FC Eintracht Norderstedt 03
  Eintracht Norderstedt
 
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Eintracht Norderstedt Fußballclub Eintracht Norderstedt von 2003 e. V. Es fehlt das Geburtsdatum von Stadionsprecher Ewald Koch
Eintracht Garstedt Sportverein Eintracht Garstedt von 1945 e. V. 1) Es fehlen die genauen Amtszeiten der Ersten Vorsitzenden
2) Es fehlt „Was sonst noch bekannt ist“
1. SC Norderstedt
Vereinsgründung
Vereinserfolge
Zuschauer
Schiedsrichter
Trivia
HFV und SHFV Warum HFV statt SHFV?

Fußballclub Eintracht Norderstedt von 2003 e. V.

SV Eintracht Garstedt 1945 („SVEG“)
18.11.1945 Gründung als Fußballverein
1968/69 Hamburger Pokalsieger (gegen Schnelsen)
1969/70 Teilnahme am NFV-Pokal (gegen Concordia)
01.07.1972 Anschluss an den 1. SC Norderstedt
1. SC Norderstedt („SCN“)
07.01.1970 Gründung als Tanzsportverein
01.07.1972 Anschluss von Eintracht Garstedt
1986/87 Aufstieg in die überregionale dritte Liga
1992/93 Teilnahme Zweitliga-Aufstiegsrunde
1994/95 Aufstieg in die überregionale dritte Liga
  Hamburger Pokalsieger (gegen Pauli II)
1995/96 Teilnahme am DFB-Pokal (gegen Wattenscheid)
1998/99 Hamburger Pokalsieger (gegen HSV II)
1999/00 Teilnahme am DFB-Pokal (gegen Stuttgart)
Übertritt der Fußballabteilung zum FCEN am 19.06.2003.
FC Eintracht Norderstedt 2003 („FCEN“)
24.04.2003 Gründung als Fußballverein
Aufnahme der Fußballabteilung des SCN am 19.06.2003.
2012/13 Aufstieg in die überregionale vierte Liga
2015/16 Hamburger Pokalsieger (gegen Altona)
2016/17 Teilnahme am DFB-Pokal (gegen Fürth)
  Hamburger Pokalsieger (gegen SVHR)
2017/18 Teilnahme am DFB-Pokal (gegen Wolfsburg)

Der FC Eintracht Norderstedt 2003 wurde am 24. April 2003 als Nachfolgeverein der Fußballabteilung des 1. SC Norderstedt gegründet, welcher wiederum auf den SV Eintracht Garstedt 1945 zurückgeht. Er ist ein reiner Fußballverein und heute der spielstärkste Amateurklub im Hamburger Fußball-Verband (HFV) sowie nach dem Hamburger SV und dem FC St. Pauli der drittstärkste im gesamten Hamburger Fußball. Der Verein trägt seine Heimspiele an der Ochsenzoller Straße im Norderstedter Stadtteil Garstedt aus und ist überregional vor allem durch seine dreimalige Teilnahme am DFB-Pokal bekannt.

Der Ursprung des Vereins liegt beim SV Eintracht Garstedt 1945, der am 18. November 1945, also nur wenige Monate nach Ende des Zweiten Weltkriegs, als erster Sportverein der im Kreis Pinneberg gelegenen Gemeinde Garstedt gegründet wurde und im Fußball mehr schlecht als recht in den unterklassigen Amateurligen aktiv war. Von sich reden machte die Fußballabteilung des Vereins lediglich einmal, als 1969 im damals noch existierenden Norddeutschen Pokal ein 1:1-Unentschieden gegen den übermächtig erschienenden SC Concordia gelang.

Als 1970 die Pinneberger Gemeinde Garstedt mit den drei Nachbarorten Friedrichsgabe, Glashütte und Harksheide zur fortan zum Kreis Segeberg gehörigen Stadt Norderstedt fusionierte, wurde nur eine Woche nach Stadtgründung mit dem 1. SC Norderstedt ein Tanzsportverein gegründet, dem sich Eintracht Garstedt am 1. Juni 1972 anschloss, womit die Fußballabteilung in den 1. SC Norderstedt überging. Stand der Garstedter Fußball bislang im Schatten von TuRa Harksheide, entwickelte sich der neue Klub nun zum erfolgreichsten Fußballverein der Stadt, konnte in den späten Achtzigerjahren erstmals das Hamburger Ligasystem verlassen und spielte ab dann für anderthalb Jahrzehnte überregional in Oberliga und Regionalliga. Hierbei glückte einmal sogar fast der Aufstieg in die 2. Bundesliga, als man in der Aufstiegsrunde gegen die Traditionsvereine Kickers Offenbach, SSV Ulm und 1860 München antreten durfte, wobei das 2:2-Unentschieden gegen die Sechzger bis heute als wohl größter Moment der Norderstedter Fußballgeschichte gilt. 1995 und 1999 wurde der 1. SC Norderstedt durch Teilnahmen am DFB-Pokal deutschlandweit bekannt. Die Geschichte des Fußballs beim SCN fand jedoch ein jähes Ende, als der Verein seine Fußballmannschaft im Sommer 2002 aus finanziellen Gründen zurückzog, so dass am 24. April 2003 der heutige FC Eintracht Norderstedt 2003 als Nachfolgeverein der erfolgreichen Fußballsparte des SCN gegründet wurde.

