anschlie- ßend beging er Selbstmord. Der Betonbauer war zusammen mit einem Komplicen nach einem Raubüberfall in Stolberg bei Aachen festgenommen worden. Dem Mittäter gegenüber erleichterte er in der Zelle sein Gewissen: "Ich habe in Norderstedt einen umgebracht." Nachdem M. sich in der Zelle erhängt hatte, berichtete der Mittäter der Polizei von dem Geständnis seines Kumpanen. Horst-Jürgen M. und der Kaufmann hatten in der Nacht zum 28. April in einer Gaststätte in Norderstedt zusammen mit anderen Männern gezecht. Dabei kam es zu einem Streit. M. schlug dem Kaufmann so heftig die Faust ins Gesicht, daß er vom Barhocker stürzte, mit dem Kopf auf den Boden prallte und bald darauf starb. wo/ahl

12.08.1970: 200 Armbanduhren im Wert von 25 000 Mark sind von der Norderstedter Kriminalpolizei bei Haussuchungen in den Reihenhäusern zweier türkischer Familien in Henstedt-Ulzburg sichergestellt worden. Die Uhren stammen aus einem Einbruch, der am 17. Juli in Aarhus (Dänemark) verübt worden ist. Die Namen der beiden 33- und 37jährigen Türken, von denen einer in seiner Heimat einst ein prominenter Fußball- Nationalspieler gewesen sein soll, wurden von der Polizei nicht bekanntgegeben. Die beiden sollen jedoch vermutlich zu einem größeren Hehlerring gehören. Außerdem sollen sie an einem internationalen Rauschgiftring beteiligt sein.

14.08.1970: Mit Erdgas wollen die Hamburger Gaswerke (HGW) neun weitere Orte in Schleswig-Holstein versorgen. Vorgesehen für die Umstellung von Stadt- auf Erdgas sind u. a. Schwarzenbek, Ulzburg sowie in Norderstedt die Ortsteile Friedrichsgabe und Harksheide. Damit werden bis Ende 1970 in Schleswig-Holstein 30 Städte und Gemeinden an "die neue Flamme" aus Hamburg angeschlossen. Eine Tochtergesellschaft der HGW liefert außerdem von Lübeck Erdgas nach Bad Oldesloe und Bad Segeberg

18.08.1970: Ab Montag werden die Flughafenanwohner von Langenhorn und Niendorf "Lärmpause" haben. Dann wird die Startbahn I wegen Bauarbeiten für voraussichtlich fünf Wochen gesperrt. Während dieser Zeit geht der gesamte Flugbetrieb über die Startbahn II zwischen Alsterdorf und Garstedt. Auf dieser Startbahn werden Ende der Woche die Arbeiten zum Einbau einer ILS-Anlnge (Instrumenten-Lande-System) beendet sein. Während der Sperre der Startbahn I wird es mehr Fluglärm vor allem für Alsterdorf geben. Der Flughafen versichert, daß möglichst alle Starts in Richtung Garstedt und über Alsterdorf nur die Landungen erfolgen sollen.

21.08.1970: Eigener Bericht fa. Kiel, 21. August Schleswig-Holstein will von 1971 bis 1975 den Bau von insgesamt 20 000 Sozialwohnungen mit öffentlichen Mitteln fördern. Diesen Beschluß hat das Kabinett in Kiel gefaßt. Schwerpunkte des Wohnungsbaus sollen die Standorte neuer Industriebetriebe sein. Bevorzugt werden in diesem Rahmen vor allem Norderstedt, Kaltenkirchen und Brunsbüttel. Bis zum Ende des nächsten Jahres rechnet Schleswig-Holstein mit der Einrichtung von 4 0Ü0 neuen industriellen Arbeitsplätzen. Die Landesregierung will alles daransetzen, damit für die Facharbeiten, dieser neuen Fertigungsanlagen geeignete Wohnungen zur Verfügung stehen. Den Gesamtbedarf an Wohnungen im nördlichsten Bundesland schätzt der Staatssekretär im Kieler Sozialministerium, Werner Schmidt, bis 1974 auf 80 000 Einheiten. Gegenwärtig gibt es 900 000 Wohnungen. Mehr als die Hälfte davon sind naeh dem Kriegsende gebaut worden. Aber immer noch sind 23 Prozent aller Wohnungen des Landes ohne Bad und WC.

28.08.1970: Schiffsverkauf Die Transmar Schiffahrtskontor A. Feindt hat für Kapitän H. Masuch das MS "Norderelv" (497 BRT, 830 tdw) von der Reederei J. Frommann KG. gekauft. Das Schiff soll heute übernommen und in "Norderstedt" umbenannt werden

31.08.1970: Ein schreckliches Bild bot diese Unfallstelle auf der Schleswig- Holstein-Straße in Norderstedt. In dem Gewirr aus Blech und auslaufendem Benzin starb der 23jährige Retuscheur Gerd Lenecke aus Billstedt. Sieben weitere Menschen, darunter ein elfjähriger Junge, wurden mit zum Teil schweren Verletzungen aus den drei übereinandergetürmten Autos geborgen. Feuerwehr und Polizei benötigten mehrere Stunden für die Aufräumungsarbeiten. Die Ursache, des, furchtbaren Unfalls ist noch ungeklärt, die Polizei vermutet Nithtbeqchtung eines StopschildefcJÄuf den Straßen Norddeutschlands kam es gestern abend im Ausflugsverkehr zu keinen größeren Unfällen. In Nordrhein-Westfalen, wo am kommenden Wochenende die großen Ferien zu Ende gehen, kam es zu einem Verkehrschaos. Die Autobahnauffahrt Siegburg ? Bonn mußte gesperrt werden. Foto: H. LAU

September

01.09.1970: Zum erstenmal tagt ein Kirchenvorstand in Norderstedt in öffentlicher Sitzung. Die Kirchengemeinde Harksheide Nord macht heute, am 1. September, um 20 Uhr den Anfang. Zwei wichtige Themen stehen auf der Tagesordnung. Es geht darum, wie in Zukunft der Konfirmanden-Unterricht gestaltet werden kann. Die neue Konzeption sieht vor, daß im Rahmen einer engeren Zusammenarbeit einzelner Kirchengemeinden das bisherige Unterrichtssystem durch Rüstzeiten, Konfirmandennachmittage und Konfirmandenpraktika aufgelockert oder ersetzt werden soll. Außerdem will sich der Kirchenvorstand damit beschäftigen, welchen Namen die Kirchengemeinde Harksheide-Nord in Zukunft führen soll

04.09.1970: Garstedt, die größte Gründergemeinde der jungen Stadt Norderstedt, wird morgen 600 Jahre alt. Dieser Geburtstag soll sieben Tage lang gefeiert werden. Vom 5. bis zum 11. September findet eine Festwoche mit vielen Veranstaltungen statt. Garstedt ist mit der Hansestadt seit Jahrzehnten wirtschaftlich, kulturell und verkehrsmäßig eng verbunden, und im Hamburger Staatsarchiv wird die "Geburtsurkunde" aus dem Jahre 1370 aufbewahrt. Schon vor sechs Jahrhunderten knüpften die Hamburger den Garstedtern Geld ab. So heißt es zum Beispiel in einer Kämmerei-Rechnung, daß "anno domini 1370 Johannes Waghenere De Gaarstede zwölf Schillinge Grundabgabe" zahlen mußte. Und noch etwas: In der Zeit der Viehdriften wurde am Ochsenzoll kräftig geschmuggelt. So präsentiert sich der Norderstedter Stadtteil heute: Die U-Bahn endet im Zentrum. Über dem Bahnhof entsteht eines der modernsten Einkaufszentren Norddeutschlands. Die Versicherungsgesellschaft Deutscher Herold baut in einem zweigeschossigen, 200 Meter langen Betonrechteck über 70 Geschäfte ? vom Kaufhaus bis zur Boutique. Auf dem Dach des Zentrums werden vier achtgeschossige Wohntürme mit 256 Wohnungen gebaut. Das Einkaufszentrum ist vollklimatisiert. 400 000 Kubikmeter Luft, die stündlich umgewälzt werden, sollen zu jeder Jahreszeit "frühlingshafte" Temperaturen in den Passagen und Geschäften erzeugen. Auf dem Dach des Geschäftshauses sollen zwischen den Wohntürmen in 20 Meter Höhe Gärten blühen und Spielplätze locken. Gleichzeitig wird das Herold-Center ein Norderstedter Ärztezentrum aufnehmen. Parkschwierigkeiten soll es nicht geben. Stellplätze für 1500 Fahrzeuge sind vorgesehen. Ursprünglich sollte das Herold- Center im Rahmen der 600-Jahr- Feierlichkeiten eröffnet werden. Nun wird am Montag, 7. September, 16 Uhr, zunächst einmal das Richtfest gefeiert. Die Eröffnung folgt in einem halben Jahr. Trost für die Verspätung: Beim Richtfest gibt es Freibier

09.09.1970: Bei einer noch deutlich von der Hochkonjunktur getragenen wirtschaftlichen Entwicklung hielt die Nachfrage nach Arbeitskräften im Bereich des Arbeitsamtes Elmshorn, der die Kreise Pinneberg und Steinburg sowie die Stadt Norderstedt (Kreis Segeberg) umfaßt, im vergangenen Monat an, wenn auch der Bestand an offenen Stellen leicht abnahm. "Diese Veränderung überrascht deshalb, weil der saisonbedingte Kulminationspunkt üblicherweise erst im September zu erwarten ist", erläuterte der stellvertretende Direktor des Arbeitsamtes Elmshorn, Arno Mahn, vor der Presse. "Andererseits sind weder im Zugang noch im Bestand an offenen Stellen Besonderheiten zu beobachten, die einen Tendenzwandel in der wirtschaftlichen Entwicklung erkennen lassen." Es hat jedoch nach den Worten von Mahn den Anschein, als ob die Wirtschaft im Raum nördlich von Hamburg in manchen Bereichen eine konjunktureile Beruhigung erwartet und ihre weiteren Dispositionen überdenkt. Trotz des leicht nachlassenden Arbeitskräftebedarfs waren Ende August immer noch 5600 offene Stellen gemeldet. Zum gleichen Zeitraum des Vorjahres waren es 6000. Die Zahl der Arbeitslosen (451), die im Monat Juli bereits leicht zugenommen hatte, verringerte sich wieder um 30. Die Quote von 0,3 Prozent blieb unverändert. Damit gibt es im Bereich des Arbeitsamtes Elmshorn auch weiterhin die wenigsten Arbeitslosen im Land Schleswig-Holstein. Insgesamt vermittelten die Beamten 1746 Personen in neue Arbeitsstellen, darunter 1186 in längerfristige Beschäftigungen. Bei den Männern entfielen die Vermittlungen hauptsächlich auf die Metall- und Bauberufe, Frauen hatten in Verwaltung und Handel gute Chancen. Darüber hinaus war die Vermittlung von Baumschulearbeitern besonders gefragt. Unter den Vermittelten waren 189 Ausländer. efs

12.09.1970: PHILYMPIA heißt die "International Philatelie Exhibition", die am 18. September in London ihre Pforten öffnet. Die hier abgebildete Sonderserie erscheint am selben Tage und zeigt Blackpenny von 1840, ersten Prägedruck von 1847 und Viktoriabuchdruck von 1855. Bei Nennwerten von 5d, 9d und 1s 6d erfolgte die Herstellung im mehrfarbigen Rastertiefdruckverfahren auf Schalterbogen zu 120 Stück - 4000 Gedenkblätter "Olympia auf Briefmarken", : herausfiegfitesn. vom Hamburger Abendblatt zur Philatelie 70, waren in vier Tagen restlos ausverkauft. Das Gedenkblatt des Hamburger Abendblatts zur Stadtgründung Norderstedts am 1. Januar 1970 mit einer Auflage von 200 numerierten Exemplaren wird heute von Spezialsammlern für 180 Mark und darüber gehandelt. Der Verkaufspreis betrug 10 Mark. - Bis zum 17. September ist im Museum für Hamburgische Geschichte die Ausstellung "Die Philatelie Hamburgs und seiner Umgebung" ..a9&. m rah^rfcJSJgran;.. stalter ist der Hämburg- Altonaer Verein für Briefmarkenkunde. Er besteht in diesem Jahr 85 Jahre. - Im Jahre 1971 wird die Deutsche Bundespost voraussichtlich 45 Sondermarken zu 20 verschiedenen Anlässen herausbringen. Die erste Ausgabe erscheint zum Gedenktag der Reichsgründung vom 18. 1. 1871. ? Im vergangenen Jahr verkaufte die Deutsche Bundespost über 98 Millionen Wohlfahrtsmarken, davon 18 Millionen Weihnachtsmarken

15.09.1970: Eigener Bericht f a. Kiel, 15. September Die Freien Demokraten Schleswig-Holsteins stehen am Scheideweg ? möglicherweise sogar vor einer Zerreißprobe. Auf einem Landesparteitag am 3. Oktober in Kiel sollen die 200 FDP-Delegierten darüber abstimmen, ob nach der Landtagswahl am 25. April weiter mit der CDU koaliert oder tum ersten Mal ein Regierungsbündnis mit der SPD eingegangen werden soll. Noch gehen di" Meinungen hierüber auseinander. Der FDP-Landesvorsit' zende Uwe Ronneburger erklärte: "Der Bundesvorstand hat den Wunsch, daß wir wieder mit der CDU koalieren." Ronneburger fügte hinzu: "Die führenden Männer der FDP ln Bonn sehen in einer Fortsetzung der schleswig-holsteinischen Koalition einen betonten Hinweis auf die Selbständigkeit der Partei. Dieses Argument wäre nicht mehr überzeugend, wenn überall das Bonner Modell SPD/FDP eingeführt würde." Dieser Ansicht hat inzwischen auch der FDP-Fraktionsvorsitzende im Kieler Parlament, Joachim Herbst, beigepflichtet. Er meinte: "Ich sehe keine Veranlassung, das Verhältnis mit der CDU zu beenden." Herbst vertritt diesen Standpunkt, obwohl zwei der vier FDP-Abgeordneten erst im letzten Jahr die Fronten gewechselt haben und zur CDU gegangen sind. Den Jungdemokraten Schleswig-Holsteins und ihrem Anhang allerdings behagt der Kurs von Ronneburger und Herbst nicht. Auch der örtsverband von Norderstedt und die starken FDP-Kreisverbände von Lübeck, Segeberg und Pinneberg haben sich entschieden, an**. Oktober für ein Bündnis -mit der SPD zu stimmen. So meinte der Lübecker Kreisvorsltzende Otto Madaus, die FDP-Politik der "sogenannten Mitte ist gescheitert". Die FDP müsse jetzt restlichen Ballast abwerfen und sich von den Nachzüglern der "Ära Mende" trennen. Dl" FDP Schleswig-Holsteins fühlt sich stark umworben. Der CDU-Spitzenkandidat Stoltenberg erklärte: "Wir sind grundsätzlich bereit, die Koalition fortzusetzen, wenn die FDP wieder im Landtag vertreten ist." Der stellvertretende SPD-Vorsitzende Willi Geusendam hat die FDP aufgefordert, einen "eindeutigen Eigenkurs" zu steuern. Auch seine Partei wünscht ein Bündnis mit den Freien Demokraten

24.09.1970: KRANKENHAUS HEIDBERG BESTEHT 25 JAHRE ALWIN BELLMANN 0 Den Exerzierplatz, wo dereinst Unteroffiziere ihre Befehle brüllten, hat gärtnerische Kunst in eine Heidelandschaft umgestaltet. Wo früher benagelte Soldatenstiefel hart auf den Kachelboden der Flure schlugen, rollen Medikamentenwagen fast geräuschlos auf Gummirädern. Nur noch das riesige Eingangstor erinnert an die Zeit, als Offiziere hier den Ton angaben, wo jetzt Ärzte regieren. Das Allgemeine Krankenhaus Heid berg in Langenhorn ist 25 Jahre alt geworden. Es gibt keine Feier heute, keine klingenden Gläser, keinen Prominentenbesuch, kein kaltes Büfett, An der Tangstedter Landstraße hat man noch keine Zeit, Feste zu feiern. Hier wird gebaut, renoviert, modernisiert ? seit dem 24. September 1945. Lediglich ein Feiertagsessen soll die 650 Angestellten und Ärzte des Krankenhauses Heidberg an den Jubiläumstag erinnern. Eine Stunde vielleicht wird mancher Zeit finden, zurückzudenken an die ersten Tage. Im großen Hauptgebäude erinnert sich der Verwaltungsangestellte Mengler, daß er eyist Schutt räumte, wo heute Blumen blühen, Schwester Hildegard Brunckhorst in der Zahnärztlichen Abteilung vielleicht an die ersten Patienten, in der Werkstatt der Klempner Krohn an die Tage, als er in Altona "organisierte" Badewannen in die Südküche einbaute, weil es hier den einzigen Warmwasserspeicher des gesamten Krankenhauses gab. Es waren Tage, in denen noch keiner nach dem Lohn für seine Arbeit fragte. 25 Jahre ist das her ? vorbei und schon fast vergessen. Das Krankenhaus Heidberg gehört heute mit 19 Abteilungen und einer Kapazität von 1287 Betten zu den modernsten und leistungsfähigsten Krankenanstalten in der Bundesrepublik. Ein Lob allerdings, dem gleich die Kritik folgen sollte. An vielen Gebäuden reißt der Putz der Fassaden, brechen in den Krankenzimmern die' Wände. Noch immer, nach zweieinhalb Jahrzehnten, muß in einigen Abteilungen improvisiert werden, vieles hier in Heidberg steht dem Wirtschaftswunderstaat nicht sonderlich gut zu Gesicht. Dem stehen ? dies nun wieder zum Lobe ? modernste Einrichtungen, wie Nierenabteilung, ein Hubschrauberlandeplatz, die Neurochirurgische und die Jugendpsychiatrische Abteilung gegenüber und last not least die Leistungskraft der Ärzte und des Pflegepersonals. Kleiner Nachteil für Hamburg: Heidberg-Ärzte sind gefragt. Fünf Chefarztsteilen mußten im letzten Jahr neu besetzt werden. Die Vorgänger folgten Berufungen als ärztliche Direktoren in anderen Städten. Einer bleibt Hamburg zum Glück erhalten. Professor Dr. Harald Härders, seit dem L März 1969 als ärztlicher Direktor Nachfolger des Heidberg-Erbau-. ers Prof. Beckermann, ist einem Ruf an die Universitätsklinik des Saarlandes nicht gefolgt. Er möchte den Aufbau des Krankenhauses, dem in der Zukunft, besonders mit dem Anwachsen Norderstedts, immer größere Bedeutung zukommen wird, vollenden helfen. Sorge bereitet ihm, wie allen seinen Kollegen, der Mangel an Pflegepersonal. 71 Kräfte fehlen in Langenhorn, die vorhandene Bettenkapazität kann nicht voll ausgeschöpft werden. Aus einer in Heidberg aufgebauten Krankenpflegeschule soll sich der Nachwuchs rekrutieren. Und Glück für das Krankenhaus: Wer hier die Pflege erlernte, der bleibt auch meistens. Das Betriebsklima, der freie Umgangston, die kollegiale Zusammenarbeit halten das Personal. Wer mit dem ärztlichen Direktor, Professor Härders, durch dieses Krankenhaus geht, der spürt beim Rundgang, daß manches anders geworden ist als anno dazumal. Die verbeugende Ehrfurcht wich aem unverbindlichen Respekt. Das schafft nicht nur für die Angestellten, sondern auch für die Kranken eine angenehme Atmosphäre. Heidbergs Leistung läßt brechende Putzteile vergessen.

25.09.1970: thi. Hamburg, 25. September Die Hamburger Randgemeinden im Raum Südholstein werden finanziell besser ausgestattet. Auf seiner Sitzung in Bad Segeberg hat der von Hamburg und Schleswig-Holstein gebildete Förderungsausschuß für das Hamburg-Randgebiet Zuschüsse und zinslose Darlehen in Höhe von 6,1 Millionen Mark und Zinszuschüsse in Höhe von 2,3 Millionen Mark beschlossen. Zu den geförderten Maßnahmen gehören vor allem der Ausbau von Gymnasien und Realschulen in Bad Oldesloe, Geesthacht, Kaltenkirchen, Norderstedt, Reinbek und Wentorf. Außerdem werden Mittel bereitgestellt, um Grundstücke für ein Gymnasium in Bargteheide und ein Schulzentrum in Glinde zu erwerben. Weitere Gelder dienen der Stärkung der Achsenendpunkte Elmshorn, Kaltenkirchen, Bad Oldesloe. Schwarzenbek und Geesthacht. Ebenso sind Mittel für den Bau eines Krankenhauses in Kaltenkirchen vorgesehen. Auch die Abwässerverhältnisse in den Hamburger Randgebieten sollen verbessert werden. Der gemeinsame Förderungsausschuß von Hamburg und Schleswig-Holstein wird ebenfalls den Bau eines Rückhaltebeckens für die Stadt Norderstedt und den hamburgischen Stadtteil Langenhorn sowie für den Weiterbau eines Abwasserhauptsammlers der Billegemeinden Wentorf, Wohltorf und Aumühle finanziell unterstützen.

26.09.1970: Druckfrisch aus der Maschine und in die Geschäftsstellen des Hamburger Abendblattes kam in dieser Woche die Neuauflage der Broschüre "Autofahren auf Mark und Pfennig". Diesmal enthält sie eine Mindestkosten-Kalkulation für insgesamt 159 Pkw-Modelle. Ausgewiesen werden unter anderem Motorleistung, Kraftstoffverbrauch, Höchstgeschwindigkeit, Kaufpreis, Kraftfahrzeugsteuer, Haftpflicht- und Teilkaskoversicherung, feste Kosten im Monat und im Jahr, Betriebsko-' sten je km, Gesamtkosten pro Monat bei einer jährlichen Fahr-, leistung von 10 000, 15 000, 20 000, 30 000, 40 000 und 50 000 km. "Auto -fahren auf Mark und Pfennig" wird ab sofort für eine Schutzgebühr von 50 Pfennig ausschließlich in den Abendblatt- Geschäftsstellen am Gänsemarkt und Mönckebergstraße 5 sowie in der Geschäftsstelle der Norderr stedter Zeitung, Norderstedt 3, Ochsenzoller Straße 129, abgegeben. (Bitte, keine schriftlichen Anforderungen.)

30.09.1970: SPEICHERBECKEN ZUR ENTLASTUNG DER SIELNETZE GEPLANT GEORG PAKSCHIES 0 Nach Fuhlsbüttel und Alsterdorf ist bald das Ende der gegenwärtigen Baubeschränkung für Langenhorn in Sicht. Doch gedämpfter Optimismus ist auch in diesem Falle angebracht. Zwischen Kakmoorgraben und Westerrohrgraben wird in absehbarer Zeit ein Schmutzwasser- Speicherbecken gebaut, das im Jahre 1972 fertiggestellt sein könnte. Es soll Abwässer während der "Tagesspitze" sammeln, um sie dann nachts in die nicht mehr so überlasteten Sielnetze strömen zu lassen. Langenhorns Unterwelt wird künftig rund um die Uhr Rekord-Wassermengen schlucken müssen. "Die bestehende Baubeschränkung für Langenhorn kann erst nach Fertigstellung des Rückhalte-Beckens aufgehoben werden", erklärte Baudirektor Hans Licht von der Stadtentwässerung. Ob sie ganz außer Kraft gesetzt werden kann, ist heute noch nicht abzusehen. Zur Zeit dürfen in Langenhorn jährlich nur rund 500 Wohnungen gebaut werden. Neu und erfreulich zugleich ist es, daß zwischen der Hansestadt und dem Magistrat der Stadt Norderstedt Einigung erzielt werden konnte, zumindest was die Kostenbeteiligung am geplanten Langenhorner Rückhaltebecken betrifft. Bekanntlich schickt auch Norderstedt seine Abwässer in Richtung Hamburg und partizipiert am vorhandenen Sielnetz. Vor der Stadtgründung auf schleswig-holsteinischem Boden war in Erwägung gezogen worden, an der Harksheider Grenze ein Sammelbecken, zu bauen. Dieser Plan ist nur noch Makulatur. Er wird nicht realisiert. Beim Bau des Schmutzwasserspeichers handelt es sich zunächst um ein Teilprojekt. Baudirektor Hans Licht versicherte: "Wir bauen erst einmal ein Becken von 40 mal 50 Meter Länge." Das Fassungsvermögen soll für den gegenwärtigen Bedarf groß genug sein. Wann die zweite Beckenhälfte gebaut wird, steht noch nicht fest. Um nicht Hamburgs Flughafen Fuhlsbüttel unter Schmutzwasser zu setzen, mußte im Erdkampsweg zwischen Wrangelkoppel und Zeppelinstraße eine "Drosselstrecke" gebaut werden. Das war unumgänglich. Die unangenehme Nebenwirkung: Sie ist für die gegenwärtigen Abwassermengen, die Tag und Nacht durch die Rohre rauschen, viel zu klein. Hinzu kommt noch, daß das Pumpwerk Ostfalenweg in Niendorf seine maximale .Leistungsgrenze erreicht hat. Bisher trug es wesentlich zur Entlastung des Langenhorner Sielnetzes mit bei. Die endgültige Lösung für Langenhorn, so Baudirektor Licht, heißt nach' wie vor "Sammler Niendorf". Auf der Karte in der Stadtentwässerung bildet er den westlichen Bogen um Langenhorn. Doch wann er gebaut wird, steht noch in den Sternen. Die andere Klammer ist der Hauptsammler Ost. Experten hoffen, daß die Neubautätigkeit in Langenhorn und in einigen Teilen Fuhlsbüttels nachläßt. Norderstedt wird auf Grund eines Vertrages weiterhin dazu beitragen, daß Hamburg den "Kanal mit Schmutzwasser voll bekommt". Auch darüber wurden inzwischen Verhandlungen geführt. Mit dem Ergebnis, daß Norderstedts Abwasser-Vertrag nicht außer Kraft gesetzt werden kann und soll. Hamburgs Schwerpunkt beim Sielbau wird künftig nicht der Nordwesten, sondern der Süden sein, dort, wo sich gewaltige Industrie-Betriebe niedergelassen haben und neue Siedlungen entstehen. Daß Hamburgs Stadtentwässerung alles unternimmt, was nur möglich ist, steht außer Frage. Dazu Baudirektor Hans Licht: "Wir bemühen uns,^ so schnell wie es nur geht zu bauen."

Oktober

06.10.1970: Eine neue Beratungs- und Vorverkaufsstelle der Hamburger Hochbahn Aktiengesellschaft hat sich seit Oktober im Einkaufszentrum Langenhorner Markt etabliert. In der Brewo-Reise- Agentur werden Stammkarten ausgestellt oder geändert, Auskünfte über den Tarif erteilt und Wertmarken verkauft, jedoch keine Schüler-, Lehrlings- und Studenten-Marken. Damit soll ein besserer Kunden-Service für die Fahrgäste des Hamburger Verkehrsverbundes aus Fuhlsbüttel, Langenhorn, Ochsenzoll und Norderstedt ermöglicht werden

12.10.1970: Eine Geschäftsstelle des Hamburger Abendblattes ist heute morgen um 9 Uhr in Bergedorf, Bergedorfer Straße 154, eröffnet worden. Nach denen am Gänsemarkt und an der Mönckebergstraße 5 ist es die dritte in der Hansestadt. Eine vierte Geschäftsstelle besteht in Norderstedt, Ochsenzoller Straße 129 a. Nach vier Wochen Urnbauzeit sind in der Bergedorfer Straße moderne Räume entstanden, in denen Anzeigen aufgegeben, Abonnements angemeldet und! Zeitungen, die Hatnburgensien-Mappe des Abendblattes oder die Broschüre "Autofahren auf Mark und Pfennig" gekauft werden können.

21.10.1970: Die Norderstedter Polizei nahm den 22jährigen Arbeiter Hans-Joachim Gercke aus Henstedt-Ulzburg fest, der seit dem 7. September wegen eines bewaffneten Raubüberfalles auf eine Tankstelle in Ulzburg gesucht wurde. Gercke legte ein Geständnis ab. Außerdem gab er zu, weitere 50 Einbrüche zwischen Bad Harzburg und Husum begangen zu haben. Die Kripo Norderstedt stellte in einem Versteck Diebesgut im Werte von 35 000 Mark sicher. Gerckes Komplicen konnten festgenommen werden. Die Raubzüge führte Gercke auf Bestellung aus. Auftraggeber waren Hehler

23.10.1970: Systematische Wartung und Pflege erhalten den Wert eines Automobils. Verantwortungsbewußte OPEL-Fahrer überlassen die Wahl ihres Service-Betriebes nicht dem Zufall. Es ist gewiß kein Zufall, daß der größte Teil von ihnen sich einen DELLO-Betrieb ausgewählt hat. Leistung kommt nicht von irgendwoher; sie ist das Ergebnis von Erfahrung geschulter Fachkräfte und modernsten Werkstatteinrichtungen. "Seien wir ganz offen", sagte Horst Hoeppner, Gesamtleiter der Dello-Kundendienstkette zu uns, "guter Kundendienst ist die Voraussetzung für unser Geschäft, denn nur ein zufriedener Kunde kommt wieder. Das ist unser Prinzip." Davon liefern 15 DELLO-Betriebe überall in Hamburg ein gutes Beispiel. In Norderstedt ebenso wie in Harburg, in Billstedt nicht anders als in Blankenese. Das kann man eben nur von einem erfahrenen Unternehmen dieser Größe erwarten. Mehr bieten als andere - ist die einfache Formel bei Dello. Ein überzeugendes Beispiel hierfür ist der Dello-Winterdienst. Ab heute hat jeder OPEL-Fahrer die Möglichkeit, seinen Wagen bei Dello winterfest machen zu lassen. 33 Arbeiten zum ungewöhnlich niedrigen Preis von DM 12,98 sollen vor bösen Überraschungen in den kalten Tagen schützen. Vom Fahrwerk über Motor und Karosserie wird der Wagen unter die technische Lupe genommen. Ein Angebot, das sich wohl kaum ein OPEL-Fahrer entgehen lassen wird. Damit er dem Winter gelassen entgegensehen kann. Und weil vorbeugen besser als schieben ist

24.10.1970: Eigener Bericht f.f. Hamburg, 24. Oktober Der Hamburger Flughafen Fuhlsbüttel, mit einer Fläche von 526 Hektar dreimal so groß wie die Außenalster und fast fünfmal so groß wie die Insel Helgoland, lebt nicht nur von seinem internationalen Flair, sondern ist, was nur wenige wissen, ein bedeutender Wirtschaftsfaktor für die Hansestadt, ein großes Unternehmen. Nach einer Erhebung der Flughafen Hamburg GmbH, waren im Mai vergangenen Jahres 8627 Personen ? ein Prozent aller Hamburger Erwerbstätigen _ bei insgesamt 107 Unternehmen (87 deutsche und 20 ausländische) beschäftigt. Ihnen wurden 138 Mill. DM an Löhnen und Gehältern gezahlt. Das entspricht einem Durchschnittsmonatsverdienst von 1335 DM gegenüber einem Hamburger Durchschnitt von 1150 DM. Mittelbar abhängig vom Hamburger Flughafen sind im Einzugsbereich die Angestellten der 30 Stadtbüros von Fluggesellschaften, von 90 Reisebüros sowie zahlreichen anderen Firmen. Dazu kommen die 500 Beschäftigten im Rechenzentrum der Deutschen Lufthansa in Norderstedt. Vom "Arbeitsplatz Flughafen" leben einschließlich der Angehörigen rund 25 000 Menschen in und um Hamburg. Die auf dem Flughafen ansässigen Unternehmen setzten 1968 rd. 125 Millionen DM um. Bei den Fluggesellschaften waren es außerdem 255 Millionen DM, davon allein 200 Mill. DM durch den Flugkartenverkauf. Hinzuzuzählen wären Einnahmen aus dem Frachtversand und Wartungsdiensten für fremde Fluggesellschaften. Größter Arbeitgeber auf dem Flughafen ist mit Abstand der Werftbetrieb der Deutschen Lufthansa mit 6125 Personen oder 71 °/o aller Beschäftigten. Es folgt die Flughafen Hamburg GmbH, mit 671 Arbeitern und Angestellten. Die zehn behördlichen Dienststellen geben so vielen Menschen Lohn und Brot, wie die 21 Fluggesellschaften zusammen (544 gegenüber 521 Beschäftigten). Mit 35 sind zahlenmäßig' Luftfrachtmaklerbzw. Speditionsfirmen am stärksten vertreten, die aber nur 249 Personen beschäftigen. Die Zahl der auf dem Flughafen ausgeübten Berufe ? insgesamt 142 ? reicht vom Tierpfleger über Metallarbeiter, Schneider, Bankfachmann, Drucker zum Flugingenieur, Psychologen und Arzt. Männliche Arbeitskräfte sind viermal so stark wie weibliche, besonders durch die Eigenarten der Arbeit auf der Lufthansa-Werft, vertreten. 411 Beschäftigte oder 4.8 "'o der Tätigen sind Ausländer. Dieser Prozentsatz liegt nicht unerheblich über dem Hamburger Durchschnitt, ein Beweis für die Internationalst eines Flughafens. Die Mehrzahl der auf dem Flughafen beschäftigten Angestellten und Arbeiter wohnen in Hamburg (83,7%), 15,7 °/o kommen täglich aus Schleswig-Holstein und nur 0,6 °/o aus Niedersachsen. Knapp die Hälfte lebt im Umkreis von fünf bis 12 Kilometern um den Flughafen, aber immerhin mehr als 10 °/o leben 12 bis 25 Kilometer entfernt. Bevorzugtes Verkehrsmittel ist das Auto. In der Mittagszeit, zum Schichtwechsel, parken 4500 bis 5000 Pkw am Flughafen. Etwa 3800 gehören Ber triebsangehörigen. Die Untersuchung weist darauf hin, daß die Bedeutung des Flughafens weit über die geschaffenen Arbeitsplätze und umgesetzten Beträge hinausgeht. Der Luftverkehr ist heute unentbehrlich für viele Firmen, Flughäfen wirken zunehmend standortbestimmend. Das schließt leider nicht aus, daß eine nicht unbeträchtliche Anzahl von Menschen unter dem Fluglärm zu leiden hat

24.10.1970: Bei einem Verkehrsunfall auf der Segeberger Chaussee in Norderstedt kam am Freitagabend der 46jährige Vertreter Erich F. aus Niendorf ums Leben. Sein Wagen war auf die Gegenfahrbahn geraten und von einem Lastzug aus Uetersen gerammt worden.

November

02.11.1970: Rund 5000 Briefmarkenfreunde pilgerten Sonntag ins Studentenhaus an der Schlüterstraße zur Jubiläumsveranstaltung des Sammlervereins BUW. Der Schweizerische Generalkonsul Rist eröffnete den "Tag der Schweizer Briefmarke" und wies dabei auf die internationale Wertbeständigkeit der Schweizer Marken hin, die gerade bei den Sammlern in und um Hamburg außerordentlich beliebt sind. Groß war der Andrang an den Schaltern des Hamburger Abendblattes, wo Gedenkblätter mit Schweizer und Liechtensteiner Marken angeboten wurden. Ab morgen, Dienstag, 3. November, ist noch ein kleiner Rest dieser Gedenkblätter und Originalbelege in den Abendblatt-Geschäftsstellen Gänsemarkt, Mönckebergstraße und in Norderstedt bei Vorlage des Abo-Passes ermäßigt zu haben. wek

04.11.1970: ahl. Norderstedt, 4. 11. Mit einer einstweiligen Anordnung hat die VIII. Kammer des Verwaltungsgerichts in Schleswig die für gestern abend in Norderstedt vorgesehene Ernennung und Vereidigung des früheren Harksheider Bürgermeisters Carl Lange zum Ersten Stadtrat vorerst untersagt. Die CDU hatte die Rechtmäßigkeit des Wahlverfahrens bezweifelt und Klage erhoben. Lange ist schon zweimal gewählt worden. Die erste Wahl wurde hinfällig, weil der Innenminister eine öffentliche Ausschreibung ver-" langte. Beim zweiten Wahlgang standen elf Bewerber zur Diskussion. Davon hatten! zehn keine Gelegenheit, sich persönlich vorzustellen. Carl Lange, einziger Nichtjurist untern den Bewerbern, wurde zum Ersten Stadtrat gewählt. Das Verwaltungsgerich*, will am 12. November verhandeln und endgültig entscheiden. Die Stadt Norderstedt, bisher noch ohnf Rechtsamt, hat einen Anwalt beauftragt, ihre Interessen, wahrzunehmen.

04.11.1970: Zuschriften aus der Schweiz und Telefonanrufe aus vielen Teilen Deutschlands waren das überraschende Echo: das Gedenkblatt des Hamburger Abendblattes zum "Tag der Schweizer Briefmarke" mit allen bisher in diesem Jahr neu erschienenen Briefmarken hat starke Beachtung gefunden. Die numerierte Auflage beträgt 3000 Stück. Jedes Blatt trägt den Stempel des Postmuseums in Bern. Dazu gibt es noch eine wirklich gelaufene Luftpost-Eilbotenkarte mit Marken der UNO. Für Abendblatt-Abonnenten, die bisher keine Möglichkeiten hatten, Gedenkblatt und Brief zu erhalten, haben die Geschäftsstellen am Gän-" semarkt, an der Mönckebergstraße, in Bergedorf und in Norderstedt, noch einige Exemplare vorrätig. Beide Dokumente kosten bei Vorlage des Abo-Passes nur 15 Mark. Eine Zusendung ist ? solange der Vorrat reicht ? nur gegen Nachnahme möglich. Bargeld und Schecks können nicht angenommen werden. Bestellungen sind zu richten an die Briefmarken-Redaktion, des Hamburger Abendblattes, 2 Hamburg 36, Kaiser- Wilhelm-Str. 6. wek

09.11.1970: Eigener Bericht Hamburg ? Nachdem die Hamburger Sparcasse von 1827 (Haspa) mehr als 140 Jahre nur in Hamburg tätig war, geht sie jetzt auf die "Dörfer": Am 12. November eröffnet sie eine Zweigstelle in Buchhoiz. Dazu Peter Mählmann, Vorstandsmitglied der Haspa: "Wir sind unseren Kunden nach Buchholz gefolgt." Dem ersten Schritt der Haspa über die Landesgrenze werden im nächsten Jahr weitere folgen. Geplant sind Zweigstellen in Ahrensburg und Norderstedt

09.11.1970: Norderstedts Bürgermeister Horst Errubacher hat sich am Sonntag auf einem außerordentlichen Parteitag vom Amt des 1. Vorsitzenden der SPD in Norderstedt entbinden lassen. Die Erklärung des Verwaltungschefs dafür: Als Bürgermeister, der noch die Aufgaben der unbesetzten Ämter des technischen und Ersten Stadtrates erfüllen müsse, bleibe ihm einfach keine Zeit mehr für die Parteiarbeit. "Ich fühle mich überfordert", gestand Embacher. Vor elf Monaten war er zum Parteichef von Norderstedt gewählt worden. Danach hatte er ausdrücklich erklärt, er werde nur zwei Jahre amtieren ? selbst dann, wenn er Bürgermeister von Norderstedt werden würde. Zu seinem Nachfolger als Parteichef wurde der 35jährige Bankorganisator Manfred Lüdemann gewählt.

09.11.1970: Gegen einen Pestbus prallte am Wochenende auf der vereisten Segeberger Chaussee bei Norderstedt ein Personenwagen. Die Insassen, die Arbeiter Horst-Walter J. (41) und Manfred Seh. (32) aus Bad Segeberg, wurden tödlich verletzt.

14.11.1970: Ladenzentrum Hamburger Straße, ein halbes Jahr nach der Eröffnung: Wurde es nun zum Paradies des Kunden oder zu einem langweiligen Verkaufs- Betonklotz? Beat und Blasmusik, etwas Folklore, Reden, bunte Luftballons. Im Mai war das. An der Hamburger Straße wurde Europas größtes Einkaufszentrum eröffnet, gelobt als des Verbrauchers Wunderland, aber auch verketzert als "Verkaufsschlachtschiff". Sechs Monate ist das her; die Kritiker sind verstummt, auch die Schwärmer haben das Feld verlassen, die Erde hat sie alle wieder. In Barmbeks Hauptstraße ist der Alltag eingezogen. Frage an Geschäftsleute und Kunden, jetzt, ein halbes Jahr danach, da praktische Erfahrungen vorliegen: Einkauf s-Paradies oder müder Konsumdrache? Aus braunen Knopfaugen blickt ein Teddybär durchs Schaufensterglas auf die Steinwand gegenüber. Geigensolo im leeren Rundfunkgeschäft, flimmerndes Neonlicht, das sich an grauen Beto-npfeilern bricht, leuchtende Schneekristalle aus Plastik, schläfrige Verkäuferinnen, ein gähnender Kellner. Mittwoch morgen im Einkaufszentrum Hamburger Straße; es könnte auch Dienstag sein oder Donnerstag. Der Tag scheint hier immer ein wenig später zu beginnen als anderswo. Grauer Himmel über grauem Beton, Langeweile in der Verkaufspassage, Warten auf Kundschaft. Nur am internationalen Zeitungskiosk des ersten Stockwerks ist schon Betrieb und nebenan, wo es in langen Regalen alles gibt, was die Liebe fördern soll. Ein strahlender Geschäftsführer. Wenn am frühen Morgen sonst nirgendwo etwas los ist, in diesem Laden immer. Hier kauft so mancher Bürger, worüber er sich dann entrüsten kann. "Wir sind zufrieden. Alle in dieses Zentrum gesetzten Wünsche wurden erfüllt, zum Teil sogar übertroffen." Der das sagt, ist Manfred Szesny, Vorsitzender der Interessengemeinschaft Hamburger Straße. Die werktägliche Vormittagsleere in den meisten Geschäften ist natürlich auch ihm nicht verborgen geblieben. Aber sie macht, sagt er, absolut nichts aus, sie gibt ein falsches Bild der Lage. Noch kein Geschäftsinhaber hat bisher Schwierigkeiten angemeldet. Zweckoptimismus? Nein. Im Erdgeschoß und in der Passage des ersten Stockwerk bestätigen Geschäftsführer und Verkäuferinnen die Aussage ihres" Vorsitzenden. Was am Vormittag fehlt, das spielt sich doppelt in den Nachmittagsstunden und drei- bis vierfach am Wochenende ab. Etwa ein Drittel aller Kunden, das ergab eine Umfrage, kommen aus dem Wohngebiet der näheren Umgebung. Viele aber auch von weit, weit her. Von 1675 Befragten an einem langen Verkaufssonnabend stammten zum Beispiel 6 Prozent aus Norderstedt, 3,8 Prozent aus Harburg und 3,5 Prozent aus Altona. "Wir sind zufrieden", sagt also Manfred Szesny, und er sagt es in der Überzeugung, damit für alle der rund 100 Interessenigemeinschafts-Mitglieder zu sprechen. Gequältes Lächeln auf dem Gesicht der Inhaberin eines Textilgeschäfts im zweiten Stockwerk. "Von Zufriedenheit nicht die Spur", beklagt die Herrin über viele hundert Damenkleider ihre Lage und hält auch nicht zurück mit Kritik an der Interessengemeinschaft. Für die vorweihnachtliche Lichtwerbung zum Beispiel, jene leuchtenden Schneekristalle aus Plastik, fehlten auf dieser Etage die Mittel. Es gibt kein schützendes Dach, der Herbstwind zerrt an den Kleidern. Wo sonst schon alles grau ist, hier oben wirkt es noch grauer. Nackter Beton, kaum ein Kontrast zum bleifarbenen Himmel. "Kommen, kaufen, zahlen, gehen" ? so bissig kommentiert der Kellner eines Spezialitäten-Restaurants im zweiten Stockwerk das Einkaufszentrum: "Langeweile, keine Abwechslung, völlig verbaut." Mittags geht das Geschäft ganz gut, am Abend stehen die Tische leer. Herbe Kritik übt der Mann auch am Architekten: Der habe eine große Mauer ziehen lassen, dann etwas dran- und draufgebaut und sich dabei gesagt: "Mal sehen, was draus wird." Was daraus geworden ist, damit müssen die Mieter in der Hamburger Straße heute le" ben. Man kann keine Wände mehr umreißen und keine Betonpfeiler versetzen. Man muß sich mit dem auseinandersetzen, was der Gestalter dieser Mammut-Kaufburg hinterließ, und man ist eben nicht überall glücklich dabei. Es gibt zum Beispiel im ganzen Zentrum nur eine Rampe für Kinderwagen, noch immer sind Leckagen an der Tagesordnung, die Rolltreppen rollen selten. "So, wie dieses Zentrum gebaut wurde", gibt Manfred Szesny offen zu, "würde man es wohl nicht noch einmal bauen." Wie Verbraucher selbst über ihr "Wunderland" denken, danach hat sie das Hamburger Abendblatt gefragt. Rund hundert Hausfrauen standen Rede und Antwort. Das Ergebnis war unterschiedlich und gleichzeitig überraschend. Fast kritiklos befürwortete die ältere Generation den nüchternen Zweckbau an der Hamburger Straße. Den Frauen gefällt das konzentrierte Angebot, das Schuhgeschäft neben dem Kaufhaus, der Friseur neben dem Cafe. Ganz anders jüngere Frauen. Für sie ist dieses Einkaufszentrum ein Labyrinth, in dem man sich schlecht zurechtfindet; sie kritisieren die fehlenden Rampen für Kinderwagen, und sie haben vor allem etwas auszusetzen am eintönigen Grau der Passagen. "Dies alles", so eine Stimme, "hat keine Atmosphäre. Die Betonwände und Pfeiler wirken bedrückend, es fehlt das Verspielte, Aufgelockerte, das Leichte." Nun, Ansätze dafür bat es in der Hamburger Straße schon gegeben. Um die Passagen aufzulockern, hatten viele Geschäftsleute bunte Verkaufsstände vor ihre Läden gestellt. Die Behörde hat ihnen das inzwischen mit der Begründung, die Verkehrssicherheit werde gefährdet, wieder verboten. Sicher eine korrekte Entscheidung genau nach Vorschrift, aber doch auch symptomatisch für eine Stadt, von der Spötter behaupten, daß die sich abend3 in der Binnenalster spiegelnden Lichtstreifen ein bestimm-, tes Längenmaß nicht überschreiten dürften. Lob .und Kritik. An der Hamburger Straße hört man ersterers zwar lieber, die Interessengemeinschat ist aber auch für kritische Stimmen durchaus aufgeschlossen. Die vielen Kunden, die hier bereits "ihr Einkaufszentrum" entdeckt haben, erwartet denn auch ein umfangreiches Programm. Die Betonwände werden einen Farbanstrich erhalten, durch Ausstellungen, Autogrammstunden und Sonderveranstaltungen will man die Hamburger Straße attraktiver und lebendiger machen. Audi mehr Blumen wird es geben im nächsten Jahr, und neben den schwarzen Stühlen werden Bänke mit warm getönten Holzsitzflächen stehen. Zwei Kindergärten, bei Karstadt und bei Neckermann, stehen inzwischen allen Kunden zur Verfügung, und selbst wer am Nachmittag das Junge Theater an der Mundsburg besucht, darf seine Kinder hier "abgeben". Für die Weihnachtswochen ist ein Christmarkt geplant; der Weihnachtsmann wird dazu, wenn technisch alles klappt, mit einem Fenster-| putzerfahrstuhl direkt "vom Himmel herab" auf die Erde gleiten. Wichtigstes Novum: Damit sich niemand mehr verläuft, sollen Hinweistafeln und Pläne angebracht werden. Fazit: Die Architekten trifft's am ärgsten. An ihnen lassen die Kritiker kaum ein gutes Haar. Einig sind sich jedoch Befürworter und Kritiker darin, daß man an der Hamburger Straße alles für den Kunden tut. Einhelliges Lob den Geschäftsleuten und Verkäufern: Bedienung, Ausstattung und Angebot sind tadelsfrei.