Über dieses Archiv

Präsident
Reenald Koch 11.11.1946 24.04.2003 – heute
Vizepräsident
Eddy Münch 08.03.1945 24.04.2003 – 30.11.2009
Thomas Hochmuth   20.07.2012 – 28.11.2016
Julia Karsten-Plambeck   29.11.2016 – heute
Manager
Reenald Koch 11.11.1946 24.04.2003 – 30.06.2007
Jan-Uwe Gundel 31.08.1971 01.07.2007 – 30.06.2009
Reenald Koch 11.11.1946 01.07.2009 – 31.01.2012
Jörg Franke 26.06.1958 01.02.2012 – 30.06.2013
Reenald Koch 11.11.1946 01.07.2014 – heute
Teambetreuer
Olaf Bösselmann 18.01.1965 01.07.2009 – heute
Stadionsprecher
Ewald Koch ca. 1968 24.04.2003 – heute

Dieses Archiv befasst sich hauptsächlich mit der Geschichte von Eintracht Norderstedt. Es sollen alle Pflichtspielergebnisse und Tabellenstände sämtlicher Mannschaften des Vereins protokolliert werden, von den Super-Senioren über die 3. Herren bis hin zur untersten Jugend-Abteilung und den Frauenteams.

Das Hauptaugenmerk und Kernstück des Archivs bildet dabei natürlich die 1. Herren-Mannschaft, dem Aushängeschild des Vereins. Da die 1. Herren sehr eng mit der entsprechenden Mannschaft der beiden Vorgängervereine Eintracht Garstedt und vor allem dem 1. SC Norderstedt verbunden ist, wird das Archiv die 1. Herren dieser beiden Vereine ebenfalls berücksichtigen. Im Senioren-, Jugend- und Frauenbereich sowie bei den restlichen Herren-Mannschaften wird hierauf allerdings verzichtet, zumal die Verfügbarkeit von Informationen in diesen Fällen ohnehin sehr dürftig ist.

Laut Vereinssatzung ist Eintracht Norderstedt ein reiner Fußballverein und es wird explizit betont, dass andere Sportarten im Verein nicht zugelassen sind. Dies dürfte ein Entgegenkommen an den Stammverein 1. SC Norderstedt sein, der wohl ansonsten zu befürchten hätte, dass ihnen die Eintracht auch in anderen Sportarten Mitglieder streitig machen könnte, denn während die Eintracht keine weiteren Abteilungen im Verein aufnimmt, verzichtet auch der 1. SC Norderstedt seit 2003 darauf, eine neue Fußballabteilung aufzubauen. Sollten dennoch in ferner Zukunft irgendwann einmal auch andere Sportarten bei der Eintracht gespielt werden – wobei dies satzungsbedingt wohl ausschließlich Fußballvarianten wie American Football, Gaelic Football oder Futsal betreffen dürfte –, wird dies in diesem Archiv selbstverständlich auch verzeichnet, sofern diese Sportarten im Verein wettkampfmäßig betrieben werden. Auch für den interessanten aber äußerst unwahrscheinlichen Fall, dass der 1. SC Norderstedt wieder eine Fußballabteilung aufbauen würde, würde ich diese Abteilung in diesem Archiv begleiten: Dann hätte ich eben fortan zwei Lieblingsvereine in Norderstedt, bei denen ich versuchen würde, möglichst viele Spiele zu sehen!


Sportverein Eintracht Garstedt von 1945 e. V.

Der SV Eintracht Garstedt 1945 wurde am 18. November 1945 gegründet und ist der Ursprungsverein von Eintracht Norderstedt. Er war ursprünglich ein reiner Fußballverein, entwickelte sich in den folgenden Jahrzehnten jedoch immer mehr zum Breitensportverein mit zahllosen Abteilungen, ehe er im Sommer 1972 dem zwei Jahre zuvor gegründeten 1. SC Norderstedt beitrat.

Als Heimat diente Eintracht Garstedt die an der Ochsenzoller Straße nahe des Garstedter Rathauses befindliche Sportanlage, die ursprünglich nur einen einzelnen Grandplatz beherbergte, der unter anderem von der Fußball- und der Feldhandballabteilung genutzt wurde. In den frühen Sechzigern wurde ein zweiter Grandplatz eröffnet, da der alte Sportplatz durch den Zuwachs an Mitgliedern mittlerweile an der Kapazitätsgrenze angelangt war, und zudem erhielt der alte Platz eine Laufbahn für die Leichtathletikabteilung. Eintracht Garstedt nutzte jedoch auch noch andere Spielstätten im Gemeindegebiet; so trainierte die Turnabteilung in den Schulsporthallen am Aurikelstieg und am Lütjenmoor und konnte ab Herbst 1966 auch in der Schulsporthalle Niendorfer Straße turnen.

Allgemeine Informationen über die Geschichte von Eintracht Garstedt sind spärlich, allerdings sind neben zahlloser Resultate der Leichtathleten auch die Ergebnisse und Tabellenstände der Fußballabteilung nahezu vollständig bekannt. Da von den meisten deutschen Amateurvereinen kaum überhaupt die Ergebnisse ihrer jeweiligen Sportart zu ermitteln sind, gibt das Archiv von Eintracht Garstedt trotz eindeutiger Lücken doch mehr her, als man gemeinhin von einem vergleichbaren Dorfverein erwarten könnte.

Vereinsgeschichte

Erster Vorsitzender
Herbert Grimcke   18.11.1945 – 1946
Holger Johannesen   1946 – ca. 1950
Fritz Geißler   ca. 1950 – 19.03.1951
Edmund Plambeck 22.07.1913 19.03.1951 – 01.07.1972

Die Geschichte von Eintracht Garstedt lässt sich bis in den Sommer 1945 zurückverfolgen, als einige Jugendliche aus Garstedt und dem benachbarten Bönningstedt in ihrer Freizeit auf dem Grandplatz an der Ochsenzoller Straße Fußball spielten. Es dauerte bis zum 2. November, bis vierzehn junge Akteure beschlossen, einen Sportverein zu gründen, und am 18. November wurde im Gasthaus Nolte am Schulweg 2 endlich der SV Eintracht Garstedt gegründet – heute wird die Straße als Alte Dorfstraße bezeichnet und im Gebäude befindet sich nunmehr das Norderstedter Alten- und Pflegeheim Rosengarten. Schlussendlich wurden 37 Personen als Gründungsmitglieder von Eintracht Garstedt eingetragen, die als allererstes den Vereinsnamen beschlossen und anschließend den vorläufigen Vorstand mit Herbert Grimcke als Ersten Vorsitzenden, Holger Johannesen als Zweiten Vorsitzenden, Bruno Witt als Schriftführer, Herbert Karstens als Kassenwart und Hans Pleister als Jugendwart wählten.

Eine der ersten bekannten Fotographien des SVEG

Auf der ersten ordentlichen Mitgliederversammlung der Vereinsgeschichte, die Anfang des Jahres 1946 unter der Beteiligung sämtlicher mittlerweile 46 Mitglieder gehalten wurde, tauschte Herbert Grimcke bereitwillig mit Holger Johannesen die Ämter, während Hans Pleister auch noch zum Sportwart ernannt wurde. Johannesen sollte den Verein mehrere Jahre lang lenken und den vormaligen reinen Fußballklub um weitere Abteilungen wie Handball, Turnen und Tischtennis bereichern. Am 12. Dezember 1946 wurde unter seiner Führung Weinrot-Weiß als Vereinsfarbe beschlossen, und auch das Vereinswappen wurde in seiner Amtszeit eingeführt, nachdem bei einem Wettbewerb zur Gestaltung des Klubemblems der Entwurf von Hermann Pöplau gewonnen hatte. Die Mitgliederzahl des Vereins stieg in den folgenden Jahren stetig, so waren im April 1947 bereits 125 Mitglieder im Verein eingetragen und bis Mitte 1948 stieg diese Zahl auf 250. Als der Garstedter Bürgermeister Friedrich Lange zu Ostern 1950 das neue Sporthaus von Eintracht Garstedt an der Ochsenzoller Straße einweihte, amtierte jedoch bereits Fritz Geißler als Vereinsvorsitzender – und auch auf dem Stiftungsfest des Vereins zum fünfjährigen Geburtstag am 4. November 1950 war es Geißler, der in seiner Form als Erster Vorsitzender des Vereins seine Amtsvorgänger namentlich ehrte.

Edmund Plambeck

Der gesellschaftliche Aufstieg des Vereins begann dann schließlich im Frühjahr 1951, als Edmund Plambeck zum Vorsitzenden der Eintracht gewählt wurde, der damit Geißler in diesem Amt ablöste. Spätestens unter Plambeck entwickelte sich der Verein zu einer anerkannten Adresse im Hamburger Amateursport und profitierte dabei auch vom Wachstum der Gemeinde Garstedt: Hatte der kleine Hamburger Vorort um 1940 noch eine Einwohnerschaft von 4.750 Personen, wuchs die Zahl bis 1960 auf 12.855 Einwohner an. Auch Eintracht Garstedt wuchs naturgemäß gemeinsam mit dem Ort und konnte weiterhin Jahr für Jahr höhere Mitgliedszahlen vorweisen, so konnte die im November 1952 noch gut 400 Mitglieder starke Eintracht dreizehn Jahre später im Jahre 1965 gut eintausend Mitglieder zählen, und diese Zahl in den folgenden drei Jahren noch einmal verdoppeln – und da gut ein Drittel dieser Mitglieder jugendlichen Alters war, war auch die Zukunft des Vereins gesichert. Auch neue Sportarten wie Fechten oder Tennis wurden in Garstedt nun angeboten, wobei die größte und erfolgreichste Abteilung von Eintracht Garstedt die der Leichtathletik war, die gut die Hälfte der Mitgliederzahl ausmachte.

Der Mitgliederzuwachs hatte sich aber bekanntlich schon in den Vierzigerjahren abgezeichnet, und so versuchte Edmund Plambeck jahrelang, die Garstedter Gemeindeverwaltung vom Bau einer neuen Sportanlage an der Ochsenzoller Straße zu überzeugen. Im Jahre 1962 erhielt die Eintracht schließlich ihren lang ersehnten zweiten Sportplatz und konnte 1964 auch die Fertigstellung einer modernen Laufbahn um den älteren Sportplatz feiern. Dabei half auch das gute Verhältnis des Vereins zum Ort, denn als beim Sportfest an und auf der Ochsenzoller Straße anlässlich des zwanzigsten Vereinsgeburtstags am 12. September 1965 gut fünftausend Zuschauer, also immerhin jeder dritte Einwohner des Ortes, erschienen, bezeichnete ausgerechnet Bürgermeister Horst Embacher den Verein als Säule des Garstedter Vereinslebens und sagte in seiner Rede wörtlich: „Eintracht und Garstedt gehören zusammen und werden gemeinsam weiterwachsen und gedeihen“.

Horst Embacher

Hieran ist schon ersichtlich, dass die Vereinsgeschichte der Eintracht eng mit der politischen Geschichte Garstedts verbunden war. 1959 hatte Horst Embacher das Bürgermeisteramt vom umstrittenen Vorgänger Friedrich Lange übernommen und spätestens unter Embacher wandelte sich Garstedt vom ländlichen Dorf zu einer aufstrebenden Vorortgemeinde, die von der Verlängerung der U1 nach Garstedt, dem Bau eines modernen Gemeindezentrums am heutigen Herold-Center und dem Anlegen neuer Industriegebiete profitierte. Ab den Sechzigerjahren wurde auch immer wieder eine Neugliederung der Gemeinden ins Gespräch gebracht: So war bereits 1963 ein Planungsverband mit den Garstedter Nachbarorten Friedrichsgabe, Glashütte und Harksheide im Gespräch, und ab 1966 wurde erstmals die Gründung einer neuen Stadt überprüft, was die Berichterstattung in und um Garstedt in den folgenden Jahren dominieren sollte. Zum 1. Januar 1970 wurde der Zusammenschluss der vier Nachbargemeinden schließlich vollzogen und der Stadt der Name Norderstedt gegeben, was bereits seit den Fünfzigerjahren eine übliche Bezeichnung für die Gemeinden nördlich von Hamburg war. Das ehemalige Bauerndorf Garstedt hatte zu diesem Zeitpunkt bereits 21.184 Einwohner und galt zuletzt sogar als größtes Dorf Schleswig-Holsteins, da es die einwohnerreichste Gemeinde im Bundesland war, die kein Stadtrecht genoss.