20.11.1970: Heute vormittag gab es noch keine Spur von den drei Ausländern, die gestern abend die 16jährige Beate B. aus Norderstedt in einem hellen Personenwagen entführten und ihr die Tageskasse der Delphin- Apotheke am Rübenkamp in Barmbek raubten. Kurz vor 17 Uhr sollte das Mädchen die Tageskasse in Höhe von 2500 Mark zur nahegelegenen Bank bringen. Beate B.: "Plötzlich hielt ein Wagen neben mir, ich wurde von drei Männern auf die hintere Sitzbank gezogen!" Über 20 Minuten fuhren die Entführer mit ihrem Opfer durch die Innenstadt. In der Nähe des Hauptbahnhofs wurde Beate B. aus dem Wagen gestoßen. Die unbekannten Männer flüchteten mit der Kasse. ukr.

24.11.1970: Als vorgetäuschte Straftat stellte sich der Bericht der 16jährigen Apothekenhelferin Beate B. aus Norderstedt heraus. Sie hatte vor der Polizei angegeben, von drei Ausländern entführt und beraubt worden zu sein. Tatsächlich aber, so ermittelte die Polizei, hatte Beate B. die Tageseinnahmen der Apotheke (2500 Mark) unterschlagen, weil sie sich "modische Wünsche" erfüllen wollte.

27.11.1970: Die Hamburgensien-Mappe "Hamburger Leben" mit den reizvollen farbigen Büdern des Rouleaumalers Eduard Niese (1833?1898) hat in Hamburg, Deutschland und auch im Ausland großen Anklang gefunden. Die erste Ausstellung seiner Werke im Museum für Hamburgische Geschichte (Oktober 1969 bis April 1970) lockte viele Tausende an. Kein Wunder, daß die erste Hamburgensien-Mappe (Damals auf Straßen und Plätzen), herausgegeben vom Hamburger Abendblatt in Zusammenarbeit mit dem Museum für Hamburgische Geschichte, nach kurzer Zeit vergriffen war. Auch die zweite Mappe" (Hafen, Brücken und Fleete) war nach wenigen Monaten fast ausverkauft. Wegen der verstärkten Nachfrage vor Weihnachten sind beide Mappen jetzt nachgedruckt worden. Sie sind in den Geschäftsstellen Gänsemarkt, Mönckebergstraße, Bergedorf und Norderstedt wieder vorrätig und kosten für Abonnenten 12 DM, sonst 16 DM. Die Mappen können auch über die Vertriebsstellen des Hamburger Abendblattes bezogen werden. Bei schriftlicher Bestellung (an Hamburger Abendblatt, Abteilung Report'HA, Hamburg 36) kommen sie per Nachnahme. Sie kosten dann 2,20 Mark mehr (für Porto und Nachnahme).

28.11.1970: Im Rathaus reagierte man prompt. Eine der ersten Reaktionen auf das vom Hamburger Abendblatt herausgegebene Buch "Hamburg? Porträt einer Weltstadt" kam von Bürgermeister Professor Herbert Weichmann. In plakativen Sätzen faßte Hamburgs Erster Bürger zusammen, was ihm als wesentlich an dem Buch aufgefallen war: "Es ist wirklich neuartig. Es ist ein Stück Werbung für Hamburg ? es ist ein Stück staatsbürgerliche Erziehung ? es ist ein Stück amüsanter Unterhaltung ? es ist ein Stück Zeitgeschichte." Nach einem "Kompliment zum neuen Hamburg-Buch!" geht Paul O. Vogel, der Direktor der Staatlichen Pressestelle, in Details. Er notiert: "Die Idee als solche und die Systematik; den Fleiß der Zusammenstellunig; die Fülle des Materials, besonders der Fotos." Aber da es, wie Paul O.Vogel meint, "in Hamburg nicht erlaubt ist, eine Sache ausschließlich zu loben", folgt auch eine Anregung für das nächste Buch: die Wirtschaft noch stärker als geschehen zu berücksichtigen. Ein "neuer Buchtyp, verblüffend vielseitig und von praller Lebendigkeit", zensiert Erich Lüth. Als angenehm empfindet er, daß das Musische keineswegs zu kurz kommt, und daß auch für das schwer zugängliche große Kunstwerk geworben wird, "ohne künstlich hochzustapeln". Als den gelungenen Versuch, "die Vielseitigkeit und Lebendigkeit dieser Metropole überzeugend darzustellen", bezeichnet Otto Scharein, der Direktor des Hamburger Kongreßzentrums, das Buch. "Dieses Buch ist ein Stück Hamburg", schreibt er, "dazu ein gutes und überzeugendes Argument für Freunde dieser Stadt und solche, die es werden wollen." Aus dem Kreise unserer Leser erreichte uns bereits eine Fülle von Zuschriften. Hier einige Zitate: -Zu der Idee, Fotos nicht mehr in der Versenkung verschwinden zu lassen, sondern Jahr für Jahr chronologisch zu ordnen und in einem Buch zu konservieren, kann ich nur gratulieren. Aufnahmen sprechen eine deutliche Sprache, und vor allem ein Porträt kann viel aussagen. Edith Haucke, Pinneberg, Brahmsallee "Der Band wurde mir nach Essen nachgeschickt. Beim Lesen der Berichte, beim Betrachten der Fotos glaubte ich dennoch, in Hamburg zu sein. Das zeigt wohl eindeutig, daß das Buch wirkt." Claus Harmsen, z. Z. Essen "Es ist wohl nicht übertrieben, wenn ich schreibe, daß ich begeistert bin. Es ist nicht zu groß und zu dick, was mir wichtig erscheint, da es sich um ein Buch handelt, was man zu jeder Zeit zur Hand haben möchte, weil es praktisch lebendig ist. Nicht wie ein ausgesprochener Bildband, den man liest und dann auf unabsehbare Zeit im Bücherschrank verschwinden läßt." H. Cent, HH 26, Sievekingsallee "Am besten gefällt mir die Vielseitigkeit, die weltstädtische Atmosphäre, die aus diesem Band spricht. Kann Ihnen nur empfehlen, den zweiten Band und auch weitere Bände herauszugeben. "- H. Höhne, HH 6, Amandastraße "Das Buch hat mir und meinen Angehörigen sehr gut gefallen. Ganz deutlich in Erinnerung werden ' böse Taten, Ereignisse und Veranstaltungen gebracht. Aber auch an einige sehr schöne Theater-Aufführungen wurde ich erinnert." Gertrud von Holt, Hamburg 74, Steinfeldstraße .Hamburg ? Porträt einer Weltstadt". 368 Seiten. 430 Bilder, 40 in Farbe. Mit Anhang: Hamburg von A bis Z. Herausgegeben vom Hamburger Abendblatt. Preis nur DM 16, ? für Abonnenten, sonst DM 18, ? . Vorrätig in den Geschäftssteilen Gänsemarkt, Mönckebergstraße, Bergedorf und Norderstedt. Schriftliche Bestellungen erbeten an Hamburger Abendblatt, Abt. Report HA, Hamburg 36, Kaiser-Wilhelm-Str. 6. In diesen Fällen Lieferung per Nachnahme (zuzüglich 2,20 DM Porto- und Nachnahmekosten.).

Dezember

03.12.1970: In einem unbewohnten Haus an der Nordersträße, in dem er übernachten wollte, ist der 26jährige Tischler Udo M. niedergestochen worden. Durch Zufall wurde der hilflose Mann heute früh von Polizeibeamten entdeckt. Udo M. ist außer Lebensgefahr. Nach seinen Angaben will er von drei Unbekannten überfallen worden sein. Während einer der Männer von ihm Geld verlangte, habe ein zweiter mit dem Messer auf ihn eingestochen. Im Zuge einer sofort eingeleiteten Fahndung konnte der vermutliche Messer- Stecher der 27jährige Arbeiter Bernhard K. aus Norderstedt, festgenommen werden

08.12.1970: Der 33jährige Kraftfahrer HelmufcS. ans Eppendorf wurde gestern -in Norderstedt tödlich verletzt. Bei dem Zusammenstoß zweier Lastwagen auf der Kreuzung Lemsahler und Hopfenweg war er aus dem Führerhaus des einen Fahrzeuges herausgeschleudert und von den Rädern des anderen Wagens fiberrollt worden.

15.12.1970: ENGPASS "AM OCHSENZOLL" SOLL BREITER WERDE 0 Kommt es zwischen Hamburg und der Nachbarstadt Norderstedt in Schleswig-Holstein zu einem Grenzstreit? Gemeinsam soll die Verbreiterung der Straße Am Ochsenzoll finanziert werden. Dafür plädieren die Abgeordneten der Bezirksversammlung Hamburg Nord. Ihre Begründung: die bisher ruhige Wohnstraße auf hanseatischem Gebiet wurde in letzter Zeit zu einem beliebten Schleichweg der Autofahrer aus Norderstedt, um schneller nach Hamburg zu kommen. Zu den Hauptverkehrszeiten ist die berüchtigte Kreuzung Langenhorner Chaussee, Segeberger Chaussee und Schleswig- Holstein-Straße von Kraftfahrzeugen "zugemauert". Wer mit dem Wagen aus der Innenstadt kommt und nach Norderstedt will, biegt meistens rechts vor der Kreuzung ab und braust durch die nur 3,5 Meter breite Stra- ße Am Ochsenzoll. Sie mündet in die Alte Landstraße, die wiederum zur Segeberger Chaussee führt. Einer der Anlieger erklärt: "Besonders abends ist es schlimm. Fußgänger wissen überhaupt nicht mehr, wo sie laufen sollen. Denn Gehwege gibt es nicht." Schwierigkeiten treten noch auf, wenn sich Lieferwagen begegnen. Die könnten allenfalls auf die Vorgärten ausweichen. Doch dort, im Norden Langenhorns, sind sie vom massiven Zäunen umgeben. Paul Kuhn (CDU) meldete sich ir. der Bezirksversammlung Hamburg Nord zu Wort. Sarkastisch sagte er: ..Der Ausbau der Straße Am Ochsenzoll feieil zehnjähriges Planungsjubiläum. Es ist traurig, daß die Straße bis heute nicht ausgebaut werden konnte." Nach Auffassung der Bezirksversammlung sei zu prüfen ob Heine Kostenbeteiligung Schleswig-Holsteins zu erreichen ist. I eine Vorfinanzierung des Gesantobjekts durch die Hansestadt möglich ist oder B durch neue Verhandlungen im Landesplanungsrat aus dessen ..Geldschatulle" doch noch eine Finanzierung vorgenommen werden kann. Aus Gesprächen mit den Anliegern geht deutlich hervor, daß sie gar nicht so erspicht darauf sind, eine "Autostraße" zu erhalten. "Bisher wohnten wir ruhig. Durch Norderstedt ist alles anders geworden." Ob sicli diese junge Stadt zur Kasse bitten liil.lt, damit eine Hamburger Straße ausgebaut werden kann, bleibt abzuwarten. SP

17.12.1970: 0 Die Gelbsucht hat sich über die Grenzen der Hansestadt hinaus ausgedehnt. Heute wurden die Jungen und Mädchen der Sonderschule im Norderstedter Stadtteil Harksheide vorzeitig in die Weihnachtsferien entlassen, weil zwei ihrer Mitschüler an Gelbsucht erkrankt sind. Die Kinder wohnen in dem Tangstedter Ortsteil Wulksfelde. Wie das Kreisgesundheitsamt Bad Segeberg mitteilt, ist außerdem eine 20jährige Angestellte aus Henstedt an Hepatitis erkrankt. Sie wird aber schon in Kürze aus der Klinik entlassen.

19.12.1970: Um eine weitere Zersplitterung des Besoldungsrechts zu verhindern, sind die Bundesländer bereit, die Bemühungen des Bundestages um ein Gesamtkonzept fllr die Beamtenbesoldung abzuwarten und ihrerseits bis Ende Februar stillzuhalten. Das versicherten alle Länder einstimmig vor dem Bundesrat. Hamburgs Bürgermeister Weichmann sagte, die Chance sei gegeben, daß sich die Parteien zu einer gemeinsamen Konzeption zusammenrauften. Eine gewisse Ausnahmeregelung beschloß der Bundesrat mir für die Richter. Den Ländern wurde grünes Licht für eine Angleichung an die Besoldungsverbesserungen in Hessen, Schleswig-Holstein, Bayern, Saarland und Nordrhein-Westfalen gegeben. Kurze Zelt nach der Sitzung forderten in Hamburg Vertreter des Richterbundes, der Richterrüte und der ÖTV von Justizsenator Heinsen die gleichen Zugeständnisse, die auch den Lehrern in Hamburg gemacht worden sind. Dem Hamburger Abendblatt erklärte der Senator: "Der Senat strebt eine Lösung an, die zu einer einheitlichen Besoldung des ganzen Bundesgebietes führt. Inzwischen wird jedoch das Senatsamt noch im Januar eine neue Besoldungsordnung für Richter und einen Teil der Lehrer vorlegen, um sich im Sinne des Bundesratsbeschlusses den fünf anderen Ländern anzugleichen. Die Erhöhung, mit der ich bestimmt rechne, wird dann rückwirkend ab 1. Januar beschlossen werden, sodaß den Hamburger Richtern kein finanzieller Schaden entsteht." Wie aktuell das Problem ist, beweist das Beispiel zweier Amtsrichter, die in Norderstedt wohnen. Der eine ist in Pinneberg tätig, der ändere in Hamburg-Altona. Das Land Schleswig-Holstein, das letztes Jahr 590 Millionnen DM als Finanzausgleich von der Hansestadt Hamburg erhielt, besoldet seinen Richter in Pinneberg großzügiger. Er erhält monatlich 100 DM mehr als sein Hamburger Kollege.

23.12.1970: Die lärmgeplagte Bevölkerung rund um den Flughafen muß besser geschützt werden. Das ist das Fazit eines Kontaktgespräches, das der Hamburger FDP-Landesvorsitzende Oswald Paulig mit dem Vorstand der Notgemeinschaft der Flughafenanlieger geführt hat. Bei dem Gespräch, an dem auch der SPD-Bundestagsabgeordnete Dr. Hans Apel und der SPD-Bürgerschaftsabgeordnete Hans Saalfeld teilnahmen, herrschte Einmütigkeit darüber, daß "alle Möglichkeiten ausgeschöpft werden müssen, um die Lärmbelästigung der betroffenen Bürger weiter zu vermindern". Dazu sei vor allem erforderlich, die zweite Blindflug-Landeanlage (ILS-System) auf der Bahn II flAlstertal- Garstedt) stärker auszunutzen. Außerdem wies Paulig darauf hin, daß "die übertriebene Verwendung der Schubumkehr bei Landungen" verhindert werden müsse. Eine weitere Anregung des SPD-Landesvorsitzenden: In eingehenden Verhandlungen mit Senator Helmuth Kern (SPD) und Flughafendirektor Dr. Christiansen sollen "umgehend alle Möglichkeiten der Lärmminderung ausgelotet und mit aller politischer Kraft durchgesetzt werden". Anfang Januar soll darüber eine Konferenz stattfinden. thi.

24.12.1970: Wer wäre bereit, zu Weihnachten einen Gast aufzunehmen? Diese Abendblatt-Umfrage vom 19. Dezember brachte den Inhaber einer Norderstedter Elektromotorenfabrik auf den nachahmenswerten Gedanken, seine Gastarbeiter zu Weihnachten in sein Privathaus einzuladen. Der Betrieb beschäftigt 30 ausländische Mitarbeiter. Die Hälfte bleibt über die Feiertage in Hamburg. "Es sind Jugoslawen, Italiener und Jordanier", sagt Georg H. O. Dierking (49). "Männer und Frauen. Der Betriebsälteste von ihnen ein Jordanier. Er arbeitet neun Jahre bei uns zur vollen Zufriedenheit." Der Chef hatte Jägerglück. Daher gibt es Heiligabend Rehbraten. "Das mögen alle, denn unseren Moslems darf ich ja kein Schweinefleisch servieren lassen! Und dann wird Weihnachten gefeiert mit Tannenbaum und allem, was dazu gehört." ? "Kommt der Weihnachtsmann persönlich?" ? "Klarer Fall, den spiele ich selbst", sagt der Chef. Das Unternehmen bat seinen Gastarbeitern in der Nähe Neubauwohnungen beschafft, die sie zu mehreren bezogen haben. So wurde die Miete erschwinglich. Das war das erfreulichste vorweihnachtliche Telefonat, das die Redaktion führte. NB: Der Unternehmer hatte sich nicht an das Hamburger Abendblatt gewandt. G.N.

28.12.1970: Das vom Hamburger Abendblatt herausgegebene Hamburg-Buch ist ein außergewöhnlicher Erfolg geworden. "Hamburg ? Porträt einer Weltstadt" wurde von Hamburg aus als Weihnachtsgeschenk in zahlreiche Städte des Kontinents und nach Übersee geschickt. Viele Hamburger haben dieses Buch auch als Präsent zum Jahreswechsel, für Firmen- und Arbeits Jubiläen und für Geburtstage im Januar vornotiert. Das Buch enthält alles, was im Jahr. 1970 in Hamburg an bemerkenswerten Ereignissen geschehen ist. Eine Nachlieferung ist heute früh in den Geschäftsstellen Gänsemarkt, Mönckebergstraße, Bergedorf und Norderstedt des Hamburger Abendblattes eingetroffen. Das Hamburg- Buch kann auch schriftlich bestellt werden; es kommt dann per Nachnahme, zuzüglich DM 2,20, oder mit Rechnung. ("Hamburg ? Porträt einer Weltstadt", 368 Seiten, 430 aktuelle Bilder, davon viele in Farbe, Anhang "Hamburg von A? Z" mit 550 Tips und Themen, Preis für Abonnenten DM 16, sonst DM 18).

29.12.1970: Etwa 5000 weitere Hamburger Familien werden im nächsten Jahr Wohngeld erhalten können. Das ist durch das neue Wohngeldgesetz möglich, das am 1. Januar in Kraft tritt. Die Verdienstgrenzen sind ebenso erhöht worden wie die anzurechnende Miete. Bisher haben in der Hansestadt 40 000 Familien und Alleinstehende Wohngeld erhalten. Durch das Gesetz soll jeder in der Lage sein, eine angemessene Wohnung zu mieten. Entgegen der oft gehörten Meinung ist Wohngeld kein Almosen. Auch wenn sich das Einkommen wesentlich verbessern sollte, muß das erhaltene Geld nicht zurückgezahlt werden. Die Verdienstgrenze ist von 750 auf 800 Mark für Alleinstehende und für jedes weitere Familienmitglied von 150 auf 200 Mark angehoben worden. Ausgegangen wird vom "Familieneinkommen". Es errechnet sich nach dem Monatseinkommen, von dem Werbungskosten abgezogen werden. Kinderfreibeträge von 25 Mark für das zweite, 60 Mark für das dritte und vierte und 70 Mark für jedes weitere Kind sind abzurechnen. Grob überschlagen bedeutet das: Ein Alleinstehender darf brutto monatlich bis zu 1000 Mark, ein Ehepaar mit zwei Kindern bis zu 1820 Mark brutto verdienen, um noch wohngeldberechtigt zu sein. Bei der Berechnung des Wohngeldes wird von der Größe der Familie, der Höhe des Einkommens und den zuschußfähigen Wohnkosten ausgegangen. Das neue Wohngeldgesetz ist zwar nicht mehr ganz so kompliziert wie das erste aus dem Jahre 1965, aber durchaus noch kein einfaches Gesetz. Wohnungsbauminister Dr. Lauritz Lauritzen rechnet damit, daß im Bundesgebiet in diesem Jahr mehr als eine Million Haushalte diese Beihilfe bekommen werden und dafür etwa 1,3 Milliarden Mark aufgewandt werden müssen. Dieser Betrag wird notwenig, weil die Diskrepanz zwischen Baupreisen und damit Mieten und dem allgemeinen Einkommen eher größer als kleiner wird. Jeder sollte prüfen, ob er Anspruch auf Wohngeld hat. Das gilt nicht nur für Mieter. Für Bewohner von Eigenheimen und Eigentumswohnungen gibt es statt Wohngeld Lastenzuschüsse. Um diese Prüfung zu ermöglichen, hat das Wohnungsbauministerium eine Broschüre "Das neue Wohngeld" herausgegeben. Sie wird in einigen Tagen in den Ortsund Bezirksämtern sowie im Amt füj; Wohnungswesen vorliegen. Eine kleine Zahl steht dem Hamburger Abendblatt zur Verfügung. Die Broschüren werden in den Geschäftsstellen Gänsemarkt, Mönckebergstraße, Bergedorf, Norderstedt sowie in Ahrensburg bei der Ahrensburger Zeitung (Kiosk am Rathausplatz) an Interessenten ausgegeben. Wohngeldanträge nehmen in Hamburg die Orts- und Bezirksämter entgegen. Dort werden auch nähere Auskünfte erteilt. ga

30.12.1970: Nach einer feuchtfröhlichen Runde im Schweinestall ergriffen gestern nachmittag sechs Gefangene der Strafanstalt Glasmoor in Norderstedt die Flucht. Vier Ausreißer sitzen inzwischen wieder hinter Schloß und Riegel. Die Polizei fahndet noch nach Bruno S. (23) und Walter K. (27). Beide Männer sollten im Februar nächsten Jahres entlassen werden. Die sechs Ausreißer hatten vor der Flucht auf dem Anstaltsgelände Schweine gefüttert. Dabei hatten sie auch einige Flaschen Schnaps geleert. Wie der Alkohol in den Schweinestall gelang, ist noch nicht geklärt. Einer der Strafgefangenen konnte bereits auf der Flucht von einem Wärter gefaßt werden. Zwei weitere fielen einer Polizeistreife in der City von Norderstedt auf. Der vierte Strafgefangene schließlich wurde festgenommen, als er in Anstaltskleidung mit dem Bus nach Ochsenzoll fahren wollte

31.12.1970: Das Auto ist des Deutschen liebstes Kind. Überzeugender Beweis dieser innigen Zuneigung sind"die Autoströme, die Deutschlands Stadtzentren verstopfen. Der Hamburger Senat will dies Alltags-Dilemma nun radikal mildern ? mit dem City-Huckepack-Dienst, kurz CHD genannt. Hinter diesen drei Buchstaben verbirgt sich etwas völlig Neues, das Verkehrsexperten und Stadtplaner in aller Welt aufhorchen lassen wird. Hamburg weist mit einem genialen Konzept den Weg aus der Misere, die sich zum Chaos auszuweiten droht. Der CHD soll den Autofahrern zu bewachten Parkplätzen in der Innenstadt verhelfen und ihnen obendrein die strapaziöse Zuckelei im Rhythmus der Ampeln abnehmen. Niemand will also mehr reglementieren, drastische Verbote erlassen, gepfefferte Strafgebühren kassieren. Alles soll auf freiwilliger Basis geschehen. Den Autofahrern wird ein nervenschonendes umd zweckmäßiges Angebot präsentiert. Wie sieht der CHD, der City-Huckepack-Dienst. nun aus? Die Marktforschungsabteilung im Rathaus, die sich den CHD einfallen ließ, legt ihre Karten auf den Tisch: - Jeden Morgen zwischen 6.30 und 8 Uhr steuern die Autofahrer auf bestimmten Plätzen am Stadtrand oder in Vororten ihre Wagen auf zweistöckige Pkw- Transporter. Diese Fahrzeuge, die den bekannten Lastzügen ähneln, auf denen fabrikneue Autos befördert werden, verlassen ihre Startplätze nach einem genauen Fahrplan, den der Hamburger Verkehrsverbund (HVV) ausgearbeitet hat. - Während der Fahrt zur Innenstadt dürfen die Huckepack-Trailer Busspuren und Straßenbahngleise benutzen. An Kreuzungen werden sie von der Polizei bevorzugt abgefertigt. Die Transporter haben alle Privilegien, wie sie für öffentliche Verkehrsmittel gelten. ? Die Autofahrer dürfen während der Fahrt zur Innenstadt selbstverständlich in ihren Wagen blieben. Da sie sich um den Verkehr nicht zu sorgen haben, wird ihnen das Studium von Zeitungen empfohlen. Im Schein der Auto-Innenbeleuchtung (im Winter) kann man sich auch auf die nächste Vorstands- oder Aufs-ichtsratss-itzung vorbereiten. ? Die Zielpunkte der Huckepack-Trailer sind über die innere Stadt verstreut. Der Senat hat nach anfänglichem Bedenken inzwischen zugestimmt, daß beispielsweise Rathausmarkt und Moorweide als Huckepack-Parkplätee (Seniatssprechcr Paul O. Vogel: "abgekürzt Hupapa") freigegeben werden. Weitere Hupapas: Zeughausmarikt, Heiligengeistfeld sowie Nikolai- und Herrengnabenfleet, die für diese Zwecke zugeschüttet werden sollen. Am Stephansplatz sollen auch 5000 Quadratmeter dies Botanischen Gartens geopfert werden. Die Anregung von Wirtschaftssenator Kern, neben dem Ballindarnm einen Teil der Binnenalster als Hupapa zuzuschütten, lehnte Kultuisenator Philipp mit dem Hinweis ab, das Stadtbild an der Binnenalster werde darunter leiden. - Den gianzer" Tag lang bleiben die Huckepack-Trailer auf ihrem Zielplatz. Ihre Fahrer übernehmen die Bewachung. Sie wollen dabei auch kleinere R e pariaj-uren etil edig e n . - Nachmittags zwischen 16 und 17 Uhr klettern die Autofahrer, die tagsüber ihrer Beschäftigung nachgegangen sind, wieder in ihre Wagen. Dann beginnt die Fahrt stadtauswärts zu den Startplätzen. Dort rollen die Pkws wieder von ihren mobilen Parkplätzen ? die Fahrer sind sich selbst überlassen. Die Huckepack-Trailer bleiben auf ihrem Standort bis zum nächsten Morgen ? und der Törn beginnt von neuem. Das ist also der City-Huckepack- Dienst ? ..eine Wunderdroge gegen unsere chronischer Stadtverstopfung", wie Bürgermeister Prof. Weichmann anerkennend sagte, als ihn Bausenator Meister mit den Einzelheiten des CHD vertraut machte. Anfängliche Bedenken wegen des zweckentfremdeten Rathausmiarktes. der degradierten Moorweide und des einplaniierten Botanischen Gartens konnte der zu Rat gezogene Direktor der Neuen Heimat, Albert Vietor. schnell zerstreuen. "Unser Vierkehr", so sagte er. "ist wichtiger als historische Stadtlandschaften und grüne Lungen." Bedenken giab es zunächst auch wegen der zuzuschüttenden Fleete. Senator Meister beruhigte jedoch alle Kritiker mit dem Hinweis, die Fleete hätten für die Schiffahrt zwischen Alster und Elbe ohnehin keine Bedeutung mehr. Man könne also auf die übelriechenden, rattenvers euch ten Wasserarme verziehten. Das Denkmalschu'tzamt hingegen möchte einige hundert Meter Fleetmauern erhalten, weil hier schon Störtebeker, der Soldaten kömig, Kaiser Franz Josef, Wilhelm II. und Bismarck geangelt haben. Für die technische Organisation des CHD sorgt der Hamburger Verkehrsverbund (HVV). Gegenwärtig fliegt HV'V-Direktor Dr. Pampel Tag für Tag mit dem Seniatshufoschrauber über Hamburgs Vororten, um die günstigsten Startplätze ausfindig zu machen. Einige hat er schon gefunden ? in Norderstedt, Pinneberg, Wedel. Volksdorf und Neugraben, Übersichtliche Schilder sollen Abfahrt- und Zieloirte erläutern. An einem Einheitsfahrschein für das Wochen- und Monats-Huckepack-Abonnement wird noch gearbeitet. Origineller Einfall: Alle Zeitkarten sollen rund wie eine Untertasse sein und von innen an der Winschutzscheibe befestigt werden. Das ist also der CHD ? Hamburgs neuer Autofahrer-Service "Fark-and- Huck" in Anlehnung an das bewährte ..Park-and-Ride". Park-and-Huck scheint tatsächlich eine Wunderdroge zu sein, die Hamburgs Innenstadt vor völliger Verstopfung bewahrt.

1971

Januar

02.01.1971: Tödlich verletzt wurde in der Silvesternacht der 61jährige Rentner Hans B. aus Norderstedt. Er. war auf der Langenhorner Chaussee in Langenhom gegen einen Wagen gelaufen und auf die Gegenfahrbahn geschleudert worden. Dort hatte ihn ein bisher unbekanntes Fahrzeug überrollt. *

04.01.1971: Noch immer haben die Beamten der Hamburger Mordkommission keine Spur von dem Mann, der Sonntag früh den griechischen Gastarbeiter Vassilios Maichailidis (32) aus Norderstedt im Kontakthof des "Palais d'Amour" auf St. Pauli niedergestochen hat. Als dringend tatverdächtig wird der St.-Pauli- Kellner und Wirtschafter des Hauses, Erich Ebner (27) gesucht. Wenige Minuten nach der Bluttat fanden Beamte der Mordkommission im Zimmer des Kellners ein blutbeflecktes Oberhemd. Außerdem ist sein dunkelgrüner Luxuswagen, ein Mercedes 280 SE mit Kennzeichen HH-PE 797, verschwunden. Die Kripo vermutet, daß der 27jährige mit diesem Wagen auif der Flucht ist. Nach einem ausgedehnten St. -Pauli-Bummel war der Grieche Sonntag morgen gegen 6 Uhr mit seinen beiden Freunden Georgius Z. (27) und Konstantinos M. (25) ins Palais d'Amour gegangen. Während eines Gesprächs mit Prostituierten kam es plötzlich zu einem heftigen Wortwechsel. Eines der Mädchen lief ins Gebäude. Kurz darauf kamen mehrere Männer aus dem Hause 140 c gelaufen und schlugen auf die Gastarbeiter ein. Im letzten Moment konnte der Grieche Georgis Z. flüchten. Er lief zur Davidwache, um die Polizei zu alarmieren. Als er mit mehreren Beamten wieder in den Kontakthof kam, lag sein Freund Vassilios Maichailidis in einer Blutlache vor dem Hauseingang 140 c. An der rechten Hüf.te hatte er eine 20 Zentimeter lange Stichwunde. Zeugen wollen gesehen haben, daß der Kellner Erich Ebner auf den Mann mit einem Stilett eingestochen hat. Der Gesuchte spricht Wiener Dialekt, ist etwa 1,75 Meter groß und untersetzt. Er trug zuletzt einen heilen Kamelhaar-Mantel. Das war die erste Bluttat im neuen Jahr. 1970 mußte die Hamburger Mordkommission 42 Gewaltverbrechen registrieren. Davon sind bis heute acht noch nicht aufgeklärt

09.01.1971: Die SPD-Fraktion in der Schenefelder Gemeindevertretung wird auf der nttchsten Sitzung ? der Termin steht noch nicht fest ? den Antrag stellen, von der Landesregierung in Kiel zu fordern, der Gemeinde Schenefeld die Stadtrechte zu verleihen. Dazu sagte der SPD- Fraktionsvorsitzende Horst Fürstenau dem Hamburger Abendblatt: ?Schenefeld ist mit 17 000 Einwohnern die größte Gemeinde im Lande Schleswig-Holstein und wird diese Spitzenstellung in den kommenden Jahren halten. Die Schenefelder SPD ist der Meinung, daß eine Gemeinde dieser Größenord-maig nicht allein von einem Bürgermeister geleitöt werden kann., Oberstes Verwaltungsorgan muß ein Kollektiv sein, und das ist der Magistrat einer Stadt." Ein weiterer Grund, die Stadtrechte zu verlangen, ist nach den Worten von Horst Fürstenau, daß Schönefeld als Stadt mit Sicherheit einen höheren Rang . In der zentralen Funktion erhalten wird. Mit dieser Höhergruppierung würde Schenefeld .mehr Mittel aus der Landeskasse zur Bewältigung kommender Aufgaben erhalten. "Die Gemeinde Schenefeld erfüllt alle Voraussetzungen, die der Gesetzgeber von einer werdenden Stadt fordert". stellt der SPD-Fraktionsvorsitzende Horst Fürstenau weiter fest. "Wir sehen also keinen Grünck, weshalb uns die Landesregierung den Status einer Stadt vorenthalter" kann." Bei Zustimmung der Regierung wäre die Gemeinde vor den Toren Hamburgs die erste in diesem Jahrhundert, der die Stadtrechte verliehen werden. 1968 hatte Garstedt ? damals zum Kreis Pinneberg gehörig ? den gleichen Antrag gestellt. Durch die Gründung Norderstedts wurde er aber hinfällig

11.01.1971: Um die zweite Blindflug-Landeanlage (ILS-System) auf dem Flughafen Fuhlsbüttel gibt es erneut Streit: Der Magistrat der Stadt Norderstedt (Kreis Segeberg) hat den Hamburger Anwalt Dr. Alwin Gerson beauftragt, gegen Hamburg zu klagen. Der Hansestadt wird vorgeworfen, sie habe den 1962 mit der ehemaligen Gemeinde Garstedt abgeschlossenen Flughafenvertrag nicht eingehalten. Verstärkte nächtliche Starts und Landungen auf der Bahn II haben nach Ansicht der Norderstedter Bevölkerung nicht mehr zumutbare Lärmbelästigungen mit sich gebracht. Aus diesem Grunde hat der Magistrat bereits die Genehmigung zum Bau des Gebäudes für die neue ILS-Anlage auf Norderstedter Gebiet versagt.

12.01.1971: Wer als Ortsunkundiger mit der U-Bahn zum Flughafen Fuhlsbüttel will, erlebt sein blaues Wunder. Beschwerdebriefe stapeln sich in der Behörde für Wirtschaft und Verkehr in Hamburg. Fahrgäste der U-Bahn kommen allenfalls nach Langenhorn-Süd, nie direkt zum Flughafen. Aus diesem Grund fordern Kommunalpolitiker in Fuhlsbüttel die Umbenennung der irreführendenden Bezeichnung "U- Bahn-Staion Flughafenstraße". Von dort den Airport zu erreichen, ist zu Fuß unmöglich. Die Verbindung halten ohnehin nur Taxis und die Straßenbahn aufrecht. "Durch entsprechende bessere Informationen in der Innenstadt müßte darauf hingewiesen werden, daß der Flughafen Hamburg mit anderen Verkehrsmitteln (als der U-Bahn) schneller und bequemer zu erreichen ist." So argumentiert Fuhlsbüttels Ortsamtsleiter Willi Schade. Mit diesem Thema will sich der Ortsausschuß am Montag, 18. Januar, um 18 Uhr beschäftigen. Um klare Verhältnisse zu schaffen, wird vorgeschlagen, den U-Bahnhof Flughafenstraße in "Langenhorn-Süd" umzubenennen. Doch wegen "fehlender Prägnanz" lehnt der Hamburger Verkehrsverbund die Bezeichnung Langenhorn-Süd ab, verlautet aus dem Ortsamt Fuhlsbüttel. Willi Schade kontert: "Das Ortsamt kann aber darauf hinweisen, daß an den Hochbahnstrecken in die Walddörfer und nach Garstedt die Ortsteilbezeichnungen überwiegen, zum Beispiel Alsterdorf, Ohlsdorf, Klein Borstel, Fuhlsbüttel, Langenhorn Markt. Langenhorn Nord." Hier setzt nun die Kritik ein. Für viele Abgeordnete und Bürger ist es deshalb unverständlich, warum die U-Bahn-Bezeichnung der Station Flughafenstraße nicht in Langenhorn Süd "ausgewechselt" werden kann. In ferner Zukunft soll nämlich die Flughafenstraße in Richtung Hummelsbüttel zum künftigen Gewerbegebiet weitergeführt werden. Spätestens zu diesem Zeitpunkt muß der Straßenname geändert sein, weil dann ein Bezug zu den Gewerbebetrieben hergestellt werden muß. Mit dem Flughafen hat die Flughafenstraße ohnehin kaum etwas zu tun. gp

14.01.1971: "Mein erst zweieinhalb Jahre alter Wagen rostet so stark, daß sich am Lack der Kotflügel und Türen bereits Rostbeulen bilden. Warum unternimmt die Industrie nicht viel mehr gegen den Rost? Wie kann man sich als Käufer vor Rostfraß am Wagen schützen?" Trotz ständig verbesserter Methoden ist es der Autoindustrie offenbar nicht gelungen, die Fertagungsqualität in dem gleichen Maße zu steigern, wie den Ausstoß von Fahrzeugen. Die" hängt unter anderem mit dem Manfel an Fachkräften zusammen, "ber auch damit, daß sich die koeteropwende Leichtbauweise (dünnere Bleche, leichter" Träger) immer mehr durchsetzt. So klagen die Karosseriebauer zunehmend über Rostschäden, die schon nach verhältnismäßig leichten Unfällen aufwendige Reparaturen erfordern. Ein Beispiel: Beim Zusammenbau der Karosserie wird zunwdsit das sogenannte Punktschweiß- Verfahren angewandt. Ein Schweißautomat verbindet die Blechfalze des Bodentolechs und der Karosserie an mehreren Stellen (Punkten) miteinander. Dazwischen jedoch trifft nacktes Blech auf nacktes Blech. Bei einem Unfall brechen die schon nach kurzer Zeit stark angerosteten Blechkanten "wie Papier" (so ein Karosaeiriebauer) und machen umfangreiche Schiweißartoeiten notwendig. Rost bildet sich auch sehr schnell in den oft gar nicht geschützten Hohlräumen (Radkästen) der Karosserie. Der Rost arbeitet sich von innen nach außen vor. Er kündigt sich durch Blasen im Lack an. Für diese Erscheinung anfällig sind auch Fahrzeuge, dde ständig in Garagen geparkt werden. Ein Karosseriebauer: "Hier bildet sieh in den Hohlräumen Kondenswasser. Per Wagen kann nicht ausreichend entlüftet werden, so daß der Rost schneller durch das Blech kommt. ?Laternenparker" sind gar nicht so übel dran, denn ihre Autos werden besser entlüftet." Viele Autoverkäufer wissen so gut wie die Hersteller von der Rostanfälligkejt ihrer Fahrzeuge und raten den Käufern deshalb ? manchmal allerdings nur unterderhand, um das Image der Marke nicht zu gefährden ? , eine komplette "Hohiraumversiegelunig" vornehmen zu lassen. Mit Spezialgeräten werden bei diesem Verfahren nach sehr detaillierten Arbeitsianweisumgen Rostschutzmittel in all" gefährdeten Hohlräume des Autos gesprüht. Der Uniterboden des Wagen® wird zusätzlich mit einem Rostschutzmittel beschichtet. Alle schwedischen Autohändler unterziehen die Neufahrzeuge einer derartigen Behandlung. Der Autofahrer sollte allerdings darauf achten, daß er die 170 bis 300 DM (soviel kostet eine Rostschutzbehandlung je nach Fahrzeugtyp) nur für Produkte ausgibt, für die ihm eine drei- bis fünfjährige schriftliche Rostgaranitie gewähnt wird. Denn auf dem Sektor "Unterbodenschutz" werden auch Anti-Dröhramittel verkauft, für die es keine Garantie gibt und die den Unterboden auf lange Sicht auch nicht von dem Durchrosten schützen können. In Hamburg werden vier unterschiedliche Rositschutz-Methoden angeboten: Von der "Dinol GmbH." (Tel. 830 80 02) mit drei Jahrein Garantie; von "Teroson" (Tel. 27 39 53) mit fünf Jahren Garantie; von "Teetyl" (Valvoline-Venkaufsabteilunig Tel. 36 33 06) mit drei Jahren Garantie und von "Ziebarth" (Tel. 80 66 22) mit fünf Jahren Garantie. Die Preise für diese Produkte schwanken entsprechend der Garantieleistungen. Die deutschen Kraftfahrzeug- Versicherer haben mit Wirkung vom 1. Januar 1971 nicht nur die Prämien allgemein erhöht, sondern die Strukur der Prämienberechnung verändert. Der vorliegende Fall zeigt deutlich, welche überraschenden Auswirkungen die neue Prämienberechnung haben kann. Die Autofahrerin, die sich beklagte, zahlte im vergangenen Jahr rund 400 DM Prämie (einschließlich zehn Prozent Schadenfreiheitsnabatt). Als sie den Rabatt verlor, stieg die Prämie auf 444 DM- Mit der Neuordnung der Tarife und der allgemeinen Prämienerhöhung (die in der 55-PS-Klasse mit über 30 Prozent besonders hart ist) muß sie nun rund 655 DM für ihr Auto bezahlen. Denn der von ihr verursachte Unfall trug ihr nicht nur den Verlust des zehnprozentigen Schiadenfreiheitsrabatts ein, sondern auch die Einstufung in die neue Tarifklassie "Vs". So einigstuft, muß sie jetzt die erhöhte "Basisprämie" (hier 524 DM) und einen 25prozentigen Aufschlag zahlen. Hätte sie im vergangenen Jahr zwei Unfälle verursacht, wäre sie in die neue Schadenklasse Sl mit 150prozentigem Aufschlag geraten. Dies hätte bedeutet: Erhöhte Prämie minus Verlust des Rabatts plus 50 Prozent Aufschlag gleich 90 Prozent Prämienerhöhung. Sie hätte also statt früher 400 in diesem Jahr über 800 DM für ihr Auto bezahlen müssen. In Hamburg und Umgebung bieten sich insgesamt fünf Möglichkeiten an, ein Fahrzeug gemäß Paragraph 29, der Stra- ßenverkehrs-Zulassungsordnung (StVZO) in Abständen von zwei Jahren prüfen zu lassen. In Hamburg ist die Technische Prüfstelle beim Verkehrsamt der Polizei (Ausschläger Weg Nr. 110, Tel. 25 79 51) dafür zuständig. Der Autofahrer muß sich entweder in der Dienststelle selbst oder auf irgendeinem Polizeirevier eine Meldekarte beschaffen und sein Fahrzeug im Fälligkeiltsmonat anmelden. Das Verkehrsamt ist täglich von 7.30 Uhr bist 15 Uhr geöffnet. Dieselben Vorschriften gelten für die Technische Prüfstelle in Harburg (Buxtehuder Str. 5, Tel. 77 11 51) und für die Technische Prüf stell© Bergedorf (Vierlandenistraßie 38, Tel. 72 52 1). Während es sich hierbei um Einrichtungen der Stadt Hamburg handielt, ist der Technische Überwachiungsverein. (TÜV) No rddeuts chl a nd (S teil 1 nge n , Große Bahnstr. 31, Tel. 85 50 31) ein privates Unternehmen. Da er für den gesamten norddeutschen Raum zuständig ist, hat ihm die Hamburger Verwaltung untersagt, Meldekanten ? und Termine auszuteilen. In der Praxis erweist sich dies als recht vorteilhaft. Der TÜV Norddeutsch! and gibt keine Wartezeiten auf und fertigt die Autofahrer ab, wie sie zur Prüfung erscheinen. Dabei kommt es in der Regel zu Wartezeiten von nicht mehr als einer Stunde. Nur in Norderstedt hat sich der gleichfalls private Deutsche Kraftfahrzeug-Uberwachungs- Verein (DEKRA) etabliert. Seine Prüfer am Gutenbergring Nr. 19 (Tel. 527 30 76) stehen jedoch nur eingetragenen Mitgliedern zur Verfügung, die dann ebenfalls ohne vorherige Anmeldung erscheinen können.