Hans-Heinrich Fischer

Eintracht Garstedt schrieb ebenfalls positive Nachrichten, erhielt Ende der Sechzigerjahre seine ersten Tennisplätze und stellte ab dem 11. Mai 1968 mit Gründungsmitglied Hans-Heinrich Fischer sogar den Vorsitzenden des Kreissportverbandes Pinneberg. Auch die Fußballabteilung war in aller Munde, denn sie konnte nicht nur den ehemaligen HSV-Trainer Martin Wilke als Übungsleiter verpflichten, sondern schaffte unter seiner Leitung sogar die Qualifikation für den Norddeutschen Pokal und ein Jahr nach Gründung Norderstedts auch endlich den lang ersehnten Aufstieg in die zweithöchste Hamburger Fußballliga.

Dennoch bedeutete die Stadtgründung indirekt das Ende der Eintracht: Bereits eine Woche nach dem Entstehen der neuen Stadt wurde die Tanzsportabteilung von Eintracht Garstedt auf Bestreben von Edmund Plambeck unter dem Namen 1. SC Norderstedt ausgegliedert, wobei Plambeck parallel zu seinem Amt als Vorsitzender bei der Eintracht auch sogleich zum Präsidenten des neugegründeten 1. SCN ernannt wurde. Eintracht Garstedt beschloss zwei Jahre später am 10. März 1972, sich dem neuen Verein mit Wirkung zum 1. Juli anzuschließen, und damit war die Geschichte des SV Eintracht Garstedt nach 27 überaus erfolgreichen und spannenden Jahren beendet.

Sowohl für den Breitensport als auch für den Leistungssport in Garstedt und Norderstedt wurde der neue Klub allerdings ein Glücksfall, denn insbesondere die erfolgreichen Fußball- und Volleyballmannschaften des 1. SCN sollten die Stadt in den folgenden Jahren gut repräsentieren – und da die Fußballabteilung seit 2003 unter dem Namen Eintracht Norderstedt antritt, lebt Eintracht Garstedt heute auch im Vereinsnamen wieder auf, woran man erkennen kann, dass der Garstedter Sport seine Wurzeln nie ganz vergessen hat.

Gründungsprotokoll

Ein Stück Zeitgeschichte: Das von Schriftführer Bruno Witt verfasste Protokoll der Gründungsversammlung.

Der SV Eintracht Garstedt 1945 wurde am 18. November des Jahres 1945 gegründet. Dennoch geben unterschiedliche Quellen drei unterschiedliche Gründungsdaten an, weswegen lange nicht klar war, wann die Eintracht wirklich gegründet wurde: Während Eintracht Norderstedt in seiner Satzung den 2. November als Gründungstag angibt, wird der 1. November in der Satzung des 1. SC Norderstedt genannt – das Fußball Lexikon Hamburg, ein Standardwerk zur Hamburger Fußballgeschichte, nennt dagegen den 18. November 1945 als Gründungsdatum des SV Eintracht Garstedt. Aufschluss bei dieser Fülle an verschiedenen Terminen gibt dabei das Protokoll der Gründungsversammlung des Vereins, dem von Schriftführer Bruno Witt verfassten ältesten erhaltenen Dokument in der Geschichte von Eintracht Garstedt, das mit dem 18. November datiert wurde. Da nach deutschem Vereinsrecht ein Verein erst mit der ersten Mitgliederversammlung als amtlich gegründet gilt, war das tatsächliche Gründungsdatum der Eintracht damit unstrittig der 18. November 1945. Interessanterweise geben damit sowohl die Satzung des 1. SC Norderstedt als auch die der heutigen Eintracht ein falsches Datum an.

Der Name des ersten Vorsitzenden ist übrigens ebenfalls lange umstritten gewesen: Während der Vorname Herbert in allen Quellen korrekt angegeben wird, tummeln sich zahllose Varianten seines Nachnamens in den verschiedenen Garstedter Informationsquellen. So findet man sowohl die Schreibweisen Giencke und Gienke (einmal mit „ck“ und einmal nur mit „k“) als auch den Namen Grimcke für den ersten Vorsitzenden der Garstedter Vereinsgeschichte. Erneut ist es das Protokoll der Gründerversammlung, die Licht ins Dunkel bringt und den Nachnamen Grimcke mit „ck“ als korrekte Variante belegt.

Zu guter Letzt finden sich auch noch unterschiedliche Angaben zur Anzahl der Gründungsmitglieder von Eintracht Garstedt. Laut Protokoll waren 37 Personen bei der Gründungsversammlung anwesend, auch wenn gelegentlich von 34 oder sogar nur 32 Personen die Rede ist.

Verwandtschaften

Es gibt bis heute Sportvereine im Garstedter Raum, die unmittelbar auf den SV Eintracht Garstedt zurückgehen. Nicht aufgeführt werden hier Vereine, die auf den 1. SC Norderstedt zurückzuführen sind, auch wenn diese natürlich indirekt auch mit Eintracht Garstedt verwandt sind.