18.01.1971: "AKTION 2000" RIEF, UND EIN HÄUFLEIN RADIKALER KAM / KARIKATUREN IM LÄCHERLICHEN 0 Von unserem Redakitionsmitgli"! Erik Verg Hamburg, 18. Januar Den Reichsgründungstag und die Hamburger Umgebung wählte das kleine Häuflein der radikalen Rechten, um von sich reden zu machen: Norderstedt, Leezen, Aumühle ? nach Kassel, Würzburg, Bonn. "Nach dem Widerstand der koordinierte Angriff!", so forderte es Redner Wintzeck. Aber es war nicht weit her damit. Aus Norderstedt vertrieben, saß man im belagerten Gasthaus "Stadt Hamburg" in Leezen bei Bad Segeberg, aß Erbsensuppe, trank Bier und hörte Reden. Das Unternehmen nannte sich zukunftsweisend "Aktion 2000". Mit der NPD habe man nichts zu tun, sagte man. Nur: zwei der drei federführenden Veranstalter gehören zur NPD. Den Ordnungsdienst versah die NPD. Stürmisch begrüßter Ehrengast: NPD-Chef Adolf von Thadden. Mit der "Aktion Widerstand" habe man nichts zu tun, sagte man. Nur: Gut die Hälfte der Anwesenden trug das ?W"-Abzeichen, und viele kannten sich von Würzburg, damit beweisend, wie klein die Zahl der Unentwegten ist. Lodenjacken sollten deutsche Gesinnung unterstreichen. Ein Vater mit kernigem Vollbart trug das Fahrtenhemd des Bundes Heimattreuer Jugend mit Odalrune und schweren Stiefeln, sein Sohn, kaum im Pimpfenalter, Papas zweites Uniformhemd. Karikaturen im Lächerlichen. Aber auch im Gefährlichen. Von "Wahrheit" war viel die Rede. "Wahrheit" hieß auch die Rede des Diplom-Politologen Udo Walendy, und die klang so : - Diktaturen hat es zu allen Zeiten und bei allen Völkern gegeben. - KZs und Vernichtung gab es schon vor Hitler. - Herr Roosevelt sagte: ich kann keinen Krieg erklären aber ich kann ihn machen. ? Und dann hat er ihn gemacht. ? Seit 1945 geht bei uns die Macht nicht vom Volke aus, sondern richtet sich alle Macht gegen das Volk. - Seit 1954 hat es in Deutschland keine einzige demokratische Entscheidung gegeben. ? Die Teilung Deutschlands kann nur überwinden, wer sich von Schuldgefühlen freimacht. Und das werden die "Filzpantoffelsoldaten" der CDU sicher nicht sein, konnte man messerscharf aus von Thaddens anschließender Rede schließen, denn der NPD-Chef distanzierte sich mit keinem Wort von seinen Vorrednern, was immer sie an Demagogie von sich gegeben hatten. Von Thadden war unter Polizeischutz über den Hof ins Haus gekommen. Denn drau- ßen im Regen standen andere Deutsche mit roten Fahnen und Transparenten.

29.01.1971: Geldregen über Nacht gab es für Monika Gerwar aus Barmbek (65 748,78 Mark) und Christel Börner aus Norderstedt (21 916,59 Mark). Diese Hauptgewinne hat Bundesminister Georg Leber gestern abend in dem ZDF-Show-Spie "Drei mal neun" gezogen.

Februar

01.02.1971: DREI ORGANISTEN IN DER KATHARINEN-KIRCHE 0 An der Orgel der Katharinen-Kirche wetteiferten drei Organisten in der Kunst der Improvisation über einige der Themen, die ihnen aus der Hörergemeinde gestellt wurden. Bei den Improvisationen über drei Choräle und bei den Fugen über zwei freie Themen lie- ßen sich persönliche Stile erkennen. Der Bayer Hans Gebhard, jetzt Kirchenmusikdirektor in Kiel, belebte sein Spiel mit rhythmischen Elementen und Akkordfigurationen. Am überzeugendsten klang sein streng-thematisch verhakelter Zweigesang zum Pedalthema "Oh Haupt voll Blut und Wunden". Der Sachse Christoph Martin, zur Zeit Organist in Norderstedt, steht als jüngster der drei Spieler, nach seinen flie- ßenden Harmonien und episodischen Einteilungen zu urteilen, der Wiederentdeokung der romantischen Orgelliteratur am nächsten. Der Hamburger und Katharinen-Organist Thomas Dittmann wirkte am freiesten in Form und Klangkombination, dabei überall gespannt und knapp und in der Verdi-Paraphrase sogar ironisch. An den nächsten beiden Sonntagen werden jeweils um 17 Uhr die reizvollen Wettbewerbe mit anderen Gästen fortgesetzt. R. Mk.

09.02.1971: Ein Stromstoß tötete gestern den kaufmännischen Angestellten Jens P. (30) aus Norderstedt. Er war nach Auskunft der Polizei in seinem Büro am Uberaeering (Winterhude) an das defek te Kabel einer elektrischen Rechenma schine geraten. *

10.02.1971: Bei dem Versuch, ein Kind aus der Tarpenbek zu retten, geriet die 35jä"nrige Hausfrau Henni W. aus Henstedt selbst in Lebensgefahr. Die dreijährige Britta B. aus Norderstedt war von der Brücke am Schmuggelstieg ins Wasser gefallen. Als die Hausfrau das Kind herausziehen wollte, glitt sie aus und stürzte selbst in den Fluß. Sie konnte sich mit dem Kind im letzten Augenblick ans Ufer retten.

20.02.1971: Rodeln auf dem Müllberg An der Hamburger Landesgrenze bei Norderstedt-Glashütte beweist ein achtzehn Meter hoher "Monte Müll", daß sich Kartoffelschalen und Kunststoffreste, Kartons und Konservenbüchsen ? insgesamt hier eine Million Kubikmeter ? zur Landschaftsverschönerung verwenden lassen. Zu einem erholsamen Fleck im Sommer, zur Rodel gelegenheit im Winter. Das muß allerdings, wie Henry Makowski vom Hamburger Naturschutzamt sagt, "ein bißchen intelligent gemacht werden". Im Naturschutzamt hängen großformatige Bildszenen auch von anderen Beispielen, in denen ausgeschöpfte Kiesgruben mit Hilfe einer "intelligent" angelegten Müll-Plombe zu einer neuen Naturlandschaft umfunktioniert werden. Bei geordneter Deponie entstehen keine Schwelbrände, gibt es keine Geruchsbelästigung oder Gefahren fürs Grundwasser. Zu diesem Ergebnis kam auch die Zentralstelle für Abfallbeseitigung des Bundesgesundheitsamtes. Ebenso haben die Landesämter für Gewässerschutz ermittelt, daß Grundwassergefahren ausgeschlossen werden können. Notfalls muß eine Unterlage ? eine "Müll-Windel" ? aus Plastikfolie, Teer, Bitumen, Kalk oder Zement eingebracht werden. In einer Müll-Vorschau hatte die Hamburger Stadtreinigung errechnet, daß bis 1980 etwa 38 Millionen Kubikmeter abgelagert werden müssen und wandte sich um Rat ans Naturschutzamt. "Fast auf Anhieb", sagt Makowski, "wurden Flächen gefunden, auf denen ohne Gefahr für das Grundwasser und für die Landschaft eine Menge von 28 Millionen Kubikmetern Abfälle bis 1975 abgekippt werden können". Zwischen die verdichteten Müllschichten werden immer wieder Bodenschichten eingebracht. Schließlich bekommt dieser ganze Blätterteig obenauf eine Schicht Mutterboden, die begrünt und bepflanzt wird. Das muß natürlich nach Plan und mit System gemacht werden. Dann, so erklärt Makowski, "hat die Müll- Lawine ihre Schrecken verloren. Sie kann sogar für die Gestaltung der Landschaft zu einem Baustein werden".

27.02.1971: In einem Grundsatzurteil hat das Landgericht Hamburg der Stonsdorferei W. Koerner + Co. aus Norderstedt das Recht zuerkannt, als einzige Firma in der Bundesrepublik ihren Gebirgskräuterlikör "Stonsdorfer" zu nennen. Das Gericht vertrat die Auffassung, daß sogar eine vorübergehend schon zum Sortenbegriff für Kräuterliköre verschiedenster Fabrikate abgeglittene geographische Herkunftsbezeichnung noch schutzfähig sei.

27.02.1971: Heute veröffentlichen wir das erste Leser-Tlerfoto. Arthur Gründer (42), Norderstedt 3, Bäckerstieg 6, hat es auf Fehmarn "geschossen". Der Verwaltungsangestellte der AOK hat praktisch einen Urlaub für die Libellen geopfert, die er in der Nähe seines Zeltplatzes entdeckte. Gründer beschäftigt sich seit 20 Dahren mit der Tierfotografie. Zu seiner Ausrüstung gehören einePRAKTINATessat 2,8:5 cm mit einem Zwischenring sowie eine ROLLEIFLEX mit Vorsatzlinsen. Wegen der Tiefenschärfe wurden sämtliche Tieraufnahmen geblitzt. Ein Tip: Libellen lieben den Sonnenschein und haben ihre Stammplätze, die sie immer wiederaufsuchen.

März

03.03.1971: In den Streit um die Zweigstellen der Hamburger Sparkasse von 1827 in Ahrensburg, Wedel. Norderstedt und Wentorf haben sich die Kunden zu Wort gemeldet. In Briefen an das schleswigholsteinische Innenministerium haben sie sich beschwert, daß Kiel gegen diese Filialen gerichtlich vorgeht. Wie berichtet, will das Innenministerium in einer Klage vor dem Verwaltungsgericht in Schleswig durchsetzen, daß die Haspa-Zweigstellen wieder geschlossen werden. Die Haspa will den Streit notfalls bis zur letzten Instanz ausfechten.

08.03.1971: Nach einer Schlägerei in einer Gaststätte an der Niendorfer Straße in Norderstedt starb der 51jährige Gerüstbauer Willi D. aus Eimsbüttel. Unter dem Verdacht des Totschlags hat die Mordkommission Kiel den 62jährigen Gastwirt Hermann S. aus Norderstedt festgenommen. Der Gerüstbauer hatte sich mit dem Gastwirt in dem Lokal gestritten. Im Verlauf der Auseinandersetzung schlug der Wirt Willi D. eine Bierflasche über den Kopf. Der Gerüstbauer konnte sich noch in seine Baubude schleppen, wo er starb

09.03.1971: CDU-PROGRAMM FÜR HAMBURGER UMLAND 0 f.a. Norderstedt, 9. März Der Hamburger Nachbarraum im Norden soll in schnellem Tempo weiterentwickelt werden. Die schleswig-holsteinische CDU hat in Norderstedt "Leitsätze" für die planerische Zusammenarbeit zwischen Kiel und Hamburg vorgelegt. Ziel der Zukunftsplanung ist "eine vielfältig gegliederte Stadtlandschaft zu entwickeln". Ministerpräsident Lemke sagte: "Dieser Raum ist keine Vorstadt und kein Kleingartengelände von Hamburg." Eigener Bericht Die "Leitsätze" wurden gestern von dem CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl am 25. April, Stoltenberg, und dem Kieler Wirtschaftsminister Narjes erläutert. Die Planungen reichen bis in das Jahr 1990 und erfordern Mllllardenbeträge. Hamburg soll sich daran stärker beteiligen. Narjes erklärte In Norderstedt: "Wir fordern Hamburg auf, mit uns einen gemeinsamen .Verkehrsförderungsfonds' zur Finanzierung des Nahverkehrs zu bilden." Dieser Fonds solle jährlich mit je 15 Mill. DM auch durch Darlehensaufnahmen gespeist werden. Für eine Erhöhung des "Förderungsfonds für die Infrastrukturmaßnahmen" im Hamburger Nachbarraum setzte sich Stoltenberg ein: "Für die nächsten Jahre sollte der Fonds von heute 17 auf mindestens 24 Mill. DM jährlich aufgestockt werden." Jedes Land soll künftig zwölf Mül. DM im Jahr einzahlen. Weitere Schwerpunkte des CDU-Programms für den Hamburger Nachbarraum sind: - Bau von zwei Ost-West- Autobahnen. Die eine soll vom Eibübergang Stade über Elmshorn, Kaltenkirchen und Bad Oldesloe nach Lübeck verlaufen. Sie sei mit Vorrang zu bauen. Mit der zweiten Autobahn Hamburg-Sachsenwald in Richtung Berlin soll bis 1975 begonnen werden. ? Durch die Hamburger Nachbarkreise Pinneberg, Segeberg, Stormarn und Herzogtum Lauenfoung soll ein innerer Tangentenring gebaut werden, der Wedel, Pinneberg, Norderstedt, Ahrensburg, Glinde und Reinbek miteinander verbindet. - Der Städtebau soll durch eine "Bodenvorratspolitik" vorangetrieben werden. ? Mit Hamburg soll die Hochschulplanung besser abgestimmt werden. Nach den CDU-Leitsätzen für die Zusammenarbeit mit Hamburg für den Hamburger Nachbarraum sollen die bisherigen Grundsätze beschleunigt angewendet werden

12.03.1971: DÜSSELDORF ERLIESS EIN VERBOT, HAMBURG WILL NOCH VERHANDEL 0 Ein Nachtflugverbot für den Charterverkehr in der Zeit von 22 bis 7 Uhr fordert die Bezirksversammlung Hamburg-Nord. Dafür haben sich gestern abend einstimmig die Fraktionen der SPD, CDU und FDP ausgesprochen. Ihr Argument: die dauernde nächtliche Ruhestörung für die Bewohner von Langenhorn, Niendorf und Stellingen sei nicht länger zu verantworten. Als einen Skandal bezeichnete der SPD-Bezirksabgeordnete Otto-Friedrich Muxfeldt die Tatsache, daß Charterflüge von Düsseldorf nach Hamburg umgeleitet wurden, weil Düsseldorf inzwischen ein Nachtflugverbot erlassen habe. Nach seinen Angaben landet zum Beispiel seit Februar jeden Sonnabend um 21.30 Uhr in Fuhlsbüttel eine Chartermaschine aus Manchester und startet sonntags wieder um 5.10 Uhr. Aus Istanbul kommt eine Gastarbeitermaschine sonntags um 1.45. Sie startet eine Stunde später wieder in Richtung Bosporus. Die Anflugkontrollstelle auf dem Düsseldorfer Flughafen bestätigte in der vergangenen Nacht dem Hamburger Abendblatt: "Bei uns sind Starts von Strahlflugzeugen (Jets) in der Zeit von 22 bis 6 Uhr verboten. Gelandet werden darf." Dazu ein Sprecher der zuständigen Hamburger Behörde für Wirtschaft und Verkehr: "Im Durchschnitt starten und landen in Fuhlsbüttel nachts achtzehn Charterflugzeuge. In der Sommer-Spitzenzeit sind es etwa 25. Dazu kommen noch zehn Linienmaschinen, darunter auch Postflugzeuge." Noch am 6. Januar dieses Jahres habe Senator Helmuth Kern ? so wird heute vormittag dem Abendblatt versichert ? dem Flughafendirektor Dr. Uwe Christiansen gesagt, er solle sich etwas "schwer tun" hinsichtlich der Annahme von Charterflügen für die Nachtzeit. Doch in einem Schreiben an ein Mitglied der Flughafen- Anlieger-Notgemeinschaft vertritt Dr. Christiansen die Auffassung, er sehe keine Möglichkeit, Flüge abzulehnen; der Flughafen sei rund um die Uhr geöffnet und unterliege damit auch der Betriebspflicht. In Kürze will die Behörde für Wirtschaft und Verkehr in Verhandlungen mit den Chartergesellschaften erreichen, daß der Nachtflugverkehr "weiter" eingeschränkt wird. In einem Fall ist das bisher gelungen. Ein britisches Unternehmen, das Nachtbummler zur Reeperbahn eingeflogen hatte, kommt nicht mehr. Das scharfe Geschütz Nachtflugverbot freilich will die Wirtschaftsbehörde erst dann auffahren, wenn ihre Verhandlungen und "andere Maßnahmen" scheitern sollten. Dazu gehört nach ihrer Ansicht auch das Ziel, 80 bis 90 Prozent aller Nachtflüge über die Bahn II in Richtung Norderstedt/Quickborn zu leiten. Eine Absicht, die die Fluglärm-Experten Muxfeldt und Paul Kuhn (CDU) aus der Bezirksversammlung Hamburg-Nord ablehnen. Der Krach wäre für Langenhorn nicht geringer, und die Norderstedter dürften nicht schlechter gestellt werden als die Hamburger.

17.03.1971: Wie weit ist Berlin von Norderstedt entfernt? Antwort: Fünf Jahre. So lange brauchte nämlich eine Postkarte für diesen Weg. Sie wurde am 20. Juni 1966 abgeschickt und kam am 9. März 1971 an.

22.03.1971: Schleswig- Holstein; Eigener Bericht fa./ahL Klel/Norderstedt, 22. März Schleswig-Holstein war heute vormittag Schauplatz der größten Bauerndemonstration seit Kriegsende. Rund 30000 Landwirte hatten sich mit ihren Traktoren auf die Straßen begeben. Schwerpunkte der Demon- kehr auf der "Schleswig-Holstrationszüge war Mittel- stein-Straße" in Norderstedt holstein von Neumünster über kam teilweise fast zum Erlie- Segeberg und Bramstedt bis gen. nach Hamburg. Verkehrsstauungen wurden Im Nordwesten der Hanse- au f der B 4 und der B 404 Stadt konzentrierten sich die beobachtet Der Fährverkehr Protestaktionen auf den Raum De j Sehestedt über den Nord- Norderstedt Die Polizei ver- Ostsee-Kanal mußte vorübersuchte mit allen Mitteln, das gehend eingestellt werden. Ziel der Demonstrationen, die _,.--,,. u" ." Besetzung der Ochsenzoller Die 15 Kreisbauernverbände Kreuzung auf der Grenze hatten die^rund 50 000 Landvon Norderstedt und Lan- Wirte Im i nördlichsten Bundesgenhorn, zu verhindern. Die land auf gefordert, heute, am Segeberger Chaussee zwi- Tag der entscheidenden Preisschen Norderstedt und Sege- Verhandlungen der EWGberg war teilweise von bis zu Landwirtschaftsminister in zehn Kilometer langen Kolon- Brüssel, durch Sternfahrten nen blockiert Auch der Ver- mit ihren 58 000 Traktoren auf Verkehr kam streckenweise zum Erliegen die Probleme der Bauern aufmerksam zu machen uhd Ihren Forderungen nach Preiserhöhungen um 15 Prozent mehr Nachdruck zu verleihen. Schon gegen sieben Uhr wurde deutlich, daß die Mehrzahl der Landwirte diesem Aufruf Folge leistete. Der Bauernverband hatte von den Ordnungsbehörden Auflage erhalten, daß sich die Demonstranten verkehrsgerecht verhalten. Sie durften nur in Pulks zwischen fünf und zehn Fahrzeugen fahren und hatten dazwischen jeweils 50 Meter Abstand zu halten, um anderen Autos Überholmöglichkeiten zu geben. Die Polizeibeamten waren angewiesen worden, unnachsichtig durchzugreifen, falls diesen Anweisungen nicht Folge geleistet werde"

23.03.1971: Eine pechschwarze Qualmwolke zog gestern über Norderstedt. In der Norddeutschen Fensterfabrik am Friedrichsgaber Weg war aus bisher noch ungeklärter Ursache ein Großfeuer ausgebrochen. Nach Schätzungen von Polizei und Feuerwehr entstand ein Schaden von 1,8 Millionen Mark. Gegen 14.30 Uhr schlugen aus einem Spritzautomaten in der Malerhalle plötzlich Flammen. Kurz danach gab es eine heftige Explosion. In letzter Sekunde konnten sich die etwa 100 Angestellten ins Freie retten. Wenig später stand auch schon die Werkshalle in Flammen. Behälter mit Lackfarben und Nitroverdünnung explodierten. Nach zwei Stunden war das Großfeuer unter Kontrolle. Für den Firmenchef Carl-Otto Paschen war das Feuer ein schwerer Schlag: Er feierte nämlich gerade seinen 57. Geburtstag

25.03.1971: Hamburgs junge Nachbarstadt Norderstedt ist um eine Attraktion reicher: heute vormittag ist das Einkaufszentrum Herold-Center, das direkt über der U-Bahnstation Garstedt für 50 Millionen Mark gebaut worden ist, mit einem Sturm von Kauflustigen eröffnet worden. Im Einkaufszentrum, ein 200 Meter langer zweigeschossiger Bau mit zwei Geschäftsetagen und vier Wohntürmen auf dem Dach, gibt es rund 100 Geschäfte aller Branchen: Gaststätten, ein Ärztezentrum mit zehn Facharztpraxen, ein Kurbad mit trimm-dich-fit- Studio und Sauna, einen Supermarkt mit Familien-Restaurant, Grill, Basar und Waschsalon. Das gesamte Center mit seinen zwei Kilometern Schaufensterpassagen ist in sich geschlossen und voll klimatisiert. Sommers wie Winters herrscht Frühling. Im Center arbeiten fast 1000 Menschen. Für motorisierte Kunden stehen 2000 Parkplätze zur Verfügung. Ein Parkhaus mit drei Etagen für 1000 weitere Autos ist im Bau. Auch die Hamburger Abendblatt-Geschäftsstelle und die Redaktion der Norderstedter Zeitung sind in das neue Einkaufszentrum gezogen. Der kommende Sonnabend ist der Tag der Prominenten: ins Herold-Center kommen Peter Frankenfeld, Schlagersänger Jonny Hill sowie Willy Millowitsch mit seinen Kindern Peter und Susanne. Sie geben von 11 ? 13 Uhr in der Geschäftstelle des Hamburger Abendblattes für ihre Freunde Autogramme. ahl

27.03.1971: Mit der Eröffnung der Zweigstelle im Einkaufszentrum Norderstedt hat die Vereinsbank jetzt 62 Filialen, Zweigstellen und Zahlstellen. Neben allen Bankgeschäften werden von der Zweigstelle Herold-Center auch sämtliche ADAC- Dienste vermittelt. *

29.03.1971: Überfall auf den Fahrer eines Zeitungswagens am Wochenende an der Burchardstraße. Zwei Unbekannte bedrohten den Fahrer mit einem Messer und forderten Geld. Dann fuhren sie mit dem grün-weißen VW-Bus mit der Aufschrift "Hamburger Abendblatt Norderstedter Zeitung" (Kennzeichen HH - CK 1281) davon. *

29.03.1971: Tausende drängten sich am Wochenende vor der Geschäftsstelle des Hamburger Abendblattes und der Norderstedter Zeitung im neuen Einkaufszentrum Herold-Center in Norderstedt. Sie wollten Willy Millowitsch und Tochter Susanne aus nächster Nähe bewundern und natürlich ein Autogramm ergattern. Polizeibeamte und Politessen leisteten Schwerstarbeit. Über 200 000 Besucher und Millionenumsätze in den über 70 Geschäften ? im vollklimatisierten Einkaufszentrum ? das ist die Bilanz der ersten drei Tage. Aber: Fast allen Geschäftsinhabern droht eine Geldbuße wegen Vergehens gegen das Ladenschlußgesetz. Der zur Eröffnung propagierte lange Sonnabend "außer der Reihe" war nicht genehmigt worden. Beamte der Gewerbeaufsicht schalteten sich ein. Doch die Räumung der "Einkaufsstadt" war unmöglich: Zehntausende drängten sich in den Passagen

31.03.1971: SCHLESWIG-HOLSTEIN-WAHL AUF DES MESSERS SCHNEIDE 0 fa. Kiel, 31. März In Schleswig-Holstein läuft gegenwärtig der schärfste Wahlkampf seit Bestehen dieses Bundeslandes. Wer wird nach der Landllgswahl vom 25. April Ministerpräsident dieses Landes: Dr. Gerhard Stoltenberg (CDU) oder Joachim Steffen (SPD)? Eigener Bericht Diese Frage hat nicht nur für Schleswig-Holstein Bedeutung, denn von der Regierungsbildung in Kiel hängt es ab, ob dde CDU/CSU im Bundesrat ihre Mehrheit behält oder ob die sozialdemokratisch-liberale Koalition Brandt/Scheel künftig auch eine Mehrheit in der Länderkammer haben wird. Die politischen Parteien Schleswig-Holsteins sind sich darüber einig, daß die Entscheidung über die neue Kieler Regierung weitgehend im nördlichen Umland Hamburgs fällt. Direkte Vergleiche mit früheren Wahlen sind schwierig und nur bedingt zulässig. Wegen der Gründung der Stadt Norderstedt im vergangenen Jahr mußten für diese Landtagswahl alle 44 Direktwahlkreise im Lande neu eingeteilt werden. , Kein Abgeordneter bleibt somit in seinem angestammten Kreis. Gewisse |Au£schlüsse über das Gewicht der nördlichen Landgemeinden Hamburgs bei dieser Wah.1 ermöglichen Bevölkerungsstatistik und Stimmenumrechnungen : - Bei der Kommunalwahl im April 1955 waren 1,5 Mill. Schleswig-Holsteiner stimmberechtigt. 350 000 davon (23 Prozent) wohnten in Hamburg-Randkreisen, Herzogtum Lauenburg, Stormarn, Segeberg und Pinneberg. 15 Jahre später, bei der Kommunalwahl 1970, aber, lebten hier 490 000 Wahlbürger der 1,8 Mill. Wahlberechtigten des Landes, also rund 31 Prozent. - Von den 490 000 Hamburg-Umlandwählern haben 80 000 ihren festen Arbeitsplatz in der Hansestadt. Die meisten davon wohnen in einer 40-Kilometer-Umlandzone am Rande der Hansestadt. Dieser Rand ist in neun Landtagswahlkreise aufgeteilt. ? In Schleswig-Holstein wählen 23 Prozent zum erstenmal ein Landesparlament. Im Hamburg-Umland aber sind es weit über 30 Prozent. Von den 225 000 Wahlberechtigten dieser neun Wahlkreise gehen 80 000 zum erstenmal an die Urne. - Bei den Erstwählern handelt es sich um Jungwähler ab 18 Jahre und um aus Hamburg zugezogene Neuwähler. Kein Wunder, daß der Außenring von Hamburg unter dem Trommelfeuer der politischen Parteien liegt, wie nie; zuvor. Es geht um die Wahlkreise ; Elmshorn (18), Pinneberg- Eibmarschen, (19), Pinneberg (20), Pinheberg-Nord (21), Stormarn (39), Norderstedt (40), Lauenburg-Süd (42), Reinbek (43), Ahrensburg (44). Bei der Landtagswahl 1967 wären sechs dieser Kreise direkt an die CDU und drei an die SPD gefallen. Wäre aber die Kommunalwahl vor Jahresfrist eine Landtagswahl gewesen, hätte sich ein genau umgekehrtes Verhältnis ergeben. Die Situation in den Hamburger Randgebieten ist am wenigsten übersichtlich. In den Hamburg fernen Landesteilen wird es wesentlich darum gehen, ob es der SPD gelingt, ihre Werftarbeiter-Hochburgen in Kiel, Lübeck und Flensburg zu halten. Für die CDU ist hingegen entscheidend, ob sie weiterhin die Hochburgen auf dem Lande hält. 44 Mandate werden direkt gewählt, 29 über die Landesliste verteilt. Wem fallen die Stimmen zu? Es geht wahrscheinlich um jede Stimme. So wird die Wahlbeteiligung mit von ausschlaggebender Bedeutung sein.

April

03.04.1971: VORAUSSICHTLICH AB 1. AUGUST 0 Von unserem Redaktionsmitglied Egbert A. Hoffmann Hamburg, 3. April Voraussichtlich vom 1. August an müssen die Hamburger für Fahrten mit Bahnen, Bussen und Hafenfähren durchschnittlich 21 Prozent mehr bezahlen. Mit den neuen Tarifen des Hamburger Verkehrs- Verbundes (HVV), die jährliche Mehreinnahmen von 53 Millionen Mark vorsehen, soll das Defizit gedeckt werden. Senat und Bürgerschaft werden demnächst über den Tarif antrag des HVV beraten. Hamburg sei nicht in der Lage, so sagte Wirtschaftssenator Helmuth Kern am Freitag, mit Steuergeldern dem HW die gestiegenen Betriebskosten zu ersetzen. Die Hansestadt werde allerdings auch weiter die Mehrwertsteuer des HVV übernehmen sowie Zuschüsse für Lehrlings-, Studenten- und Schülerkarten zahlen; alles zusammen mache rund 30 Millionen Mark jährlich aus. Demnach wird der HVV auch in Zukunft ? abgesehen von den genannten Zuschüssen ? das Prinzip kostenechter Tarife beibehalten. HVV-Direktor Dr. Fritz Pampel ist davon überzeugt, daß höhere Tarife keine Fahrgastverluste zur Folge haben. Er rechnet sogar damit, daß die Zahl der HVV-Kunden wie im vergangenen Jahr weiter ansteigen wird. Senator Kern räumte ein, daß auch die neuen Fahrpreise außerordentlich knapp bemessen sind. Es sei durchaus möglich, daß man sie nur ein bis zwei Jahre halten könne. So sehen die neuen Tarife aus: ? Bei Einzelfahrausweisen wird die Kurzstrecke von 0,50 auf 0,60, die Teilstrecke von 0,60 auf 0,70 heraufgesetzt. Von da ab 30-Pfennig- Sprünge (bisher 20 Pfennig) von Teilstrecke zu Teilstrecke. Der Gebietsfahrschein 1 kostet eine Mark statt 0,80 der Gebietsfahrschein 2 1,30 statt einer Mark. Der Übergangszuschlag für die I. Klasse S-Bahn und den Schnellbus sowie der Kinderfahrschein kosten 40 Pfennig statt bisher 0,30. - Bei den Zeitkarten verteuern sich je nach Tarif zone oder Teilstrecke Wochenkarten zwischen 1,30' und 3,50 Mark, Monatskarten zwischen fünf und 16 Mark, Abonnementskarten zwischen vier und zwölf Mark. Demnach werden Abonnementskarten um ein Fünftel geringer angehoben. Bahnen und Busse werden teurer - Bei den Studenten-, Lehrlings- und Schülerfahrausweisen steht die geringfügige Verteuerung noch nicht fest, weil Hamburg bislang nicht die Höhe des Zuschußes beschlossen hat. Außer dem neuen Tarif gibt es im HVV-Netz auch strukturelle Verbesserungen: - Neu eingeführt wird eine Monatsnetzkarte für das Tarifgebiet 1, Wochennetzkarten für die Tarifgebiete 1 und 2 sowie für das Gesamtnetz. ? Das Tarifgebiet 2 wird auf die Vierlande, die Bereiche Glinde/Reinbek/Neuschönningstedt und Norderstedt ausgedehnt. - Neu sind auch preisgünstige Monats- und Wochennetzkarten für das 15 Zonen umfassende Tarifgebiet 1, die dem Preis der normalen Acht-Zonen-Karte entsprechen. Außerdem werden Wochennetzkarten für das Tarifgebiet 2 und das Gesamtnetz ausgegeben. ? Eine Kinder-Monatskarte (Kinder über vier Jahre bis zur Einschulung) ist neu und soll berufstätigen Eltern helfen, ihre Kinder auf dem Berufswege beim Kindergarten abzuliefern. - Die Große Seniorenkarte, bisher ein Sonderangebot des HVV, wird in den Tarif aufgenommen. Sie verteuert sich von 15 auf 18.50 Mark, im Abonnement nur auf 16.50 Mark. - Auch das vor einem Jahr ? zunächst als Versuch ? eingeführte bargeldlose Jahres- Abonnement wird Bestandteil des Tarifs

05.04.1971: 1000 TEILNEHMER BEI DER ABENDBLATT-PARTY 0 Eigener Bericht H. W. Hamburg, 5. April Die zweite Kinder-Hafenparty, am Sonnabend vom Hamburger Abendblatt in Zusammenarbeit mit dem Theater für Kinder veranstaltet, war in jeder Beziehung vom Glück begünstigt. In einer Stunde waren die Karten für die die über tausend Teilnehmer ausverkauft! Für alle, die zu spät kamen, ein Trost: Anfang Mai wird die dritte Kinder-Hafenparty veranstaltet. Kleiner Wink am Rande: Auf die erste Ankündigung achten und sofort Karten bestellen. Sie wissen ja: Nur, wer auf Draht ist, kann sich im Leben einen guten Platz sichern. Jedes Kind an der Elbe weiß, daß die Hafenbosse, Hafendirektor Dr. Karl-Ludwig Mönkemeier und Hafenkapitän Götz Hungar, ein besonders gutes Verhältnis zu Neptun haben. Daß sie auch mit dem Wettergott einen gut nachbarlichen Vertrag geschlossen haben, wurde erst am Sonnabend offiziell bekannt. Als die teilnehmenden 600 Kinder Sonnabend früh durchs Fenster guckten, legten sie schon den Regenumhang griffbereit. Doch. mittags schickte Petrus die Sonne herunter, die Elbe schimmerte silbern, und ein Hauch von Fernweh und Romantik lag über den beiden glänzend ausstaffierten Hadag-Schiffen "Elbe" und "Hamburg", als sie mit ihrer fröhlichen Fracht mit hafengewohnter Pünktlichkeit von den Landungsbrükken ablegten. Kühl, distanziert, gelassen ? das sind die Attribute für hamburgische Lebensart. Doch ? an diesem frohgestimmten Nachmittag war alles anders. Hein Timm, ewig-junger Troubadour, brachte das Schiff fast zum Schwanken. Dabei dümpelte die Elbe nur sanft, aber seine übermütige Sangeslaune riß alle mit in den Sog seiner Ausgelassenheit. Der Star des Nachmittags aber hieß Hafenvater Mönkemeier. Mit seiner lütten Ute auf dem Arm erfüllte er drei Funktionen: als Hafendirektor, der sich mit seinen Erklärungen kindlicher Mentalität anpaßte, als He Lücht, genau im Bilde, wo Störtebeker hingerichtet worden war (dort nämlich, wo man die roten Blutstropfen heute noch sehen kann) und schließlich als Vater einer Großfamilie. Am glücklichsten war Mönkemeier wohl in seiner Vaterrolle. Und die Freude aller an diesem Riesenspaß drückte ein kleiner Buttje aus, indem er fragte: "Onkel, machst du das nächste" Mal wieder mit?" Auch Götz Hungar, der Hafenkapitän, der seine blonden Töchter mitgebracht hatte, fühlte sich als Vater seines Schiffes. Er führte die Kinder auf die Brücke, zeigte ihnen Radar und Kompaß und erklärte" ihnen alles. Welches Kind, in einer Hafenstadt geboren, stand schon einmal vor einen} Kompaß?! Gewiß, Hamburg liegt am großen Wasser. Aber die meisten Kinder wohnen landeinwärts, in Norderstedt, Reinbek oder sonstwo. Dieser Hafenbesuch mit Rundgang durch den Schuppen 74 machte sie stumm, als sie vor der "Borussia" standen. "Gestern 'reingekommen", hörten sie vom Schuppenwart, mit Textilien, Konserven, Mandarinen und Mosaik- Kacheln aus Hongkong und Kobe. Hamburg, ihre Heimat, ein Tor zu fernen Ufern. Besondere Anerkennung verdienten sich wie beim ersten Mal die beiden Organisatoren des Nachmittags: Uwe Deeken und Eberhard Möbius vom Theater für Kinder.

07.04.1971: Eigener Bericht Hamburg, 7. April Ein 24jähriger Kraftfahrzeughändler aus Norderstedt hat vor der Geesthachter Kripo gestanden, an dem makabren Leichenraub in Gülzow bei Geesthacht beteiligt gewesen zu sein. Nach einer durchzechten Nacht will er mit seinem Freund, einem 25 Jahre alten Eierhändler, den Sarg mit dem Leichnam des 82jährigen Rentners Hugo Johannsen Tag vor der Beerdigung aus der St.- Petri-Kirche in Gülzow gestohlen haben. (Wir berichteten ausführlich über den Vorgang.) Eine Dorfbewohnerin aus Gülzow hatte den Kripobeamten den entscheidenden Tip gegeben. In der Nacht zum Montag waren ihr zwei Männer in einer Gastwirtschaft in Gülzow aufgefallen. Karl Heinz N. und Karl Heinz W. bestellten eine Runde nach der anderen. Gegen Mitternacht, als die Kirchturmuhr zwölfmal schlug, torkelten beide ins Freie. Während des Gelages müssen sie schon den Plan gefaßt haben, in die Kirche einzubrechen. Während des Einbruchs entdeckten sie den Sarg mit dem Toten. Karl Heinz W. fuhr mit seinem Kleintransporter vor die Kirche. Gemeinsam luden die Männer den Sarg auf ihren Wagen. Dann fuhren sie in Schlangenlinien von Gülzow über Tesperhude in Richtung Geesthacht. Während der gespenstischen Fahrt verloren sie den Sarg. Was anschließend geschah, läßt selbst altgediente Kriminalbeamte schaudern: Die beiden Männer müssen den Toten an ihren Wagen gebunden haben und so mehrere Kilometer durch die Nacht gefahren sein. Dann warfen sie die Leiche vermutlich von einer Brücke, die das Wehr bei Geesthacht überquert, in die Elbe. Die Kripo stellte eindeutige Schleifspuren sicher. Von der Leiche fehlt jede Spur. Jetzt wird noch der zweite Mann des makabren Verbrechens gesucht. Karl- Heinz W. ist vermutlich mit dem Tatfahrzeug unterwegs. Es hat das Kennzeichen SE - AR 809. Bei dem Wagen handelt es sich um einen hellen Kombi. In seinem Teilgeständnis beteuerte Karl Heinz N. immer wieder: "Ich weiß nicht, wie es dazu kommen konnte. Wir waren total betrunken." Als die Dorfbewohner von der grausamen Aufklärung des "Leichenraubes" erfuhren, herrschte Entsetzen und Empörung im Ort. Wann die Familie des am Freitag verstorbenen 82jährigen Hugo Johannsen ihren Angehörigen zur letzten Ruhe betten kann, ist noch ungewiß.y

08.04.1971: Auch der zweite an dem Leichenraub von Gülzow bei Geesthacht beteiligte Mann ist in Gewahrsam. Nach dem Geständnis des Verkäufers Karl- Heinz N. (24) aus Norderstedt hat sich gestern dessen Freund und Mittäter, der 25jährige Eierhändler Karl-Heinz W., der Polizei gestellt. Wie berichtet, hatte der Verkäufer zugegeben, gemeinsam mit seinem Freund die Leiche des 82jährigen Hugo Johannsen in der Nacht zum 6. April aus der Kirche von Gülzow entfernt zu haben. Sie schändeten den Leichnam in unbeschreiblicher Weise und warfen ihn schließlich in die Elbe. Mit zwei Booten suchte die Wasserschutzpolizei gestern den ganzen Tag über den Fluß ab, jedoch ohne Erfolg. Die Täter hatten in der Nacht von Sonntag auf Montag in einer Gülzower Gaststätte schwer gezecht. Im Vollrausch beschlossen sie, in die St.-Petri-Kirche einzubrechen, fanden dort den aufgebahrten Leichnam vor und transportierten ihn samt Sarg in einem Kombi-Wagen, der Karl-Heinz W. gehört, ab. -lei

21.04.1971: WILLY BRANDT (SPD) 0 Norderstedt, 21. April Beim Abendbrot in einem Restaurant an der Kieler Chaussee sagt Bundeskanzler Brandt: "Ich halte meine Wahlreden ohne Emotionen. Ruhig und gelassen, das kommt am besten an. Die Menschen wollen keinen sinnlosen Kampf." Willy Brandt, der SPD- Bundesvorsitzende, griff gestern in den schleswigholsteinischen Wahlkampf ein. Er sprach im "Gürtel rund um Hamburg" (so nennen das die Wahlstrategen der Partei) auf Kundgebungen in Ahrensburg. Glückstadt, Itzehoe, Elmshorn und Norderstedt. Die Städte wechseln, die Szene bleibt. 14 Uhr: Auf dem großen Marktplatz von Glückstadt haben sich so an die 2000 Menschen versammelt. Beifall und Buh-Rufc mischen sich. Nach fünf Minuten ist es lotenstill. Alle hören zu. Brandt doziert über die große Politik. Von Ulrich Fritze "Was man heutzutage im In- und Ausland so gern als Ostpolitik bezeichnet, nenne ich viel lieber die Politik des Friedens. Das Ziel dieser Politik umreiße ich so: Unser nationales Interesse erlaubt es nicht, zwischen dem Osten und dem Westen zu stehen. Unser Land braucht die Zusammenarbeit und die Abstimmung mit dem Westen und die Verständigung mit dem Osten. Das deutsche Volk braucht den Frieden im vollen Sinn dieses Wortes auch mit den Völkern der Sowjetunion und allen Völkern des europäischen Ostens. Dem Frieden dienen die Verträge von Moskau und Warschau . . ." Wenig später muß er lachen: Direkt über ihm hangt ein Kinopiakat mit der Filmankündigung: "Das war Bufallo Bill." Und weiter geht die Raserei im Tempo 150 über die Straßen von Schleswig- Holstein. Das "timing", der Zeitplan, ist eng. Je später der Nachmittag, desto mehr Leute kommen: In Elmshorn dreieinhaibtausend, in Itzehoe 5000. Um 19 Uhr bricht in Norderstedt der Verkehr zusammen: an die 10 000 Menschen haben sich versammelt. Der Wahlkämpfer Brandt geht immer wieder auf "Tuchfühlung". schüttelt Hände, gibt Autogramme, hebt kleine Kinder hoch. In der Nähe der Großstadt fühlt er sich offensichtlich wohler, gibt er sich gelöster. Hier auf dem Asphalt ist sein Revier. Die kühle Starre des Vormittags aus seinem Gesicht ist wie weggewischt. Die Leibwächter von der Sicherungsgruppe Bonn des Bundeskriminalamtes dagegen werden immer nervöser. "Mein Gott", sagt einer von ihnen, "wenn hier einer schießt, können wir in dem Menschengewühl gar nichts mehr machen." Seit sich die Attentatsdrohungen gegen den Bundeskanzler häuften, wurden die Sicherheitsmaßnahmen verstärkt.

26.04.1971: Kigener Bericht Hamburg, 26. April Nach einem überaus harten Wahlkampf konnte die CDU am Sonntag die absolute Mehrheit bei der Wahl zum neuen schleswig-holsteinischen Landtag erringen. " Wahlreis 1 Flensburg-West: CDU 11668, 38.1 Prozent (36,0); SPD 12 375, 40,4 Prozent (31,8); FDP 672, 2,2 Prozent (4,2); NPD 226, 0,7 Prozent (3,7); SSW 5520, 18,0 Prozent (23,5); DKP 105, 0,3 Prozent (? );EP 42, 0,1 Prozent (? ). Gewählt: Klaus Matthiesen (SPD). Wahlkreis 2 Flensburg-Ost: CDU 13 246, 44,7 Prozent (41,0); SPD 11 491, 38,8 Prozent (32,5); FDP 752. 2,5 Prozent (4.9); NPD 369, 1,2 Prozent (5.0); SSW 3657, 12,3 Prozent (15,7); DKP 71, 0,2 Prozent (? ); EP 41, 0,2 Prozent (? ). Gewählt: Dr. Hartwig Schlegelberger (CDU) Innenminister. Wahlkreis 3 Flensburg-Land: CDU 17 251, 54,9 Prozent (50,9): SPD 10 036, 32,0 Prozent (27,0); FDP 856, 2,7 Prozent (5,5); NPD 523, 1,7 Prozent (5,4); SSW 2634, 8,4 Prozent (10,7); DKP 53, 0,2 Prozent (? ); EP 43, 0,1 Prozent (? ). Gewählt: Gerd Lausen (CDU). Wahlkreis 6 Husum-Eiderstedt: CDU 15 334, 49,1 Prozent (43,7); SPD 11 882, 38,0 Prozent (34,5); FDP 1958, 6,3 Prozent (9,0); NPD 440, 1,4 Prozent (5,8); SSW 1525, 4,9 Prozent (6,6); DKP 77, 0,2 Prozent (? ); EP 45. 0,1 Prozent ('? ). Gewählt: Hans Alwin Ketels (CDU). Wahlkreis 7 Schleswig-West: CDU 21 261, 65,1 Prozent (59,6); SPD 8953, 27,4 Prozent (24,6); FDP 1054, 3,2 Prozent (6,2); NPD 661, 2,0 Prozent (6,7): SSW 606, 1,9 Prozent (2,6); DKP 62, 0,2 Prozent (? ); EP 47, 0,1 Prozent ( ? ). Gewählt: Dr. Egon Schübeier (CDU). Wahlkreis 11 Dithmarschen Süd: CDU 18 907, 55,3 Prozent (46,9); SPD 13 050, 38,2 (38,3); FDP 1122,3,3(6,9); NPD 946, 2,8 (7,5) ; DKP 63, 0,2 (? ) ; EP 73. 0,2 (? ). Gewählt: Roger Asmussen (CDU). Wahlkreis 12 Rendsburg West: CDU 21 724, 66,1 Prozent (57,9); SPD 9014, 27,4 (26,6); FDP 1167, 3,5 (6,6); NPD 776, 2,4 (8,1); SSW 86, 0,3 (0,3); DKP 77, 0,2 (? ); EP 45, 0,1 (? ). Gewählt: Heinz-Wilhelm Fölstcr Wahlkreis 13 Rendsburg: CDU 15 826, 48,4 Prozent (47,3); SPD 14 752, 45,1 (40,5) ; FDP 1359, 4,2 (5,1 ) ; NPD 313, 1,0 (4,7); SSW 364, 1,1 (1,7); DKP 45, 0,1 (? ); EP 62, 0,2 (? ). Gewählt: Otto Bernhardt (CDU). Wahlkreis 14 Rendsburg Ost: CDU 17 884, 56,5 Prozent (50,7); SPD 11 976, 37,8 (37,7); FDP 1249, 3,9, (5,6); NPD 296, 0,9 (5,4); SSW 98, 0,3 (0.3); DKP 66, 0,2 (? ); EP 80, 0,3 (? ). Gewählt: Werner Hahn (CDU). Wahlkreis 15 Neumünster Nord: CDU 16 446, 52,2 Prozent (45,9): SPD 13 191. 41,9 (42,8); FDP 1319. 4,2 (4,8); NPD 316, 1,0 (5.6): DKP 136, 0,4 (? ); EP 78, 0,2 (? ). Gewählt: Prof. Dr. Walter Braun (CDU) Kultusminister. Wahlkreis 18 Elmshorn: CDU 17 470, 49.4 Prozent (45.7); SPD Alle Spitzenpolitiker in Schleswig-Holstein direkt gewählt Die CDU errang 34 Direktmandate, die SPD neun, und zwar in den Wahlkreisen Flensburg West, in vier von fünf Kieler Wahlkreisen, in drei von vier Lübecker Wahlkreisen und im Wahlkreis Norderstedt. Im Wahlkreis 5 (Husum Land), einer CDU-Hochburg, wird wegen des Todes des SPD-Direktkandidaten Peter Empen voraussichtlich am 16. Mai eine Nachwahl stattfinden. Alle schleswig-holsteinischen Spitzenpolitiker wurden in ihren Wahlkreisen gewählt. Der künftige Ministerpräsident Dr. Stoltenberg gewann in Eckernförde mit 51,5 Prozent der Stimmen. Der bisherige Ministerpräsident Dr. Lemke holte in Segeberg Ost mit 61,2 Prozent aller Stimmen fast zehn Prozent mehr als 1967. Der SPD-Vorsitzende Jochen Steffen konnte im Wahlkreis Kiel Ost den höchsten Ergebnisse aus dem Hamburger Umland 15 693, 44,3 (42,6); FDP 1584,4,5 (5,5); NPD 340, 1,0 (4,6);DKP 212, 0,6 (? ); EP 101, 0,3 (? ). Gewählt: Günter Friedrich (CDU). Wahlkreis 19 Pinneberg-Elm: CDU 16 535, 48,8 Prozent (40,7); SPD 15 239, 45,0 (47,6); FDP 1460, 4,3 (5,8); NPD 224, 0,7 (4,3); DKP 183, 0,5 (? ); EP 239, 0,7 (? ). Gewählt: Hans- Detlef Stäcker (CDU). Wahlkreis 20 Pinneberg: CDU 16 598, 49,1 Prozent (46,6); SPD 14 898, 44,1 (41,0); FDP 1674, 5,0 (5,9) ; NPD 288, 0.9 (5,1); DKP 168, 0,5 (? ); EP 155, 0,5 (? ). Gewählt: Dr. Gottfried Wolff (CDU). Wahlkreis 21 Pinneberg Nord: CDU 19 199, 58,5 Prozent (50,7): SPD 11 685, 35,6 (35,6); FDP 1331, 4,1 (7,5); NPD 322, 1,0 (5,1); SSW 43, 0,1 (0,2); DKP 132, 0.4 (? ): EP 102, 0,3 (? ). Gewählt: Ute Rainer Harms (CDU). Wahlkreis 22 Segeberg Ost: CDU 19 840, 61,2 Prozent (51,8); SPD 10 503, 32,4 (31,6); FDP 1326, 4,1 (8,6); NPD 584, 1,8 (7,5); DKP 38, 0,1 (? ); EP 148, 0,5 (? ). GewähltDr. Helmut Lemke (CDU). Wahlkreis 23 Segeberg West: CDU 17 070, 60,3 Prozent (52,3); SPD 9457, 33,4 (31,8); FDP 1255, 4,4 (8,2); NPD 441, 1,6 (7,0); DKP 44,0,2(? ); EP 61, EP 148, 0,5 (?). Gewählt Dr. Helmut Schwarz (CDU). Wahlkreis 24 Neumünstcr: CDU 15 528, 49,4 Prozent (42,3); SPD 14 105, 44,9(47,2); FDP 1308,4,2(4,7); NPD 266, 0,8 (4,9); DKP 124, 0,4 (? ); EP 102, 0,3 (? ). Gewählt: Herbert Gerisch (CDU). Wahlkreis 25 Kiel Nord: CDU 12 445, 44,5 Prozent (40,8); SPD 13 766, 49,2 (45,8); FDP 1144, 4,1 (6,0); NPD 279, 1,0 (5,7); SSW 155, 0,6 (0,7); DKP 95, 0,3 (? ); EP 83, 0,3 (? ). Gewählt: Karl-Heinz Luckhardt (SPD). Wahlkreis 26 Kiel Mitte: CDU 17 976, 52,6 Prozent (49,4); SPD 13 921. 40,7 (37,0); FDP 1646, 4,8 (6,7); NPD 378, 1,1 (5,8); DKP 153, 0,4 (? ); EP 100, 0,3 (? ). Gewählt: Dr. Karl- Heinz Narjes (CDU) Wirtschaftsminister. Wahlkreis 27 Kiel West: CDU 13 634, 43,1 Prozent (41,3); SPD 16 046. 50,8 (47,8); FDP 1323, 4,2 (4,7); NPD 321, 1,0 (4,9); DKP 198, 0,6

26.04.1971: Die Leiche des 82jährigen Hugo Johannsen aus Gülzow bei Geesthacht wurde gestern mittag von Beamten der Wasserschutzpolizei aus der Elbe am Altengammer Eibdeich in Altengamme geborgen. Wie berichtet, hatten der 24jährige Verkäufer Heinz N. und der 25jährige Eierhändler Karl-Heinz W., beide aus Norderstedt, in der Nacht zum 6. April die Leiche des 82jährigen aus der Kirche von Gülzow gestohlen. Die Täter hatten in dieser Nacht zusammen in einer Gülzower Gaststätte gezecht und im Vollrausch beschlossen, in die St.-Petri- Kirche einzubrechen. Dort fanden die den aufgebahrten Leichnam und transportierten ihm samt Sarg in einem Kombiwagen ab. Heinz N. und Karl-Heinz W. schändeten die Leiche und warfen sie schließlich von der Geesthachter Eibbrücke in die Elbe

29.04.1971: Großalarm bei der Feuerwehr: Sie mußte gestern zu acht Grasbränden ausrücken, zwei Moorbrände bekämpfen und einen Waldbrand löschen. Der Schaden ist beträchtlich. Die Ursachen der einzelnen Feuer sind nicht bekannt. Um 14.53 Uhr mußte die Hamburger Berufsfeuerwehr, verstärkt durch Freiwillige Wehren aus den nördlichen Randgebieten der Hansestadt, zum Ohemoor zwischen Niendorf und Schneisen ausrücken: Ein Flächenbrand von mehr als 80 000 Quadratmeter Größe drohte auf Wohngebiete überzugreifen. Durch den schnellen Einsatz der Wehren war aber das Feuer schnell unter Kontrolle. Noch während der Löscharbeiten im Ohemoor wurde ein 1000- Quadratmeter-Flächenbrand im nahen Herzmoor gemeldet, der jedoch ebenfalls bald gelöscht werden konnte. Mehr als drei Stunden aber kämpften die Freiwilligen Feuerwehren aus Norderstedt sowie die Ortsweh ren von Henstedt-Ulzburg gegen einen Waldbrand im Ortsteil Henstedt-Rhen. 20 000 Quadratmeter Wald verbrannten.

Mai

17.05.1971: Die Nachwahl im schleswig-holsteinischen Wahlkreis 5, Husum- Land, hat den überwältigenden Sieg der CDU bei der Landtagswahl am 25. April noch einmal unterstrichen: Die Christ-Demokraten konnten ihren Gesamt- Stimmenanteil, der ihnen schon nach dem unvollständigen April-Ergebnis die absolute Mehrheit im Kieler Parlament gebracht hatte, durch das Resultat von Husum-Land noch von 51,7 auf 51,9 Vo steigern. Bei ruhigem Wahlverlauf und einer Wahlbeteiligung von nur 63,3 Prozent errang die CDU in Husum-Land 61,9 Prozent der Stimmen. Bei der Landtagswahl im Jahre 1957 hatte sie in diesem Wahlkreis 54,3 Prozent erhalten. Die SPD errang 27,8 Prozent (1957: 25,7). Die FDP fiel von 7,4 Prozent im Jahre 1957 auf 3.4 Prozent zurück. Der Südschleswigsche Wählerverband erhielt 5,4 Prozent (7), die NPD fiel von 5,2 auf 1,2 zurück, die DKP erhielt 0,2 und die Europapartei 0,1 Prozent der Stimmen. Damit schnitt die CDU im Wahlkreis Husum- Land noch günstiger ab als bei der Landtagswahl am 25. April. Politische Beobachter führen das nicht zuletzt auf den spektakulären Rücktritt von Bundesfinanzminister Alex Möller (SPD) zurück. Das vorläufige amtliche Endergebnis der gesamten Landtagswahl von Schleswig-Holstein lautet nunmehr: Wahlbeteiligung: 79,2 Prozent. CDU: 51,9 Prozent, SPD: 41 Prozent, FDP: 3,8 Prozent, NPD: 1,3 Prozent, SSW 1,4 Prozent, DKP: 0,4 und EP 0,3 Prozent. Die Sitzverteilung im Landtag bleibt so wie sie sich nach dem Ergebnis vom 25. April ergab: Die CDU ist mit 40, die SPD mit 32 und der Südschleswigsche Wählerverband mit einem Sitz im neuen Kieler Parlament vertreten. Als nachgewählter CDU-Direktkandidat zieht Gärtnermeister Leopold Spaeth (43) in den Landtag ein. Für ihn muß der Justizamtmann Hans-Joachim Zimmermann aus Norderstedt wieder ausscheiden. Er war am 25. April bis zur Nachwahl über die CDU-Landesliste für den Landtag benannt worden. Der künftige Ministerpräsident, Dr. Gerhard Stoltenberg, will seine Regierungserklärung am 26. Mai abgeben. Sein Kabinett wird sich ausschließlich aus CDU-Politikern zusammensetzen und wie folgt aussehen: Innenminister: Rudolf Tietzck, bisher Staatssekretär. Finanzen : Rolf Bremer, Bundestagsabgeordneter aus Pinneberg. Gesellschaftspolitik: Uwe Barschel, Vorsitzender der Jungen Union. Die anderen Ressorts sollen besetzt bleiben wie bisher: Walter Braun (Kultur), Engelbrecht Greve (Landwirtschaft), Narjes (Wirtschaft) und Schwarz (Justiz).

25.05.1971: Kiel, 25. Mai Schweren Raub, räuberische Erpressung, Widerstand gegen die Staatsgewalt und Bandendiebstahl in 36 Fällen wirft die Anklage drei jungen Leuten aus dem Kreis Segeberg vor, die sich seit Montag vor der Ersten Grollen Strafkammer des Landgerichts Kiel verantworten müssen. Anführer der Bande ist nach Auffassung der Anklage ein 22 Jahre alter Tankwart aus Norderstedt. Seine Komplicen, ein 18jähriger Arbeiter und ein 19jähriger Lehrling, sollen mit ihm in wechselnder Besetzung tätig gewesen sein. Sie waren nach dem bisherigen Stand der Ermittlungen an mindestens 13 Straftaten beteiligt. Das Trio, das im Oktober vorigen Jahres festgenommen wurde, hat laut Anklageschrift seit Juli nächtliche Diebestouren vor allem durch Schleswig-Holstein und Niedersachsen unternommen. Dabei ließen die Angeklagten alles mitgehen, was ihnen in die Hände fiel: von der Sonnenbrille bis zur elektrischen Schreibmaschi- Eigener Bericht - ap ne und Bargeld. Bevorzugte Ziele der Bande bildeten Tankstellen und Radiogeschäfte, jedoch suchte sie auch Imbißstuben, Gaststätten, Waffengeschäfte und Baubuden heim. Dabei "arbeiteten" die Täter vielfach auf Bestellung eines Hehlers. Mehrfach gerieten sie mit der Polizei in Berührung, konnten jedoch bis zur Festnahme im Oktober stets mit einem Personenwagen entkommen. Dabei brachten sie mehrere Polizisten in Lebensgefahr, als sie mit ihrem Fahrzeug direkt auf die Beamten zu steuerten. Ihre bei den Gaunertouren an den Tag gelegte Aktivität entlockte dem Staatsanwalt die Bemerkung: "Donnerwetter, waren Sie fleißig!"

26.05.1971: "Ab Freitag gibt es die weltbekannte Hamburger Firma Willi Uhrmacher nur noch auf dem Papier, werden 38 Angestellte brotlos sein." Prokurist Wilhelm Schulze resigniert. Gibt damit eines der angesehensten Klischee- und Lithographie-Ateliers Europas auf? In der Firma am Valentinskamp 34 arbeiten hochqualifizierte Fachleute für bekannte Künstler in aller Welt und für fast alle Museen von Rang. Kriminalpolizei und die Hamburger Steuerfahndung ermitteln gegen den 68jährigen Alleininhaber Willi Uhrmacher. Willi Uhrmacher, besessener Sammler von Gemälden, Grafiken, Lithographien und Zeichnungen bekannter und unbekannter Künstler, enger Freund von namhaften Malern und Grafikern und Mäzen junger Künstler, hat sich vermutlich wegen seiner hohen finanziellen Verpflichtungen nach Spanien abgesetzt. "Dennoch glaube ich, daß Herr Uhrmacher in seiner etwas weltfremden Art gar nicht weiß, was sich hier in Hamburg gegen ihn zusammenbraut", sagt sein Anwalt Dr. Bernhard Servatius dem Hamburger Abendblatt. Die nüchterne Chronik sieht nicht rosig aus. Nur noch ein Wunder oder Willi Uhrmacher selber können den Untergang der Firma verhindern. Januar: Steigende Auftragszahlen. Februar: Uhrmacher mietet in der Straße Rugenbarg in Norderstedt die Räume einer ehemaligen Margarinefabrik und läßt sie für 70 000 Mark renovieren. Märzt Steuerprüfung. Die Prüfer fanden in der fiskalischen Abrechnung gleich "mehrere Haare in der Suppe". April: Am 20. pfändet die Steuerfahndung jegliches bewegliches und feste Inventar der Firma und das Privatvermögen Willi Uhrmachers. Mai: Uhrmacher verschwindet. Zwei Telegramme aus Barcelona an seinen Prokuristen Wilhelm Schulze und seinen Steuerberater Gerd Boldt sind das letzte "Lebenszeichen": "Muß dringend Ferien machen. Grüße an alle, Ihr Uhrmacher!" Macht der Chef Ferien oder ist er vor unausweichlichen Konsequenzen geflohen? In Hamburg und Norderstedt warten 38 Angestellte auf ihr Gehalt: Mehr als 100 000 Mark; Handwerker in Norderstedt auf ihren Lohn: 87 000 Mark; Makler und Vermieter auf Kaution und Vermittlungsgebühr: 36 000 Mark. Und der Fiskus meldet Ansprüche an, die nahe der Millionengrenze liegen. Sind die Forderungen durch den "Kuckuck" auf den Sammlerwerten Uhrmachers gedeckt? -Für uns alle, Freunde und Betriebsangehörige, ist diese un- rühmliche Entwicklung ein Schlag ins Gesicht", sagt Prokurist Schulze. "Die Firma besteht seit 1949, wir haben einen einmaligen fachlichen Ruf, jede Menge Auftraggeber aber jetzt nicht einmal mehr Materialien, um die dringendsten Aufträge auszuführen." Schulze kennt Uhrmacher seit Anfang an: "Uhrmacher galt immer als integrer Kaufmann. Seine Geschäftspraktiken nahm man in Kauf, denn er war selbst mehr Künstler als Kaufmann." Die Steuerprüfer "erwischten" den Kaufmann. Uhrmacher soll sich seine Arbeit von namhaften Künstlern in einigen Fällen nicht mit harter Mark, sondern in Form von Gemälden, Zeichnungen und Lithographien honoriert haben lassen. "Was soll ich tun", fragt Wilhelm Schulze, "ich werde am Freitag allen kündigen, auch mir selbst, und dann kann ich die Schlüssel der Firma Herrn Uhrmacher vor die .gepfändete' Haustür legen." Eine katastrophale Entwicklung für einen Mann, der etwas weltfremd seinen Betrieb führte, dessen fachliche Qualifikation außer Zweifel steht, der sich im Augenblick zu allen Vorwürfen, die in Hamburg gegen ihn erhoben werden, nicht äußern kann, der für das Schicksal von 38 Angestellten und Handwerkern verantwortlich zeichnet. P. KRUKOW

Juni

03.06.1971: Nichts ist bei den augenblicklichen Temperaturen verlockender als ein erfrischender Sprung, ins Wasser. Ebenso wohltuend ist sicher auch ein Spaziergang in den ruhigen Randgebieten Hamburgs. Wer nicht in "sein" Hamburger Schwimmbad gehen will (die Wasserwerke bieten immerhin 15 Schwimmhallen, 15 geheizte Freibäder und elf Frei- bzw. Naturbäder mit zusammen 100 000 Quadratmeter Wasserfläche an) und am Wochenende eine Fahrt ins Grüne unternehmen möchte, sollte sich folgende Ziele merken. Denn auch rund um Hamburg gibt es gute Bademöglichkeiten. Beheizte Bäder sind in: Harsefeld, Stade, Pinneberg, Wedel, Qüickborn, Norderstedt/Harksheide, Kaltenkirchen, Bargteheide, Ahrensburg, Geesthacht, Winsen, Stelle und Hanstedt. Nicht beheizte Freibäder sind in: Buxtehude, Horneburg, Moörrege, Alveslohe, Ulzburg, Barmstedt, Elmshorn, Itzstedt, Stellau, Wohltorf, Jesteburg, Garistorf, Salzhausen, Tostedt, Sieversen und Neu Wulrnstorf. Und noch etwas : Unter der Rufnummer 1159 gibt der telefonische Ansagedienst der Gesundheitsbehörde Hinweise, die beim Baden zu beachten sind.

04.06.1971: Überraschende Wende im Konkurs-Fall Willi Uhrmacher: Durch Übernahme und Neugründung sind die Arbeitsplätze der alteingesessenen Firma gerettet. Die Kriminalpolizei ermittelt " gegen den " ehemaligen Inhaber wegen eines betrügerischen Konkurses. Wie berichtet, hatte der 68jährige Willi Uhrmacher sein bekanntes Klischeeund Lithographie-Atelier am . Valentinskamp 34 fluchtartig verlassen. Zurück blieb ein Schuldenberg Müliovon annähernd 1,nen Mark. Uhrmacher soll sich mit seiner dritten Frau Sirrka, einer 23jährigen gebürtigen Finnin, und dem Sohn Gormar (lVs) auf der spanischen Insel Ibiza aufhalten. Die beiden Söhne aus seiner 'zweiten Ehe ließ er ohne Nachrichten in Hamburg bei ihrer Großmutter zurück. Bevor Willi Uhrmacher verschwand, hatte er zahlreiche Bilder aus seinem Privatbesitz einem bekannten Hamburger Auktionshaus zur Verteigerung übergeben.. 30 000 Mark aus einer Anzahlung dafür nahm er bei seiner Flucht mit. Während Uhrmacher auf Ibiza weilt und der Konkursverwalter. Rechtsanwalt Dr. Otthinrich Muller, versucht, das Durcheinander von Forderungen und vorhandenen Werten gegeneinander abzuwägen ereignete sich am Rand' 1 . des Konkursverfahrens für die Firmenangehorlgen "ein kleines Wunder". Die Firma Willi Uhrmacher ist tot --es lebe die Firma ? "reprb partner W. Sc-hul/.r & Häuser. GmbH & Co. KCl". Das UnlPrnehmfM'i Timm. Druck KG am Rodma>rnarkt und in .Norderstedt hat die Firma I r|irinai-h"r gekauft und unter- Beteiligung der Uhrni.whci -Prokurisl.r-n Wilhelm Schulze" (ö,">) und Hair. Ham.or (36) die neue Firma gegründet. .

08.06.1971: VIELE ATTRAKTIONEN AUSGEKLAMMERT 0 Die Touristen-Karte des Hamburger Verkehrsverbundes (HVV), stark gefragt bei vielen Besuchern der Hansestadt, soll endlich einen größeren Geltungsbereich erhalten. Anlaß: Immer mehr Touristen klagen darüber, daß sie jetzt noch mit dieser Karte wichtige Attraktionen, die bei einem Hamburg-Besuch einfach "dazugehören", nicht erleben können. Täglich, besonders bei dem jetzigen schönen Vorsommerwetter, gibt es Ärger und Verdruß an den St.-Pauli-Landungsbrücken. Auswärtige Gäste, von Busschaffnern oder Fahrkartenverkäufern der U-Bahn auf die Pontons geleitet, müssen enttäuscht umkehren. Der Grund: Die Touristen- Karte gilt nämlich weder für die Große Hafenrundfahrt noch für den Liniendienst an die Unterelbe nach Blankenese, Wittenbergen, Schulau und ins Alte Land, auch nicht für die Fähre Blankenese-Cranz. Und auf der Alster sind Rund-. Kaffee- und Lampiontfahrten aus dem Programm der Touristen-Karte "ausgespart". "Fahrtausweise von der Tarifgemeinschaft des Hamburger Verkehrsverbundes haben hier an Bord keine Gültigkeit", steht auf Schildern an Bord der Schiffe der Hafenrundfahrt und des Niederelbedienstes. Auf der Alster werden die Touristen vor der Abfahrt über Lautsprecher informiert, daß "ihre" Karte nicht gilt und sie extra bezahlen müssen. Obgleich jeder Käufer der Touristen-Karte aus dem Text und einer Skizze auf dieser Karte entnehmen muß, daß Alster-, Hafenrund- und Elbefahrten mit "dabei" sind, darf er im Hafen wie auf der Alster nur die Schiffe des normalen Linien-Fährdienstes benutzen. Dem Personal fehlen übrigens vielfach die Argumente, mit denen sie auswärtigen Gästen diese Einschränkung erläutern sollten. "Die Touristen-Karte wird zur Zeit überarbeitet", erklärte HVV-Sprecher Gerhard Zabel dem Hamburger Abendblatt. "So soll auf jeden Fall der Geltungsbereich mit Inkrafttreten der neuen Tarife ab 1. August auf Norderstedt, Glinde, Schönningstedt und die Vierlande ausgedehnt werden." Außerdem will der HVV die Karte künftig mit eindeutigeren Texten und einer besseren Zeichnung über den Geltungsbereich ausstatten. Auch Fremde sollen dann auf den ersten Blick erkennen können, welche Linien sie benutzen dürfen. Und schließlich wird überlegt, ob man überhaupt mit der Touristen-Karte zu verbilligten Preisen auch an den Sonderfahrten auf Alster und Elbe teilnehmen kann. Eine ähnliche Regelung gibt es schon bei dem Ferienpaß für Kinder, mit dem man auch Preisnachlässe (in Badeanstalten usw.) bekommt. "Eine generelle Ausdehnung der Touristen-Karte, darüber muß man sich im klaren sein, ist natürlich in erster Linie eine Frage des Preises", sagte HVV-Sprecher Zabel. Zur Zeit noch kostet die Wertmarke für die zweitägige "Freifahrt mit Einschränkungen" sechs Mark. WERNER LÜCHOW

18.06.1971: Die Kieler Mordkommission fahndet nach dem Mörder des 87 Jahre alten Rentners Gustav Gerstenkorn. Der Tote wurde gestern in seiner Wohnung im Haus Ochsenzoller Straße 194 in Norderstedt entdeckt. Der Rentner ist nach dem Ergebnis der bisherigen Polizei-Ermittlungen im Schlaf getötet worden. Die Obduktion der Leiche im Geriahtisrnediziinischen Institut Kiel ergab, daß der Täter seinem Opfer ein kantiges Werkzeug zehnbis zwölfmal über den Kopf hieb; außerdem wurde Gustav Gerstenkorn gewürgt. Todesursache: Ersticken. Lebend war der Rentner am Mittwochifrüh gegen 2.30 Uhr von seiner Nichte Erna B. (45) zuletzt gesehen worden. Erna B. war es auch, die das Verbrechen am nächsten Tag mittags gegen 13.30 Uhr entdeckte: Gustav Gerstenkorn lag tot in seinem blutbesudelten Bett. Sämtliche Schränke und andere Behältnisse im Zimmer hatte der Mörder durchwühlt. Der Täter hatte ein Fenster dieses Raumes, der im Parterre liegt, eingeschlagen und war so ins Haus gelangt. Die Polizei fragt: Wer hat in den frühen Morgenstunden des Donnersteg auf der Ochsenzoller Straße in Norderstedt eine verdächtige Person gesehen? Die Kleidung muß blutbespritzt gewesen sein. Hinweise an jede Polizeidienststelle! wo

19.06.1971: Blutströpfchen oder Widderchen (Zygäne) heißt dieser metallisch schimmernde Schmetterling. Er liebt die Sonne und hält sich gern auf Blüten auf. In der Sitzhaltung sind die Fühler nach vorn gestreckt und die Flügel dachförmig geschlossen. Arthur Gründer, 2 Norderstedt 3, Bäckerstieg 6, ist der Einsender dieses Fotos und der Zangenlibelle (HA v. 27728. 2.).

19.06.1971: Die schleswig-holsteinischen Gemeinden und Gemeindeverbände im Hamburger Randgebiet werden 1971 Zuschüsse von insgesamt rund 17,8 Millionen Mark erhalten. Diese Summe ergibt sich, nachdem der Förderungsausschuß für das Hamburger Randgebiet am Freitag in Kaltenkirchen Zuschüsse und zinslose Darlehen in Höhe von 4,8 Millionen Mark sowie Zinszuschüsse für Darlehen bis zu 9,3 Millionen Mark zusätzlich beschlossen hat. Zu den Vorhaben, die im Hamburger Randgebiet besonders gefördert werden sollen, gehören unter anderem Bau und Erweiterung von Gymnasien und Realschulen in Henstedt-Ulzburg, Norderstedt, Schenefeld, Skwarzenbek und Geesthacht. Unterstützt werden ferner der Bau und die Erweiterung von Grund- und Hauptschulen in den Achsenendpunktgemeinden Bad Oldesloe und Schwarzenbek, der Ausbau des Krankenhauses Kaltenkirchen, der Um- und Ausbau der Kreisstraße 100 in Norderstedt als Teil einer Ringverbindung von Hamburg sowie die Fortsetzung des Ausbaues eines Schmutzwasser-Hauptsammlers zwischen Wentorf und Aumühle. Qu

19.06.1971: "Ich konnte das Husten und Keuchen nicht mehr ertragen. Jede Nacht wachte ich deshalb auf." Das sagte am Freitag die 45jährige Erna Benkendorff aus Norderstedt bei ihrem Geständnis. Mit einem Hammer/hatte die Hausfrau auf ihren schlafenden Onkel Gustav Gerstenkorn (87) eingeschlagen. Der Haftrichter erließ Haftbefehl wegen Mordverdachts gegen die Frau. . Die Nichitie , des Rentners hatte, wie berichtet, am Donnerstag' gegen 13..30 Uhx der Polizei gemeldet, daß ihr Onkel in seinem Zimmer im Haus Ochsenzoller Straße lf>4 getötet worden sei. Eine zerschlagene Fensterscheibe und durchwühlte Schränke deuteten auf einen Einbrecher als Täter hin. Doch dann i andep . die Beamten der Kieler Mordkommission in einer, Regentonne neben dem' Haus die Tatwaffe: einen Hammer. Die. Nichte des Ermordeten verwikkelte sich aber während der Vernehmung durch die Beamten der Kieler Mordkornmission in Widersprüche. Nach anfänglichem Leugnen legte Erna Benkendorff im Verhör ein vorläufiges Geständnis ab. . Nach ersten -Angaben der Hausfrau soll der Onkel sie und ihre Familie in der engen Wohnung Nacht für Nacht durch Unruhe und die laute Atemgeräusche gestört haben. wo/ahl

24.06.1971: In einer Woge grünen Glücks schwimmt zur Zeit das Hamburger Abendblatt. Von allen Seiten segeln vierblättrige Wer noch nicht weiß, wie gebratene Saunawurst schmeckt, sollte am Sonnabend, 26. Juni, das Mittsommerfest der Deutsch-Finnischen Vereinigung und des Deutsch-Skandinavischen Vereins Hamburg im "Garstedter Hof", Norderstedt, Niendorfer Straße 30, besuchen. Beginn 19.30 Uhr. Eintritt: 3,50 Mark. Näheres unter 34 56 46.

24.06.1971: Kamfort und erstklassige Bedienung in einem Hotel wird nicht nur Erwachsenen geboten. Auch kleine Kinder können sich in Hamburger Baby-Hotels liebevoll versorgen lassen. Während zeitweiliger Berufstätigkeit und bei Erkrankung der Mutter oder vor einer Reise wissen Eltern häufig nicht, wem sie ihr Kind in dieser Zeit sorglos anvertrauen können. Die Baby-Hotels bieten Säuglingen und Kleinkindern eine fachkundige Betreuung durch geschultes Personal sowie vollständige Beköstigung nach einem- Speiseplan, der von der Mutter zusammengestellt werden kann. Auch um die Windeln, Höschen, Hemden und Kleider der Sprößlinge brauchten sich die Eltern keine Sorgen zu machen. Bekleidung wird den Kindern ebenso wie eine Fülle an Spielsachen zur Verfügung gestellt. Im Baby-Hotel Bettermann, Hamburg 57, Köllns-Acker 20. können 20 Babys bis zum Alter von zwei Jahren betreut werden. Drei Kinderschwestern, zwei Kinderpflegerinnen, zwei Praktikantinnen und die Leiterin, Hildegard Bettermann, sind während des ganzen Jahres um das Wohl der Kleinen besorgt. Der Aufenthalt für 24 Stunden kostet zwischen 20 und 25 Mark. Nähere Einzelheiten erfahren Interessenten unter der Telefonnummer 57 98 57. In dem Baby-Hotel von Dr. Ursula Klemm, Hamburg 67, Rögenweg 39, betreuen zwei Kinderpflegerinnen, eine Säuglingsschwester und Ursula Klemm fünf Babys bis zum Alter von einem Jahr. Der Preis für einen Tag beträgt 25 Mark. Auskünfte werden unter der Telefonnummer 603 50 03 gegeben. Das dritte dieser Paradiese für die Kleinsten ist das Baby-Hotel Köhne, Norderstedt 1, Kabels Stieg 9. 22 Babys bis zu eineinhalb Jahren werden von zwei Säuglingsschwestern, einer Kinderpflegerin, zwei Praktikantinnen und von Frau Köhne liebevoll behütet. Die Kosten für einen Tag betragen 20 Mark. Auskunft erteilt Frau Köhne unter der Telefonnummer 527 91 65. In allen Hotels sind noch Plätze frei. Ärztliche Hilfe kann beim Krankheitsfall umgehend in Anspruch genommen werden. Für alle, die ihr Baby in treusorgende Hände geben möchten, empfiehlt sich eine Voranmeldung von zwei bis drei Wochen.

25.06.1971: Uer ( üU-Landtagsabgeordnete Dr. Herbert Beer (Wahlkreis Plön-Nord) ist gestern im Alter von 57 Jahren gestorben. Vor seinem Übertritt zur CDU im Jahr 196!) gehörte Beer dem Gesamtdeutschen Block/BHE und später der Gesamtdeutschen Partei an. Über die Landcsliste der CDU rückt Hans-Joachim Zimmermann aus Norderstedt in den Landtag nach.

28.06.1971: Eigener Bericht sens. Norderstedt, 28. Juni Beim Haorgumirogrvesp gewann die Oiimel mit fünf Punkten Vorspnung geigen die Gnufs. Zu deutsch: Beim Haspa-Origanal-Gulasch-Mit- Rote-Grutze-Verdauungs-Spiel gewannen die Rallye-Mannschaften mit geraden Startnummern gegen die Mannschaften mit ungeraden. Es war ein einzigartiges Spiel. Nie zuvor ist es gespielt worden, und vermutlich wird es auch niemand mehr spielen. Denn die jux-durchwirkten Hirne der Rallye- Veranstalter, der Leute von der Hamburger Sparcasse von 1827, hatten es eigens für den einen Zweck ertüftelt ? für die "Ochsentour 71", die beispiellosbeispielhaft verdrehte Autowettfahrt für Journalisten. Der "Ochse" war jedoch eindeutig nicht auf die 47 teilnehmenden Mannschaften gemünzt, vielmehr war es der "Wille zum Ochsen", der alle einte. Der Wille, am zunächst unbekannten Ziel von dem am Spieß rotierenden Rindvieh etwas abzubekommen, und die Aussicht auf den Siegespreis: einen ganzen Ochsen. Doch vor den nahrhaften Rallye- Abschluß hatten die Haspa-Leute ? den Schweiß gesetzt Es mußte geochst werden. Nach dem Start in Norderstedt galt es zunächst, irgendwo im Walde einen Flitzbogen zu basteln ? doch wer hat schon immer Strippe in der Tasche? Wer dennoch seine Fingerfertigkeit bewiesen hatte, mußte kurz darauf auch ediwnal den Kopf einsetzen. Denksportaufgaben waren zu lösen, deren Ergebnisse als Öffnungscode für drei unvermittelt auf einem Acker stehende Geldschränke zu gebrauchen waren. Die Journalisten, zu deren Berufsvoraussetzungen auch eine gewisse Findigkeit gehören sollte, sah man wenig später wie aufgescheuchte Hühner die Gegend durchirren auf der Suche nach der Mittagstafel. Die fand sich dann auch. Mit zahlreichen weiteren Schikanen war dann der Weg zum Ochsen gespickt, der endlich, gegen Abend in Hohenlookstedt erreicht wurde: ein üppiges, rustikales Festmahl. PS: Das Haorgumirogrvesp spielt man mit 200 (zweihundert) Bällen.

29.06.1971: Gestohlene Opiate entdeckten Zivilfahnder in einem Auto an der Paul- Roosen-Straße auf St. Pauli. Sie nahmen die Insassen, den Lehrling Mustafa Y. (29) aus Rothenbaum und den Maurer Arnold R. (21) aus Norderstedt fest. Die Opiate stammen aus einem Apothekeneinbruch an der Straße Erlenkamp in Norderstedt. Wenig spater wurden drei weitere Personen, darunter zwei Schüler, festgenommen, die unter dem Verdacht stehen, ebenfalls an diesem Einbruch beteiligt gewesen zu sein.

Juli

02.07.1971: Der Maurer Arnold Ramcke aus dem Krummen Weg 20 in Norderstedt III legt Wert auf die Feststellung, daß er nichts mit dem Apothekeneinbruch in der Nacht zum 27. Juni in Norderstedt zu tun hat. Wie berichtet, waren dort Opiate gestohlen worden, die einen Tag später bei einer Kontrolle an der Reeperbahn in einem Personenwagen entdeckt wurden. In ihrem Bericht über den Vorfall hatte die Polizei unter anderem Ramckes Namen genannt.

07.07.1971: BÜRGERMEISTER SCHULZ ORIENTIERTE SICH AUS DER LUFT 0 Bürgermeister Peter Schulz ging in die Luft. Zwei Stunden lang kreuzte er gestern mit Begleitung in ejner Maschine der "General Air" über Hamburg und den benach- ? harten Gebieten. Zweck des Rundflugs bei strahlendem Wetter: einen Überblick über alle Großbauvorhaben und neuen Verkehrsanlagen zu gewinnen. Als "Pfadfinder" diente dem Hamburger Regierungschef Oberbaudirektor Prof. Otto Sill. Journalisten begleiteten Schulz auf seiner ausgedehnten Lufttour. Als die Gruppe im Raum B des Flughafens noch auf die Maschine wartete, sprach eine ältere Dame den Bürgermeister, den sie nicht kannte, an und fragte: "Wird hier ein Prominenter erwartet?" Schulz antwortete überzeugend: "Nein", wandte sich der Gruppe zu und meinte: "Das bißchen Prominenz, was wir Hamburger brauchen, schaffen wir uns schon selbst." Als jemand frozzelte, den früheren Bürgermeister Prof. Weichmann (Spitzname: "Gottvater") hätte wohl keine Fluggesellschaft auch nur zehn Minuten warten lassen, konterte der Nachfolger gelassen: "Vielleicht nicht. Der wäre schon in die Luft gegangen, aber ich brauche dazu ein Flugzeug." Schließlich war die Maschine da, Start^to Richtung Norderstedt, und schon war die Schneise der im Bau befindlichen Stadtautobahn "Westliche Umgehung" ZU Sehen. Über den Tunnelbaustellen övelgönne und Köhlbrand zog der Pilot einen Vollkreis. Weiter ging der Flug über Harburg, das ausgedehnte Hafengebiet mit einem Blick auf den Standort einer geplanten zweiten Universität in Neuland, dann in Richtung Innenstadt. Besonderes Interesse galt dem Sanierungsgebiet St. Georg und der westlichen Innenstadt. Den Alsterlauf hinauf wurde das umstrittene Siedlungsgebiet Tegelsberg begutachtet. Über Volksdorf, Rahlstedt, Bergedorf, die Vier- und Marschlande, Harburg, Neugraben und die Eibdörfer flog die kleine Maschine zum Flughafen zurück. "Wir sollten bei großen Planungen künftig immer durch einen Rundflug die größeren Zusammenhänge zu erkennen versuchen", meinte Schulz nach dem Flug. "Vielleicht sollten dabei auch Fotos und Filmstreifen aufgenommen werden, damit die Beratungsgremien diese Beurteilungsmöglichkeit zusätzlich erhalten." ga

17.07.1971: Hummel: "Zu den Insekten, die nicht lange an derselben Stelle verweilen, gehört die Hummel. Trotzdem läßt sie sich verhältnismäßig einfach fotografieren. Ein Stativ aufzubauen wäre verschwendete Zeit. Freihandaufnahmen gelingen am besten", schreibt Herr Arthur Gründer, 2 Norderstedt 3, Bäckerstieg 6, zu seinem Farbbild. Zu seiner Ausrüstung gehören eine Rolleiflex, Tessar 3,5/7,5 cm, Vorsatzlinsen 2 und ein Blitzgerät. Kleinste Blende sorgt für gestochene Schärfe.

22.07.1971: ABER ES FEHLEN PRÄZISE RICHTLINIEN 0 Seit dem 30. März ist ein Bundesgesetz zum Schutz gegen Fluglärm in Kraft. Aber mindestens bis Ende des Jahres müssen lärmgeplagte Anlieger der Flughäfen noch warten, ehe sie wissen werden, ob ihre Häuser in der "Schutzzone 1" liegen und sie infolgedessen Geld vom Staat bekommen, um ihr Zuhause besser gegen das Flugzeug-Getöse schützen zu können. Bürgermeister Helmut Kern, Präses der Hamburger Behörde für Wirtschaft und Verkehr, hat nun in Briefen an Innenminister Hans- Dietrich Genscher und Verkehrsminister Georg Leber gemahnt, die Arbeit an der notwendigen Rechtsverordnung zu dem neuen Gesetz. zu beschleunigen. Bisher ist in dieser Angelegenheit noch nicht einmal der "Beratende Ausschuß", dem auch Vertreter der Bundeslander angehören sollen, gebildet worden. Das Gesetz legt fest, daß für Wohnhäuser in der Schutzzone 1 bis zu 100 Mark pro Quadratmetei Wohnfläche für Lärmschutzeinrichtungen gezahlt werden sollen. In der weitaus größeren Zone 2 sina Baubeschränkungen vorgesehen. Die Hausbesitzer könnten heute schon Doppelfenster sowie andere schalldämpfende Baumaßnahmen in Auftrag geben und würden spater bis zu 100 Mark pro Quadratmeter Wohnfläche erstattet bekommen. Voraussetzung müßte jedoch sein, daß das betreffende Hau> zweifelsfrei in der Zone 1 liegt und die Lärmschutzeinrichtungen genau den Normen entsprechen, die in der erwarteten Rechtsverordnung noch festgelegt werden sollen. Der Bereich der Zone 1, in dem Zahlungen geleistet werden, wird voraussichtlich wesentlich kleiner sein, als die meisten Flughafenanlieger erhoffen. Der Hamburger Luftverkehrsreferent' Bernd Rohde rechnet damit, daß diese Zone in Richtung Norderstedt vom Ende der Startbahn II an gerechnet etwa fünf Kilometer lang und ca. "DO Meter breit sein wird. In Richtung Langenhorn (Startbahn II dürfte die Zone 1 nur etwa zwei Kilometer lang und knapp 100 Meter breit Das Max-Planck-Institut in Göttingen ist vom Innenministerium beauftragt worden. nach den Richtlinien des Gesetzes die Ausmaße der Schutzzonen genau zu eimitteln. gg.

23.07.1971: Während in einer Diskothek in Salem bei Mölln (Kreis Herzogtum Lauenburg) die Lautsprecher schepperten, wurde im Dachgeschoß des Hauses "heiße Ware" sortiert und versteckt. Nach schwierigen Ermittlungen konnte das Einbruchsdezerna/t der Hamburger Kripo dort jetzt ein" langgesuchte Bande festnehmen und Diebesgut ? vorwiegend Lederwaren?im Wert von über 35 000 Mark "chersteüen. ? Die Beute stammt aus einem Einbruch, zu dem die Täter sich in der Nacht zum 16. Juni "in Lederwarengeschäft an der Grindelallee £Rotherbaum) ausgesucht hatten. Doch hier bekam die Polizei den entscheidenden Tip: Ein Zeuge hatte den Einbruch beobachtet und sich sogar das Kennzeichen des Autos aufschreiben können, mit dem die Täter flüchteten. Der Wagen gehörte Manfred Seh. (24) aus Norderstedt, der der Polizei kein Unbekannter war. Er gehörte zu einer Bande um den 24jährigen Alfred B. aus Hoheluft, die in den vergangenen zwei Jahren etliche Einbrüche begangen haben soll. Alle Beteiligten wurden von mm an beschattet. Als sie in die Diskothek nach Salem fuhren, folgten die Beamten, und der Fall war gelöst ukr

28.07.1971: Per Telefon nicht zu erreichen ist seit zwei Tagen die Zentrale Registrierstelle der Hochschulen (ZRS) in Norderstedt. Die ZRS erfaßt alle Studienbewerber der Fächer Medizin, Zahnmedizin, Pharmazie und Psychologie. Sie sollten bis zum 26. Juli von der ZRS ein Kontrollblatt erhalten, das sie ihrer Universität mit den Bewerbungsunterlagen einreichen müssen. Falls die Bewerber bis zu diesem Datum keine Nachricht erhalten hätten, so hieß es in den Erläuterungen, müßten sie bei der ZRS anrufen. Das versuchten viele Tausende. Denn die RegistriersteHe hatte die Bewerbungsunterlagen nicht rechtzeitig bearbeiten können, weil eine Klimaanlage nicht termingerecht fertig geworden war. Diese Klimaanlage ist die Voraussetzung dafür, daß das Rechenzentrum der Hamburger Universität einwandfrei arbeiten kann. Über diese Anlage sollten die Daten der 33 000 Bewerber für die genannten Fächer laufen. Die ZRS will nun auf alle Fälle die Kontrollblätter zum 4. August zurückgeschickt haben. Inzwischen bedient sich die Zentrale Registrierstelle einer Großrechenanlage in Darmstadt, die aber nicht unbegrenzt zur Verfügung steht. Die ZRS bittet alle Bewerber, die ihr Kontrollblatt noch nicht zurück haben, ihre Unterlagen unter Angabe der Registriernummer dennoch schon an die Zulassungsausschüsse ihrer Universität einzureichen. Die Hochschulen sind gebeten worden, auch verspätet eingereichte Bewerbungen als fristgerecht anzusehen, sic/ip

30.07.1971: NACH EINER DER GRÖSSTEN FAHNDUNGEN DER NACHKRIEGSZEIT:HUNDERTE VON POLIZISTEN WAREN IM EINSAT 0 kow/ukr Hamburg, 30. Juli Die Fahndung dauerte 71 Stunden und 22 Minuten. Dann waren Uwe Ackermann, Kurt Friedt und Erwin Vogler, die am Montagnachmittag aus der Strafvollzugsanstalt Fuhlsbüttel geflohen waren, wieder hinter Schloß und Riegel. Ackermann, der 15 Jahre absitzen muß und als Gewaltverbrecher "internationalen Formats" gilt wurde in Neuenteich (Kreis Stormarn) ohne jede Gegenwehr festgenommen. Er wurde von Beamten der Landesfahndiungskommandos Schleswig-Holstein verhaftet, als er sich die Abfahrtzeiten des Busses nach Bad Oldesloe an einer Haltestelle notieren wollte. Eine der größten Fahndungen der Nachkriegszeit mit 250 Beamten aus Schleswig-Holstein und der Hansestadt, Beamten der berittenen Polizei, Hundefuhrern aus beiden Landern und zwei Hubschraubern aus Hamburg hatte damit Erfolg. .'"?.". morgen um 8.11 Uhr wurde der erste des Ausbrechertrios gefaßt: Kurt Friedt schlief in einer Heumiete, als ein Waldarbeiter ihn entdeckte. Die Suche nach seinen Fluchtkumpanen Ackermann und Eigener Bericht Vogler dauerte noch über acht Stunden länger. Um 16.15 Uhr wurde Ackermann gefaßt, um 16.47 Uhr gab Vogler auf. "Wenn er eine Pistole gehabt hätte, hätten ihn die .Bullen' nicht so schnell und gefahrlos bekommen", sagte Vogler in seiner ersten Wut. Ackermann und Vogler gaben in ersten Vernehmungen zu, seit ihrer Flucht zwei Einbrüche in Norderstedt und Duvenstedt begangen zu haben. "Wir mußten uns versorgen. Wir hatten zwar etwas Geld, sind auch mit einer Taxe geflohen, aber wir trauten uns nicht, uns neue Sachen zu kaufen." Friedt sagte in seiner Vernehmung: "Gewalt? Ja, wenn es hätte sein müssen. Die Flucht war ein sportliches Abenteuer, aber wir hätten auch das Letzte rikiert" (siehe auch Seiten 3 und 4).