Der bekannteste und auch naheliegendste mit Eintracht Garstedt verbundene Verein ist dementsprechend der 1. Sport-Club Norderstedt, denn immerhin ist dies der Verein, mit dem sich die Eintracht später zusammengeschlossen hat. Die häufig gehörte Behauptung, dass Eintracht Garstedt sich schlicht in 1. SC Norderstedt umbenannt hätte, ist jedoch nicht wahr: Vielmehr spaltete sich die Tanzsportabteilung der Eintracht bereits am 7. Januar 1970 als 1. SC Norderstedt vom Gesamtverein ab, ehe sich Eintracht Garstedt dem Tanzverein zum 1. Juli 1972 anschloss. Die Gründung des 1. SC Norderstedt war übrigens seinerzeit ein Kniff einiger Garstedter Vereinsfunktionäre: Indem man den Verein kurz nach der Stadtgründung aus der Taufe erhoben hatte, konnte man sich den begehrten Vereinsnamen mit der Stadtbezeichnung sichern, und verhinderte so, dass andere sich diesen Vereinsnamen zu eigen machten. Der SCN entwickelte sich nach dem Zusammenschluss schließlich zum bedeutendsten Sportverein innerhalb der Stadtgrenzen und konnte die Stadt insbesondere durch ihre erfolgreiche Fußballabteilung in den folgenden Jahrzehnten überregional bekannt machen.

Die Turnabteilung von Eintracht Garstedt kooperierte ab Januar 1965 mit dem benachbarten TuS Alstertal und nannte sich fortan Leichtathletikgemeinschaft Alstertal/Garstedt, welcher sich zu einem der damals renommiertesten Leichtathletikvereine Norddeutschlands entwickelte und dessen Training auf der Anlage in Garstedt stattfand. Auch wenn nach wie vor alle Mitglieder der LG Alstertal/Garstedt den beiden Stammvereinen angehörten, wurde die LG Alstertal/Garstedt unter dem Vorsitzenden Detlef Gleichfeld im Februar 1967 formal unabhängig, und Ende Januar 1970 konnte auch die Turnabteilung von TuRa Harksheide für den Verein gewonnen werden, der sich daraufhin in Leichtathletikgemeinschaft Alsternord umbenannte. Heute gehören der LG Alsternord neben TuRa Harksheide die beiden Nachfolgevereine der Gründungsmitglieder – der 1. SC Norderstedt und der SC Alstertal/Langenhorn – sowie seit Neujahr 2016 der WSV Tangstedt an. Der Verein ist zwar nicht mehr in Garstedt aktiv, trainiert aber nach wie vor auf verschiedenen Sportstätten in Norderstedt und Nord-Hamburg.

Trivia

Eintracht Garstedt in der Abendblatt-Rubrik „Aus den Hamburger Vereinen“.

Mitte Januar 1963 wurde die Spalte „Aus den Hamburger Vereinen“ im Hamburger Abendblatt eingeführt, in der regelmäßig mittwochs Meldungen der Hamburger Breitensportvereine veröffentlicht wurden. Eintracht Garstedt wurde erstmals am 3. April 1963 erwähnt, als der Klub den Vereinsbeitrag für erwachsene Mitglieder auf 3,– DM erhöhte. Anderthalb Monate später, am 22. Mai 1963, kam Garstedt erneut in dieser Rubrik vor, als das Abendblatt einen von Hans-Heinrich Fischer in den Vereinsnachrichten veröffentlichten Leitartikel zitierte, in dem sich Fischer mit dem Thema Jugend, Freizeit und Sport auseinandersetzte. Er stellte die von ihm so bezeichnete Vergnügungsindustrie als gefährlich dar und bemerkte, dass es Zeit dafür sei, dass der Sport gegen die von ihm so bezeichneten „Reklametrommler“ den Anschlusstreffer erziele.

Am 7. Dezember 1965 wurde im Hamburger Abendblatt die Garstedter Turnabteilung vorgestellt.
Antje Gleichfeld

Im Dezember 1965 erschien im Abendblatt ein Artikel über die viel gelobte Turnabteilung von Eintracht Garstedt: Es gab sechs Turngruppen, in der Kinder ab vier Jahren turnten, und man war mittlerweile an die Kapazitätsgrenzen gestoßen, da man lediglich zwei Turnhallen am Aurikelstieg und am Lütjenmoor zur Verfügung hatte, obwohl nach wie vor ein großer Andrang bestand. Im April 1965 war bekannt geworden, dass die Schule Niendorfer Straße eine neue Turnhalle baute, die im Herbst 1966 fertiggestellt werden sollte und Garstedts Turnabteilung entlasten würde.

Turnlehrer bei der Eintracht waren unter anderem Karlfried Wochnowski und Antje Gleichfeld, wobei letztere große Erfolge in der Leichtathletik feiern konnte. 1960 und 1964 nahm sie an den Olympischen Spielen in der Disziplin 800 Meter teil und konnte in beiden Fällen mit knapp über zwei Minuten den fünften Platz erringen. Außerdem turnte sie bei der LG Alstertal/Garstedt, der Leichtathletikgemeinschaft Garstedts mit dem benachbarten TuS Alstertal, für die sie mehrfache Deutsche Meisterin in zahlreichen Disziplinen wurde: Fünfmal über 800 und zweimal über 400 Meter, zweimal über 800 Meter in der Halle und viermal in der Waldlauf-Kurzdistanz. Zudem wurde sie jeweils gemeinsam mit den Mannschaftskolleginnen Irmtraut Heer und Karin Kessler zweimal Meisterin in der 800-Meter-Staffel, einmal in der Waldlauf-Staffel und einmal im Fünfkampf.

Günther Wilke alias Erni Eckstein in seiner Kolumne vom 22. März 1971.