30.07.1971: DIE FLUCHT DER AUSBRECHER DAUERTE 71 STUNDEN Es berichten: PETER KRUKOW, UWE KRIST, PETER LEIBING, EHRHARDT FRICK (Text), GUNNAR BRUMSHAGEN, HANS- GEORG LEHMANN und HANS SCHULZE (Fotos) Hauptkommissar Hugo Beusch 0 "Gebt mir was zu trinken, ich verdurste." Uwe Ackermann, ehemaliger Chef der berüchtigten "Maskenbande", war gestern nachmittag um 16.15 Uhr bei seiner Festnahme im Jersbeker Forst (Kreis Stormarn) 71 Stunden nach seiner Flucht aus der Strafvollzugsanstalt Fuhlsbüttel völlig fertig. Widerstandslos ließ er sich abführen, sichtlich froh über das Ende der Jagd. Wenige Minuten später gab auch der letzte des Ausbrechertrios auf: Erwin Vogler stellte sich freiwillig: ?Es hat ja nun doch keinen Sinn mehr. Hubschrauber, Reiter, Hunde und die Masse der Polizisten machten uns kaputt. Aber wenn ich einen Ballermann gehabt hätte, hättet ihr Bullen mich nicht so schnell gekriegt." Der dritte im Bunde, Kurt Friedt, war den Beamten schon um 8.11 Uhr ins Netz gegangen. Die Flucht der drei Ausbrecher dauerte genau 71 Stunden und 22 Minuten. Montag abend, 17.25 Uhr: Uwe Ackermann, Kurt Friedt und Erwin Vogler nutzen ihre Chance und die Gutmütigkeit eines Beamten der Anstalt aus. Mit einem Dietrich öffnen sie die Tür eines alten unbenutzten Wachtturm und fliehen. Eine der größten Fahndungsaktionen der Hamburger Polizei beginnt. Hauptkommissar Ingo Beusch, Leiter der Sonderfahndung, sieht seitdem kein Bett mehr. Doch vorerst fehlt von den Ausbrechern jede Spur. Uwe Akkermann, der als besonders gefährlich gilt, wird zum Alptraum der Beamten. Man nimmt an, daß er wieder bewaffnet ist und sich nach Süddeutschland absetzen wird. Das Fernsehen bringt eine Fahndung nach Ackermann und seinen Komplicen. Dann, in der Nacht zum Mittwoch, die ersten konkreten Spuren. In Duvenstedt und Norderstedt ist eingebrochen worden. In beiden Fällen werden Kleidungsstücke und Eßwaren gestohlen. Die Fußspuren deuten auf Ackermann und Genossen hin. Eine Großfahndung wird für Donnerstagmorgen im Tangstedter Wald angesetzt, denn am Mittwochnachmittag sind Ackermann, Friedt und Vogler auf der Bundesstraße 432 bei Tangstedt (Kreis Stormarn) gesehen worden. Bei einer Polizeikontrolle ? die Ausbrecher marschierten in aller Ruhe die Bundesstra- ße entlang ? gab Vogler einen falschen Namen und eine falsche Telefonnummer an. Noch einmal konnten sie entkommen. Doch am Donnerstagmorgen bahnt sich das Ende der Flucht an: Haumeister Herbert Rehders (42) geht kurz nach acht Uhr etwa 100 Meter vom Rader Museum entfernt über eine Wiese. "Da fiel mir eine zerwühlte Heumiete auf", erzählte er dem Abendblatt. "Ich ging hin, da lag doch einer drin und blinzelte mich Verschlafen an." Herbert Rehders alarmierte Obermeister Gerd Herrmann (33) vom Polizeiposten Tangstedt (Kreis Stormarn). Doch als der Beamte am Rader Museum eintrifft, ist der Mann aus dem Heu verschwunden. Zusammen mit Rehders fährt Obermeister Herrmann durch den Wald. "Plötzlich sah ich hinter einem Baumstamm eine Gestalt", schilderte Rehders. "Das ist der Kerl!" Sie halten, Kurt Friedt wird gestellt. Durchnäßt, hungrig. Friedt humpelt. Beim Sprung vom Wachtturm hatte er sich am linken Bein verletzt. Ein stundenlanges Verhör der Hamburger Sonderfahndung K 233 beginnt. "Der Kerl schwieg, war stur, versuchte uns auf die Schippe zu nehmen und log offensichtlich." Hauptkommissar Beusch kommt nicht weiter. "Wir sind gesprungen, gelaufen und waren auf einmal im Norden von Hamburg. Was konnte mir schon passieren, die paar Tage, die ich noch sitzen muß. Die Flucht ist einfach Sport! ? Wir sind mit der Straßenbahn und der U-Bahn geflohen. Wir hatten Mäuse (Geld) und haben uns eine Taxe geleistet. Ich habe noch nie einen Kumpel verpfiffen. Und ich drücke Ackermann und Vogler die Daumen, daß sie entkommen." Um 13.22 Uhr bricht Beusch das Verhör ab. Friedt wurde ins Hamburger Polizeipräsidium gebracht. Sein Fluchtweg bleibt noch unklar. Sicher ist, daß der Ausbruch geplant war. Friedt sagt, er und Vogler hätten die Flucht vorgehabt und Akkermann wäre zufällig dazugekommen. Sie hätten vorgehabt, sich erst einmal fünf bis sechs Tage zu verstecken, sich nicht zu rühren und dann zum großen Schlag auszuholen, um sich bei einem Überfall das "nötige Kleingeld" zu holen. Auch für alle Eventualitäten hätten sie einen genauen Fluchtplan und besondere Treffpunkte ausgemacht. 15 Uhr: Keine Spur von Ackermann und Vogler. Justizsenator Dr. Ernst Heinsen, Polizeipräsident Dr. Günther Redding, Senatsdirektor Harald Pieper vom Strafvollzugsamt und Leitender Polizeidirektor Werner Lux kommen zur Lagebesprechung in Ehlersberg (Kreis Stormarn), Gaststätte "Zur Alsterschleuse" zusammen. Die Großfahndung wird fortgesetzt. Die Hundertschaften aus Schleswig- Holstein und Hamburg werden ausgewechselt. Kurz nach 16 Uhr überschlagen sich die Ereignisse. Der Befehlsstand in Ehlersberg jagt eine Meldung nach der anderen heraus. 16.15 Uhr: Ackermann gefaßt! 16.47 Uhr: Vogler gefaßt! Glückwünsche, zufriedene Gesichter. Die ersten Tatsachenberichte sickern durch: Kurz nach 16 Uhr hat ein Wagen des Landesfahndungskommandos Schleswig-Holstein an der Bushaltestelle Neuenteich der Strecke Bad Oldesloe ? Hamburg-Ochsenzoll einen Mann entdeckt, der ? mit roter Turnhose, quittegelbem Pullover und dunklen Turnschuhen bekleidet ? sich die Zeiten des Omnibusfahrplanes abschreibt. -Der Mann stand leicht geduckt vor der Tafel. Wir fuhren vorbei, wendeten an der nächsten Straße und fuhren zurück. Der Mann sah uns kommen und versuchte, im Wald zu verschwinden." Es klingt sachlich, nüchtern, wenn Kriminalbeamte den Vorfall schildern. In Wirklichkeit rasen sie zurück, noch im Fahren springt einer von ihnen aus dem Wagen und hechtet auf Uwe Ackermann. "Ich bin nicht Ackermann", stammelt der überraschte Gangster. Es hilft ihm nichts, er wird festgenommen. Und plötzlich: Mit erhobenen Händen kommt Erwin Vogler aus dem Gebüsch am Stra- ßenrand: "Ihr habt mich geschafft." Gestern nacht gaben die drei Ausbrecher auch die beiden Einbrüche in Norderstedt und Duvenstedt zu. Seine Crew jagte die Ausbrecher Zwei Stunden Schlaf, 57 Stunden Polizeialltag: Kriminalhauptkommissar Ingo Beusch (48), zur Zeit Inspektiorisleiter vom Kommissariat 233, Leiter der Sonderfahndung bei der Hamburger Kriminalpolizei, ist müde, erschöpft, aber dennoch sehr zufrieden. "Der Einsatz hat sich gelohnt. Wir wußten, entweder würden wir die Ausbrecher heute oder so bald nicht fassen." Ingo Beusch und seine Crew waren maßgeblich daran beteiligt, daß Ackermann, Friedt und Vogler wieder hinter Schloß und Riegel kamen. In der Nacht zum Mittwoch sicherten die Beamten Fußspuren bei Einbrüchen in Norderstedt und Duvenstedt, die auf das Konto der Ausbrecher gingen, gestern morgen waren sie dabei, als ein Einbruch in das ehemalige Schulgebäude Wulksfelde-Rade, für den Ackermann und Vogler in Frage kamen, untersucht wurde. Dann wurde Friedt gefaßt. Ingo Beusch und Co. begannen das stundenlange Verhör. Friedt sagte wenig. Genug für die Beamten, die aus Andeutungen, Zwischenbemerkungen und scheinbar nebensächlichen Dingen ein klares Fahndungsbild entwickelten. Der Erfolg gab ihnen recht.

31.07.1971: VERSCHÄRFTER ARREST FÜR DIE AUSBRECHER? 0 Bis zu vier Wochen verschärfter Hausarrest und ein Gerichtsverfahren wegen schweren Diebstahls ? das droht den am Donnerstag gefaßten Ausbrechern Uwe Ackermann, Kurt Friedt und Erwin Vogler. Ein Hausstrafverfahren ist bereits gegen sie eingeleitet worden. 71 Stunden nach ihrer Flucht aus der Strafanstalt Fuhlsbüttel war das Trio nach einem Großeinsatz der Polizei ? wie berichtet ? am Donnerstag im Jersbeker Forst im Norden Hamburgs gefaßt worden. Verschärfter Arrest kann bedeuten: Schlafen ohne Matratze, nur 700 Gramm Brot täglich, Kaffee oder Tee, kein Rundgang, keine Beschäftigung, Einzelhaft. Alle drei Tage gibt es als Vergünstigung eine warme Mahlzeit, eine Matratze für eine Nacht und ein scharf bewachter Rundgang im Hof. Über ihre Flucht haben am Freitag nur Friedt und Vogler ausgesagt. Die Nächte verbrachten sie in einem Behelfsheim in einem Niendorl'er Kleingartenverein und in einem Stall am Rader Museum. Dort war auch Kurt Friedt in einer Heumiete entdeckt worden. Uwe Ackermann verweigert noch jede Aussage: "An diesem Wochenende will ich noch meine Ruhe haben." Seine Vernehmung beginnt am Montag. Bisher haben Friedt und Vogler sechs Einbrüche in Norderstedt, Duvenstedt und in Rade (Kreis Stormarn) zugegeben. Die Beute: Kleidung, Lebensmittel und Fahrräder. Erste Vermutungen der Kripo über den weiteren Fluchtverlauf haben sich inzwischen bestätigt. Ackermann, Vogler und Friedt wollten Gras über den Ausbruch wachsen lassen. Dann sollte die Flucht nach Segeberg weitergehen. Ackermann ? das ergaben die Ermittlungen ? wollte später nach Schweden fliehen. ukr

August

03.08.1971: Der Gewaltverbrecher Uwe Ackermann und sein Mitgefangener Erwin Friedt schweigen noch immer. Sie waren ? wie berichtet ? gemeinsam mit Kurt Vogler aus der Haftanstalt Fuhlsbüttel ausgebrochen und nach 71 Stunden am vergangenen Donnerstag im Jersbeker Forst gefaßt worden. Kurt Vogler hat vor der Kriminalpolizei bisher acht Einbrüche und einen Diebstahl in Norderstedt, Duvenstedt, Tangstedt und in Rade zugegeben.

03.08.1971: Die Propstei Niendorf ist zur Zeit nicht bereit, evangelische Kindergärten auf Hamburger Staatsgebiet zu bauen. Dagegen folgte die Verbandsvertretung des Kirchengemeindeverbandes Niendorf einer Empfehlung der Propsteisynode: Sie bewilligte drei Kindergärten auf ihrem schleswig-holsteinischen Gebiet, zwei in Norderstedt und einen in Ellerau (Kreis Pinneberg). "Diese Entscheidung ist auf die unzureichenden staatlichen Zuschüsse in der Hansestadt zurückzuführen", erklärte dazu der Vorsitzende der Synode, Peter-Paul Floerke. Die Propstei erwartet, duii jeweils die Hälfte der Bau- und der laufenden Betriebskosten von staatlicher oder kommunaler Seite übernommen wird. In Schleswig-Holstein wurden diese Forderungen erfüllt. Floerke: "Hamburg sollte ebenso verfahren. So kann die Stadt statt eines zwei Kindergärten bauen." Für ihre Subventionierung gibt es in Hamburg laut Finanzbehörde keine generelle Regelung. Betriebskosten würden von der Hansestadt jedoch nicht übernommen. Das Amt für Jugend will dieses Problem mit der Landeskirche beraten. rup

12.08.1971: Ausgesprochenes Gefühl für Farbe und Form offenbart sich in rund vierzig Ölbildern von Wilhelm Götz-Knothe. Der 1933 geborene Maler ist neuerdings Kunsterzieher in Norderstedt; er war Schüler von Graf Luckner an der Berliner Akademie und mehrmals in der "Großen Berliner Kunstausstellung" vertreten. Als Landschafter, Stillebenmaler und Porträtist geht Götz-Knothe vom Erlebnis der Wirklichkeit aus. Das Bild "Rote Mauer" (1969) bestätigt dies beispielhaft: Formale Komposition und farbige Gestaltung stehen in einem ausgewogenen Spannungsverhältnis, das alles Nur-Dekorative ausschließt. Nicht das Detail, sondern die Ganzheit bestimmt die Wirkung. Das gilt für alle, auch die religiösen und mythologischen Motive dieses Malers, dessen Palette temperament- und farbmäßig einem neuen Impressionismus huldigt. (Eckhofplatz 7; geöffnet bis 30. August, werktags außer mittwochs 11?19, samstags 10?13 Uhr). c. o. f.

13.08.1971: Ab Montag werden che Einwohner von Langenhorn und Niendorf/Lokstedt für etwa zwei Wochen mehr als sonst unter dem Flugaeuglärm zu leiden haben. Die Startbahn II in Richtung Norderstedt wird bis zum 28. August wagen Reparatuirartoeiten gesperrt. Die Sperrung soll täglich auf die Zeit von 9 bis 20 Uhr beschränkt werden. Während dieser Zeit muß der gesamte Flugverkehr über die Flugbahn I abgewickelt werden. Es wird angestrebt, am Wochenende 21./22. August die Arbeiten zu uiniterbreclhien

24.08.1971: Mit 10 000 Mark ist der 19jährige Manfred Gerber aus Norderstedt seit gestern spurlos verschwunden. Gerber hatte das Geld aus der Wohnung von Walter Fischer (39) an der överseestraße in Altona gestohlen. Fischer, ein Bekannter des Jungen, bittet Manfred Gerber: "Komm zurück! Du kannst 500 Mark behalten, aber mach keine Dummheiten!" Der 19jährige lebte seit 15 Monaten in einem Erziehungsheim in Neumünster. Gestern hatte er Urlaub

September

02.09.1971: Ein mysteriöser Todesfall beschäftigt die Kriminalpolizei in Norderstedt und die Mordkommission in Kiel. Gestern um 6.15 Uhr taumelte aus einer Gastarbeiterwohnung im Norderstedter Stadtteil Glashütte ein 37j ähriger Jugoslawe und brach im Treppenhaus tot zusammen. War es Mord, Selbstmord oder ein Unglücksfall? Die Polizei steht vor einem Rätsel. Die Ärzte konnten nach der Einlieferung des Jugoslawen ins Krankenhaus Norderstedt mit Sicherheit nur "Tod durch Vergiftung" feststellen. Auch eine von der Kieler Mordkornmission angeordnete Obduktion der Leiche brachte die Beamten bisher keinen Schritt weiter. Nachbarn wollen gesehen haben, daß der Jugoslawe gestern morgen aus der Wohnung im Haus Lindenweg 15 c, die er mit vier Landsleuten bewohnte, lallend und mit weit geöffnetem Mund heraustorkelte, zusammenbrach und qualvoll starb. Der Hausmeister alarmierte Polizei und Krankenwagen. Der tote Jugoslawe ist Vater von sechs Kindern

03.09.1971: Der mysteriöse Todesfall von Norderstedt ist geklärt. Wie berichtet, war der 33 Jahre alte jugoslawische Gastarbeiter Anto Zubak am Mittwoch in einer Wohnung des Hauses am Lindenweg 15 c tot zusammengebrochen. Er war vergiftet worden. Als Täter wurde ein Landsmann des Toten, der 37jährige Josip Vujkovic von der Kriminalpolizei Norderstedt festgenommen. Der Jugoslawe, gegen den Haftbefehl erlassen wurde, hat gestanden, Lebensmittel mit Giftstoffen einer Zyanid-Verbindung präpariert zu haben, um damit einen Eßwarendieb zu fangen. Josip Vujkovic kam auf seiner Arbeitsstelle, einer metallverarbeitenden Fabrik in Norderstedt an die Giftstoffe heran. Anfang der Woche nahm er trotz strengen Verbotes von dem Gift etwas mit nach Hause. Der 37jährige lebte mit drei Landsleuten in der Wohnung am Lindenweg im Stadtteil Glashütte in Norderstedt. Vujkovic ärgerte sich darüber, daß seit längerer Zeit ein Unbekannter von seinen Vorräten ? Knoblauchwurst und Slibowitz ? "naschte". Schon vor Wochen äußerte er Kollegen gegenüber, daß er bestohlen werde. Er drohte, seine Vorräte mit Gift zu präparieren. Daß sein Freund, mit dem er zusammen in der Wohnung lebte, der heimliche Mitesser war, ahnte er nicht. Mittwoch morgen passierte es dann. In der Küche der Wohnung am Lindenweg brach Anto Zubak zusammen, unfähig, auch nur noch ein Wort zu sagen. Im Krankenhaus konnte nur noch sein Tod festgestellt werden. Eine Obduktion der Leiche im geriohtsmedizinischen Institut ergab, daß Anto Zubak an einem zyankaliähnlichen Gift gestorben war. Josip Vujkovic, klein und schmächtig, hat, wie er sagt, mit den präparierten Eßwaren nicht töten wollen. Von der unheilvollen Wirkung zeigte er sich selbst überrascht. Der Tote hinterläßt in Jugoslawien sechs Kinder. Seine Frau erwartet das siebente Kind,

16.09.1971: Sind Sie auch bald wieder "fällig"? Muß Ihr Auto in einer Hauptuntersuchung wieder einmal unter Beweis stellen, daß es noch verkehrssicher ist? Dann sollten Sie wissen, daß es in Hamburg und Umgebung fünf Institutionen gibt, die diese Hauptuntersuchung vornehmen. Sie können selbst wählen, wo Sie Ihr Fahrzeug überprüfen lassen wollen. Wohl am bekanntesten bei den Autofahrern in der Hansestadt ist die Technische Prüfstelle beim Verkehrsamt der Polizei am Ausschläger Weg 100 in Hammerbrook (Telefon 25 79 51). Der Kraftfahrer muß sich hier oder auf irgendeinem Polizeirevier eine Meldekarte besorgen und sein Fahrzeug im Fälligkeitsmonat anmelden. Das Verkehrsamt ist täglich von 7.30 Uhr bis 15 Uhr geöffnet. Ebenfalls anmelden müssen Sie sich, wenn Sie Ihr Auto bei der Technischen Prüfstelle in Harburg, Buxtehuder Straße 5 (Telefon 77 11 51), oder bei der Technischen Prüfstelle Bergedorf in der Vieriandenstraße 38 (Telefon 72 521) vorführen wollen. Während es sich hierbei um Einrichtungen der Stadt Hamburg handelt, ist der Technische Uberwachungsverein (TÜV) Norddeutschland, Stellingen, Große Bahnstraße 31 (Telefon 85 50 31) ein privates Unternehmen. Da er für den gesamten norddeutschen Raum zuständig ist, hat ihm die Hamburger Verwaltung untersagt, Meldekarten und -termine auszuteilen. Doch das erweist sich in der Praxis als vorteilhaft. Der TÜV fertigt die Autofahrer ab, wie sie zur Prüfung erscheinen. Dabei kommt es ? häufig im Gegensatz zu den Prüf stellen der Stadt ? zu Wartezeiten von nicht mehr als einer Stunde. In Norderstedt hat sich der gleichfalls private Deutsche Kraftfahrzeug-Überwachungsverein (DEKRA) etabliert. Seine Prüfer am Gutenbergring 19 (Telefon 523 10 78) stehen jedoch nur eingetragenen Mitgliedern zur Verfügung, die dann ebenfalls ohne vorherige Anmeldung erscheinen können. Beim DE- KRA müssen die Kraftfahrzeuge jedoch jährlich überprüft werden. Den Zwei-Jahres-Turnus bei der Hauptuntersuchung kann man übrigens auf vier Jahre verlängern, wenn man sein Auto jährlich in einer amtlich anerkannten Werkstatt überprüfen läßt (das sind fast alle Vertragswerkstätten). Kosten der Hauptuntersuchung (in Klammern inklusive Abgasmessung) : Polizeiverkehrsamt: 14 Mark mit Plakette (16 Mark); TÜV: 14,80 Mark mit Plakette (16,90 Mark); DEKRA: 40 Mark jährlich mit Plakette und Abgasmessung. Die Preise gelten für Kraftfahrzeuge bis zu 3,5 Tonnen.

21.09.1971: KOMMANDEUR DER HEERESOFFIZIERSSCHULE GEHT ZUR GENERAL AIR 0 Das große Sportfest der Bundeswehr am vergangenen Wochenende in der Jahn-Kampfbahn stand unter seiner Regie. Es war "seine" letzte große Veranstaltung. Brigadegeneral Dr. med. Hermann Wulf, Kommandeur der Heeresoffiziersschule in Wandsbek, geht ? wie berichtet ? Ende dieses, Monats in Pension. Der vitale 56jährige, der zwölfeinhalb Jahre an der Offiziersschule gewirkt hat, wird sich aber nicht in die Gemütlichkeit seines Hauses in Harksheide zurückziehen, sondern ? wie es viele Generale vor ihm taten ? eine leitende Position in der Wirtschaft übernehmen. Dr. Wulf geht am 1. November als Geschäftsführer zur Fluggesellschaft "General Air" in Hamburg. "Jetzt endlich habe ich den Sprung in die dritte Dimension gewagt", sagt der Kommandeur, der während des Krieges das hamburgische Infanterieregiment 76 führte, ab Ende 1945 nach kurzer Gefangenschaft ein Im- und Exportgeschäft leitete und sich 1949 entschloß, Medizin zu studieren. Er absolvierte ein zehnsemestriges Studium mit Approbation. Seine Familie (Frau Waltraut, Söhne Malte (15), Jens-Peter (13), Olaf (9) und Tochter Erika (12) ? braucht sich daher um ärztliche Betreuung keine Sorgen zu machen. Das Engagement für medizinische und soziale Probleme war es denn auch, das dem schlagfertigen Schleswig-Holsteiner bei seinen Soldaten in den letzten Jahren den Spitznamen "Knuppen-Ben- Hasch" einbrachte. "Knuppen", weil er seine Mannen so ? ganz gegen die militärische Vorschrift ? zu betiteln pflegte; und "Ben-Hasch", weil der Mediziner Wulf nicht nur außerhalb der Kaserne, sondern auch seinen Soldaten Vorträge , über Hasch und Rauschgift hielt. Er entwickelte sich zum "Drogendoktor" der Bundeswehr. Der Sprung in die Luftfahrt ist für den Offizier, der aus einem Pastorenhaus stammt, deshalb ein Weg in die "dritte Dimension", weil der Infanterist sich damals das Medizinstudium unter Wasser verdiente: als Bergungsleiter einer Hamburger Taucherfirma. Besonders reizvoll erscheint es dem General, der in seinen zwölfeinhalb Jahren an der Wandsbeker Offiziersschule auch zu einer Figur im gesellschaftlichen Leben der Hansestadt wurde, daß die "General Air" jetzt ihre Flotte durch den Kauf von russischen Düsenflugzeugen des Typs YAK 40 vergrößern will. Ab Januar 1972 sollen die ersten dieser Kurzstrecken-Maschinen im innerdeutschen Flugnetz verkehren. Dr. med. Hermann Wulf, der mit seinen Soldaten gern plattdeutsch spricht und statt "Jawoll!" lieber das unmilitärische "Mokt wi" wählt, saß noch vor kurzer Zeit wieder im Hörsaal der Uni und büffelte als immatrikulierter Student politische Wissenschaften. Wulf: "Als Soldat habe ich mich in meinem politischen Engagement zurückgehalten. Jetzt aber werde ich versuchen, in die Kommunalpolitik in Norderstedt einzugreifen." Der Mediziner und Soldat Wulf glaubt, daß die Bundeswehr sich in den Kampf gegen die Drogensucht einschalten sollte. "Die Gemeinschaft kann denen, die noch nicht voll der Sucht verfallen sind, helfen." Seine Vorstellung: Mindestens drei Monate lang müßten Gefährdete einen ständigen Begleiter zur Seite haben. Wulf: "Wo ginge das besser als bei der Bundeswehr?" ? Im übrigen müsse der Offiziersnachwuchs ? vor allem gelte dies für die Bundeswehrärzte ? so ausgebildet werden, daß er eirj Drogenproblem auf Anhieb erkennen, kann.

24.09.1971: Der Hamburger Straßen- und Verkehrsatlas, bekannter unter der einprägsamen Kurzbezeichnung "HSV-Atlas", erscheint wieder, neu. Neu ist das äußere Gewand, sind Karten von Norderstedt, Quickborn, Henstedt-Ulzburg, Glinde und Neuschönningstedt im Einheitsmaßstab 1:20 000. Innenstadt und Blankenese sind auch größer gezeichnet. Nunmehr reicht das Kartenwerk auf 78 Seiten von Ulzburg und Pinneberg bis Meckelfeld, von Wedel und Neu Wulmstorf bis Friedrichsruh. Seit 1960 sind zehn Auflagen mit dnsgesamt 350 000 Exemplaren herausgekommen.

27.09.1971: Aus den Trümmern dieser beiden Volkswagen mußten Feuerwehrleute gestern abend kurz nach 19 Uhr elf Menschen befreien. Sie waren nach dem Zusammenprall der beiden Autos auf der Kreuzung Ohechaussee und Rugenbarg in Norderstedt eingeklemmt und schwer verletzt worden. In dem einen Wagen befanden sich vier Hamburger, Vater, Mutter und zwei Kinder, in dem anderen mit Segeberger Kennzeichen, saßen sieben Menschen. Mit mehreren Rettungswagen wurden die Verunglückten ins Krankenhaus Heidberg gebracht. Die Hamburger Feuerwehr rückte mit einem Zug an, um die Unfallstelle aufzuräumen. An den beiden Autos entstand Totalschaden. Die Unfallursache ist noch ungeklärt. Foto: H.-G. KIESEL

28.09.1971: Die Obst- und Konservenfabrik "Ebbrecht" aus Norderstedt (Kreis Segeberg) will in Neumünster ein Zweigwerk eröffnen. Die Produktion soll nach Angaben der Firma bereits im Juli 19J2 beginnen.

Oktober

16.10.1971: Die vierte Hamburgensien-Mappe des Hamburger Abendblattes ist da! Hamburger Maler der Gegenwart (Adolf Wriggers, Erich Wessel, Tom Hops) haben in Ölbildern und Aquarellen Schönheit und Eigenart von Hafen und Elbe festgehalten. Hier schlägt Hamburgs Herz. Tag und Nacht. Schiffe, auch im Zeitalter der Technik immer noch umweht vom Hauch des Romantischen, kommen und gehen, ziehen den Strom hinab, begleitet von der idyllischen Elblandschaft. Wir erleben den Frühling in ovelgönne (unser Bild von Erich Wessel) und sehen den Leuchtturm bei Wittenbergen, wir sind fasziniert vom bunten Bild des Hafens, mit Schiffen, Schleppern und Barkassen im kabbeligen Eibwasser. Welch ein Leben! Die 6 Bilder, achtfarbiger Offsetdruck und in gleicher Größe wie die Blätter von Eduard Niese aus den ersten drei Hamburgensien-Mappen, haben einen besonderen Reiz, sie passen in jeden Raum und zu jedem Wohnstil. Übrigens sind von der ersten und dritten Niese-Mappe (die zweite ist vergriffen) noch einzelne Exemplare vorhanden. Die Hamburgensien-Mappe "Hafen und Elbe", in blau-weißer Hülle, ist in den Geschäftsstellen des Hamburger Abendblattes (Gänsemarkt, Mönckebergstraße, Bergedorf, Norderstedt, Ahrensburg) vorrätig. Sie kostet für Abonnenten nur 12 DM (sonst 16 DM) und kann auch schriftlich bestellt werden. (Telefonisch über 34 91 92 72 und 34 60 40). Über die Vertriebsstellen ist sie ebenfalls erhältlich

18.10.1971: Mindestens einmal im Monat ereignet sich ein schwerer Unfall auf der Segeberger Chaussee zwischen dem Puckaffer Weg und der Ortsgrenze Norderstedt. Auf diesem nur zwei Kilometer langen Abschnitt, der von Kindern aus der nahe gelegenen Siedlung auf dem Schulweg überquert werden muß, besteht keine Geschwindigkeitsbegrenzung ? obwohl sonst auf der Strecke eine Höchstgeschwindigkeit vorgeschrieben ist. "Wir Eltern sind in großer Sorge: Die schnellen Fahrzeuge, die auf diesem kurzen Stück zu gewagten Überholmanövern ansetzen, gefährden unsere Kinder. Warum kann nicht auch auf diesem Abschnitt die Geschwindigkeit begrenzt werden?" fragt Uwe Bahr aus Duvenstedt, Segeberger Chaussee 66, im Namen einer Siedlungsgemeinschaft. Eine Beruhigung für die Eltern. Abendblatt-SPONTAN hat erreicht, daß die Geschwindigkeit zwischen dem Puckaffer Weg und der Ortsgrenze Norderstedt auf 80 Kilometer in der Stunde reduziert worden ist. Die entsprechenden Schilder werden in Kürze aufgestellt

19.10.1971: Die Zentrale Registrierstelle für Studienbewerber (ZRS) bereitet noch immer Kummer: Viele Studenten wissen bis heute nicht, ob sie in ihrem gewünschten Studienfach den Numerus clausus überwunden haben oder nicht. Dazu die ZRS: "Wer jetzt noch keinen Bescheid hat, muß mit einer Ablehnung rechnen. Die zugelassenen Bewerber müßten längst alle benachrichtigt sein." Wer bei der ZRS in Norderstedt anruft, dem schallt vom Tonband entgegen: "Die Zulassungs- und Ablehnungsbescheide sind inzwischen allen Hochschulen zugestellt worden. Der Versand an die Bewerber wird zur Zeit durchgeführt. Warten Sie bitte noch einige Tage. . ." Die Verzögerung war ? wie berichtet ? entstanden, weil der Neubau für den neuen Computer des Hamburger Universitäts-Rechenzentrums nicht rechtzeitig fertig wurde. Die ZRS mußte auf einen Großrechner in Darmstadt ausweichen. -Wir haben zuerst nacheinander die Zulassungen für Psychologie und dann die für Medizin und Pharmazie heraus- geschickt. Die zugelassenen Bewerber mußten sich ja einschreiben können", betont man bei der ZRS in Norderstedt. "Die letzten Ablehnungen sind am 1. und 2. Oktober 'rausgegangen. Es sind nun aber natürlich auch einige Hochschulen in Verzug gekommen." In Hamburg zum Beispiel wartete man mit der Versendung der Ablehnungen so lange, bis der Ausschuß für Härtefälle seine Tagung beendet hatte. An anderen Universitäten dagegen wartete man die sogenannten "Nachrückelisten" ab, die erst in der vergangenen Woche bei der ZRS abgesandt wurden. Die ZRS empfiehlt den Studenten, die jetzt noch keine Nachricht haben, sich an das Studentensekretariat jener Hochschule zu wenden, die in ihrer Rangliste an erster Stelle steht. Leider hat die Verzögerung für manchen Studenten fatale Folgen: Die Immatrikulationsfrist in Hamburg ist am 15. Oktober abgelaufen. Wer jetzt erst erfahrt, daß er abgelehnt wurde, kann nicht mehr auf ein anderes Studienfach ausweichen und verliert ein Semester. sie

19.10.1971: Sieben Verletzte forderte gestern ein Zugunglück in Norderstedt, als ein Lastwagen einen Triebwagen der Alster-Nord-Bahn auf dem unbeschrankten Bahnübergang am Buchenweg rammte. Der Triebwagen sprang aus den Gleisen. Die schwersten Verletzungen erlitt dabei der Lkw-Fahrer Karl-Heinz M. (30) aus Hamburg-LuruD (Foto). Innerhalb der letzten zwei Wochen hat sich damit der dritte Unfall auf dem unbeschrankten Bahnübergang ereignet. Der Lastzug wurde von der Staatsanwaltschaft für eine technische Untersuchung sichergestellt

November

16.11.1971: Hamburg auf 384 Seiten und in 457 Bildern. So präsentiert sich "Hamburg 71", das neue Buch vom Hamburger Abendblatt, der zweite Band der Reihe, die vor einem Jahr unter dem Titel "Hamburg / Porträt? einer Weltstadt" gestartet wurde. Das erste Buch war ein großer Erfolg. Vom Rockerpastor Weißbach, der im November 1970 von sich reden machte, bis zum Staatsbesuch von Königin Juliana der Niederlande am 28. Oktober 1971 spannt sich der weite Bogen der Ereignisse. Noch einmal zieht der Film eines Jahres vorüber: Die Katastrophe der "Brandenburg", die Weichmann-Story, die Rauschgift-Szene, Premieren und Sporthöhepunkte, das tragische Schicksal von Klaus Stürmer, die HSV-Story (von Jürgen Werner), das Flugzeugunglück von Hasloh ? einige aus einer Fülle von Themen. 12 Monate Hamburger Leben! Viele Farbbilder und ein erweiterter Anhang "Hamburg von A? Z" mit 586 Tips und Themen. Dieses Buch soll den Hamburgern und allen, die die Hansestadt lieben, Freude machen. Eine Neuerscheinung ohne Beispiel. it "Hamburg 71" ist vorrätig in den Geschäftsstellen des Hamburger Abendblattes: Gänsemarkt, ' Mönckebergstraße, Bergedorf, Norderstedt und Ahrensburg. Schriftliche Bestellungen bei der Abt. Report HA, (2) Hamburg 36, Kaiser- Wilhelm- Straße 6, telefonisch über 34 91 92 72, 34 91 94 57 (Durchwahl) und über die Sondernummer 34 60 40. Auch über die Vertriebsstellen ist das Buch erhältlich. Es kostet für Abonnenten nur 16,-, sonst 19,- Mark. Bei Postversand zusätzlich DM 2,60.

11.11.1971: Der Senat wird mit Hilfe der neuen Gesetzgebung alles unternehmen, um die Umwandlung von Miet- in Eigentumswohnungen in Hamburg zu verhindern. Das antwortete Senator Caesar Meister auf eine große Anfrage der Bisher ist hier bei 72 Gebäudekomplexen mit insgesamt 1127 Mietwohnungen der Versuch unternommen worden, Wohnungseigentum zu begründen und an Interessenten zu verkaufen. Nur bei 72 Altbauwohnungen ? so Meister ? sei das gelungen. In allen übrigen Fällen wurde nach Intervention des Senats und gesellschaftlicher Kräfte aller Art einschließlich der Parteien und der Presse von der Umwandlung Abstand genommen. Teilen der heutigen Auflage sind Prospekte der Firmen Holert-Autobereifung, Möbel Becker, Steinheim, und Norderstedter Biertankstelle beigefügt.

Dezember

01.12.1971: KLEINER ZIRKUS MUSS DEN WINTER FÜRCHTE 0 Zwölf rot-weiße Wagen in der Runde, blaue Blechstühle, einige frierende Kinder, die sich bemühen, nicht von den Ponys zu fallen, die durch eine kleine offene Manege traben. Letzte Station des Zirkus Franke vor der Flucht ins Winterquartier. Ort: eine Weide am Vielohweg in Schneisen. Harry Franke (38), Chef des Unternehmens, und Kompagnon Erich Quaisier (42) füttern gerade ihre Tiere. Pferde, Schweine, Affen, Hunde, Ziegen, ein Lama. Sie wissen nicht, wie lange sie das noch können. Zwischen den kalten Tierboxen und den beheizten Wohnwagen lauert die Pleite. Jeder Tag kann der letzte sein. Dann heißt es: einpacken. Der Zirkus Franke hat Angst vor dem Winter. Wie seit 120 Jahren zieht die Truppe mit Artisten und tanzenden Schweinen durch Deutschland. In den letzten Jahren war der norddeutsche Raum bevorzugtes Gastspielland. "Manchmal sind es aber auch über 1000 Kilometer pro Jahr, die wir durchreisen. Es kommt drauf an . . ." Beim Zirkus Franke kommt es ? wie bei zahlreichen vergleichbaren Kleinunternehmen ? immer darauf an. Von morgens um 6 Uhr bis in die Nacht, von einem Winter zum nächsten, von einer Generation zur anderen. Seit fünf Generationen kämpft der Zirkus Franke gegen den Niedergang. Die Sorgen, die sich Harry Franke und Erich Quaisier machen, sind die Sorgen um 40 Tiere und 18 Menschen, davon 12 Kinder. Die Reihenfolge stimmt. "Bei uns komimen stets die Tiere zuerst, besonders dann, wenn es uns schlecht geht", erklärt der Chef. Schlecht geht es einem so kleinen Zirkus eigentlich immer. In diesem Winter aber wird es besonders hart. Denn vor zwei Jahren flog das Zelt davon. Ein neues wurde gekauft. Kosten: 8000 Mark, auf Stottern. Im Oktober dieses Jahres riß eine Sturmbö auch das neue Zelt auseinander. Nun gibt Franke Freiluftvorstellungen. Wenn es nicht regnet. Aber ob Regen oder Schnee, ob Vorstellung oder Pause: Die Tiere wollen jeden Tag gefüttert werden. So braucht der Zirkus täglich zwei Zentner Hafer, fünf Zentner Heu, drei Zentner Stroh, dazu reichlich Obst, Milch und Fleisch. Wie die elf Schweine durchgefüttert werden sollen, ist Harry Franke noch unklar. Für die Menschen in den Wohnwagen ist gesorgt. Die Sozialbehörde Hamburg hilft ihnen. Übrig bleiben die Kosten für die tägliche Fütterung (etwa 150 Mark), der Brennstoff für die Wohnwagen, die Kosten für Reparaturen. Das Zelt, das im Oktober zerriß und das der Zirkus so dringend benötigt, wird geflickt. Aber erst, wenn es bezahlt ist, kann Harry Franke es wieder aufstellen. Und das dauert noch bis zum Frühjahr. Eine Sturmversicherung kann sich der Zirkus nicht leisten. Er ist auf die Kinder als zahlendes Publikum angewiesen. Viel zahlen die Kinder nicht. "Wir nehmen immer den Brotpreis!" sagt Hildegard Franke, Ehefrau des Chefs. Der Brotpreis aber schwankt. Im Augenblick liegt er bei 1,50 Mark und deckt sich so mit dem Eintritt. Aber ohne Zelt kann man nicht das reguläre Eintrittsgeld fordern. Da kreist dann der Teller. Voll wird er selten.' Beim Kassieren teilen sich die Kinder des Zirkus die Arbeit. Wenn Helmut Franke (11) durch die zwei Stuhlreihen geht, gibt es in der Regel ein bißchen mehr. Helmut ist der "Clown vom Dienst": geschminkt, verkleidet, eben noch mit einem Salto vom hohen Roß gesprungen, die Trompete unter dem Arm. Herrlich komisch und schön traurig. Zwischendurch geht er dort, wo er gerade ist, zur Schule. Auf der Weide in Schneisen kann der Zirkus nicht mehr lange bleiben. Harry Franke muß ins Winterquartier, das er bei einem Bauern in Norderstedt aufschlagen will. Wenn es zu kalt wird, nimmt er die Affen in den Wohnwagen. Er weiß, daß dieser Winter hart werden wird. Im nächsten Frühjahr geht es dann wieder los: "Wir brin-. gen den Kindern echte Zirkusluft." Jetzt pfeift die Luft kalt durch die Manege. Und sie ist dünn geworden. UWE KRIST

02.12.1971: Der Kunstkreis Norderstedt veranstaltet am Sonnabend, 4. Dezember, von 10 bis 18 Uhr, einen Kunstmarkt im Einkaufszentrum Herold-Center in Norderstedt. Abends um 20 Uhr findet bei heißer Musik eine Dichterlesung mit Heike Doutine (Hamburg), Karlheinz Deschner (Haßfurt/ Main) und Wolfgang Beutin (Norderstedt) statt. Am besten ist das Herold-Center mit der U-Bahn zu erreichen. "Endstation Garstedt" im Keller des Einkaufszentrums.

04.12.1971: Das ist die große Weihnachtsüberraschung für die Briefmarkenfreunde unter den Lesern des Hamburger Abendblattes: es gibt eine kleine und eine große "Weihnachtstüte" mit rund 40 bzw. 30 verschiedenen Briefen, Karten und Ganzsachen, angefangen von der Reichsgründung 1872 bis zu den Apollo-Belegen der letzten beiden Jahre. Viele Monate lang hat die Briefmarken-Redaktion Belege dieser Art gesammelt. Bis 800 Tüten zusammen waren! Die große Tüte kostet 25 Mark und enthält unter anderem : elf Karten und Briefe, meist mit Berliner Frankaturen und Hamburger Sonderstempeln der letzten Jahre, zwei Luftpost-Sonderbriefe, einen Raketenbrief-Vorläufer, zwei Sonderbriefe in Schweizer Währung und nicht zuletzt sieben sehr schöne Raumfahrt-Postbelege. Dazu kommen 15 bis 20 jeweils verschiedene alte Briefe und Karten, sowie ein Schmuckblatt einer Ausstellung. Die kleine Tüte kostet 15 DM und enthält entsprechend weniger. Beide Tüten werden ab Montag, 13. Dezember, in den Hamburger-Abendblatt -Geschäftsstellen Gänsemarkt, Mönckebergstraße, Norderstedt, Bergedorf und Ahrensburg verkauft. Alle bereits schriftlich vorbestellten Tüten liegen an diesem Tag abholbereit, bzw. werden ? soweit bestellt ? zugeschickt. Darüber hinaus sind jetzt schriftliche Bestellungen noch möglich, deren Ausführung jedoch davon abhängt, wie weit der. Vorrat reicht. Telefonische Bestellungen sind nicht möglich. An jeden Leser (Abonnenten) kann nur eine Tüte abgegeben werden. Da der Inhalt der Tüten bis auf die oben aufgeführten Belege verständlicherweise verschieden ist, kann kein Umtausch erfolgen.

06.12.1971: GESPRÄCH MIT DEM AUTOR KARLHEINZ DESCHNER HEINZ ALBERS 0 "Straßenfeger" Durbridge hatte an diesem Abend die Bildschirme okkupiert. Man weiß, was das für kulturelle Veranstaltungen bedeuten kann. Seit Sonnabend weiß es auch der Kulturkreis Norderstedt, der im Herold Center Norderstedt seinen seit langem geplanten ersten großen öffentlichen Literaturabend mit namhaften Autoren veranstaltete. Trotz dieser Umstände hatte sich ein erstaunlich zahlreiches, vorwiegend jugendliches Publikum eingefunden. Verständlich, denn der Abend wurde von der Beatband "reaction" musikalisch eingerahmt. Und so kam es dann, daß überlaut dröhnender Beat die Aufnahmefähigkeit der Zuhörer bei den nachfolgenden Lesungen ziemlich reduzierte. Eine bessere Koordination wäre notwendig gewesen. Heike Doutine las zeitkritische Gedichte und Passagen aus ihrem bekanntgewordenen Roman "Wanke nicht, mein Vaterland". Der in Norderstedt ansässige Wolfgang Beutin bewies einmal mehr die ihm eigene sprachliche Präzision bei Darbietung einiger seiner "Invektiven". Der aus Franken hergereiste Romancier, Kritiker und Essayist Karlheinz Deschner beeindruckte mit einer Satire auf eine deutsche zeitgenössische literarische Größe. Mit dem 47jährigen Deschner, von dem im Rowohlt Verlag demnächst ein neues Werk ("Kriminalgeschichte des Christentums") erscheinen wird, unterhielten wir uns. Der "stammesbewußte Franke" Deschner ? er wohnt mit seiner Familie in einer fränkischen Kleinstadt ? machte in den fünfziger Jahren mit seinen Romanen "Die Nacht steht um mein Haus" und "Florenz ohne Sonne" auf sich aufmerksam. Dem zeitgenössischen deutschen Literaturbetrieb steht er skeptisch gegenüber. "Man kann ihm nur satirisch gerecht werden". Die Literatur, so Deschner, strotzt weitgehend vor Langerweile. Die wenigsten Autoren wollen noch etwas riskieren. Für sie ist es die Hauptsache, ins Gespräch zu kommen und im Gespräch zu bleiben. Deschner machte 1964 die Probe aufs Exempel, als er mit seiner konsequenten literaturkritischen Untersuchung "Talente, Dichter, Dilettanten" ins Kreuzverhör der Auseinandersetzungen geriet. Er gehört zu den Autoren, die nur über das schreiben, was sie berührt und angeht. Auseinandersetzungen sind ihm, der äußerlich sehr zurückhaltend wirkt, nicht fremd. Fünf Jahre arbeitete er an seiner berühmt gewordenen Kirchengeschichte "Und abermals krähte der Hahn". "Mit Gott und den Faschisten" hieß eines seiner weiteren Bücher. Zwölf bis vierzehn Stunden täglich, einschließlich der Feiertage, arbeitet Karlheinz Deschner in seinem fränkischen Heim. Er kennt die Gefahr, daß sich ein Autor in seinen vielfältigen Absichten und Aufgaben zersplittern kann. Zur Zeit arbeitet er an einem noch nicht abgeschlossenen Roman. Wann er erscheinen wird? Deschner, konsequent in seiner selbstkritischen Einstellung zur eigenen Arbeit, wagt keinen Termin zu nennen.

10.12.1971: Eigener Bericht 0 HEW plant für 1972 426 Mill. DM Investitionen mh Hamburg ? ? Die Hampurgische ElectricitätS-Werke AG (8BWV Harn-,, bürg, wird auch 1972 wieder, in^heblichem Umfang investieren. Wie Vorstandsmitglied Pr.. Rudolf Meister vor Hamburger Wirtschaftsjournalisten betonte, hofft das Unternehmen, mit den geplanten und bereits im Bau befindlichen Investitionsvorhaben "bis in die Nähe des Jahres 2000" auszukommen. Für das kommende Jahr sind Sachund Finanzinvestitionen in Höhe von rund 426 Mill. DM vorgesehen. Davon entfallen 402 (i. V. 321) Mill. DM auf Sachinvestitionen. Den größten Posten stellt das Bauprogramm mit ca. 306 Mill. DM dar. Vorwiegend geht es dabei um den Neu- und Ausbau von Leitungen und Abspannwerken in Brunsbüttel, Norderstedt und öjendorf. Wie Meister weiter ausführte, wird HEW in den nächsten Tagen den ersten "Atomstrom" aus dem Kernkraftwerk Stade in das Leitungsnetz einspeisen. Mitte Dezember soll in Stade der Lastbetrieb aufgenommen werden. Mit dem vollen Betriebsbeginn in Stade rechnet HEW für Anfang 1972. Verlustvortrag verringert Vpn un"erer westdeutschen Redaktion w.e. Solingen ? Die Dr. Hillers AG, Nähr- und Heilmittelwerk, Solingen, weist 1970 bei einer Umsatzsteigerung um 11 Prozent auf 22,3 (20,1) Mill. DM nur einen kleinen Jahresüberschuß von 7115 DM aus, um den sich ein Verlustvortrag aus den Vorjahren auf ca. 0,14 Mill. DM ermäßigt. Investiert wurden 1,41 (0,97) Mill. DM. Dem Grundkapital von unverändert 0,66 Mifl. DM stehen keine Rücklagen zur Seite, HQas im Familienbesitz befindliehe Untiernehmen beschäftigt etwa 440 Mitarbeiter und stellt als Haupterzeugnis Pfefffcrminzdrops her. Kernkraft-Tochter von BBC und Babcock & Wilcox Eigener Bericht Mannheim ? Im Kernkraftwerkbau- Sektor wurde in Mannheim die Babcock-Brown Boveri Reaktor GmbH gegründet. Die Gesellschaftsanteile des neuen Unternehmens liegen zu 69°/o bei der Babcock & Wilcox Comp., New York, zu 26 °/o bei der Brown, Boveri & Cie. AG (BBC), Mannheim, und zu 5 ?/. bei der Deutschen Babcock & Wilcox AG,Oberhausen. Wie BBC in diesem Zusammenhang mitteilt, soll die Babcock-Brown Boverie Reaktor nukleare Dampferzeugungsanlagen und Brennelemente auf der Basis des Babcock-Druckwasserreaktors liefern. Bereits jetzt hat die neue Gesellschaft im Konsortium mit BBC einem deutschen Elektrizitätsvarsorgungsuntemehmen ein schlüsselfertiges Kernkraftwerk mit einer Leistung von 1200 MWE angeboten. BBC wird hierbei neben der Konsortialführung die Bear~ beitung des konventionellen Kraftwerkteils übernehmen. Wie es weiter heißt, wird sich die Reaktor GmbH zunächst auf den deutschen Markt konzentrieren, sich zu einem späteren Zeitpunkt aber auch anderen Märkten zuwenden

13.12.1971: GUTACHTEN ZUM RABOISEN-UNGLÜCK 0 Die Kriminalpolizei ermittelt gegen den Inhaber, der Abbruchfirma Hermann Mock aus Norderstedt wegen des Verdachts der fahrlässigen Tötung und der fahrlässigen Körperverletzung. Wie berichtet, war am 7. Dezember bei Abbrucharbeiten des alten Kühlhauses an den Raboisen in der Innenstadt eine sieben Meter hohe Mauer eingestürzt: Das Unglück forderte zwei Tote und drei Verletzte. Inzwischen hat auch der unabhängige Sachverständige, den die Kriminalpolizei mit der Untersuchung der Unglücksursache beauftragte, sein Gutachten erstellt. Der Ingenieur Werner Matthies aus Ohlsdorf kommt darin zu dem Schluß, daß Sprengungen und die Stampfarbeiten mit der 1,3 Tonnen schweren Stahlkugel auslösende Faktoren für den Einsturz waren. Außerdem) sei die Mauer durch den Druck des sich gegen sie türmenden Schuttes instabil geworden. Die Hamburger Feuerwehr hatte bereits am 6. Oktober nach dem 3. Brand an der Abbruchsteile vor einer drohenden Einsturzgefahr gewarnt. Die Mißstände sind aber offensichtlich nicht behoben worden. Deshalb stellt sich die Frage, ob nicht die Baubehörde ihre Aufsichtspflicht verletzt hat

20.12.1971: Ein Lastzug mit 160 Schweinehälften ist gestern abend aus der Ohechaussee in Norderstedt gestohlen worden. Der Wert der Ware beträft 85 0*0 Mark. Das Fahrzeug trägt die Aufschrift "Standard-Fleisch Hamburg? Berlin". Das Kennzeichen des Lasters: B - T 3408.

22.12.1971: BETRÜGERINNEN WURDEN ENTLARVT GUNTER NIEMEYER 0 "Sie ergaunern sich Geld mit der Tierliebe" hieß die Überschrift des Berichtes, der am 2. Dezember vor den Machenschaften unseriöser Zirkusunternehmen warnte. Jetzt geschah folgendes: In den "Geschenkstuben", Hoheluftchaussee 70, erschien eine etwa 16jährige Blondine und bot dem Inhaber Taschentücher zum Verkauf an. In Cellophan gehüllt, lagen die Päckchen in ihrer geöffneten Handtasche. "Woher haben Sie die denn?" erkundigte sich der Inhaber Otto Kertscher. "Vom Tierschutzverein zum Verkauf für die hungrigen Tiere des Zirkus Renz!" Die Betrügerin ahnte nicht, daß sie mit dem Vorsitzenden des Hamburger Tierschutzvereins sprach. Als der sich die übrigeng falsch angegebene Anschrift des Zirkusunternehmens notierte, verließ die Taschentuchverkäuferin den vollen Laden und verschwand mit einem etwa 19 Jahre alten dunkelhaarigen Mädchen, das draußen gewartet hatte. Otto Kertscher hat Anzeige gegen Unbekannt erstattet. Ob diese Betrügerinnen wirklich für den "Zirkus Renz" arbeiten, ist damit zwar noch keineswegs bewiesen. Kurz danach meldete sich Direktor Harry Frank, über dessen notleidenden Zirkus das Hamburger Abendblatt am 1. Dezember berichtet hatte, um mitzuteilen, daß er jetzt in Norderstedt, Ulzburger Straße 297, ein Winterquartier gefunden habe. Gleichzeitig bat er um Veröffentlichung einer Anzeige, Unbekannte seien in Norderstedt unterwegs, die auf seinen Namen um Futter und Spenden betteln. Mit Eseln, Lamas und anderen Vierbeinern wird gegenwärtig in Hainburg für "hungernde Tiere" und "Zootiere" gesammelt. Wer sichergehen will, daß seine Spende in die richtigen Hände gerät, sende sein Geld an das Tierheim Süderstraße 399, Telefon 21 40 14. Dort hat man Erfahrungen mit seriösen und unseriösen Zirkusunternehmen.

24.12.1971: 20. SOS-Kinderdorf Dienstag, 21. Dezember. Das Dorf in der Stadt heißt SOS-Kinderdorf in Norderstedt. Fünfzehn Einzelhäuser und viel" Bäume und ? viel Rasen, dessen Betreten nicht verboten ist. Herr Pütt, Diakon und Leiter des SOS-Kinderdorfs, entschuldigt unsere Verspätung (akademisches Viertel). Relativ viele der Gewinner, die das SOS-Kinderdorf als 50 °/o-Partner gewählt haben, sind erschienen. Herr Pütt weiß, was er seinen Gästen schuldig ist, wenn er für später Kaffee in Aussicht stellt: Ein umfangreiches Besichtigungsund Informationsprogramm beginnt. Ein Haus, eine Mutter, Kinder beim Basteln. Idealvorstellung: 6 Kinder und eine Mutter bilden eine Familie in einem Haus. Diese Quote ist zum Teil erfüllt. Wir sehen einen Sportplatz, Sandkästen und Anlagen zum Spielen und Turnen auf dem großen Rasengelände des SOS- Kinderdorfs nördlich Norderstedts, dessen ideeller Vater Hermann Gmeiner ist. Wir beobachten die etwa Zehnjährigen beim Malen. Der Meister führt über die Höhe der DM-Weihnachtsfreude. Auf Grund der kurzen Zeit bisrzum Weihnachtsfest konnten wir lediglich vier Institutionen besuchen, ihnen das Geld persönlich überbringen. Diejenigen der 75 Gewinner, die ihren Gewinn mit einer der vier Institutionen teilen wollten, hatten Gelegenheit dabeizusein. Per Telefon und Eilbrief wurden sie über Zeitpunkt und Ort benachrichtigt. Hier ein paar Eindrücke und Fotos von unseren Besuchen: Aufsicht. Wir spüren die Harmonie des Lebens hier. Und denken, daß die Kinder, wären sie nicht Waisen, sich kein besseres Zuhause wünschen könnten. Ein Blick in den großen Gemeinschaftsraum, ein Staunen beim Betrachten der Keller-"Bar". In Anführungszeichen deshalb, weil's hier nur Alkoholfreies geben wird. Die SOS'ler haben fast alles selbst gebaut, bemalt und gestaltet. Demnächst soll Eröffnung sein. 20 Minuten nach 4 sitzen wir am Kaffeetisch. Fragen, Antworten und zwischendurch Gebäck. Und dann große Überraschung. 1300 DM. Sprachlos. Soviel? Was tun damit? Erstmal wegschließen, Zukunftspläne sondieren, entscheiden. Sie können's bestimmt gebrauchen. Das Gespräch war offen, ehrlich und nett. Schade, aber bitte, es ist spät, wir werden zurückerwartet.

30.12.1971: 74JÄHRIGER VON DER POLIZEI FESTGENOMMEN / MOTIV: HASS 0 Einem heimtückischen und bisher noch mysteriösen Mordanschlag fiel gestern abend in Norderstedt die 45jährige Hausfrau Lisa Lohmann zum Opfer. Sie wurde in ihrem Bungalow an der Straße Am Ochsenzoll 81 erschossen. Wenige Minuten später nahmen Hamburger Kriminalbeamte den mutmaßlieben Täter in seiner Wohnung am Bargweg, nur 800(Meter vom Tatort entfernt, fest: Hermann R. (74) wird beschuldigt, die 45jährige mit zwei Schüssen aus einer bei ihm gefundenen doppelläufigen 9-mm-Pistole getötet zu haben. Noch sind wir nicht ganz sicher, daß R. der Täter ist", erklärte gestern abend ein Kieler Kripobeamter ? die Mordkommission Kiel hat den Fall inzwischen übernommen ? , "dennoch spricht vieles dafür, daß wir den Richtigen haben." Hermann R. soll nach ersten Zeugenaussagen die Lohmanns wegen eines uralten Streits gehaßt haben. Vor einem halben Jahr soll er an Hans (45) und Lisa Lohmann einen Brief geschrieben haben, in dem er gedroht haben soll: "Die nächsten, die abgeknallt werden, seid ihr!" "Damals wurdeA auch ,von Unbekannten' die Reifen am Auto meines Schwiegersohnes durchstochen", erklärten gestern abend Emma und Hans Stolten, die Eltern der Toten. "Warum mußte unsere Tochter denn sterben? Was hatte sie dem Mann getan?" Wie oft in den letzten Wochen, so saß Lisa Lohrnann auch gestern abend wieder in dem kleinen Büro zwischen Garage und Bungalow. Seit Jahren führte sie die 'Bücher des elterlichen Lebensmittelladens an der Segeberger Chaussee. Hans Lehmann hielt sich nach ersten Ermittlungsergebnissen mit einigen Kindern aus der Nachbarschaft im Wohnzimmer des Bungalows auf. Plötzlich krachte ein Schuß, Lisa Lohmann schrie, ein zweiter Schuß fiel, danach Stille. Der Mörder hatte sich über das Gartengrundstück an das Bürofenster geschlichen und durch die Scheibe geschossen. Lisa Lohmann versuchte noch, sich wegzuschleppen, öffnete die Tür zur Küche, brach aber im Flur zusammen. So fand sie ihr Mann. Heike N. (33), eine Verkäuferin im Geschäft von Emma und Hans Stolten, erinnerte sich sofort an den 74jährigen Mann, der die Lohmanns mit seinem Haß verfolgte. Sie gab der Kripo einen Tip. Als Beamte Hermann R. in seiner Wohnung festnehmen wollten, versuchte er, seine Tür von in- nen abzuschließen. Vergeblich; Bei Redaktionsschluß wurde er noch verhört. Kow/ahl

31.12.1971: Der Mord in Norderstedt an der 46jährigen Hausfrau Lisa Lehmann ist geklärt: Nach mehr als sieben Stunden Verhör gestand der 74jährige Hermann Rieper: "Jawoll, ich heff schoten." Das Motiv der Bluttat: Verschmähte Liebe, Haß und Neid. Lisa Lohmann wurde ? wie berichtet ? am Mittwochabend in ihrem Haus Arn Ochsenzoll 81 in Norderstedt heimtückisch erschossen; Der Täter konnte entkommen. Dooh schon wenige Minuten nach der Tat wurde Hermann Rieper von Hamburger Polizeibeamten festgenommen. In seiner Wohnung wurde die Tatwaffe gefunden. Seit mehr als einem halben Jahr verfolgte der 74jährige Rentner Lisa Lohmann mit seinen Liebesbeteuerungen. Er wohnt nur etwa 800 Meter vom Heus der Lohmanns entfernt, am Bargweg 23. Vor genau vier Monaten hatte der verliebte 74jährige versucht, Lisa Lohmann zu umarmen. Sie stieß ihn zurück. Daraufhin schrieb der Rentner Drohbriefe an die Familie Lohmann. Am Mittwochabend schlich sich Rieper an die Rückfront des Bungalows heran und sah Lisa Lohmann im Büro sitzen. Er schoß durch die Scheibe und traf die Hand seines Opfers. Der Kugelschreiber in der Hand zersplitterte. Lisa Lehmann raffte sich auf und versuchte, durch einen Flur in die nebenan liegende Küche zu kommen. Rieper schoß erneut. Das Geschoß durchschlug beide Arme und den Brustkorb. Ein dritter Schuß traf die Frau in den Rücken. Lisa Lohmann brach tot zusammen, ahl/kow.

31.12.1971: WAR ES WIEDER DER ,MASKENMÖRDER'? 0 Beamte einer Sonderkommission der Kieler Kriminalpolizei fahnden jetzt nach dem "Maskenmörder" von Norderstedt, der gestern versucht hat, ein 16jähriges Mädchen zu vergewaltigen und zu erwürgen. Die Kieler Mordkommission ist sicher, daß der Verbrecher mit der "Chinesen-Maske" damit mindestens drei Morde und zwei Mordversuche auf dem Gewissen hat. Gestern morgen, kurz nach acht Uhr, stand die 16jährige Schülerin aus Norderstedt an der Haltestelle Haslohfurth der Alster-Nord- Bahn, als sich plötzlich ein Mann auf sie stürzte, ihr blitzschnell' eine seidene Schnur um den Hals legte und sie würgte. Gleichzeitig versuchte er, ihr die Kleider herunterzureißen. Sein Gesicht war hinter einer Chinesenmaske mit schmalen Augenschlitzen verborgen. Als plötzlich ein Zug nahte, sprang der Mann mit der Maske auf, riß die helle Handtasche seines Opfers an sich und verschwand im angrenzenden Wald. Das Mädchen sah durch die Bäume, wie er in einen hellen Wagen ? vermutlich einen Opel Kadett ? einstieg und abfuhr. Wenige Minuten später war die Kripo am Tatort. Passanten hatten die Polizei alarmiert. 50 Meter entfernt wurde die Handtasche gefunden, 100 Meter weiter lag die Maske im Gebüsch. Diese Verbrechen lasten die Beamten dem Masken-Mörder noch an: 19. November 1971: In der Nähe des Bahnhofs Haslohfurth wird eine Frau angefallen und gewürgt. Der Täter versucht, sie zu entkleiden, und flüchtet, als sich sein Opfer tot stellt und Fußgänger nahen. 20. Juni 1969: Die 22jährige Jutta Maas wird in Norderstedt erwürgt und vergewaltigt aufgefunden. 31. September 1969: Die 16jährige Renate Brasch wird vermißt. Erst am 20. Mai 1970 findet man das Mädchen. Auch erwürgt und vergewaltigt. 31. Juli 1970: Die 31jährige Angela Boerner wird erwürgt aufgefunden, Tathergang und Folgen sind identisch mit allen vorhergegangenen Fällen. kow

1972

Januar

04.01.1972: BEI 675 700 QM VERKAUFSFLÄCHE 14 % UMSATZPLUS 0 Von unserer westdeutschen Redaktion w. e. Essen ? Der Karstadt-Konzern mit 74 Warenhäusern und 70 Kepa-Filialen hat 1971 seinen Umsatz (einschließlich Mehrwertsteuer, jedoch ohne Reisegeschäft) um 630 Mill. DM auf rund 5,18 Mrd. DM (+ 14 %>) steigern können. Der Konzern hat damit seine Spitzenposition unter den deutschen Einzelhandelsunternehmen erfolgreich behauptet. Der Umsatz der Karstadt-Warenhäuser betrug 4,465 Mrd. DM (+ 14,7 °/o), während die Kepa Kaufhaus GmbH ihren Umsatz um 9,1 %> auf 715 Mill. DM erhöhte. In den Anfang 1971 eingerichteten Karstadt-Reisebüros wurden Reisen für insgesamt rund 75 Mill. DM verkauft. Durch Neubauten und Erweiterungen bestehender Häuser vergrößerte sich die Verkaufsfläche der Karstadt-Warenhäuser um 10 ?/" auf 576 200 qm einschließlich der lOOprozentigen Tochtergesellschaft Karstadt-Grimme GmbH (31.12.1970: 523 200 qm ohne Grimme). Neue Warenhäuser wurden in Hamburg-Neugraben, Kamen, Kiel, Gronau/Westf. und Saarbrücken eröffnet. Die Kepa-Kaufhaus GmbH erweiterte 1971 ihr Filialnetz um fünf neue Läden. Die Kepa-Verkaufsfläche erhöhte sich um 11,6 °/o auf 99 500 qm (31.12.1970: 89 200 qm). Damit verfügt der Karstadt-Konzern zur Zeit über rund 675 700 qm Verkaufsfläche. Die Zahl der Vollbeschäftigten im Konzern betrug im Jahresdurchschnitt 57 460 Mitarbeiter (+ 4,70/0). Im neuen Jahr werden neue Warenhäuser in Hamburg-Norderstedt, Wesselirag, Limburg und im Olympia-Einkaufszentrum in München eröffnet. Das zum 1. Januar 1972 übernommene Central-Kaufhaus in Hilden/Rhld. wird im Januar als 75. Karstadt-Filiale wiedereröffnet.

14.01.1972: Die auf Bütten gedruckte Ausgabe hat bibliophilen Charakter. Sie ist in ihrer ganzen äußeren Ausstattung einfach schön. Der Eugen Diederichs Verlag, Düsseldorf ? Köln, hat sie veröffentlicht. Herbert Nette hat die Texte ausgewählt und zeichnet als Herausgeber. Inschwischen wurde dieses, sein Sammelwerk, "Adieu Les Beiles Choses/ Eine Sammlung letzter Worte" (216 S., 19,50 DM), von der Darmstädter Jury zum "Buch des Monats Januar 1972" gewählt. Nette trug in mühevoller Kleinarbeit die letzten Sätze und Äußerungen, die große Geister der Menschheitsgeschichte (Sokrates, Novalis, Chopin, Adenauer u. a.) vor ihrem Tod von sich gaben oder gegeben haben sollen, zusammen. Natürlich ließe sich darüber streiten, ob die hier vereinten Sentenzen, zumindest ein Teil von ihnen, auf authentischen Aussagen beruhen. Das ließe sich nur schwerlich überprüfen, und Nette gibt dazu auch in seinem klugen Vorwort Erklärungen. Nette folgte einem eigenwilligen Ordnungsprinzip, um seine Auswahl übersichtlich zu machen. Er gliederte bestimmte innere Einstellungen in ihren typischen Äußerungen. Das gibt seiner Sammlung, in der sich die Endlichkeit der menschlichen Existenz in einer Fülle bewegender Aussagen spiegelt, einerseits einen besonderen Reiz, fordert andererseits aber auch zu kritischen Vorbehalten heraus. Nette mag sich auf die objektive Haltung des Sachwalters berufen, der vorurteilslos wählte und nicht mehr und nicht weniger wollte, als aufzuzeigen, wie im Rahmen geschichtlicher Zeiträume der. einzelne auf sein nahendes Ende reagiert. Aber mußte es sein, die letzten überlieferten Worte von Adolf Hitler und Joseph Goebbels aufzunehmen und sie neben die letzten Worte von Rommel, Leber und Stauffenberg zu stellen? Hier hätte Nette etwas meh* Taktgefühl entwickeln sollen. Hitler und Goebbels auf Bütten gedruckt? Uns scheint es fragwürdig. Korrektur verlangt auch der Hinweis von seiten des Verlages, daß Nettes Sammlung die erste ihrer Art im deutschen Sprachgebiet sei. Um der Gerechtigkeit willen: Bereits 1970 gab der Norderstedter Schriftsteller Erich Worbs im Südwest Verlag, München. eine ähnliche empfehlenswerte Anthologie unter dem Titel "In die Ewigkeit gesprochen/Letzte Gedanken" heraus. H. A.

18.01.1972: Zu Norddeutschlands künftigem Großflughafen Kaltenkirchen sollten konventionelle Schnellbahnen fahren. Für neuartige, überschnelle Verkehrsmittel, die auf Magnetkissen schweben, seien jedoch zusätzliche Bautrassen freizuhalten. Zu diesem Ergebnis kommt ein Gutachten der Professoren Dr. Walter Grabe und Dr. Rolf Kracke von der Technischen Universität Hannover. Ihre Aufgabe war, mögliche S-Bahn- und U-Bahn- Verbindungen nach Kaltenkirchen zu untersuchen. Der neue Zentralflughaien wird vermutlich 1976 eröffnet. Zunächst sollen Busse den Zubringerverkehr von Hamburg aus übernehmen. Die Fahrt vom Stadtzentrum über die Flensburger Autobahn nach Kaltenkirchen wird länger als eine Stunde dauern. Angesichts der erwarteten Zunahme des Flugbetriebes werden die Busse zum Beginn der 80er Jahre jedoch nicht mehr ausreichen. Dann muß eine leistungsfähige Schnellbahnverbindung "stehen" ? vergleichbar mit der S-Bahn- Linie, die in zwei Monaten den Zehn-Minuten-Betrieb zwischen Frankfurter Hauptbahnhof und Rhein-Main- Flughafen aufnimmt. Die dortigen Züge werden für die Fahrt nur neun Minuten brauchen. Sie fahren mit ?Tempo Die beiden profilierten Gutachter haben insgesamt 31 verschiedene Varianten untersucht. Dies sind die vier interessantesten Möglichkeiten: ? Eine U-Bahn als Expreß- Verlängerung der geplanten Linie St.-Pauli ? Innenstadt? Uhlenhorst ? City Nord ? Sengelmannstraße ? Flughafen Fuhlsbüttel mit Anschluß über Norderstedt nach Kaltenkirchen. Die Fahrzeit, vom Hauptbahnhof zum Flughafen wird auf 38 Minuten geschätzt. Diese Version erfüllt eine von Hamburg gewünschte Auflage: Die direkte Verbindung vom Flughafen Fuhlsbüttel zum neuen Zentralflughafen. Die Kosten sind allerdings hoch: Allein für die Verlängerung von Fuhlsbüttel über 350 Millionen Mark. 0 Eine S-Bahn-Linie, die von der Pinneberger Strecke in Eidelstedt abzweigt und über Quickborn nach Kaltenkirchen führt, teilweise auf dem Bahnkörper derAKN. Diese Version wäre für etwa 130 Millionen Mark zu haben. Die Züge benötigen für die 41 Kilometer vom Hauptbahnhof lediglich 34 Minuten, allerdings könnten dann nur 120 km/st schnelle Züge verkehren. Zum Vergleich: Die heutigen S-Bahn- Züge schaffen nur 100 km/st. ? Die gleiche zweigleisige Verbindung von Eidelstedt nach Kaltenkirchen, jedoch für elektrische Fernzüge mit Oberleitung, eventuell Intercity-Züge. Das setzt zwei weitere Gleise von Altona über die Lombardsbrücke zum Hauptbahnhof voraus. Die Kosten für diese Lösung gehen ins Astronomische. Allerdings wäre Kaltenkirchen vom Stadtzentrum in 33 Minuten zu erreichen. 6 Wieder eine S-Bahn-Verbindung, diesmal von Kaltenkirchen nach Elmshorn und von dort auf der seit Jahren geplanten S-Bahn-Strecke bis Pinneberg. Der Umweg über Elmshorn erhöht die Reisezeit auf 60 Minuten. Die Kosten dagegen werden auf nur 40 Millionen Mark veranschlagt. Beide Gutachter empfehlen, die wenigen Stationen der Flughafenbahn auch mit Fluggasttaxen zu bedienen. Die Taxen müßten bis unmittelbar an den Bahnsteig fahren, so daß die Passagiere mit wenigen Schritten in die Schnellbahn umsteigen können. Für diesen Taxi-Schnellbahn-Service sollte ein einheitlicher Tarif gelten. Nach früheren Plänen war eine Schnellbahn vom Hauptbahnhof über Hasselbrook und dann über den Gleiskörper der Güterumgehungsbahn vorgesehen. Diese Möglichkeit scheidet nach Angaben Professor Grabes heute aus, weil die Bundesbahn ihre Güterstrecke nicht entbehren kann

20.01.1972: Beamte des Raubdezernats der Hamburger Kriminalpolizei nahmen gestern auf dem Hamburger Flughafen den 33jährigen Angestellten Klaus B. aus Norderstedt fest. Er steht im Verdacht, am 6. Januar den Überfall auf die Filiale der Deutschen Bank an der Stralsunder Straße (St. Georg) verübt zu haben. Der Räuber erbeutete 14 650 Mark. Nach Angaben der Kriminalpolizei gingen zahlreiche Hinweise aus der Bevölkerung ein, nachdem das Hamburger Abendblatt über den Bankraub berichtet hatte. Der 37. Hinweis führte auf die Spur des Täters. Den Beamten des Raubdezernats war bekannt geworden, daß der Angestellte einer Computer-Firma Klaus B. plötzlich 3500 Mark Schulden bezahlt hatte. Die Kriminalpolizei stellte fest, daß das Geld aus der Beute stammte. Der Verdächtige aber war aus Norderstedt verschwunden und hielt sich angeblich in Berlin auf. Die Beamten des Raubdezernates überwachten die Fluggäste aus Berlin, und schließlich gelang es ihnen, Klaus B. festzunehmen. Er trug noch 3000 Mark der Beute bei sich

25.01.1972:KEIN PLATZ FÜR SCHÜLER AUS DEN RANDGEMEINDEN:EIGENER BERICHT 0 Braun (CDU) vor dem Landtag: "Hamburg sieht sich grundsätzlich nicht in der Lage, schleswig-holsteinische Schüler in Hamburger Schulen aufzunehmen." Die Hamburger Fachbehörde hat diese Darstellung als nicht zutreffend dementiert. ga. Hamburg/f a. Kiel, 25. Januar Ein Schulstreit ist zwischen Schleswig- Holstein und Hamburg ausgebrochen. Auf Anfrage des SPD-Abgeordneten Alfred Schulz (Reinbek) erklärte gestern abend der Kieler Kultusminister Prof. Walter Der Abgeordnete Schulz wollte weiter von Minister Braun wissen, seit wann ihm bekannt sei, daß von diesem Jahr an Hamburg nicht mehr in der Läse und bereit sei, Schüler aus schleswig-holsteinischen Randgemeinden auf seine weiterführenden Schulen zu nehmen. Braun zitierte daraufhin einen Brief des Hamburger Staatsrats Dr. Diether Haas vom 1. Dezember 1971, nach dem dde Hansestadt "im Hinblick auf die finanziellen Schwierigkeiten bei der Errichtung von Klassen sich ausschließlich an dem eigenen Bedarf orientieren" müsse. Gastschüler könnten In Hamburg: Streit um Lehrereinstellungen Am 7. Januar fand ein weiteres Gespräch mit dem Kieler Staatssekretär in Hamburg statt. Die Hamburger Schulbehörde versicherte, daß alle freien Plätze in den Realschulen und Gymnasien zur Verfügung gestellt werden sollten. Haas: ?Von Wedel bis Norderstedt geht alles glatt. Dort wurden Schulen gebaut. Es kommen Einzelfälle, die wir unterbringen können. Brenzlig wird es im Bereich von Norderstedt bis Bergenur noch aufgenommen werden, soweit dies im Rahmen angemessener Klassenfrequenzen möglich sei. Hamburgs Staatsrat Dr. Haas zeigte sich überrascht. Dem Hamburger Abendblatt erklärte er gestern abend: "Bereits 1970 habe ich in Kiel dringend darauf hingewiesen, daß der Schulbau in den schleswigholsteinischen Randkreisen beschleunigt werden müßte. Grundsätzlich sei Hamburg nach wie vor bereit, Schüler aus Schleswig-Holstein aufzunehmen, aber nur, soweit Räume und Lehrer vorhanden sind. dorf, weil die Gymnasien dort noch nicht fertig sind. Unsere Empfehlung an Schleswig-Holstein: Macht es wie wir und stellt erst einmal Schulpavillons auf!" In Hamburg selbst gibt es unterdessen neue Aufregung über die Sparmaßnahmen bei der Einstellung der Absolventen des Studienseminars. Die Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft und die Elternkammer haben aus sicherer Quelle erfahren, daß zum" Jahresbeginn keine einzige der etwa 700 eingeworbenen Planstellen für Lehrer zur Verfügung steht. Lediglich 200 Lehrer sollen ab 1. April und die restlichen erst zum Schuljahrsbeginn im August eingestellt werden. Da bereits 327 Bewerbungen von Referendaren vorliegen, heißt es, daß über 130 ohne Anstellung bleiben. Der stellvertretende Vorsitzende der Lehrergewerkschaft. Jörn Norden, befürchtet, daß die Lehrerstellen im August nicht zu besetzen sein werden, weil die Absolventen in die Randgebiete nach Schleswig-Holstein und Niedersachsen abwandern. "Und wir können heute noch nicht mal die vorgeschriebenen Stunden in den Schulen erteilen." Der Vorsitzende der Elternkammer, Wolfgang Seuthe, ist überrascht von den bekanntgewordenen Zahlen. "Wir hatten damit gerechnet, daß die 690 Stellen zu Beginn des Jahres besetzt werden können, um den akuten Mangel zu beheben. Ich fürchte, daß der Senat vier Monate Lehrergehälter von schätzungsweise 1,4 bis 1,8 Millionen Mark einsparen will. Wir werden uns dagegen wehren."

27.01.1972: Nicht nur für Autofahrer Interessant ist die neubearbeitete Übersichtskarte von Hamburg und Umgebung, die das Vermessungsamt der Baubehörde Jetzt herausgegeben hat. Im Maßstab 1:50 000 umfaßt sie auch alle Nachbargemeinden zwischen Elmshorn, Norderstedt, Ahrensburg, Geesthacht und Buxtehude. Wohn-, Industrie-, Grün- und Wasserflächen, Hauptstraßen und Autobahnen sind farblich besonders gekennzeichnet. Erhältlich beim Zentralen Vermessungsamt, Wexstraße 7, den Vermessungsämtern der Bezirke und Buchhandlung Dr. Götze, Hermannstraße 7. Preis: 6 Mark.

Februar

02.02.1972: SO ENTSCHIED SCHLESWIGER GERICHT 0 "Wir werden alle rechtlichen Möglichkeiten ausschöpfen, damit unsere Filialen in Schleswig-Holstein nicht geschlossen zu werden brauchen." Das erklärte das Vorstandsmitglied der Hamburger Sparcasse von 1827 (Haspa), Peter Mählmann, dem Hamburger Abendblatt zu einem Gerichtsurteil aus Schleswig. In dem seit langem schwebenden Rechtsstreit zwischen der Kieler Regierung und der Haspa hat das Verwaltungsgericht Schleswig in erster Instanz entschieden, daß die Sparkasse ihre Zweigstelle in Ahrensburg schließen muß. Das Verfahren um diese Filiale gilt als Musterprozeß. Seit immer mehr Hamburger wegen Bauland- und Wohnungsmangels in der Hansestadt nach Schleswig- Holstein ziehen, folgt ihnen auch die Haspa. Außer in Ahrensburg wurden Zweigstellen in Wedel, Norderstedt und Wentorf eröffnet. Die Genehmigungen für diese Filialeröffnungen hatte die Hamburger Behörde für Vermögen und öffentliche Unternehmen als Aufsichtsinstanz der Haspa erteilt. Und diese Tatsache war der Ausgangspunkt für die Klage aus Kiel. Schleswig-Holstein vertritt nämlich die Auffassung, daß alle auf seinem Gebiet geplanten Sparkasseneröffnungen der Genehmigung des Kieler Innenministeriums bedürfen. Nach dem Hinweis der Haspa, diese Vorschrift gelte nur für Institute, deren Hauptsitz in Schleswig- Holstein liege, hat der Kieler Landtag das Sparkassengesetz geändert, so daß nunmehr auch Zweigstellen nicht in Schleswig-Holstein ansässiger Sparkassen dieser Genehmigungspflicht unterliegen. Die Gesetzesänderung erfolgte jedoch erst nach Eröffnung der vier Haspa- Filialen. Sobald die schriftliche Begründung des Schleswiger Urteils vorliegt, wird die Haspa bei dem zuständigen Oberverwaltungsgericht in Lüneburg Berufung einlegen. Bis zum rechtskräftigen Abschluß des Verfahrens bleibt auch die Filiale in Ahrensburg geöffnet. 1.

09.02.1972: Leserbriefe: Fahrzeiten verkürzen Viele Außenzentren wie Norderstedt, Lokstedt, Pinneberg, Rahlstedt/Ahrensburg und Poppenbüttel könnten durch volle Ausnutzung" vorhandener Bahnanlagen mit um die Hälfte verkürzten Fahrzeiten näher an die City gebracht werden. Reisegeschwindigkeiten von etwa 60 km/h, wie sie zur Zeit auf der Linie Bergedorf ? City schon angeboten werden, sind vom Auto nicht erreichbar (in der rush-hour) und das wirksamste Mittel, Autobenutzer von der Attraktivität der Massenverkehrsmittel zu überzeugen. Rolf Wittig, Hbg. 73

11.02.1972: Bürgermeister Helmuth Kern wird die Mitglieder der neuen Fluglärmkomission für den Flughafen Fuhlsbüttel, die Dienstag zu ihrer konstituierenden Sitzung zusammentritt, begrüßen. Der durch Bundesgesetz vorgeschriebenen Kommission gehören an: Bezirksamtsleiter und Abgeordnete von Hamburg-Nord und Eimsbüttel, Vertreter der Flughafen-Notgemeinschaft, der Flugsicherung, der Deutschen Lufthansa und der Handelskammer sowie die Bürgermeister von Norderstedt und Hasloh und der Bürgervorsteher von Quick- Born.

15.02.1972: HAUSBEWOHNERIN HEREINGELEGT / 1700 MARK GESTOHLEN 0 Auch der Sprung durah eine Glastür in ein Wohnhaus schützte einen 37 jährigen Jugoslawen nicht vor der Habgier von drei Männern aus Hamburg. Sie baten eine Bewohnerin des Hauses, die das Splittern der Scheibe gehört hatte, um den Hausschlüssel. "In Ihrem Haus ist ein Einbrecher", riefen sie: , Die Männer erhielten den Schlüssel, sie schlugen den Jugoslawen zusammen und raubten ihm 1700 Mark. Anschlie- ßend versprachen sie der Hausbewohnerin, die Polizei zu holen und fuhren mit einem dunkelroten Ford mit Hamburger Kennzeichen davon. Dieser dreiste Raubüberfall ereignete sich in der hessischen Stadt Herborn (Kreis Dillenburg). Zuvor hatten der Maurer Günter K. (29) aus Hamburg- Sasel, der wohnungslose Horst M. (22), nach dem bereits gefahndet wurde, sowie Hartmut D. (24) aus Norderstedt, in einem Herborner Lokal die mit Geldscheinen gefüllte Brieftasche des Jugoslawen gesehen. Als der Südländer das Lokal verließ, schlugen sie ihn auf der Straße zusammen. Er raffte sich auf und sprang in seiner Panik durch die Glastür eines in der Nähe stehenden Hauses. Das Hamburger Raubdezernat stieß bei seinen Ermittlungen auf Günter K. Nachdem ihn Polizeibeamte nicht zu Hause angetroffen hatten, meldete er sich auf der Revierwache in Poppenbüttel, um nach dem Grund des Besuches zu fragen. Im Ford warteten drau- ßen seine Kumpane. Alle drei wurden festgenommen. Den Raubüberfall streiten sie ab. Sie geben jedoch zu, in Herborn gewesen zu sein. mik

16.02.1972: GALERIE IM PASSAGE THEATER: Wilhelm Götz-Knothe. Der 1933 geborene Maler Ist Kunsterzieher an einem Gymnasium in Norderstedt. Seine südlichen Landschaften und die in Hamburg, London und Antwerpen entstandenen Stadtansichhen sind in impressionistischer Manier gemalt. Sie sind oft stark bewegt und haben atmosphärischen Reiz. Besonders das dunstige Licht, das in der Hansestadt vorherrscht, und die typischen Wolkenballungen werden treffend wiedergegeben. (Mönckebergstr. 17, bis zum 4. März; zu besichtigen werktags von 10 ? 22 Uhr, sonntags von 13 ? 22 Uhr.) mö

17.02.1972: Wo hält sich die zwölfjährige Carmen Creutz aus Norderstedt, Falkenhorst 91, auf? Das Mädchen, das wie eine 14jährige aussieht, ist seit dem Morgen des 9. Februar verschwunden. Carmen Creutz, die an jenem Tage auch nicht in der Schule erschien, wurde zuletzt von einer Bekannten in Hamburg im Wagen eines Mannes gesen hen. Am Tage ihres Spurlos verschwunden : Verschwindens trug Carmen Creutz das 1,63 Meter gro- ße, schlanke Mädchen einen Teddy-Mantel, eine dunkelrote lange Hose mit Blümchenmuster und braune Stiefel. Hinweise nimmt jede Polizeidienststelle entgegen

März

13.03.1972: Von totaler Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche bis hin zu dem spontanen Ausruf: "Wie schön, daß sich die Kirche einmal um uns kümmert", reicht die Palette der Erfahrungen, die sieben Vikare (Pastorenanwärter) während eines sechswöchigen Industriepraktikums gemacht haben. Sie berichteten darüber im Sozialpfarramt der evangelischen Landeskirche Schleswig-Holstein in Norderstedt. Sechs Wochen lang hatten die jungen Vikare am Fließband, in der Speditionsabteilung und in Büros großer Unternehmen zugebracht. Einige Teilnehmer wurden auch in den Produktionsablauf eingespannt. Michael Feige aus Ahrensburg berichtete: "Der Hauptvorwurf, den ich hörte, lautete: Die Kirche kennt uns nicht, deshalb haben wir so wenig mit ihr zu tun." Klaus Eulenburger aus Rahlstedt stellte dagegen eine "totale Gleichgültigkeit gegenüber der Kirche und ihren Veranstaltungen fest". Übereinstimmend erklärten die Vikare: "Der Ruf nach der Kirche war nicht zu überhören. Viele Arbeiter und Angestellte fragten, warum besucht uns der Pastor nicht einmal zu Hause?" Wie ein Schlag ins Gesicht traf die Vikare nach diesem Praktikum jedoch ein Exemplar der neuen Prüfungsbestimmungen der Landeskirche. Um als Pastor ordinieren zu können, müssen sie besser über Hebräisch und Griechisch Bescheid wissen als über den Alltag der ihnen später anvertrauten Gemeindemitglieder. Darüber gibt es keine Prüfungsfragen.

16.03.1972: In dem seit einem Jahr bestehenden Einkaufszentrum "Herold-Center" in Norderstedt sind am Donnerstag ein neues Karstadt-Selbstbedienungswarenhaus und eine Quelle- Verkaufsstelle eröffnet worden. Schon kurz nach dem ersten Käuferansturm mußten die Geschäfte zeitweise wegen Uberfüllung geschlossen werden. Als "Morgengabe zum Kaufhausstart" überreichte Karstadt-Vorstandsmitglied' Karl Laschet dem Norderstedter Bürgermeister Horst Embacher einen 10 OOO-Mark-Scheck. Mit dem Warenhaus in Norderstedt, das rund acht Millionen Mark kostete, eröffnete die Karstadt AG ihre 76. Filiale, die zehnte im Hamburger Raum. Auf einer Fläche von rund 3100 Quadratmetern bietet Karstadt in Norderstedt rund 25 000 Artikel an.

17.03.1972: WARENHAUSRIESEN WOLLEN IHRE VERKAUFSFLÄCHE STARK ERWEITERN 0 Von unserem Redaktionsmitglied Werner Erdmann Düsseldorf ? Die großen Warenhauskonzerne in der Bundesrepublik expandieren auch in diesem Jahr kräftig. Das trifft für die Karstadt AG, Essen, ebenso zu wie für die Kaufhof AG, Köln, den Warenhauskonzern Hertie, Frankfurt, und die Horten AG, Düsseldorf. Die vier Großen der Branche hatten am Jahresende 1971 zusammen eine Verkaufsfläche von 2,3 Mill. qm. Am Jahresende 1972 wird sie sich um 196 200 qm vergrö- ßert haben. Das ergab eine Umfrage des Hamburger Abendblattes. Zum Vergleich: Im vorigen Jahr, einem Jahr der Supermärkte, eröffneten Konsumgenossenschaften, Filialbetriebe und der selbständige Einzelhandel 252 neue "Großläden" dieser Art. Damit erhöhte sich ihre Zahl um 12,5 ?/" auf 2261. Mit 1,3 Mill. qm Verkaufsfläche haben die Supermärkte inzwischen einen Anteil von 1 1 °/o an der gesamten Fläche aller SB-Geschäfte in der Bundesrepublik. Die Gesamtverkaufsfläche der SB- Warenhäuser und Verbrauchermärkte stieg um 420 000 qm auf 2,9 Mill. qm. Spitzenreiter der Expansion ist bei den Kaufhaus-Konzernen in . diesem Jahr die Kaufhof AG, Köln. Das Unternehmen erzielte mit seinen 142 Filialen (Kaufhöfe und Kaufhallen) in 85 Städten 1971 einen Umsatz von 4,7 Mrd. DM und steht damit an zweiter Stelle der Branche. Bis Ende dieses Jahres wird das Unternehmen 14 neue Filialen mit zusammen 88 000 qm Verkaufsfläche neu eröffnen. Kaufhöfe wurden in diesem Monat bereits eröffnet im Olympia-Einkaufszentrum München (8000 qm), in Frankfurt-Bockenheim (5000 qm), und in Weiden/Lövenich (6500 qm). Bis Ende 1972 gehen noch weitere Kaufhöfe in München am Marienplatz (11 400 qm), Stuttgart (16 000 qm). Wesel (6000 qm), Schwelm (5000 qm>, Leverkusen (9800 qm), und Bremen-Huchting (5000 qm) an den Start. Die fünf geplanten Kaufhallen mit zusammen 14 500 qm Verkaufsfläche nehmen ihren Betrieb auf in München (unter dem Stachus), in München-Pasing, in Viernheim, Nordhorn und Lingen. Der größte Warenhaus-Konzern, die Karstadt AG, die 1971 in ihren 74 Warenhäusern und 70 Kepa-Filialen einen Umsatz von 5,18 Mrd. DM erzielte, will in diesem Jahr ihre Verkaufsfläche um 59 700 qm vergrößern. In diesen Tagen wurde ein SB-Kaufhaus in Norderstedt (3000 qm) eröffnet. In Hilden wurde das Zentralkaufhaus erworben, das nach Umbau 3200 qm Verkaufsfläche haben wird. Das Essener Karstadt-Haus wird im Mai 20 000 (+ 7000) qm Verkaufsflache aufweisen. Im August folgen das Haus in Limburg (4100 qm), im September das SB-Warenhaus in Wesseling bei Köln (3100 qm). Zur selben Zeit wird das Haus im Olympia-Einkaufszentrum München (7300 qm) eröffnet. Im Oktober folgt nach Umbau das Haus in Köln (plus 6000 qm). Im November werden eröffnet das als Einrichtungshaus konzipierte Haus in München-Theresienhöhe (20 500 qm) und das Haus in Porz bei Köln (6000 qm). Schließlich wird in Berlin-Tegel eine Kepa-Filiale ihre Pforten öffnen (2500 qm). Die Hertie Waren- und Kaufhaus GmbH, Frankfurt (zu ihr gehören auch die Warenhäuser Wertheim und die Bilka-Häuser) hatte am Jahresende 1971 95 Filialen mit einer Verkaufsfläche von 706 000 qm, auf denen ein Umsatz von schätzungsweise mehr als 4,6 Mrd. DM erzielt worden sein dürfte. Das Unternehmen stockt in diesem Jahr die Zahl der Filialen um 3 mit jeweils 10 000 qm Verkaufsfläche auf. Zwei dieser Häuser Entstehen in Neu-Isenburg und Essen- Steele. Die Horten AG, Düsseldorf, der vierte in der Rangfolge der Warenhaus-Konzerne, machte 1971 in ihren 53 Filialen auf einer Gesamtverkaufsfläche von 130 000 qm einen Umsatz von 2,52 Mrd. DM. Das Unternehmen wird im September in der City von Bremen sein größtes Haus mit 18 500 qm Verkaufsfläche eröffnen In Kürze beginnen außerdem die Bauarbeiten für ein Warenhaus in Trier, das 10 000 qm Verkaufsfläche erhalten wird. Mit der Eröffnung ist allerdings erst im Jahr 1973 zu rechnen.

27.03.1972: Experten des Landeskriminalamtes Kiel untersuchen seit heute morgen dieses Explosionsunglück, bei dem am Wochenende in Norderstedt der 62jährige Rentner Erich Kethel getötet wurde. Sein Einfamilienhaus an der Straße Achter de Dannen im Stadtteil Harksheide wurde total zerstört. Kethel war schwer lungenkrank und mußte ständig reinen Sauerstoff inhallieren, der in 80 Zentimeter hohen Stahlflaschen geliefert wurde. Das Feuer, dessen Ursache noch ungeklärt ist, brachte die Sauerstoffbehälter zur Explosion. Die Folgen: Die Fenster flogen aus den Mauern, die Wände stürzten zusammen und das Inventar wirbelte aus dem Gebäude. In den Nachbarhäusern zerklirrten die Scheiben. Der Rentner hatte noch versucht, ins Freie zu fliehen, war aber in der Küche zusammengebrochen. Dort ist er verbrannt

April

13.04.1972: 16 Kraftfahrzeugaufbrüche im Raum Langenhorn und in Norderstedt haben zwei Jugendliche aus Hamm im Alter von 15 und 19 Jahren zugegeben. 1 Sie waren von Beamten einer Funkstreife im Schmuggelstieg in Langenhorn festgenommen worden.