Eine kuriose Geschichte ereignete sich laut Hamburger Abendblatt im März 1971. Ein gewisser Luigi, seines Zeichens Spieler der sechsten Herrenfußballmannschaft von Eintracht Garstedt, musste sich vor dem Spielausschuss rechtfertigen, nachdem er den Schiedsrichter in einem nicht genannten Spiel einen „Idioten“ genannt hatte und dafür vom Platz gestellt wurde. Während sich besagter Luigi vor dem Spielausschuss ausschließlich auf Italienisch verteidigte, erhielt er Unterstützung von seinem Mannschaftskapitän Cosimo, der in gebrochenem Deutsch andeutete, dass der nicht namentlich erwähnte Schiedsrichter etwas gegen Italiener habe („Dreimal hat der Gegenspieler Luigi gegen das Bein getretten! Warum hat der Schiedsrichter nicht gepfeift? Weil wir Ausländer sind?“) und sich hierbei auch über den selben Schiedsrichter in einem anderen Spiel beschwerte („Neulich gegen die HT 16 stand es bis zur 85. Minute 0:0, und da pfeift der Schiedsrichter Elfmetter gegen uns. Warum pfeift er Elfmetter?“). Der Vorsitzende des Spielausschusses, Karl-Heinz Manja, hatte laut Bericht Probleme, das Gespräch wieder auf die Beleidigung Luigis zu lenken und fragte die Italiener, warum Luigi das Wort auf Deutsch und nicht auf Italienisch gesagt habe, woraufhin Cosimo schulterzuckend gesagt haben soll: „Bitte särr, das gätt nicht, ‚Idiot‘ ist international.“ Der schmunzelnde Spielausschuss ließ daraufhin Gnade vor Recht ergehen und sperrte Luigi lediglich für ein Spiel.


1. SC Norderstedt


Vereinsgründung


Vereinserfolge


Zuschauer


Schiedsrichter


Trivia


Warum HFV statt SHFV?

Hamburger Fußball-Verband Schleswig-Holsteinischer Fußball-Verband

Die Mitgliedsvereine des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) teilen sich auf 21 Landesverbände auf, die in ihren Grenzen zumeist mit den 16 deutschen Bundesländern identisch sind (lediglich Baden-Württemberg, Nordrhein-Westfalen und Rheinland-Pfalz teilen sich in mehrere Landesverbände auf). Einer dieser Verbände ist der Hamburger Fußball-Verband (HFV), dem auch unsere Eintracht angehört, obwohl der Klub seinen Sitz im schleswig-holsteinischen Norderstedt hat. Auch heutzutage wundern sich daher viele Fans und Interessenten des Hamburger Amateurfußballs darüber, dass Eintracht Norderstedt nicht im Schleswig-Holsteinischen Fußball-Verband (SHFV) aktiv ist, obwohl man ihm geographisch gesehen eigentlich angehören müsste. Tatsächlich spielt eine ganze Armada von Fußballklubs aus der Umgebung Hamburgs im HFV, obwohl sie eigentlich zum Bereich des SHFV oder des niedersächsischen NFV gehören, was von Fußballfans innerhalb der Hamburger Stadtgrenzen oft auch mit Unverständnis aufgenommen wird, wenn beispielsweise „auswärtige“ Vereine das Hamburger Pokalfinale erreichen oder in die Oberliga Hamburg aufsteigen, wo sie den „städtischen“ Klubs die Startplätze wegnehmen würden.

Doch woran liegt das eigentlich? Warum hat die Hamburger Stadtgrenze im Fußball nahezu keinerlei Bedeutung, während in fast allen anderen Bundesländern strikt auf die Landesgrenzen geachtet wird, wenn es um die Verbandszugehörigkeit von Sportvereinen geht?

Ein Kreis will in die Stadt

Hamburg-Altonaer Fußball-Bund

Diese Verhältnisse haben ihren Ursprung bereits in der Anfangszeit des Hamburger Fußballs. Als die infrastrukturelle Situation in ländlichen Regionen deutschlandweit noch bei Weitem nicht so entwickelt wie heute war, war es für die Vereine aus den Hamburger Nachbarorten naheliegend, sich im Hamburger Spielbetrieb anzumelden, als ständig Auswärtsfahrten quer durch das kaum erschlossene Schleswig-Holstein oder Niedersachsen durchzuführen – dies spiegelte sich auch im Namen des ersten Hamburger Verbandes wieder, dem Hamburg-Altonaer Fußball-Bund (HAFB), denn Altona gehörte damals noch nicht zu Hamburg sondern zu Preußen, also praktisch zum heutigen Schleswig-Holstein. Gemeinsam mit den anderen norddeutschen Fußballvereinigungen fusionierte der HAFB im Jahre 1905 zum Norddeutschen Fußball-Verband (NFV), wobei Hamburg-Altona weiterhin als Bezirk fort bestand. Erst als die Sportverbände mit der Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 gleichgeschaltet wurden und die Gauligen die Regionalverbände ersetzten, hörte der Fußballbezirk Hamburg-Altona auf zu bestehen, zumal durch das Groß-Hamburg-Gesetz 1937 die Stadt Altona nach Hamburg eingemeindet wurde – nach wie vor spielten die Vereine aus den nördlichen Hamburger Vororten jedoch im Hamburger Spielbetrieb. In der Zeit der Weimarer Republik und der Anfangsjahre des Dritten Reichs verbesserte sich die verkehrstechnische Lage in den ländlicheren Gebieten zwar, doch durch den Zweiten Weltkrieg wurde ein großer Teil der Infrastruktur zerstört, so dass die Hamburger Nachbarvereine auch nach dem Zweiten Weltkrieg im Hamburger Bereich bleiben wollten.

Norddeutscher Fußball-Verband

Als der Weltkrieg beendet wurde, waren die wenigen Verkehrswege in den Hamburger Vororten hauptsächlich auf die Stadt ausgerichtet und beim Neuaufbau des öffentlichen Personennahverkehrs hatte verständlicherweise eine gute Verbindung zu Hamburg eine höhere Priorität als eine Verbindung ins schleswig-holsteinische Landesinnere. Zudem hatten auch die Vereine ihre wirtschaftlichen Schwierigkeiten, denn durch Zwangsenteignungen, unfähige Vereinspräsidenten aufgrund des Führerprinzips und den Verlust zahlloser Sportler konnten viele Klubs kaum die Kosten aufwenden, die mit einem Spielbetrieb in Schleswig-Holstein und Niedersachsen verbunden gewesen wären, weswegen für viele Vereine eine Angliederung in die entsprechenden Sportverbände finanziell gar nicht zu stemmen gewesen wäre.