15.04.1972: Der Wachtelkönig, ein recht seltener und äußerst heimlicher Hühnervogel, brütet auf Hamburger Gebiet in einigen Dutzend Paaren. Der Bestand erreichte 1969 sogar die Stärke von 95 Brutpaaren. Dies schreibt der Amateur- Vogel forscher Uwe P. Streese aus Norderstedt im 10. Band der "Hamburger Avifaunistischen Beiträge", die von der Staatlichen Vogelschutzwarte Hamburg herausgegeben werden. Der Wachtelkönig ist kleiner als das Rebhuhn, bevorzugt zugewachsene Gräben mit hohem Pflanzenwuchs. Die Rufe der Männchen sind von Mai bis Juni zu hören ? allerdings bevorzugt zwischen 23 bis 3 Uhr, wenn die meisten Hamburger schlafen.

19.04.1972: Eigener Bericht wl. Hamburg, 19. April Das Oberverwaltungsgericht Lüneburg muß jetzt entscheiden, ob das schleswig-holsteinische Innenministerium die Zweigstelle der "Hamburger Sparcasse von 1827" (Haspa) in Ahrensburg schließen darf. Das Kieler Ministerium will die Schließung am 2. Mai unter Assistenz eines Gerichtsvollziehers und der Polizei erzwingen. "Wir werden unsere Ahrensburger Filiale von uns aus nicht schließen, wir werden uns aber andererseits einem rechtskräftigen Urteil, das jedoch noch nicht vorliegt, beugen", erklärte der Vorstandssprecher der HASPA, Peter Mählmann, zu dem Plan aus Kiel. Der Hintergrund dieses Rechtsstreits: Nachdem immer mehr Hamburger wegen Wohnungs- und Baulandmangels in der Hansestadt nach Schleswig-Holstein gezogen waren, ist ihnen auch die HASPA gefolgt. Außer in Ahrensburg wurden Zweigsteifen in Wedel, Norderstedt und Wentorf eröffnet. Fortsetzung Seite 2 Streit um Filiale Fortsetzung von Seite 1 Die Hamburger Behörde für Vermögen und öffentliche Unternehmen als Aufsichtsinstanz der HASPA hatte diese Filialeröffnungen genehmigt. Schleswig- Holstein dagegen vertritt die Ansicht, Genehmigungsbehörde könne nur das Kieler Innenministerium sein. Tatsächlich war dies auch im schleswig-holsteinischen Sparkassengeselz vorgesehen ? allerdings nur für Institute mit dem Hauptsitz in diesem Land. Auf den Hinweis, der Hauptsitz der HASPA sei nun einmal Hamburg, änderte der Kieler Landtag das Gesetz. Danach müssen auch Zweigstellen auswärtiger Sparkassen von Kiel genehmigt werden. Die Gesetzesänderung trat jedoch erst nach der Eröffnung der vier HASPA-Filialen in Kraft. Die Schließung der Ahrensburger Filiale will Kiel jetzt in einem Musterprozeß durchsetzen. Das Verwaltuhgsgericht in Schleswig hat dem Innenministerium am 28. Januar die Schließung erlaubt und sogar die vorläufige Zwangsvollstreckung für zulässig erklärt, sofern das Ministerium bis zum rechtsgültigen Abschluß des Streites eine Sicherheit von einer halben Million Mark hinterlegt. Die HASPA hat inzwischen bei dem für Schleswig-Holstein (und Niedersachsen) zuständigen Oberverwaltungsgericht Lüneburg sowohl Berufung gegen das Schleswiger Urteil als auch Einspruch gegen die vorläufige Vollstreckung eingelegt ? ebenfalls gegen eine Sicherheitsleistung von 500 000 Mark. "Es ist besonders pikant, daß ausgerechnet die Kreissparkasse Stormarn, die auf Hamburger Gebiet in Billstedt und Sasel Zweigstellen unterhält, jetzt die Baugenehmigung für den Neubau ihrer Billstedter Filiale beantragt hat", kommentierte HASPA-Vorstand Mählmann die Haltung des Kieler Ministeriums. Mählmann weiter: "Gerade die Kreissparkasse Stormarn ist es gewesen, die sich durch die Eröffnung unserer Filiale in Ahrensburg (Krs. Stormarn) materiell geschädigt gefühlt hatte."

21.04.1972: Das Kieler Innenministerium erwartet, daß der Einspruch der "Hamburger Sparcasse von 1827" (Haspa) gegen das Urteil des Verwaltungsgerichtes Schleswig, die Schließung der Haspa-Filiale in Ahrensburg "mit Gewalt" vorzunehmen, Anfang Mai vom Oberverwaltungsgericht Lüneburg zurückgewiesen wird. Die Zweigstelle soll dann von einem Gerichtsvollzieher versiegelt werden. Normalerweise ist, wie das Justizministerium in Kiel dem Hamburger Abendblatt mitteilte, ein Urteil erst mit Rechtskraft vollstreckbar. Wie im Musterprozeß um die Ahrensburger Haspa-Filiale könne es jedoch gegen eine Sicherheitsleistung "vorläufig vollstreckbar" sein. Die Landesbank und Girozentrale Kiel hat zu diesem Zweck für das Innenministerium eine Bürgschaft von 500 000 Mark hinterlegt. Sollte das Oberverwaltungsgericht Lüneburg nun aber doch der Haspa recht geben, dann erhält die Sparkasse diese Kaution als Entschädigung. Inzwischen hat man auch in Kiel eingesehen, daß dieser ?Sparkassenkrieg'* niemandem nutzen kann. Zum ersten Mal in dem jahrelangen Streit fiel in der schleswig-holsteinischen Landeshauptstadt gestern die Andeutung zu einer eventuellen Vergleichsbereitschaft. Bei dem Streit zwischen Kiel und der Haspa geht es um die vier Zweigstellen in Wedel, Norderstedt, Wentorf und Ahrensburg, die von dem Hamburger Institut auf schleswig-holsteinischem Gebiet eröffnet worden waren, nachdem sich immer mehr Bürger der Hansestadt dort angesiedelt hatten. Im Gegensatz dazu beanstandet Hamburg nicht, daß z. B. die Kreissparkasse Stormarn zwei Filialen auf hamburgischem Gebiet, in Sasel und Billstedt, unterhält. Auch wurde ein Bauvorbescheidsantrag für einen Neubau in Billstedt positiv beschieden. In Hamburg hat gestern auch der Verwaltungsrat der "Neuen Sparcasse von 1864" einstimmig beschlossen, seinem Kuratorium für den 25. April die Fusion mit der Haspa vorzuschlagen. Die "Hamburger Sparkasse" soll, wie berichtet, rückwirkend zum 1. Januar dieses Jahres gebildet werden. (Siehe auch Wirtschaft.) ia.il

Mai

17.05.1972: Zu einem Volksfest auf dem Hansaplatz lädt der Bürgerverein St. Georg morgen ab 19 Uhr ein. Der Anlaß: Am Donnerstag wird zum erstenmal der Hansa-Brunnen angestrahlt. Das Geld für Beleuchtungsanlage und Betriebskosten ist zum großen Teil von Mitgliedern des Bürgervereins gespendet worden. Bei Freibier, Tanz auf der Straße, Klängen des Norderstedter Musik- und Fanfarenzugs sowie Darbietungen von St. Georger Schulen können sich die Gäste unterhalten. Bei gutem Wetter werden die Gastwirte Tische und Stühle, auf die Straße stellen

18.05.1972: WICHTIGE FAUSTREGELN FÜR AUTOFAHRER 0 Von unserem Redaktionsmitglied Egbert Ä. Hoffmann Hamburg, 18. Mai Pfingsten ist für die Polizei erfahrungsgemäß das heißeste Wochenende des Jahres. Wer einen fahrbaren Untersatz hat, ist auf der Achse. Die Hamburger steuern hauptsächlich Richtung Ostseeküste. Der ADAC empfiehlt dringend, Autobahnen zu meiden und auf Nebenstraßen, auf "Schleichpfade", auszuweichen. Die erste Verkehrsspitze vor den Feiertagen wird am morgigen Freitag zwischen 15 und 20 Uhr erwartet. Dringender Rat des ADAC: Während dieser fünf Stunden möglichst nicht zum Wochenendausflug oder Kurzurlaub starten! Am Pfingstsonnabend wird es aller Voraussicht nach von 8 bis 12 Uhr sehr eng auf den Straßen in Hamburgs Umgebung. Der Sonntag bringt, wie die Polizei vermutet, eine ausgesprochen ruhige Verkehrslage. Aber am Pfingstmontag ab 14 Uhr wird es dann "ganz schlimm" ? bis Dunkelwerden ist mit der absoluten Verkehrsspitze des Frühjahres zu rechnen. Als Engpässe nennt der ADAC das nördliche Ende der Lübecker Autobahn, vor allem den Raum Ratekau/Bad Schwartau.. Auch in der Ortsdurchfahrt Segeberg wird es sicherlich zu Stockungen kommen. Neuerdings führt der rückflutende Verkehr in Norderstedt und Ochsenzoll zu Stauungen. Weiter empfiehlt der ADAC, die Straße Schleswig ? Eckernförde, die Ortsdurchfahrt Husum und den Grenzübergang nach Dänemark in Kupfermühle zu meiden. Speziell für die heimkehrenden Ausflügler und Kurzurlauber bietet der ADAC seine "Schleichweg"-Karte an, die sich schon in den vergangenen Jahren zur Umgehung der Lübecker Autobahn ausgezeichnet bewährt hat. Man hat das Straßennetz im östlichen Schleswig-Holstein zwischen Ostsee ui'd Hamburg in drei Farbsektoren aufgeteilt. Entsprechende Wegweiser sollen dafür garantieren, daß Hunderttausende möglichst zügig Richtung Hamburg zurückfahren können. Eine gute Autokarte sollte in jedem Wagen zur Hand sein. Dies sind die drei Sektoren: # ROT. Wegweiser mit rotem Kreis kennzeichnen Straßen, die von der Ostseeküste zwischen Kiel und Heiligenhafen nach Hamburg führen. 0 GRÜN. Wegweiser mit grünem Quadrat weisen auf Stra- ßen von der Ostsee zwischen Fehmarn und Timmendorf Richtung Hamburg. # GELB. Wegweiser mit gelbem Dreieck markieren Stra- ßen von der Ostsee zwischen Timmendorfer Strand und Travemünde nach Hamburg. Die empfohlenen Nebenstra- ßen sind durchweg gut ausgebaut. Erfahrungsgemäß ist auch während der Spitzenzeiten zügiger Verkehr möglich. Hier ein Appell an die "Steuerleute" : # Vermeiden Sie Kolonnenspringen, # halten Sie den Sicherheitsabstand ein, # überholen Sie niemals leichtfertig, 0 vermeiden Sie Alkohol. Eigentlich sollten diese Faustregeln jedem Fahrer selbstverständlich sein. Aber es gibt eben schwarze Schafe ? und für sie wurden sie hier noch einmal plakatiert

19.05.1972: VOLKSFEST UM DEN HANSA-BRUNNEN IN ST. GEORG 0 Die ersten Flaschen Freibier und Brause waren bereits getrunken, als das Volksfest um den Hansa-Brunnen in St. Georg mit dem Aufmarsch des Norderstedter Musikchors offiziell begann. Viele hundert Bürger von St. Georg hatten sich gestern um den Brunnen versammelt, der jetzt auch wieder ein optischer Mittelpunkt dieses Stadtteils sein wird: Jede Nacht strahlen starke Scheinwerfer den Brunnen an. Alfred Hanert, erster Vorsitzender des Bürgervereins St. Georg, freute sich, daß es nach jährelangen Bemühungen gelungen sei, den tratitionsreichen Brunnen wiederherzurichten. Bezirksamtsleiter Karl Kalff versprach, daß er sich für die sinnvolle Neuerung dieses alten, doch sehr lebendigen Stadtteils einsetzen werde. Volkstänze, Musikdarbietungen und ein Tanz für jung und alt beendeten das Volksfest

20.05.1972: GUTACHTEN EMPFIEHLT SCHNELLE VERBINDUNG NACH KALTENKIRCHEN EGBERT A. HOFFMANN 0 Norddeutsehlands künftigen Großflughafen Kaltenkirchen wird vermutlich von Hamburg aus eine S-Bahn bedienen. Zu dieser Lösung neigt jedenfalls ein Arbeitskreis, der sich seit Monaten mit der Frage beschäftigt, welche Schnellbahn Kaltenkirchen am besten an Hamburg "anbindet". Ein S-Bahn-Zug würde vom Stadtzentrum nur 33 Minuten bis Kaltenkirchen benötigen. Der neue Zentralflughafen wird aller Voraussicht nach 1977 eröffnet. Zunächst sollen Busse den Zubringerverkehr von Hamburg aus übernehmen. Die Fahrt über die Kieler Autobahn wird jedoch länger als eine Stunde dauern. Busse sind also keineswegs ideale Verkehrsmittel für eilige Fluggäste. Außerdem wurde errechnet, daß Busse angesichts der erwarteten Zunahme des Flugbetriebes schon Anfang der 80er Jahre nicht mehr ausreichen. Dann muß eine leistungsfähige Schnellbahn-Verbindung zur Verfügung stehen, vergleichbar mit der Frankfurter Plughafenbahn, die seit einigen Wochen Fluggäste vom Rhein-Main-Flughafen in nur elf Minuten zum Frankfurter Hauptbahnhof bringt. Aber welches Schnellbahn-System ist für Kaltenkirchen am zweckmäßigsten? Hamburg macht sich eine Entscheidung nicht leicht. Zwei profilierte Nahverkehrs-Fachleute, Prof. Dr. W. Grabe und Prof. Dr. R. Kracke von der Technischen Hochschule Hannover, wurden beauftragt, mehrere Versionen zu untersuchen. Das Gutachten schlägt vier Varianten vor. O Eine U-Bahn als Expreß-Verlängerung der künftigen Linie St. Pauli ? Innenstadt ? City-Nord, die auch den Fuhlsbüttiler Flughafen über Norderstedt mit Kaltenkirchen verbinden würde. Die Gesamtkosten sind nicht bekannt Allein die Verlängerung von Fuhlsbüttel bis Kaltenkirchen wird auf 350 Millionen Mark geschätzt. O Eine S-Bahn-Linie, die von der Pinneberger Strecke in Eidelstedt abzweigt und der AKN-Linie über Quickborn nach Kaltenkirchen folgt Kosten etwa 130 Millionen Mark. O Die gleiche zweigleisige Verbindung von Eidelstedt nach Kaltenkirchen, jedoch für Femzüge mit Oberleitung. Voraussetzung dafür sind allerdings zwei weitere Fernbaihngleise von Altona über die Lombardsbrücke zum Bauptbahnhof. Die Kosten gehen ins Astronomische. Dichter Zugbetrieb mit wenig Stationen 0 Eine S-Bahn-Verbindung zwischen Kaltenkiirohen und Elmshorn. Von dort wären zwei neue Gleise bis Pinneberg zu bauen. Kosten: nur etwa 40 Millionen Mark, aber die Fahrt zum Stadtzentrum würde über eine Stunde dauern. Die zweite Version scheint dem Arbeitskreis am sinnvollsten. Ein dichter, schneller Zugbetrieb mit nur wenigen Stationen wäre möglich. Überdies könnten alle Züge wahlweise entweder von der Haltestelle Diebsteioh über Holstenstraße und Steimschanze oder aber über Altona und Landungsbrücken auf der neuen City-Linie zum Hauptbahnhof fahren. Weniger Lärm durch Gleise im Einschnitt Gegenwärtig überlegt man sich schon, wie die zweigleisige Strecke, die zwischen Eidelstedt und Kaltenkirchen im wesentlichen der AKN-^Strecke folgen soll, angelegt werden könnte. Da schienengleiche Straßenübergänge, wie sie heute AKN-Züge und Straßenverkehr gleichermaßen behindern, vermieden werden müssen, lautet die Alternative: Damm oder Einsdhn l iitt. Wie zu hören ist, plädieren die Fachleute aus mancherlei Gründen mehr dafür, die Gleise in einen Einschnitt als auf einen Damm zu legen. Ihr wichtigstes Argument: Die Geräusche der Züge würden die Anwohner nioht stören. Eine S-Bahn-Linie zum neuen Großflughafen, deren finanzielle Investitionen überschaubar sind, bleibt in einem einzigen Punkte unbefriedigend: Es gibt keine direkte Schienenverbindung zwischen Fuhlsbüttel und Kaltenkirchen. Inzwischen wurde jedoch ermittelt, daß der Querverkehr zwischen beiden Flughäfen künftig unbedeutend sein wird

26.05.1972: Die Oldesloer Straße muß im Kreuzungsbereich Frohmestraße (Schneisen) am kommenden Wochenende für den Fahrzeugverkehr in Richtung Pinneberg gesperrt werden. Autofahrern, die, aus Richtung Norderstedt kommend, in Richtung Eidelstedt oder Schneisen fahren wollen, wird die Bundesautobahn ab Auffahrt Schneisen-Nord empfohlen.

26.05.1972: BAVARIA- UND ST. PAULI-BRAUEREIERSTE ERFOLGE DER KOOPERATION IM REEMTSMA-KONZERN 0 Eigener Bericht ö. Hamburg ? Bei der Bavaria- und St. Pauli-Brauerei, Hamburg, im Mehrheitsbesitz des Hauses Reemtsma und zu über 25 Prozent in Händen der Vereinsbank in Hamburg, hat die Zusammenarbeit mit den anderen zum Reemtsma- Interessenbereich gehörenden Brauereien erste Früchte getragen. Der Verkauf von Hannen- Alt war vor allem dort erfolgreich, wo Rheinländer an der Küste Urlaub machten. Der Absatz von Karamalz erreichte bereits das Volumen des aufgegebenen eigenen Malzbiergeschäfts. Noch haben "Fremdbiere" erst einen geringen Umsatzanteil. Die gegenseitige Aufnahme von Produkten der Konzern- Partner erfolgt nach Angaben des Vorstandes auf die langsame Tour. Weiter arbeitet das Unternehmen mit an der Kreierung eines neuen Sortiments von Fruchtsäften und Fruchtsaftgetränken, das neben den bisherigen regionalen Marken im Rahmen des Reemtsma- Konzerns voraussichtlich im kommenden Jahr überregional starten soll. Im Geschäftsjahr 1970/71 (30. 9.) stieg der Bierabsatz um 7,2 ?/? auf 1,2 Mill. hl, der Absatz an alkoholfreien Getränken um 13,6 ?/? auf 179 000 hl, der gesamte Getränkeabsatz um 7,9 '/? auf 1,4 Mill' hl. Der Umsatz aber erhöhte sich um 14,8 "lo auf 142,5 Mill. DM, eine Folge des Trends zu höherwertigen Bieren und auch der Preiserhöhung vom vergangenen Herbst. Ab 1972 ist das Geschäftsjahr gleich dem Kalenderjahr. Im Rumpfgeschäftsjahr vom 1. 10. bis 31. 12. 1971 erreichten der Bierabsatz 5,9 "lo Zuwachs, alkoholfreie Getränke 14,6 '/? und der gesamte Getränkeabsatz 6,9 °/t. Investiert wurden in den 15 Monaten 29,9 Mill. DM, abgeschrieben 13,7 Mill. DM- Für dieses und das nächste Jahr sind, von Raumnot in St. Pauli diktiert, drei neue Verteilungszentren in Norderstedt, Harburg und im Raum Stapelfeld 'Reinbek geplant. In die freie und die Werkerneuerungs-Rücklage werden je 1,5, in die LAG-Rücklage 0,44 Mill. DM eingestellt. Der HV am 15. Juni werden wieder 9 DM Dividende je 50-DM-Aktie auf 50,2 Mill. DM AK vorgeschlagen, das solange wie möglich nicht erhöht werden soll. Der Gewinn pro Aktie ist von gut 22 auf knapp 22 DM gesunken. Die Umsatzrendite war leicht rückläufig. Sie soll künftig gehalten werden, was angesichts der ausgeschöpften Rationalisierungsmöglichkeiten nur über den Preis möglich wäre. Das Unternehmen will den Bierpreis aber nicht im Alleingang heraufsetzen.

Juni

01.06.1972: "Das Land Schleswig-Holstein drangt auf die Schließung der Filialen der .Hamburger Sparcasse von 1827' in Ahrensburg, Wedel, Wentorf und Norderstedt." Diese Erklärung gab gestern in Kiel ein Sprecher des Innenministeriums ab, nachdem das Oberverwaltungsgericht Lüneburg ? wie berichtet ? am Dienstag ein Urteil des Schleswiger Verwaltungsgerichtes bestätigt hatte. Danach muß die Haspa ihre Zweigstelle in Ahrensburg schließen. Der Sprecher des Innenministeriums weiter: "In Kiel wird jetzt abgewartet, wie über einen nachträglich von der Haspa gestellten Antrag auf Zulassung der Filiale in Ahrensburg entschieden wird. Sollte dieser Antrag abgelehnt werden, werde die Haspa-Filiaie notfalls zwangsweise geschlossen." Auch für ihre anderen drei Zweigstellen auf schleswig-holsteinischem Gebiet müsse die Haspa nach dem OVG-Urteil die Konsequenzen ziehen, betonte der Sprecher. Man habe sich bereits an die Haspa gewandt. Wenn sich die Haspa weigere, die Filialen zu schließen, seien weitere Klagen zu erwarten.

03.06.1972: DIE CHANCEN EINES TIERARZTES HEUTE 0 Operation im Tierpark von Yorkshire. Dem sechs Jahre alten Affen Louis wird ein Zahn gezogen Wer sein Abiturzeugnis in der Tasche und ein mitfühlendes Herz für ängstliche Hasen, lahme Enten oder arme Schweine hat und zudem weder Krokodilstränen sehen kann noch gerne auf der faulen Bärenhaut liegt, der sollte unbedingt Tierarzt werden. Nur hat die Sache einen Haken: An allen Hochschulen der Bundesrepublik, an denen man Veterinärmedizin studieren kann ? es gibt sie in Hannover, Berlin, München und Gießen ? besteht für dieses Fach der sogenannte "Numerus clausus". Trotzdem: Versuchen sollten es Tierfreunde ruhig, ob sie einen der begehrten Plätze ergattern können. Bewerbungen zum ersten vorklinischen Semester der Veterinärmedizin sind nur möglich über die sogenannte "Zentrale Registrierstelle für Studienbewerber" in Hamburg- Norderstedt, Berliner Allee 42 a. Die Gesamtausbildung der künftigen Tierärzte dauert übrigens alles in allem mindestens fünf Jahre. Viereinhalb Jahre davon sind reines Studium. Hinzu kommen - die praktische Ausbildung in einer Tierklinik (eineinhalb Monate), - die praktische Ausbildung in der Schlachttier- und Fleischuntersuchung an einem öffentlichen Schlachthof (eineinhalb Monate), - die praktische Ausbildung in der Praxis eines Tierarztes (drei Monate). Die Unkosten für das Studium und die Lebenshaltung sind hoch. Neben den monatlichen Lebenshaltungskosten von derzeit etwa 520 DM sind (laut Bundesanstalt für Arbeit in Nürnberg) je Studienjahr sind rund 500 DM an Studiengebühren, Studentenwerksbeiträgen, Versicherungen usw. zu zahlen. Hinzu kommen die Prüfungsgebühren von insgesamt 450 DM und gegebenenfalls die Promotionsgebühren von 200 DM sowie erhebliche Ausgaben für Lehrmittel und Schutzkleidung, die im Durchschnitt jährlich 500 DM betragen können. Obschon es an Studienplätzen mangelt und "Möchtegern-Tier- ärzte" vor den vier bundesdeutschen Tiermedizinischen Fachschulen quasi Schlange stehen, sind zumindestens frei praktizierende Tierärzte zur Zeit nicht besonders gefragt. Die Schwierigkeiten, mit denen die Landwirtschaft derzeit zu kämpfen hat, wirken sich auch auf die wirtschaftliche Situation der Tierärzte aus. Der Verdienst ist je nach Lage der Praxis mittelmäßig bis gut. Spitzenumsätze um die hunderttausend DM im Jahr können nur die wenigsten Praxen verbuchen. Dr. Marie- Louise Wawrzyniak, für die Beratung von Abiturienten am Arbeitsamt Hamburg zuständig: "Es ist doch ziemlich schwierig, sich eine Praxis ? zumal in der Stadt ? einzurichten." An Tier- ärzte auf dem Lande werden besondere Anforderungen gestellt. Wenn man als Tierarzt auf dem Land wirklich Erfolg haben will, ist es mit gutem Fachwissen allein nicht getan. Ein Tierarzt muß sich auch mit den Bauern in ihrer Mundart, beispielsweise in Plattdeutsch, unterhalten können." Natürlich gibt es nicht nur frei praktizierende Tierärzte. Wie in vielen Berufen kann man sich auch als Tierarzt spezialisieren. Durch ein entsprechendes Aufbaustudium kann sich der praktische Tierarzt zum Beispiel zum Spezialmediziner für Fische heranbilden. Wem das Schweigen unserer Meeresund Aquarienbewohner zu eintönig ist, der hat die Möglichkeit, sich unter anderem zum Fachtierarzt für folgende Gebiete ausbilden zu lassen: Laboratoriumsdiagnostik, Pferde, Rinder, Schweine, Geflügel, Klein- und Haustiere, Chirurgie, innere Medizin, Tierhygiene, usw. Ein weites Feld also. Natürlich kann man als Tierarzt auch die Hochschullaufbahn einschlagen oder als beamteter Tierarzt im öffentlichen Dienst wirken. Kurz: Im Tierarztberuf führen viele Wege nach Rom ? sprich zum Erfolg. Allerdings: Die Lorbeeren, die im Tierarztberuf zu verdienen sind, werden nur die Tüchtigsten einheimsen. Grund: Im Vergleich zu den Zukunftsaussichten der Humanmediziner sind die Chancen der Veterinärmediziner ausgesprochen mittelmäßig. klJca.

06.06.1972: Nicht der Elefant im Porzellanladen, sondern ein verirrter Spatz in der Konditorei an der Tarpenbekstraße in Norderstedt stiftete belustigte Unruhe unter Kundschaft und Passanten. Der kleine Vogel flog aufgeregt zwischen Sahnetorten, Obstkuchen und dem Schaufenster hin und her, bis er endlich mit Schlagsahne an den Füßchen und am Schnabel wieder freigelassen werden konnte

08.06.1972: GEFÄHRLICHER SITTLICHKEITSVERBRECHER ENTKAM ZUM ZWEITENMAL Hans-Günther Kock 0 Der gefährlichste Sittenverbrecher der letzten Jahre in Hamburg ist wieder in Freiheit. Gestern mittag brach der 26jährige Hans- Günther Kock aus dem "festen" Haus 18 des Krankenhauses Ochsenzoll aus. Schon wenige Stunden danach vergewaltigte Hans- Günther Kock ein 16jähriges Mädchen und versuchte, zwei Elfjährige zu mißbrauchen. Die Großfahndung der Hamburger und schleswig-holsteinischen Polizei mit Suchhunden, Hubschrauber und Reiterstaffel in Norderstedt und angrenzenden Gemeinden blieb erfolglos. Im Dezember 1971 und im Januar 1972 machte Hans-Günther Kock Schlagzeilen: In 14 Tagen hatte er ? unter Androhung von Gewalt ? auf brutalste Art mindestens zehn Frauen zu vergewaltigen versucht oder sie tatsächlich genotzüchtigt. Nach wochenlangen Ermittlungen wurde Kock am 12. Januar endlich festgenommen. Am 3. März konnte sich der 26jährige vor der Hamburger Untersuchungshaftanstalt losreißen, als er von zwei Justizangestellten zu einem Lokaltermin gebracht werden sollte. Auf Anraten seiner Frau stellte er sich später wieder der Polizei. Zur psychiatrischen und ärztlichen Untersuchung weilte Hans-Günther Kock in den letzten Wochen in den Krankenanstalten Ochsenzoll. Um 13.50 Uhr saß er mit einem Radio im Garten des Hauses 18. Plötzlich sprang er auf, rannte auf die fünf Meter hohe Mauer zu, stieg auf die Schulter eines Mithäftlings, hangelte sich an der Regenrinne hoch und verschwand über die Mauer in die Freiheit. Die sofort eingeleitete Großfahndung markierte seinen Fluchtweg: Kock flüchtete am U-Bahnhof Ochsenzoll vorbei in Richtung Landesgrenze. Um 14.40 Uhr wurde er im Schwimmbad Harksheide gesehen. Dort "besorgte" er sich neue Kleider. Auf einer Wiese in der" Nähe des Schwimmbades zwischen der Schleswig-Holstein- Straße und Glashütter Damm zwang er zwei elfjährige Mädchen, sich auszuziehen. Als die Mädchen wegliefen, floh er weiter. In einem Kornfeld an der Straße Am Knick in Norderstedt notzüchtigte er eine 16jährige Schülerin. Kock soll dann, bekleidet mit braunen Hosen, einem rötlichbraunen Hemd und Kordschuhen weitergeflohen sein. kow/rehwo

09.06.1972: Großalarm für die Hamburger Polizei: Sie fahndet nach einem der gefährlichsten Triebtäter der Hamburger Kriminalgeschichte, dem 26jährigen Sittlichkeitsverbrecher Hans-Günther Kock aus Hoheluft. Er war, wie berichtet, am Mittwoch aus dem Haus 18 des Krankenhauses Ochsenzoll entkommen. Gestern nachmittag suchten starke Polizeikräfte, unterstützt vom Polizeihubschrauberund von Suchhunden, im Raum Altona nach dem Flüchtigen. "Seit seiner Flucht soll sich Kock nach Angaben der Kriminalpolizei schon wieder an vier Frauen und Mädchen vergangen haben. Nachdem die Polizei am Mittwoch und Donnerstag früh im Raum Norderstedt nach dem Ausbrecher gefahndet hatte, meldeten sich gestern nachmittag Kinder bei der Polizei. Sie wollten den Triebverbrecher auf dem Friedhof zwischen Bleickenallee und Bernadottestraße gesehen haben. Die Polizei riegelte das Gebiet ab. Die Besatzungen von zehn Peterwagen, eine Gruppe der Kommandoreserve und Suchhundführer durchkämmten das Friedhofsgelände jedoch ohne Erfolg. Die Suchaktion wurde dann auch auf den Rosengarten an der Eibchaussee ausgedehnt. Wieder ohne Ergebnis. Nach Angaben der Polizei hat Kock gestern nachmittag an der Holztwiete in Othmarschen ein sechsjähriges Mädchen belästigt. Bereits kurz nach seiner Flucht soll er in Norderstedt ein 16jähriges Mädchen auf einem Acker vergewaltigt und zwei andere Frauen bedrängt haben. Gestern nachmittag rief der Flüchtige dreimal bei der Hamburger "BILD"-Zeitung an: "Ich habe ein Mädchen umgebracht und in einem Wald bei Norderstedt vergraben", behauptete Kock. "Ich führe Sie zur Leiche. Dafür will ich 10 000 Mark haben." Doch dann meldete der Ausbrecher sich nicht wieder. Kock war am 12. Januar verhaftet worden und gestand, 16 Frauen überfallen, beraubt und vergewaltigt zu haben, außerdem gab er noch etwa 100 Einbrüche zu. "Ich kann nur lieben, wenn die Frauen aus Angst vor mir zittern", sagte er im Verhör. Am 3. März gelang dem Triebtäter die Flucht aus dem Untersuchungsgefängnis. Zehn Stunden später stellte er sich freiwillig. Jetzt gelang ihm zum zweitenmal die Flucht. wo

10.06.1972: KRIPO: KOCK GESTEHT 20 STRAFTATEN 0 Der Mann, der Hamburgs Frauen drei Tage lang in Schrecken versetzt hatte, war entnervt: Im 4. Stock des Polizeipräsidiums am Berliner Tor hockte er zusammengekauert auf einem Stuhl des Sittendezernats und heulte wie ein Schloßhund. Wie in einem großen Teil der Freitagausgabe des Hamburger Abendblattes berichtet, war Hans- Günther Kock am Freitagmittag im Paradiesh'of an der Großen Freiheit festgenommen worden. Einer der gefährlichsten Triebverbrecher der Hamburger Kriminalgeschichte war wieder gefaßt. Kock gilt als gemeingefährlich. Über den Rundfunk hatte die Hamburger Polizei die Frauen vor dem Sittlichkeitsverbrecher mit dem hemmungslosen Trieb gewarnt: "Schließen Sie nachts die Fenster." Kock konnte gestern mittag gefaßt werden, nachdem ein Reporter der BILD-Zeitung einen Hinweis erhalten hatte: "Kock ist im Paradieshof an der Großen Freiheit." Elf Beamte der Sonderfahndung und des Sittendezernats umstellten das Gelände. Als der 1,85 Meter große Triebverbrecher sich heftig gegen die Festnahme sträubte, wurde er von einem der Detektive außer Gefecht gesetzt. Der Beamte war Hamburger Meister im Mittelgewicht. Mit einer Doublette auf Kinn und linkes Auge streckte er den Sittlichkeitsverbrecher nieder. Nach seiner Flucht aus dem Krankenhaus Ochsenzoll hat Kock nach seinem eigenen Geständnis vor den Beamten des Sittendezernats rund 20 Straftaten begangen. "Für die Belästigung des sechsjährigen Kindes an der Holztwiete in Altona kommt er wohl nicht in Frage" Mit an Sicherheit grenzender Wahrscheinlichkeit soll Kock aber während seiner Flucht zwei elfjährige Es berichten: Peter Krukow und Jürgen W. Wohldorf Schülerinnen in Norderstedt überfallen haben. Sie mußten sich vor ihm ausziehen. Erst als die Mädchen nackend wegliefen, floh auch Kock. Kurz darauf soll Kock nach den Angaben der Kriminalpolizei eine 16jährige Schülerin in einem. Kornfeld in Norderstedt vergewaltigt haben. "Noch hat Kock diese beiden Verbrechen nicht gestanden", erklärte gestern abend die Kripo, und es ist nicht sicher, ob er nicht für weitere Straftaten neben den bewiesenen zahlreichen Einbrüchen in Frage kommt. Der angebliche Mord an einem Mädchen in Norderstedt scheint geklärt. Der Triebverbrecher hatte, wie berichtet, die BILD-Zeitung in Hamburg angerufen und ein Honorar von 10 000 Mark verlangt. Dafür wollte er die Reporter zum angeblichen Tatort in einem Wald bei Norderstedt führen. Kock im Verhör: "Das war doch alles Quatsch." Nach seinen Angaben hat er über 14 000 Mark Schulden, seine Frau, an der er sehr hängt, wird mit Pfändungsbeschlüssen überhäuft. "Da dachte ich mir", bekannte Kock im Verhör, "du brichst noch einmal aus und machst eine große Bambule. Die läßt sich gut an die Zeitungen verkaufen. Ich hätte schon leicht früher einmal entkommen können." Doch das große Geschäft, daß sich der Sittlichkeitsverbrecher erhofft hatte, zerplatzte. Jetzt sitzt er wieder in der Strafanstalt Fuhlsbüttel, im Block II.

16.06.1972: KIEL: BERATERTÄTIGKEIT PAHLKES IST EINE PANNE 0 Das schleswig-holsteinische Innenministerium in Kiel hat jetzt als ?bedauerliche Panne*' bezeichnet, daß Oberregierungsrat Pahlke, der ab 1. August dieses Jahres in den Vorstand der Stormarner Kreissparkassc eintreten wird, als Berater im Rechtsstreit gegen die Haspa von 1827 tätig gewesen ist. Wie berichtet, muß die Hamburger Sparkasse ihre Zweigstelle in Ahrensburg auf Grund einer Entscheidung des Lüneburger Oberverwaltungsgerichts schließen. Was anfangs nur ein Rechtsstreit war, entwikkelt sich mehr und mehr zu einem echten Schildbürgerstreich. Weil schleswigholsteinisches Gesetz will, daß im ..up ewig ungedeelten" Land zwei Sparkassen an einem Ort nicht miteinander konkurrieren dürfen, soll die Haspa ihren Kundendienst in Ahrensburg einstellen. Und mitgewirkt an dieser umstrittenen Entscheidung hat ein Beamter, der seit kurzem weiß, daß er ab 1. August Vorstandsmitglied der Haspa-Konkurrenz sein wird. Bedauerlich zwar, meint man in Kiel, andererseits sei Pahlke aber auch verpflichtet gewesen, seinen Minister zu beraten. Befriedigt zeigt sich in jedem Falle der schleswig-holsteinische Sparkassen- und Giroverband über die Beratungstätigkeit Pahlkcs und über das Lüneburger Urteil. Die Sparkassen- Manager des Hamburger Nachbarlandes wollen keine Konkurrenz auf heimatlichem Boden. Selbst allerdings, so vermerken sie, sei ihr Verband im ,,Sparkassenkrieg" nicht in Erschei-l'l.-l Kiel :in nung geirrten Empfehlungen an mal.- gegeben h'-ibp Da.- allerdings ;ia.;M man bei der Haspa nicht. Nach einem Erlaß de.- Kieler Innenminister- nämlich muß der schleswig-holsteinische Verband m einem Genehmigungsverfahren sogar eine Stellungnahme abgeben. Und er hat ewohl auch getan. Denn nicht nur die Ahrensburger Zweigstelle der Haspa will der nördliche Verband geschlossen wissen, sondern auch die Zweigstellen in Wentorf. Wedel und Norderstedt. Und soweit war man noch nicht einmal beim Lüneburger Verwaltungsgericht. Währenddessen arbeite! die Stormarner Kreissparkasse auf Hamburger Gebiet fleißig weiter, ab

23.06.1972: SCHULZ VERHANDELT MIT STOLTENBERG 0 Schleswig-Holsteins Ministerpräsident Dr. Gerhard Stoltenberg und Hamburgs Erster Bürgermeister Peter Schulz werden am Montag das letzte Wort im Sparkassenkrieg zwischen den beiden Bundesländern sprechen. Kommt es zu keiner Einigung, dürfte Kiel das Lüneburger Urteil vollstrecken lassen, was die Schließung der Zweigstelle der Haspa in Ahrensburg bedeutet. Auf einer Pressekonferenz gestern in Bad Oldesloe warf Staatssekretär Dr. Schmidt als Sprecher der Kieler Landesregierung der Hamburger Sparcasse von 1827 vor, sie habe "trotz Rechtsbelehrung" versucht, im Lande Schleswig-Holstein vollendete Tatsachen zu schaffen, sich für ihre Zweigstellen in Ahrensburg, Norderstedt und Wedel die "gewinnträchtigsten Plätze im Hamburger Umland" ausgesucht, und sich nach rechtskräftig verlorenem Prozeß geweigert, die Konsequenzen zu ziehen. In Bad Oldesloe wurde erklärt, daß sowohl der Verwaltungsrat der Kredssparkasse Stormarn als auch der Sparkassen- und Giroverband Schleswig-Holstein eine nachträgliche Genehmigung der Haspa-Zweigstellen abgelehnt haben.

24.06.1972: Zwölf Verletzte, darunter vier Schwerverletzte, forderte am Freitagnachmittag ein Zugunglück in Norderstedt. An dem unbeschrankten Bahnübergang am Flensburger Hagen der Alster-Nord- Bahn (ANB) rammte der 21 Jahre alte Kraftfahrer Rolf Peter H. aus Hamburg mit einem Lastwagen den aus Richtung Ochsenzoll kommenden Triebwagen der ANB. Der Schaden wird auf 70 000 Mark geschätzt. Bei dem Aufprall wurde das Führerhaus des Lastwagens völlig zertrümmert. Der Zugwagen der Bahn sprang aus den Schienen. Außer Rolf Peter H. und seinem Beifahrer Wolfgang B. aus Hamburg wurden zwei Fahrgäste des Triebwagens schwer verletzt: Erna S. aus Norderstedt und Gerda F. (40) aus Henstedt-Rhen. Arbeiter einer nahegelegenen Straßenbaufirma leisteten erste Hilfe (unser Foto). Wie es zu dem Unglück kam, ist noch ungeklärt. Vermutlich hat der Lkw-Fahrer ? wie so viele ortsfremde Kraftfahrer in Norderstedt ? nicht damit gerechnet, daß an diesem nur durch Warnkreuz gesicherten Bahnübergang Züge fahren. Dies war der vierte Unfall innerhalb von neun Monaten an einem Bahnübergang der Alster-Nord-Bahn in Norderstedt.

28.06.1972: Jetzt steht der letzte Termin für die Anmeldungen an der Hamburger Universität endgültig fest: 3. August. Bis dahin müssen alle Studienanfänger wie auch jene, die von einer anderen Uni in die Hansestadt kommen oder innerhalb der Hamburger Uni das Fach wechseln wollen, einen Antrag beim Studentensekretariat, Edmund-Siemers-Allee 1, eingereicht haben. Die Formulare dafür werden ab 10. Juni ausgegeben. Der August-Termin gilt auch für die Bewerber der Fächer Physik und Mathematik: Wenn sie das Verteilungsverfahren bei der zentralen Registrierstelle in Norderstedt durchlaufen haben und an die Uni Hamburg verwiesen wurden, müssen sie sich hier noch einmal extra um Zulassung bemühen. Für die anderen Numerus-clausus-Fächer gelten die bereits bekannten Termine: bis 15. Juli bei der "Zentralen Registrierstelle. Die Universität empfiehlt allen Studienbewerbern, sich vorsorglich nicht nur in Hamburg, sondern auch an anderen Hochschulen um einen Studienplatz zu bemühen. Denn der Senat der Hansestadt hat bekanntlich die Studentenzahl für das Wintersemester auf 25 800 festgesetzt. Das bedeutet, daß voraussichtlich etliche Bewerber abgewiesen werden müssen, sia.

Juli

August

04.08.1972: Die Stadt Norderstedt soll auf mehr als 100 000 Einwohner anwachsen und damit nach Kiel (276 000) und Lübeck (243 000) die dritte Großstadt Schleswig-Holsteins werden (Flensburg hat zur Zelt 96 000 Einwohner). Das sieht ein Entwicklungsgutachten vor, das die Neue Heimat Hamburg im Auftrage der jetzt 60 000 Einwohner zählenden Stadt angefertigt hat. Erste Ergebnisse wurden jetzt vorzeitig bekannt. Die Neue Heimat bietet drei Stadtmodelle zur Entscheidung an und geht zum Teil über die Planung des Landes Schleswig-Holsteins hinaus. Das Modell, das die größte Aussicht auf Verwirklichung hat, sieht zwei Stadtzentren vor. Der erste Schwerpunkt im Stadtteil Garstedt ist mit dem Herold-Center, einem großen Einkaufszentrum, fast fertig. Eine völlig neue City ist im geografischen Mittelpunkt Norderstedts an der Bundesstraße 433 geplant. Dort soll nach den Plänen der Neuen Heimat auch die Hamburger U-Bahn enden. Die Großstadt Norderstedt soll bessere Verkehrsverbindungen in alle Richtungen erhalten. In ersten Stellungnahmen wird von Politikern bedauert, daß durch das vorzeitige Bekanntwerden der Pläne Spekulationen mit Bauland möglich geworden seien. Der Pressesprecher der Stadt Norderstedt, Walter Klencke: "Offiziell liegt das Gutachten noch nicht vor."

30.08.1972: Im Bundestagswahlkreis 9 (Pinneberg) kennte es nach Berechnungen des Statistischen Landesamts in Kiel bei Bundestagswahlen in diesem Jahr einen CDU-Vorsprung von rund 1300 Stimmen geben, wenn man die Ergebnisse der Bundestagswahl von vor drei Jahren zugrunde legt. Damals ging der Kreis Pinneberg an die SPD: aber inzwischen wurden wegen der Gründung der Stadt Norderstedt die drei am Nordrand von Hamburg liegenden Bundestagswahlkreise 8 (Segeberg ? Eutin), 9 (Pinneberg) und 10 (Stormarn ? Herzogtum Lauenburg) neu eingeteilt. Der Wahlkreis 9 (Pinneberg) gab die beiden vorwiegend SPD wählenden Gemeinden Friedrichsgabe und Garstedt an Norderstedt ab, das jetzt zum Wahlkreis 8 gehört: Im Wahlkreis Pinneberg haben sich dadurch die Chancen für den wieder auftretenden Bundestagsabgeordneten Rolf Bremer (CDU) verbessert, den Kreis direkt zu erobern. Der Kreis 10 (Stormarn ? Herzogtum Lauenburg) haf die Gemeinden Glashütte und Harksheide an Norderstedt verloren. Im Kreis 10 dürften abermals Olaf von Wrangel (CDU) und General a.D. Friedrich Beermann (SPD) aufeinander treffen. Vor drei Jahren wurde der Kreis durch von Wrangel mit 47,4 Prozent erobert. Im Wahlkreis 6 (Kiel) ist Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Narjes mit 129 von 164 Stimmen für die CDU nominiert worden. Im Falle eines CDU CSU- Wahlsieges würde er Wirtschaftsminister in einem Kabinett Barzel werden. Irma Tübler, die einzige CDU-Bundestagsabgeordnete aus Schleswig-Holstein, die 1969 in Kiel kandidierte, aber über die Liste nach Bonn kam. soll wieder einen guten Platz auf der CDU-Landesliste bekommen. Gegen Narjes wird höchstwahrscheinlich der 32jährige Gerichtsreferendar Norbert Gansei, hervorgegangen aus den Reihen der Jungsozialisten, für die SPD antreten. Vor drei Jahren wurde in Kiel direkt der frühere Oberbürgermeister der Stadt, der jetzt 72jährige Dr. Hans Müthling (SPD), gewählt. Im Wahlkreis 4 (Steinburg-' Dithmarsehen-Süd) ist Bundestagspräsident von Hassel von der CDU mit 147 von 152 Stimmen wieder aufgestellt worden. Er hatte vor drei Jahren den Kreis rrftt 51,2 Prozent erobert. Von der SPD wird gegen ihn voraussichtlich Detlef Haase, Mitglied des Verteidigungsausschusses, kandidieren. Eine interessante Konstellation ergibt sich im Wahlkreis 7 (Plön) . Hier kandidiert für die CDU Prof. Karl' Carstens, Chef des Bundeskanzleramtes unter Kurt Georg Kiesinger. Sein Gegenkandidat ist Verkehrs- und Wohnungsbauminister Lauritzen. Bei der letzten Wahl siegte die CDU in diesem Kreise mit rund 1300 Stimmen Vorsprung. Lauritzen, soviel steht schon fest, wird die SPD-Landesliste anführen und Staatssekretär Egon Bahr den zweiten Platz erhalten. Nummer eins auf der CDU-Liste wird von Hassel, Nummer zwei Narjes sein. Spitzenkandidat der FDP ist der Landesvorsitzende Uwe Ronneburger

September

Oktober

31.10.1972: Zur weiteren Verbesserung der Fahrgast-Information hat die Hamburger Hochbahn AG gestern einen U-Bahn-Zug mit Lautsprechern eingesetzt. Jeder der Wagen des Zuges ist mit vier Innen- und vier Außenlautsprechern ausgerüstet. Der Zug verkehrt auf der Linie U 1 zwischen den Bahnhöfen Garstedt und Ohlstedt bzw. Großhansdorf. Der Fahrer kündigt über die Anlage sowohl die nächste Station als auch Umsteigemöglichkeiten an und gibt betriebliche Hinweise. In den nächsten Wochen werden weitere 36 U-Bahn-Wagen mit derartigen Lautsprechern versehen. Wenn sich das Informationssystem bewährt, sollen sämtliche Züge des Netzes entsprechend ausgerüstet werden.