Als im Januar 1946 das Ligasystem in Hamburg wieder eingeführt wurde, tummelten sich daher zahllose Vereine aus den angrenzenden Gebieten der Kreise Stormarn und Herzogtum Lauenburg sowie auch vereinzelte Klubs aus Niedersachsen im Hamburger Ligasystem – lediglich die weiter entfernt befindlichen Vereine der genannten Kreise zogen es vor, im schleswig-holsteinischen Spielbetrieb anzutreten. Doch besonders auffallend war, dass in den folgenden Jahren ausnahmslos der gesamte Kreis Pinneberg im Hamburger Fußball seine Heimat fand – und dies lag nicht einzig daran, dass das Kreisgebiet bereits damals relativ gut ans Hamburger Verkehrsnetz angeschlossen war. Es hat vielmehr politische Gründe, dass der Kreis Pinneberg bis heute im Hamburger Fußball-Verband aktiv ist, obwohl das Kreisgebiet gar nicht zu Hamburg gehört, und diese Gründe erklären auch, warum Eintracht Norderstedt heutzutage Mitglied im HFV und nicht im SHFV ist.

Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden Hamburg, Schleswig-Holstein und Niedersachsen vom Vereinigten Königreich besetzt, womit fortan die britische Militärregierung für die Belange im Kreis Pinneberg verantwortlich war. Alle existierenden Organisationen wurden aufgelöst und es dauerte bis Spätherbst 1945, bis die Briten die Neugründung von Sportvereinen wieder gestatteten, wobei im November dieses Jahres auch Eintracht Garstedt gegründet wurde. Allerdings durften die Vereine im Kreisgebiet in jedweder Sportart ausschließlich gegen andere Mannschaften des Kreises Pinneberg antreten, weswegen auch kein Fußballverein aus dem Kreis im Jahre 1945 an irgendeinem geregelten Spielbetrieb in Hamburg oder Schleswig-Holstein teilnehmen konnte – während die nur wenige Kilometer entfernt spielenden Sportvereine in Hamburg und den anderen Kreisen Schleswig-Holsteins bereits geregelte Wettkämpfe austragen durften, waren den Pinnebergern aufgrund der Spielverbote der Besatzungsmacht vorerst die Hände gebunden. Auch innerhalb der Kreisgrenzen war allerdings kein Spielbetrieb aufrechtzuerhalten, da die Militärregierung erst Anfang 1946 die Gründung eines Sportverbandes gestattete, der diese Wettbewerbe hätte organisieren können.

Ein Kreis kommt in die Stadt

Pinneberger Verband für Leibesübungen

Die Gründung des Pinneberger Verbandes für Leibesübungen (PVL) am 25. Mai 1946 war dann der erste Schritt für die Vereine im Landkreis, wieder in einen organisierten Spielbetrieb eingegliedert zu werden, und hier zeigte sich bereits, dass die Klubs im Kreisgebiet eher auf Hamburg ausgerichtet waren als auf Schleswig-Holstein, da sich der Verband selbst in seinem Gründungsprotokoll die schnellstmögliche Eingliederung der Pinneberger Mannschaften in die Hamburger Sportligen zum Ziel setzte – und das nicht nur wegen der besseren Verkehrsanbindung sondern auch, weil die Hamburger Ligen als leistungsstärker galten. Hierfür musste jedoch nicht nur der PVL zustimmen, sondern auch der Ende 1945 gegründete Hamburger Verband für Leibesübungen (HVL), der sich penibel an die Vorgaben der Militärregierung hielt und deswegen viele Monate lang keine Pinneberger Mannschaften in seinem Spielbetrieb gestattete. Die ersten Vereine, die die Freigabe des HVL erhielten, waren der Rellinger TV (der keine Fußballabteilung besaß) und Eintracht Garstedt, welcher somit bereits im Frühjahr 1946 in einer Hamburger Fußballliga antreten konnte und damit der erste Verein aus dem gesamten Kreis Pinneberg war, der nach dem Zweiten Weltkrieg am regulären Spielbetrieb im Fußball teilnehmen konnte. Auch der VfR Uetersen und Holsatia Elmshorn wurden noch in der selben Saison ins Ligasystem aufgenommen.

Es dauerte bis in die folgende Saison, dass auch die meisten anderen Vereine des Kreises Pinneberg an den Sportwettkämpfen des HVL teilnehmen durften, wobei dies im Fußball deutlich beschleunigt wurde, nachdem sich am 1. Februar 1947 der Hamburger Fußball-Verband (HFV) vom HVL abspaltete und damit praktisch eigenständig seine Entscheidungen treffen konnte. Der HFV hatte weit weniger Vorbehalte, Pinneberger Vereine in seine Ligen aufzunehmen, und 1948 gab es bereits so viele Vereine aus dem Kreis Pinneberg im Hamburger Ligasystem, dass eine der damals dreizehn Hamburger Staffeln fast ausschließlich aus Mannschaften aus dem Kreisgebiet stammte.

Hamburger Sportbund Landessportverband Schleswig-Holstein

Damit entstanden aber neue Probleme. Nun ergab sich nämlich die Frage, in welchem regionalen Dachverband die Vereine überhaupt Mitglied sein sollten, denn Anfang 1947 hatte sich der Landessportverband Schleswig-Holstein (LSV) als Dachverband des nördlichsten Bundeslandes gegründet, dem naturgemäß auch der Pinneberger Verband beitrat. Viele Mitgliedsvereine des PVL hatten sich aber bereits vorher dem Hamburger Verband für Leibesübungen angeschlossen, der als Dachverband Hamburgs diente und sich 1948 in Hamburger Sportbund (HSB) umbenannte. Diese Pinneberger Vereine spielten damit nicht mehr als Gastvereine in den Hamburger Ligen sondern als reguläre Mitglieder, und da der schleswig-holsteinische Dachverband 1948 seine Beitrittskosten erhöhte, spielten auch weitere Pinneberger Vereine mit diesem Gedanken. Im Dezember 1948 trafen sich Vertreter der drei beteiligten Verbände HSB, LSV und PVL, und vereinbarten, dass Vereine an der Hamburger Stadtgrenze regulär am Hamburger Spielbetrieb teilnehmen dürfen, aber dazu bewegt werden sollten, dem HSB auszutreten, da sie als politisch zu Schleswig-Holstein gehörende Vereine dem Dachverband LSV angehören sollten. Am 1. Juli 1951 wurde diese Regelung verschriftlicht. Folgekosten würden für die Vereine dabei nicht entstehen, da die Mitgliedsbeiträge gerecht aufgeteilt werden würden.

Kreissportverband Pinneberg

Doch ohne den mittlerweile in Kreissportverband Pinneberg (KSV-Pinneberg) umbenannten Kreisverband zu informieren, verstießen die Dachverbände aus Hamburg und Schleswig-Holstein schließlich selbst gegen diese Regelung und vereinbarten unter Ausschluss des Pinneberger Kreisverbandes, dass Vereine im Hamburger Grenzgebiet selbst entscheiden könnten, welchem Dachverband sie beitreten wollen. In dessen Folge traten zahllose Vereine aus dem Pinneberger Verband aus und schlossen sich dem HSB an, zumal die betreffenden Vereine davon profitierten, sowohl Fördermittel des Hamburger Verbandes als auch ihrer schleswig-holsteinischen Gemeinde zu erhalten, was nicht nur eine ungerechte Bevorteilung war sondern laut Hamburger Sportamt auch verboten gewesen ist. Es dauerte bis Ende der Sechzigerjahre, dass der HSB diese Ungleichbehandlung beendete, was wiederum eine Welle der Austritte aus dem HSB und in den KSV-Pinneberg zur Folge hatte.

Heute sind diese Vereine sowohl Mitglied im KSV-Pinneberg als auch im schleswig-holsteinischen Dachverband LSV und damit nicht im HSB, doch steht es den Vereinen frei, ihre Abteilungen in die jeweiligen Hamburger Fachverbände der entsprechenden Sportart anzumelden, weswegen beispielsweise alle Pinneberger Klubs im Hamburger Fußball-Verband Mitglied sind.

Ein Kreis bleibt in der Stadt

An der heutigen Situation der Hamburger Nachbarvereine hat sich kaum etwas verändert: Nach wie vor spielen sämtliche Fußballvereine des Kreises Pinneberg in Hamburger Ligen und auch die meisten nahe der Stadtgrenze angesiedelten Vereine im Rest von Schleswig-Holstein haben ihre langfristige Heimat im Hamburger Fußball gefunden. Diese Situation findet sich bis heute aus ganz ähnlichen Gründen auch in anderen Sportarten wie Handball und Volleyball. Lediglich viele niedersächsische Vereine, die nach dem Zweiten Weltkrieg noch im Hamburger Spielbetrieb aktiv waren, sind mittlerweile in den niedersächsischen Verband gewechselt, so dass heutzutage nur noch der Buxtehuder SV und der TSV Buchholz 08 im HFV übrig geblieben sind – ein Grund dafür mag sein, dass Niedersachsen durch die Elbe von Hamburg getrennt wird, und es heutzutage für viele niedersächsische Fußballmannschaften sogar eher unpraktisch wäre, im Hamburger Bereich Fußball zu spielen.

Als die Gemeinde Garstedt 1970 mit drei Nachbargemeinden zur Stadt Norderstedt fusionierte und Eintracht Garstedt damit plötzlich nicht mehr im Kreis Pinneberg sondern im Kreis Segeberg ansässig war, änderte sich am Ligabetrieb im Norderstedter Raum wenig. Es wäre zu umständlich gewesen, die bestehenden Norderstedter Vereine nun in den schleswig-holsteinischen Spielbetrieb einzugliedern, bloß weil sich die Kreisgrenzen verschoben haben, nachdem es sich über zwei Jahrzehnte lang bewährt hatte, die Vereine im Hamburger Spielbetrieb antreten zu lassen. Die betroffenen Vereine Eintracht Garstedt, Glashütter SV, SV Friedrichsgabe und TuRa Harksheide waren allerdings nicht die ersten Klubs aus dem Kreis Segeberg im Hamburger Fußball, da bereits zuvor der TSV Ellerau in den unteren Hamburger Spielklassen antrat. Heutzutage gibt es tatsächlich einige Norderstedter Fußballvereine im SHFV (namentlich der FFC Nordlichter Norderstedt und Rot-Weiß Norderstedt), doch die vier ältesten Klubs der Stadt sind nach wie vor traditionell im HFV aktiv und auch der Norderstedter SV, der bis zur Jahrtausendwende im Spielbetrieb Schleswig-Holsteins spielte, ist heute Teil des Hamburger Ligasystems.

Kreissportverband Segeberg

Auch wenn die Fußballabteilung von Eintracht Garstedt bekanntlich im Hamburger Fußball-Verband aktiv war, trat der Gesamtverein nie dem Hamburger Sportbund teil sondern war immer nur Mitglied im KSV-Pinneberg. Erst als der Ort 1970 zu Norderstedt kam und damit in den Kreis Segeberg wechselte, kehrte Eintracht Garstedt dem KSV-Pinneberg den Rücken um entsprechend im KSV-Segeberg aufgenommen zu werden. Die Mitgliedschaft erlosch naturgemäß mit Auflösung des Vereins, doch die Nachfolgevereine 1. SC Norderstedt und Eintracht Norderstedt sind ebenfalls dem KSV-Segeberg beigetreten, auch wenn die einzelnen Sportabteilungen in der Regel Mitglieder der Hamburger Fachverbände sind, so wie beispielsweise Eintracht Norderstedt im HFV.

 
   
 
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