November

Dezember

1973

Januar

Februar

März

April

Mai

Juni

Juli

10.07.1973: Der geistige Vater der Stadt Norderstedt, Heinrich Lönnies, ist gestern in Kiel mit dem Verdienstkreuz am Bande des Verdienstordens der Bundesrepublik ausgezeichnet worden. Fast ein Geburtstagsgeschenk: Heute feiert Lönnies seinen 71. Geburtstag. Schon vor 20 Jahren kämpfte der "Löwe von Norderstedt", wie Heinrich Lönnies respektvoll genannt wird, für den Zusammen- Heinricn Lönnies Schluß der vier Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte zu einer Stadt. Senator Wilhelm Eckström überreichte gestern dem 85jährigen Schausteller Carl Lüder das Bundesverdienstkreuz am Bande. Dem Geschäftsführer der Gesamthafenbetriebs-Gesellschaft, Walter Sager, wurde ebenfalls das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen.

August

September

Oktober

November

Dezember

21.12.1973: Ein Verkehrsprogramm für Schleswig-Holstein bis zum Jahre 1988 Ist in Kiel von Wirtschaftsminister Westphal vorgelegt worden. In dieser Zeit sollen für SM Milliarden DM Straßen, Elsenbahnen, Flugplätze und Hftfen ausgebaut werden. Ziel des Planes sind die Überwindung der Randlage, die Verbesserung des Skandinavien-Verkehrs und eine bessere Verknüpfung der Landesteile untereinander. Der Schwerpunkt der Verkehrspolitik der nächsten Jahre liegt in einer Verbesserung des Straßennetzes. In Schleswig-Holstein nahm die Zahl der zugelassenen Kraftfahrzeuge von 88 000 im Jahre 1951 auf über 720 000 im vergangenen Jahr zu. Vorrangig soll sein der Ausbau von drei überregionalen Nordsüd-Verbindungen, und zwar der Vogelfluglinie Lübeck ? - Oldenburg, der Autobahn Schleswig ? dänische Grenze sowie der Westküstenautobahn von Pinneberg nach Heide. Geplant ist weiter eine Ost-West-Autobahn von Neustadt über Neumünster, Itzehoe in die Nähe von Glückstadt, wo die Elbe überquert wird. Die Straßen von Hamburg nach Elmshorn (B 431), Bad Segeberg (B 432), Bad Oldesloe (B 75) und Schwarzenbek sollen ausgebaut werden. Auch die Schienenwege im Hamburger Umland sollen ausgebaut werden. In Dringlichkeitsstufe eins sind eingeordnet der Neubau einer S-Bahn von Pinneberg nach Elmshorn und die Verlegung eines zweites Gleises nach Wedel. Weiter der Neubau einer U-Bahn von Garstedt nach Norderstedt- Mitte und von Lurup nach Schenefeld. Bei der Verbesserung des Streckennetzes der Bundesbahn stehen die Beschleunigung des Verkehrs und die Elektrifizierung der wichtigsten Fernverbindungen im Vordergrund. Auf der Strecke Hamburg ? Lübeck ? Puttgarden wird eine Steigerung der Höchstgeschwindigkeit von 140 auf 200 Kilometer pro Stunde angestrebt. Weitere Investitionen erfordert der Ausbau der Häfen von Kiel (151 Millionen), Lübeck (144,5 Millionen) und Flensburg (Fünf Millionen) sowie des Industriehafens von Brunsbüttel.

1974

Januar

Februar

März

April

Mai

Juni

Juli

August

September

Oktober

25.10.1974: Umsteigen zwischen Ochsenzoll und Garstedt Nun weiß man als U-Bahn-Fahrgast bald nicht mehr, in welchen Wagen man vormittags in der Linie Ul, Richtung Garstedt, einsteigen soll, um nicht in Ochsenzoll zum Umsteigen gebeten zu werden. Mal wird per Lautsprecher angesagt, sich aus den vorderen drei Wagen nach hinten zu begeben. An anderen Tagen aber sind es die drei letzten Wagen, die in Ochsenzoll abgekoppelt werden. Und wer nun glaubt, in der Mitte des Zuges ungestört bis zur Endstation Garstedt gelangen zu können, muß erleben, daß die Lautsprecherstimme verkündet: "Alles aussteigen, den Zug auf der gegenüberliegenden Seite benutzen!" Immerhin ist es doch eine Irreführung, wenn beispielsweise am Jungfernstieg ein Zug einläuft, an' dessen Triebwagen vorn als Ziel Garstedt genannt wird, obwohl dieser Zugteil nur bis Ochsenzoll fahren wird,' während der Restzug nach Garstedt in der Mitte anfängt. Läßt sich das betriebstechnisch nicht geschickter arrangieren? Für ältere Fahrgäste ist es recht umständlich, sich mit der veränderten Situation abzufinden. Und nicht selten müssen auch Ausländer von der Notwendigkeit des Umsteigens mit einigen Schwierigkeiten überzeugt werden

November

01.11.1974: Die größte Bodenspekulation im neuen City-Gebiet von Norderstedt ist offenbar zusammengebrochen. Vor zehn Jahren kaufte der Hamburger Bauunternehmer Paul Dose von einem Bauern 17 Hektar Land an der Ulzburger Straße für rund sechs Mark pro Quadratmeter. Die frühere Gemeinde Garstedt ließ sich davon zwei Hektar für den Bau einer Schule schenken und erklärte die verbleibenden 15 Hektar mit Zustimmung der damaligen Landesregierung in Kiel zu Bauland. Fünf Monate nach der Stadtgründung Norderstedts am 1. Januar 1970 kaufte die Hausbau Rheinland-Pfalz AG (Mehrheitsaktionär ist die Landesbank Rheinland-Pfalz) diese 15 Hektar für 53 Mark pro Quadratmeter und zahlte acht Millionen. Vier Monate nach diesem Kaufvertrag erwarb die Hamburger Dawag (Mehrheitsaktionär ist die DAG) von der Pfälzer Hausbau zwei Hektar zu einem Quadratmeterpreis von 65 Mark. Doch das gesamte Gelände kann vorerst nicht bebaut werden. Denn durch die Entwicklungsverordnung der Kieler Landesregierung nach dem Städtebauförderungsgesetz wurde ein Preis- und Baustopp erlassen. Sinn des Gesetzes: Bodenspekulationen sollen verhindert werden. Amtliche Gutachter haben inzwischen einen Quadratmeterpreis von 30 Mark ermittelt. Wenn die Stadt Norderstedt das Land zu diesem Preis zurückkauft ? so fordert es das Gesetz ? , dann entstehen den Zwischenhändlern Einbu- ßen in Millionenhöhe. Die Kieler Landesregierung hatte die Entwicklungsverordnung erlassen, ohne über die vorangegangenen Grundstückskäufe informiert gewesen zu sein

Dezember

1975

Januar

Februar

März

April

Mai

12.05.1975: Der Norderstedter Pastor Karl-Helmut Lechner (35) von der Christus-Gemeinde Garstedt tritt aus der Kirche aus. In Zukunft will er sich um den Aufbau einer kommunistischen Partei kümmern. Bereits am 2. Mai hatte der Kirchenvorstand in einer geheimen Sitzung beschlossen, die Versetzung Lechners zu beantragen. Ob er am Sonntag nach Pfingsten noch auf der Kanzel der Christus- Kirche stehen wird, erscheint ungewiß

Juni

Juli

August

September

Oktober

November

Dezember

1976

Januar

Februar

März

April

Mai

Juni

Juli

August

30.08.1976: Das smarte dänische Lächeln zeigt er nicht nur, wenn er für seine Freunde eine Runde warmen Apfelkuchens mit Zimt, Importiert aus Odense, schmeißt. Lennart Feddersen, Direktor von Euro-Bau 76, der größten Kunsthaus-Ausstellung Europas in Norderstedt, serviert die Kostbarkeit aus der Stadt Hans-Christian Andersens ebenso auf einem Tablett wie eisgekühlten dänischen Aquavit oder Bier. Mister Euro-Bau bringt alles auf den Supermarkt für den Hausbau, was Dänemark an Exklusivitäten zu bieten hat. In Norderstedt sind 177 Häuser nach den Plänen von Architekten und 68 Baufirmen aus England, Norwegen, Schweden, den USA, Dänemark und der Bundesrepublik wie Pilze aus dem Boden geschossen. Wenn Norderstedts Stadtbaurat Manfred Osthaus seine Füße auf Stein, Beton oder Rollrasen setzt, der aus Grau über Nacht eine grüne Wohnlandschaft werden ließ, kommt er nicht um die Erinnerung herum: "Hier wuchs vor einem Jahr noch Roggen. Er benötigte zur Reife mehr Zeit als die 5000 Bauhandwerker, die in vier Monaten einen neuen Stadtteil entstehen lie- ßen." Osthaus sieht dieses Stück Norderstedt als Bundesmodell für den Bau von Einfamilienhäusern in Städten. Die Stadt verkaufte den erschlossenen Quadratmeter Grund und Boden für 86,50 Mark, und die Grundstücke zwischen 300 und 800 Quadratmeter halten die Preise für das Bauland in Grenzen. "Hier kann jeder einmal um sein Haus herumgehen", so Stadtbaurat Osthaus. Seine Vorstellung: Sozialen Wohnungsbau sollte man in der Bundesrepublik künftig in Form von Einfamilienhäusern auf kleinen Grundstücken betreiben. Unter den Zehntausenden von Informationshungrigen, die in das Bau- Mekka vor den Toren Hamburgs bisher pilgerten, halten sich zwei Urteile über Atmosphäre und Milieu die Waage: ?Einzel- und Reihenhäuser, Ketten- und Winkelbungalows, Atrium- und Terrassenhäuser, Wohnpark mit idealen Kommunikationsmöglichkeiten", so die Begeisterten. "Steingewordener Campingplatz" ist die Meinung der anderen angesichts der von Häusern umzingelten Innenhöfe mit Spielplätzen. Unbestritten ist dies: Kinderfreundlich ist der Norderstedter "Wallfahrtsort" geplant worden. Straßen und Wege werden auch noch nach dem 5. Dezember allein den Menschen gehören. Die Parkplätze für Autos liegen zentral und bis zu 80 Meter von den Wohnstätten entfernt. Kein Superspielplatz, sondern überall Sandkisten, Schaukeln, rundherum Holz zum Klettern und Wippen . . . Für die künftigen Norderstedter Bürger ? rund 600 werden das Weihnachtsfest im neuen Zuhause der fünftgrößten Stadt Schleswig- Holsteins feiern ? ist die Häuserschau, wie es Bürgermeister Horst Embacher formuliert, "eine Kombination aus Stadtplanung und Ausstellung". Die anderen schätzen Euro-Bau 76 als einen Selbstbedienungsladen, in dem die Preis-Palette zwischen 90 000 und 275 000 DM liegt. Hier sucht man sich sein Wunschhaus aus und baut es dann irgendwo anders. Vielleicht im Grünen und hinter hohen Bäumen. Euro-Bau 76 ist ein großes Diskussionsfeld zum Thema "Wohnen im Einfamilienhaus". Das Pro und Kontra wird auch noch nach dem 5. Dezember zu hören sein, wenn aus dem Häuser-Festival ein Norderstedter Stadtteil geworden ist. So ist die Euro-Bau zu erreichen: U-Bahn 1 bis Garstedt (Endstation), in den Bus 293 umsteigen und bis zum Norderstedter Rathaus. Von dort nur ein paar Schritte zu gehen. Die Ausstellung ist noch bis zum 5. Dezember täglieh von 10 bis 19 Uhr geöffnet

September

Oktober

16.10.1976: In Norderstedt wollen die Stadtväter wieder abschaffen, was sie vor zwei Jahren als schleswig-holsteinisches Modell der Bürgerbeteiligung bei der Stadtplanung ins Leben gerufen hatten. Der Planungsbeirat, 32köpfiges, gewähltes Gremium von Norderstedtern aus allen Schichten, soll zum Ende des Jahres aufgelöst werden. Damit bricht die junge Stadt vor den Toren Hamburgs einen Prozeß ab, dessen Ziel es war, die Stadtentwicklung transparent zu machen. Im Kieler Innenministerium ist die Nachricht aus dem Norderstedter Rathaus als bedauerlich registriert worden. Gerade hat die Landesregierung dem Landtag einen Gesetzesentwurf vorgelegt, der im nördlichsten Bundesland einen "hautnahen Kontakt" zwischen Verwaltung und Bürgern vorsieht. In Schleswig-Holstein soll es bald zusätzlich Ortsbeiräte geben, die mit den Hamburger Ortsausschüssen vergleichbar sind. In Norderstedt hat jetzt ein Mann schweres Geschütz gegen Verwaltung und Kommunalpolitiker aufgefahren, der im Laufe des Zusammenwachsens der früheren Gemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte zum Volkstribunen für die Bevölkerung der fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins geworden ist: Günther Schwarz (46), Kopf des Planungsbeirates. Der schwergewichtige Taxifahrer, denkt gar nicht daran, das Bürgerforum aufzulösen: ?Zur Not gründen wir einen eingetragenen Verein und machen als Bürger-Initiative weiter." Das Bürgerforum könne nun einmal keine Ja- Sage-Maschine sein, sondern müsse kritisch bleiben. Anlaß für die schwere Kontroverse zwischen Stadtverwaltung und dem kritischen Gremium waren unterschiedliche Auffassungen über die Stadtentwicklung. Der Planungsbeirat bot als Alternative zum Flächennutzungsplan der Verwaltung einen eigenen und informierte darüber auch Behörden in Hamburg und in Schleswig- Holstein. Das werteten die zornigen Stadtväter als "Kompetenz-Überschreitung". Diese Art der Bürgerbeteiligung gehe nun doch zu weit. Günter Schwarz, der so oft mit der Faust auf den Tisch gehauen hat, und dem man diesen Tisch jetzt wegziehen will, kündigt an: "In Norderstedt wird es künftig so viel Theater geben, wie man es in dieser Stadt noch nicht erlebt h at-

November

Dezember

1977

Januar

08.01.1977: massive Bürgerproteste gegen das Projekt und auch Widerstand der SPD und FDP. In der Ausgabe vom 4. Januar stellte das Hamburger Abendblatt diese Stadtautobahn vor und bat die Hamburger um ihre Meinung. Die Baubehörde wirbt für den Bau der Osttangente ? einer Stadtautobahn zwischen Ochsenzoll und der Sengelmannstraße zur Entlastung der Langenhorner Chaussee. Die Trasse, so verspricht Bausenator Dr. Rolf Bialas, führt weitgehend durch unbebautes Gebiet. Dennoch gibt Die Fülle der Zuschriften ist überwältigend. Als Zwischenbilanz hier eine kleine Auswahl : Rudi Karge, Hamburg 65: Natürlich brauchen wir Stadtautobahnen, aber nicht auf Kosten der Anlieger. Deshalb sollten lärmschützende Vorkehrungen an erster Stelle stehen. Ein schlechtes Beispiel ist die Alte Landstraße, wo eine vierspurige Straße direkt an einer Reihenhaussiedlung vorbeiläuft. Dort hat man sich nicht um den Lärmschutz gekümmert. Nachteile überwiegen Jürgen Hemme, Hamburg 62: Ich fahre täglich mit dem Wagen zur Arbeit und bin gegen den Bau der Osttangente. Bei objektiver Betrachtung überwiegen die Nachteile: zusätzlicher, besonders intensiver Verkehrslärm, Abgasbelästigung und Zerstörung der Gärten. Der einzige Vorteil wäre für die Fahrer, zwischen Ochsenzoll und Alsterkrugchaussee maximal fünf Minuten zu gewinnen. Ein fragwürdiger Vorteil, weil für die meisten Verkehrsteilnehmer die Fahrt hier noch nicht zu Ende ist. Lothar Rummel, Hamburg 62: Die Osttangente müßte eigentlich schon seit Jahren in Betrieb sein. Ich wohne in unmittelbarer Nähe der geplanten Trasse und würde den Bau dieser Autobahn lieber heute als morgen sehen, sofern sie in einem Einschnitt mit reichlicher Böschungsbepflanzung zwecks Geräuschdämpfung verläuft. Selbstverständlich erfüllt die Osttangente nur dann ihren vollen Zweck, wenn sie am Horner Kreisel beginnt und hinter Garstedt in die Kieler Autobahn mündet. Werner Heinze, Hasloh: Ich erinnere nur an die hochklingenden Worte der Politiker "Mehr Lebensqualität!" Genau das Gegenteil wird erreicht, wenn man Autobahnen durch die Stadt leitet. Es ziehen immer mehr Hamburger ins Umland, um dem Lärm zu entfliehen. Und es wird immer unerträglicher, Autolärm und Abgase in der Stadt zu ertragen. Die Osttangente würde den halben Verkehr der Westautobahn durch Fuhlsbüttel, Borstel und Barmbek leiten. Selbst wenn an der Sengelmannstraße Schluß mit der Trasse sein sollte, würde sich der gesamte Verkehr durch Barmbek und Winterhude quälen. Was bedeutet dann das große Versprechen "Umweltschutz"? Dringend nötig Sigrid Bock, Hamburg 54: Stadtautobahnen sind dringend nötig, wenn Hamburg seine Stellung als Handelsund Industriemetropole nicht verlieren will. Sie sind aber nur sinnvoll, wenn sie zumindest an eine Fernautobahn anschließen. Eine Stadtautobahn, die in ländlicher Idylle und nicht in einem Fächer sehr gut ausgebauter Bundes- und Landstraßen endet, hat ihren Zweck verfehlt. Karl-W. Nörenberg, Prisdorf: Die These der Bürgerinitiativen, daß leistungsfähige Straßen zusätzlichen Verkehr anziehen, kann ich nur unterstützen. Wir haben, so glaube ich, einen Punkt erreicht, an dem die Nachteile des Autofahrens größer sind als die Vorteile. Man sollte den Individualverkehr nach den Stra- ßen bemessen und nicht umgekehrt ? oder glaubt noch jemand, daß wir jemals genug Straßen haben werden? Heftige Proteste Ingrid Dunkel-Krüerke, Hamburg 63: Als Anwohnerin der Alsterkrugchaussee/Ecke Sengelmannstraße bin ich also bald eine Osttangenten-Geschädigte. Dagegen protestiere ich auf das heftigste. Warum muß man durch ein gutes Wohngebiet unbedingt eine Stadtautobahn bauen? Wir als Anwohner des Flughafens sind schon genug mit Flugzeulärm und Kerosin-Gestank bestraft. Die Nutznießer dieser Autobahn wären nicht wir, sondern die Norderstedter, die dadurch etwas schneller an ihre Arbeitsplätze in Hamburg gelangen. Dr. Herbert Kaminski, Hamburg 65: Die geplante Lösung zur Entlastung der Langenhorner Chaussee mit Anbindung an die BAB erscheint mir nützlich, unumgänglich und einer Weltstadt wie Hamburg würdig. Für und wider die Osttangente. Ständig treffen weitere Briefe zu diesem heißdiskutierten Thema ein. Bisherige Meinungs-Bilanz: jeder zweite Briefschreiber lehnt die Stadtautobahn in der vorgeschlagenen Form ab. Weitere Briefe in der nächsten Woche

Februar

März

24.03.1977: Norderstedt, "Emporkömmling" vor den Toren Hamburgs und jetzt mit 62 000 Einwohnern fünftgrößte Stadt Schleswig-Holsteins, plant für das Jahr 2000. Zum erstenmal in der siebenjährigen Geschichte soll ein Flächennutzungsplan die Entwicklung der jungen Stadt in geordnete Bahnen lenken. Norderstedt soll nach dem Willen seiner Stadtväter nnd der schleswig-holsteinischen Landesregierung bis zum Jahr 1980 auf rund 80 000 Einwohner wachsen. Die in den letzten drei Jahren stagnierenden Bevölkerungszahlen haben eine Entwicklungseuphorie beendet, die 1970 aufgekommen war, als das "Fusionsprodukt" aus den früheren Gemeinden Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe und Glashütte begehrtes Domizil für die Hamburger wurde. Sie suchten und fanden Großstadtnähe im Grünen. In Norderstedt ist aber der "Verstädterungsprozeß" mittlerweile so weit fortgeschritten, daß mancher Hanseat an die Elbe zurückkehrte. Das vergangene Jahr bescherte zum erstenmal ein Minus in der Bevölkerungsentwicklung von 151 Personen. Dieses Defizit ist allerdings bereits in den ersten beiden Monaten dieses Jahres ausgeglichen worden. Der Zweite Stadtrat und Bauamtsleiter Jürgen Messfeldt blickt mit Optimismus in die Zukunft: "Wenn der Großflughafen Hamburg-Kaltenkirchen kommt, wird das für unsere Stadt wesentliche Entwicklungsimpulse bedeuten." Norderstedt träumt von einem zweiten Städtkern im geographischen Zentrum. Hier sollen eines Tages weitere 12 000 Menschen leben, und hier sind auch 6000 neue Arbeitsplätze vorgesehen. Messfeldt hält 80 000 Einwohner für eine "gesunde Größe", Am Flächennutzungsplan aber scheiden sich die Geister. Streitobjekt Nr. 1 zwischen den Parteien ist jener Tangentenring um Hamburg, der eines Tages zwischen Wedel und Geesthacht durch das nördliche Umland der Hansestadt verlaufen soll. Er wird Norderstedt durchschneiden. Das Kieler Innenministerium ließ durchblicken, es würde den Flächennutzungsplan nicht genehmigen, wenn Norderstedt nicht eine entsprechende Trasse freihalte. Das empörte die FDP, Die Liberalen sehen keinen Anlaß, nach der Kieler Pfeife zu tanzen, und wollen möglicherweise das Verwaltungsgericht anrufen. Wegen des Tangentenringes sagte auch die SPD nein zum Flächennutzungsplan. Die CDU ? im Rathaus mit absoluter Mehrheit ausgestattet ? verabschiedete das neue Stadtentwicklungskonzept dennoch. Die Begründung: Norderstedt benötige ohnehin eine zweispurige innerstädtische Verkehrsverbindung. Es stehe in den Sternen, wenn daraus einmal ein vierspuriger Tangentenring werde.

April

Mai

Juni

Juli

August

September

Oktober

November

Dezember

06.12.1977: Jusos verließen die Partei: In Norderstedt bahnt sich ein Massenaustritt von Jungsozialisten aus der SPD an. Sieben Mitglieder haben auf einen Schlag ihr Parteibuch zurückgegeben. Einer von ihnen, der bisherige Sprecher der Norderstedter Jusos, der 29jährige kaufmännische Angestellte Klaus Haase, kündigte gestern abend an: "Weitere Austritte werden folgen." Gemeinsam mit Haase haben zwei weitere Mitglieder des fünfköpfigen. Juso-Kollektivs ihr Parteibuch zurückgegeben. Die restlichen beiden Mitglieder des Führungsgremiums der Norderstedter SPD-Nachwuchsorganisation haben vorerst nur ihren Rücktritt erklärt. In einer gemeinsamen Begründung werfen die sieben Ausgetretenen der SPD vor, sie verwalte nur noch die Krise und betreibe eine Politik, die nicht mehr mit dem Godesberger Programm zu vereinbaren sei. Die gegenwärtigen Probleme seien nicht vorübergehender Natur, sondern eine "langfristige Strukturkrise unseres Wirtschafts- und Gesellschaftssystems". Außerdem: "Wir können die Hamburger Beschlüsse zur Kernenergie und Neutronenbombe nicht mittragen", sagte Peter Koppelmann (31), ehemaliges Vorstandsmitglied der Norderstedter SPD in den Distrikten Garstedt und Friedrichsgabe. Mit ihm hat seine Frau Barbara (30), die noch Mitglied im Kulturausschuß der Stadt Norderstedt ist, der Partei den Rücken gekehrt. Der Pressesprecher der SPD in Norderstedt-Harksheide, Manfred Lüdemann, konstatierte gestern abend: "Sieben sind bei 850 Sozialdemokraten in Norderstedt eine kleine Gruppe. Ich halte ihren Schritt für falsch, weil man in der SPD bleiben muß, wenn man etwas ändern will."

1978

Januar

18.01.1978: Der Senat hat die Pläne von zwei Unternehmen durchkreuzt, in Langenhorn und Steilshoop Verbrauchermärkte zu errichten. Die Rathaus-Regierung beschloß gestern sogenannte Veränderungssperren für die betreffenden Flächen zwischen Langenhorner Chaussee und Essener Straße sowie Steilshooper Allee, Elchlohweg, Gründgensstraße und Alfred-Mahlau- Weg. Im ersteren Fall wird eine Beeinträchtigung des Einkaufszentrums Norderstedt-Garstedt und des Bezirksentlastungszentrums Langenhorn befürchtet. In dem Steilshooper Gewerbegebiet sollen nur produzierende Betriebe angesiedelt werden.

20.01.1978: Norderstedter Ansiedler fordern ihr Geld zurück, Oberverwaltungsgericht: Zwei Millionen zu Unrecht erhoben: So entschied gestern das Oberverwaltungsgericht in Lüneburg, auf das eine Prozeßlawine zugerollt ist, seit es in Schleswig-Holstein die umstrittenen Ansiedlungsgebühren für Bauherren gibt. Wenn die Stadt Norderstedt allen gerecht werden will, die in den vergangenen Jahren in der fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins ein Eigenheim oder einen Wohnblock gebaut haben, dann muß sie über zwei Millionen Mark zurückzah- Von den 220 Verfahren aus dem nördlichsten Bundesland ist gestern das erste mit grundsätzlicher Bedeutung für Norderstedt abgeschlossen worden. Das Ergebnis: Die Stadt hat nur 80 Prozent von den 10,5 Millionen DM, die sie seit ihrer Gründung am 1. Januar 1970 kassierte, zu Recht erhoben. Die erste Instanz, das Verwaltungsgericht in Schleswig, war in allen Fällen zu dem Ergebnis gekommen: Die Gebühren hätten überhaupt nicht kassiert werden dürfen, weil die "Satzung über die Erhebung von Abgaben wegen Änderung der Gemeindeverhältnisse" null und nichtig sei. In rund 350 Städten und Gemeinden Schleswig-Holsteins werden die Ansiedlungsgebühren für den Bau von Schulen, Altentagesstätten, Jugendheimen oder Kindergärten verwandt. Im Norderstedter Fall erkannte das Oberverwaltungsgericht Lüneburg gestern, die Stadt hätte ihre Neubau-Bürger ausschließlich für den Schulbau zur Kasse bitten dürfen. Alles andere sei als Nachholbedarf einzuordnen, der sich für die aus den Ursprungsgemeinden Garstedt, Friedrichsgabe, Harksheide und Glashütte entstandene Stadt ergeben habe. Die Lüneburger Richter schickten die Vertreter der Norderstedter Stadtverwaltung auch mit der vorbeugenden Feststellung nach Hause, die Stadt dürfe auch für den geplanten Neubau eines Rathauses keine Mark von künftigen Bauherren nehmen. Bis 1985 soll in Norderstedt ein zweites Stadtzentrum entstehen mit Wohnungen für 10 000 Menschen und 6000 Arbeitsplätzen. Im Zentrum soll ein neues Verwaltungsgebäude liegen. Die Stadtväter stehen jetzt vor der Frage: Sollen sie die zu Unrecht geforderten 20 Prozent auch an jene zurückzahlen, die sich nicht durch Widerspruch oder Klage gewehrt haben? Eine rechtliche Verpflichtung gibt es nur gegenüber denen, die geklagt haben. Aber der Sprecher einer Interessengemeinschaft von Ansiedlungsgebühren-Geschädigten, Claus Kreutzfeldt, forderte gestern abend: "Jetzt müssen alle ihr Geld zurückbekommen, wenn die Stadt nicht einen großen Vertrauensschwund in Kauf nehmen will!" Solche Gleichbehandlung aller hatte vorher auch schon Norderstedts Bürgervorsteher Hans-Joachim Zimmermann (CDU) erwogen. Nach dem Lüneburger Urteil sprach der Leiter des Norderstedter Bauamtes, Stadtrat Jürgen Messfeldt, von einem "geordneten Rückzug", der jetzt angetreten werden müsse. Norderstedt müsse die Satzung aus dem Jahre 1973 revidieren. Es sei noch offen, ob die Stadt tatsächlich über zwei Millionen Mark zurückzahlen wird.

Februar

22.02.1978: Gemeinde trauert um Rotbuche: Weil es bei Ausschachtungsarbeiten für 27 Reihenhäuser und eine Tiefgarage mitten in Norderstedt Schwierigkeiten gab, mußte eine über 100 Jahre alte Rotbuche verschwinden. Ehe die Männer der Baupolizei am Tatort waren, hatte eine Motorsäge das prachtvolle Naturdenkmal gefällt. In der Norderstedter Ursprungsgemeinde Garstedt hat das einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Die alte Buche mit einem Durchmesser von über einem Meter war eines der Wahrzeichen dieser holsteinischen Landschaft. Dabei war das Bauvorhaben für das Hamburger Wohnungsunternehmen Jens S. Jensen nur mit der Auflage genehmigt worden, die Buche um jeden Preis zu schützen und zu erhalten. Die Stadt hatte der Firma detaillierte Informationen über den Schutz der Baumrinde und der Wurzeln gegeben. An der Spitze der Entrüsteten steht der Norderstedter Bauamtsleiter Jürgen Messfeldt: "Es ist erschütternd, daß es so wenig Verantwortung für die Landschaft gibt. Mir blutet das Herz." In der Bevölkerung ist der Protest von Vokabeln wie "Landschaftsmörder" gekennzeichnet. Ein Sprecher des Hamburger Wohnungsuntemehmens Jensen: "Wir sind selbst überrascht und versuchen, die Sache zu klären. Das geht nicht von heute auf morgen." Das Baumfällen ist eine Ordnungswidrigkeit, die mit einem Bußgeld von höchstens 3000 Mark geahndet werden kann. Bauamtsleiter Messfeldt kündigte allerdings an: "Wir werden den Wert des Baumes nachträglich von einem Fachmann schätzen lassen und entsprechende Ersatzpflanzungen fordern." Der rein materielle Wert der Rotbuche dürfte sich auf über 20 000 Mark belaufen.

März

01.03.1978: Mit dem Parteiaustritt des SPD- Abgeordneten Karl-Heinz Kluge (30) begann gestern abend die letzte Sitzung der Norderstedter Stadtvertretung vor den schleswig-holsteinischen Kommunalwahlen am kommenden Sonntag. Als Grund für diesen Schritt nannte Kluge eine allzu starke Konzentration von Jusos im Norderstedter Stadtteil Garstedt, in dem sich die Jusos gegenüber den Alt-Sozialdemokraten durchgesetzt hätten. Seinen Austritt aus der CDU und der Christlich-Demokratischen Arbeitnehmerschaft (CDA) hat gestern der stellvertretende CDA-Landesvorsitzende von Schleswig-Holstein, Winfried Steffen aus Heide, erklärt.

April

Mai

Juni

09.06.1978: Würde es einen Orden für die schwanenfeindlichste Stadt geben ? er müßte nach Norderstedt gehen. Andernorts dürften diese ebenso wilden wie majestätischen Vögel kaum so unmenschlich behandelt werden wie in der aufstrebenden Stadt vor den Toren Hamburgs, die für sich so gern das Prädikat der Naturverbundenheit in Anspruch nimmt. Seit gestern sind die Norderstedter empört, weil es sich herumgesprochen hat, daß ein unbekannter Hekkenschütze mindestens einen, vermutlich aber drei der fünf Jungschwäne auf dem Teich im Herzen Norderstedts, dem Harksheider Teich am Kirchenstieg, mit einem Luftgewehr abgeknallt hat. Das letzte Schwanenpaar muß nun um seine beiden Sprößlinge auch bangen. Schockwirkung hatte bei den Norderstedtern schon vor einigen Jahren ein wenig waidmännisches Spektakel: Ein bekannter Arzt und Jäger kreuzte mit seiner Büchse am Ufer des idyllischen Teichs auf und schickte eine Reihe von Wildenten in die ewigen Jagdgründe. Im Norderstedter Bauamt breitet sich Resignation aus: Von 13 Altschwänen des letzten Jahres sind nur noch drei geblieben. Zwei starben einen qualvollen Tod, weil sie Angelhaken verschluckt hatten. Zwei weitere verschwanden über Nacht vom Garstedter Dorfteich, obwohl ihnen die Flügel gestutzt worden waren. Experten im Rathaus sind so gut wie sicher, daß die Tiere in die Bratpfanne gewandert sind. Ein fünfter Schwan wurde im letzten Winter ? von der Stadtverwaltung mit vielen anderen extra in ein Winterquartier gebracht ? von Menschen mit Steinen beworfen und erschlagen. Und die restlichen fünf? Sie flogen davon, weil ihnen noch nicht die Flügel gestutzt worden waren. Kein Wunder, wer möchte in Norderstedt schon gern Schwan sein

Juli

August

September

Oktober

November

23.11.1978: Hamburgs Umland mausert sich: Wenn Bernd L. morgens in "seine" Firma fährt, genießt er erst einmal Landluft. Als er noch in Hamburg arbeitete, stand er jeden Morgen im Stau und atmete stikkige Luft der Großstadt. Vor gut einem Jahr ist Bernd L. "ausgewandert" ? nach Schleswig-Holstein, nach Norderstedt, Kreis Segeberg. Nur ein Katzensprung über die Landesgrenze. Viele Hamburger haben in den letzten Jahren ihrer Stadt den Rücken gekehrt. Oft war es der Wunsch nach dem eigenen Häuschen, das billigere Bauland außerhalb der Stadt. Sorgen um den Arbeitsplatz brauchte sich kaum jemand zu machen. Das Hamburger Umland, früher von Landwirtschaft geprägt, ist industrialisiert worden. Millionenbeträge stellte die Kieler Landesregierung bereit, um Unternehmen den Standort am Saum der Wirtschaftsmetropole schmackhaft zu machen. Und die Firmen nahmen das Angebot an. Im Kreis Segeberg zum Beispiel beschäftigen heute rund 130 Industriebetriebe etwa 13 000 Menschen. Dabei sind nur die Betriebe erfaßt, die 20 Mitarbeiter und mehr haben. Sogar 175 Industriebetriebe weist die Statistik aus, nimmt man Firmen mit zehn Beschäftigten hinzu. Gut 371 Mill. DM haben die Arbeitnehmer in Industrie, Handel und Verkehr im vergangenen Jahr verdient ? da bleibt auch nach Abzug der Steuern und Sozialabgaben genug Kaufkraft, um weitere Händler und auch Handwerker anzulocken. Doch nicht alle Betriebe konnten sich halten oder gehalten werden: Im vergangenen Jahr nahm ihre Zahl um 6 ?/" gegenüber 1976 ab. Das war überdurchschnittlich, sowohl im Vergleich zum Landesdurchschnitt als auch zum Bundesdurchschnitt. Allerdings lag die Steigerung in den Jahren davor auch weit über dem Durchschnitt. Arbeitsplätze gingen verloren. Aber weit mehr kamen wieder dazu. So trägt der Kreis Segeberg auch wesentlich dazu bei, daß Schleswig-Holsteins Wirtschaftsminister Jürgen Westphal Anfang dieses Monats voller Genugtuung in der Arbeitsmarktstatistik blättern konnte, die ihm Arbeitsvermittlungs-Chef Josef Stingl von Nürnberg nach Kiel geschickt hatte: Die Arbeitslosigkeit in Schleswig-Holstein ist erstmals auf den Bundesdurchschnitt von 3,8% gesunken. Die Ansiedlungspolitik um die Wirtschaftsmetropole Hamburg herum hat sich ausgezahlt, wenngleich der starke Süden des Landes nicht über die strukturschwachen Gebiete anderenorts hinwegtäuschen kann. Mit der Industrialisierung zog es auch die Menschen in den Kreis Segeberg. Von 1970 bis 1976 hat die Bevölkerung um 20°/o auf etwas mehr als 200 000 Einwohner zugenommen. Im Durchschnitt kam das '"Land zwischen den Meeren" auf eine Zuwachsrate von nur 3,6 %>. Jedoch scheint es so, als sei Hamburgs Anziehungskraft immer noch so groß, daß die meisten in nächster Nähe der Stadt bleiben. Norderstedt ist das beliebteste Ziel der "Einwanderer" des Kreises Segeberg. Und mittlerweile mit 63 000 Einwohnern auch größte Stadt des Landkreises. 1970, als sie durch die Zusammenlegung der Gemeinden Friedrichsgabe, Garstedt, Glashütte und Harksheide entstand, sah es dort eher aus wie Dorf. Das Kurzentrum Bad Bramstedt, ebenfalls um Neubürger bemüht, kann da nicht mithalten, ebensowenig wie Kaltenkirchen, Trappenkamp und nicht zuletzt die Kreisstadt Bad Segeberg. Obwohl auch dort alle Anstrengungen gemacht werden, Firmen heranzuziehen. Die Stadtväter sehen natürlich, welche Vorteile das Paradebeispiel Norderstedt auszeichnet: Mit dem aufblühenden Gewerbegebiet kam auch der Wohnungsbau in Schwung, und die Arbeitslosigkeit liegt bei lediglich 2,5 "/? ? eine ?Traumquote". Es wurde den Unternehmern im Kreis Segeberg aber auch leichtgemacht, nach Schleswig-Holstein zu ziehen. Die Zonenrandlage ? jedenfalls nach den Buchstaben der Förderungsprogramme ? bringt zum Beispiel Zinsvorteile bei Betriebsgründungskrediten. ERP-Kredite in Hamburg sind immer teurer als im Kreis Segeberg. Die Lohnsummensteuer fällt im Umland geringer aus als in Hamburg. Diese Verzerrung wird ja nun beseitigt. Wirtschaftsminister Westphal: "Schleswig-Holstein bietet zukunftsorientierten Unternehmern nicht nur bedeutende wirtschaftliche Vorteile, die durch eine aktivere Wirtschaftspolitik noch ständig weiter ausgebaut werden, sondern ebenso hohe Wohn- und Freizeitwerte. Das haben kleine, mittlere und große Unternehmen aus den verschiedensten Branchen erkannt und sich für Schleswig-Holstein entschieden."

Dezember

1979

Januar

Februar

März

April

Mai

Juni

01.06.1979: Als Bürgermeister der einstigen Gemeinde Garstedt und der heutigen Stadt Norderstedt hat er bereits mit fünf Hamburger Burgermeistern (Sieveking. Brauer, Nevermann, Weichmann und Klose) über Grenzprobleme gesprochen: Horst Emb acher (62) ist eines der letzten Stadtoberhaupter mit patriarchalischem Glanz. Bis 1982 wird er noch Burgermeister von rund 63 000 Einwohnern und damit der fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins sein. Nach 20j ähriger Dienstzeit ist ihm das Bundesverdienstkreuz am Bande verliehen worden. Wenn er schimpft, kommt manchmal noch die ostpreußische Mundart durch (Geburtsort: Rosenberg). Embacher besuchte die Humanistischen Gymnasien in Tilsit und Insierburg. Als sozialdemokratischer Stadtverordneter begann er im Jahre 1952 in Elmshorn seine kommunalpolitische Laufbahn. Der spätere Bürgermeister zog sich rasch aus der Parteipolitik zurück: .,Ich bin Bürgermeister für alle Bürger." Der Name Embacher steht in Norderstedt auch für Völkerverständigung und Aussöhnung mit Frankreich und "Großbritannien. Der Bürgermeister sorgte dafür, daß Partnerschaft zwischen den Städten zur Herzensangelegenheit für die Menschen wurde. Seinem Amtskollegen Vauquelin im französischen Städtchen Maromme redet er mit "Mein lieber Freund und Kamerad" an. Norderstedt ist für den ehemaligen Luftwaffen-Offizier und Vater von drei erwachsenen Kindern zur Schicksalsstadt geworden. Als Embacher vor 20 Jf4hren nach Garstedt kam, gab es noch keinen befestigten Bürgersteig. Heute ist ..Embacher-Town" die größte und modernste Stadt vor den Toren Hamburgs. now

01.06.1979: Norderstedts Bürgermeister Horst Embacher (62) ist mit dem Bundesverdienstkreuz am Bande ausgezeichnet worden. Der gebürtige Ostpreuße ist seil der Stadtgründung im Jahre 1970 (Zusammenlegung der Gemeinden Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe und Glashütte) Oberhaupt der fünftgrößten Stadt Schleswig-Holsteins (rund 63 000 Einwohner).

Juli

August

13.08.1979: 10 Jahre Norderstedt: Neun Tage lang will Norderstedt im nächsten Jahr das zehnjährige Bestehen der Stadt feiern. Die am 1. Januar 1970 aus den Gemeinden Garstedt, Harksheide, Glashütte und Friedrichsgabe gegründete und dem Kreis Segeberg angegliederte Stadt will sich nach Auskunft von Bürgermeister Horst Embacher vom 10. bis 18. Mai nächsten Jahres durch eine gro- ße Ausstellung präsentieren. In voraussichtlich 25 Hallen mit 15 000 Quadratmetern Ausstellungsfläche und auf einer Freifläche von 10 000 Quadratmetern sollen verschiedene Lebensbereiche dargestellt werden. Neben Wirtschaftsunternehmen aus der gesamten Bundesrepublik erwartet Norderstedt eine Beteiligung aus Frankreich, Großbritannien, Ungarn und Polen. Vorgesehen ist auch ein kulturelles Programm, wozu das Landessängerfest mit etwa 10000 Gästen gehören wird. gh

September

Oktober

November

Dezember

13.12.1979: Kreidestriche, ein bunter Schulranzen auf dem Zebrastreifen, ein demoliertes Kinderfahrrad ? stumme Zeugen eines schweren Verkehrsunfalles, bei dem gestern mittag in der Straße Lütjenmoor in Norderstedt der zehnjährige Schüler Glenn M. von einem Volkswagen erfaßt und so schwer verletzt wurde, daß er in die Intensivstation des Heidberg-Krankenhauses gebracht werden mußte. Es wäre ein normaler und alltäglicher Unfall auf dem Schulweg, wenn nicht hier besondere Umstände seit einem halben Jahr eine entscheidende Rolle spielen würde. Denn bis zum 30. November war. die Straße Lütjenmoor noch Einbahnstraße ? seit sieben Jahren ? , aber nach einer Verfügung durch Norderstedts Bürgermeister Horst Embacher wurde die Einbahnstraßenregelung gegen den erklärten Willen von Eltern und Anliegern, die in 1790 Unterschriften gegen die Aufhebung der Einbahnstraßenregelung votierten, aufgehoben. Der Sprecher der Elterninitiative Schul wegsicherung Lütjenmoor, Claus Kreutzfeldt, gestern nach Bekanntwerden des schweren Unfalls: "Wir werden weiter im Interesse eines sicheren Schulweges, im Interesse der Sicherheit unserer Kinder für die Aufhebung des Embacher- Beschlusses kämpfen. Wir werden jetzt nach diesem Unfall den Rücktritt von Embacher fordern!" An der Straße Lütjenmoor in Norderstedt liegen eine Grund- und Hauptschule, ein Kindergarten, eine Sonderschule und eine Altenwohnanlage. Außerdem wird diese Straße von Schülern eines Gymnasiums und einer Realschule benutzt. Bürgermeister Horst Embacher leitete seine Motive für die Aufhebung aus einem seit 17 Jahren rechtskräftigen Bebauungsplan der damaligen Gemeinde Garstedt her. Mit der Öffnung der Straße in beide Fahrtrichtungen wurden allerdings zusätzliche Sicherheitsmaßnahmen g-etroffen: eine Fußgängerampel, Schutzgitter in den Gefahrenbereichen, eine Geschwindigkeitsbegrenzung auf 30 Kilometer und überdimensionale Fahrbahnmarkierungen. Das besonders Tragische an diesem Unfall, der in Fahrtrichtung der alten Einbahnstraße geschah: Der schwerverletzte Junge ist der. Sohn vom Fahrer des Norderstedter Verwaltungschefs.

27.12.1979: Norderstedt wird 10 Jahre alt, Am nördlichen Stadtrand von Hamburg wird dieser Jahreswechsel ganz besonders gefeiert: Norderstedt wird zehn Jahre altl Und hat wirklich allen Grund, stolz zu sein. Die aus den Gemeinden Garstedt, Harksheide, Friedrichsgabe und Glashütte entstandene Stadt hat sich seit 1970 mit heute 65 000 Einwohnern zur fünftgrößten Stadt in Schleswig- Holstein gemausert. Der Gründungsgedanke, in der verkehrsgünstigen Hamburger Randlage gemeinsam besser wirtschaften und planen zu können, hat sich längst bezahlt gemacht. Die ausgewiesenen Gewerbeflächen sind nahezu vollständig ausgenutzt. Auf 207 Hektar Fläche stehen mittlerweile 100 Industrie- und 2100 Gewerbebetriebe.

 
   
 
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